"Zur Vorbereitung auf den Film begann ich, Anne Frank Briefe zu schreiben"
Die 16-jährige Lea van Acken spielt die Anne Frank – jetzt zu sehen in unseren Kinos.
Sie ist erst 16, noch Schülerin und ein Riesentalent. Bei der Berlinale 2013 brillierte Lea van Acken in "Kreuzweg" als tiefreligiöse Jugendliche Maria, und seit 3. März ist sie in unseren Kinos im "Tagebuch der Anne Frank" zu sehen.
OÖNachrichten: Wo haben Sie mit der Schauspielerei begonnen?
Lea van Acken: 2011 bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg. Da habe ich im "Ölprinz" mitgewirkt, durfte ein bisschen herumtanzen und am Ende sogar einen Satz sagen.
Anne Frank war jetzt sicher eine ganz spezielle Rolle?
Ich bin mit großem Respekt eingestiegen und musste zunächst einmal versuchen, Druck loszuwerden. Viele Gespräche mit Regisseur Hans Steinbichler haben mir dabei geholfen.
War Ihnen Anne Frank vorher ein Begriff?
Ihren Namen hatte ich von meinen Eltern zum ersten Mal gehört. Als ich zum Casting ging, habe ich das Tagebuch erstmals gelesen und große Lust auf die Rolle bekommen. Auf dieses kluge Mädchen mit starker Beobachtungsgabe. Die Lektüre schien mir anfangs etwas surreal, denn ich konnte mir nur schwer vorstellen, dass so was wirklich passiert war.
Wie haben Sie sich vorbereitet?
Ich begann, Anne Frank Briefe zu schreiben. Im ersten teilte ich ihr mit, wie sehr ich sie bewundere, und ich bat sie, es nicht als Anmaßung zu betrachten, dass ich sie im Film darstellen würde. Für mich war das ein freundschaftlicher Austausch von Gedanken. Dass ich keine Antworten bekommen konnte, war nicht weiter schlimm. Anne bekam von ihrem Tagebuch, das sie "Kitty" nannte, ja auch keine Antworten.
Schreiben Sie selbst Tagebuch?
Die Absicht war lange da, ich konnte mich nie aufraffen. Bei den Dreharbeiten habe ich begonnen.
Anne Frank lebte manchmal im Konflikt mit ihrer Mutter. Warum, glauben Sie?
Darüber haben wir viel diskutiert. Wir kamen zum Schluss, dass es altersbedingt war. Im Versteck konnte sie es sich ja nicht leisten, bei Meinungsverschiedenheiten einfach rauszulaufen, die Tür knallen zu lassen. Ihren Vater hat sie bewundert, und wenn man jemanden bewundert, fühlt man sich zu ihm hingezogen. Die Mutter bewunderte Anne eben nicht.
Wie haben die Schulfreunde reagiert, als Sie die Rolle bekommen hatten?
Gar nicht, denn ich hatte Schweigepflicht. Ich habe in der Schule nur gesagt: "Liebe Freunde! Ich bin jetzt einmal zwei Monate weg!"
Es gibt eine besonders bedrückende Szene, nämlich jene, in der nackten Frauen im KZ die Haare abrasiert werden.
Da waren hundert weibliche Statisten dabei, und den ganzen Tag waren sie nackt. Diese Nacktheit und die Kopfrasur waren signifikant für die Brutalität des Geschehens. Doch diese Szenen mussten sein. Auch Martina Gedeck, die meine Mutter spielt, hat das sofort begriffen und sich anstandslos die Haare abscheren lassen.
Die Lagerszenen ganz am Ende, ebenfalls wichtig?
Ja, weil wir die komplette Geschichte zeigen wollten, und im Nachhinein finde ich es gut, dass der Film mit einem Lächeln von Anne endet. Dieses Lächeln bedeutet: Sie weiß, dass sie durch ihr Tagebuch weiterleben wird.
Sie machen ja erst 2018 Ihr Abitur. Was ist, wenn nach Ihrer neuerlichen starken Leistung Hollywood anruft?
Hollywood darf getrost anrufen. Einer der ersten Filme, die ich gesehen habe, war "Ein Herz und eine Krone" mit Gregory Peck und Audrey Hepburn als Prinzessin. Da war ich schwer begeistert und wollte auch einmal eine Prinzessin spielen. Dafür wäre Hollywood nicht der schlechteste Platz.
Wenn eine Begegnung mit Anne Frank möglich wäre, was würden Sie mit ihr unternehmen?
Ich würde sagen: "Liebe Anne, lass uns durch die Stadt laufen und die Menschen beobachten!"
Anne Frank
Annelies Marie „Anne“ Frank, geboren am 12. Juni 1929, war ein jüdisches, deutsches Mädchen, das 1934 mit seinen Eltern und seiner Schwester in die Niederlande auswanderte, um der Verfolgung durch die NS-Schergen zu entgehen. Ab Juli 1942 lebte die Familie in einem versteckten Hinterhaus in Amsterdam. In diesem Versteck schrieb Anne Frank Tagebuch. Nach einem Verrat stürmten die Nazis am 4. August 1944 das Haus. Sie starb im Februar oder März 1945 im KZ Bergen-Belsen.
Ihr Vater Otto Frank veröffentlichte das Tagebuch seiner Tochter nach dem Krieg.