Von Prof. Josef A. Standl
Dem Land geht oft die Kraft aus. Viele ländliche Regionen verlieren Einwohner. Viele pendeln aus und gehen den Ortsgemeinschaften somit zum Teil verloren. Gefragt ist ein aktiver Umgang mit der Landflucht und der Überalterung von Dörfern. In vielen ist es bereits zu spät, da ist die Dorfgemeinschaft bereits schleichend verloren gegangen. Oft unwiderruflich. Götzing mit seinen 340 Einwohnern ein Dorf, das rund dreieinhalb Kilometer vom Ortszentrum Fridolfing entfernt liegt, besitzt zwar eine hervorragende Verkehrsanbindung mit dem Bahnhof Fridolfing, dennoch drohte der Gemeinschaft, das pulsierende Herz eines Dorfes zu verlieren, als das einzige Gasthaus schloss. Es schien unausweichlich, dass eine ganze Ortschaft sozusagen zusperren musste.
Seit Montag dieser Woche blüht das Dorf wieder auf, nämlich auch offiziell und amtlich. Beherzte Gemeindebürger haben im kürzlich neu errichteten Heim des Schützenvereines „SG Neu-Fridolfing“ den Akt dazu gesetzt. Mit Unterschrift und Statuten. 15 Dörfler hatten sich in zahlreichen Sitzungen unter der Initiative von Kurt Stemmer mit der Gründung und der Schaffung von Statuten damit verdient gemacht. „Ganz einfach war es nicht, aber es bestand ein kräftiger Wille und dieser hat uns zusammengeschweißt“, sagt Kurt Stemmer, der den Verein durch seine Umsicht und Kenntnisse über solche Vorgänge sozusagen „aus der Taufe“ gehoben hat und auch bei der Gründungsversammlung den Vorsitz führte. Er konnte Bürgermeister Johann Schild und 54 Gründungsmitglieder willkommen heißen. Zweck des Vereines ist laut Statuten die Förderung von Kunst und Kultur und des bürgerlichen Engagements. Besonders setzt sich der Verein für das soziale und kulturelle Miteinander sowie die Dorfentwicklung im Ortsgebiet von Götzing mit den angrenzenden Ortsteilen ein.
Langer Weg zur neuen DorfgemeinschaftBei den Wahlen zeigte sich schon die Geschlossenheit und das Zusammenstehen der Dorfgemeinschaft, denn es wurden alle Funktionäre einstimmig gewählt: Vorsitzender ist Jan Herzschuh, sein Stellvertreter Franz Pallauf. Die weiteren Funktionäre: Kassier Kurt Stemmer, Schriftführerin Johanna Thomas, Jugendvertreter Maximilian Pallauf. Bürgermeister Johann Schild lobte die Einsatzfreude der Dorfbewohner, die nun zum neuen Dorfzentrum geführt habe, an der Spitze Kurt Stemmer. Der Weg bis zur Gründung des Dorfgemeinschaftsvereines war ein langer. Er begann, als das einzige Gasthaus im Dorf schloss und somit ein Treffpunkt und eine Möglichkeit zur gemeinsamen Kommunikation wegfiel. Als glücklich erwies es sich, als die Schützengesellschaft Neu-Fridolfing ein Schützenlokal errichtete, schon mit dem Gedanken, es als Dorfzentrum zu beleben. Bürgermeister Johann Schild vermittelte, als in der Dorfmitte ein Wohnhaus abzutragen war und er stellte auch die Möglichkeit her, eine Finanzierung durch die Gemeinde und Interreg-Mittel von Leader Traun-Alz-Salzach zu lukrieren. Es wurde eine Bauherren GbR gegründet und in neun Monaten sehr viel Eigenleistung eingebracht. Trotzdem fielen Kosten in Höhe von 1,1 Millionen Euro an, an denen sich die Gemeinde Fridolfing kräftig beteiligte. Im ebenerdigen Stüberl finden an die 60 Personen Platz. Im ersten Stock kann der mobile Schützenstand abgebaut werden und es haben an die 200 Menschen Platz. Die nächste Veranstaltung ist das Maibaumaufstellen am 30. April auf dem Gelände des neuen Dorfplatzes. Initiator Kurt Stemmer zeigte sodann die Möglichkeiten auf, was der Verein an Aktivitäten setzen kann: Weinfest mit Wein- und Käseverkostung, Adventveranstaltung mit Kunsthandwerkvorführungen, Krippenausstellung, Musikveranstaltungen für Volksmusik und auch klassische Musik, Frauen- und Seniorenstammtische etwa.
