Du starrst auf graue Linien und plötzlich erscheint dir wie ein Geist eine lächelnde Frau. Ein statisches Bild gerät in Bewegung. Was passiert da im Gehirn? Hier kommen 8 lustige, schöne und verwirrende Illusionen.
Es geht mit einem wahren Kunstwerk los. Der japanische Psychologie-Professor Akiyoshi Kitaoka (56) befasst sich intensiv mit optischen Täuschungen. Sein 2006 veröffentlichtes Bild „Rotating Snakes“ ist mittlerweile ein Klassiker und gewann sogar den goldenen „Art and Science of Color-Award“.
I. Rotating Snakes
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Dein Hirn hat dir gerade etwas vorgegaukelt. Das nennt sich Bewegungsillusion. Und so funktioniert sie: Die sich wiederholenden Muster hat Professor Kitaoka mit unterschiedlich starken Kontrasten versehen. Die unterschiedlichen Helligkeiten kommen also auch unterschiedlich schnell auf deiner Netzhaut an. Im Hirn kommt es zu einer visuellen Falschverarbeitung und schon rotieren die Kreise.
II. Die Tänzerin
Jetzt kommt tatsächlich Bewegung in die Sache. Aber in welche Richtung? Schau auf die Frau in der Mitte.
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Die Tänzerin kann sich tatsächlich, je nach Wahrnehmung des Betrachters, in alle Richtungen drehen. Die äußeren Bilder der Animation helfen dir nur eine Dreh-Richtung wahrzunehmen, indem du dich auf eine Farbe konzentrierst.
Die Animation wurde von Web-Designer Nobuyuki Kayahara erschaffen und löste vor zehn Jahren einen regelrechten Hype aus. Wissenschaftler bezeichnen die Lady übrigens als bistabile Kippfigur. Hä?
Professor Werner Stangl von „Psychologie News“ erklärt: „Silhouetten sind für einen Betrachter immer doppeldeutig, wobei das Gehirn automatisch versucht, die zweidimensionale Darstellung in eine räumliche umzuwandeln. Das erfolgt dadurch, dass im Sehzentrum des Gehirns Informationen hinzufügt werden, die einer möglichen Realität entsprechen, auch wenn sie in der objektiven Darstellung gar nicht enthalten sind. Im Fall der Silhouette gibt es daher immer zwei Interpretationsmöglichkeiten, wobei empirisch betrachtet häufiger die Drehung im Uhrzeigersinn wahrgenommen wird.“
III. Hinter grauen Linien
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Jetzt kommt noch mehr Bewegung in die Sache. Kleiner Tipp: Du musst dich bewegen.
„Mit etwas Abstand siehst du die Dinge anders.“ Hier stimmt die leicht abgedroschene Lebensweisheit endlich mal. Je größer der Abstand zwischen dir und dem Bild, desto mehr kannst du erkennen. Einfach mal ein Stück zurücktreten und schon schenkt dir Mona Lisa ein Lächeln.
IV. Dancing Dots
In diesem Gitter tauchen immer wieder schwarze, tanzende Punkte auf. Versuch mal einen zu fixieren.
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Was einen ziemlich verrückt machen kann, nennt sich das Hermann-Gitter. Der deutsche Physiologe Ludimar Hermann (1838 – 1914) stellte das Ding bereits im Jahr 1870 vor. Das Fiese: Die schwarzen „Dancing Dots“ sind nur wahrzunehmen, solange du deinen Blick nicht darauf konzentrierst.
V. Die unroten Erdbeeren
Noch ein genialer Streich des japanischen Psychologie-Professors Akiyoshi Kitaoka. Er rechnete sämtliche Rottöne aus diesem diesem Foto heraus. „Aber die Erdbeeren sind doch rot“, wirst du erwidern. Nein, dein Gehirn wollte lediglich etwas korrigieren. Das Phänomen heißt Farbkonstanz und stellt sicher, dass die wahrgenommene Farbe von Objekten unter verschiedenen Lichtbedingungen einheitlich bleibt.
Irritiert reiben wir uns mal wieder die Augen. Zwei nebeneinandergestellte Fotos einer Straße. Sie scheinen einfach aus einem anderen Winkel aufgenommen zu sein. Doch in Wahrheit handelt es sich um ein und dasselbe Foto.
Die Illusion des Italieners Biangio Pinna funktioniert nur, wenn du den Punkt in der Mitte fokussiert und aktiv den Kopf vor und zurück bewegst. Schon drehen sich die Kreise in verschiedene Richtungen. Pure Magie.
Die vollständige Botschaft kannst du erst lesen, wenn du etwas zurücktrittst oder deinen Blick unscharf stellst. Hierzu heißt es auf der Seite „sehtestbilder“: „Durch die 3D-Darstellung werden die Zwischenräume zwischen den Buchstaben betont. Man betrachtet beim Lesen aber üblicherweise nicht die Zwischenräume, sondern die (schwarzen) Buchstaben.“
Zum Schluss zeigen wir noch ein kleines Video. Wir lassen das unkommentiert und staunen…
Dieser Artikel wurde zuerst im April 2018 veröffentlicht.
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