Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum

Römische Provinz: Pannonia Superior

Das muss man gesehen haben!

Im Keller des Kulturhauses von Petronell-Carnuntum befindet sich ein einzigartiges Architekturbauwerk aus römischer Zeit: die Kreuzung eines römischen Hauptabwasserkanals mit einer Trinkwasserleitung, bei der der Abwasserkanal entgegen der römischen Bauvorschriften über die Trinkwasserleitung geführt wurde.

Das Reiterkastell von Carnuntum wurde 1977 bei Bauarbeiten für ein Siedlungsgebiet entdeckt. Es stammt aus der Zeit zwischen 81 und 96 n. Chr. und wurde unter Kaiser Domitian zur Verstärkung des bereits bestehenden Legionslagers errichtet. Es war für eine Reitereinheit von ca. 500 Mann (ala quinquenaria) ausgelegt und war etwa 4 Hektar groß. Es wurde mehrfach umgebaut und bestand bis etwa Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.

Bei den Ausgrabungen kamen neben Resten der Mannschaftsbaracken, Stallungen und einem Kastellbad auch eine außergewöhnliche „Wasserkreuzung“ zutage, die mit einem Schutzbau versehen wurde, der nach und nach zu einem Kulturhaus und Museum ausgebaut wurde. Seit 1989 werden hier immer wieder verschiedene Ausstellungen gezeigt, doch erst seit 2008 ist das Museum fertig eingerichtet und konnte danach auch offiziell eröffnet werden.

Die Ausstellung gliedert sich in mehrere Bereiche. Raum 1 zeigt die Ausstellung „Antike Wassertechnik in Carnuntum“ mit Teilstücken von Kanälen, Wasserrohren aus Blei und Ton und Teilen von Brunnen. In Raum 2 befindet sich die Dauerausstellung „Das Reiterlager in Carnuntum“ mit Informationen über die Entdeckung und Ausgrabungen des Reiterkastells und die hier ab 118 n. Chr. stationierte Reitereinheit Ala I Thracum victrix. In einem weiteren Raum im Keller wird mit dem Thema „Gräber und Totenkult im Raum Carnuntum“ der römische Totenkult mithilfe von rekonstruierten Originalgräbern und deren Grabbeigaben erläutert. Im Museumsgarten befindet sich außerdem noch ein Lapidarium mit 12 Grabsteinen, die aus dem Gräberfeld des Kastells stammen.

Das Herzstück des Museums, das sich im Keller des Museums befindet, ist jedoch ein Kuriosum, das den strengen römischen Bauvorschriften absolut zuwiderläuft und bisher auch nirgendwo anders gefunden wurde: in der Ausgrabung im zentralen Raum sieht man einen antiken Abwasserkanal, der sich mit einer Trinkwasserleitung kreuzt. Statt die Abwasserleitung aus Hygienegründen unterhalb der Frischwasserleitung zu verlegen, wurde sie darüber geführt. Offenbar ließ sich das bautechnisch nicht vermeiden, so dass das Bauwerk sicherheitshalber sowohl aus massiven Mauern als auch zusätzlich aus wasserdichtem Beton (opus caementitium) gefertigt war. Ein weiteres interessantes Baudetail in der Wasserkreuzung ist ein Sandfang, in dem das Frischwasser von Schwebstoffen gereinigt werden konnte.

Das Museum Auxiliarkastell, das von ehrenamtlichen Mitgliedern des örtlichen Museumsvereins betrieben wird, ist von Anfang Mai bis Ende Oktober samstags, sonntags und an Feiertagen oder nach vorheriger Voranmeldung geöffnet. Der Eintritt ist frei, Spenden sind jedoch willkommen.

Lage: Museum Auxiliarkastell Petronell-Carnuntum, Hauptstraße 78, 2404 Petronell-Carnuntum (im Kulturhaus des Ortes)

Links: www.auxiliarkastell.at; www.facebook.com/Auxiliarkastell