Plakatieren verboten? â Ein kritischer Vergleich aktueller ...
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PLAKATIEREN VERBOTEN<br />
EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Diplom Sommersemester 2009<br />
Nebenthema II<br />
Köln International School of Design<br />
Lehrgebiet Audiovisuelle Medien<br />
Betreut durch Prof. Bartholdy<br />
<strong>Ein</strong>gereicht am 07. April 2009<br />
Von Alexander Sin Fei Essen, Köln<br />
Matr. Nr. 1104112718<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
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PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN
1 <strong>Ein</strong>leitung 1<br />
2 Geschichte der Aussenwerbung 4<br />
2.1 Biografie, Umfeld und Motivation des Ernst Litfaß 5<br />
2.2 Idee und die werbewirksame <strong>Ein</strong>führung der Litfaß-Säule 6<br />
2.3 Die frühe Verzahnung von Werbung und Informationen 8<br />
3 Aussenwerbung in Deutschland – Zahlen, Fakten und Begriffe 10<br />
3.1 Aussenwerbewirtschaft in Zahlen 11<br />
3.2 Begriffe der Aussenwerbe-Welt 13<br />
3.3 Marktführer und Verbände 16<br />
3.4 Die Aktzeptanz und der Mehrwert für die Bevölkerung 20<br />
4 Klassische Aussenwerbetechnologien 23<br />
4.1 Die klassische Aussenwerbelandschaft 24<br />
4.2 Litfaß-Säulen, Allgemeinstellen und Ganzsäulen 25<br />
4.3 City-Light-Poster, die urbanen Lichter 26<br />
4.4 City-Light-Säulen, oder: Litfaß reloaded 28<br />
4.5 Mega-Lights, die statischen Kinos 29<br />
4.6 Großflächen – Klassisch und majestätisch, aber geklebt 31<br />
4.7 Riesenposter – Die größten Printprodukte der Stadt 32<br />
4.8 Transport- und mobile Aussenwerbung 33<br />
4.9 Wartehallen und Stadtmöbel. Geschenke und Gewinne 34<br />
4.10 Designed for Ströer 35<br />
4.11 Printmedien und ihre Integration in die Stadtarchitektur 37<br />
5 Trends der Innovationen – Blicke in die digitale Gegenwart 38<br />
5.1 Elektronische Plakate – die Digitalisierung hält <strong>Ein</strong>zug 39<br />
5.2 Bluetooth – Mehrwert durch digitale Geschenke 41<br />
5.3 QR-Codes: Die Schnittstelle zur Digitalität 44<br />
5.4 Visual Tagging: Mehrwertige Bilder 48<br />
5.5 Interview mit DIE DRAUSSENWERBER 50<br />
5.6 CityLight-Moover, der PoS-Spezialist 55<br />
5.6.1 Geschichte des CityLight-Moovers 55<br />
5.6.2 Eigenschaften 56<br />
5.6.3 <strong>Ein</strong>satzgebiete 59<br />
5.7 Interview mit xSelect (CityLight-Moover) 59<br />
5.8 Infoscreens – Zwischen Werbung und Information 62<br />
5.9 LED-Wände – Monitore in der Öffentlichkeit 65<br />
5.10 „Mediatecture“ – Bewegte Bilder auf der dritten Haut 66<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
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5.11 KVB Terminal – <strong>Ein</strong>gescannte Interaktivität 68<br />
5.12 Scoutmonitore weisen den Weg 70<br />
5.13 „City-Guide“ – Multimediale Stadtinformationen 71<br />
5.14 Zwischenfazit 72<br />
6 Anwendungsbeispiel digitaler Optionen: Der InfoMoover 73<br />
6.1 Die Szenarien „Flughafen“ und „Messe“ 74<br />
6.2 Anforderungen 79<br />
6.3 Eigenschaften und Vorteile 80<br />
6.4 Content und Applikationen 84<br />
6.5 Ausblick: Konnektivitätsbeispiel InfoMoover / Mediamesh 92<br />
7 Resümee 93<br />
8 Quellen 96<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
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1 <strong>Ein</strong>leitung<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
1
”Mit Lust bleibt das Auge jetzt weilen,<br />
Was Litfaß gestellt uns hierher!<br />
Er baut sich ein Denkmal von Säulen!<br />
Na, Litfaß, was willst du noch mehr“<br />
Diese Frage stellt das Friedrich-Wilhelmstädtische Theater (der Vorläufer des Deutschen<br />
Theaters) Ende des 19. Jahrhunderts. „Litfaß´ 150 Kinder“, wie die populären<br />
Litfaß-Säulen von den einheimischen Berlinern genannt werden, erlangen in<br />
kurzer Zeit einen hohen Bekanntheitsgrad und prägen seitdem die Stadtbilder<br />
weltweit. Was Ernst Litfaß denn noch mehr will, das versucht diese Arbeit zu beantworten.<br />
1<br />
Die Entwicklung der Aussenmedien bis ins digitale Zeitalter gilt es hierbei zu betrachten,<br />
wie auch ein <strong>kritischer</strong> <strong>Vergleich</strong> dieser Werbeformen gezogen wird – das<br />
„digitale Plakat“ gibt es in vielen (frühen) Formen. Während das Erscheinungsbild<br />
und das Prinzip der Aussenwerbung der Litfaß-Säule bestehen bleibt, entwickeln<br />
sich die Bedürfnisse und Anforderungen sowohl der Betrachter als auch der Werbenden<br />
weiter. Klassische Aussenwerbemedien wie etwa die so genannten Großflächen<br />
stoßen schnell an die Grenzen ihrer innovativen Möglichkeiten.<br />
Der Trend der Aussenmedien von der Litfaß-Säule bis hin zum „digitalen Plakat“<br />
wird aufgezeigt, um im Konzept des Anwendungsbeispiels dieser Studie einzufließen.<br />
Die Möglichkeiten der Digitalität, die seitens des Publikums eine zunehmende<br />
Erwartungshaltung an neue Medien im Allgemeinen weckt, sollen aufgezeigt<br />
werden und in ein fiktives Aussenmedium integriert werden. Hierfür ist der „CityLight-Moover“<br />
als eine Art fahrbare Litfaßsäule und Point-of-Sale-Spezialist ein<br />
geeignetes Vehikel, welches im späteren Anwendungsbeispiel mit adaptiven Mitteln<br />
und digitalen Möglichkeiten in das 21. Jahrhundert transferiert werden soll.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Hierbei werden die exemplarischen Anwendungs-Szenarien Messe und Flughafen<br />
in das Zentrum der Anforderungen gerückt. Deren Besucher bedürfen gezielter<br />
Informationen wie Orts- und Termin-Daten. <strong>Ein</strong>ige Dinge bleiben grundsätzlich<br />
beim alten: So ist das Litfaßsche Prinzip der Verbindung von Werbung und Infor-<br />
1 Reichwein, S. 29<br />
2
mation eine Säule im später anskizzierten Konzept. Die Art und Weise, in der Dank<br />
der heutigen und morgigen Möglichkeiten die Werbung mit Information verbunden<br />
werden können und die im Rechercheteil wie auch im Konzept-Teil dargestellt<br />
werden, könnten im Sinne des Visionärs und Volksfreundes Ernst Litfaß sein.<br />
Die Kernfragen dieser Studie beschäftigen sich also mit einer Branche im Umbruch:<br />
Welche Pforten werden der Aussenwerbung durch die Digitalisierung geöffnet<br />
Zugleich wird das Thema „Werbung im Wandel“ und der „Mehrwert durch Information“<br />
fokussiert: Welche Bedürfnisse der Konsumenten können befriedigt<br />
werden<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
3
2 Geschichte der Aussenwerbung<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
4
Die frühe Situation der deutschen Aussenwerbung, ausgehend von der Anschlagsäule<br />
des Ernst Litfaß, wird in diesem Abschnitt zusammengefasst. Hierbei werden<br />
seine Motivationen und das Geschäftsmodell beschrieben, welche auch in der heutigen<br />
Aussenwerbung noch gängige Praxis sind. Seit Litfaß gibt es eine rigorose<br />
Verzahnung von Werbung und soziokulturellen Informationen, auf die auch im<br />
ausblickenden Teil dieser Arbeit der Fokus gelegt wird.<br />
2.1 Biografie, Umfeld und Motivation des Ernst Litfaß<br />
Die Tradition der Litfaßschen Buchdruckerbetriebe reicht bis in die Zeit des Dreißigjährigen<br />
Krieges zurück. Der 1601 geborene Friedrich Litfaß erwirbt eine Buchdruckereiwerkstatt.<br />
Bekannt wird die Druckerei aber erst durch die Produktion<br />
von Extrablättern zur Zeit der Befreiungskriege in den Jahren 1813 bis 1815. 2<br />
Abb. 1: Die Litfaßzeitung mit dem Theaterprogramm aus dem Jahre 1863 beinhaltet Reklame und das Inserat-System<br />
und ermöglicht den Lesern so eine Beteiligung am Medium. Abb. 2: Ernst Litfaß (1816 - 1874).<br />
Ernst Theodor Amandus Litfaß wird am 11. Februar 1816 in Berlin als Sohn von<br />
Ernst Joseph Gregorius Litfaß geboren. Schon 8 Tage später verstirbt sein Vater,<br />
der Gründer der Litfaßschen Buchdruckerei. Die Witwe heiratet daraufhin den bekannten<br />
Berliner Buchdrucker und Buchhändler Leopold Wilhelm Krause. Durch<br />
das Familienunternehmen geprägt erhält er bleibende <strong>Ein</strong>drücke und vielfältige<br />
Anregungen. Ernst Litfaß´ Interesse gilt der beginnenden kulturnationalen Bewegung<br />
in Berlin und gleichzeitig der bevorstehenden Betriebsübernahme. Den<br />
<strong>Ein</strong>fluss seines Stiefvaters nutzend, bemüht er sich einerseits um engere Bezie-<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
2 Reichwein, S. 5<br />
Abb. 1 Reichwein, S. 13<br />
Abb. 2 Reichwein, S. 7<br />
5
hungen zu Berliner Literatenkreisen – und andererseits um eine Verbesserung der<br />
Geschäft- und Reklamemethoden für Druckerei und Verlag.<br />
Aber nicht nur im Verlegen ist Ernst Litfaß tätig, er reformiert auch die so genannte<br />
Offizin (Werkstatt mit angeschlossenem Verkaufsraum): Er führt die Schnellpressen<br />
ein. 1846 wird Litfaß mit der Formatvergrößerung und Ausstattung der<br />
Anschlagzettel, die danach Litfaßzettel genannt werden, überall populär.<br />
Durch harte Arbeit und Fleiß wird er schließlich 1865 zum königlichen Hof-Buchdrucker<br />
ernannt. Später erhält er vom preußischen König das alleinige Recht zur<br />
Veröffentlichung der Kriegsdepeschen und Siegesmeldungen aus den Kriegen<br />
1866 und 1870–1871.<br />
Weshalb das Litfaßsche Unternehmen mit den Jahren immer erfolgreicher wird,<br />
liegt teilweise darin begründet, dass dessen Betriebseinrichtungen ständig verbessert<br />
und erneuert werden, und die Druckerei im wesentlichen für die Tagesbedürfnisse<br />
umgebaut worden war. Sie besitzt inzwischen mehrere Schnellpressen, eine<br />
eigene Fabrik zur Herstellung von Holzschriften, aber auch die verschiedensten<br />
Schrifttypen in Blei gegossen und die neuesten technischen <strong>Ein</strong>richtungen nicht<br />
nur für den Druck von Riesenplakaten im Format 6,28 Meter x 9,42 Meter, sondern<br />
auch für den Buntdruck, den er in Berlin einführte. 3<br />
2.2 Idee und die werbewirksame <strong>Ein</strong>führung der Litfaß-Säule<br />
Die <strong>Ein</strong>führung der ersten Anschlagsäulen gelingt Ernst Litfaß durch gute Verhältnisse<br />
zu dem Polizeipräsidenten. Seit 1848 gilt dieser als Förderer von Litfaß, verspricht<br />
dieser ihm doch eine Wiedereinführung der Zensur der Plakate. Dem Ordnungshüter<br />
ist das wilde <strong>Plakatieren</strong> nämlich schon lange ein Dorn im Auge, für<br />
den findigen Litfaß hingegen ist es ein profitabler und dauerhafter Auftrag. Für<br />
ein Verbot des wilden <strong>Plakatieren</strong>s gibt es bisher nämlich keine rechtliche Handhabe.<br />
4<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Litfaß sichert sich im Gegenzug die alleinige Konzession zur Aufstellung der Anschlagsäulen<br />
und zur Vermietung der Werbeflächen. Diese Geschäftsidee besteht<br />
im Übrigen noch heute: So werden den Städten von den Werbefirmen Bushal-<br />
3 Reichwein, S. 15<br />
4 Reichwein, S. 18<br />
6
testellen gezahlt und gebaut. Die Werbefirmen<br />
hingegen erwirken sich im Gegenzug das Recht,<br />
die Werbeflächen vermieten zu können.<br />
Die Idee der Anschlagsäule, der „sensationellen<br />
Reklame“, wird von Ernst Litfaß nicht neu erfunden:<br />
Bereits 1824 lässt sich George Sam. Harris in<br />
London seine „Harrissäule“ patentieren. Schon<br />
diese frühe Form der „Litfaß-Säule“ glänzt mit<br />
schon ihrerzeit innovativen Ideen: So verfügt sie<br />
über mehrere Fächer, in die Plakate hineingesteckt<br />
werden können. <strong>Ein</strong> Auszug aus der Patentschrift<br />
deutet auf weiteren Ideenreichtum<br />
hin: „Die Maschine ist an ihrem Boden so auf dem<br />
Abb. 3: Anregung oder Kopie Der Vorläufer<br />
der Litfaßsäule ist die Harrissäule.<br />
Wagen befestigt, damit sie nach und nach jede Seite ihrer Oberfläche dem Publikum<br />
darbietet. Bei dem trüben Londoner Tageswetter oder bei Nacht wird die<br />
Säule von innen durch Lampen oder Kerzen erleuchtet. Zu diesem Zweck werden<br />
die Plakate gefirnißt oder mit Öl getränkt. Der Erfinder hat an seiner Maschine<br />
übrigens auch eine ganz moderne <strong>Ein</strong>richtung angebracht; er lässt die Säule auf<br />
einem Kranz von Rollenlagern in einer Schiene laufen, damit sie sich leichter drehe.<br />
Der Wagen kann von einem Pferd oder einem anderen Tier durch die Straßen<br />
gefahren werden. 5<br />
So sind viele Punkte der heute gängigen Aussenwerbung im Vorläufer der Litfaß-<br />
Säule bereits umgesetzt: Die modulare Anbringungsmöglichkeit der Plakate (vgl.<br />
„Allgemeinstelle“), die transluzenten, von innen beleuchteten Plakate (vgl. „City-<br />
Light-Poster“) und die Mobilität der Säule (vgl. „CityLight-Moover“). Die äquivalenten<br />
und aktuellen Erscheinungsformen dieser frühen Entwicklungen werden<br />
im Kapitel 4 und 5 dargestellt. Am 1. Juli 1855, ein bewusst gewählter Sonntag, an<br />
dem viele Menschen zu erwarten sind, wird die erste Litfaßsäule eingeweiht. Es<br />
wird eigens dafür komponierte Musik gespielt, deren Noten verlegt und verkauft<br />
werden. Dieser geschäftige Zug des „Königs der Reklame der Reklame“ ist zu vergleichen<br />
mit dem heutigen viralen Marketing. Schon wird die Litfaßsäule auch von<br />
anderen Künstlern besungen und verhilft der Reklame-Säule zu einem großberlinerischen<br />
Hype. 6<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
5 Reichwein, S. 17<br />
6 Reichwein, S. 16<br />
Abb. 3 Reichwein, S. 16<br />
7
2.3 Die frühe Verzahnung von Werbung und Informationen<br />
Abb. 4: Die Lithographie von F. G. Nordmann, nach der man Größe und Proportion der jetzigen historischen<br />
Litfaßsäule errechnet. Links steht ein frühes Stadtmöbel: <strong>Ein</strong> Pissoir. Rechts: eine „Brunnenumhüllung“.<br />
Dieser Abschnitt gewährt nähere <strong>Ein</strong>blicke in das Umfeld des Ernst Litfaß und beschreibt,<br />
warum das Prinzip „Reklame verbunden mit Informationen“ in den Werken<br />
des Erfinders der Aussenwerbung sowie auch heutzutage in den klassischen<br />
Aussenwerbeformen Gültigkeit hat und dem Prinzip auch in den neueren Erscheinungsformen<br />
einen hohen Stellenwert eingeräumt wird.<br />
Seine Affinität zur – für und von der Öffentlichkeit generierten – Informationsvermittlung<br />
beruht auf seinen persönlichen und familiär geprägten, kulturellen<br />
Interessen des Ernst Litfaß.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Zu zahlreichen Berliner Literaten und Künstlern pflegt er nicht nur geschäftliche,<br />
sondern auch freundschaftliche Kontakte. Da er ehemals selbst Schauspieler werden<br />
will und sogar noch vor seiner Berufstätigkeit mit einer Theatergruppe aus-<br />
Abb. 4 Reichwein, S. 20<br />
8
gedehnte Tourneen unternimmt, interessieren ihn die dramatischen Künste und<br />
somit auch die Beziehungen zu den Berliner Theaterdirektoren. 7<br />
Der Gemeinschaftssinn ist es, der ihn dazu treibt, das Inserat-System in Berlin einzuführen<br />
– in der von ihm gegründeten Zeitung „Berliner Tagestelegraph“. Sowohl<br />
Fremden als auch <strong>Ein</strong>heimischen soll diese Zeitung ein Ratgeber für Theater,<br />
Konzerte und Vergnügungen, <strong>Ein</strong>käufe und Eßrestaurants sein. Außerdem bietet<br />
Litfaß in seiner Zeitung dem Leserpublikum Reklame in reichlichem Umfang an.<br />
Dadurch baut er seine Buchdruckerei gleichzeitig zu einem Reklameunternehmen<br />
aus.<br />
Mit Sinn für Wohltätigkeit verhilft er verwundeten Soldaten und Hinterbliebenen<br />
in der Nachkriegszeit der Kriege von 1864, 1866 und 1870/71 zu Linderung. Dies<br />
geschieht durch umfangreiche Unternehmungen wie Konzerte, Feuerwerke und<br />
Bootsfahrten zum großen Teil auf eigene Kosten. Den Ertrag dieser Veranstaltungen<br />
stiftet er den betreffenden Komitees.<br />
In den Kriegsjahren 1866 und 1870/71 erhält Litfaß die alleinige Konzession für die<br />
Erstveröffentlichung der Kriegsdepeschen und Siegesbulletins für sein Anschlagunternehmen<br />
zuerkannt. Mit diesem Vorrecht kann er seinen guten Ruf, ein Lieferant<br />
schneller und zuverlässiger Informationen zu sein, weiter festigen. Da die<br />
Plakate mit den offiziellen Nachrichten immer zahlreiche Interessenten zu den<br />
