Horitschon: Über 20 Jahre Erfahrung mit Asylwerbern
Im Gasthaus Lazarus sind etwa 80 Asylwerber aus etwa 20 Ländern untergebracht.
BEZIRK (ms). Nach Aussage von LR Peter Rezar habe das Burgenland die Asylquote mittlerweile erfüllt. Im Bezirk Oberpullendorf gibt es in sechs Gemeinden 16 Quartiere, wo insgesamt 220 Asylwerber untergebracht sind.
Diakon Gerhard Bollardt kümmert sich für den Verein "Flüchtlingshilfe Horitschon/Unterfrauenhaid" um 140 Flüchtlinge, mit denen er auch Deutschkurse abhält oder auch als Chauffeur zum Arzt oder Einkaufen fährt.
"Ich bin in vielen Fälle der erste Ansprechpartner", so Bollardt. "Unterfrauenhaid hat 600 Einwohner und 60 Flüchtlinge. So manche Schwierigkeit ist da vorprogrammiert. Oft liegt es aber daran, dass die Leute falsch informiert sind und sich etwa aufregen, weil die Flüchtlinge nichts arbeiten. Asylanten dürfen aber nicht arbeiten", weiß Bollardt. Unterstützung erhält er auch von der Gemeinde.
80 Personen in Horitschon
Seit über 20 Jahren werden im Gasthaus Lazarus in Horitschon Asylwerber untergebracht. "Die HoritschonerInnen sind es also gewohnt, dass Asylwerber hier wohnen. Zurzeit sind rund 80 Personen untergebracht. Das Zusammenleben funkioniert meist sehr gut, ist aber durchaus von der Nationalität her unterschiedlich. Aus manchen Ländern erfolgt eine sehr rasche Integration, bei anderen ist diese schwieriger. Das hängt sicher auch von der Mentalität der Herkunftsländer ab", sagt Bgm. Peter Heger.
Die Gemeinde kümmert sich um die schulische und Kindergartenbetreeung. Eine Integration bei Vereinen ist stark vom jeweiligen Asylwerber selbst abhängig. "Wir hatten schon einige Fußballer oder Flüchtlinge, die sich zur Feuerwehr meldeten. Das Engagement geht von ihnen selbst aus", schildert der Bürgermeister.
Rund 20 Nationen
Derzeit sind im Gasthaus Lazarus Asylwerber aus etwa 20 Ländern untergebracht. "Die Nationalitäten ändern sich natürlich immer wieder. Momentan sind viele aus Somalia, Syrien und Afghanistan hier. Der überwiegende Teil sind junge Männer zwischen 20 und 30 Jahre, aber auch ein paar Frauen und Familien mit Kindern", schildert Anton Lazarus, der seit dem Kosovokonflikt 1998 durchgehend Asylwerber untergebracht hat.
"Wir haben zwei Häuser, wo die Asylwerber in Zweibettzimmern wohnen. Jedes Zimmer hat einen Fernseher und eine Nasszelle. Es gibt zwar immer wieder Kleinigkeiten zu reparieren, aber insgesamt funktioniert das Zusammenleben sehr gut. Sie bekommen drei Mahlzeiten am Tag, verbringen gerne Zeit am Fußballplatz. Einige arbeiten auch als Erntehelfer bei den Weinbauern", schildert Lazarus.
Folter und Misshandlung
Die Verständigung erfolgt, so der Quartiergeber, meist auf Englisch oder Deutsch. "Diejenigen, die schon länger hier sind, unterstützen die anderen als Dolmetsch. Der Großteil ist auch bemüht Deutsch lernen und zeigt enormen Integrationswillen. Bei manchen merkt man ein großes Trauma aufgrund von Folter, Krieg und Misshandlungen. Da dauert es selbstverständlich viel länger, bis sie sich öffnen", so Lazarus.
"Ich bin froh in Horitschon zu sein. Es gab viele Probleme in meiner Heimat. Österreich ist schön, die Leute sind sehr nett und Herr Lazarus sehr gut zu uns. Ich besuche die Volkshochschule, um noch besser Deutsch zu lernen und spiele Fußball", berichtet Mohammed Beshir aus Afghanistan, der rund elf Monate in Horitschon wohnt.
Barat Mersai pflichtet ihm bei: "Auch ich komme aus Afghanistan und freue mich nun hier zu sein. Die Leute sind gut und wir sind in Sicherheit."
Liben aus Somalia ist seit einigen Monaten in Österreich: "Ich möchte gerne Deutsch lernen, doch die Angebote und Lehrer sind eher rar. Da würde ich mir mehr Unterstützung durch die Politik wünschen. Deutsch zu können, ist mir wichtig."
Daten & Fakten
Es gibt mit 15. Mai 220 AsylwerberInnen im Bezirk OP, die auf 16 Quartiere aufgeteilt sind. Von diesen sind 3 in Deutschkreuz, 5 in Horitschon, 1 in Lindgraben, 2 in Neckenmarkt, 4 in Oberpullendorf, 1 in Unterfrauenhaid. Diese 16 Quartiere umfassen sowohl Privatunterkünfte von Einzelpersonen wie auch organisierte Unterkünfte.
In Horitschon waren Ende des Jahres 2014 Asylwerber aus 19 Ländern (Ukraine, Armenien, Benin, Syrien, Kasachstan, Albanien, Nigeria, Sudan, Senegal, Ghana, Afghanistan, Kosovo, Kongo, Tansania, Pakistan, Kamerun, Iran und Bangladesh) untergebracht.
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