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1000 Fragen Friert ein Baumstamm im Winter durch?

Blauer Himmel, weiße Wiesen, verschneite Bäume - so ein Winterspaziergang ist eine feine Sache. Der Mensch kann sich mit Mütze, Schal und Handschuhen gegen die Kälte schützen. Bäume dagegen stehen nackt im Wind. Bildet sich Eis in ihren Stämmen, können sie gar bersten?
Menschen haben Jacke und Schal, Tiere ihren Pelz - aber was schützt Bäume bei Kälte?

Menschen haben Jacke und Schal, Tiere ihren Pelz - aber was schützt Bäume bei Kälte?

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/ dpa

Teiche, Seen, Pfützen erstarren im Winter zu Eis - sogar die Wassertonne im Garten friert komplett durch. Während Menschen die Heizung aufdrehen und viele Tiere ein dicker Pelz vor dem Frost schützt, scheint Bäume nichts zu wärmen. Friert ihr Stamm im Winter auch durch, wie die Wassertonne im Garten?

"Baumstämme frieren nicht durch, denn sie enthalten gar nicht so viel Wasser", sagt Heike Bohne vom Institut für Zierpflanzen- und Gehölzwissenschaften der Leibniz Universität in Hannover. Ein Baumstamm ist aus verschiedenen Schichten aufgebaut, von denen nur die Leitgewebe und das sogenannte Kambium mit Pflanzensaft gefüllt sind. Sie sind die lebenden Anteile des Baumstammes und bilden eine dünne Schicht unter der Rinde. Hier findet auch das Dickenwachstum des Baumes statt: Zellen im Kambium bilden nach innen Holz und nach außen Bast, das im Verlauf der Zeit zur Borke wird.

"Diese verholzten Teile enthalten nur wenig Feuchtigkeit - hier bildet sich also auch kein Eis", sagt Bohne. Die Borke wirkt wie ein Mantel für den Baum: "Sie besitzt viele Lufteinschlüsse und bildet dadurch eine Wärmedämmung."

Frost im Frühjahr besonders gefährlich, weil der Schutz nicht aktiviert ist

"Bäume besitzen außerdem eine Art Frostschutzmittel", sagt Bohne. Bestimmte Zuckerverbindungen und Eiweißstoffe in ihrem Zellsaft senken ihren Gefrierpunkt. "Das ist von Baumart zu Baumart unterschiedlich", sagt Bohne, "auch diese Eigenschaften machen sie mehr oder weniger winterhart."

Nur das Kambium und das Leitgewebe sind die Teile des Baumes, die vom Frost bedroht werden: "Wenn Zellsaft gefriert, dann zerstören die Eiskristalle die Gewebestrukturen - so entstehen Frostschäden", erklärt Bohne. Das muss der Baum also verhindern.

Je dünner und jünger Pflanzenteile sind, desto mehr sind sie von Frost bedroht, denn sie enthalten mehr Wasser und sind schlechter isoliert. Das gilt besonders für die Knospen im Frühjahr, aber auch Wurzeln sind frostgefährdet. "Ein Teil des Abhärtungsvorgangs im Herbst und frühen Winter beruht darauf, dass die Wassergehalte abnehmen", sagt Bohne.

Oft ist es gar nicht der Frost mitten im Winter, sondern zu Beginn und Ende der kalten Jahreszeit, die den Pflanzen zu schaffen machen - denn dann sind ihre Schutzmechanismen nicht voll aktiviert.

fln/dapd