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Geduld gefragt: Steingraben-Sanierung mit Tücken

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Steingraben-Anlieger Detlev Larisch musste viel Geduld haben mit der Baustelle vor seiner Bürotür.
Steingraben-Anlieger Detlev Larisch musste viel Geduld haben mit der Baustelle vor seiner Bürotür. © dahm

Die Stadt lobt die Sanierung von Steingraben, Roßkampffs- und Ueliksgasse als vorbildlich, und genau das soll sie sein: Vorbild für weitere Maßnahmen in der historischen Altstadt. Anlieger Detlev Larisch sieht‘s nicht ganz so rosig.

Soest – Aus Sicht der Stadt ist die Sanierung von Steingraben, Roßkampffs- und Ueliksgasse eine Erfolgsgeschichte. Die Pflastersanierung soll gar als Blaupause dienen für weitere Straßenbaumaßnahmen in der Altstadt. Das Besondere: Das vorhandene Natursteinpflaster wurde aufgenommen, die Steine wurden beschnitten und neu verlegt. Damit bleibt das historische Bild erhalten, die Steine sind aber viel besser begehbar. Anlieger Detlev Larisch ist trotzdem nicht ganz so begeistert. Seinen Weg zur Arbeit, vor allem die Zufahrt zur Tiefgarage im Steingraben, hat die Baustelle nämlich erheblich behindert, monatelang.

Larisch ärgert sich vor allem darüber, dass die Straße ein zweites Mal lange gesperrt werden musste, nachdem der Pflastertausch eigentlich schon zur letzten Kirmes hätte abgeschlossen sein sollen. Aber statt zu Ende zu pflastern, wurden die letzten gut zehn Meter geteert, um den Steingraben als Kirmes-Fluchtweg zu ertüchtigen. Der Asphalt, berichtet Larisch, habe dann aufwendig von einer Fräse wieder abgenommen werden müssen. Hätte es da nicht gereicht, das fehlende Stück zu schottern? Der Soester Rechtsanwalt vermutet: „Das hat doch locker 20 000 Euro mehr gekostet.“ Tatsächlich, räumt die Stadt ein, verursachte die Herrichtung des Zwischenzustands 10 000 Euro Kosten. „Das Asphaltieren war notwendig, da Fluchträume in direkter Angrenzung zu einem Festgelände (Kirmes) und am Ausgang einer stark frequentierten Gaststätte (Kater) gut begehbar sein sollen.“ Auch das Schottern hätte – wenngleich geringere – Kosten verursacht.

Ausbau des Steingraben: Pflaster-Gewicht falsch berechnet

Bleibt die Frage, warum nicht durchgepflastert wurde. Das, erklärt Stadtsprecher Thorsten Bottin, hatte zwei Gründe. Erstens habe der Lieferant die Menge des benötigten Pflasters anhand des Gewichts berechnet. Nachträglich habe sich allerdings gezeigt, dass die Umrechnung fehlerhaft war –  ausgegangen war man davon, dass die Steine, einmal bearbeitet, einer gleichen Norm entsprechen. Dann müssten die Steine auch das gleiche Gewicht haben. Anhand dieser Annahme hatte der Behauer berechnet, wie viele Tonnen Pflaster zurück nach Soest kommen. Nur: Die Steine waren letztlich nicht alle 10 Zentimeter stark, sondern bis zu 14 Zentimeter, mit den entsprechenden Auswirkungen aufs Gewicht. „Das fehlende Pflaster musste von uns nachbestellt werden.“ Geliefert wurde aber zunächst nur das Großpflaster, nicht die kleinen Köpfe, die für den Geh- und Radweg benötigt werden. „Abgesehen von dieser Entwicklung hat immer auch die Verarbeitung des Pflasters einen Einfluss auf die Bauzeit. Die Bettung und das Aushärten der Fugen dauert in der Regel mehrere Wochen und ist darüber hinaus immer auch vom Wetter abhängig.“ Selbst, wenn sämtliches Pflaster vorrätig gewesen wäre, hätte die Tiefbaufirma die Steine nicht so frühzeitig versetzen können, dass Bett und Fugen genug Zeit zum Aushärten bekommen hätte, sagt die Stadt. Larisch wundert sich: „Der Zustand, der jetzt besteht, hätte doch auch schon zur Kirmes hergestellt sein können!?“ Immerhin: Seit einer guten Woche fehlen nur noch die restlichen kleinen Pflastersteine. Steingraben und Tiefgaragenzufahrt sind befahrbar.

Verzögert hatte sich übrigens die ganze Baumaßnahme auch, weil die Baufirma später angefangen hatte, als vorgesehen. Und in der Roßkampfsgasse musste zweimal gebuddelt werden, auch das habe mit der Kirmes und Rettungswegen zu tun gehabt, sagt die Stadt. Grund sei nicht, wie Larisch gehört haben will, dass man Hausanschlüsse vergessen habe. Sicher ist: Einmal wird auch der Steingraben noch geöffnet. Was bisher fehlt, sind Glasfaserleitungen. Der Zeitraum der Straßenerneuerung habe mit dem für Glasfaser nicht koordiniert werden können, so Bottin. Es existiere noch keine Netzplanung – Leerrohre wären womöglich nicht passend verlegt worden – „und die Kosten dafür wären auch nicht refinanzierbar gewesen“.

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