Neubelebung der Fußach ist umstritten

Vorarlberg / 08.09.2020 • 17:54 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Die einstige Fußach im Ortszentrum um 1900. dorfgeschichteverein, ajk/2
Die einstige Fußach im Ortszentrum um 1900. dorfgeschichteverein, ajk/2

Bürgergruppe „Alte Ache“ möchte Wasser aus Dornbirner Ache pumpen – Landesstellen bezweifeln Machbarkeit.

FUSSACH Die alte Fußach durchfloss einst den Ort als breiter Fluss, der oft bis in die Nähe der Pfarrkirche schiffbar war. Nach dem Bau des Neuen Rheins blieb schlussendlich lediglich ein schmales Rinnsal übrig. Eine Bürgerinitiative möchte zusätzliches Wasser einleiten, es gibt allerdings Zweifel an der Machbarkeit.

Einst wichtiger Fluss

Bereits seit mehreren Jahren befasst sich DI Dr. Gerald Mathis als Mitglied des Dorfgeschichtevereins mit der Geschichte der alten Fußach. Der Fluss hatte die kleine Gemeinde einst zum wichtigen Warenumschlagplatz am Bodensee gemacht. Der Bau der Eisenbahn im 19. Jahrhundert beendete diese Hochblüte. Dann wurde von 1892 bis 1900 der Neue Rhein gebaut, die Fußach verlor ihren Zufluss. Heute ist sie als Dorfbach kaum mehr belebt.

Machbarkeitsstudie

Eine Bürgerinitiative „Alte Ache“ hofft, das dürftige Rinnsal mit Wasser aus der Dornbirner Ache wieder aufzuwerten. Dieser Zufluss wäre allerdings nur möglich, wenn starke Pumpen viel Wasser unter dem Rhein zur Fußach pumpen würden. Heidi Senger-Weiss, Nachfahrin der Speditionsfamilie Weiss aus Fußach, hat sich dazu bereiterklärt, eine Machbarkeitsstudie zu finanzieren. Für Dr. Mathis, einem Anrainer der alten Fußach, ist die Wiederbelebung machbar.

Hochwasserschutz

Deutlich anders sieht das der Fußacher Noch-Bürgermeister Ernst Blum (FWG). Er zitierte bei der Juli-Sitzung der Gemeindevertretung aus einem Schreiben des Amtes der Landesregierung. Darin werde die Sachlage „mehr als kritisch bis nicht durchführbar“ bezeichnet. Demnach wären enorme Pumpleistungen erforderlich, um Wasser (etliche 100 Liter pro Sekunde) aus der Dornbirner Ache unter dem Rhein hindurch zu pumpen. Zudem müsste ein zweites Pumpwerk gebaut werden, um dieses zusätzliche Wasser wieder über den Polderdamm in den See zu pumpen. Dafür sind die vorhandenen Pumpanlagen nicht ausgelegt, die ausschließlich dem Hochwasserschutz dienen.

Bürgermeister Blum riet zu einem klärenden Gespräch mit den zuständigen Stellen.

Wasser und Liegewiesen

Die Bürgerinitiative und der Dorfgeschichteverein sehen dagegen ihre Wünsche als durchaus machbar, das Anliegen wird von Bürgermeisterkandidat Peter Böhler (Zukunft Fußach/ÖVP) unterstützt. Den vorliegenden Plänen nach soll nicht nur das Biotop in der Nähe des Rheindammes und der Holzbrücke Mühlwasen aufgewertet werden. Unterhalb der Dorfbachbrücke bei der Pfarrkirche ist eine Wasserlandschaft mit Liegewiese und „offenem Wasserspiel“ geplant. Die Initiatoren berichteten auch von positiv verlaufenen Gesprächen mit Landeshauptmann Markus Wallner. Ihr Ziel: „Die Fußach soll als Grünachse mit Wasser und zur Attraktivierung des Fußacher Siedlungsgebietes und der Kernzone neu entwickelt werden.“ Entsprechende Skizzen zu den Plänen stellte Raumplaner DI Georg Rauch, Röthis, bei. AJK

Die Fußach, heute nur ein schmales Rinnsal.
Die Fußach, heute nur ein schmales Rinnsal.
Gerald Mathis und Heidi Senger-Weiss.
Gerald Mathis und Heidi Senger-Weiss.