Litfaß-Säulen locken, wird auch den übrigen Reklameplakaten bei dieser Gelegenheit<br />
mehr Aufmerksamkeit geschenkt. 8<br />
Die symbiotische Verzahnung von Werbung und soziokulturellen Informationen<br />
sind die thematische und rahmengebende Basis, auf der die Litfaß-Säule fußt. So<br />
widerspiegelt Litfaß mit seiner Säule das Bestrebungen der damaligen Öffentlichkeit,<br />
am Medium zu partizipieren und zu profitieren. Auch das Anwendungsbeispiel<br />
dieser Arbeit lehnt sich an dieses erfolgreiche Zusammenspiel an.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
7 Reichwein, S. 11<br />
8 Reichwein, S. 31<br />
9
3 Aussenwerbung in Deutschland –<br />
Zahlen, Fakten und Begriffe<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
10
In diesem Abschnitt werden die faktischen und thematischen Rahmenbedingungen<br />
der heutigen Aussenwerbung dargestellt. Wichtige Begrifflichkeiten, die zur<br />
Quantifizierung und Erklärung der Aussenwerbe-Thematik dienen, werden hierbei<br />
erklärt. Beleuchtet werden die Marktsituation seitens der Anbieter wie auch<br />
die Akzeptanz der Bevölkerung.<br />
3.1 Aussenwerbewirtschaft in Zahlen<br />
Aussen-Werbeflächen in Deutschland (Stand: 2007)<br />
Art des Werbeträgers<br />
Anzahl<br />
Großflächen: 170 465<br />
City-Light-Poster: 105 827<br />
Allgemeinstellen: 38 258<br />
Ganzsäulen: 16 418<br />
Mega-Lights: 14 658<br />
Riesenposter : 1 040<br />
Anzahl der Werbeflächen gesamt: 346 666<br />
Die wirtschaftliche Situation der Aussenwerbung<br />
Die Unternehmen der Aussenwerbung in Deutschland erwirtschaften im Jahr 2007<br />
einen Gesamtumsatz von 820,37 Mio €. Dies ist gegenüber dem Vorjahr ein Plus von<br />
4,18 Prozent. Deutliche Umsatzsteigerungen können die Werbeträger Klein- und<br />
Spezialstellen (106,51 Prozent), Dauerwerbung (23,52 Prozent), Großflächen (10,93<br />
Prozent) sowie Elektronische Aussenwerbung erzielen. Die Zahl der in Deutschland<br />
vorhandenen Werbeflächen nimmt mit 346 666 Flächen gegenüber dem Vorjahr<br />
allerdings um rund 3 Prozent ab. Der bedeutendste Werbeträger der Branche ist<br />
unverändert die Großfläche mit einem Gesamtumsatz von 354,30 Mio €, gefolgt<br />
von den City-Light-Postern mit 226,65 Mio €. 9<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Die Situation der Werbewirtschaft allgemein in Deutschland 2007: Die deutschen<br />
Investitionen in Werbung steigen 2007 um 1,8 Prozent auf 30,78 Mrd €. Sie lie-<br />
9 ZAW, Werbung in Deutschland: S. 377<br />
11
gen damit leicht unter dem Ergebnis des Vorjahres mit einem Wachstum von 2,1<br />
Prozent. Die Medien haben an den Werbeausgaben einen Netto-Anteil von 20,76<br />
Mrd € (+2 Prozent), während 10,02 Mrd € auf Produktionskosten der Werbemittel,<br />
Honorare und Gehälter entfallen (+1,4 Prozent). Für das Jahr 2008 zeichnet sich erneut<br />
nachlassende Dynamik bei den Investitionen in Werbung ab. Das Wachstum<br />
könnte unter 1 Prozent fallen und damit deutlich unter der erwarteten Zunahme<br />
des Bruttoinlandsprodukts (BIP) liegen.<br />
Die Gefahr wächst, dass die deutsche Werbewirtschaft erneut in die Rezession abgleitet.<br />
Mittelfristig müssen strukturelle, politische und konjunkturelle Probleme<br />
von werbenden Firmen, Medien und Agenturen bewältigt werden. Erschwerend<br />
kommt nun die Weltwirtschaftskrise des Jahres 2009 hinzu.<br />
Die Werbeschwäche der deutschen Wirtschaft spiegelt sich auch in globalen <strong>Vergleich</strong>en<br />
wider. Danach rangiert das deutsche Werbewachstum mit seinem 1,8<br />
Prozent weit unter dem globalen Wert von 4,7 Prozent. Die Ursachen für diesen<br />
betriebswirtschaftlich, medien- und verbraucherpolitisch bedenklichen Trend sind<br />
vielfältig und teils grundsätzlicher Art: Fragezeichen über die der Medienstruktur,<br />
soziale und demographische Veränderungen bei den Kunden, branchenspezifische<br />
Werbezensur als politisches Mittel der Lenkung von Lebensstilen, Instrumentalisierung<br />
der Markt-Kommunikation durch die neue Ausrichtung des Umweltschutzes<br />
sowie Abkehr von Markt-Prinzipien im Konsumentenschutz zu Lasten der kommerziellen<br />
Werbung. 10<br />
Um die Marktposition der Aussenwerbung zu stärken und auszubauen, investiert<br />
der „Fachverband für Aussenwerbung“ seit Jahren stark in die Entwicklung<br />
neuer technischer und wirtschaftlicher Formen von Aussenwerbung (Werbung<br />
in Deutschland 2008, S. 378). Aktuelle Foren der Aussenwerber thematisieren zu<br />
einem Großteil die Innovationskraft, die die Digitalisierung der Plakate mit sich<br />
bringt. So wird in der Aussenwerbung deutlich, dass Innovationen die Triebfeder<br />
für einen wirtschaftlichen Aufschwung dieser Branche darstellen. 11<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Das Anwendungsbeispiel im Kapitel 6 dieser Arbeit greift diese Motivation auf<br />
und beschreibt das Konzept für einen Werbeträger, welcher durch die Kombination<br />
verschiedener digitaler Komponenten und Applikationen zu einer neuartigen<br />
Form zusammengesetzt wird. Deswegen wird in dieser Arbeit besonders dem<br />
10 ZAW, Werbung in Deutschland: S. 10<br />
11 ZAW, Werbung in Deutschland: S. 376<br />
12
Punkt elektronische Aussenwerbung viel Aufmerksamkeit geschenkt. Auf der Suche<br />
nach innovativen Formaten, die neue Werbemärkte erschließen können, ist<br />
die Zuhilfenahme digitaler Möglichkeiten sehr naheliegend.<br />
3.2 Begriffe der Aussenwerbe-Welt<br />
Folgende Begriffe klassifizieren die ablesbaren Werte der Aussenwerbung oder<br />
definieren Begriffe, die im Rahmen dieser Arbeit oftmals auftreten. Die Erklärungen<br />
folgender Begriffe bieten einen leichten <strong>Ein</strong>stieg in die Welt der Aussenwerbung.<br />
Mediamix<br />
Dieser Begriff beschreibt den <strong>Ein</strong>satz von unterschiedlichen Medien im Rahmen<br />
einer Kommunikationskampagne für eine Marke oder ein Produkt. Dabei ist zu<br />
berücksichtigen, dass der crossmediale <strong>Ein</strong>satz von Medien (z.B. TV-Werbung in<br />
Kombination mit Plakatwerbung am PoS) häufig besser wirkt, als monomediale<br />
Kampagnen (Schaffung von Synergieeffekten).<br />
Aussenwerbung<br />
Aussenwerbung ist jene Werbung im öffentlichen Raum, die auf die gesamte mobile<br />
Bevölkerung wirkt. Unter Aussenwerbung werden verschiedene Werbeformen<br />
zusammengefasst, bei denen sich der Werbeträger im öffentlichen Raum befindet.<br />
Aussenwerbung wird auch als Out-of-Home-Medien bezeichnet.<br />
Werbeträger<br />
Werbeträger ist das Medium, in oder auf dem ein Werbemittel transportiert wird; in der<br />
Plakatwerbung können dies beispielsweise Großflächen, Superposter, City-Light-Poster<br />
und Litfaßsäulen sein. Wenn Werbeträger ein spezielles Design oder eine spezielle<br />
Technik aufweisen, erhalten sie meist eigene Produktbezeichnungen, wie beispielsweise<br />
Mega-Lights, digitale Bildwände (Infoscreens, LED-Wände) oder Baugerüste (Blowup).<br />
Wenn Plakatwerbeträger mit Zusatznutzen für die Bevölkerung ausgestattet sind,<br />
wird von Stadtmobiliar gesprochen (Wartehallen, Stadtinformationsanlagen etc.).<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
13
<strong>Ein</strong>zelstellenbewertung<br />
<strong>Ein</strong>zelstellenbewertungen sind verschiedene methodische Verfahren, um die<br />
Qualität von Plakatstellen zu bewerten. Die <strong>Ein</strong>zelstellenbewertung erfolgt in<br />
Deutschland in einem vom FAW (Fachverband Aussenwerbung e.V.) getragenen<br />
Forschungsansatz. Dieser bewertet die <strong>Ein</strong>zelstellen mit dem so genannten G-Wert,<br />
der während des Verfassens dieser Arbeit in überarbeiteter Form veröffentlicht<br />
wird. Darin enthalten sind Frequenzangaben, die aus dem durch das Fraunhofer-<br />
Institut entwickelten Frequenzatlas erfolgen. 12<br />
G-Wert 2<br />
Reichweiten und Kontakte sind elementare Leistungsparameter im Vorfeld einer<br />
Werbeplanung. Der G-Wert 2 gibt wie sein Vorgänger für eine Plakatstelle an, wie<br />
viele Passanten sich pro Stunde an ein dort angebrachtes, durchschnittliches Plakat<br />
erinnern können (erinnerte Werbemittelkontakte). Die Erhebungsmethodik wird<br />
gegenüber dem alten G-Wert überarbeitet, optimiert und stabilisiert. Ziel ist es,<br />
einen validen und transparenten Leistungswert für den intramedialen <strong>Vergleich</strong><br />
von Plakatstellen zur Verfügung zu stellen. Aus der Kombination des quantitativen<br />
(Frequenz) und des qualitativen (Wahrnehmbarkeit) Elements errechnet sich der<br />
Leistungswert „G-Wert“. Die Straßenabschnittsfrequenzen aus dem Frequenzatlas<br />
werden den Plakatstandorten mittels Geokoordinaten zugeordnet. Die anschließende<br />
Berechnung des G-Werts erfolgt aufgrund der berechneten Frequenzen<br />
und der Stellenbewertungen. 13<br />
Plakatseher pro Stelle (PpS)<br />
Der Kontaktbegriff der ma 2007 Plakat ist der „Plakatseher pro Stelle“ (PpS), der<br />
dort erstmals als Werbemittelkontaktchance definiert wird. Diese Kontaktdefinition<br />
folgt auch dem sich international bildenden Standardbegriff des „Visibility<br />
Adjusted Contact (VAC)“. Die Reichweitenniveaus der ma 2007 Plakat sind in den<br />
Grunddaten durch Messung enthalten (nicht durch künstliche Modellierung). Der<br />
Berichtsband der ag.ma zur ma 2007 Plakat enthält Leitungswerte (Reichweite,<br />
Kontakt) der genannten Plakatstellenarten nach ausgewählten Standardbelegungen<br />
und Zielgruppenmerkmalen. 14<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
12 http://www.faw-ev.de/d217cba5ca04a7026e2bf395076731b9/de/faw/presse/<br />
13 ZAW: Werbung in Deutschland, S. 379<br />
14
Wahrnehmbarkeit der Plakatstelle<br />
Die Wahrnehmbarkeit der Plakatstelle setzt sich aus verschiedenen Faktoren zusammen,<br />
darunter Winkel und Entfernung des Plakats zur Straße, das Vorhandensein<br />
von Sichthindernissen oder mögliche Ablenkung durch weitere Plakatstellen,<br />
Blickfänge im Umfeld (Umfeldkomplexität) oder das Verkehrsgeschehen (Situationskomplexität).<br />
Diese Wahrnehmbarkeitsfaktoren werden im Rahmen der Grundlagendatenerhebung<br />
regelmäßig vor Ort überprüft. Der Hersteller und Vertreiber<br />
des CityLight-Moovers spricht hierbei von „Sichtkontaktchancen“.<br />
Stadtmöbel<br />
Stadtmöbel, auch Straßenmöbel genannt, prägen als solche das Erscheinungsbild<br />
der Stadt deutlich. Die Anforderungen der Bürger an ihren urbanen Lebensraum<br />
in Bezug auf Information, Mobilität und Orientierung sind enorm gestiegen.<br />
Städte und Kommunen müssen<br />
sich dieser Entwicklung stellen. Als<br />
Partner der Städte entwickelt Ströer<br />
seit Jahren Kommunikations- und Infrastrukturlösungen<br />
für den öffentlichen<br />
Raum. Zum Angebot gehören<br />
etwa die klassischen Stadtmöbel wie<br />
Wartehallen, Toiletten und Informationssäulen,<br />
aber auch elektronische<br />
Stadtführer und Fahrradverleihsysteme.<br />
Im öffentlichen Raum fügen sich<br />
die Stadtmöbel in die Stadtlandschaft<br />
ein, schaffen einen hohen Gebrauchswert<br />
und können somit einen Beitrag<br />
zur Verbesserung der Lebensqualität<br />
in den Städten leisten. 15<br />
Abb. 5: <strong>Ein</strong>e Umkleidekabine im Stadtbad: Werbung<br />
trifft auf Mehrwert – und zeigt auch die Uhrzeit an.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Dr. Heinrich Schuster, Geschäftsführer der österreichischen EPAMEDIA, definiert<br />
den ähnlichen Begriff „Public Space Advertising“ als Werbung, die den öffentli-<br />
14 http://www.plakativ-magazin.de/news<br />
15 http://www.stroeer.de/Stadtmoeblierung.6184.0.html<br />
Abb. 5 FAW: „Aussenwerbung – Medien mitten im Leben“, S. 22<br />
15
chen Raum für sich nutzt und mitgestaltet. 16 Plakatanlagen, City Lights oder Wartehallen<br />
seien nicht Werbeträger, sondern prägen und gestalten den öffentlichen<br />
Raum, in dem sich die Menschen tagtäglich bewegen.<br />
3.3 Marktführer und Verbände<br />
Ströer<br />
Die Ströer Out-of-Home Media AG ist ein deutsches, international tätiges Unternehmen,<br />
das in der Vermarktung von Aussenwerbung tätig und mit einem Marktanteil<br />
von mehr als 50 % in Deutschland Marktführer (gemessen an der Anzahl<br />
der Werbeträger und der Bruttowerbeerlöse) ist. Weltweit steht die Gesellschaft<br />
an fünfter Stelle. Der bereits verstorbene Gründer Heinz W. Ströer baut das Unternehmen<br />
mit den altbekannten Plakatwänden in Köln auf. Sein Partner Udo Müller<br />
studiert zunächst Medizin und beginnt als Handballprofi in Berlin in den 1980er<br />
Jahren mit der Suche nach Punkten im Ostteil der Stadt, die vom Westen gut zu<br />
sehen waren. Wider Erwarten kann er sich mit der DDR geschäftlich einigen, auch<br />
wenn er schon einmal die Plakatwände selbst anbringen muss.<br />
1990 gründen Ströer und Müller ein gemeinsames Unternehmen, die Ströer City<br />
Marketing GmbH, an der jeder 50 % hält. Unter <strong>Ein</strong>beziehung inzwischen aufgekaufter<br />
Wettbewerber wird daraus 2002 die Ströer Out-of-Home Media AG, deren<br />
Aktionäre Gründersohn Dirk Ströer und Udo Müller sind. 2004 gelingt Ströer für<br />
gut 400 Mio. Euro mit Hilfe des Private Equity Fonds Cerberus die Übernahme der<br />
als Deutsche Städte-Reklame GmbH gegründeten Deutsche Städte-Medien GmbH<br />
(DSM) und 2005 der Deutschen Eisenbahn-Reklame (DERG – mittlerweile Ströer<br />
DERG Media GmbH).<br />
Seitdem ist Ströer in allen Bahnhöfen vertreten und verfügt über 250.000 Werbeflächen.<br />
Auch der Uhrenaufsteller Zeit und Werbung GmbH (ZuW – mittlerweile<br />
Tochtergesellschaft der DSM unter der Bezeichnung DSM Zeit und Werbung<br />
GmbH) gehört zur Ströer Out-of-Home Media AG. Darüber hinaus ist Ströer in 12<br />
Ländern aktiv, darunter Großbritannien, Spanien, Polen und der Türkei. Als Heinz<br />
W. Ströer erkennt, dass er sich in Frankreich gegen seinen Konkurrenten JCDecaux<br />
nicht durchsetzen kann, verkauft er 2005 sein dortiges Tochterunternehmen an<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
16 PLAKATIV 1-2008: S. 47<br />
16
den dortigen Marktführer. Das Unternehmen erwirtschaftet 2004 mit 1.350 Mitarbeitern<br />
einen Umsatz von 548 Mio. Euro (Bruttowerbeerlöse). 2005 erzielt es einen<br />
Umsatz von 385 Mio. Euro, wovon fast 90 % auf den deutschen Markt entfielen.<br />
Ströer und Oaktree Capital Management (OCM) gründen im Januar 2007 ein gemeinsames<br />
Unternehmen mit Sitz in Berlin für Aussenwerbung. Mit der Ströer<br />
Media International GmbH wollen die Partner die weitere internationale Expansion<br />
von Ströer vorantreiben. Durch die dadurch erhaltene zusätzliche Finanzierung<br />
sieht das Unternehmen keine Veranlassung, wie ursprünglich geplant, 2008 an die<br />
Börse zu gehen.<br />
JCDecaux<br />
JCDecaux ist ein international tätiges französisches Unternehmen mit Firmensitz<br />
in Neuilly-sur-Seine, das sich auf die Aufstellung, Instandhaltung und Pflege von<br />
Stadtmöbeln für die Aussenwerbung spezialisiert hat. Die JCDecaux S.A. ist an<br />
der Pariser Börse Euronext notiert. Gründer des Unternehmens ist Jean-Claude<br />
Decaux (* 1938). Er beginnt 1964 das Geschäft mit der Aussenwerbung in seiner<br />
französischen Heimat. Nachdem Decaux sein Konzept auch erfolgreich in Belgien<br />
anwendet, entsendet er 1982 einen seiner drei Söhne, Jean-François Decaux (*<br />
1959), nach Deutschland. Der bearbeitet zunächst sechs Jahre von Hamburg aus<br />
den deutschen Markt, bevor er zwei weitere Jahre in Köln lebt, wo sich der deutsche<br />
Firmensitz befindet.<br />
In der Forbes-Liste der aktuellen Milliardäre weltweit belegt die Familie Decaux<br />
den 154. Platz mit einem Vermögen von US$ 4,2 Mrd. Das Unternehmen, an dem<br />
die Familie einen Anteil von 70 % hält, hat einen Börsenwert von € 4,8 Mrd. Bereits<br />
im ersten Halbjahr 2006 erzielt es einen Umsatz von € 946 Mio. bei einem Nettogewinn<br />
von € 106 Mio., nach einem Umsatz von € 1,7 Mrd. im ganzen Jahr 2005. Der<br />
Konzern steht nach dem US-Unternehmen Clear Channel weltweit an zweiter Stelle<br />
und ist in 46 Ländern der Erde mit 7.900 Beschäftigten tätig. In Deutschland arbeiten<br />
