Redaktion der pilger

Donnerstag, 26. Januar 2023

Damit es ihnen jetzt besser geht

Der Berg der Seligpreisungen am See Genezareth gilt als überlieferter Ort der Bergpredigt. (Foto: kna/Erika Rebmann)

Jesus will, dass wir uns den Armen und Schwachen zuwenden. Dann wächst Gottes Reich mitten unter uns

Die Passage mit den Seligpreisungen zu Beginn der Bergpredigt gehört zu den bekanntesten Texten der Bibel und ist zugleich nur schwer zu verstehen. Was will uns Jesus damit sagen? Was will er von uns? Selig, glücklich sollen wir Menschen sein, wenn wir arm sind und hungern, wenn wir trauern, wenn wir verfolgt werden, wenn uns Gewalt widerfährt? Das ist doch verrückt – oder töricht, wie Paulus in der zweiten Lesung sagt. Dieser Text ist eine echte Zumutung.

Über Jahrhunderte wurden diese Worte als Rechtfertigung bestehender Herrschaftssysteme missbraucht. Den Armen und Leidenden dieser Welt wurde selbstgefällig von der Oberschicht entgegengehalten, dass diese Aufteilung in arm und reich bzw. oben und unten gottgewollt und gut ist: „Später, im Himmel, wird es euch ja gut gehen“. Ist die Vorstellung nicht zynisch, dass Jesus die Bedürftigen und Unterdrückten mit diesen Worten ruhigstellen und mit billigem Trost abspeisen möchte?

Ein vollständiges Bild von der Wirkmacht der Predigt Jesu erhalten wir erst, wenn wir uns die verschiedenen Adressatengruppen bewusst machen. Die Worte richten sich natürlich an die Menschen, die all das erleiden müssen, was in den Seligpreisungen aufgezählt wird. Ihnen gilt die Zusage: Ich habe euch im Blick, Gott hat euch im Blick. Und all die Ungerechtigkeit und Not sollen und werden nicht das Letzte sein, was ihr erleben müsst. Ich, euer Gott, kann euch nicht vor allem menschengemachten Schrecken bewahren, doch gehe ich mit euch durch schwere Zeiten und lasse euch nicht fallen. Eure Wunden werde ich versorgen und ich stütze euch, wo ihr zu fallen droht.

Zugleich gehen diese Worte an alle Menschen, die die Schrecklichkeiten dieser Welt zulassen oder sogar verursachen: Die Kriegstreiber und Gewalttätigen, die (kapitalistischen) Ausbeuter, die Unbarmherzigen und Egoisten, die Unersättlichen, die Gleichgültigen und Fatalisten. Ihnen macht Jesus in den Seligpreisungen deutlich, dass Gott nicht auf ihrer Seite steht, ihr Handeln nicht gutheißen kann und Rechenschaft verlangt für ihr Handeln. Er lenkt ihren Blick auf die Folgen ihres Handelns und die Opfer, die sie „produzieren“.

Wenn ich mein Herz nicht vor den Worten Jesu verschließe, können mir die vielen Menschen nicht egal sein, denen es so viel schlechter geht als mir; die vor Krieg, Gewalt, Krankheit, Armut und den Folgen des Klimawandels fliehen und Schreckliches sehen und miterleben mussten; die trotz Arbeit auf die Unterstützung der Tafeln angewiesen sind; die in Alter und Krankheit einsam zu Hause, in Krankenhäusern und Pflegeheimen auf Besuch warten; die um einen lieben Menschen trauern und niemanden haben, der ihnen zuhört.

Hier schließt sich der Kreis zum Evangelium vom vergangenen Sonntag, wo Jesus sagt: „Kehrt um, denn das Himmelreich ist nahe!“ (Mt, 4,17). Kehrt um – im griechischen Urtext steht metanoiete. Das heißt im Wortsinn „Wende deinen Blick“ oder „Erkenne hinter dem, was du bisher gesehen hast“. Das Reich Gottes beginnt, wo wir unseren Blick weiten auf die ganze Welt hin. Wer Jesus nachfolgt, nimmt die Menschen in den Blick, die im Dunkel wohnen und im Schatten des Todes (Vgl Jes 9,1).

Jesus hätte auch sagen können: „Sie sind selig, ihnen wird es ab jetzt besser gehen, weil ihr sie in den Blick nehmt und ihnen Gerechtigkeit verschafft. So wird das Reich Gottes wachsen“. (Manfred Heitz)

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