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Politik Österreich

Rechtspopulist Jörg Haider stirbt bei Autounfall

Der Kärntner Landeshauptmann und Chef des rechtsgerichteten Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) Jörg Haider ist in Klagenfurt bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der 58-Jährige war allein mit seinem Dienstwagen unterwegs, als er in der Ortschaft Lambichl von der Straße abkam.

Der österreichische Rechtspopulist und Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider ist tot. Der 58- Jährige kam am frühen Samstagmorgen bei einem Autounfall in Klagenfurt ums Leben, wie die Polizei im Bundesland Kärnten berichtete.

Der Kärntner Landeshauptmann und Chef der rechten Partei Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) kam in der Nacht mit seinem Wagen von der Loiblpass-Bundesstraße in der Ortschaft Lambichl ab und erlitt bei dem Unfall tödliche Kopf- und Brustverletzungen. Nach Angaben der Ärzte hatte er keine Überlebenschance.


Haider habe kurz vor dem Unfall auf der Loiblpass-Bundesstraße ein anderes Auto überholt, berichtete die Polizei. Danach sei er mit seinem Wagen aus noch unbekannter Ursache von der Straße abgekommen. Der Pkw wurde eine Böschung hinunter geschleudert und habe sich überschlagen.

Haider befand sich auf dem Heimweg, als sich der Unfall mit seinem Phaeton ereignete. Nach einer Abendveranstaltung machte er sich in der Nacht auf den Weg zu seinem Besitz im Bärental (Gemeinde Feistritz im Rosental). Die Familie wollte dort am Wochenende den 90. Geburtstag von Haiders Mutter feiern, die extra dafür aus Oberösterreich nach Kärnten gekommen war.

Der Rechtspopulist hatte zuletzt bei der österreichischen Parlamentswahl am 28. September mit dem BZÖ Erfolge gefeiert: Als Spitzenkandidat holte Haider für seine von der Freiheitlichen Partei (FPÖ) abgespaltene Partei starke Zuwächse und kam auf rund 11 Prozent. Als Politiker hatte er mit rechten Äußerungen immer wieder provoziert.

Umstritten und schillernd

Bundespräsident Heinz Fischer sprach von einer „menschlichen Tragödie“. Auch Bundeskanzler Alfred Gusenbauer äußerte sich betroffen. Haider habe die gesamte innenpolitische Landschaft Österreichs über Jahrzehnte hinweg geprägt, erklärte Gusenbauer in einer ersten Stellungnahme.

„Für uns ist das wie ein Weltuntergang“, sagte Haiders Pressesprecher und Stellvertreter als BZÖ-Chef, Petzner. Wie es mit der Partei weitergehen werde, könne man vorerst noch nicht sagen. Die Amtsgeschäfte in Kärnten übernimmt Haiders bisheriger Stellvertreter Gerhard Dörfler. Er zeigte sich in einer ersten Reaktion tief bestürzt und betroffen: „Ich habe einen Lebensfreund verloren.“

Der Chef der konservativen Volkspartei ÖVP, Josef Pröll, und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sprachen Haiders Familie ihr Beileid aus. „Mit seinem Ableben verliert die Republik einen großartigen Politiker“, erklärte der FPÖ-Vorsitzende.

"Mit seinem Ableben verliert die Republik einen großartigen Politiker“, reagierte Strache, auf die Nachricht. Strache gilt als politischer Ziehsohn Haiders, seit der Spaltung der Partei war das Verhältnis zwischen beiden jedoch äußerst angespannt. Auch die sozialdemokratische SPÖ und die konservative ÖVP zeigten sich vom Tod Haiders tief betroffen und sprachen der Familie ihr Beileid aus.

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Haider wurde als Sohn eines Schuhmachers und einer Lehrerin in Oberösterreich geboren, nach dem Abitur studierte er in Wien Jura. 1977 machte er dann als FPÖ-Landesparteisekretär die Politik zu seinem Beruf und begann eine steile Karriere. Lange Jahre war der Rhetorik- und Medienprofi der „starke Mann“ der Partei und zimmerte im Hintergrund unter anderem an der umstrittenen Regierungskoalition im Jahr 2000 mit der konservativen ÖVP unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Nach Konflikten mit seiner Heimatpartei hatte sich Haider 2005 mit dem Bündnis Zukunft Österreich (BZÖ) selbstständig gemacht. Der Politiker hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Töchter.

Haider war nicht nur die umstrittenste, sondern auch die schillerndste Figur der österreichischen Politik. Er war oft im eigenen Hubschrauber oder im schwarzen Porsche-Cabrio unterwegs, kletterte medienwirksam auf den Großglockner und pflegte eine Freundschaft mit einem Sohn des libyschen Staatschefs Muammar el Gadaffi. Dem irakischen Diktator Saddam Hussein stattete er 2002 einen Besuch ab.


Jörg Haider wäre schon vor 15 Jahren beinahe einem Autounfall zum Opfer gefallen. Der weiße BMW flog über eine Böschung, knickte einen Telegrafenmast und blieb neben parallel zur Straße führenden Bahngleisen liegen. Diesen Unfall überstand Haider nur mit einer kleinen Beule am Kopf, obwohl am Wagen schwerer Schaden entstanden war. Er führte den relativ glimpflichen Ausgang darauf zurück, dass er immer angeschnallt fahre.

dpa/Reuters/AFP/ras

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