550 Mitarbeiter für JCDecaux, die es 2005 zusammen auf einen Umsatz von<br />
€ 100 Mio. hauptsächlich in Stuttgart, Köln, Düsseldorf, München, Berlin, Hamburg<br />
und am Flughafen Frankfurt am Main bringen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Wall<br />
17
Die Wall AG ist ein deutsches Unternehmen mit Sitz in Berlin, das sich auf die<br />
Entwicklung und Produktion von Stadtmöbeln und die Vermarktung hinterleuchteter<br />
Werbeflächen spezialisiert. Die Firma wird 1976 von Hans Wall in Ettlingen<br />
gegründet und befindet sich mehrheitlich in Familienbesitz. Seit 1984 ist der Sitz<br />
des Unternehmens in Berlin und seit 1994 werden die Stadtmöblierungsprodukte<br />
in einem 10.000 m² großen Produktionswerk in Velten hergestellt. 1988 wird eine<br />
Tochtergesellschaft in den Niederlanden mit Niederlassungen in Amsterdam und<br />
Arnhem gegründet. Im Jahr 1992 folgt eine russische Tochtergesellschaft, 1993<br />
eine amerikanischen Tochtergesellschaft in Boston. Die Unternehmensexpansion<br />
nach Ungarn und in die Türkei folgt Ende der neunziger Jahre. Nach der Umwandlung<br />
in eine Aktiengesellschaft im Jahr 1999 besteht die deutsche Wall AG in ihrer<br />
heutigen Form.<br />
Das Unternehmen hat 2007 insgesamt 652 Mitarbeiter weltweit und erzielt 2007<br />
einen Umsatz von 152,7 Mio. €, 2006 erzielt Wall einen Umsatz von 134,5 Mio €.<br />
Nach eigenen Angaben steigerte Wall den Bruttoumsatz 2005 auf 125 Mio €, wogegen<br />
Branchenkenner den Nettoumsatz auf 60 bis 70 Mio € schätzen. Der französische<br />
Werbekonzern JCDecaux ist zu 40% an der Wall AG beteiligt. Die Familie<br />
Wall ist Haupteigentümer der Wall AG mit u.a. Daniel Wall als Vorstandsvorsitzendem<br />
der Wall AG und Hans Wall als Gründer und Aufsichtsratsvorsitzendem. Das<br />
Unternehmen ist in 50 Städten in sechs Ländern tätig.<br />
Clear Channel<br />
Clear Channel Communications sind ein US-amerikanisches Medienunternehmen<br />
mit Firmensitz in San Antonio im US-Bundesstaat Texas. Clear Channel, gegründet<br />
1972 von Lowry Mays und deren Tochterunternehmen, verfügen im Bereich der<br />
Hörfunk- und Fernsehübertragung, Konzertveranstaltung und -promotion und<br />
Aussenwerbung in den USA über einen großen <strong>Ein</strong>fluss. Clear Channel gehören<br />
über 1200 Radiostationen und über 30 Fernsehstationen in den Vereinigten Staaten<br />
neben anderen Medienunternehmen in anderen Staaten. Das Unternehmen<br />
wird von Firmengründer Lowry Mays und seinen beiden Söhnen Mark und Randall<br />
geführt.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Die Bezeichnung „clear channel“ ist ein alter Begriff aus der Radioübertragung<br />
und bezeichnet einige frühe Mittelwellenstationen, denen es erlaubt war, rund<br />
18
um die Uhr mit höherer Sendestärke zu senden. Die Radiostation WOAI in San<br />
Antonio ist eine von ihnen. Dies ermöglicht es den Clear-Channel-Stationen, landesweit<br />
gehört zu werden.<br />
Fachverband Aussenwerbung e.V.<br />
Im Fachverband Aussenwerbung e.V. (FAW) sind derzeit 40 Unternehmensgruppen<br />
im Out-of-Home-Media-Bereich organisiert, die insgesamt über 80 Prozent<br />
des gesamten Branchenumsatzes erwirtschaften. Zu den FAW-Mitgleidern zählen<br />
neben den großen nationalen Anbietern von Aussenwerbung auch lokal tätige<br />
mittelständische Firmen. Als Fördermitgleider kommen 27 Druckereien und Spezial-Media-Unternehmen<br />
dazu. (Werbung in Deutschland 2008, S. 377)<br />
ag.ma<br />
Die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse e.V. (ag.ma) ist eine Non-Profit-Organisation<br />
und der Rechtsform nach ein eingetragener Verein. Die ag.ma betreibt Forschung<br />
unter <strong>Ein</strong>beziehung aller relevanten Marktpartner, konkret: den Verkäufern<br />
und Käufern von Medialeistungen.<br />
Die ag.ma erforscht, wie die Verbraucher die gesamte Palette der Mediengattungen<br />
nutzen. Die aufwändigen Untersuchungen mit zum Teil mehr als 50.000 Interviews<br />
ergeben jene Daten, die in der ma (Media-Analyse) veröffentlicht werden.<br />
Mit der Durchführung dieser umfangreichen empirischen Erhebungen werden<br />
kontinuierlich die führenden Meinungsforschungsinstitute dieses Landes beauftragt.<br />
Auf der Basis dieses Datenmaterials wird künftiges Mediennutzungsverhalten<br />
prognostiziert. 17<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
17 http://www.agma-mmc.de/01_profil/kurzportraet_agma.aspsubnav=250&topnav=8<br />
19
3.4 Die Aktzeptanz und der Mehrwert für die Bevölkerung<br />
Kontroverse um Aussenmedien: In vielen Ländern und Städten ist Plakatwerbung<br />
umstritten. Grundlage für die Kritik, die auch von Werbefachleuten wie David<br />
Ogilvy und Howard Luck Gossage geäußert wird, ist der Vorwurf, dass sich Aussenwerbung<br />
nicht in den öffentlichen Raum integriert, sondern die freie Sicht auf diesen<br />
versperrt. Als Mitglied einer Gesellschaft besteht ein Zwang auf Konsum von<br />
Aussenwerbung, da diese im öffentlichen Raum nicht umgangen werden kann.<br />
Dies steht im Gegensatz zu allen anderen Werbeformen, die zunehmend über so<br />
genannte Opt-In und Opt-Out Verfahren geregelt werden. Gossage spricht davon,<br />
dass Aussenwerbung etwas verkauft, was ihr nicht gehört: das Blickfeld des Betrachters.<br />
Verschiedene Städte und Staaten haben sich öffentlich gegen Aussenwerbung<br />
ausgesprochen oder diese <strong>verboten</strong>. Dazu gehören beispielsweise Paris, Bergen,<br />
Sao Paulo, die kanadische Provinz Prince Edward Island, und die US-Staaten Ver-<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 6: Behauptungskampf der Aufmerksamkeiten. Dieses Mega-Light schränkt das Blickfeld und die Sicht<br />
auf die Natur und die Gebäude ein, konkurriert jedoch nicht mit den Verkehrsschildern oder der Ampel.<br />
Abb. 6 Ströer: „Mobile Zielgruppen erreichen“, Titelseite<br />
20
mont, Maine, Alaska und Hawaii. Viele US-Staaten haben außerdem ein Verbot<br />
von Aussenwerbung entlang Autobahnen. In den USA haben nach Schätzungen<br />
von Scenic America rund 1500 Gemeinden und Städte ein Verbot von Aussenwerbung<br />
eingeführt. In Zürich wurde von 567 Bürgern eine Petition zur Halbierung<br />
der Zahl der Aussenwerbestellen lanciert, vom Stadtrat aber unter Hinweis auf<br />
übergeordnete öffentliche Interessen zurückgewiesen.<br />
Im <strong>Vergleich</strong> zu anderen Werbeformen findet Aussenwerbung in Deutschland<br />
dennoch eine hohe Akzeptanz: So stören sich laut einer Erhebung 67 Prozent der<br />
Deutschen an Fernsehwerbung, 52 Prozent an Radiowerbung oder 32 Prozent an<br />
Anzeigen in Zeitungen, aber nur 21 Prozent an Plakatwerbung und 18 Prozent an<br />
Haltestellenwerbung.<br />
Nach Meinung des Marktführers Ströer<br />
gibt es lokal-wirtschaftliche Auswirkungen:<br />
Mit ihren Hinweismedien<br />
leiste Ströer einen Beitrag zur lokalen<br />
Wirtschaftsförderung. Ob Gewerbehinweisanlagen,<br />
Großuhren, Fahrradständer<br />
oder Mastschilder, mit einem<br />
klar strukturierten Hinweismedien-<br />
Konzept unterstützten Ströer Unternehmen<br />
bei einer einheitlichen Beschilderung<br />
und Verbesserung ihrer<br />
Sichtbarkeit. So werden Ladenlokale<br />
in sogenannten B-Lagen mit Hilfe<br />
von Hinweisbeschilderungen besser<br />
gefunden und dadurch zur A-Lage.<br />
Hinweismedien dienen zudem zur Reduzierung<br />
des Suchverkehrs und einer<br />
damit einhergehenden Verringerung<br />
der Feinstaubbelastung in Städten. 18<br />
Abb. 7: Hinweismedien verbessern die Orientierung<br />
und senken somit die Umweltbelastung durch den<br />
Suchverkehr.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Auch der von der Bevölkerung gewonnene Mehrwert führt zu einer steigenden<br />
Akzeptanz der Aussenwerbung. So werden etwa Bushaltestellen mit ihren Sitzmöglichkeiten<br />
als positive Errungenschaft gewertet, wie auch andere Stadtmöbel<br />
18 http://www.stroeer.de/Hinweis-und-Kulturmedien.hinweis-kulturmedien.0.html<br />
Abb. 7 http://www.stroeer.de/popup_stadtmoebl.phppid=1882<br />
21
und beispielsweise öffentliche Toiletten, deren Bau von den Werbern bezahlt werden.<br />
Auch andere Mehrwerte, wie sie im Kapitel 5 ausführlicher erwähnt werden,<br />
haben eine positive Resonanz: Durch die Verwendung digitaler Schnittstellen werden<br />
dem Betrachter Benefits ermöglicht.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
22
4 Klassische Aussenwerbetechnologien<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
23
Im Folgenden werden die sowohl positiven wie auch negativen Eigenschaften der<br />
klassischen Aussenwerbemedien aufgelistet, um auch im späteren Anwendungsbeispiel<br />
einzufließen zu können. Die hier vorgestellten Beispiele sind print-basiert<br />
und stellen den aktuellen Stand der Aussenwerbelandschaft in Deutschland dar.<br />
4.1 Die klassische Aussenwerbelandschaft<br />
Die Digitalisierung hält bereits in den 90er Jahren <strong>Ein</strong>zug in die Druckereien. Diese<br />
Vorteile beschränken sich aber eher auf den Produktionsaublauf der Printerzeugnisse,<br />
weniger auf den Mehrwert der digitalen Nutzung, wie sie im Kapitel 5 dieser<br />
Arbeit dargestellt werden. So sind an dieser Stelle etwa die Computer-to-Print-<br />
Verfahren und die digitale Bildbearbeitung zu nennen, die die Plakat-Wirtschaft<br />
zwar in ihrem Ablauf wesentlich begünstigen, das Publikum aber direkt nicht am<br />
Potenzial der Digitalität partizipieren lassen.<br />
Die derzeitigen Trends und die wirtschaftliche Mißlage zeigen, dass es einen Bedarf<br />
an innovativen Werbemedien besonders im Aussenbereich gibt, die hierfür<br />
mit dem Prinzip des statischen Werbungsträgers „Poster“ brechen müssen.<br />
Die Kriterien für einen <strong>Vergleich</strong> der aktuellen Werbetechnologien werden von<br />
gängigen Größen beeinflusst: Wahrnehmbarkeit, Content und Zweck des Mediums,<br />
der Mix aus Werbung und Information, Handhabung, Witterungsbeständigkeit,<br />
Personal-Bedarf und nicht zuletzt die Interaktionsmöglichkeiten (die später<br />
im Kapitel 5 erläutert werden). Aber auch andere, interdisziplinäre Faktoren, wie<br />
die Integration der Werbeträger in das Gesamtbild der städtischen Architektur<br />
oder auch die thematischen Möglichkeiten werden hierbei aufgegriffen, um einen<br />
<strong>Vergleich</strong> der neuartigen Werbetechnologien im 5. Kapitel zu ermöglichen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
24
4.2 Litfaß-Säulen, Allgemeinstellen und Ganzsäulen<br />
Gesamt-Anzahl in Deutschland 2007: 38 258<br />
Die Litfaßsäule ist die älteste Form der Aussenwerbung. Die Idee entsteht, um der<br />
damals um sich greifenden Wildplakatierung entgegenzuwirken. Litfaß schlägt<br />
den Behörden vor, überall in der Stadt Säulen aufzustellen, wo die Menschen ihre<br />
Plakate anhängen konnten: <strong>Ein</strong> Prinzip der öffentlichen Mitbestimmung, welches<br />
auch in der Internet-Ära des „Web 2.0“ Attraktivität erlangt und im Anwendungsbeispiel<br />
dieser Arbeit thematisiert wird.<br />
Heute wird die Litfaßsäule als „Allgemeinstelle“<br />
bezeichnet. Sie wird auch<br />
„Ganzstelle“ genannt, wenn sie von<br />
nur einem Werbung treibenden belegt<br />
wird, diese werden auch „Ganzsäulen“<br />
und werden also nur einzeln<br />
gebucht. Das vor über 150 Jahren geschaffene<br />
Werbe-Mittel erfreut sich<br />
auch heute noch großer Beliebtheit.<br />
Ende 2005 gibt es nach Angaben des<br />
Fachverband Aussenwerbung e.V.<br />
etwa 51.000 Litfaßsäulen in Deutschland.<br />
Sie kann von unterschiedlichen<br />
Werbetreibenden mit Plakaten in unterschiedlichen<br />
Formaten belegt werden<br />
kann. Allgemeinstellen werden in<br />
Netzen pro Stadt gebucht, dies wird<br />
als „Netzbelegung“ bezeichnet. 19<br />
Abb. 8: Aus der „Litfaßsäule“ wird „Allgemeinstelle“.<br />
Und „Ganzstellen“ sind nur von einem Kunden belegt.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
<strong>Ein</strong>e 2007 veröffentlichte Studie bescheinigt der Allgemeinstelle eine hohe Effizienz:<br />
Sie spricht wichtige Zielgruppensegmente an und ist sowohl für die Informations-<br />
als auch Markenartikelkommunikation sehr gut geeignet. Dabei werden<br />
insbesondere in jüngeren, höher gebildeten und mobilen Teilen der Bevölkerung<br />
überdurchschnittliche Leistungswerte erzielt. Die Verzahnung von Information<br />
und Werbung ist also auch nach der Ära Litfaß ein Prinzip, an das sich die Wer-<br />
19 PLAKATIV 1-2008: S. 17<br />
Abb. 8 http://www.flickr.com/photos/34813831@N00/2742469420/<br />
25
etreibenden in Form der Allgemeinstelle halten. Auch das Anwendungsbeispiel<br />
dieser Studie bedient sich den Vorteilen dieser Symbiose.<br />
4.3 City-Light-Poster, die urbanen Lichter<br />
Gesamt-Anzahl in Deutschland 2007: 105 827<br />
City-Light-Poster (CLP) sind hochformatige Plakate im Sonderformat 120 x 176 cm,<br />
die in einem Teil gedruckt und in trockenem Zustand in beleuchtete Glasvitrinen<br />
eingehängt werden. Viele CLPs sind in Wartehallen bzw. in anderem Stadtmobiliar<br />
integriert. Wird eine Seite der CLP-Werbeträger mit Stadtplänen oder anderen<br />
städtischen Informationen bestückt, werden sie „Stadtinformationsanlagen“ genannt.<br />
Während klassische Plakate allenfalls von vorne beleuchtet werden, handelt<br />
es sich bei CLP um hinterleuchtete, hinter Glas geschützte Werbeflächen im<br />
innerstädtischen Bereich. Sie werden in Deutschland seit Mitte der 1980er Jahre<br />
eingesetzt und stammen ursprünglich aus Frankreich.<br />
In der Regel sind City-Light-<br />
Poster an sehr prominenten<br />
Stellen in Bus- oder Straßenbahnwartehallen<br />
mit langer<br />
Verweildauer der Wartenden<br />
oder anderem Stadtmobiliar<br />
wie Telefonzellen integriert,<br />
teilweise aber auch freistehend<br />
als Vitrinen, Wandverbauten<br />
an Hausfassaden oder<br />
Leuchtkästen in U-Bahn-Stationen<br />
und gut frequentierten<br />
Garagen aufgestellt. Die normale<br />
Belegdauer beträgt eine<br />
Dekade (entspricht zehn Tage)<br />
oder nach Umstellung einiger<br />
Anbieter ab 2000 eine Woche.<br />
Abb. 9: City-Light-Poster werden freistehend positioniert oder<br />
in Stadtmöbeln wie beispielsweise Bushaltestellen integriert.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 9 Ströer: „Mobile Zielgruppen erreichen“, Titelseite<br />
26
Der Austausch der Plakate<br />
kann nur durch Fachpersonal<br />
erfolgen, welches angesichts<br />
der hohen Gesamtanzahl der<br />
City-Light-Poster ein immenser<br />
wirtschaftlicher Faktor sein<br />
muss. <strong>Ein</strong> vager Blick in die<br />
fernere Zukunft deutet auf<br />
die vom Autoren dieser Arbeit<br />
empfohlene vermehrte<br />
Verwendung von Monitoren<br />
an hierfür geeigneten, hoch<br />
frequentierten und prominenten<br />
Orten hin. Schon werden<br />
LED-Module derart qualitativ<br />
hochwertig sein, also mit einer<br />
hohen Auflösung versehen,<br />
so dass schon bald die Frage<br />
gestellt werden muss, ob die<br />
Abb. 10: <strong>Ein</strong> City-Light-Poster wird ausgetauscht. Bei bundesweit<br />
105 827 CLP´s und einer Belegdauer von 10 Tagen („Dekade“)<br />
wird pro Jahr rund 3,7 Millionen Male ausgetauscht.<br />
digitale <strong>Ein</strong>spielung von Inhalten nicht die händischen Plakat-Wechsel erübrigen<br />
kann. Die einmaligen Anschaffungskosten des Monitor-Systems stehen bei dieser<br />
Überlegung also hohen Personal- und auch Druck-Kosten gegenüber, während die<br />
Kosten für Monitorsysteme fallen.<br />
Konstruktionsbedingt ergibt sich bei den City-Light-Postern zwischen den Glasfronten<br />
eine ausreichende Baubreite, um auch flache Monitore integrieren zu können.<br />
Die <strong>Ein</strong>speisung von Strom ist für diese technische Abwandlung per se gegeben.<br />
Die mittels der hochwertig anmutenden, aus Glas bestehenden Front der City-<br />
Light-Poster ergibt sich ein sauberer, aufgeräumter Gesamteindruck des Produkts.<br />
Leider kann das Material Papier, welches ja in der Vitrine nicht verklebt, sondern<br />
