In jeder Epoche der Geschichte der Menschheit werden die Enwicklungen in Kunst und Kultur von den gesellschaftlichen und politischen Prozessen eines Landes und oftmals eines ganzen Kontinentes beeinflusst. Die Biedermeier Stilperiode entstand mit der Beendung der Napoleon Kriege, nach einer langen Zeit kriegerischer und politischer Auseinandersetzungen und Instabilität in Europa und existierte parallel zum kunstgeschichtlichen Zeitalter der Romantik (Spätromantik) und des Klassizismus. Die Staaten Mittel- und Nordeuropas waren auf Veränderungen aus, die im Rahmen zunehmender Industrialisierungsprozesse eine stabilere und friedlichere, aber auch oppressivere Entwicklung der Gesellschaft mit sich führte. Das neue Bürgertum, die zu einem guten Wohlstand gekommene städtische Mittelklasse, hatte seine politischen Ambitionen abgelegt, mit dem Ziel, sich ein komfortables, familiär geprägtes Leben in Zurückgezogenheit und innerhalb ihrer gemütlichen, heimelig eingerichteten Privatsphäre zu gönnen.

Die Stilepoche der Romantik: Historische Hintergründe und Besonderheiten

Als eine an Einfluss gewinnende Kunstepoche, die in England ihren Anfang fand, breitete sich die Romantik in Deutschland zwischen 1800 und 1840 als Gegenrichtung zur rigiden Kunstströmung der Klassik aus. In der Kunstrichtung der Frühromantik, der Hochromantik und Spätromantik liegt das ästhetisch Schöne nunmehr in der feinen Gefühls- und Gedankenwelt des einzelnen Menschen, stets in Verbindung mit Dunkelheit als Symbol des Vergänglichen, mit dem Metaphysischen und Geheimnisvollen, und wird zum zentralen Gegenstand aller schöpferischer Bemühungen. Der Romantik unterliegt als Grundgedanke die Sehnsucht nach Freiheit und wird von einer unmittelbaren Naturverbundenheit begleitet.

Die wichtigsten Besonderheiten dieser Kunstrichtung sind Bestrebungen nach einer idealen, friedlichen Existenz im Einklang mit der Natur, nach der Reinheit einer bedingungslosen Liebe sowie die Kultivierung einer harmonischen Gedankenwelt, die von leidenschaftlichen, intuitiven Sehnsüchten nach Vollkommenheit und unbewussten Nostalgien beflügelt wurde.

Literatur und Dichtkunst, Malerei und Musik in der Romantik

In der Literatur, Epik und Lyrik ist diese stark intellektuell orientierte Stilepoche der Romantik besonders ausgeprägt. Fantasiereiche Kunstmärchen, Novellen und die romantische Dichtkunst sowie schaurige, magische oder fantastische Erzählungen und Sagen entstanden bereits in der Frühromantik, gefolgt von Bildungs- und Entwicklungsromanen, alles literarische Entwicklungsprozesse, die sich bis in die Spätromantik hineinzogen. Besonders bekannte Vertreter der Romantik Kunstepoche sind solch literarische Koryphäen wie Friedrich Schlegel, Novalis, Ludwig Tieck, Clemens Brentano, Achim von Arnim, Bettina von Arnim, E.T.A. Hoffmann, Jacob und Wilhelm Grimm, Ludwig Uhland sowie Joseph Freiherr von Eichendorff.

Auch die Kunstkategorie der Malerei und Plastik wurde in allen Phasen der Romantik intensiv beeinflusst. Bekannte deutsche Maler wie Caspar David Friedrich, Carl Friedrich Lessing, Philipp Otto Runge, sowie der Spätromantiker Ludwig Richter schufen bedeutende Werke der Romantik, deren Gemälde auch die anfänglichen Einflüsse der Biedermeier Kunstrichtung reflektieren. Für die großen Meister der Romantik wurden Landschaften und Schwellenmotive wie Ruinen und metaphysische Welten sowie der einzelne Mensch in absoluter Abgeschiedenheit, als einsames Individuum inmitten der Natur, definitiv zum Hauptgegenstand ihrer künstlerischen Schöpfungen.

Berühmte Komponisten wie Robert Schumann, Carl Maria von Weber, Richard Strauss, Anton Bruckner, Johannes Brahms und Richard Wagner zählen zu den bedeutendendsten genialen Schöpfern der einzigartigen Musik in der Kunstperiode der Romantik. Ihre Werke sind von dem freien Schöpfergeist der Romantik durchdrungen, sprengen die festen Regeln aller bisherigen Kompositionen und vereinen unterschiedliche Kunstgattungen. Zahlreiche Opernwerke und Lieder sind brilliante Vertonungen von poetischen Werken, Sagen und Märchen.

