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Der reizvoll böse Krampus

Heute spielt nicht der Nikolaus, sondern sein wilder Geselle die Hauptrolle. Denn: Am 5. Dezember ist der Krampustag.

Also, wenn ich das laute Schellengeläute höre und sehe, wie die zotteligen Gestalten mit den langen Hörnern durch die Dämmerung stapfen, dann läuft mir schon ein kalter Schauder über den Rücken. Geht es euch da auch so? Der Krampus ist einfach eine Respekt einflößende Figur. "Der Krampus sieht ja auch immer schon zum Fürchten aus", erzählt Lukas Schmiderer. Lukas ist 31 Jahre alt und kommt aus Zell am See in Salzburg. Und er ist Perchtenreferent im Pinzgau. Also damit auch quasi ein absoluter Krampus-Experte.

Ursprünglich haben die Menschen die Hörner von Geißböcken an ihre Bauernhöfe gehängt. Damit sollte Böses abgewehrt und der Hof geschützt werden. Im Laufe der Zeit entstand der Krampusbrauch, es kam zu den Hörnern das Fell und die Maske dazu. "Der Krampus ist ja eine Mischung aus einem Geißbock und einem Bären", sagt Lukas. Der Bär war immer schon gefürchtet, weil er nicht zu bezwingen war. "Der Krampus tritt genauso furchterregend auf."

Und ganz früher gab es ja den Nikolaus noch gar nicht, da waren die Krampusse allein unterwegs. Und stellt euch vor, die waren teilweise so wild, dass es der Kirche zu viel geworden ist. Und deshalb gab es dann sogar einmal ein Perchtenlaufverbot! Die Leute in den Bergen haben sich aber ihren Brauch nicht verbieten lassen. "Es gibt unzählige Gerichtsprotokolle aus der damaligen Zeit. Da kann man nachlesen, dass sich die Menschen nicht davon abhalten ließen und etliche Strafen in Kauf genommen haben", weiß Lukas.

Da hatten die Kirchenleute einen Einfall: Sie setzten den Krampussen einfach den Nikolaus vor. So bekam der Brauch einen biblischen Hintergrund, war für die Kirche okay und musste nicht mehr verboten werden. Wie die gesamte Geschichte ganz exakt gelaufen ist, das ist nicht klar. Jeder Verein hat da seine eigene Weisheit. "Die Wahrheit ist wohl eine Mischung aus all den Überlieferungen und umherschweifenden Legenden über die Geschichte von Krampus und Nikolaus."

Und nun gibt es also beide. Der Nikolaus belohnt, der Krampus ermahnt. "Er stellt das gezähmte Böse dar, er unterliegt dem Guten, dem Nikolaus. Der Krampus macht ja nicht einfach wild, was er will. Wenn der Nikolaus spricht, dann muss er folgen", erzählt Lukas.

Und trotzdem, ganz sicher kann man sich ja nie sein, was genau passiert, wenn der Nikolaus und der Krampus kommen. "Diese Unwissenheit, erwischt es mich oder nicht - das macht auch den Reiz aus", erklärt Lukas. "Der Krampus hat ja auch eine Rute, die darf man ein bisschen spüren, aber auf keinen Fall mehr. Es soll nie jemandem wehgetan werden!", sagt er. Die menschliche Seite ist immer das Wichtigste.

Den Kindern muss immer klar sein, dass alles "nur" Brauch ist. Den Krampus gibt es nicht wirklich, hinter jeder Maske steckt ja ein Mensch. So wie eben auch Lukas selbst. Er ist Krampus bei einer sehr traditionellen Pass in Zell am See, der Schmitten-Pass. "Ich sehe, wenn Kinder große Angst haben, dann nehmen ich mich als Krampus sehr zurück", erzählt Lukas. Und dann verrät er noch: "Ich habe dann unter dem Mantel auch eine Tasche mit Zuckerl. Wenn sich ein Kind einmal gar arg fürchtet, dann hole ich da schon einmal eine Süßigkeit heraus."

Bei aller Angst und allem Respekt steht für Lukas eines klar im Vordergrund: "Es soll vor allem anderen einfach eine schöne Erinnerung sein."

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