eingelegt wird, durch die Witterung Wellen schlagen und wertet somit die angestrebte<br />
Erscheinung wieder ab. Der Faltenwurf des Plakats wie auch die teilweise<br />
punktuell verteilte Hintergrundbeleuchtung sind angesichts der Verwendbarkeit<br />
schon heutiger, hochwertiger Monitor-Systeme ein Manko, dessen sich zumindest<br />
die sorgfältigen Betrachter bewusst sind.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 10 Foto von Alexander Sin Fei Essen<br />
27
Auch im Anwendungsbeispiel dieser Arbeit wird diese Thematik dargestellt. Am<br />
Format des City-Light-Posters wird festgehalten, da es auf der einen Seite die für<br />
die im Anwendungsbeispiel dieser Arbeit angestrebte Funktionen ermöglicht und<br />
andererseits ergonomische Vorteile bietet, sind die Größe und die Proportionen<br />
der City-Light-Poster doch dem Menschen, als Maß der Dinge, angelehnt.<br />
4.4 City-Light-Säulen, oder: Litfaß reloaded<br />
Seit Ernst Litfaß ist die Säule<br />
der Klassiker unter den Out-of-<br />
Home-Medien. Vom 4/1-Format<br />
bis hin zur Komplettbelegung<br />
lässt die Säule verschiedenste<br />
Plakatanschläge zu. Neben der<br />
klassischen Litfaßsäule setzt<br />
heute ihre attraktive Nachfolgerin,<br />
die verglaste und hinterleuchtete<br />
City-Light-Säule,<br />
als Premiumprodukt unter den<br />
Säulen jedes Plakat gekonnt in<br />
Szene.<br />
Vollverglast, hinterleuchtet,<br />
beweglich oder statisch: Die<br />
City-Light-Säule ist laut Hersteller<br />
Ströer eine der ästhetisch<br />
ansprechendsten Arten,<br />
Aufmerksamkeit via Aussenwerbung<br />
zu generieren. Positioniert<br />
an Top-Standorten im<br />
Innenstadtbereich verleiht sie<br />
Werbebotschaften ein exklusives<br />
Ambiente. 20<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 11: Hochglanzoptik vs. wellendes Papier: Die Darstellung<br />
wirkt nicht so, wie der Designer es plante.<br />
20 FAW: „Allgemeinstelle – Rundum gelungene Werbung“, S. 7<br />
Abb. 11 http://www.stroeer.de/fileadmin/user_upload/Bilder/pressebilder/City-Light-Saeule.jpg<br />
28
Die generelle Problematik der Materialität von Printprodukten im Gegensatz zu<br />
digital eingespeisten und im Monitor dargestellten Inhalte bleibt freilich bestehen:<br />
So ist die City-Light-Säule zwar ein „Hochglanz“-Produkt, das die Inhalte in<br />
einem wertigen Ambiente versucht darzustellen. Das Wellen des Papiers und die<br />
unregelmäßige Ausleuchtung aber wirkt dem angestrebten Ziel des Hochwertigen<br />
konträr entgegen.<br />
4.5 Mega-Lights, die statischen Kinos<br />
Gesamt-Anzahl Deutschland 2007: 14 658<br />
Mega-Lights werden auch „City-Light-Board“ oder „18/1“ genannt. Es sind Werbeträger<br />
mit hinterleuchteten Vitrinen in 2,50 Meter Höhe. Sie werden an gut einsehbaren<br />
Stellen platziert – und sind damit vielleicht die begehrtesten neun Quadratmeter<br />
Werbefläche der Stadt. Positioniert an stark frequentierten Standorten<br />
sorgen diese quer zum Verkehr stehenden Werbeträger für beste Reichweiten und<br />
Kontakte. 21<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 12: Mega-Lights prägen das urbane Stadtbild. Viele Mega-Lights verfügen über einen Wechsler, der<br />
eine Bewegung und eine Rotation verschiedener Bilder zulässt – allerdings nicht unbegrenzt viele.<br />
21 FAW: „Aussenwerbung – Medien mitten im Leben“, S. 10<br />
Abb. 12 http://www.stroeer.de/fileadmin/user_upload/Bilder/pressebilder/ml_ffm.jpg<br />
29
Die prominente Positionierung prägt auf der einen Seite das urbane Stadtbild,<br />
da die große Werbefläche fast ausschließlich in größeren Städten integriert wird.<br />
Somit wird dieser Werbeträger auch zu einem Indikator für die Belebtheit einer<br />
Stadt. Auf der anderen Seite muss bei der Planung eines aufzustellenden Mega-<br />
Lights die Usability und die Integration in den Stadtverkehr geachtet werden. Vielen<br />
Autofahrern etwa ist die Reklame zu „schreiend“ und vom Verkehr ablenkend,<br />
besonders wenn die Mega-Lights mit einem Wechselmechanismus ausgestattet<br />
sind.<br />
Im Gegensatz zu den City-Light-Postern oder den Großflächen verfügen die meisten<br />
Mega-Lights über einen Wechselmechanismus, der eine Rotation verschiedener<br />
Bilder zulässt. (http://www.agentur-affect.de/leistungen/werbeproduktion/<br />
plakate-und-formate-53.html#Mega-Light). Dieser Vorteil spricht für den Trend,<br />
die Fläche möglichst effizient auszulasten. Konsequent weitergedacht bedeutet<br />
dies, dass es wünschenswert ist, eine noch höhere Anzahl von Motiven darstellbar<br />
zu machen. Aufgrund der analogen Print-Eigenschaften stößt dieses Begehren an<br />
seine physikalischen Grenzen, denn im Gegensatz zu einer digitalen Darstellung<br />
mittels Monitoren ist die Motiv-Anzahl begrenzt. Zwar wirkt das Mega-Light Dank<br />
seiner imposanten Größe wie eine leuchtstarke Kinoleinwand, die mit etwa zwei<br />
Bildern pro Minute aber statisch und unbewegt wirkt.<br />
Aufgrund ihrer Hinterleuchtung sind Mega-Lights auch in den Wintermonaten<br />
aufmerksamkeitsstark. Bei den beleuchteten und hinterleuchteten Werbeträgern<br />
wird teilweise eine Nachtabschaltung der Beleuchtung vorgenommen. 22<br />
Mega-Lights wirken mit ihrer asymmetrischen Befestigung in den Boden wie ein<br />
Kunstwerk und bereichern somit in den Augen urbaner Menschen das typische<br />
Stadtbild. Gewissermaßen machen Werbeträger wie das Mega-Light sogar das Erscheingsbild<br />
einer großen Stadt aus, werden diese Formate doch eben größtenteils<br />
in Großstädten aufgestellt.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Ihre Konstruktion hat eine etwa 40 cm starke Bewandung inne. Mit diesen Abmaßungen<br />
ist eine zukünftige Verwendung von Monitoren oder LED-Modulen ebenfalls<br />
denkbar, wie es auch bei den City-Light-Postern als eine Option darstellbar<br />
ist.<br />
22 http://www.stroeer.de/Mega-Light.mega-light.0.html<br />
Abb. 12 http://www.stroeer.de/fileadmin/user_upload/Bilder/pressebilder/ml_ffm.jpg<br />
30
4.6 Großflächen – Klassisch und majestätisch, aber geklebt<br />
Gesamt-Anzahl in Deutschland 2007: 170 465<br />
Großflächen sind die klassischen und nach der Litfaß-Säule gängigsten Formate.<br />
Es sind Werbeträger für Plakate im 18/1-Bogenformat. Sie werden werden einzeln<br />
gebucht und in 6, 8 oder 9 Plakatteilen produziert, die bei der Klebung zusammengesetzt<br />
werden. Durch die Witterung ergeben sich schnell qualitative <strong>Ein</strong>bußen in<br />
der Darstellung der Plakate. Auch vor Vandalismus wie etwa dem teilweisen Abreißen<br />
der Plakate dem Graffiti oder, schlimmer noch, untalentierten Schmierereien,<br />
ergeben sich kontraproduktive Ergebnisse.<br />
Wie im Kapitel 5 dargestellt wird, ist ein Verbund von Print und digitalen Schnittstellen<br />
sinnvoll. Hierfür eignet sich die Großfläche aufgrund ihrer fußgängernahen<br />
Positionierung und ihrem großzügigen Format sehr.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 13: Großflächen sind die gängigsten Außenwerbemedien in ihrer Größe. Durch Witterung und Vandalismus<br />
leiden sowohl die Plakate wie auch der Werbeträger selbst, ist die Rückwand doch meist aus Holz.<br />
23 http://awk.de/lexikon_der_Aussenwerbung_10.htmlchar=G#a38<br />
Abb. 13 http://www.stroeer.de/pressebild.phpfile=Grossflaeche_beleuchtet.jpg<br />
31
4.7 Riesenposter – Die größten Printprodukte der Stadt<br />
Gesamt-Anzahl in Deutschland 2007: 1 040<br />
Riesenposter (auch BlowUP oder Megaposter genannt) sind spezielle Werbeträger<br />
der Mediengattung Aussenwerbung. Während die klassischen Formate CLP (4/1),<br />
„Großfläche“ und „Mega-Light“ (18/1) sowie „Superposter“ zwischen 2 und 20m²<br />
liegen, erreichen Riesenposter heute Größen von 4.000 bis 5.000 und mehr m².<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 14: Die größten Printprodukte der Stadt. Riesenposter, oder besser: Megaposter, variieren in ihren<br />
Dimensionen ja nach Bedarf. Ob es bald wohl auch Gigaposter geben wird<br />
Abb. 14 Ströer: „Kundennutzen im Fokus“, S. 20<br />
32
In Österreich setzt sich neben allen individuellen Großformaten noch das „Megaboard“<br />
genannte 8m x 5m-Format durch. Diese Normierung ermöglicht, dass Werbeplanen<br />
und -sujets zwischen Spannrahmen an Häusermauern, Dreiecksständern<br />
in der Landschaft sowie Werbetürmen entlang der Autobahn gewechselt werden<br />
können.<br />
Oft wird dieses Format an Flächen<br />
verwendet, die temporär<br />
entstehen und auch deswegen<br />
sehr prominent sind: An Baugerüsten.<br />
Wo ehemals lediglich<br />
ein grünes Netz verwendet<br />
wird, wird das Stadtbild so<br />
durch gigantische Riesenposter<br />
geprägt.<br />
Auch hier sei der Verweis auf<br />
den Abschnitt „QR-Codes“ im<br />
Kapitel 5 vorgegriffen: <strong>Ein</strong>e<br />
Kampagne mit Verwendung<br />
eines überdimensionierten<br />
QR-Codes wäre in jedem Fall<br />
ein funktionaler Eyecatcher.<br />
Abb. 15: Vorgriff auf das Kapitel 5 – darin wird die QR-Technologie<br />
erläutert, deren Verwendung in Japan gang und gäbe ist<br />
4.8 Transport- und mobile Aussenwerbung<br />
Die mobile Aussenwerbung nutzt zumeist Fahrzeuge oder Fahrzeuganhänger,<br />
die speziell zu Werbezwecken gebaut, umgebaut oder dekoriert werden. Mobile<br />
Werbeträger werden häufig an frequenzstarken Standorten temporär aufgestellt<br />
oder nehmen aktiv am öffentlichen Straßenverkehr teil und fahren zuvor<br />
festgelegte Routen oder Stadtgebiete ab. Weitere <strong>Ein</strong>satzgebiete sind Messen,<br />
Markteinführungen und Veranstaltungen verschiedenster Art. Beispiele für mobile<br />
Werbeträger sind Kleinlaster mit Plakatflächen oder Rollenwechselsystemen,<br />
Fahrzeuganhänger mit Plakattafeln, LKW-Sattelauflieger, auf denen sich automatisch<br />
Aushangflächen für Riesenposter aufbauen (Skyboard), Mietfahrräder sowie<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
24 FAW: „Aussenwerbung – Medien mitten im Leben“, S. 20<br />
Abb. 15 Ströer: „Kundennutzen im Fokus“, S. 20 (Retusche von Alexander Sin Fei Essen)<br />
33
Promotionfahrzeuge wie Showtrucks und Infomobile. Inzwischen werden Mofa´s<br />
eingesetzt, um kurzfristig bestimmte Zielgruppen Out-of-Home zu adressieren,<br />
wie etwa Theatergäste beim Verlassen des Aufführungsgebäudes.<br />
Ärgernis produziert hingegen die Anbringung einiger Transportmedien etwa an<br />
den U-Bahnen. So fühlt sich der Kunde der Verkehrsmittel in seiner Freiheit erheblich<br />
eingeschränkt, versperrt die an den Fenstern angebrachte Reklame ihm doch<br />
den Blick in die Aussenwelt. Dieses technische Manko wirkt somit kontraproduktiv.<br />
Auch der CityLight-Moover der Firma xSelect fällt unter diese Rubrik. Durch seine<br />
Mobilität ist er ein Spezialist am Point-of-Sale (PoS), da er flexibler als etwa eine<br />
Bahn-Aussenwerbung Positioniert werden kann, und zwar dort, wohin sich der<br />
PoS verlagert.<br />
4.9 Wartehallen und Stadtmöbel. Geschenke und Gewinne<br />
Die Wartehallen von Ströer schützen nicht nur vor Wind und Wetter. Sie sind auch<br />
dynamisch, d.h. in Höhe, Breite, Tiefe und Neigungswinkel variierbar. Ob 3-Feld,<br />
6-Feld oder Center-Wartehallen, nahezu alle Fahrgastunterstände können den individuellen<br />
Gegebenheiten von Städten angepasst werden. Hochwertige Materialien<br />
und vielfältige Ausstattungsmöglichkeiten sorgen zudem für optimale Qualität,<br />
Funktionalität und mediales Infotainment.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 16: Wie zu Litfaß´ Zeiten: Die Werber bauen der Stadt (und somit den <strong>Ein</strong>wohnern) Bahn- und Bushaltestellen<br />
und sichern sich im Gegenzug das Recht, die Werbeflächen zu verpachten – eine Win-Win-Situation.<br />
Abb. 16 http://www.stroeer.de/pressebild.phpfile=wartehalle_xenon.jpg<br />
34
<strong>Ein</strong> Litfaßsches Prinzip hat auch heute noch Bestand: So wird den Städten, und somit<br />
der Bevölkerung, von den Werbern Stadtmöbel finanziert und gebaut. Die Bevölkerung<br />
profitiert so beispielsweise von öffentlichen Toiletten und den ohnehin<br />
rar gesähten Sitzmöglichkeiten etwa in Bus- oder Bahnhaltestellen. Im Gegenzug<br />
sichert sich der Werber das Recht, die Werbeflächen vermieten zu dürfen, meist<br />
im Format der gängigen City-Light-Poster. Etwa alle zehn Jahre, so sagt Sascha<br />
Burghardt von Ströer im Gespräch, werden neue Pachtverträge der Werber mit<br />
den Städten ausgehandelt.<br />
4.10 Designed for Ströer<br />
Ströer beauftragt renommierte und namhafte Designer mit der Konzeption und<br />
Gestaltung ihrer Werbeträger, vom City-Light-Poster bis zur Wartehalle. Der Output<br />
der Designer ist mittlerweile achtzehnfach mit dem iF-Award, siebenfach mit<br />
dem red dot award und dem universal design award prämiert.<br />
So konzipiert James Irvine, ein britischer Designer<br />
mit seinem Büro in Mailand, die Wartehalle<br />
„Medium“. Deren Grundform der<br />
einzelnen Objekte ist aus stranggepressten<br />
Aluminiumprofilen gefertigt, die Oberflächen<br />
sind aufgrund einer speziellen Behandlung<br />
besonders belastbar und lassen sich<br />
farblich flexibel gestalten. 2008 wird „Wartehalle<br />
Medium“ auf dem International Forum<br />
Design Hannover mit dem iF Design Award<br />
„Public Design / Innenarchitektur“ prämiert.<br />
Jasper Morrison entwirft für Ströer Mega-<br />
Lights, deren Formsprache und Materialität<br />
sich harmonisch in das urbane Umfeld anpasst.<br />
Durch die Proportionen der Abrundungen,<br />
wie sie auch in elektronischen Geräten<br />
wie den Computern von Apple zu entdecken<br />
ist, ergibt sich ein Charme, der den noblen<br />
Abb. 17 (o.): Wartehalle „Medium“ von Irvine.<br />
Abb. 18 (u.): MegaLight von Morrison.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
25 http://www.stroeer.de/Produktdesign.6151.0.html<br />
Abb. 17 http://www.stroeer.de/popup_stadtmoebl.phppid=1784<br />
Abb. 18 http://www.stroeer.de/popup_stadtmoebl.phppid=1805<br />
35
Anspruch eines High-Tech-Gerätes unterstreicht. So ist das verglaste Mega-Light<br />
mit Wechselmechanismus ein Stadtmöbel, dessen Antlitz sehr futuristisch – wenn<br />
auch schon tatsächlich umgesetzt – wirkt und somit das Stadtbild in das 21. Jahrhundert<br />
transferiert. Es wird 2001 mit dem iF Design Award für „Best of Category“<br />
ausgezeichnet.<br />
Das Hamburger Architektur-Büro „Dinse<br />
Feest Zurl“ entwirft im Rahmen ihrer Designlinie<br />
„DFZ“ eine Wartehalle, die durch<br />
ihre klare Linienführung sehr aufgeräumt<br />
wirkt – das ist im wahrsten Sinne des Wortes<br />
wichtig, auch um die Passanten daran<br />
zu erinnern, keinen Müll zu hinterlassen.<br />
Die schlichten Formen und kalten Kanten,<br />
wie sie sich von der Bank bis zur Decke erstrecken,<br />
erinnern an die modularen Eigenschaften<br />
des Bauhauses oder der japanischer Ästhetik, die sich dem Minimalismus<br />
verschrieben haben. Auch die verglaste Rückwand stellt eine Anlehnung an ein<br />
japanisches Element dar, den Shojis – diese transluzenten Trennwände dienen der<br />
japanischen Architektur zur wahrhaften Verbindung des „Innen“ und „Aussen“.<br />
Der Durchgang in der Rückwand zwischen dem City-Light-Poster und der Bank<br />
unterstreicht diese Funktion. 2008 wird die Designlinie DFZ mit dem iF Award ausgezeichnet.<br />
Auch die Designer „wittenberg hübener<br />
claussen“ erhalten für ihre Wartehalle<br />
„Xenon“ den iF Design Award der Jahre<br />
2000 und 2004. Das Design von Wittenberg<br />
und Hübener beinhaltet neben der Gestaltung<br />
der Bushaltestelle auch das „Comcenter“:<br />
<strong>Ein</strong> Kommunikationsterminal für Bushaltestellen.<br />
Dieses Interfacedesign wird<br />
von Claussen und Hübener entwickelt. Das<br />
Abb. 19: Wartehalle „DFZ“ von Dinse Feest Zurl.<br />
Abb. 20: „Xenon“ von wittenber hübener claussen<br />
Angebot der Interaktion ist ein zentrales Thema des nächsten Kapitels dieser Arbeit,<br />
wie auch die darin gewonnene Erkenntnis, dass sich die meisten klassischen<br />
Formate mit digitalen Schnittstellen aufwerten lassen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
