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Klimagipfel in Schottland Forscher benennen schmelzenden Antarktis-Gletscher nach Glasgow

Bedrohte Eisriesen bekommen die Namen von Klimagipfeln: So wollen britische Forscher auf die Klimakrise aufmerksam machen. Boris Johnson zollt Beifall – obwohl er selbst widersprüchlich agiert.
Ein Antarktis-Gletscher (Archivbild)

Ein Antarktis-Gletscher (Archivbild)

Foto: Ric Tapia / AP

Glasgow gibt es nun auch in der Antarktis: Forscher haben einen schnell schmelzenden Gletscher nach dem Austragungsort des Uno-Klimagipfels benannt, der an diesem Sonntag in Schottland startet (COP26).

Damit wollen die Wissenschaftler der britischen Universität Leeds auf den Klimawandel aufmerksam machen, wie Großbritanniens Regierung mitteilte. Auch weitere bisher namenlose Gletscher erhielten die Namen von »Klimastädten«, die für wichtige Wegmarken stehen: etwa Genf, wo 1979 die erste Klimakonferenz stattfand. Oder Berlin als Ort der COP (Conference of the Parties) im Jahr 1995.

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Anfang November trifft sich die Staatengemeinschaft im schottischen Glasgow zur 26. Uno-Klimakonferenz, der COP26. Auf dem zweiwöchigen Treffen geht es darum, die Ziele der Länder zu erhöhen und gemeinsame Regeln für den Kampf gegen die Klimakrise zu definieren. Lesen Sie hier alle Artikel zum Gipfel.

»Dass wir diesen glitzernden Giganten der Natur nach der Stadt benennen, wo die Menschheit sich in dieser Woche zum Kampf für die Zukunft des Planeten versammelt, ist eine deutliche Erinnerung daran, was wir schützen wollen«, sagte der britische Premierminister Boris Johnson laut der Regierungsmitteilung.

Er hoffe auf eine »Atmosphäre der Verantwortung und Ambition« in Glasgow, um das Ziel einer Erderwärmung von maximal 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter am Leben zu halten. Allerdings steht Johnson selbst daheim in der Kritik von Umweltschützern. Seine Regierung erwägt, ein neues Ölfeld und sogar eine Kohlemine für die Ausbeutung freizugeben.

»Wir wissen, dass wir auf eine Erwärmung von 2,7 Grad zum Ende des Jahrhunderts zusteuern, wenn wir die derzeitigen Emissionen fortsetzen«, sagte die Wissenschaftlerin Heather Selley; sie beobachtet die Antarktisregion über Satelliten. »Das wird Folgen haben für die Intensität und Regelmäßigkeit von Ereignissen wie Dürren, Fluten, Zyklonen und Problemen mit Lebensmittelanbau.«

Die COP26 sei nun der Zeitpunkt, gegenzusteuern, sagte Selley. Ansonsten drohe eine Abwärtsspirale mit weiterer Abhängigkeit von fossilen Energien. Ihren Untersuchungen zufolge haben die Gletscher entlang der Getz-Küste im Westen der Antarktis in den vergangenen 25 Jahren insgesamt 315 Milliarden Tonnen Eis verloren. Das entspreche dem Inhalt von 126 Millionen olympischen Schwimmbädern.

Der Glasgow-Gletscher ist 104 Kilometer lang und mit einer Fläche von 2630 Quadratkilometern etwa 15 Mal so groß wie die schottische Großstadt. Dort wurde die COP26 am Sonntag offiziell eröffnet.

che/dpa