WELTGo!
Journalismus neu erleben und produktiver werden
Ihr Assistent Journalismus neu erleben und produktiver werden
WELTGO! ENTDECKEN
  1. Home
  2. Politik
  3. Ausland
  4. Vergifteter Juschtschenko: „Ich kenne die Antwort, aber ich kann sie nicht aussprechen“

Ausland Vergifteter Juschtschenko

„Ich kenne die Antwort, aber ich kann sie nicht aussprechen“

Vor über 13 Jahren wurde der Ukrainer Viktor Juschtschenko im Präsidentschaftswahlkampf mit Dioxin vergiftet und überlebte nur mit Glück. Anlässlich des Giftanschlags auf den russischen Doppelagenten Sergej Skripal blickt er zurück.

2004 galt der prowestliche Kandidat Viktor Juschtschenko als Favorit in den ukrainischen Präsidentenwahlen. Während des Wahlkampfs im Herbst wurde er – wie sich erst Monate später herausstellte – mit Dioxin vergiftet und dadurch lebensgefährlich verletzt, sein Gesicht wurde stark entstellt. Der heute 64-Jährige ist immer noch davon gezeichnet. Er musste sich in verschiedenen Kliniken rund 25 hautchirurgischen Eingriffen unterziehen, um die unzähligen Narben seiner durch das Dioxin hervorgerufenen Chlorakne behandeln zu lassen.

Juschtschenkos Konkurrent war damals Ministerpräsident Viktor Janukowitsch, der offen von Russlands Präsident Wladmir Putin unterstützt wurde. Janukowitsch gewann knapp, die Massenproteste aufgrund der Wahlfälschung (Orangene Revolution) führten zu einer erneuten Stichwahl, die Reformpolitiker Juschtschenko gewann. Er war von Januar 2005 bis Februar 2010 Präsident der Ukraine. Wer für seine Vergiftung verantwortlich ist, ist bis heute nicht geklärt.

Anfang März wurde im britischen Salisbury ein Nervengiftanschlag auf den russischen Doppelagenten Sergej Skripal (66) und seine Tochter Julia verübt. Großbritannien und die EU machen Russland für den Anschlag verantwortlich, das diesen Vorwurf jedoch energisch zurückweist.

Der entstellte Wiktor Juschtschenko wenige Tage nach dem Anschlag
Der entstellte Viktor Juschtschenko wenige Tage nach dem Anschlag
Quelle: pa/picturedesk.c/picturedesk.com/Newald-Photograp

„Mein Kopf wurde dramatisch größer“

Die BBC sprach in diesem Zusammenhang mit Juschtschenko über seinen Fall. Am 6. September 2004 hatte er ein Essen mit dem Chef und dem stellvertretenden Chef des ukrainischen Geheimdienstes. „Gemäß den Ermittlungen war das Gift beim Essen dem Reis beigemischt worden“, erzählt Juschtschenko. „Meine Frau sagte mir nach dem Begrüßungskuss: ‚Deine Lippen schmecken metallisch.‘“

Exklusiv für Abonnenten

Fast hätte Juschtschenko nicht überlebt. Dass er sich bald nach Einnahme des Giftes habe übergeben müssen, dürfte ihn gerettet haben. Er habe sich in Österreich behandeln lassen. „Nach zwei oder drei Tagen schwoll mein Körper an. Mein Kopf wurde dramatisch größer.“ Der Schmerz habe seinen ganzen Körper durchflutet. „Dann hatte ich überall Entzündungen und Eiterpusteln.“

Zur Frage, ob er denke, dass Kreml-Chef Putin seine Vergiftung in Auftrag gegeben habe, äußert er sich vielsagend: „Ich kenne die Antwort, aber ich kann sie nicht aussprechen.“

Und was war sein erster Gedanke, als er vom vergifteten Skripal erfahren habe? „Es tut mir weh, dass Europa so blind ist. Dass die Europäer so unfreundlich miteinander sind.“ Juschtschenko würde es begrüßen, wenn die EU „endlich realisiert, dass die größte Herausforderung für ihre Bürger die mittelalterliche Politik ist, die Russland im 21. Jahrhundert noch verfolgt“.

An dieser Stelle finden Sie Inhalte von Drittanbietern
Um eingebettete Inhalte anzuzeigen, ist deine widerrufliche Einwilligung in die Übermittlung und Verarbeitung von personenbezogenen Daten notwendig, da die Anbieter der eingebetteten Inhalte als Drittanbieter diese Einwilligung verlangen [In diesem Zusammenhang können auch Nutzungsprofile (u.a. auf Basis von Cookie-IDs) gebildet und angereichert werden, auch außerhalb des EWR]. Indem du den Schalter auf „an“ stellst, stimmst du diesen (jederzeit widerruflich) zu. Dies umfasst auch deine Einwilligung in die Übermittlung bestimmter personenbezogener Daten in Drittländer, u.a. die USA, nach Art. 49 (1) (a) DSGVO. Mehr Informationen dazu findest du hier. Du kannst deine Einwilligung jederzeit über den Schalter und über Privatsphäre am Seitenende widerrufen.
jr

Mehr aus dem Web
Neues aus der Redaktion
Auch interessant
Mehr zum Thema