26 http://www.wittenberg-huebener.de/de/pages/016pro_comcenter.html<br />
Abb. 19 http://www.stroeer.de/popup_stadtmoebl.phppid=1774<br />
Abb. 20 http://www.stroeer.de/popup_stadtmoebl.phppid=1805<br />
36
4.11 Printmedien und ihre Integration in die Stadtarchitektur<br />
Gestaltungsrestriktionen können als Indikator für die generelle Schwachstelle von<br />
Printmedien gewertet werden. Auf der Seite des FAW bekommt man Gestaltungstipps.<br />
Ihnen entnehmen kann man die <strong>Ein</strong>geschränktheit, die dieser Mediengattung<br />
eigen ist. Digitale Medien hingegen können im selben Größenformat mehr<br />
Text durch bewegte Bilder vermitteln.<br />
„Da Texte Bestandteil des Plakats sind, werden sie nicht nur gelesen, sondern<br />
regelrecht gesehen. Typographie, Schriftgröße (mind. 5 % der Plakathöhe) und<br />
Strukturierung des Textes müssen den Lesewiderstand möglichst gering halten.<br />
Die Textbotschaft sollte in maximal sieben Worten vermittelt und in der Nähe des<br />
Produkts oder an Kontrastübergängen platziert werden. Das Firmenlogo steht in<br />
der Regel unten rechts. Knapp gesagt: „KISS“-Formel: „Keep It Short and Simple“.<br />
Die Reduktion auf das Wesentliche: leicht verständliche Headlines, Bilder, Marken<br />
und Produkte. Farbkontrasten als Signalgeber – wenige Farben, deutliche Kontraste,<br />
erkennbare Fernwirkung. Lesbarkeit des Textes: kurze, prägnante Wortwahl,<br />
Faustregel: maximal 7 Worte. Gute Gestaltungen berücksichtigen auch die Besonderheiten<br />
der Werbeträger. So werden 18/1-Plakate z.B. aus mehreren Teilen zusammengesetzt,<br />
wodurch Schnittkanten entstehen. Lassen Sie sich bei der Teilung<br />
von der Plakatdruckerei beraten, damit die Positionierung von Firmenlogo, Text<br />
oder Gesichtern an kritischen Stellen vermieden wird.“<br />
Zur Integration in das Stadtbild äußert sich Ströer: „Die Attraktivität des städtischen<br />
Raums wird sich zukünftig noch stärker an veränderten Bedürfnissen der<br />
Menschen orientieren. Kommunikation, Mobilität, Sicherheit, Information und<br />
Freizeitverhalten werden in den Städten sichtbare Veränderungen herbeiführen“,<br />
sagt Axel Wiehler vom Unternehmen Ströer. Hier wird ein Wandel der klassischen<br />
Aussenwerber deutlich: Die „neuen“ Bedürfnisse der Bevölkerung nach Information<br />
und deren Habitus bezüglich des Internets werden versucht, mit neuartigen<br />
Werbemethoden gerecht zu werden. 27<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Diese Bestrebungen werden im nächsten Kapitel dargestellt.<br />
27 http://www.plakativ-magazin.de/Out-of-Home-werbetraeger<br />
37
5 Trends der Innovationen –<br />
Blicke in die digitale Gegenwart<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
38
Die Digitalisierung hält <strong>Ein</strong>zug: Während die klassischen Print-Produkte zwar digital<br />
erstellt werden, bestechen neuere Technologien mit höheren Mehrwerten. Der<br />
Konsument profitiert direkt von digitalen Plakaten und elektronisch generierten<br />
Darstellungen, deren Content naturgemäß sehr zeitnah modifiziert und somit auf<br />
den Betrachter zugeschnitten sein kann. Dieser Abschnitt betrachtet den aktuellen<br />
Stand der Aussenwerbung, die sich digitaler Vorzüge bedient.<br />
5.1 Elektronische Plakate – die Digitalisierung hält <strong>Ein</strong>zug<br />
Messbar erfolgreich: Die interaktive Out-of-Home-Kommunikation erreicht junge,<br />
mobile Zielgruppen praktisch ohne Streuverluste. Die Aussenwerbung steht<br />
in diesen Tagen an der Startlinie zur Digitalisierung und zur weiteren Integration<br />
in konvergente Medienkonzepte. Gerade im Zusammenspiel mit „Mobile Marketing“<br />
werden die Outdoor-Medien eine wichtige, aber auch neue Funktion einnehmen:<br />
Sie ermöglichen dem Werbungtreibenden als mediales Sprungbrett den<br />
Weg aus einer anonymisierten markenorientierten Massenkommunikation in eine<br />
regional und zielgruppenspezifisch aussteuerbare und individualisierbare One-to-<br />
One-Kommunikation mit den Nutzern mobiler Endgeräte. 28<br />
Digitale Out-of-Home-Angebote bleiben eines der großen Branchenthemen im<br />
kommenden Jahr. Führende Vermarkter bauen ihr Produktportfolio entsprechend<br />
aus und warten mit einer Reihe von Innovationen auf. An immer mehr Standorten<br />
entstehen Möglichkeiten zu elektronisch gesteuerten und damit äußerst flexibel<br />
zu handhabenden Inhalten von Aussenwerbung. Die positive Resonanz bei den<br />
Werbekunden beflügelt die Entwicklung: Nach Vorreitern wie Ströer und Wall ziehen<br />
jetzt weitere Anbieter nach und beschleunigen die Schaffung einer breiten<br />
Plattform für digitale Kommunikation im öffentlichen Raum.<br />
Zum Beispiel die Moplak, Düsseldorf: Ermutigt von der wachsenden Bedeutung<br />
der Aussenwerbung im Mediamix sieht das traditionell auf Großflächen fokussierte<br />
Unternehmen nun die Voraussetzungen für eine Digitalisierung seiner Werbeträger<br />
erfüllt. „Daher planen wir für die nächsten Jahre den Ausbau eines neuen<br />
digitalen LCD-Netzes im 18/1-Format an hochfrequentierten Standorten in deutschen<br />
Metropolen“, kündigt Thomas Meyer an, Geschäftsführer der Moplak-Tochter<br />
Omni-Media Werbung. „Damit verlängern wir die digitalen Medien aus dem<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
28 PLAKATIV 1-2008: S. 6<br />
39
Öffentlichen Personennahverkehr und S- und U-Bahn hinaus auf die Straße“.<br />
Echter Mehrwert auch in kleineren Orten: Auch die Degesta, Spezialist für City-<br />
Light-Poster und Stadtmöblierung jenseits der ganz großen Städte, wird dem vorhandenen<br />
Interesse an der digitalen Unterstützung von Out-of- Home-Kampagnen<br />
Rechnung tragen, wie Geschäftsführer Thomas Horn erklärt, und auch die<br />
mittleren und kleinen Orte fit für die weitere Entwicklung machen. Geeignete<br />
Werbeträger werden so umgerüstet, dass sie „uns erlauben, Kampagnenbestandteile<br />
zum Beispiel auf digitale Endgeräte zu übertragen und so für unsere Kunden<br />
im Rahmen ihrer Zielsetzungen einen echten Mehrwert zu schaffen“.<br />
Die Wall AG, national wie international aktiver Aussenwerber und Stadtmöblierer,<br />
fühlt sich als „führender Anbieter im Bereich Response-orientierte digitale<br />
Aussenwerbung“ in der Pflicht und will den Markt mit „digitalen Innovationen<br />
überraschen“, so Stephan von Wrede, Vorstand Sales & Marketing. So sollen die<br />
drei Berliner U-Bahnhöfe Alexanderplatz, Friedrichstraße und Zoologischer Garten<br />
erstmals mit einem „Mix aus interaktivem Info- und Entertainment sowie Werbung<br />
ausgestattet werden“. 29<br />
”Das Plakat muss nicht mehr alle Infos enthalten, die Angabe der jeweiligen Internetseite<br />
reicht völlig aus“, so sagt Axel Wiehler von der Firma Ströer (Plakat,<br />
Ausgabe 2, S.17). Von diesen Überlegungen sei es ein logischer Schritt zur direkten<br />
Verbindung zwischen Out-of-Home-Werbung und Internet, zum interaktiven Plakat,<br />
das bei Ströer heute schon eine wichtige Rolle spiele. Auch hier sei ein Verweis<br />
auf den Abschnitt „QR-Codes“ vorgegriffen.<br />
Der allgemeine Trend zur Digitalisierung kommt nicht von ungefähr: Die Internet-<br />
Konkurrenz der Kaufhäuser wächst. 29,5 Millionen Bundesbürger kaufen im vergangenen<br />
Jahr laut einer Studie des Nürnberger Marktforschers GfK im Internet<br />
ein, zwölf Prozent mehr als 2007. Sie geben dabei rund 13,6 Milliarden Euro aus.<br />
Der Umsatz der Online-Shops steigt damit 2008 um 19 Prozent und verdoppelt<br />
sich seit 2003. Dieses Potenzial zieht nicht spurlos an der Aussenwerbung vorbei.<br />
So werden Elemente, die einen Bezug zum Geschäft im Netz versprechen, in die<br />
Technologie der Printwerber integriert. 30<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
29 http://www.plakativ-magazin.de/elektronische-medien/news<br />
30 http://www.tagesschau.de/wirtschaft/ecommerce102.html<br />
40
Das Innovationspotenzial allerdings beschränkt sich in der Tat derzeit weitestgehend<br />
nur auf wenige praktizierte Verwendungsbeispiele der Technologien<br />
Bluetooth, QR-Codes oder Visual Tagging. So wird die in City-Light-Postern verwendete<br />
Bluetooth-Technologie als „absolut innovativ“ besungen, 31 zur Zeit des<br />
Verfassens dieser Arbeit jedoch existiert in Köln keine Kampagne mit CityLight-<br />
Postern und der Verwendung der Bluetooth-Technologie.<br />
Hierbei ist zu bemerken, wie auch im späteren Interview mit Dr. Marc Bieling und<br />
Herrn Vogel von DIE DRAUSSENWERBER hervorgeht, dass die Wahl der Technologie<br />
vom Zweck abhängig ist: „Ob digital oder analog – letztlich sind die Mittel der<br />
Wahl immer dem Zweck zu nach wählen. Das Werbemedium sollte die Ideen optimal<br />
umsetzen und das Zielpublikum erreichen.“ Im Anwendungsbeispiel dieser<br />
Arbeit wird der QR-Code-Technologie Verwendungspotenzial eingeräumt.<br />
5.2 Bluetooth – Mehrwert durch digitale Geschenke<br />
Das Bluetooth®-City-Netz von Ströer umfasst laut Angaben von Sascha Burghardt<br />
von Ströer bundesweit 300 Standorte (Stand: 11.2008). Auch die anderen Werber<br />
wie Wall oder JCDecaux nutzen die Bluetooth-Technologie unter anderen Bezeichnungen.<br />
Die Werbeträger Ströers sind permanent mit so genannten „beamzone“<br />
Bluetooth Hotspots ausgestattet, über die die Kommunikationskette zwischen<br />
Plakat, Handy und Internetinhalten läuft. Diese dauerhafte Installation und Integration<br />
der Hotspots in klassische Trägermedien wie City-Light-Poster, Screens<br />
oder „Digital Signage“ können als Grundstein für die erfolgreiche Vermarktung<br />
flächendeckender Bluetooth-Netze betrachtet werden.<br />
Die Haupteigenschaft: Direkt vom City-Light-Poster können über die Bluetooth-<br />
Schnittstelle Inhalte auf mobile Endgeräte geladen werden. Daten wie etwa angesagte<br />
Songs und andere Informationen schaffen Mehrwert und verstärken die<br />
Werbebotschaft. Durch die Nutzung des Internets mit seinen unüberschaubaren<br />
Möglichkeiten wächst auch die Erwartungshaltung der Werbe-Konsumenten, an<br />
dem Content zu partizipieren: So sind jene – meist durch eine blinkende Diode gekennzeichneten<br />
– City-Light-Poster, die mit Bluetooth ausgestattet sind und dem<br />
Betrachter kostenlose Downloads anbieten, zumindest ein „interessanter Hingucker“.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
31 PLAKATIV 1-2008: S. 6<br />
41
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 21: Wie zu Litfaß´ Zeiten: Die Werber bauen der Stadt (und somit den <strong>Ein</strong>wohnern) Bahn- und Bushaltestellen<br />
und sichern sich im Gegenzug das Recht, die Werbeflächen zu verpachten – eine Win-Win-Situation.<br />
Der beiderseitige Gewinn, der mittels dieser Interaktion erzielt wird, ist auf Kunden-Seite<br />
der etwaige Download und auf Werber-Seite die Kundenbindung durch<br />
eben jene Interaktion mit dem Betrachter.<br />
Flächendeckendes BluetoothMobile Marketing: Der deutsche Out-of-Home-Marktführer<br />
Ströer hat diesen Mix durch sein Tochterunternehmen Ströer Infoscreen<br />
schon länger im Programm und kann eine wachsende Nachfrage nach diesem Angebot<br />
bestätigen. Ströer verfolgt seinerseits den Ausbau von „Interaktionsmöglichkeiten<br />
auf hohem Reichweitenniveau“, betont Jaroslav Zajicek, Direktor Marketing<br />
von Ströer Media Deutschland, und nennt hier insbesondere „die nun in<br />
der Breite einsetzbare Bluetooth-Technologie“.<br />
Abb. 21 Ströer: „Mobile Zielgruppen erreichen“, S. 26<br />
42
Auf der Messe online marketing düsseldorf 2008 hat BCN, europäischer Marktführer<br />
und Spezialist für Bluetooth-Marketinglösungen, in diesen Tagen entsprechende<br />
Konzepte zu solchen groß angelegten Netzen in der Aussenwerbung und am<br />
Point-of-Sale vorgestellt. BCN-Geschäftsführer Rainer Rother: „Im Rahmen solcher<br />
Bluetooth-Media-Netzwerke wird die mobile Werbebotschaft der Werbekunden<br />
flächendeckend direkt von Plakaten oder Medien am Point-of-Sale auf den Handys<br />
der jungen, mobilen Zielgruppe platziert. Dabei entstehen ganz bewusste, qualitativ<br />
sehr hochwertige Kontakte, nahezu ohne Streuverluste, mit starken viralen<br />
Effekten und exakt messbarem Erfolg.“ 32<br />
Generell entstehen Multimedia-Konzepte wie die Bluetooth-City-Netz von Ströer<br />
in Kooperation mit Agenturen. Jörg Lammers sagt etwa in einem Telefonat, dass<br />
der „interactive media award“ von Ströer ausgelobt wird, in Rahmen dessen neue<br />
Media-Mix-Ideen generiert werden.<br />
Der (kleine) Nachteil an Bluetooth ist generell, dass der User sein Handy in den<br />
Bluetooth-Modus schalten muss, bevor er Signale, also Daten, empfangen kann.<br />
Je nach Menüführung des Telefons ist dieses aber eine Übungssache und relativ<br />
schnell umzusetzen. Die anschliessende Empfangsbestätigung, so kann sich der<br />
Autor im Gespräch mit Sascha Burghardt im Design- und Innovationspark von Ströer<br />
selbst überzeugen, erscheint etwa 5 Sekunden nach Aktivieren des Bluetooths.<br />
Der Datentransfer geht auch sehr schnell vonstatten, so wird, wie im praktiziertem<br />
Beispiel, ein etwa 400 KB großes Spiel mit der doppelten UMTS-Geschwindigkeit<br />
heruntergeladen, welches weitere 5 Sekunden später auf dem Handy installiert ist.<br />
Das Spiel selbst ist ein Kundenbinder: So ist das Logo (im Beispiel das des Kaugummi-Herstellers<br />
Airwaves) omnipräsent, ohne dabei den Spielspaß zu schmälern.<br />
Dieser gelungene Mix aus Werbung und Mehrwert für den Kunden wird von den<br />
meisten Konsumenten als positiv bewertet.<br />
„Poster to Mobile“ nennt sich das äquivalente Bluetooth-Angebot der Wall AG.<br />
Es eröffnet den Dialog mit mobilen Zielgruppen und geht den Weg der responseorientierten<br />
Kommunikation, indem via SMS/MMS oder bluetooth Content direkt<br />
auf das Handy des Nutzers transferiert wird. Hochwertige CLP-Vitrinen sind mit<br />
Bluetooth-Sendern ausgestattet. Benutzer können über die Bluetooth-Schnittstelle<br />
ihres Handys Informationen, MP3-Dateien, Flyer und vieles mehr direkt vom<br />
Poster herunterladen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
32 http://www.plakativ-magazin.de/elektronische-medien/news<br />
43
<strong>Ein</strong> weiterer digitaler Service aus dem Hause Wall bietet den Passanten temporären,<br />
aber kostenlosen Netz-Zugang. Das digitale Stadt- und Informationsnetz der<br />
Wall AG „bluespot“ bietet Bürgern und Stadtbesuchern Stadtinformationen, Veranstaltungshinweise<br />
und kostenlose Kommunikation via Telefon und W-LAN. Dieses<br />
Umfeld sichert Ihrer Werbebotschaft hohe Aufmerksamkeit, Sympathiewerte<br />
und Akzeptanz. Die Zielgruppenansprache ist direkt, aktiv und fördert Interaktion.<br />
Der Konsument wird zum PoS geführt, kann Inhalte auf mobile Endgeräte<br />
laden, kostenlos die Internetpräsenz des Anbieters ansurfen und per Telefon oder<br />
E-Mail Kontakt aufnehmen. Kurzfristige, flexible Buchungs-Optionen ermöglichen<br />
spontane Aktionen und Maßnahmen. Gerade in lokalen Märkten und bei kleineren<br />
Budgets ist bluespot ein wirkungsvolles Medium. http://www.wall.de/de/outdoor_advertising/formate/bluespot<br />
5.3 QR-Codes: Die Schnittstelle zur Digitalität<br />
Der QR-Code steht für „quick response“ (schnelle Antwort) und besteht aus einer<br />
quadratischen Matrix aus schwarzen und weißen Punkten, welche die codierten<br />
Daten im Dualsystem darstellen. <strong>Ein</strong>e spezielle Markierung in drei der vier Ecken<br />
des Quadrats gibt die Orientierung vor. QR-Codes können SMS, Texte, CV´s, Emails<br />
oder URLs darstellen.<br />
Der QR-Code ist ein zweidimensionaler Barcode (2D-Code), der von der japanischen<br />
Firma Denso Wave im Jahr 1994 entwickelt wird. Ursprünglich wird der<br />
QR-Code zur Markierung von Baugruppen und Komponenten für die Logistik in<br />
der Automobilproduktion eingesetzt. Die Anforderung hierzu kommt vom Toyota-Konzern,<br />
für welchen Denso als Tochterunternehmen sämtliche elektrischen<br />
und elektronische Baugruppen liefert. Denso Wave wiederum ist eine Tochter von<br />
Denso und entwickelt und produziert unter anderem auch Identifikationssysteme<br />
