Feuerwehrgasse (Frättingsdorf)

In Frättingsdorf kam es erst 1909, und damit vergleichsweise spät, zur Gründung einer Freiwilligen Feuerwehr – siehe hierzu auch die zeitgenössische Berichterstattung über das Gründungsfest der Freiwilligen Feuerwehr Frättingsdorf vom 9. Juli 1909 im Beitrag Mistelbach in der Zeitung Teil 1 1903-1909. Zu diesem Zeitpunkt bestanden bereits in allen heutigen Katastralgemeinden von Mistelbach zum Teil schon seit vielen Jahren Feuerwehren, mit Ausnahme der besonders nahe gelegenen und eng mit Mistelbach verbundenen Orte Lanzendorf und Ebendorf, wo sich erst in den 1920er Jahren eigene Wehren bildeten. Die späte Gründung erstaunt umso mehr, da es sich doch bei Frättingsdorf um den einzigen Industriestandort unter den Katastralgemeinden handelte, der mit seiner Ziegelfabrik noch dazu einen Industriebetrieb von bedeutender Größe beheimatete bei dem Feuer einen elementaren Bestandteil des Produktionsprozesses bildete. Warum es in Frättingsdorf erst so spät zur Errichtung einer Feuerwehr kam, nachdem die Bezirkshauptmannschaft bereits 1906 die wenigen verbliebenen feuerwehrlosen Orte nachdrücklich zur Errichtung solcher Vereine aufgefordert hatte, ist unklar.1 Die Frättingsdorfer Feuerwehr wurde ab ihrer Gründung von der Familie Steingassner, den Besitzern der Ziegelfabrik, finanziell großzügig unterstützt und Frau Mizzi Steingassner, die Tochter des Firmenchefs, fungierte als Fahnenpatin bei der im Rahmen des Gründungsfests vorgenommenen Fahnenweihe.

Das erste Zeughaus der Freiwilligen Feuerwehr Frättingsdorf dürfte noch im Gründungsjahr errichtet worden sein und selbiges befand sich an der Kreuzung der heutigen Straßen Laternengasse und Marterlweg. Der damals etwas hinter dem Ort gelegene Standort dürfte wohl aufgrund seiner direkten Lage am Mistelbach und der dadurch einfach sichergestellten Versorgung mit Wasser gewählt worden sein.

Das alte Zeughaus der Freiwilligen Feuerwehr FrättingsdorfDas alte Zeughaus der Freiwilligen Feuerwehr Frättingsdorf

Ende der 1980er Jahren war man innerhalb der Frättingsdorfer Feuerwehr übereingekommen, dass ein den geänderten Anforderungen entsprechendes, modernes Zeughaus benötigt wird. Bald wurden die Planungen konkreter und betreffend die Standortfrage fiel die Entscheidung nach intensiven Diskussionen schließlich zugunsten einer Errichtung hinter dem alten Gemeindehaus an der Verbindungsgasse zwischen der Dorfstraße (Anton Haas-Straße bzw. Holzleitenstraße) und der Hintausstraße (Werkstattstraße) aus. Im Herbst 1990 konnte schließlich mit den großteils in Eigenregie vorgenommenen Arbeiten begonnen werden und im Verlaufe der etwa zweieinhalb Jahre währenden Bauzeit wurde auch die nebenan gelegene alte Gemeindescheune renoviert, die seither als zusätzlicher Lagerraum dient. 2

Das neue Feuerwehrhaus konnte schließlich im Mai 1993 feierlich eröffnet werden3 und im Jahr darauf wurde auch das alte Gemeindehaus abgebrochen und an seiner Stelle ein neues Gemeindezentrum mit Postamt und Nahversorger errichtet.4 Das alte Zeughaus wird seither als Lagerraum durch den Dorfverschönerungsverein genutzt.5

Das 1993 eröffnete neue Feuerwehrhaus von dem sich der Name der Feuerwehrgasse ableitetDas 1993 eröffnete neue Feuerwehrhaus von dem sich der Name der Feuerwehrgasse ableitet

Im Zuge der Einführung von Straßenbezeichnungen in Frättingsdorf beschloss der Mistelbacher Gemeinderat am 6. Mai 2002 der am Feuerwehrhaus vorbeiführenden Straße den Namen Feuerwehrgasse zu geben.6

Wo befindet sich die Feuerwehrgasse (Frättingsdorf)?

 

Quellen:

  1. Feuerwehr-Signale, XXIII. Jg. – Nr. 18 (20. Juni 1906), S. 11 (ONB: ANNO)
  2. Neckam, Johann sen.: Heimatgeschichte von Frättingsdorf – hrsg. vom Zeitgeschichtlichen Dokumentationsarchiv Asparn an der Zaya (1998), S. 238ff
  3. Freiwillige Feuerwehr Frättingsdorf (Hrsg.): Festschrift anlässlich der Eröffnung des neuen Feuerwehrhauses in Verbindung mit dem 84-jährigen Gründungsfest 1909 – 1993 (1993);
    ÖVP-Bezirkspartei Mistelbach (Hrsg.)/ Bacher, Mag. Franz: Jahrbuch für den Bezirk Mistelbach 1993, S. 41 (Anm.: mit Bezirk ist in diesem Zusammenhang der damalige Gerichtsbezirk Mistelbach gemeint)
  4. Neckam, Johann: „Frättingsdorf“ In: Exl, Mag. Engelbert (Hrsg.): 125 Jahre Stadt Mistelbach – Ein Lesebuch (1999), S. 142
  5. Jakob, Christa: Kulturdenkmäler Ortsgemeinden Mistelbach, Band II (2015), S. 188
  6. Mistelbacher Gemeindezeitung, Nr. 4/2002, S. 14
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