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Berühmte optische Illusionen Punkte, Kreise, Farben - was sehen Sie?

Purple Sweet Potato "Wave" von Akiyoshi Kitaoka.

Purple Sweet Potato "Wave" von Akiyoshi Kitaoka.

(Foto: Facebook/Akiyoshi Kitaoka)

Was wir sehen, glauben wir. Doch manchmal belügt uns unser Gehirn. Optische Täuschungen sind faszinierend, funktionieren aber nicht für jeden Menschen gleich. Vorsicht, Schwindelalarm!

"Dressgate" machte den Anfang und sorgte vor einigen Jahren für heftige Diskussionen. Eine scheinbar banale Frage um die Farbe eines Kleides riss tiefe Gräben in Büros und Stammtischrunden. Später verblüffte erst ein irres Adele-Bild die Netzgemeinde, dann spielten rosafarbene Herzen verrückt und schließlich ließ ein verzweifelter Vater die Welt an seinem Holzschienen-Dilemma teilhaben.

Das menschliche Gehirn ist leicht zu verwirren und die Menschheit immer wieder aufs Neue fasziniert von derart optischen Täuschungen. Es gibt Tiefenillusionen, Farbillusionen, geometrische Illusionen, Bewegungsillusionen und einige mehr. In all diesen Fällen scheint das Sehsystem falsche Annahmen über die Natur des Sehreizes zu treffen, wie sich unter Zuhilfenahme weiterer Sinne oder durch Entfernen der auslösenden Faktoren zeigen lässt. Trauen Sie ihren Augen - aber nicht Ihrem Gehirn.


1. Bewegte Kreise von Akiyoshi Kiaoka

Der japanische Psychologieprofessor Akiyoshi Kitaoka befasst sich seit Langem mit optischen Täuschungen - die "Bewegten Kreise" sind wohl seine berühmteste.

Scheinbar winden sich Schlangen-Kreise auf dem Bild "Rotating Snakes" von Akiyoshi Kitaoka, einem Meister der optischen Täuschungen.

Scheinbar winden sich Schlangen-Kreise auf dem Bild "Rotating Snakes" von Akiyoshi Kitaoka, einem Meister der optischen Täuschungen.

Auch wenn es anders wirkt: Hier bewegt sich gar nichts. Da bei diesem Bild ein klarer Orientierungspunkt fehlt, kann unser Gehirn nicht daran festhalten und erkennt aufgrund der unterschiedlichen, verschiedenfarbigen Elemente eine Bewegung. Fast ganz stoppen lässt sich das Gewabere, wenn man einen beliebigen Punkt des Bildes möglichst starr fixiert.

Kitaoka lehrt an der Fakultät für Geisteswissenschaften in Kyoto. Regelmäßig postet er auf seinem Twitter-Account Beispiele seiner Arbeit:


2. Die Zöllner Illusion

Die kleinen Querstriche erschweren es, die Vertikalen als Parallelen zu sehen.

Die kleinen Querstriche erschweren es, die Vertikalen als Parallelen zu sehen.

Die Zöllner-Illusion stellt die Frage: Verlaufen die diagonalen Linien parallel zueinander? Sie erscheinen dem menschlichen Auge gekrümmt, sind aber tatsächlich alle gerade und parallel. Die Geraden werden von den dahinterliegenden Schrägen in einem spitzen Winkel geschnitten. Dadurch entsteht die Illusion, dass ein Ende der Geraden uns näher liegt als das andere. Wählt man für die geometrischen Figuren die Farben Rot und Grün, so verschwindet der Effekt oder wird zumindest stark vermindert.

Die Zöllner-Illusion wurde nach ihrem Entdecker Johann Karl Friedrich Zöllner benannt. Der deutsche Astrophysiker beschrieb sie erstmals 1860.


3. Optische Täuschung: Das Cafe-Wall-Prinzip

Die scheinbar wellenförmigen senkrechten und waagerechten Linien sind Geraden.

Die scheinbar wellenförmigen senkrechten und waagerechten Linien sind Geraden.