und Geräte zur mobilen Datenerfassung.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Datamatrix nennt sich eine sehr ähnliche Technik, deren Code etwas anders aussieht<br />
als der QR-Code. Da der QR-Code 2009 schon als standardisiert gilt, beschränkt<br />
sich diese Studie im Anwendungsbeispiel auf die angestrebte Verwendung von<br />
QR-Codes.<br />
44
Abb. 22: Der Ablauf: QR-Code entdecken, Handy rausholen, QR-Reader aktivieren, Code „abfotografieren“,<br />
fertig. Es können beispielsweise Texte, Nummern oder URL´s in ihnen versteckt sein.<br />
<strong>Ein</strong>er der positiven Eigenschaften der QR-Codes: Das Erzeugen wie auch <strong>Ein</strong>lesen<br />
der QR-Codes sind kostenlos. Hat man einmal einen (ebenfalls kostenlosen) QR-<br />
Reader in seinem Handy geladen und installiert, kann man mit diesem jeglichen<br />
QR-Code und zumeist auch andere Varianten wie etwa Datamatrix oder die klassischen<br />
Barcodes (auch Strichcodes, genauer: EAN-Codes genannt) auslesen.<br />
<strong>Ein</strong>e vom Autoren dieser Arbeit empfohlene Seite zur Erzeugung von QR-Code<br />
oder Datamatrix ist http://www.i-nigma.com/personal/Create.asp – der Vorteil<br />
dieser Anbieter ist, dass man zeitgleich sehen kann, wie der Code sich ändert,<br />
während man seinen Text tippt!<br />
Der Code kann downgeloadet und dann auf Printprodukte oder auf Monitoren<br />
dargestellt werden. Er kann mit allen gängigen Verfahren problemlos gedruckt<br />
werden. Wie beim Strichcode ist allerdings auch hier ein möglichst hoher Kontrast<br />
wichtig, idealerweise schwarz auf weiß. <strong>Ein</strong> QR-Code-Reader, wie er laut einem<br />
Gespräch des Autoren mit der Presseabteilung des Marktführers Nokia bald standardmäßig<br />
in den Handys installiert werden wird, liest die Codes aus und rechnet<br />
sie um. <strong>Ein</strong>e Anfrage per E-Mail an das Unternehmen SonyEricsson ergibt (Zitat):<br />
„Uns liegen leider keine Informationen über die standardmäßige Verfügbarkeit<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 22 http://ssbxfab.org/wp-content/uploads/2008/03/61641894_b988ecd864.jpg<br />
45
eines „QR-Reader“ in unserern (sic) Telefonen vor.“ Für viele Geräte aber ist eine<br />
solche Software von Drittanbietern erhältlich. Das Handy wird so zu einem Barcode-Scanner.<br />
Abb. 23: QR-Code mit dem Inhalt: „NEXT BIG THING“. Abb. 24: Datamatrix mit dem selben Inhalt: „NEXT<br />
QR-Code ist gängiger als Datamatrix.<br />
BIG THING“. Der Datamatrix fehlen die 3 Quadrate.<br />
<strong>Ein</strong> zur Zeit des Verfassens dieser Arbeit überraschender Fakt ist also die unzureichende<br />
Verfügbarkeit der QR-Reader in den aktuellen mobilen Endgeräten. Diese<br />
Verfügbarkeit aber ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Etablierung der QR-<br />
Technologie in der Aussenwerbung, wie sie in Japan gang und gäbe ist: dort werden<br />
schon nicht mehr URL´s auf Plakaten gedruckt, sondern eben die QR-Codes,<br />
die einfacher zu scannen sind, als die URL abzutippen.<br />
Keiner der fünf vom Autoren befragten Mitarbeiter Kölner Mobilfunk-Geschäften<br />
wissen von der Existenz der QR-Codes. Die Frage also, ob ein QR-Reader in den<br />
kommenden Handys ab Werk vorinstalliert ist, vermögen die Fachmenschen nicht<br />
zu beantworten. <strong>Ein</strong> Telefonat mit einem Pressesprecher des Unternehmen Nokia<br />
ergibt, dass sich ein deutlicher Trend zeigt, die neuen Geräte mit den QR-Readern<br />
auszustatten. PLAKATIV antwortet auf diese Frage: „Die Entwicklung wird seitens<br />
der Handyhersteller forciert, die neue Geräte künftig serienmäßig mit der Decodierungs-Software<br />
ausstatten wollen“.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Das Szenario dieser Arbeit legt den Trend Nokias zugrunde und gehen von einer<br />
kompletten Verbreitung der in den mobilen Endgeräten vorinstallierten QR-Rea-<br />
Abb. 23 und 24 erzeugt durch http://www.i-nigma.com/personal/Create.asp<br />
46
der in schon naher Zukunft aus. Diese Entwicklung wird von vielen Seiten und Lobbys<br />
unterstützt. So setzt auch der FAW in seiner zukünftigen Mediaplanung auf<br />
eine komplette Verbreitung dieser Technologie. Der Fachverband für Aussenwirtschaft<br />
geht davon aus, dass QR-Codes in näherer Zukunft in jedem Handy bereits<br />
ab Werk installiert ist. Sascha Burghardt, Manager Digital von Ströer, bemängelt<br />
im Gespräch mit dem Autoren ebenfalls den „Teufelskreis“ von der geringen Verbreitung<br />
der Reader und dem daraus resultierenden Mangel an Verwendungen.<br />
Auch Dr. Marc Bieleing und Christian Vogel von DIE DRAUSSENWERBER sagen im<br />
Interview: „QR-Codes werden sich zunehmend durchsetzen, wenn die Mobilfunkgeräte<br />
bereits ab Werk mit der entsprechenden Software ausgestattet werden.“<br />
So geht denn ein Blick nach Japan in diese Richtung.<br />
Abb. 25: Kein Zufall: Auf diesem City-Light-Poster von Wall wird für den Japan-Tag geworben. Und zwar mit<br />
einem QR-Code, der das <strong>Ein</strong>tippen einer URL überflüssig macht – sofern man einen QR-Reader im Handy hat.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
In Japan ist der QR-Code äußerst populär. Man verwendet ihn dort vor allem<br />
um zum Beispiel eine Webadresse darin zu kodieren. Der QR-Code wird dann in<br />
Zeitschriften, Informationsblättern oder großformatig auf Werbeplakaten abgedruckt.<br />
Da die meisten modernen Mobiltelefone heute auch einen Webbrowser<br />
enthalten, braucht man nur mit seinem Mobiltelefon den QR-Code zu lesen und<br />
wird von der Software automatisch auf die im QR-Code verschlüsselte Webseite<br />
Abb. 25 http://farm4.static.flickr.com/3173/2595337510_3d1e259a93.jpgv=0<br />
47
geleitet. Oft enthält der abgedruckte QR-Code aber auch weitere Zusatzinformationen<br />
wie Telefonnummern oder Adressen, welche man so nicht mehr abtippen<br />
muss und direkt in seinem Mobiltelefon oder PDA weiterverarbeiten kann.<br />
Die Aussenwerbeindustrie nutzt QR-Codes bereits in ihren City-Light-Postern. Diese<br />
Anwendungen stecken 2009 noch in den Kinderschuhen und werden von den<br />
PR-Abteilungen der Werber mit der Bluetooth-Technologie auf eine Innovations-<br />
Stufe dargestellt. Die Technik ist vorhanden, doch oftmals mangelt es an kreativen<br />
Konzepten, diese Potenziale sinnvoll mit der Kundennutzung zu verbinden.<br />
Für die Print-Branche kann der QR-Code einen Meilenstein in der Geschichte der<br />
Aussenwerbung darstellen, öffnet er als Analog/Digital-Schnittstelle doch die<br />
Pforte ins digitale Zeitalter.<br />
Besonders die relativ einfache Umsetzbarkeit und die kostenlose Verfügbarkeit<br />
(das Erstellen und Lesen des Codes) macht diese Technologie für eine Haupt-Applikation<br />
des im Anwendungsbeispiel dieser Arbeit vorgestellten Mediums unentbehrlich.<br />
So können QR-Codes entweder auf die Messekarte oder auch die Bordkarte<br />
gedruckt werden. Hierbei werden individualisierte Informationen wie etwa<br />
die Abflugzeit und die Verortung des Abflugterminals oder der Standort des favorisierten<br />
Messestandes verschlüsselt.<br />
5.4 Visual Tagging: Mehrwertige Bilder<br />
Sascha Burghardt von Ströer sagt im Gespräch, dass das Visual Tagging derzeit das<br />
neueste und viel versprechendste Element im „Digitalisierungsprozess“ der Plakate<br />
sei.<br />
Die Funktionsweise des Visual Tagging ist recht einfach und intuitiv: Mit dem Kamerahandy<br />
wird ein Bild vom Plakatmotiv gemacht, das Foto per MMS an beispielsweise<br />
die kostenlose Nummer 4242 gesendet wird. Daraufhin erhält der User<br />
die auf das Motiv programmierte Rückantwort auf sein Handy. Diese kann zum<br />
Beispiel ein 5-Euro-Coupon per MMS oder ein WAP-Push-Link zur mobilen Site des<br />
Kunden sein. Zwar entstehen dem Kunden also MMS-Kosten, die sich aber durch<br />
den Mehrwert der Daten (im Beispiel des Coupons) rechnen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
33 http://de.wikipedia.org/wiki/QR_Code<br />
48
<strong>Ein</strong> aktuelles Beispiel für den <strong>Ein</strong>satz dieser Technologie zeigt sich in der Gewinnspiel-Aktion<br />
„<strong>Ein</strong> Traumhaus wird wahr.“ von RTL und Bild. Bundesweit sorgt im<br />
Juli 2008 die dazu passende Plakatkampagne für Aufsehen. Beworben wird der<br />
mögliche Gewinn eines Traumhauses. Wer unterwegs bei dem Gewinnspiel mitmachen<br />
will, kann das Plakat fotografieren und per MMS an die 4242 schicken.<br />
Als Rückantwort wird umgehend der direkte Link zur mobilen Web-Präsenz mit<br />
Gewinnspiel und Video zum Traumhaus gesendet.<br />
Responsezahlen im oberen Tausenderbereich<br />
werden hierbei erreicht,<br />
obwohl der Hinweis auf otello nur<br />
klein in der Fußzeile des CLP zu sehen<br />
war. Sowohl auf Kunden- als<br />
auch auf Anbieterseite führt das<br />
innovative Gewinnspiel zu hoher<br />
Zufriedenheit. In Zusammenarbeit<br />
mit otello 4242 stellt Ströer den Service<br />
bis zum 31.03.2009 zum <strong>Ein</strong>führungspreis<br />
von 3.500 EUR pro Monat<br />
zuzüglich der Mediakosten der Plakatmedien<br />
bereit. 34<br />
Um die Mechanik innerhalb der Zielgruppe<br />
generell zu erklären und zu<br />
pushen, wird Ströer alle Visual Tagging-Poster<br />
Kampagnen der nächsten<br />
Zeit mit weiteren Erklärungsmotiven<br />
auf <strong>Ein</strong>zelstandorten ergänzen<br />
und unterstützen.<br />
Abb. 26: „Plakat abfotografieren und als MMS an die 4242<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
senden“ – daraufhin bekommt der Nutzer einen Coupon,<br />
eine mp3 oder sonstige Daten: Das ist Visual Tagging.<br />
Hierbei zeigt sich eine Parallele zu den ebenfalls neuartigen QR-Codes: Die User<br />
kennen die Technologien noch nicht und stehen somit vor einer natürlichen Hemmschwelle,<br />
sie zu nutzen. <strong>Ein</strong> Ausblick ins fortschrittlichere Japan reicht für eine Prognose<br />
des europäischen Marktes und Usus nicht aus, ist der Spieltrieb in Fernost<br />
34 http://www.stroeer.de/Visual Tagging-Poster.Visual Tagging-Poster0.0.html<br />
Abb. 26 PLAKATIV – Ausgabe 5/2008, S. 27<br />
49
doch per se ausgeprägter. Auch ist die Affinität der japanischen Bevölkerung zu<br />
neuartigen Technik mit einer Neugier verbunden, die dem deutschen Argwohn<br />
entgegen zu stehen scheint.<br />
Dieser Antipathie folgt eine weitere Hemmschwelle: Die der Handy-Provider. So<br />
schreckt die meisten User der mobile Onlinegang zu recht ab, sind die Kosten doch,<br />
im Gegensatz zu den in Japan gängigen Mobil-Flatrates, momentan sehr hoch und<br />
verbieten somit regelrecht den Fortschritt in Europa.<br />
5.5 Interview mit DIE DRAUSSENWERBER<br />
DIE DRAUSSENWERBER ist ein 100%-iges Tochterunternehmen der Wall AG. Dr.<br />
Marc Bieling ist Geschäftsführer und steht dem Autoren dieser Arbeit im März<br />
2009 zusammen mit dem Mitarbeiter Christian Vogel dankenswerterweise für ein<br />
Interview via Telefon und E-Mail zur Verfügung.<br />
Frage: Wie schätzen Sie den Trend der Digitalisierung in der Aussenwerbung ein,<br />
wann werden die digitalen Technologien wie QR-Codes, Bluetooth, Visual Tagging<br />
etc. in Konkurrenz zu den klassischen Plakaten stehen und ihnen den Rang ablaufen<br />
Bieling/Vogel: Die digitalen Medien sind heute noch als Ergänzungs- und Nischenmedien<br />
anzusehen. <strong>Ein</strong>e große Heterogenität der Anwendungsbereiche und der<br />
einzusetzenden Technologien. Nicht zu vergessen die überaus kurzen Innovationszyklen.<br />
Hier gilt es Schnellschüsse und Fehlentscheidungen zu vermeiden. Die Zukunft<br />
wird sicherlich digital sein. Es wird sehr stark auf den Standort der Verwendung<br />
ankommen. Gemessen an allen papierbasierten Aussenwerbestellen werden digitale<br />
Flächen noch für sehr sehr lange Zeit eine Nische darstellen. Ihr Umsatzanteil<br />
wird allerdings deutlich überproportional zum Mengenanteil sein.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Ob digital oder analog – letztlich sind die Mittel der Wahl immer dem Zweck zu<br />
nach wählen. Das Werbemedium sollte die Ideen optimal umsetzen und das Zielpublikum<br />
erreichen.<br />
50
Frage: Bleibt es bei einer Symbiose von Print und Digital-Schnittstellen<br />
Bieling/Vogel: Solange die Kommunikation von Werbebotschaften auch auf sehr<br />
große Flächen angewiesen sind, wird es Papierplakate bzw. Riesenposter geben.<br />
Allerdings gibt es es heute schon Symbiosen – z.B. im CLP-Format, wenn ein Bildschirm<br />
kongenial in eine Handy-Werbung eingebaut wird.<br />
Frage: Was ist Ihrer Meinung nach die vielversprechendste digitale Technik – QR-<br />
Codes, Bluetooth oder Visual Tagging<br />
Bieling/Vogel: Jede dieser Technologien hat ihre eigenen Qualitäten. Keine steht<br />
über einer anderen. Es kommt ganz klar auf den <strong>Ein</strong>satzzweck, dass Werbeziel, die<br />
Budgetmöglichkeiten etc. an. QR-Codes sind verhältnismäßig preiswert zu erwerben<br />
und können flexibel – bereits kundenseitig – auf unterschiedlichen Medien<br />
untergebracht werden. Bluetooth verlangt heute noch einen recht hohen Investitionsbedarf,<br />
so dass es hier aufgrund der hohen Kosten eher zu Standortbeschränkungen<br />
kommt.<br />
Während QR die aktive Mitwirkung des Kunden erfordert, könnte Bluetooth von<br />
sich aus Kontakt mit der Zielperson aufnehmen. Neben den weiterhin bestehenden<br />
und teilweise nicht vollständig aufgeklärten rechtlichen und sicherheitsbezogenen<br />
Restriktionen ist es aber so, dass Nutzer in der Regel gerne selber entscheiden<br />
wollen, ob sie eine Information erhalten wollen oder nicht. QR-Codes werden sich<br />
zunehmend durchsetzen, wenn die Mobilfunkgeräte bereits ab Werk mit der entsprechenden<br />
Software ausgestattet werden. Bei Bluetooth gilt vor allem: Content<br />
is King – ein begehrter mp3 von einem bekannten Künstler erzielt deutlich höhere<br />
Downloadraten als ein Hintergrundbild für den Bildschirm. Vielleicht kommt<br />
Buetooth noch mal stärker in Schwung, wenn der nächste technische Standard<br />
das Pairing-Verfahren zwischen den Geräten vereinfacht. In Visual Tagging steckt<br />
noch Potential, wenn die technischen Services zur Bilderkennung zuverlässiger und<br />
kostengünstiger werden.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Frage: Welchen neuartigen Werbeformen räumen Sie persönlich die besten Chancen,<br />
im Sinne der Akzeptanz des Kunden<br />
Bieling/Vogel: Werbung ist und bleibt Werbung. Hier gibt es akzeptierende, tole-<br />
51
ierende oder ablehnende Zielgruppen. Das wird sich auf lange Sicht auch durch<br />
digitale Medien nicht verändern. Hier sind Akzeptanzveränderungen sicherlich mit<br />
dem Neuerungsgrad von Anwendungen zu erwarten. Entscheidend für die Akzeptanz<br />
bleibt auch, ob die gebotene Information für mich als Person relevant ist.<br />
Unabhängig vom Werbemedium spielt Humor eine Rolle – eine Werbeidee, die<br />
dem Publikum ein Schmunzeln entlockt, wird i.d.R. stärker akzeptiert.<br />
Frage: Wagen Sie einen Ausblick in die Zukunft: Wird es in zehn bis fünfzehn Jahren<br />
mehr elektronische Medien (also Monitore, LED und Beamer etc.) als Print-<br />
Plakate geben<br />
Bieling/Vogel: Das ist ausgeschlossen. Sowohl im nationalen als auch im internationalen<br />
Maßstab. Dafür gibt es zu viele Flächen – gemessen an allen verfügbaren<br />
Flächen – auf denen der <strong>Ein</strong>satz digitaler Medien technisch nicht in Frage kommt<br />
oder keine positive Rendite (Ertrag im Verhältnis zum eingesetzten Kapital) erzielt<br />
werden kann. Siehe oben: Umsatzanteil deutlich überproportional zum Mengenanteil.<br />
Die Herausforderung in der Kampagnenplanung und Konzeption wird zunehmend<br />
darin liegen, eine Botschaft durch eine Vielzahl von Kanälen gleich gut<br />
zu kommunizieren. Dazu gehört auch noch Mobile.<br />
Frage: Wird im Zuge der digitalen Zukunft mehr Wert auf die Informationsbedürfnisse<br />
der Betrachter gelegt – Stichwort „Digitaler Mehrwert“<br />
Bieling/Vogel: Sicherlich kann ein kluges Mischungsverhältnis von Information<br />