Symbolistik und Merkmale der Romantik

Der Zeitgeist dieser Epoche übt seine Auswirkungen weitestgehend auf die bildenden Künste aus und beeinflusst nur sekundär die Entwicklungen der Schmuck- und Raumgestaltungen. Dennoch spiegelt sich der Weltschmerz, die Erinnerung, die Naturverbundenheit und die gefühlsvolle Suche nach Harmonie in dem Hauptsymbol der Romantik, der blauen Blume, wieder. Dieses Symbol der absoluten Reinheit, der liebevollen Zuneigung, der Treue und des Geistes findet sich auf vielen Schmuckobjekten jener Zeit wieder. Auf romantischen Silberringen, Medaillon Anhängern und Ohrenringen werden nun Motive aus der Natur wie Blumen und Pflanzen verewigt, die Formen werden frei und offen gestaltet.

Auch wenn die Romantik nicht immer in direkter Verbindung zu den weiterführenden oder parallel zu ihr verlaufenden Stilepochen jener Zeit gebracht wird, werden ihre indirekten Einflüsse, Motive und Symboliken in der Architektur, der Innengestaltung und vor allem in der Schmuckherstellung offenbart.

Biedermeier Stilepoche: Politische Hintergründe und gesellschaftliche Konsequenzen

Die Biedermeier Epoche in Deutschland gilt als eine markante Verbindungsphase zwischen der Romantik und dem Realismus. Die neuen kunstschöpferischen Tendenzen passten sich allmählich den eingetretenen gesellschaftlichen Veränderungen an. Die Wiederherstellung der Ordnung in Europa wurde als politisches Hauptanliegen auf dem Wiener Kongress beschlossen. Diese Restauration führte eine strikte Zensur und strenge staatliche Kontrollen mit sich, was eine natürliche Zurückgezogenheit und Ruhephase des von Kriegen und Aufruhr müde gewordenen Volkes generierte. Die Biedermeier Kunstepoche konnte sich aufgrund der speziell für den damaligen deutschsprachigen Raum (Deutschland, Österreich und in der Schweizerischen Eidgenossenschaft) sowie für die skandinavischen Länder relevanten Karlsbader Beschlüsse in den Ländern entwickeln. Diesen Beschlüssen zufolge wurden Kritiken verboten und sämtliche Veröffentlichungen, auch Literatur, Poesie und Musik, sowie Universitäten und andere Institutionen vom Staat überwacht. Die Folgen dieser auferlegten Freiheitbeschränkungen reflektierten sich in einer resignierten Haltung, politischen Untätigkeit und gesellschaftlichen Inaktivität, zugunsten einer individuellen Bildung und Erziehung im Rahmen des privat gehaltenen, bürgerlichen Lebensstils.

1815 – 1845: Architektur, Kunst und Design in der Biedermeier Stilepoche

Die neuen bürgerlichen Lebensweisen der Zurückhaltung von öffentlichen Tätigkeiten führte zur intensiven Entwicklung einer komfortablen Wohnkultur sowie der Absicherung des häuslichen Wohlergehens und einer behaglichen Privatsphäre. Der Einfluss auf die künstlerische Tätigkeit war enorm. Die auferlegte konservative Haltung reflektierte sich nicht nur in literarischen Werken, sondern vor allem auch in der bildenden Kunst. Kunstvolle Aquarelle und Lithographien erfahren eine hohe Wertschätzung, auch die berühmten, detailgetreuen Zimmerbilder entstehen in der Biedermeierzeit.

Berühmte Biedermeier Gemälde wendeten sich den privaten Beschäftigungen der Mittelklasse zu und stellten nicht nur häusliche, individuelle Betätigungen wie das Schreiben von Korrespondenzen, Handarbeiten, Lesen oder geselliges Musizieren im Kreise von Familie und Freunden in den Fokus ihrer Werke, sondern legten ein besonders großes Augenmerk auf die fein detailierte, behagliche Inneneinrichtung eines authentischen Biedermeier Wohnraums. Die gemütliche, heimelige Stube einer Mittelklasse Familie wird zum Zentrum einer vollkommenen, privaten Geselligkeit.

Außer dem perfekten bürgerlichen Lebenstil werden in den Gemälden aus der Biedermeier Epoche auch malerische Landschaften präsentiert, die zum allgemeinen Themenkreis der biedermeierlichen bildenden Kunst gehören. Carl Spitzweg ist einer der berühmtesten Maler der Biedermeier Kunstepoche, dessen Werke bereits damals in der gesellschaftlichen Mittelklasse eine große Resonanz hervorriefen. Seine künstlerischer Ausdrucksstil wird der Spätromantik zugeordnet, seine bevorzugten Themen, zauberhafte Landschaftsbilder aber auch satirische Pointenbilder, typische menschliche Verhaltensweisen und Portraits, sind sowohl romantischer als auch biedermeierlicher Natur. Auch andere bedeutende Maler, wie der deutsche Maler Friedrich Wilhelm von Schadow und der Österreicher Künstler Ferdinand Georg Waldmüller, sind wichtige Vertreter der Biedermeier Kunstrichtung.

