Gemeinde mit Zukunft: Trofaiach

Trofaiach Gemeinde mit Zukunft

Leerstand, Ödnis und unsanierte Gebäude prägen so manchen Ortskern. Das Leben spielt sich am Stadtrand ab – dort, wo die großen Einkaufszentren in den letzten Jahrzehnten entstanden. Die Folge ist der Verlust an Lebensqualität im eigenen Ort. Einige Gemeinden steuern dagegen und wollen wieder neues Leben in ihr Zentrum bringen. Die kleine steirische Gemeinde Trofaiach geht diesen mutigen und innovativen Weg.

Als der letzte Frequenzbringer, eine Bank, am Hauptplatz schloss, war das historische Zentrum von Trofaiach endgültig ausgeblutet. Mit insgesamt 40 leerstehenden Gebäuden, 30 davon im Ortskern, war die Schmerzgrenze erreicht. Dieses „Ende“ bedeutete aber auch gleichzeitig den Startschuss für den Neubeginn.

Trofaiach Gemeinde mit Zukunft Begegnungszone

Die Verantwortlichen beschlossen zu handeln. Bei der Entwicklung einer Vision unterstützte sie das Architekturbüro nonconform. „Lernreisen“ zu den österreichischen Vorreitergemeinden Waidhofen/Ybbs, Ottensheim und Haag brachte für die 15 Teilnehmer aus Trofaiach die Einsicht, dass sie nicht die erste Gemeinde in Österreich sind, die mit Leerstand im Zentrum kämpft. Und die Idee aus Waidhofen/Ybbs, eine Person anzustellen, die sich um die Innenstadt kümmert, begeisterte die Trofaiacher.

„Kümmerer“ von Trofaiach

Trofaiach - Gemeinde mit Zukunft, Der Kümmerer Erich Biberich
Der „Kümmerer“ von Trofaiach: Erich Biberich

Heute ist Erich Biberich der „Kümmerer“ von Trofaiach. Er ist dafür zuständig, das politische Bekenntnis greifbar umzusetzen. Er ist offen für neue Ideen, baut Netzwerke auf und macht Wissen sichtbar. „Sehr wichtig ist die laufende Kommunikation; dabei geht es vor allem um Bewusstseinsbildung, aber auch um Information“, so Biberich.  

Besonders positiv war die Einbindung der Bürgerinnen und Bürger von Trofaiach. Rund 1000 Menschen nahmen an der nonconform-Ideenwerkstatt teil und erarbeiteten innerhalb von drei Tagen die Vision: Aus der tristen Hauptstraße eine Straße der Vielfalt zu machen.

Leben in den Ortskern bringen

Der Vision folgten Taten: In das leerstehende Bankgebäude an der Hauptstraße übersiedelte die am Ortsrand untergebrachte Musikschule. Der Platz davor wurde als „Platz der Musik“ zu einer Begegnungszone. Ein neu errichteter „Mobilitätsknotenpunkt“ gilt als Leuchtturm-Projekt für alternative Verkehrsmittel: Von hier fahren alle 15 Minuten Busse in die Bezirkshauptmannschaft Leoben. Ein Bauernladen, ein wiedergeöffnetes Gasthaus, ein Tandler mit Upcycling und weitere Läden haben wieder Leben in den Ortskern gebracht.

Trofaiach Gemeinde mit Zukunft, die Musikschule

Was es braucht, um all diese Veränderungen herbeizuführen, bringt der Bürgermeister von Trofaiach, Mario Abl, auf den Punkt: „Mut, Ideen und Durchhaltevermögen“. Es wurden in Trofaiach viele kleine und größere Schritte gemacht, aber „es ist noch viel zu tun. Die Belebung der Innenstadt ist ein langer Weg.“

Es braucht Mut, Ideen und Durchhaltevermögen.

Mario Abl, Bürgermeister von Trofaiach

Veranstaltung: Wir kümmern uns

Am 18. und 19. September findet in Trofaiach die Konferenz und das Vernetzungstreffen „Wir kümmern uns“ (um die Stärkung der Orts- und Stadtkerne) statt. Weitere Informationen: Wirkümmernuns.at

Alle Fotos: Foto Freisinger

über_Land

Der Blog über_Land beschäftigt sich mit innovativer Landwirtschaft in der Stadt und auf dem Land. Themen wie Urban Farming, Vertical Farming, Aquaponic stehen genauso im Vordergrund. Der Blog geht aber auch der Frage nach, wie Gemeinden für ihre Bewohnerinnen und Bewohner neue, qualitätsvolle Konzepte entwickeln, wo Wohnen, Leben und Arbeiten möglich wird. Der Blog ist seit 2011 online. Gründerin und Herausgeberin ist Barbara Kanzian. Erfahren Sie mehr über sie auf ihrer Unternehmens-Website.

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