und Werbung die Akzeptanz und Wirkung von Werbung erhöhen. Hier ist die<br />
alles entscheidende Frage, wer liefert was für wie viel Geld und wer finanziert es<br />
Aussenwerbeunternehmen sind keine originären Informationsanbieter, so dass sie<br />
sich mit dieser Dienstleistung auch extern eindecken müssen. Gegen Bargeld oder<br />
durch andere Finanzierungen. Sofern der Ertrag aus der Werbung diese Kosten<br />
mit abdeckt und eine positive Marge erzielt werden kann, rechnen sich Informationsangebote<br />
als Mehrwert. Für den Mehrwert einer digitalen Werbung „an sich“<br />
ist zum größten Teil der Absender der Botschaft, das werbende Unternehmen,<br />
zuständig. Hier hat man in den letzten Jahren schon sehr innovative Beispiel und<br />
Angebote gesehen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Frage: Welche Rolle wird das Web 2.0 in der zukünftigen Aussenwerbung spielen<br />
52
Bieling/Vogel: Individuelle Nutzer- bzw. Nutzergruppen-bezogene Werbebotschaften<br />
sind problemlos denkbar und sinnvoll. Sofern sich hier die Vielfalt mobiler<br />
Endgeräte und Softwarelösungen auf einheitliche Standards einigen kann, wäre<br />
sicherlich mit größeren Anwendergruppen zu rechnen.<br />
Im Sinne der berühmten Applications rund um die iPhone-Familie lassen sich natürlich<br />
jede Menge Lösungen entwickeln, die sich auf der Schnittstelle zwischen<br />
Zusatznutzen und Werbung befinden. Inwiefern hier tatsächlich Social Networks<br />
im öffentlichen Raum entstehen, ist schwer zu sagen. In sich wollen diese Gruppen<br />
ja häufig auch wider recht geschlossen gegenüber der Aussenwelt auftreten. Im<br />
für die Aussenwerbung so relevanten öffentlichen Raum ist dies natürlich nicht so<br />
ohne weiteres möglich. Werbung treibende Unternehmen wollen sicherlich auch<br />
weiterhin eine gewissen Kontrolle darüber behalten, in welchem Kontext ihr Produkt<br />
oder ihre Dienstleistung beworben wird. User Genererated Content wird es<br />
im öffentlichen Raum sicherlich nicht en masse auf digitalen Flächen geben.<br />
Frage: Wissen Sie, ob Wall, Ströer und JCDecaux in Verbindung mit den Herstellern<br />
und Providern von Handys stehen, um die Bereitstellung von Flatrates und QR-<br />
Readern zu fördern<br />
Bieling/Vogel: Für das Unternehmen Wall können wir sagen, dass es solche Aktivitäten<br />
aktuell nicht gibt. Hier ist wiederum zu sehen, welches Unternehmen<br />
welchen Marktbereich im gesamten Wertschöpfungsprozess der Aussenwerbung<br />
abdeckt. Der direkte <strong>Ein</strong>fluss von Pächtern von Werbeflächen, Unternehmen wie<br />
Wall oder Ströer vermarkten Werbeflächen, die sie in der Regel von privaten oder<br />
öffentlichen Partner gepachtet haben, auf den Herstell- und Entwicklungsprozess<br />
von Herstellern mobiler Endgeräte dürfte nicht so hoch sein.<br />
Frage: Sind sie der Ansicht, dass QR-Codes etc. nur etwas für junge Leute sind<br />
Gibt es Erhebungen über das Alter der Betrachter<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Bieling/Vogel: Wir kennen keine aktuellen Studienergebnisse. Allerdings liegen<br />
Anwenderbarrieren für ältere Menschen wohl eher nicht in der QR-Gestaltung<br />
selbst. Diese ist recht simpel und schnell zu begreifen. Es geht viel mehr um eine<br />
effiziente und effektive Gestaltung der Hard- und Software für zum Beispiel Senioren.<br />
So lange sich von Gerät zu Gerät der Umfang und die Komplexität der vor-<br />
53
zunehmenden <strong>Ein</strong>stellungen nicht stark verbessert, werden hier auch keine neuen<br />
Nutzergruppen erschlossen werden können. Auch hier gilt: der <strong>Ein</strong>fluss der klassischen<br />
Aussenwerber ist hier recht gering.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
54
5.6 CityLight-Moover, der PoS-Spezialist<br />
Dieser Abschnitt beschreibt die Entwicklung des CityLight-Moovers und macht<br />
deutlich, dass fahrende Aussenwerbung kaum mit den klassischen Aussenwerbemedien<br />
verglichen werden kann. Daher widmet sich dieser Teil den Vorzügen des<br />
CityLight-Moovers, welche später im Anwendungsbeispiel einfließen, und zeigt<br />
auch die Potenziale auf, die sich mit technischen Modifikationen eröffnen.<br />
Abb. 27: Der CityLight-Moover lockt die Leute an – und interagiert mit ihnen. In diesem Beispiel werden<br />
Give-Aways bereitgestellt. Viele Funktionen sind möglich, da er über eine Stromversorgung verfügt.<br />
5.6.1 Geschichte des CityLight-Moovers<br />
„Lass Dir was einfallen, was andere ´so´ nicht machen“. Diesem „Zwang“ obliegt<br />
Hans G. Usinger während der 38 Jahre (1964 bis 2002), die er als Leadagency für<br />
den internationalen Woolworth-Konzern in Deutschland, Österreich, Schweiz und<br />
in Holland zuständig ist. Es entstehen – stets in PoS-Nähe – Out-of-Home Medien.<br />
So wird 2003 der CityLight-Moover erfunden. Bereits 2004, zum deutschen Plakattag,<br />
erhält der CL-Moover von 40 teilnehmenden Firmen als 2. Sieger den Contrast-Award.<br />
Innerhalb von sechs Jahren entwickelt sich der CityLight-Moover durch<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 27 http://www.stroeer.de/index.phpeID=tx_cms_showpic/ma_Muenchen_02..jpg<br />
55
zahlreiche Zusatztools (Audio, Dialog, 3D-Display, Info-Boxen, Bluetooth und seit<br />
2008 mit einem Video-Screen) zum wirkungsvollen Presenter. A und O für jedes<br />
Medium ist seine Platzierung. 35<br />
5.6.2 Eigenschaften<br />
Beweglichkeit als Mittel zur Verbesserung der Sichtkontaktchancen<br />
Der CityLight-Moover bewegt sich<br />
im Schritttempo, fährt kleine Kurven<br />
und dreht sich um die eigene<br />
Achse. Im Gegensatz zu anderen<br />
mobilen Werbemedien, wie etwa<br />
Fahrradanhängern mit City-Light-<br />
Postern, hat der CL-Moover eine<br />
selbständige Erscheinung. Die beim<br />
Publikum allein durch die Mobilität<br />
des CL-Moovers erzielten Effekte<br />
reichen von der Ungläubigkeit und<br />
Erstaunen bis hin zur Spekulation<br />
über das Geheimnis des CL-Moover-Antriebs.<br />
Hier gilt festzuhalten:<br />
Abb. 28: Generationsübergreifendes Interesse macht den<br />
CLM zu einem PoS-Spezialisten.<br />
„Geheimnisse verkaufen sich gut“ und machen den CL-Moover zu einem Publikumsmagnet,<br />
der die Blicke auf sich zieht – denn Masse zieht Masse an. Schauen<br />
erst einige Menschen den CL-Moover an, folgen die interessierten Blicke vieler<br />
anderer Menschen.<br />
Die Sichtkontaktchancen werden durch diesen Effekt deutlich gesteigert. Beobachtungen<br />
während des <strong>Ein</strong>satzes zeigen, dass das Publikum entweder einen Menschen<br />
in dem Gerät vermutet oder einen Sensor bzw. eine Kamera. Dass es aber<br />
ein Mensch ist, der, sich in der Menge tarnend, das Vehikel geschickt und kontextbezogen<br />
an potenziellen Hindernissen vorbei bugsiert, ist nur wenigen Betrachtern<br />
klar.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
35 http://www.plakativ-magazin.de/Out-of-Home-werbetraeger/news<br />
Abb. 28 http://www.citylightmoover.de/files/cebit-2009-077.jpg<br />
56
Pilot bedient den ferngesteuerten CL-Moover<br />
<strong>Ein</strong> geschulter Pilot übernimmt mit einer Fernbedienung über Funk die Steuerung<br />
des Vehikels. Im Gegensatz zu einer vollautomatischen Steuerung durch einen<br />
Computer ist die manuelle Steuerung zwar mit dem Aufwand einer Schulung und<br />
der Arbeitszeit des Piloten verbunden. Die bessere Kontrolle aber über das sich<br />
im Schritttempo bewegende Gefährt hat eher der Mensch, der die Gefahren von<br />
möglichen Unfällen derzeit noch besser einschätzen kann als ein Roboter.<br />
Beidseitig beleuchtete Poster<br />
Der CL-Moover wird von beiden Seiten mit speziell angefertigten Postern versehen<br />
(118 cm breit x 177 cm hoch). Die Trägerfolie der Poster ist transluzent. So beleuchtet<br />
das von innen gestreute Licht aus Leucht-Röhren das Motiv des Posters. Es erscheint<br />
„selbstleuchtend“.<br />
<strong>Ein</strong>ige <strong>Ein</strong>schränkungen der Performance zeigen jedoch Verbesserungsbedarf:<br />
Das Poster, zwar am Rahmen und durch eine Plexiglasfläche fixiert, neigt beim<br />
<strong>Ein</strong>legen, wie alle Printprodukte, zum Wellen. Diese Wölbung des schweren Plakatpapiers<br />
ist kaum zu vermeiden und wirkt dadurch eben nicht makellos. Die Beleuchtung<br />
der Neon-Röhren kann keine wirklich gleichmäßige Streuung des Lichts<br />
gewährleisten, sondern neigt zu einer Streifenbildung. Dieser Effekt der Streifenbildung<br />
wird durch das Motiv des Posters erhöht oder verringert. Die Farbwerte<br />
des dargestellten Bildes sorgen für eine eher unregelmäßige Ausleuchtung.<br />
Duftspender<br />
Der CL-Moover ist in der Lage, olfaktorische Signale auszusenden. Diese Eigenschaft<br />
nennt sich „Duftspray-Tool“ und bereichert die Bandbreite seiner Interaktionsmöglichkeiten.<br />
Beispiel: Der CLM agiert vor einer Parfümeriekette, zeigt auf<br />
beiden Displayseiten einen neuen Duft und der Pilot geht im „Off“ per Dialog auf<br />
den Kunden zu mit der Frage: Möchten Sie wissen wie das neue Parfum duftet“,<br />
fährt auf sein Publikum zu und löst „ferngesteuert“ eine Originalduftprobe per<br />
Spray aus. 36 Dieses Konzept lässt sich auf andere Bereiche, die mit Aromen und<br />
Assoziationen verbinden lassen, übertragen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
36 http://www.plakativ-magazin.de/Out-of-Home-werbetraeger/news<br />
57
Video<br />
Die neue Generation der CL-Moover verfügt über einen Monitor. Die Stromversorgung<br />
hierfür ist per se gegeben, wird doch auch das „klassische“, transluzente<br />
Poster mit Leuchtröhren hinterleuchtet. Die LCD-Monitore können in die erweiterbare<br />
Konstruktion des Innenlebens des CL-Moover gut integriert werden. Zu<br />
der gesamten Bewegung des CL-Moovers kommt also nun das bewegte Bild hinzu,<br />
welches mehr Aufmerksamkeit erregt als statische Darstellungen. Im Prinzip<br />
können jene Inhalte, die die Kunden auch schon für andere Out-of-Home-Medien<br />
wie etwa dem Infoscreen erzeugen lassen, in den CL-Moover mit relativ geringem<br />
Konvertierungsaufwand transferiert werden. Allerdings, dies ist das Manko an der<br />
Video-Nutzung, vergrault der hohe Preis der Mediengestaltung der Agenturen,<br />
wie im Interview mit Frau Zipter von xSelect deutlich wird.<br />
Kommunikation<br />
Der Pilot ist in der Lage, mit den Betrachtern zu kommunizieren. Überrascht zeigen<br />
sich die meisten Passanten über die direkte und individuelle Ansprache des<br />
Geräts. Dieses erzeugt eine hohe Aufmerksamkeit. Je nach Kundenwunsch kann<br />
der geschulte und gebriefte Pilot auf die Kunden eingehen und Produkte oder<br />
Events in einem Gespräch schmackhaft machen. Ermöglicht wird dieses durch die<br />
Verwendung von einem Mikrofon und Lautsprechern. Der Pilot selbst, im Hintergrund<br />
versteckt, ist mit seinem Headset in der Lage, mit den Kunden zu kommunizieren.<br />
Bluetooth<br />
Die neueste Errungenschaft des CL-Moovers ist die Ausstatttung mit der Bluetooth-<br />
Technologie. Wie auch in den City-Light-Postern von beispielsweise Ströer ist in der<br />
Konstruktion ein Sender implementiert, der dem User potenziell Daten übersendet.<br />
Dazu muss der Passant sein Handy in den Bluetooth-Modus schalten. Dieses ist<br />
immer weniger ein Hindernis, haben doch besonders junge Menschen die Vorzüge<br />
der drahtlosen Kommunikation erkannt und nutzen diese bereits für die Kommunikation<br />
zwischen ihrem Telefon und ihrem Computer. Im Falle des CL-Moovers geschieht<br />
dieses recht schnell: Innerhalb von etwa 5 Sekunden nach dem <strong>Ein</strong>schalten<br />
des Bluetooth-Modus muss der User nur noch den Empfang der Daten bestätigen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
58
Das Manko bei dieser Anwendung ist hingegen nicht technischer, sondern wie bei<br />
der Video-Applikation abermals monetärer Natur. Die hohen Mediengestaltungskosten<br />
(vgl. Video) der Agenturen bewirken eine abwehrende Haltung gegenüber<br />
dieser neuen Technologie. Dabei wäre es für ein gut durchdachtes Medien-Operating<br />
ein leichtes, die Daten für diesen Zweck zu modifizieren.<br />
Es obliegt es dem werbetreibenden Kunden, Inhalte bereitzustellen bzw. erzeugen<br />
zu lassen. Oftmals mangelt es schlichtweg an Ideen, welche Dateien dem Kunden<br />
geschenkt werden sollen. Die Bandbreite der Möglichkeiten aber ist bereits heute<br />
hoch: Von Spielen über Songs zu Videos reichen die Möglichkeiten, Kundenbindung<br />
zu erzeugen.<br />
5.6.3 <strong>Ein</strong>satzgebiete<br />
xSelect verfügt in enger Zusammenarbeit mit DSM Deutsche Städte Medien, Ströer<br />
DERG Media, Stadtverwaltungen, Flughäfen, Messegesellschaften über ein Netz<br />
von zielgruppenorientierten Locations. Hinzu kommen eine Reihe von Innenstadt-<br />
Locations von Karstadt-Filialen in prominenten Lagen und hervorragende private<br />
Flächen in Städten, in denen mitunter Stadtverwaltungen keine Auftrittserlaubnis<br />
für Out-of-Home-Medien gewähren. Auftraggeber mit bereits eigenem Instore-<br />
TV können mit dem CL-Moover ihr Instore-TV auf den Aussenbereich wie etwa<br />
Fußgängerzone etc. und somit ins unmittelbare <strong>Ein</strong>zugsgebiet übertragen. 37<br />
5.7 Interview mit xSelect (CityLight-Moover)<br />
Martina Zipter ist langjährige Mitarbeiterin und Sprecherin des Unternehmens<br />
xSelect, welches mittlerweile mit Ströer Out-Of-Home kooperiert und dessen Geschäftsführer<br />
Hans Usinger den „CityLight-Moover“ erfindet.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Frage: Welche <strong>Ein</strong>flüsse haben Sie bei der Entwicklung des CityLight-Moovers gehabt<br />
Zipter: Ende der Neunziger Jahre hat Hans Usinger die Idee der so genannten<br />
„ProVelos“. Diese Vehikel sind schlichte Dreiräder, auf deren Anhänger zwei Pla-<br />
37 http://www.plakativ-magazin.de/Out-of-Home-werbetraeger/news<br />
59
katwände integriert sind. Das Prinzip des bewegten Mediums als Eyecatcher wird<br />
damit umgesetzt. Diese Idee stellt er dann der Agentur „Kolle Rebbe“ vor. Aus<br />
gemeinsamen Überlegungen entsteht die Weiterentwicklung des Antriebs, da der<br />
manuelle Antrieb nur wenig innovativen Charakter besitzt. So fangen die City-<br />
Light-Poster also an, sich zu bewegen. In der Konstruktion bleibt Platz für potenzielle<br />
Optionen: So wird ein Audio-System integriert, welches individuelle Dialoge<br />
erlaubt. In Folge einer Kampagne mit dem SWR3 wird der Showmaster Frank Elstner<br />
auf den CityLight-Moover aufmerksam. Er nutzt den Moover für seine Sendung<br />
„Versteckte Kamera“ – und sorgt so für eine willkommene Bekanntmachung<br />
unseres Werbeträgers.<br />
Frage: Welche Kategorisierung hat der CL-Moover im Sinne der StVO<br />
Zipter: Der CityLight-Moover hat keine Straßenzulassung, weil dafür auch kein Bedarf<br />
besteht: Das Vehikel fährt mit einer Höchstgeschwindigkeit von 3 km/h. Damit<br />
ist es ihm erlaubt, in Fußgängerzonen bewegt zu werden. Und genau dort ist<br />
ja auch sein <strong>Ein</strong>satzgebiet, da es dort auf das Zielpublikum trifft.<br />
Frage: Ist es langfristig angedacht, den CLM auch ohne Pilot fahren zu lassen Gibt<br />
es etwa TÜV-Probleme<br />
Zipter: Nein. Der Pilot des CityLight-Moovers ist Teil des Konzepts, denn er agiert,<br />
reagiert und interagiert mit dem Publikum. Diese Aktionen können Dialoge sein,<br />
denn der Moover ist mit Headset, also einem Mikrofon und Lautsprecher, ausgestattet.<br />
<strong>Ein</strong>e individuelle Ansprache und Kommunikation, je nach Kundenwunsch,<br />
wird so ermöglicht. Auch sind gezielte Aussendungen von Audiobotschaften und<br />
sogar von Düften ermöglicht. Dafür kann es keine Automatisierung geben, denn<br />
nur ein geschulter Pilot kann einschätzen, welche Passanten sich potenziell ansprechen<br />
lassen wollen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Frage: Auf der Homepage von Ströer wird der CityLight-Moover als Teil deren Produktpalette<br />
dargestellt. Welche Verbindung von xSelect zu Ströer gibt es Welche<br />
anderen Kooperationen existieren<br />
Zipter: xSelect als Erfinder des City-Light Moovers ist seit zwei Jahren ein offizieller<br />
