Der braune Antennenwels

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Mehr als nur ein »Scheibenputzer«

 

Wer ein Aquar­i­um mit Fis­chen sein Eigen nen­nt, der kommt wohl früher oder später nicht um die Hal­tung dieses Fis­ches herum. Wie viele boden­lebende Fis­che wird der braune Anten­nen­wels – auch Antennen‐Harnischwels oder Ancistrus genan­nt – meist als schnödes Funk­tion­sti­er angeschafft, um Algen im Beck­en zu bekämpfen. Wer sich jedoch näher mit diesem Wels beschäftigt, der erken­nt schnell, dass es sich bei ihm um weit mehr als einen Fisch mit Reini­gungs­funk­tion han­delt.

Victoria S - Ancistrus_vs_SuesskartoffelAussehen

Wie andere Wel­sarten hat der braune Anten­nen­wels (Ancistrus sp.) nichts vom Ausse­hen eines gewöhn­lichen Fis­ches: Der Kör­p­er ist bre­it­er als hoch, die Flossen sitzen eher an der Kör­per­seite und mit einem glänzen­den Schup­pen­kleid kann er eben­falls nicht aufwarten. Stattdessen ver­fügt der bis zu 15 Zen­time­ter lange Fisch über einen braun‐schwarzen, mit gel­blichen bis weißen Fleck­en über­säten Panz­er aus Knochen­plat­ten. Lediglich das vordere Kopfvier­tel und der Bauch sind nackt. Auf­fäl­lig­stes Merk­mal des Ancistrus sind die namensgeben­den Anten­nen der Män­nchen, die sich je nach Exem­plar auch mehrfach verzweigen kön­nen. Die Lebenser­wartung liegt bei etwa zehn Jahren, wobei auch die Exis­tenz 15‐jähriger Tiere mehrfach belegt ist.

Herkunft

Der braune Anten­nen­wels ist ein­er der am läng­sten in der Aquar­is­tik bekan­nten Welse, wobei inzwis­chen allerd­ings davon aus­ge­gan­gen wird, dass es sich bei diesem Antennen‐Harnischwels nicht um eine eigene Art, son­dern um einen Hybri­den aus ver­schiede­nen Arten der Gat­tung Ancistrus han­delt. Dementsprechend ist dieser Anten­nen­wels auch nicht wis­senschaftlich bes­timmt und wird als Ancistrus sp. geführt. Woher genau der braune Anten­nen­wels stammt, ist heute also nicht mehr nachzu­vol­lziehen. Bekan­nt ist nur, dass er seinen Ursprung in irgen­deinem der Flusssys­teme im nördlichen und mit­tleren Südameri­ka hat. Dort bewohnen Antennen‐Harnischwelse ver­schieden­ste Habi­tate, von schnell fließen­den, veg­e­ta­tion­sar­men Fließgewässern bis hin zu stark ver­krauteten Über­schwem­mungs­ge­bi­eten und Sümpfen. Als Boden­be­wohn­er wei­den sie dort Aufwuchs von Steinen, Holz und Pflanzen ab, gele­gentlich ist aber auch tierische Nahrung in Form von wasser­leben­den Insek­ten oder Aas Bestandteil des Nahrungsspek­trums. Der braune Anten­nen­wels ist ein Einzel­gänger, toleriert aber im All­ge­meinen Artgenossen in sein­er Nähe. Lediglich während der Laichzeit wer­den die stark ter­ri­to­ri­alen männlichen Welse aggres­siv und vertreiben alle anderen Män­nchen aus ihrem Revi­er.

Anforderungen an Haltung und Ernährung

Die Hal­tung des braunen Anten­nen­welses ist unter ziem­lich jed­er Bedin­gung möglich und seine Fried­fer­tigkeit macht ihn zusät­zlich zum per­fek­ten Gesellschafter. Den­noch sind einige wichtige Punk­te zu beacht­en: Das Beck­en sollte eine Länge von 80 Zen­time­ter nicht unter­schre­it­en, bei der Hal­tung mehrerer Tiere sind eine Beck­en­länge von min­destens 100 Zen­time­ter und eine aus­re­ichende Struk­turierung des Aquar­i­ums notwendig. Als Ein­rich­tung dienen vor allem (Moorkien‐) Wurzeln und Steine, wobei Erstere als wichtige Zel­lu­lose­quelle für die Welse selb­stver­ständlich sein soll­ten. Weit­er müssen Höhlen im Aquar­i­um vorhan­den sein, dabei gilt die Faus­tregel: dop­pelt so viele Höhlen wie Welse. Pflanzen wer­den im All­ge­meinen nicht behel­ligt, lediglich einige Arten (unter anderem Echin­odor­us) wer­den gele­gentlich als willkommen­er Snack angenom­men.

Victoria S - Ancistrus_female_ventralWer an seinen Pflanzen hängt, der sollte auf eine abwech­slungsre­iche Füt­terung sein­er braunen Anten­nen­welse acht­en. Gefressen wer­den ver­schieden­ste Gemüs­esorten, etwa Salate, Gurke, Kartof­feln oder Möhren sowie Frost­fut­ter, Fut­tertablet­ten, Flock­en­fut­ter und Gran­u­lat­fut­ter. Algen wer­den lediglich von Jung­fis­chen gefressen, sodass sich der braune Anten­nen­wels als »Scheiben­putzer« nur in sehr beschränk­tem Maße eignet.

Wer­den Welse bei­der­lei Geschlechter gehal­ten, so ist eine Nachzucht meist nicht zu ver­hin­dern. Das bis zu 100 Eier fassende Gelege wird in ein­er Höh­le oder Nis­che abgelegt und for­t­an vom Män­nchen bis zum Freis­chwim­men der Lar­ven betreut. Dabei wird jed­er Ein­drin­gling, egal ob Wels oder Salm­ler, sofort mit aufgestell­ten Otodon­ten (Kiemendeck­elfort­sätze) von der Höh­le ver­trieben. Die Aufzucht gelingt dann selb­st im Gesellschafts­beck­en prob­lem­los, sodass genau über­legt wer­den sollte, ob Män­nchen und Weibchen zusam­menge­set­zt wer­den. Für die Nachzucht­en find­en sich kaum Abnehmer.

Der braune Anten­nen­wels ist wohl der häu­fig­ste und am weitesten ver­bre­it­ete Fisch, der in der Süßwasser‐Aquaristik zu find­en ist und inzwis­chen ist er auch in ver­schieden­sten Farb‐ und Zucht­for­men wie Schleier, Schild­patt und Gold im Han­del. Da wäre es doch schade, wenn er auch weit­er­hin nur als Funk­tions­fisch ange­se­hen wer­den würde.

 

Autor: Vic­to­ria S.
Bilder:  Vic­to­ria S.

erschienen in TierZeit – Aus­gabe 12
13. Dezem­ber 2015

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