BH Völkermarkt
Von der Obrigkeit zum Dienstleister
150 Jahre Bezirkshauptmannschaften in Österreich: Geschichte und Aufgaben der BH Völkermarkt. VÖLKERMARKT (sj). Heuer feierten die Bezirkshauptmannschaften (BH) in Österreich ihr 150jähriges Bestehen. Die breite Öffentlichkeit nahm in Kärnten davon eher weniger Notiz, der große Festakt dazu fand bereits im Mai in Graz statt. Dennoch ist das Jubiläumsjahr ein triftiger Grund, einen Blick auf die Aufgaben und die Geschichte der BH Völkermarkt zu werfen.
Aus der Geschichte
Eigentlich gibt es die BH in Österreich schon länger als 150 Jahre. Von 1848 bis 1868 waren sie sogenannte gemischte Bezirksämter, zu denen auch das Bezirksgericht gehörte. "1868 wurde die BH von der Justiz getrennt. Das markiert den Grundstein des heurigen Jubiläums", erklärt Bezirkshauptmann Gert Klösch.
Die BH Völkermarkt befindet sich seit 1860 am jetzigen Standort im ehemaligen Augustinerkloster. Derzeit arbeiten 68 Mitarbeiter in den verschiedenen Abteilungen und erfüllen Aufgaben der mittleren Bundesverwaltung (z. B. Wasserrecht oder Gewerbe) und der Landesverwaltung (z.B. Naturschutz).
Der Weg zum Dienstleister
Im Laufe der Jahrzehnte haben sich die Aufgaben und die Anforderungen an die Mitarbeiter stark gewandelt. Die BH wurde von einer Obrigkeit zum Dienstleister. "Das Klientel wird immer schwieriger, was aber ein allgemeines gesellschaftspolitisches Problem ist", erklärt Verwaltungsdirektor Christian Hartl. Außerdem stehen die Bezirkshauptmannschaften im Spannungsfeld zwischen dem Vollzug ihrer Aufgaben und der Volks- und Staatsanwaltschaft, dem Rechnungshof und verschiedenen Ombudsstellen, die ihnen dabei über die Schulter schauen.
Der Katastrophenschutz
Die Vielzahl der unterschiedlichen Aufgaben reicht vom Sichern der Gedenkfeier der Kroaten am Loibacher Feld, über das Ausstellen von Pässen bis hin zum Katastrophenschutz, um nur einige wenige zu nennen. Auf Letzteren legt Klösch besonders viel Wert: "Die Zukunft der BH liegt sicher nicht im Ausstellen von Pässen, sondern darin, im Katastrophenschutz noch besser zu werden." In seinen bald zehn Jahren als Bezirkshauptmann hatte er bis dato mit sechs Katastrophenfällen zu tun, die den ganzen Bezirk betrafen.
"Wir sind jetzt noch damit beschäftigt, die Nachwehen von Sturmtief "Yves" abzuarbeiten und hatten nun schon den nächsten Katastrophenfall", ergänzt Hartl in Anspielung auf das Hochwasser und den Sturm Ende Oktober.
Um im Fall des Falles unabhängig vom Stromnetz weiter arbeiten zu können, erhält die BH Völkermarkt als erste demnächst ein Notstromaggregat.
Kritiker fordern Abschaffung
Trotz der breiten Zuständigkeit kommen immer wieder Forderungen über eine Abschaffung der Bezirkshauptmannschaften und eine Aufteilung der Aufgaben auf andere Ebenen wie Land und Gemeinden auf. "Dann müsste jede Gemeinde mindestens einen Juristen und noch weiteres Personal einstellen", gibt Klösch zu Bedenken, "Ich stelle mich dieser Diskussion über die Abschaffung gerne und entkräfte sie positiv."
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Zur Sache:
• Die Bezirkshauptmannschaft Völkermarkt befindet sich seit 1860 im ehemaligen Augustinerkloster in Völkermarkt
• 2013 kam es zur großen Standortkonzentration, bei der das zum Kloster gehörige Stallgebäude umgebaut wurde
• Aktuell werden die Fassade und das Dach des ehemaligen Augustinerklosters in enger Absprache mit dem Bundesdenkmalamt saniert
• Die BH Völkermarkt ist im Kloster eingemietet, Eigentümer ist das Landesimmobilienmanagement (LIM)
• Die Bereiche der BH umfassen die Behördenleitung (Bezirkshauptmann), Organisation und Verwaltung, Gewerberecht, Wasserrecht und Umweltwesen, Verwaltungsstrafrecht, Pass- und Fremdenrecht, Soziales und Sicherheit, Gesundheits- und Verterinärwesen, Forstwirtschaft und Bautechnik, Führerschein-, Verkehrs- und Naturschutzrecht und Jugend und Familie.
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