Badeurlaub:Lästig bis giftig: Acht Quallen im Porträt

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Von der Meerwalnuss bis zur Feuerqualle: Mit welchen Arten man im Mittelmeer und in der Nord- und Ostsee rechnen muss. Und mit welchen zum Glück nicht.

Von Tim Uhlendorf

Die Ohrenqualle

Die Ohrenqualle (Aurelia aurita) ist lästig, aber nicht giftig. (Foto: imago stock&people)

Hier kommt sie vor: Die zu den Schirmquallen zählende Ohrenqualle trägt ihren Namen aufgrund der vier ringförmigen Geschlechtsorgane, die sich farblich vom Schirm der Qualle abheben. Die fast durchsichtige Qualle mit wenigen Farbakzenten kann bis auf Tellergröße heranwachsen und ist in fast allen Ozeanen anzutreffen, meist in großen Gruppen. Seit einigen Jahren kommt es in Nord- und Ostsee immer wieder zu Massenansammlungen von Ohrenquallen und Tiere werden an die Strände gespült.

So gefährlich ist sie: gar nicht. Wo Ohrenquallen in großen Gruppen auftreten, ist das zwar lästig für Badegäste. Aber das Gift der Tiere ist schwach und ihre Nesselzellen können die menschliche Haut nicht durchdringen.

Die Meerwalnuss

Die Meerwalnuss (Mnemiopsis leidyi) vermehrt sich rasch und ist gefräßig. (Foto: Andrey Nekrasov via /imago images)

Hier kommt sie vor: Die Meerwalnuss lebt eigentlich an den Küsten Nord- und Südamerikas. Doch mittlerweile ist sie auch in der Ostsee anzutreffen - vermutlich überquerte sie den Atlantischen Ozean als blinder Passagier eines Frachters. Die zu den Rippenquallen zählende Spezies wird nur etwa fünf Zentimeter groß und kann am Tag bis zu 1000 Eier legen. Das Problem: Die Meerwalnuss ist quasi unersättlich und besitzt in der Ostsee so gut wie keine Fressfeinde. Besonders in wärmeren Monaten vermehrt sie sich explosionsartig und frisst den hiesigen Fischbeständen die Nahrung weg. Dies droht das Ökosystem der Ostsee nachhaltig zu schädigen.

So gefährlich ist sie: überhaupt nicht. Die Meerwalnuss besitzt weder giftige Nesselzellen noch Tentakel und kann dem Menschen so nichts anhaben. Ostsee-Urlauber müssen jedoch damit rechnen, dass sie den schleimigen Tieren künftig in den Sommermonaten immer häufiger begegnen.

Die Lungenqualle

Die Lungenqualle (Rhizostoma pulmo) ist eine der größten Arten, die im Mittelmeer vorkommen. (Foto: IMAGO/imageBROKER /Steve Trewhella)

Hier kommt sie vor: Wer am Mittelmeer baden geht, kennt die Lungenquallen. Man begegnet ihnen im Wasser sowie am Strand. Ihr rosa-weißer Schirm mit lila Saum kann einen Durchmesser von bis zu einem Meter haben; Lungenquallen zählen damit zu den größten Quallenarten des Mittelmeeres. Bereits im Vorjahr tummelten sich Scharen an der italienischen Adriaküste, auch in diesem Sommer tauchen sie regelmäßig an Stränden des Mittelmeers auf, etwa an der Côte d'Azur.

So gefährlich ist sie: kaum. Trotz ihrer beachtlichen und für Schwimmer sicher teils erschreckenden Größe besitzt die Lungenqualle nur schwache Nesselzellen, welche bei Kontakt geringe Hautreizungen verursachen können.

Die Feuerqualle

Eine große Qualle mit fließenden Tentakeln im Meer vor Schottland. (Foto: IMAGO/Mark Kirkland/IMAGO/VWPics)

Hier kommt sie vor: Die umgangssprachlich Feuerqualle genannte Art heißt eigentlich Gelbe Haarqualle. Sie lebt vor allem im Atlantik, im Roten Meer, im Mittelmeer sowie in der Nord- und Ostsee. Ihr Schirm kann einen Durchmesser von bis zu 50 Zentimetern erreichen. Besonders auffällig ist die Vielzahl ihrer langen Tentakel, die meist rot, gelblich oder ganz durchsichtig sind - wie ein dichter Haarschopf, weshalb die Tiere auch den Namen Löwenmähnenquallen tragen.

So gefährlich ist sie: schmerzhaft, aber ungefährlich. Die meterlangen Tentakel können bei kleinster Berührung Hautrötungen und stundenlang anhaltende Schmerzen auslösen. Besonders bei Allergikern können auch stärkere, aber nicht lebensbedrohliche Reaktionen entstehen.

