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Invasive Arten in Deutschland Waschbären bedrohen seltene Tierarten

Schon lange leben Waschbären in Deutschland, obwohl die Art eigentlich eingewandert ist. Doch die Tiere breiten sich rasant aus - und gefährden immer mehr seltene Vögel.
Waschbär (Procyon lotor) in Sieversdorf im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg)

Waschbär (Procyon lotor) in Sieversdorf im Landkreis Oder-Spree (Brandenburg)

Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / dpa

Sie kommen aus Nordamerika und breiten sich immer weiter aus: Waschbär-Populationen nehmen in Deutschland zu. Darauf hat der Deutsche Jagdverband (DJV) hingewiesen. Die Kleinbären kommen inzwischen in 43 Prozent der rund 24.000 Jagdreviere vor, die für die Statistik ausgewertet wurden. Die neuen Daten stammen aus den Jahren 2006 bis 2015. Beobachtet worden seien etwa 40 Prozent der bejagbaren Fläche.

Die Tiere leben vor allem in einem Band, das von Hessen bis in den Nordosten Deutschlands reicht. Waren einst Hessen und Brandenburg Waschbär-Hochburgen, verbreiten sich die Tiere nun auch in der Mehrheit der Reviere in Sachsen-Anhalt, Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.

In der Jagdsaison 2015/16 seien mit rund 128.000 Exemplaren so viele Waschbären wie noch nie von Jägern erlegt worden, hieß es. Der DJV fordert angesichts einer "rasanten Ausbreitung" und zum Schutz der heimischen Artenvielfalt eine flächendeckende Bejagung - auch mit Hilfe öffentlicher Mittel, etwa in Form von Zuschüssen für Fallen.

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Mink, Waschbär und Marderhund: Gefährliche Einwanderer

Foto: Patrick Pleul/ picture alliance / dpa

Auch bei anderen Einwanderern wie Marderhund und Mink, auch Amerikanischer Nerz genannt, beobachten Jäger eine Ausbreitung - allerdings in geringerem Ausmaß als beim Waschbär (Procyon lotor). Der Marderhund sei in rund einem Viertel der Jagdbezirke nachgewiesen, der Mink in sieben Prozent. Die Lebensräume liegen vor allem in Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Sachsen-Anhalt.

Aus Sicht der Deutschen Wildtier Stiftung kommt es mit Waschbären lokal zu Problemen, weil sie sich etwa über Nester gefährdeter Vögel hermachen. Zudem können sie gut schwimmen und geschickt klettern und mit ihren schmalen Tatzen selbst in Baumhöhlen nach Nestern greifen. Zum Schutz von Artenschutzprojekten befürworte auch die Stiftung eine intensive Bejagung, sagte Geschäftsführer Hilmar Freiherr von Münchhausen. Er sprach sich zudem für bundesweit einheitliche Regelungen zur Bejagung aus.

Wie viele Waschbären, Minks und Marderhunde in Deutschland leben, ist unbekannt. Die Zahlen ließen sich seriös auch nicht schätzen, hieß es beim DJV. Die DJV-Daten aus dem Wildtier-Informationssystem der Länder sind aus Sicht der Wildtier Stiftung die besten verfügbaren.

Das Vorkommen der Tiere in Deutschland geht auf Aussetzungen und Ausbrüche aus Pelzfarmen zurück. Bereits 1934 wurden Waschbären ausgesetzt - mit Einverständnis des späteren Reichsluftmarschalls Hermann Göring.

Die EU-Kommission hatte Waschbären im vergangenen Sommer auf eine Liste unerwünschter Tier- und Pflanzenarten gesetzt. Deren Ausbreitung soll in Europa bekämpft werden.

Bei der Erfassung der Daten steht die Ausbreitung der eingewanderten Arten im Vordergrund, nicht die Jagd. Seit 2006 überwachen Jäger so auch die drei einst wegen ihrer Pelze nach Europa importierten Arten.

joe/dpa