Alter Friehof in Königstetten ist eine Insel für Ruhesuchende

Erstellt am 31. Oktober 2023 | 20:00
Lesezeit: 2 Min
Alter Friedhof Königstetten
Der alte Friedhof Königstettens birgt einen einzigartigen morbiden Charme. Obwohl hier seit Jahrzehnten niemand mehr begraben wird, wird er noch immer von Angehörigen und Bauhof-Mitarbeitern gepflegt.
Foto: Monika Gutscher
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Wir wollen uns anlässlich Allerheiligen mit unseren Friedhöfen beschäftigen. Königstetten hat gleich zwei Friedhöfe. Bis 1977 fanden die Bestattungen am alten Friedhof in der Kichengasse statt, seit 45 Jahren werden die Verstorbenen am neuen größeren Friedhof in der Friedhofstraße bestattet.

An Allerheiligen wird aller Heiligen, an Allerseelen unserer Verstorbenen gedacht. Das Gedächtnis aller Seelen wird im Kirchenjahr am 2. November begangen, einen Tag nach dem Hochfest Allerheiligen. Wo die Gräbersegnung nicht bereits am Nachmittag von Allerheiligen stattgefunden hat, findet sie an Allerseelen statt, wohin sie eigentlich gehört.

Pfarrer segnet die Gräber auf beiden Friedhöfen

Auch in Königstetten findet die Gräbersegnung bereits am 1. November um 14 Uhr statt. „Zuerst wird auf den neuen Friedhof beim Kriegerdenkmal den Gefallenen der beiden Weltkriege gedacht, danach die Gräber auf dem neuen, dann auf dem alten Friedhof gesegnet“, informiert Pfarrer Eusebiu Bulai.

Gemeinderat Walter Grabler (Ausschuss-Vorsitzender für die Friedhöfe) erklärt die besondere Situation rund um den alten Friedhof: „Der Friedhof neben dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr ist seit 1977, also seit 46 Jahren geschlossen, jedoch nicht aufgelassen.“

Das bedeutet, es finden auf diesem Friedhof seit mehr als 45 Jahren keine Bestattungen mehr statt. Zu einem Teil werden die Gräber noch durch Angehörige gepflegt, zu einem anderen Teil sind keine „Grabbesitzer“ mehr bekannt. „Für diesen Friedhof gibt es keine gültige Friedhofsordnung. Dies verlangt daher umso mehr Verantwortung und Fingerspitzengefühl von den für die Pflege verantwortlichen Personen“, so Walter Grabler.

Amtsleiterin Sabine Henninger ergänzt: „Da auch keine Gebühren mehr eingehoben werden, haben somit die vorherigen Besitzer auch keinen Anspruch mehr.“

„Alter“ Friedhof wird von Angehörigen gepflegt

Der „alte“ Friedhof ist bildlich gesprochen ein Zeichen der Vergänglichkeit auf Erden. „Gemäß diesem Bild wird der Friedhof gepflegt. Die Wiese wird mehrmals im Jahr mäßig gemäht, störender Pflanzenwuchs gestutzt, Grabsteine und Bäume kontrolliert. Bedenkliche Grabsteine werden von unseren Mitarbeitern umgelegt, um ein unkontrolliertes Fallen zu verhindern“, informiert Grabler.

Manchmal gestaltet sich die Pflege durch die Bauhofmitarbeiter teilweise schwierig, denn auch auf geräumten Gräbern finden sich immer wieder Blumenschalen (also mitten in der Wiese). Diese müssen händisch entfernt und natürlich aufgrund der Eigentumsfrage dann wieder zurückgestellt werden.

Etwa alle zwei Jahre finden Räumungsaktionen statt. Ungepflegte Gräber werden markiert, um unbekannte Grabpfleger zu bitten, sich bei der Friedhofsverwaltung zu melden. Regelmäßig finden Kontrollen betreffend der Standfestigkeit der Grabsteine statt. In bedenklichen Fällen wird die Grabstätte geräumt.

Am „alten“ Friedhof sind auch interessante Gräber

Gemeinderat Walter Grabler weist außerdem auf die alten und sehr interessanten Grabdenkmäler am alten Friedhof hin: „Sie zeigen deutlich die Änderungen zur heutigen Grabkultur. Besonders möchte ich dazu das Grabdenkmal vom Dr. Philippi, einst Entdecker der schwefelhaltigen Quelle (wo dann das Eisenbad entstand) erwähnen.“

Von der Gemeinde aufgestellte Bänke laden zum Innehalten ein und machen den Friedhof so zu einer Insel für Ruhesuchende.

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