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Forscher: Gletscher in Österreich sind nicht mehr zu retten

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Die Gletscher in Österreich sind bald verschwunden. Es gibt keine Hoffnung mehr. Bis Ende des Jahrhunderts werden alle Gletscher in der Alpenrepublik geschmolzen sein.

Wien – Es lässt sich wohl nicht mehr aufhalten. Der Rückgang wird immer schneller, sagt Andreas Knittel, Gletschervermesser beim Österreichischen Alpenverein, bei euronews.de. Eine Ursache dafür seien unter anderem die überdurchschnittlich warmen Frühlinge. Die schützende Schneedecke war zuletzt nur halb so dick. Seit 35 Jahren vermisst Andreas Knittel das Gletschereis in der Ankogelgruppe. Die Ankogelgruppe ist eine Gebirgsgruppe der zentralen Ostalpen und zieht sich über die Bundesländer Salzburg und Kärnten. Der Namensgeber, der Ankogel ist 3.352 Meter hoch, der höchste Gipfel ist allerdings die 3.360 Meter hohe Hochamlspitze.

Erschreckende Prognose: Zukunft der Gletscher in Österreich sieht düster aus

„Die Schneebedeckung ist in den Gletscherzungenbereichen bereits im März, Anfang April so weit abgeschmolzen, dass die Sonne das Eis praktisch direkt auflöst“, erklärt Knittel. „Alle Versuche hier entgegenzusteuern, werden nicht ausreichend sein, das zu stoppen.“ Mit seinen Messungen dokumentieren Knittel und sein Team den unaufhaltsamen Gletscherschwund. Dabei kommen inzwischen Drohnen zum Einsatz.

Selbst eine drastische C02-Einsparung könnte die Gletscher nicht mehr retten. Die Gletscher werden in Österreich bis zum Ende des Jahrhunderts komplett verschwinden, sagte der Generalsekretär der Weltmeteorologieorganisation (WMO), Petteri Taalas, bei der Vorstellung des Klimazustandsberichts, wie der österreichische standard.at berichtet. In der Schweiz werde dann gerade noch fünf Prozent der aktuellen Gletschermasse vorhanden sein. Der Gletscherschwund hat weitreichende Folgen, abgesehen vom Sommer- oder Winterskivergnügen. Ohne Gletscher fehlt das Schmelzwasser. Und die Flüsse führen dann auch weniger Wasser, was sich auf die Trinkwasserversorgung und die Stromproduktion in den Alpen auswirken könne. Das würde allerdings noch untersucht.

Österreich: Gletscher oder Eisreste?

Ein paar Eisreste könnten in Österreich jedoch noch übrigbleiben, meint Glaziologin Andrea Fischer von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften im Gespräch mit euronews.de. „Es ist insofern richtig, dass die Gletscher zum Ende des Jahrhunderts großteils verschwunden sein werden, allerdings muss man bedenken, dass je nach Szenario auch noch etwas Eis übrig bleibt.“ Nämlich, falls sich die Erderwärmung doch bei 1,5 Grad Celsius einpendelt.

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Die Pasterze ist mit etwas mehr als 8 km Länge der größte Gletscher Österreichs und der längste der Ostalpen (Archivfoto). © Eibner/imago

Gletscher in Österreich: Klima-Prognose für die Alpen

In einer aktuellen Studie über die Entwicklung des Klimas in den Alpen, veröffentlicht im Fachmagazin Climate Dynamics, gehen Forscher davon aus, dass bis zum Jahr 2100 in allen Regionen und in allen Höhenlagen der Alpen mit einer weiteren Erwärmung gerechnet werden muss. „Das Ausmaß der Erwärmung hängt aber stark vom globalen Klimaschutz ab“, ist in einer Zusammenfassung der ZAMG (Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik) zu lesen.

„Für ein Szenario bei Einhaltung des Pariser Klimaabkommens („2-Grad-Weg“, Klimaszenario RCP2.6) zeigt sich im gesamten Alpenbereich und in allen Jahreszeiten eine weitere Erwärmung bis zum Jahr 2100 von etwa 0,5 bis 1,5 Grad (im Vergleich zur Klimaperiode 1981 bis 2010).“ Dieses Temperaturniveau wird in den kommenden 20 bis 30 Jahren erreicht und müsse wohl „als ‚unvermeidlicher Klimawandel‘ bezeichnet werden.“ Die gute Nachricht sei, schreibt ZAMG, dass die Temperatur durch die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens auf diesem Niveau langfristig stabilisiert werden könne. Düster sehe es dagegen im Szenario ohne Klimaschutz aus. Beim „fossilien Weg“ würden die Temperaturen auch nach 2050 weiter um etwa 5 Grad bis zum Jahr 2100 steigen. Je nach Region und Jahreszeit gehen die Forscher nach ihren Berechnungen von einer Erwärmung von 2 bis 7 Grad aus.

Der Schnee wird in den nächsten Jahren weniger, vor allem unter 1.500 Metern, schreiben die Forscher. Obwohl die Niederschlagsmenge im Winter zunimmt. Doch durch die Erwärmung fällt eben öfter Regen statt Schnee und gefallener Schnee würde schneller schmelzen. In Österreich hat sich der Schnee in den vergangenen 60 Jahren schon verändert. An den Wiesen und Hängen zeichnet sich ein Trend ab, der kaum mehr aufzuhalten ist. 

Die Gletscher in den europäischen Alpen sind in den letzten Jahren massiv zurückgegangen. In Zukunft wird das Eis wohl weiter stark schmelzen – auch die bayerischen Gletscher stehen vor einer dramatischen Entwicklung.

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