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"Undressed" bei RTL II: Anziehen, anziehen

Foto: RTL 2

"Undressed" bei RTL II Ab ins Bettchen!

Zwei Singles ziehen sich aus, um sich kennenzulernen - und sonst? Die neue Datingshow "Undressed" legt nur einen Penis und sonst vor allem viel unappetitlichen Emo-Ballast frei.

Es gibt tatsächlich diesen Moment, in dem man das Prinzip von "Undressed - das Date im Bett" für eine gute Idee hält. Und für eine echt alltagspraktikable Idee, neue Bekanntschaften nach dem "Hi, na, wie geht's?" erst einmal bis auf die Unterbuxe auszuziehen, bevor man weitere normale Smalltalk-Themen wie die verruchteste Oink-oink-Fantasie anschneidet.

Dieses Sekündchen echte Überzeugung passiert, wenn man nach der Premierenfolge auf RTL II nicht schnell genug den Fernseher ausschaltet und in der direkt hinterdrein gesendeten zweiten Episode der Entblätterungsscharade hängenbleibt. Und ein Männeken sieht, das in Klamotten halbwegs zurechnungsfähig, zumindest wahlberechtigt, scheint - bis kurz darauf seine großflächige, im Wandtattoo-Schnörkelstil gehaltene "Fucking Number One"-Tätowierung freigelegt wird, direkt über dem Schambereich.

Da ist es für die ebenfalls bass erstaunte Datingpartnerin doch schön, dass sie nicht erst eine Tasse Kaffee in den Knaben investieren musste, bevor sie dann bei Date zwei oder drei bei ersten Betastungen unter dem Leibchen seines eingefrästen Trottelzertifikats gewahr würde. Angeblich gibt es auch noch ein Tattoo direkt auf dem Schnirpel: "Enjoy it". Ach, es ist alles so trist.

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"Undressed" bei RTL II: Anziehen, anziehen

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Der Moment geht aber schnell wieder vorbei, und "Undressed" ist dann wieder eine zwar effekthascherische, aber unaufregende Gute-Nacht-Gaffgelegenheit. Zwei Singles treffen sich zum ersten Mal, in einem Studio-Set, in dem nur ein Bett (dem geschulten Auge nach ist es bezeichnenderweise das Ikea-Modell Malm, die basicste aller Lagerstätten) und ein großer Bildschirm stehen. Auf den werden Anweisungen für die beiden gebeamt, die erste schon nach ein paar Sekunden Kennenlerngeplapper: "Zieht euch gegenseitig aus." Dann geht es ins Bettchen zur weiteren Bekanntschaftsvertiefung. Was in diesem Fall keine klimbimmige Umschreibung ist, mehr als Gespräche und im ärgsten Fall ein bisschen Knutschen passiert nicht. Die Unterwäsche bleibt an.

Schockant ist hier gar nichts

Wirklich, wer sich nicht aus dramaturgischen, sondern moralischen Beweggründen über "Undressed" empört, muss dringend ein paar Dating-TV-Formate der jüngsten Vergangenheit nacharbeiten. Bei "Adam sucht Eva" war man nackter, bei "Hochzeit auf den ersten Blick" ging man beim ersten Aufeinandertreffen deutlich weiter. Schockant ist hier also gar nichts, und interessant leider auch nicht viel. "Ihr optisches Dasein gefällt mir auf jeden Fall", salbadert sich Hatem um Kopf und nicht mehr vorhandenen Kragen, Baggerfahrer Gunther sagt nach der beiderseitigen Altersvorstellung - er 28, sie 26 - den schlauesten in dieser Situation denkbaren Satz: "Sind zwei Jahre Unterschied."

Ein bisschen lustig wird es nur dann, wenn allzu wurstpellige Kleidungsstücke nur unter nicht im klassischen Sinne erotischen Verrenkungen vom Körper des Gegenübers geschält werden, fast kommt es bei Hatem und Leila beim Entfernen ihres Oberteils zum Strangulierungstod. Die meiste Zeit aber ist die Sendung traurig, weil die Singles nicht nur einen Großteil ihres Körpers entblößen, sondern auch gleich noch auspacken, was eine Beziehung mit ihnen möglicherweise problematisch machen könnte.

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Gunther will eine Frau, die schon die Wäsche gemacht und gekocht hat, wenn er von der Arbeit heimkommt, der Rest sei eigentlich egal. Leila ist ambitioniert eifersüchtig und hält ihren Partner unter scharfer Kontrolle: "Ich weiß schon am Anfang alles im Hintergrund über dich, wie die Polizei." Da fällt es angenehm - weil unerwartet reflektiert - auf, dass Hatem nach der Bildschirmanweisung "Massiere Leilas Po" erst einmal bei der zu Durchknetenden nachfragt: "Warte mal, soll ich das überhaupt machen, willst du das?"

Ein Genital gibt es dann doch noch zu sehen: Jürgen, 57, Hobby-Aktmodell, soll natürlich für Melanie posieren, damit sie auf einem bereitgestellten Block eine Krickelzeichnung herstellen kann. "Hoffentlich macht dich das jetzt nicht völlig fertig", sagt Jürgen, vollentblößt. Und Melanie sagt, ungerührt und im Chor mit der Zuschauerschaft: "Nö."