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Autismus bei orthodoxen Juden dreimal seltener

Chassidische Hochzeit in Jerusalem, Junge mit Schläfenlocken Chassidische Hochzeit in Jerusalem, Junge mit Schläfenlocken
Chassidische Hochzeit in Jerusalem, Junge mit Schläfenlocken
Quelle: picture alliance / Photoshot/rh Dok5
In strenggläubigen Familien tritt Autismus seltener auf als im Rest der Bevölkerung. Das zeigen Daten von 450.000 Kindern und Jugendlichen aus ultraorthodoxen jüdischen sowie arabischen Familien.

Autismus kommt bei ultraorthodoxen jüdischen sowie arabischen Familien in Israel dreimal seltener vor als in der übrigen Gesellschaft. Nach einer medizinischen Studie tritt das Leiden unter strenggläubigen Juden bei 2,5 von 1000 Kindern und bei drei von 1000 arabischen Kindern auf, während das Vorkommen im säkularen und nationalreligiösen Milieu zwischen 5,5 und neun Fällen schwankt, wie die israelische Zeitung „Ha’aretz“ (Onlineausgabe) meldete. Die Forscher vermuteten einen Zusammenhang mit der durchschnittlich früheren Elternschaft bei Ultraorthodoxen und Arabern.

Für die Studie hatte ein Team um den Kinderneurologen Mitchell Shertz Gesundheitsdaten von landesweit 450.000 Kindern und Jugendlichen ausgewertet. Dass eine unzureichende Diagnostik der Grund für die niedrigere Autismus-Rate sei, schloss Shertz dem Bericht zufolge aus. Bei anderen psychischen Störungen gebe es keine entsprechende Abweichung in der Statistik.

Autismus in Israel weniger verbreitet

Die geringe Prävalenz von Autismus bei Ultraorthodoxen und Arabern sei auch ein Faktor dafür, dass Israel sich in der Krankheitsstatistik von anderen entwickelten Ländern unterscheide, sagte Shertz, Vorsitzender der israelischen Gesellschaft für Kinderpsychologie.

„Ha’aretz“ verwies auf eine ähnliche, im Mai veröffentlichte Untersuchung der Universität Harvard, der zufolge der Anteil von minderjährigen ultraorthodoxen und arabischen Autismus-Patienten in Israel nicht deren Bevölkerungsanteil entspricht.

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Experten gehen davon aus, dass bis zu ein Prozent der Bevölkerung von einer autistischen Störung betroffen ist. Genaue Zahlen für Deutschland liegen nicht vor. Die Ärztekammer schätzt die Zahl der Autisten in Deutschland auf 35.000. Die Vereinten Nationen schätzen, dass es weltweit 67 Millionen Autisten gibt. Jungen sind viermal häufiger betroffen als Mädchen.

Ursachen der Entwicklungsstörung unbekannt

Autismus ist eine Entwicklungsstörung, die vor allem durch drei Probleme gekennzeichnet ist: Die Betroffenen haben Schwierigkeiten, mit anderen zu kommunizieren, sie bauen keine oder kaum soziale Beziehungen auf, und sie neigen dazu, bestimmte Verhaltensweisen immer wieder zu wiederholen.

Die Symptome können von leichten Verhaltensproblemen bis hin zu tiefgreifenden Verhaltensstörungen und geistiger Behinderung reichen. Andererseits zeichnen Autisten sich oft durch eine gesteigerte Aufmerksamkeit und Konzentrationsfähigkeit sowie herausragende Gedächtnisleistungen aus.

Was genau die Krankheit auslöst, ist unklar. Es scheint allerdings eine genetische Veranlagung zu geben, die durch bestimmte, noch größtenteils unbekannte Umweltfaktoren ausgelöst oder zumindest gefördert wird, wie die Forscher erklären.

Heilung gibt es für die autistischen Kinder und Erwachsenen nicht, aber eine Reihe von Behandlungsmöglichkeiten. Vor allem intensive verhaltenstherapeutisch basierte Verfahren spielen eine Rolle, die auch die Eltern sowie den Kindergarten und die Schule mit einbeziehen.

Es reicht nicht aus, nur die Kinder zu behandeln. Die Eltern und das weitere soziale Umfeld müssen mit im Boot sein. Eltern müssen unter anderem lernen, wie sie mit den Kindern reden können. Beispielsweise verstehen Autisten keine Metaphern oder Ironie.

KNA/oc

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