Die Biedermeier Privatsphäre: Die innere heile Welt des Bürgertums

Nichts ist typischer für die Stilepoche des Biedermeiers wie das komfortable, heimelige bürgerliche Zuhause, der gemütliche Zufluchtsort von einer ungemütlichen Außenwelt. Die Zeit der bodenständigen Tugenden des Bürgertums war angebrochen. Der sorgsam und geschmackvoll gestalteten Inneneinrichtung des heimeligen bürgerlichen Hauses wurde eine neue Wertschätzung zuteil. Analog gelangt auch die Mode, und insbesondere die Damenmode, auf ein neues Niveau. Obwohl Biedermeier Kleidungsstücke weitaus weniger pompös waren, machten Reifrock, Korsett und aufgebauschte Ärmel sie zu eher unbequemen Kleidern. Lange Hosen, Gehröcke und eng anliegende, taillierte Westen trugen dazu bei, dass auch die Männerkleidung eher als unpraktisch empfunden wurde.

Möbelformen und Einrichtungen in der Biedermeierzeit

Die Idylle des Biedermeier Heimes ist von einer Wiedereinführung von markanten Zimmeraufteilungen und Möbelformen geprägt, die ihren Ursprung in den gestalterischen Formen der griechischen und römischen Antike haben. Die klassizistische Kunstepoche hatte sich bereits ab 1770 von den schmucküberladenen Möbelverzierungen des Barocks und Rokkokos und dem repräsentativen Charakter der Inneneinrichtungen jener Stilepochen losgelöst und der direkten Linienführung sowie dem Pragmatismus des antiken Altertums zugewandt. Geradlinige Möbel aus hellen Hölzern waren in der Biedermeier Epoche durch markant einfache Formen gekennzeichnet. Eine universelle Zweckmäßigkeit der Einrichtungsgegenstände stand nunmehr im Vordergrund, die dementsprechend durch praktische Gesichtspunkte sowie Faktoren wie Bequemlichkeit und harmonische Schlichtheit perfektioniert wurden.

Zu einer weiteren Besonderheit des Biedermeier Möbelstils wurde die Betonung des Furnierholzes am Möbelstück, wobei der Schwerpunkt auf die Hervorhebung einer beeindruckenden Maserung lag. Die schlichte Formgebung erlaubte eine vorbehaltlose Betonung auf das meisterlich formvollendete, wertvolle Holzmaterial aus Pappel, Kirsche, Birne, Walnuss oder Birke. Das zentrale Element im Biedermeier Wohnzimmer war zweifellos der Esstisch. Große Tischholzflächen mit Mittelstützen, kunstvoll geschwungene oder konisch geformte Tischbeine, schlicht gepolsterte Stühle mit durchbrochenen Rückenlehnen, die nicht selten mit der für den Biedermeierstil so typischen Lyra verziert waren, zählten neben dem wuchtigen Sofa und dem Sekretär zu den wichtigsten Einrichtungsgegenständen im bürgerlichen Wohnzimmer. Gedrechselte Details wurden erst in der Zeit des Spätbiedermeiers hinzugefügt.

Sachdienliche Kommoden mit Vitrinenaufsätzen hielten ihren Einzug in der Stube der wohlhabenden Mittelklasse, während ein mit zahlreichen Ablagen, Schubläden und Schubkästchen versehener Schreibschrank mit massivem Furnier zur Grundausstattung des familiären Gesellschaftszimmers gehörte. Andere typische Kleinmöbel wie Näh-, Lese- oder Lampentischchen sowie platzeffiziente Eckmöbel und Musikinstrumente wie das Spinett vervollständigten das Bild des Biedermeier Wohn- und Gesellschaftzimmers.

Biedermeier Schmuck

Das Bürgertum in der Biedermeierzeit gab sich mit einigen wenigen Schmuckstücken wie Broschen oder Erinnerungsbändchen zufrieden, die sein höchstes Gut, den Wert der Familie, der Liebe, Treue und Geborgenheit verkörperten. Schmuckgegenstände wurden als ideele oder sentimentale Kostbarkeit geschätzt. Frauen beschränkten sich auf eine mit wenigen Perlen oder kleinen Rubinen besetzten Gold-, Schaumgold- oder Silberbrosche.

Ohrringe und Kettenanhänger mit Miniaturmalerei, Armbänder mit Details in Herzformen sowie florale Ornamente und filigrane Verzierungen, exquisite Miederstecker und kunstgerechte Freundschaftringe sind wichtige Elemente im Biedermeierschmuck.

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