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JÖRG HAIDER Auf dem Höhepunkt der Macht

Den parteiinternen Machtkampf hat Jörg Haider gewonnen. Und doch gibt es als Folge des Ränkespiels innerhalb der rechtspopulistischen FPÖ fast nur Verlierer.

Die österreichischen Zeitungen sind sich ohne Wenn und Aber einig: Jörg Haider ist ein »Krawallpolitiker«, ein »Radaubruder«, ein »teamunfähiger Egomane«, der wegen seiner »krankhaften Geltungssucht und Selbstverliebtheit« auf die Couch eines Psychiaters gehört. Für die Sozialdemokraten (SPÖ) ist der 52 Jahre alte Populist der leibhaftige »Gottseibeiuns«. Die Volkspartei (ÖVP) von Bundeskanzler Wolfgang Schüssel wollte Haider durch Einbindung in die Regierungsarbeit zähmen - vergeblich.

Dauerdruck sprengte Koalition

Als nach 13 Jahren die große Koalition aus SPÖ und ÖVP unter Haiders Druck auseinander brach, jubelte Haider, er habe »das schwarz-rote Machtkartell geknackt« und damit sein »Lebenswerk« vollbracht. Haider hatte die Koalition mit immer neuen Vorwürfen der Vettern- und Pfründewirtschaft unter Dauerdruck gestellt.

Haider = FPÖ

Haider machte seine Freiheitlichen (FPÖ) von einer Fünf-Prozent- Partei zur zweitstärksten politischen Kraft im Land und führte sie vor zweieinhalb Jahren in die österreichische Regierung. Die vorübergehende politische Isolation Österreichs durch die EU machte auf ihn keinen Eindruck. Im Gegenteil. Den französischen Präsidenten Jacques Chirac verspottete er als »Westentaschen-Napoleon«, Bundeskanzler Gerhard Schröder als »Koffer«, die österreichische Umschreibung für Trottel.

»Vater aller Rechtspopulisten«

Haider genoss als »Vater aller Rechtspopulisten« die politische Trendwende in ganz Europa in Richtung konservativer Parteien und empfand diese Entwicklung als späte Rechtfertigung seiner Position. Doch jetzt hat der Jurist das »Projekt der rechten Wende« in seiner Heimat schon wieder beendet. Die angeblich umstrittenen Sachthemen, an denen die rechtskonservative österreichische Regierung gescheitert ist, scheinen vielen nur vorgeschoben.

»Politische Bettnässerei«

Der frühere Wiener Bürgermeister Helmut Zilk (SPÖ), selbst ein begnadeter Populist, führt die Persönlichkeitsstruktur des »talentiertesten Politikers Österreichs« ins Feld. »Trotz der hohen Intelligenz überwiegt letztlich bei ihm die kleinkindhafte Trotzhaltung dessen, der sich nicht genügend geliebt, beachtet und gehätschelt fühlt«, beschrieb Zilk Haiders Charakter im Magazin News. »Das erinnert an politische Bettnässerei«.

Parade-Populist

Der stets braungebrannte Porsche-Fahrer, der sich dank eines Millionenerbes ganz auf die Politik konzentrieren konnte, hat sich mit allen Seiten angelegt. Auf dem Weg vom Deutschnationalen und Sympathisanten des Dritten Reiches zum Populisten mit ständig wechselnden Themen sieht er sich selbst als »Robin Hood der Kleinen Leute«. Wegen der vielen programmatischen Kehrtwendungen wurde im das Etikett »Der mit sich und den Wählern tanzt« angeheftet.

Polit-Dressman

Der Rechtspopulist füllt seit langem auch die Klatschspalten. Er lässt sich als Marathonläufer in New York oder Alaska über die Schulter sehen, erscheint in heimischen Gazetten als Gaststudent einer US-Elite-Universität oder beweist mit Bungee-Sprüngen, Wasserfallklettern oder extremen Bergtouren seine exzellente körperliche Verfassung. »Früher hab ich auch Krawatten getragen. Aber da war ich viel älter«, witzelt der stets modisch gestylte Politiker.

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