(Foto: Bernhard Ledenthin/Wikipedia)

Das sogenannte Cafe-Wall-Prinzip ist auch bekannt als Münsterberg-Täuschung oder Kindergarten-Flechtmuster-Täuschung. Die waagerechten Linien zwischen den Kacheln sind eigentlich gerade. Sie erscheinen lediglich wellenförmig, was über einen Helligkeitskontrast erklärt werden kann. Sind die Reihen schwarzer und weißer Felder durch schmale graue Linien getrennt, dann nimmt man diese zwischen schwarzen Feldern als deutlich heller wahr und zwischen hellen Feldern dunkler.

Die Wahrnehmung verbindet nun die hell erscheinenden Linienabschnitte mit den Ecken der hellen Felder und entsprechend die dunkel erscheinenden Liniensegmente mit den Ecken der dunklen Felder. Diese subjektiven Konturen werden als zur Horizontalen geneigt wahrgenommen und lassen deshalb die Rechtecke keilförmig erscheinen.



4. Hohlgesichter

Dreht sich der Kopf von Charlie Chaplin im oder gegen den Uhrzeigersinn? Die meisten Beobachter beantworten diese Frage mit einem "sowohl - als auch". Das Besondere: wenn die Maske sich so dreht, dass man ein "hohles" Gesicht sehen sollte, dann kippt das Bild um und man sieht wieder ein "ausgebeultes" Gesicht. Selbst wenn man es versucht, man kann das Hohlgesicht praktisch nicht halten. Der Grund: Unsere Gehirn hat über Millionen Jahre gelernt, dass es nach innen gestülpte Gesichter nicht gibt.



5. Die Ebbinghaus-Täuschung

Was glauben Sie? Welcher orangefarbene Kreis ist kleiner? Von den meisten Menschen wird der linke orangefarbene Kreis kleiner eingeschätzt.

Die orangen Kugeln haben die gleiche Größe.

Die orangen Kugeln haben die gleiche Größe.

Fakt ist jedoch, dass beide orangefarbenen Kreise gleich groß sind. Wenn Sie es nicht glauben, nehmen Sie ein Lineal und messen nach. Diese Wahrnehmungstäuschung erscheint, weil Menschen den orangenen Kreis automatisch ins Verhältnis mit den blauen Kreisen setzen.


Alle Schwesternpaare sind gleich groß.

Alle Schwesternpaare sind gleich groß.

(Foto: Anton/Lizenz: CC BY-SA3.0 Wikipedia)

Wir interpretieren Größe in Abhängigkeit von der Umgebung. Das Bild links zeigt einen Säulengang und drei Schwesternpaare. Das Paar im Vordergrund erscheint kleiner als das mittlere Paar. Das hintere Paar erscheint am größten. Ein Nachmessen beweist, dass alle drei Paare gleich groß sind. Unser Auge liefert das Bild auf der Netzhaut, seine Bedeutung erschließt sich jedoch erst durch die Verarbeitung der Bildinformationen im Gehirn.




6. Das Hermann-Gitter

Das Hermann-Gitter sowie etliche Abwandlungen finden sich heute in nahezu jedem Physiologie-Lehrbuch. Auf den ersten Blick erscheint das Bild unspektakulär, doch dann tauchen plötzlich kleine Punkte auf. Doch wer sie zählen will, scheitert. Auf den Kreuzungen der Striche befinden sich insgesamt zwölf schwarze Punkte. Allerdings ist für unser Auge immer nur eine kleine Anzahl auf einmal sichtbar. Dort, wo sie nicht gesehen werden, scheinen die grauen Bereiche durchgehend und die grauen Kreuzungen scheinen nicht vorhanden zu sein.

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Forscher sprechen von einer Kontrasttäuschung. Denn der Unterschied zwischen Schwarz und Weiß kann vom Auge in dieser Darstellung nicht ausreichend präzise erfasst werden. Die Punkte oder die grauen Flecken sind bereits seit mehr als 140 Jahren ein viel diskutiertes Forschungsphänomen. Die Theorien und Publikationen dazu sind zahlreich. Der Betrachter, der sich beim Anblick des Bildes, die Haare rauft, ist also nicht allein.


Quelle: ntv.de, dsi

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