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Sieh an!

„The Office“ vs. „Stromberg“: Ist Michael Scott der bessere Bernd Stromberg?

In der Kolumne „Sieh an!“ blicken wechselnde Autoren auf die Streaming-Welt – und liefern Anregungen, was man am nächsten Abend ohne Plan einschalten sollte. 

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Christoph Maria Herbst spielt in fünf Staffeln und einem Kinofilm die Rolle des launigen Bürochefs Bernd Stromberg. | © dpa

Christoph Maria Herbst spielt in fünf Staffeln und einem Kinofilm die Rolle des launigen Bürochefs Bernd Stromberg. | © dpa

16.03.2024 | 16.03.2024, 10:00

Bernd Stromberg ist einer der berühmtesten Serien-Chefs des Landes und bringt seine Kollegen oft zum Lachen. Manchmal gewollt, meistens ungewollt, aber dauerhaft exzellent verkörpert von Schauspieler Christoph Maria Herbst. Auch der trottelige Angestellte Berthold Heisterkamp (gespielt von Bjarne Mädel), der von einem Fettnäpfchen ins nächste tritt und von den Kollegen nur „Ernie“ genannt wird, bleibt den Zuschauern in Erinnerung.

Die Comedyserie „Stromberg“, die über fünf Staffeln fast durchgehend in den Büroräumlichkeiten der Capitol-Versicherung spielt, funktioniert vor allem deshalb, weil viele Menschen die Situationen des Büroalltags gut nachempfinden können. Vergleichbare inländische Produktionen sucht man vergeblich.

Büro-Comedy auf amerikanisch

Doch „Stromberg“ ist inspiriert von einem britischen Vorbild, ebenso wie die US-Serie „The Office“. Lange lief die amerikanische Version hierzulande völlig unter dem Radar. Mittlerweile ist die von Ricky Gervais geschaffene Mockumentary bei Netflix unter dem wenig bekannten Titel „Das Büro“ zu sehen. Und auch wenn viele Stromberg-Fans das nicht gerne hören: Sie hat mehr zu bieten als das deutsche Äquivalent.

Da sind zunächst die amerikanischen Pendants zu Stromberg und Ernie. Steve Carell spielt Michael Scott, einen Chef, der für seine Angestellten zwar durchs Feuer geht, die Brände im Büro allerdings auch gerne selbst legt. Und „Six Feet Under“-Star Rainn Wilson spielt den Sonderling Dwight Schrute.

Ähnlich wie Ernie ist dieser zwar auch ein Tollpatsch. Allerdings lässt er sich nicht in die Opferrolle drücken wie sein deutsches Gegenüber, sondern gibt seinen Kollegen ordentlich Kontra. Das sorgt für eine andere Büro-Dynamik, in der die Rollen nicht so klar verteilt sind. Und es bringt viel Zündstoff.

Mehr als nur der Chef

Während bei „Stromberg“ nur wenige Charaktere Erinnerungspotenzial bieten, dabei allerdings ziemlich austauschbar sind, gelingt es „The Office“, Charaktere mit deutlichem Profil zu zeichnen. Das Liebesdrama um Pam und Jim erlebt verschiedene Höhen und Tiefen und auch vermeintliche Nebenfigurenhaben spannende und witzige Geschichten zu erzählen.

Die Capitol-Versicherung bei „Stromberg“ ist in weiten Teilen eher Mittel zum Zweck und könnte genauso auch eine Behörde oder ein Kreditinstitut sein. Anders bei Dunder Mifflin: Die Papierfirma schafft es im Verlauf, wichtiger Bestandteil der US-Serie zu werden.

Also nein, Michael Scott ist nicht unbedingt der bessere Stromberg. Aber er kann sich auf ein tolles Büroteam und ein besonderes Umfeld verlassen. Im amerikanischen Großraumbüro findet man mehr als nur den lustigen Chef, von dem die deutsche Serie lebt. Wer „Stromberg“ mag, wird „The Office“ lieben und sich an neun unterhaltsamen Staffeln erfreuen können. Auf welches Büro fällt Ihre Wahl? Schreiben sie mir an nachrichten@ihr-kommentar.de