Trauer um Elk-Gründer Johann Weichselbaum

Erstellt am 18. September 2020 | 16:18
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Johann Weichselbaum ist im 87. Lebensjahr verstorben.
Foto: APA-OTS/Ehm
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Trauer um den Gründer des österreichischen Fertighaus-Marktführers Elk mit Sitz in Schrems: Johann Weichselbaum verstarb, wie erst jetzt bekannt wurde, am 11. September im 87. Lebensjahr.

Elk verliere mit Weichselbaum einen „Menschen, der mit viel Hingabe, Energie und Tatendrang das Unternehmen Elk und den Wirtschaftsstandort Schrems geformt hat“, berichtet Geschäftsführer Thomas Scheriau von großer Betroffenheit im Betrieb: Der Verstorbene habe einen Weg vorgezeichnet, auf dem „viele Innovationen, Veränderungen und Erfolge beruhen. Unser tiefstes Mitgefühl gilt seiner Familie.“ 

Wie der Elch ins Waldviertel kam

Den Grundstein zur späteren Erfolgsgeschichte legte der Wiener Johann Weichselbaum im Jahr 1959 durch Gründung der Elk-Vorläuferfirma IVO-International, die zunächst zur Vertreiberin für finnische Blockhäuser in Österreich wurde. 1970 wurden der Markenname „Elk Haus“ sowie das heute weithin bekannte Elch-Logo geschaffen – ehe die Wege schließlich 1979 ins Waldviertel und zum Bau der eigenen Produktionsstätte im Industriegebiet Schrems-Kottinghörmanns führten.

„Wie so oft beruhte auch dieser Schritt auf vielen Zufällen“, erinnert sich der Schremser Altbürgermeister Reinhard Österreicher: „Johann Weichselbaum erzählte davon, wie er in Wien durch einen Saunafreund, der Chauffeur von Bruno Kreisky war, von der damaligen Grenzlandförderung erfahren hatte.“ Er wollte also ins Waldviertel, und hier war gerade das Schremser Industriegebiet inklusive aller notwendigen Vorleistungen fertiggestellt worden. Er hat sofort loslegen können.

Fast über Nacht zum Marktführer

Bedenken, ein Fertighaus-Werk ins Waldviertel zu stellen, obwohl hier ohnehin schon ein starker Fertighaus-Bauer etabliert war, habe Weichselbaum weggewischt, schmunzelt Österreicher: „Er sagte, er wolle die Häuser ohnehin aus dem Waldviertel hinaus verkaufen.“

Und das tat er rascher, als er vielleicht selbst gehofft hatte. Gleich im Jahr 1981 ereilte Elk nach einem schlimmen Erdbeben in Italien aus der dortigen Regierung ein Großauftrag zum Bau von 211 Fertighäusern. Elk stieg über Nacht zum Fertighaus-Marktführer in Österreich auf, stieg in der Folge auch in den deutschen Markt ein, gründete nach der Grenzöffnung 1990 den Tochterbetrieb zur Fertigung von Türen und Fenster in Tschechien. Die Produktion wurde auf großvolumigen Wohnbau, Hotels und Motels erweitert, 2001 wurde man durch Übernahme der deutschen Bien-Zenker zum europaweiten Fertighaus-Riesen.

Acht Jahre später übernahm Weichselbaums Sohn Erich in wirtschaftlich schwieriger Situation im Zuge eines „Management-Buy-Outs“ die Betriebsführung. Johann Weichselbaum, inzwischen Kommerzialrat und Träger des Wappenringes der Stadtgemeinde Schrems, zog sich von Elk zurück. Einmal noch sorgte er für Schlagzeilen: Als er 2016 eine Online-Vertriebsfirma für Fertighäuser mit Sitz in der Schweiz gründete. Zu dem Zeitpunkt war Elk-Fertighaus bereits im Eigentum der Gampen Fertighaus S.a.r.l. von Matthias Calice, auch Erich Weichselbaum aus der Geschäftsführung ausgeschieden.

Mehr als tausend Arbeitsplätze direkt und indirekt geschaffen

Elk habe sich unter Johann Weichselbaum auch dank stetiger Investitionen ins Schremser Werk und dessen Belegschaft immer an der Spitze behauptet, wie Geschäftsführer Scheriau heute betont: „Damit wurde die Basis für tausende Arbeitsplätze in der Region geschaffen. Noch heute beschäftigt Elk mehr als 1200 Mitarbeiter und gilt als sicherer Arbeitgeber, auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.“

Altbürgermeister Österreicher ruft zudem ins Gedächtnis, welche Wertschöpfung der Verstorbene durch die Schaffung etlicher hundert Jobs in Partnerfirmen vom Kellerbau über die Stiege und bis zur Spedition auch abseits des eigenen Firmenareals im Waldviertel dauerhaft ausgelöst hatte.

„Nie ein Schremser in dem Sinn, aber ein Segen für die Region“

„Er hat in seiner Zeit hier eher zurückgezogen gelebt, wurde wahrscheinlich nie ein Schremser in dem Sinn, hat aber unheimlich viel für Schrems getan“, blickt Österreicher zurück: „Für die Region war es in Zeiten hoher Arbeitsmarkt-Probleme ein Segen, dass er hierher kam – viele konnten sich bei Elk eine neue Existenz aufbauen.“ 

Weichselbaum selbst hatte gegenüber der NÖN im Jahr 2005 selbst beteuert, die Standortwahl nie bereut zu haben: Unternehmenstreue werde im Waldviertel einfach noch groß geschrieben, hier gebe es „genügend gut qualifizierte Mitarbeiter, die alles dafür einsetzen, um in den Firmen eine Leistung zu erbringen, wenn sie hier eine Chance sehen“.

Letzte Ruhe in Wien

Der frühere Rennrad-Nationalteamfahrer wird auch als Förderer des Sports in Erinnerung bleiben - einerseits einige Jahre lang durch ein eigenes Profi-Radteam und zugleich auch als Partner von vielen Vereinen in der Region.

Johann Weichselbaum wird am 25. September in Wien zur letzten Ruhe geleitet.