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Ukraine Ärzte bestätigen Giftanschlag auf Juschtschenko

Seine Anhänger hatten es seit langem vermutet, nun wird der Verdacht bestätigt: Die rätselhafte Krankheit des ukrainischen Oppositionschefs Juschtschenko geht nach Ansicht seiner Wiener Ärzte auf einen Giftanschlag zurück. Mit der Substanz sollte der Politiker getötet werden.



Kiew/London - Ärzte eines Krankenhauses, in dem sich der ukrainische Oppositionsführer Wiktor Juschtschenko vor Wochen behandeln ließ, haben einen versuchten Giftanschlag auf den Präsidentschaftskandidaten bestätigt. "Wir sind nun sicher, dass wir bestätigen können, welche Substanz diese Krankheit ausgelöst hat", zitiert die Londoner "Times" den Arzt Nikolai Korpan vom Wiener Rudolfinerhaus. "Er hat diese Substanz von anderen Personen bekommen, die damit eine bestimmte Absicht verfolgt haben." Auf die Frage, ob er auf eine Tötung anspiele, sagte Korpan laut "Times": "Ja, natürlich."

Korpan schränkte indes heute Morgen seine Aussagen ein. Die Krankheitsursache sei immer noch ein Diskussionsthema. Die Ärzte hätten derzeit drei Vermutungen. Alle drei liefen allerdings auf eine Vergiftung hinaus. Zu einer genauen Bestätigung seien weitere Untersuchungen an dem Patienten nötig. "Ohne den Patienten geht es nicht, bis dahin gibt es nur Spekulationen", sagte der Mediziner.

Juschtschenko war im September während des Wahlkampfes für die Präsidentenwahl schwer erkrankt. Später warf er dem Regierungslager vor, versucht zu haben, ihn mit Gift zu töten. Das österreichische Krankenhaus hatte nach umfangreichen Untersuchungen zunächst erklärt, die Theorie Juschtschenkos könne weder bestätigt noch widerlegt werden.

Juschtschenko habe die giftige Substanz möglicherweise über Nahrungsmittel oder Wasser zu sich genommen, sagte Korpan weiter. Es werde auch nicht ausgeschlossen, dass ihm eine Injektion gegeben worden sei. "Wir müssen ihn hier in Wien noch einmal untersuchen", erklärte der Arzt. "Wenn er hier ist, können wir die ganze Untersuchung innerhalb von zwei oder drei Tagen abschließen.

Juschtschenkos Gesicht ist seit seiner Erkrankung stark angeschwollen und mit Pusteln übersät. Unter anderem war darüber spekuliert worden, dass er mit Dioxin vergiftet worden sein könnte. Dioxin löst eine schwere Form der Akne, die so genannte Chlorakne aus. Juschtschenko ist bislang nicht auf Dioxin untersucht worden.

Parlament berät über Wahlgesetz

In Kiew berät das Parlament heute über Änderungen des Wahlgesetzes. Die Opposition hat sie für die Neuauflage der Präsidenten-Stichwahl am 26. Dezember verlangt. Der amtierende Präsident Leonid Kutschma hatte bei Verhandlungen am Runden Tisch grundsätzlich der Neubesetzung der Wahlkommission und der Änderung des Wahlgesetzes zugestimmt. Mit den Änderungen zum Wahlgesetz soll eine faire Abstimmung bei der Stichwahl-Wiederholung sichergestellt werden.

In die festgefahrenen Bemühungen um eine Lösung der Staatskrise war gestern wieder Bewegung gekommen. Präsident Kutschma beurlaubte den umstrittenen Regierungschef Wiktor Janukowitsch auf dessen eigenen Wunsch. Dies solle ihm ermöglichen, sich auf den Wahlkampf zu konzentrieren. Die Oppositionsforderung nach einer Entlassung der Regierung lehnt Kutschma nach wie vor strikt ab.

Janukowitsch selbst hatte vor wenigen Tagen gesagt, er werde Urlaub nehmen, um seinen Wahlkampf zu führen. Die erste Stichwahl am 21. November war zugunsten von Janukowitsch gefälscht worden und wurde deshalb vom Obersten Gericht für ungültig erklärt. Kommissarischer Ministerpräsident wurde der bisherige Erste Vizeregierungschef Nikolaj Asarow, der auch der Partei von Janukowitsch angehört.