türkischer Hand?

Erstellt am 05. Februar 2013 | 00:00
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Von Thomas Schindler Ein türkisches Video auf Youtube sorgt derzeit für Aufregung in der kleinen Katastralgemeinde Oberweiden (Großgemeinde Weiden/March). In diesem werde - so die FPÖ - behauptet, dass türkische Einwanderer gezielt das Dorf
Von Thomas Schindler

OBERWEIDEN, GÄNSERNDORF /  Nicht ganz 9 Minuten dauert das Internet-Video, das von einem türkischen Journalisten verfasst worden sein soll. In der Dokumentation wird angeblich erklärt, wie durch gezielte Zuwanderung und Ansiedelung Oberweiden „türkisiert“ werden soll. Die FPÖ, die auf das Video aufmerksam macht, ist entsetzt und fordert Gegenmaßnahmen.

Für die Freiheitlichen steht fest: In Oberweiden haben Bewohner aus dem südwestanatolischen Salda Fuß gefasst und breiten sich nun aus. Baugründe seien hier billig. Und: Nachdem sich die anatolischen Hausbauer gegenseitig gratis helfen, wären auch die Kosten bei der Gebäudeerrichtung überschaubar. Einer der türkischen Neo-Oberweidener habe mittlerweile eine Baufirma gegründet, ein anderer zeige sogar politischen Ehrgeiz: Er will angeblich bei der nächsten Gemeinderatswahl kandidieren und das Amt des Ortsvorstehers einfordern.

„Es gibt auch einen Punkt, wo es genug ist“ 

Gänserndorfs FPÖ-Integrationsstadtrat Walter Krichbaumer sorgt sich bereits um die Bezirkshauptstadt: „Sind wir ein Zuwanderungsland oder sind wir das nicht - das ist jetzt die Frage. Und: Wann sind wir die Minderheit im eigenen Land? Wenn man das Video über Oberweiden ansieht, muss uns eigentlich ganz angst und bang werden. Bei allem guten Willen, die Integration der zugewanderten Menschen zu fördern - es gibt auch einen Punkt, wo es genug ist. Dieser ist jetzt so ziemlich erreicht.“

Krichbaumer weiter: „Das Gerücht, dass Türken auch in Gänserndorf kandidieren werden, macht seit einiger Zeit die Runde. Genug Wahlberechtigte wären vorhanden. Wie viele Stadt- und Gemeinderäte wird die türkische Bevölkerungsgruppe in Gänserndorf 2015 stellen? Vielleicht sogar den Ortsvorsteher im Stadtteil Gänserndorf-Süd?“

Die NÖN wollte natürlich auch wissen, was Weidens VP-Bürgermeister Franz Neduchal zu dieser Diskussion sagt: „Eigentlich sollte ich gar nicht darauf reagieren, weil dann haben die Freiheitlichen ihr Ziel erreicht.“ Laut Neduchal stehe das besagte Video bereits seit einem Dreivierteljahr im Netz: „Bis jetzt hat das niemanden interessiert. Ganz zufällig kramt die FPÖ das Video kurz vor der NÖ Landtagswahl aus. Das ist billigster Populismus. Die Freiheitlichen wollen nur Angst schüren.“

Die Wahrheit, so der VP-Bürgermeister, sehe ganz anders aus: „Wir haben überhaupt kein Türken-Problem, ganz im Gegenteil. Diese Familien sind bei uns seit 30 Jahren bestens integriert. Das sind auch alles österreichische Staatsbürger. Und wenn wir zum Beispiel eine Flurreinigung durchführen, sind sie die Ersten, die mit Besen und Schaufel mithelfen.“

Neduchal: „Keine Rede von einer Türkisierung“ 

Neduchal habe das Video auch übersetzen lassen: „Das stammt von einem türkischen Filmemacher, der verschiedene Orte in ganz Europa besucht, um zu sehen, wie es seinen ehemaligen Landsleuten in ihrer neuen Heimat geht. Von einer gezielten Türkisierung kann da überhaupt keine Rede sein. So wichtig ist Oberweiden nicht.“

Auch über die Aussage, dass einer der Zuwanderer Ortsvorsteher werden will, kann der Bürgermeister nur lachen: „Das Video wurde bei einer feucht-fröhlichen Feier gedreht. Das Ganze war ein Spaß und mehr nicht.“ Eines, so Neduchal, dürfe man auch nicht vergessen: „Bitte da geht es um ein Youtube-Video und nicht um ein Staatsfernsehen.“

Mehr als empört über das Statement Krichbaumers zeigt sich Gänserndorfs Grünen-Gemeinderat Gerhard Krammer: „Seine Aussagen sind nicht nur ein Schwachsinn, sondern sie sind auch menschenverachtend. Krichbaumers Ansichten sind mit seiner Funktion als Stadtrat für Soziales und Integration nicht zu vereinbaren. Daher fordern wir seinen sofortigen Rücktritt.“

Krichbaumer kontert: „Dafür, dass ich die Wahrheit sage, soll ich zurücktreten? Sicher nicht. Im Übrigen rate ich Krammer, sich um seine eigenen Sachen zu kümmern. Für sein Salär soll er endlich einmal im Gemeinderat und in den Ausschüssen mitarbeiten, anstatt ständig andere zu kritisieren, die wirklich arbeiten.“