Ein Ort baut sich einen Kreisverkehr
Kunstwerk. Alle Vereine helfen mit.
ROHR IM KREMSTAL (SN). Ein Kunstwerk der besonderen Güte entsteht derzeit in der 1251 Einwohner zählenden Gemeinde Rohr im Kremstal (Bezirk SteyrLand): Auf einem mehr als 1000 Quadratmeter großen Kreisverkehr wird die vor Jahrhunderten in Rohr zerstörte Raubritterburg im Kleinformat nachgebaut. Rundherum entstehen noch ein Hochstand für die Jägerschaft, ein Miniaturfußball- und Tennisplatz für den örtlichen Sportverein, ein Minigehege mit einem alten Pflug sowie Kühen und Schweinen in Modellform sowie Wappen für den Goldhaubenverein und Notenschlüssel für denmusikverein.
Warum ein solcher Aufwand für eine Verkehrsinsel? Initiator Alois Pauzenberger liefert eine ebenso originelle Erklärung: „Rohr ist seit vielen Jahren für seinen Bahnübergang im Ort über die Grenzen hinaus bekannt. Jeden Tag gehen die Schranken 133 Mal zu. Das ergibt tägliche Wartezeiten von bis zu sieben Stunden. Jetzt bekommen wir eine Unterführung, und mit den Staus ist es aus.“Eine neue Attraktion, doch diesmal im positiven Sinn, musste her.
Die Idee für die Gestaltung des Kreisverkehrs sei ihm nach einer Gartenausstellung im benachbarten Bad Hall gekommen. Doch aus einer Blumenpracht wurde nichts, es fehlte am Geld. Pauzenberger lud sämtliche Obmänner der örtlichen Vereine ein, dann wurden Stolz auf die Gestaltung: Nägel mit Köpfen gemacht. Die künstlerische Gestaltung des Kreisverkehrs sollte vor allem Ausdruck des gemeinschaftlichen Zusammenwirkens sein. Wie viel Privatgeld mittlerweile dafür geflossen ist, will der Installateurmeister nicht sagen. 90 Prozent trage er persönlich, sagt er im SNGespräch.
Rache nach Gelage
Anfang Jänner dieses Jahres haben die Arbeiten begonnen, am 22. Juni soll die Eröffnung groß gefeiert werden. Bei den Materialen haben sich die Gestalter nicht lumpen lassen: Die Burg wurde aus Holz, Metall, starken Styroporplatten, Fassadenputz und Granitsteinen erbaut. Für die Wappen war nur italienischer Marmor gut genug. In diesem Zusammenhang wurde den Bewohnern von Rohr auch die Geschichte der früheren Raubritterburg aus dem 13. Jahrhundert wieder in Erinnerung gebracht: „Damals herrschte bei uns ein deutsches Rittergeschlecht. Die von Rohr“, sagt Pauzenberger.
Es soll in dieser Zeit im nicht weit entfernten St. Florian ein wüstes Gelage gegeben haben, bei dem ein Mann erstochen worden sein soll. Aus Rache wurde Jahre später die Burg in Rohr überfallen und dem Erdboden gleichgemacht, so die Überlieferung. Von der verschwundenen Burg gebe es nur wenige Skizzen, die sich im Stift Kremsmünster befänden, sagt Pauzenberger. Man habe sich beim Nachbau an die wesentlichsten Formen gehalten. Noch heute gebe es Nachfahren dieses Rittergeschlechts. Sie hätten zum neuen Kreisverkehr gratuliert.