Dammbruch bei Fußach scheidet die Geister

Vorarlberg / 14.10.2020 • 18:46 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Der Rhein „fraß“ am 3. Oktober ein Stück des Mitteldammes bei Fußach. Das war auch bei Schönwetter noch deutlich zu sehen. Land Vorarlberg
Der Rhein „fraß“ am 3. Oktober ein Stück des Mitteldammes bei Fußach. Das war auch bei Schönwetter noch deutlich zu sehen. Land Vorarlberg

Experten sagen: Hochwasserereignis am 3. Oktober war nicht gefährlich. Die Lage sei unter Kontrolle gewesen.

Fußach Es sah beunruhigend aus, was am 3. Oktober am Rhein passierte und mehrere Anwohner des Flusses beschäftigte. Bei der Brückenbaustelle in Fußach klaffte an diesem Tag am inneren Rheindamm eine unübersehbare Lücke. Als der Alpenrhein Hochwasser führte und die Schwachstelle flutete. Das Wasser quoll dort massiv ins Vorland bis zum Außendamm. „Gefahr bestand nicht“, bekräftigt Rheinbauleiter Matthias Speckle (48) trotzdem und kontert damit jenen Beobachtern, welche diese Situation als bedrohlich einstuften.

Bauen im Flussraum nicht ohne

Freilich räumt auch Speckle ein, dass durch eine Baustelle in einem Flussraum immer ein gewisses Risiko gegeben ist. Für eine Baustelle im Abflussquerschnitt des Alpenrheins, sagt der Experte, sind die Kurzfristigkeit der Prognosen und die Schnelligkeit des Wasseranstiegs die größten Herausforderungen. „Die ersten Warnungen für das Hochwasser vom 3. Oktober wurden am Mittwoch, den 30. September, veröffentlicht. Am 1. und 2. Oktober wurde auf der Baustelle noch versucht, die bereits vorhandene Lücke im linken Mittelgerinnewuhr, die zur Errichtung eines Hilfspfeilers für den Brückenbau nötig war, zu schließen.

Die Schwachstelle

Trotzdem musste mit einer Überströmung und Flutung der Baustelle gerechnet werden. Darum wurde die Baustelle in Absprache mit der IRR geräumt und überwacht“, erklärt Michael Egger, verantwortlicher Baumanager des Landes.

Und es kam wie prognostiziert. In Graubünden fielen 150 Liter pro Quadratmeter innerhalb von 72 Stunden. „Die Schwachstelle befand sich zwischen der Betonmasse beim Brückenpfeiler und dem Altbestand des Dammes“, beschreibt Matthias Speckle das Problem. Der Durchfluss betrug am Hochwassertag 1500 m3/sec. Da der Stromstrich in der kritischen Zeit Richtung Außendamm führte, wurde dieser von einem Trupp der Wasserrettung auf mögliche Erosionen hin überprüft. „Es bestand keine Gefahr“, betont Speckle.

Gleichzeitig will der Rheinbauleiter mögliche Risikoszenarien nicht unter den Tisch kehren. „Es kann schnell zu Verklausungen kommen, die den Stromstrich in eine unerwünschte Richtung ablenken.

Keine Verzögerung

Um das Risiko eines Hochwassers während der Bauarbeiten zu reduzieren, werden die Hauptarbeiten im Gerinnebereich in die Wintermonate verlegt. „Die beauftragten Baufirmen wurden für die Arbeiten im und am Gewässer eingeschult“, berichtet Speckle.

Dank der Spezialisten des Flussbauhofs und der Unterstützung der ausführenden Arbeitsgemeinschaft konnte die Wuhre mittlerweile wieder provisorisch geschlossen werden. Das Baufeld ist nach einer fünftägigen Trockenlegung wieder uneingeschränkt zugänglich. „Die Bauarbeiten an der Brücke werden wie geplant weitergeführt, es sind keine nennenswerten Bauzeitverzögerungen zu vermelden“, sagt Michael Egger. VN-HK

„Die Schwachstelle lag zwischen dem Brückenpfeiler und dem alten Dammbestand.“