Zum Inhalt springen

Anti-Sehhilfen Keuschheitsbrillen für ultraorthodoxe Juden

Ultraorthodoxe Juden in Israel haben ein neues Mittel gegen weltliche Sünden: In einigen Gegenden werden Brillen verteilt, die den Blick vor unzüchtig gekleideten Frauen verschleiern sollen. Sie bereichern ein kurioses Sortiment.
Ein ultraorthodoxer Jude im Viertel Mea Shearim in Jerusalem: Keusch bleiben ist wichtig

Ein ultraorthodoxer Jude im Viertel Mea Shearim in Jerusalem: Keusch bleiben ist wichtig

Foto: Bernat Armangue/ AP

Jerusalem - Gott macht erfinderisch: Wenn es um den Schutz vor weltlichen Verführungen geht, zeigen sich ultraorthodoxe Juden so radikal wie kreativ. Separate Bürgersteige für Männer und Frauen, nach Geschlechtern getrennte Busplätze und unterschiedliche Besuchszeiten in Museen sollen das fromme Leben strenggläubiger Juden in Israel erleichtern. Auch Scheuklappen für Flugreisen gehören zum Keuschheitssortiment der Orthodoxen.

Das neueste Präventionswerkzeug: die Anstandsbrille. Ab einem Abstand von rund fünf Metern verschwimmt die Umgebung für den Brillenträger - einschließlich der unzüchtig gekleideten Frauen, die etwa Jeans und T-Shirt tragen. Die Gläser sollen Strenggläubige vor unkeuschen Blicken und ebensolchen Gedanken bewahren, wie die französische Wochenzeitung "Courrier International"  berichtet. Das jüdisch-orthodoxe Glaubensgesetz verbietet den Kontakt von Männern und Frauen, die nicht verheiratet sind.

Verteilt werden die Anti-Sehhilfen von der sogenannten Keuschheitspatrouille in besonders orthodoxen Vierteln wie dem Mea Shearim in Jerusalem zum Preis von etwa vier Euro. Während sich die eher linksliberale israelische Zeitung "Haaretz" über die neuen Brillen lustig machte, rief das konservative Blatt "Maariv" die Orthodoxen dazu auf, sie mit Stolz zu tragen.

Ungefähr sieben Prozent der fast acht Millionen Einwohner Israels sind ultraorthodox. Immer wieder kommt es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei oder Anhängern säkularer Gruppen, wenn ultraorthodoxe Juden in das öffentliche Leben eingreifen. In einigen Vierteln in Jerusalem werden Frauen als unzüchtig beschimpft, bespuckt und mit Steinen beworfen, wenn sie sich frei auf der Straße bewegen und keine langen Röcke oder Kopfbedeckungen tragen.

fhu