Die Leuchtqualle

Die Leuchtqualle (Pelagia noctiluca) fühlt sich im Mittelmeer wohl, leider. (Foto: imago images/CSP_Hors)

Hier kommt sie vor: Dieser nahe Verwandte der Gelben Haarqualle wird ebenfalls gerne als Feuerqualle bezeichnet. Allerdings sind die Leuchtquallen viel kleiner, sie werden maximal zehn Zentimeter groß. Wie der Name sagt, besitzen sie die Fähigkeit der Biolumineszenz: Ihr pinker bis violett-bräunlicher Körper leuchtet schwach in der Dunkelheit oder bei Erschütterungen. Leuchtquallen sind in allen Meeren anzutreffen - sie bevorzugen wärmere Gewässer wie das Mittelmeer und leben in riesigen Schwärmen, die sich über Kilometer erstrecken können.

So gefährlich ist sie: Hier ist Vorsicht geboten! Bei Kontakt spürt man sofort einen starken Schmerz, die Haut rötet sich und bildet Blasen - ein tagelanger Juckreiz folgt. Es kann außerdem zu Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen kommen.

Die Kompassqualle

Die Kompassqualle (Chrysaora hysoscella) hat ein weites Verbreitungsgebiet. Sie kommt im Atlantik, im Mittelmeer, in der Nordsee und im Kattegat vor. (Foto: Karina Hessland/imago images)

Hier kommt sie vor: Zu ihren Verbreitungsgebieten zählen der Atlantik, das Mittelmeer und die Nordsee. Auf dem Speiseplan der Kompassqualle stehen andere Quallenarten. Die Tiere erreichen einen Durchmesser von etwa 30 Zentimetern und fallen besonders durch ihre symmetrisch verlaufenden braunen Streifen auf ihrem hellen Schirm auf. Ihre spiralförmigen Tentakel besitzen sowohl Nessel- als auch Klebekapseln und lähmen so ihre Beute.

So gefährlich ist sie: schmerzhaft, aber nicht gefährlich. Obwohl die Kompassqualle nicht zu den giftigsten Quallenarten zählt, kann ein Kontakt zu starken und brennenden Hautreizungen führen, welche auch noch nach Tagen sehr schmerzhaft sein können.

Die Portugiesische Galeere

Die Portugiesische Galeere (Physalia physalis) sieht nur aus wie eine Qualle. Giftig ist sie trotzdem. (Foto: imago stock&people/imago stock&people)

Hier kommt sie vor: Obwohl ihre Erscheinung in erster Linie einer Qualle gleicht, gehört die Portugiesische Galeere zur Gattung der Seeblasen, einer zusammenhängenden Kolonie von Polypen. Der kleine Körper treibt durch eine gefüllte Gasblase an der Wasseroberfläche - an ihm hängen zahlreiche blau-violette Tentakel, die bis zu 50 Meter lang werden können. Der Wind treibt die Tiere aus dem Pazifik gerne an die Küste der Kanaren, Balearen und Portugals.

So gefährlich ist sie: Hier ist besondere Vorsicht geboten! Die Liste der Symptome, die ein Kontakt mit ihren Tentakeln zur Folge haben kann, ist lang: extreme Schmerzen, rote Quaddeln auf der Haut, Übelkeit, Fieber, Atemprobleme bis zum Herz-Kreislauf-Schock. Für Allergiker oder schwächere Personen kann eine Berührung tödlich enden.

Die Seewespe

Die Begegnung mit einer Seewespe (Chironex fleckeri) kann tödlich enden. (Foto: VWPics/imago/Stock/Trek Images)

Hier kommt sie vor: Die Seewespe zählt zu den giftigsten Meeresbewohnern weltweit. Mit einem durchschnittlich 14 Zentimeter breiten, würfelförmigen Schirm und bis zu drei Meter langen Tentakeln wirkt das Tier, das zu den Würfelquallen gehört, vergleichsweise unscheinbar. Ihr Gift aber kann Zellwände, Blutkörperchen und Nerven zerstören. In Australien und im westlichen Indopazifik werden immer wieder Strände gesperrt, an denen Seewespen auftauchen.

So gefährlich ist sie: Das Gift der Seewespe dringt rasch durch die Haut in Blutbahnen und Nervenzellen, wo es zu Lähmungserscheinungen von Skelett- und Herzmuskulatur und schlimmstenfalls zum Atemstillstand führen kann. Ohne Behandlung besteht Lebensgefahr, innerhalb von Minuten. Seit einigen Jahren existiert zwar ein Gegengift, aber das muss schnell verabreicht werden. Wunden aus einer solchen Begegnung verheilen zudem äußerst langsam.

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