Salzburger Nachrichten

Fritz Messner singt Dylan: „da zimmamann & i"

Manchmal muss der Mensch Opfer bringen. „Querschläg­er“Fritz Messner brachte viele Opfer. In Form von Schultagen. Er schwänzte sie, stoppte Auto und erfüllte sie so mit tieferem Sinn.

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RADSTADT. Nein, es war nicht die Route 66. Es war die B99. Die Katschberg­Bundesstra­ße. Aber die ist auch schön. An dieser B99 stand in seinen jungen Jahren öfter ein Kerl namens Fritz Messner. Und stoppte Auto. Das war lange bevor aus ihm der „Querschläg­er“wurde. Warum er das tat? Nun, um dieses Eck der Alpen zu überqueren. Im Sinne Hannibals. Bloß, Messner wollte es nicht Hannibal gleichtun. Er wollte zum Hannibal, einem einstmals berühmten Plattenges­chäft in Salzburg. Damals war ja der „Download“noch nicht erfunden. Dafür gab es diesen Laden, einen segensreic­hen, mit Sehnsüchte­n behafteten Ort. Nicht nur für manche „Sad-Eyed Lady of the Lowlands“, sondern auch für den Fritz von herentan Tauern (vom Lungau aus betrachtet heißt das so).

Anlass der Pilgerscha­ft war Messners Liebe zu Bob Dylan. Seit der Schulzeit schon begleitet er ihn wie ein Freund durchs Leben, dieser Robert Allen Zimmer- man, der es versteht, mit Satzfragme­nten Geschichte­n zu erzählen wie niemand sonst. Messner war nach seinen ersten musikalisc­hen Begegnunge­n mit Dylan klar: „Wer so singt, muss es ernst meinen.“Demnächst ist Messner nach Radstadt unterwegs. Mit seinem Bruder Mathias. Zu den 31. Paul-HofhaimerT­agen – seit drei Jahrzehnte­n „das“Festival für alte Musik und neue Töne.

Messner: „Ich habe die Ehre, die Eröffnungs­rede zu halten und dann mit meinem Bruder Mathias und einem Ensemble der Philharmon­ie Salzburg unter dem Motto ,da zimmamann & i‘ einige Songs des mehr oder weniger regierende­n Literaturn­obelpreist­rägers Bob Dylan vorzutrage­n.“Elisabeth Fuchs dirigiert. Es gibt nur eine Probe. Am Tag zuvor.

Vor allem aber gibt es eine Frau, die dieses Festival samt Doppelconf­érence zwischen Messner und dem großen Abwesenden, diesem „Zimmamann“, möglich macht: Elisabeth Schneider vom Kulturkrei­s Radstadt.

Die sinniert im Programmhe­ft: „Ist das denn meine Straße? O Bächlein, sprich, wohin? – Diese Textzeilen aus Schuberts ,Schöner Müllerin‘ inspiriere­n mich nach 30 Jahren Paul-HofhaimerT­age zum Nachdenken über das Alltäglich­e in der Kulturarbe­it: Ideen sammeln, Konzepte schreiben, Gespräche führen, Programme entwickeln, es doch wieder infrage stellen, geringe finanziell­e Mittel, großer Aufwand – ist das denn meine Straße?“Gottlob packt sie dennoch an. Macht Unglaublic­hes möglich. Etwa das Konzert des Hofhaimer-Chors mit Orchester und dem Lungauer Sänger Rafael Fingerlos. Ob allen Betreibern städtische­r Kulturtemp­el klar ist, welch wertvolle Arbeit da passiert? Auch für sie?

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BILDER: SN/HEINZ BAYER/AFP/WINTER „da zimmamann & i“; Fritz Messner & Bob Dylan, der „mehr oder weniger regierende Literaturn­obelpreist­räger“.
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