Wo in Thüringerberg auf hohem Niveau gemeckert wird

Vorarlberg / 28.04.2020 • 10:00 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Obmann Gerold Burtscher inmitten der Ziegenschar. <span class="copyright">Verein</span>
Obmann Gerold Burtscher inmitten der Ziegenschar. Verein

Der Verein “Oberrainer Ziegengemeinschaft” hat sich der Ziegenhaltung verschrieben.

Thüringerberg Wenn Weideflächen zu verbuschen drohen oder kultivierte Wiesen zu steil zum effektiven Bewirtschaften sind, wird im Alpenland gerne die Allzweckwaffe der Nutztiere herangezogen: die Ziege. Dieser wendige Vierbeiner lässt sich nämlich von keiner noch so steilen Neigung oder noch so unbekannten Pflanze aufhalten – es wird geklettert, gezupft und probiert, bis der Magen voll ist. In Thüringerberg wurde genau zu diesem Zweck – der Bewirtschaftung von Steilflächen – von engagierten Menschen ein Verein gegründet, die Oberrainer Ziegengemeinschaft.

„Wir haben bereits im Jahr 2012 damit angefangen, Ziegen zu halten“, informiert Gerold Burtscher, Obmann des heute knapp 20 Köpfe zählenden Vereins. „Kurz davor wurde ein Hochwasserschutzprojekt im Fliettöbele realisiert. Da war die Vorgabe der Wildbach- und Lawinenverbauung, dass die Grundbesitzer den Bereich von Gehölz freizuhalten hatten. Die Idee wurde geboren, dass man Ziegen zur Abholzung einsetzen könnte.“ Nachbar Günther Gross hatte einige Schafe und auch Erfahrung mit der Haltung von Ziegen „Er wollte das aber nicht allein machen, da er kurz vor der Pensionierung stand“, sagt Burtscher. „Also haben wir uns entschlossen, einen Verein zu gründen und die Haltung der Ziegen und die damit verbundenen Arbeiten gemeinsam zu bewerkstelligen.“

Heute, knapp acht Jahre später, hat sich die kleine Gemeinschaft perfekt eingespielt. „Größere Arbeiten wie das Zäunen werden gemeinsam erledigt, für die Fütterung der Tiere gibt es einen eigenen Kalender“, sagt der Ziegenvereinsobmann. „Die Gemeinschaft ist sehr gut und es kommen alle gerne, um mitzuhelfen.“ Das mag vielleicht auch am Zeitplan liegen, denn nach einer der schweißtreibenden Zäunaktionen steht im Anschluss der Geselligkeit oft nichts im Wege.

In der Winterzeit residieren die Vierbeiner in einem überdachten Winterquartier.
In der Winterzeit residieren die Vierbeiner in einem überdachten Winterquartier.

Die Weiden der Tiere, der Verein besitzt acht Muttertiere, einen Gaisbock und eine dementsprechende Kitzschar, sind alle zu Fuß erreichbar. „Je nach Witterung fangen wir Ende März oder Anfang April mit den Flächen im Tal an“, sagt Burtscher. Vom Fliettöbele werden die mampfenden Vierbeiner dann schrittweise in höhere Lagen geführt. „Von Juni bis Mitte September sind sie auf der Alpe Tschöppa, wo es eine etwa fünf Hektar große, sehr steile Wiese zu bewirtschaften gilt“, sagt er. Die Alpe wurde seit den 60er-Jahren nicht mehr bewirtschaftet und wurde vom Verein gemeinsam mit der Familie Gross mit der vierbeinigen Verstärkung reaktiviert. Mitte September geht es dann von der Alpe Tschöppa wieder zurück ins Tal, wo die Tiere auf denselben Fläche wie im Frühjahr weiden. Je nach Gras (und allem, was sonst noch gefuttert werden kann) und Witterung können die Tiere bis knapp vor Weihnachten draußen gehalten werden. Dann geht‘s für ein paar Monate in das Winterquartier. „Hier haben die Tiere neben einem Unterstand auch einen schönen Auslaufbereich“, sagt Burtscher.

Ein kleiner Höhepunkt im Vereinsjahr ist der Besuch des Kindergartens, der in diesem Jahr leider abgesagt werden musste. Die kleinen Thüringerberger dürfen dann die Burenziegen bestaunen und streicheln.

Aktuell werden vom Verein 14 Ziegen gehalten. „Wir planen nicht, den Bestand zu erhöhen“, schließt Burtscher und ergänzt: „Neben den Ziegen werden ja auch die Schafe von Günther Gross auf den Weideflächen gehalten.“ Auch Vereinsableger sind keine geplant. „Wenn jemand aber Hilfe benötigt oder Fragen hat, kann er sich gerne an uns wenden“, sagt er.