Partner von Ströer. Das bedeutet, dass der Moover im Portfolio von Ströer<br />
60
integriert ist. Somit haben wir nun die Möglichkeit, den Moover parallel zu unserem<br />
Angebot über die Vermarktung von Ströer Out-of-Home-Medien laufen zu<br />
lassen. Auch gibt es Kooperationen zur DSM (Deutsche Städte Medien) und der<br />
DERG (Deutsche Eisenbahn-Reklame). Besonders die Kooperation mit der DERG<br />
erlaubt es, unseren Kunden das <strong>Ein</strong>satzgebiet des CL-Moovers in den prominenten<br />
Bereichen der Hauptbahnhöfe anbieten zu können. Zum Buchungsablauf des CL-<br />
Moovers: Wenn beispielsweise „Coke“ eine deutschlandweite Kampagne startet<br />
und die beauftragte Agentur den Moover als geeignetes Werbemedium erachtet,<br />
wird xSelect beauftragt. Die Agentur, wie auch der Kunden, profitiert dann vom<br />
den Kooperationsverträgen etwa mit der DERG.<br />
Frage: Wie viele Mitbewerber mit einem ähnlichen Format gibt es weltweit<br />
Zipter: Unser CityLight-Moover ist patentiert. Dennoch gibt es einen Mitbewerber<br />
(„Movedmedia“), der unser Vehikel wie auch sogar unsere Preise nahezu eins<br />
zu eins kopiert hat. Da unsere Stärke aber die Spezialisierung auf den CityLight-<br />
Moover ist, während Movedmedia eine höhere Bandbreite an Produkten anbietet,<br />
können wir eine höhere Qualität und mehr Know-How bieten. So ist der Moover<br />
der Konkurrenz – er nennt sich „Postermoover“ – optisch zwar sehr unserem Gerät<br />
angelehnt, seine labile Leichtbauweise allerdings spricht nicht für die Kompetenz<br />
der Mitbewerber. Auch können oder wollen sie nicht so viele Tools (z.B. Duft, Audio,<br />
Video) anbieten.<br />
In der Schweiz gibt es eine Tochtergesellschaft von xSelect. Diese ist natürlich keine<br />
Konkurrenz, sondern eine Erweiterung unseres Unternehmens mit dem selben<br />
Geschäftsmodell.<br />
Frage: Warum verkaufen sich die CityLight-Moover mit dem Video-Screen so<br />
schleppend<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Zipter: Die Kosten der Content-Kreation, die von den Agenturen geleistet wird,<br />
sind in den meisten Fällen zu hoch für die Kunden. So schlägt eine beidseitge Animation<br />
der Inhalte mit beispielsweise etwa 3000 Euro zu Buche. Diese Kosten rechnen<br />
sich in der Regel nur bei langfristigen Buchungen – also bei einer Mietdauer<br />
von über einer Woche.<br />
61
Frage: Im Moment sind Ihre Moover mit kleinen Monitoren ausgestattet. Gibt es<br />
Bestrebungen ihrerseits, die Video-Darstellungen des Moover groß- bzw. ganzflächig<br />
zu gestalten<br />
Zipter: Ja, wir haben Gespräche geführt mit vielen Herstellern, die Spezialisten im<br />
Feld der großflächigen Darstellungen wie etwa OLED sind. Im Moment aber sind<br />
die Kosten noch zu hoch, und auch die Problematik der teuren Medienproduktion<br />
spricht nicht für die Anschaffung solcher Systeme. Wir haben Gespräche mit Print-<br />
Produzenten geführt, die innovative Plakate erzeugen: Diese erscheinen, durch<br />
Strom angetrieben, wie eine Animation. Sie sind aber bis dato noch nicht zum<br />
<strong>Ein</strong>satz gekommen.<br />
5.8 Infoscreens – Zwischen Werbung und Information<br />
Gesamtanzahl Infoscreens in deutschen Städten: 210<br />
Der Infoscreen steht Pate für die bewegten Bilder in der Plakat-Landschaft. „Die<br />
<strong>Ein</strong>führung digitaler Werbeträger macht Aussenwerbung zu einem ganz neuen<br />
Medium mit einem enormen Impact“, so Alan James, C.E.O. des britischen Aussenwerbeverbandes<br />
OAA. 38<br />
Infoscreens sind Werbeträger in U- und S-Bahn-Stationen von Großstädten. Mittels<br />
digitalen Hochleistungsprojektoren werden Bilder, Videos und Multi-Media-<br />
Anwendungen auf Wandflächen abgebildet. Regionale Informationen wechseln<br />
sich mit Werbespots ab und folgen somit dem Prinzip der Litfaß-Säule, wie es auch<br />
das Anwendungsbeispiel am Ende dieser Arbeit anstrebt.<br />
Die heutige Werbung soll unterhalten. Diesen Unterhaltungswert erreicht man<br />
durch die Qualität des Contents. So ist der Infoscreen eine gelungene Mischplattform<br />
aus Information, Unterhaltung und Werbung. Umfragen am Kölner Hauptbahnhof<br />
ergeben, dass kaum ein Besucher auf die Nachrichten-Informationen des<br />
Werbemediums verzichten möchte. Auch der reine Unterhaltungswert, durch Cartoons<br />
und Animationen erzielt, dient der erfolgreichen Kundenbindung und wird,<br />
wie Umfragen des Autoren ergeben, von den Passanten als positiv bewertet.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
38 PLAKATIV 2-2008: S. 10<br />
62
Beim Plakat Online Discounter 123Plakat.de können mit Videoboards und Infoscreens<br />
erstmals auch elektronische Medien im Bereich der Aussenwerbung unter<br />
www.123plakat.de im Internet direkt und zeitgleich ausgewählt, gestaltet und<br />
gebucht werden. Diese Konnektivität spricht für die Digitalität, die mit Plakaten<br />
schlichtweg nie erreicht werden kann.<br />
Abb. 29: <strong>Ein</strong>e Mischung aus Informationen, Werbung und Unterhaltung bietet der Infoscreen. Durch seine<br />
prominente Positionierung in den Bahnhöfen erreicht er Wartende, die das Angebot gerne annehmen.<br />
Das Werbemotiv kann sowohl als Standbild als auch als animierter Spot für 10 Sekunden<br />
eingeblendet werden. Damit schafft dieses Medium neue Möglichkeiten<br />
in der Gestaltung der Werbebotschaft. Erstmals können von jedem Werbetreibenden<br />
auch bewegte Bilder eingesetzt werden, die beim Betrachter hohe Aufmerksamkeit<br />
erzielen. Besonders attraktiv sind die Infoscreens, die den Betrachter oft<br />
in einer Wartesituation erreichen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 29 http://www.infoscreen.de/fileadmin/download/Bonn_hbf_Download.jpg<br />
63
Umfragen des Autoren dieser Arbeit im Kölner Hauptbahnhof ergeben, dass sich<br />
viele Menschen die Infoscreens gerne ansehen, weil „nützliche Informationen“<br />
ausgestrahlt werden. Auch wenn viele Personen sich profundere Nachrichten statt<br />
der knappen Acht-Zeiler wünschten, verneinen sie einen kompletten Verzicht auf<br />
die Nachrichten-Darstellung. Auch auf gute Unterhaltung wird Wert gelegt, so<br />
wollen viele KVB-Kunden in ihrer Wartezeit gerne durch Cartoons oder Comics<br />
abgelenkt werden.<br />
„Wie bewerten Sie die Informationen des Infoscreens“<br />
Nützlich: 71<br />
Zu oberflächlich: 32<br />
Unnötig: 13<br />
„Wäre es ein Verlust, wenn die Infoscreens ausschließlich Werbung zeigen würden“<br />
Ja: 94<br />
Nein 12<br />
Der Konzept-Teil dieser Studie nimmt direkten Bezug auf die Informations- und<br />
Unterhaltungs-Bedürfnisse der Menschen nach digitalen Werbemedien. In Bezug<br />
auf die kommenden Innovationen fragt Key-Note-Speaker Jean-Remy von Matt,<br />
Vorstand Jung von Matt, in Cannes 2007: „Wo sind die Outdoor-Installationen, die<br />
individuell auf Passanten reagieren“. 39 <strong>Ein</strong>e interessante Frage, die im Anwendungsbeispiel<br />
dieser Studie Lösungsvorschläge findet.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
39 PLAKATIV 2-2008: S. 10<br />
64
5.9 LED-Wände – Monitore in der Öffentlichkeit<br />
LED-Wände sind aus Leuchtdioden bestehende Bildwände, an die meist online<br />
Multi-Media-Informationen übertragen werden; Werbespots können sich je nach<br />
Content-Konzept mit regionalen Informationen abwechseln.<br />
LED-Displays sind aus einem Raster einzelner LED aufgebaut. Die einzelnen Bildpunkte<br />
(Pixel) bestehen dabei aus einzelnen LED (kleine Pixel) oder aus Clustern<br />
mehrer LED (große Pixel). Es kann zwischen monochromatischen Displays (nur eine<br />
LED Farbe) und polychromatischen Displays (rot-grün oder RGB in einer LED oder<br />
als Cluster) unterschieden werden.<br />
Abb. 30: LED-Wände bestehen aus meist etwa 30 x 30 cm großen Modulen, die beliebig erweiterbar zusammensetzbar<br />
sind. Der Betrachter sollte einen gewissen Mindestabstand zu der Wand haben.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Zuerst werden einzeilige, monochromatische Displays mit roten LED zur Darstellung<br />
von (Lauf-)Schrift hergestellt. Tageslichttaugliche TV-LED-Displays sind erst<br />
durch die Entwicklung von effizienten blauen LED möglich.<br />
Abb. 30 http://www.amberled.lv/upload/LED%20wall.JPG<br />
65
Die Auflösung der Displays hängt von der Pixelgröße (die auf den Betrachterabstand<br />
bezogen werden muss) und der Pixelzahl ab. Während Weiß-Werte durch<br />
die additive Farbmischung der roten, grünen und blauen Dioden erzielt wird, erscheint<br />
Schwarz durch das schwarz gefärbte Trägermaterial der LED-Wand. Um<br />
Schwarz darzustellen, wird also auf eine Aktivierung der RGB-Dioden verzichtet.<br />
LED-Arrays sind Module mit mehreren Pixeln, aus denen die Displays zusammengesetzt<br />
werden. 40<br />
Auch der Marktführer Ströer bedient sich in seiner neuesten Mega-Lights-Generation<br />
der LED-Technik.<br />
5.10 „Mediatecture“ – Bewegte Bilder auf der dritten Haut<br />
Architektur wird gemeinhin, neben der Haut des Menschen selbst und seiner Kleidung,<br />
auch als „die dritte Haut“ des Menschen bezeichnet.<br />
Mediamesh ist ein von der Kölner<br />
Firma ag4 patentiertes System<br />
zur Medialisierung großer<br />
Fassaden. Es ermöglicht Lichtund<br />
Mediendesign auf größter<br />
Fassadenfläche, während<br />
des Tages und in einem breiten<br />
Spektrum: Illumination, Textund<br />
Grafikanimation in unterschiedlicher<br />
Auflösung sowie<br />
Videos können mit Mediamesh<br />
auf die Fassade gebracht werden.<br />
Es eröffnet damit neue<br />
Abb. 31: Mediamesh von ag4 im Detail. Es ist ein transparentes<br />
System, das die Fassade nicht schließt.<br />
„mediatektonische“ Möglichkeiten nicht nur für die Unternehmens- und Markenkommunikation<br />
der Gebäudenutzer, sonder auch für die mediale Wertsteigerung<br />
der Architektur, für die städtebauliche Belebung und nicht zuletzt für Medienkunst<br />
oder Informationsvermittlung am Bau.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
40 http://www.led-info.de/produktrecherche/led-displays.html<br />
Abb. 31 http://www.medienfassade.com/uploads/pics/mediamesh_05.jpg<br />
66
Ebenso bietet sich der <strong>Ein</strong>satz von Mediamesh in Transiträumen wie Flughafenterminals,<br />
Bahnhöfen, <strong>Ein</strong>kaufs- oder Kongresszentren an. Hier kann es als flexibel<br />
bespielbares Leitsystem fungieren, das gleichzeitig organischer Bestandteil<br />
der Innenarchitektur ist. Im Gegensatz zu bekannten Anzeigensystemen vereint<br />
Mediamesh ästhetische Integrationsfähigkeit mit hoch funktionalem Mehrwert.<br />
Jederzeit ist eine Erweiterung der Anwendung um News oder Werbung – vom<br />
Logo bis zur Animation – möglich. 41<br />
Mediatecture, so Cord Grothe (Head of Design) von ag4, im Gespräch mit dem<br />
Autoren, sei die Idee, Medien mit dem Raum zu amalganisieren. Die bauliche Integration<br />
des mit LED´s versehenen Metallgeflechts bewirkt eine Überlagerung des<br />
Mediums zur Fassade und kann sogar transparent erscheinen.<br />
Ebenso wie das Prinzip der Litfaß-Säule wie auch im Anwendungsbeispiel wird bei<br />
der Content-Abteilung von ag4 Wert gelegt auf den richtigen Mix an Information<br />
und Werbung. Angereichert werden die <strong>Ein</strong>spielungen durch Medienkunst. So<br />
besteht der Inhalt etwa zu 40 % aus Informationen, 40 % Medienkunst und nur<br />
20 % Werbung. Hier greift also die „80 / 20 Regel“: So reicht denn ein Fünftel der<br />
„Sendedauer“ für die Werbung aus. 42<br />
Diese medialen Anwendungsmöglichkeiten und die Szenarien „Flughafen“ oder<br />
andere Transiträume sind maßgeblicher Bestandteil des Ausblick-Teils dieser Studie.<br />
Die Konnektivität der Medien InfoMoover und Mediamesh soll hierbei eine<br />
sich ergänzende, mediale Symbiose ergeben.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
41 http://www.medienfassade.com/mediamesh_advantage.html<br />
42 Lidwell, Holden, Butler: „Die 100 Prinzipien für erfolgreiche Gestaltung“, S. 12<br />
67
5.11 KVB Terminal – <strong>Ein</strong>gescannte Interaktivität<br />
<strong>Ein</strong> Großbildschirm ersetzt als „Elektronische Vitrine“ die Fahrplanaushänge: In<br />
einem deutschlandweit einmaligen Pilotprojekt wird in der Kölner U-Bahn-Station<br />
„Dom/Hauptbahnhof“ ein in Zusammenarbeit von KVB und BBR Verkehrstechnik<br />
entwickeltes elektronisches Auskunftssystem erprobt. Zwei herkömmliche Glasvitrinen<br />
mit statischen Informations-Aushängen werden durch zwei 40 Zoll große<br />
TFT-Monitore ersetzt, die mit interaktiven Oberflächen dem Fahrgast eine Vielfalt<br />
an zusätzlichen Informationsmöglichkeiten bieten. Das Interface basiert hierbei<br />
auf der Touchscreen-Technologie.<br />
Abb. 32 und 33: Die „Elektronische Vitrine“ ähnelt den Webseiten der ersten Stunde. Die Schaltflächen<br />
sehen zwar einladend aus, reagieren aber zu langsam und führen somit zu Fehlnavigationen.<br />
Hierbei gibt es generelle Mankos: Neben der Verschmutzung durch dreckige oder<br />
fettige Hände wird die Bedienung zu einem unhygienischen Erlebnis. Weiter muss<br />
damit gerechnet werden, dass nicht jeder „Klick sitzt“. Der Nutzer muß deutlich<br />
stärker auf den Monitor tippen, als er es zuvor annimmt. Das hat eine hohe Anzahl<br />
von Missversuchen zur Folge. Zudem ist die Reaktionszeit des Interfaces langsam<br />
und somit entstehen „doppelte Klicks“, die wiederum nicht zu dem gewünschten<br />
Ergebnis führen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Sämtliche bisherigen Aushänge in Papierform werden in elektronischer Form auf<br />
den Großbildschirmen zur Anzeige gebracht, wobei der Fahrgast über eine Menüleiste<br />
die Möglichkeit hat, die gewünschten Dokumente auszuwählen. Dazu<br />
gehören – in der Testphase wählbar zwischen englischer und deutscher Tastenbeschriftung<br />
– Fahrpläne und Tarifübersicht, Lage- und Umgebungsplan und der in<br />
Abb. 32 Foto von Alexander Sin Fei Essen<br />
Abb. 33 http://www.kvb-koeln.de/newsfiles/20080820170703_Touch.jpg<br />
68
unterschiedlicher Größe darstellbare Liniennetzplan. Zusätzlich werden weitere Informationen<br />
angeboten, die bisher nicht verfügbar waren, u.a. der Liniennetzplan<br />
Omnibus, Baustellen-Informationen, weitere Informationen aus den Bereichen<br />
Absatz und Marketing und aktuelle Werbekampagnen. Wie bei den Informationsanzeigen<br />
auf den Bahnsteigen können am unteren Bildschirmrand über die KVB-<br />
Leitstelle außerdem wichtige aktuelle Informationen eingeblendet werden.<br />
Dieser Content ähnelt im Aufbau einer Webseite. Dadurch erhöht sich die Usabilty<br />
des Geräts, ist die Nutzung einer Webseite samt ihrer Navigation doch schon Usus<br />
der meisten Passanten. Die Sitemap im <strong>Ein</strong>zelnen:<br />
1. TARIFÜBERSICHT<br />
1.1. Zielverzeichnis<br />
1.2. Kurzstrecke<br />
1.3. Sonstiges<br />
2. FAHRPLAN<br />
2.1. Linie 5<br />
2.2. Linie 16<br />
2.3. Linie 18<br />
3. NETZPLAN<br />
3.1 Bahn<br />
3.2 Bus<br />
4. UMGEBUNGS- UND LAGEPLAN<br />
4.1. Umgebungsplan<br />
4.2. Haltestellenlageplan<br />
5. SONSTIGES<br />
5.1. Kundencenter: Ehrenfeld, Mülheim, Neumarkt<br />
5.2. Werbekampagnen: Klima, Zukunft<br />
5.3. Bedienhinweise<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Findet über längere Zeit keine Bedienung des Systems statt, schalten die Monitore<br />
in einen Bildschirmschoner-Modus, der mit wechselnden Präsentationen von<br />
Bildern oder Textbausteinen auf die Informationseinrichtung aufmerksam macht<br />
und zur Bedienung auffordert.<br />
69
Laut Angaben des Betreibers ist die Vitrine zukunftssicher durch ständige Erweiterbarkeit<br />
Mit diesem Pilotprojekt an der Haltestelle „Dom/Hauptbahnhof“ sollen<br />
nicht nur technische Funktion und Standfestigkeit des Systems erprobt werden,<br />
sondern auch die Akzeptanz bei den Fahrgästen. Das akustische Touch-System,<br />
durch das der Fahrgast die Informations-Bausteine anwählen und beeinflussen<br />
kann, ist gleichzeitig ein wesentlicher Bestandteil für die Auswertung der Nutzung<br />
des Systems: Mit der Bedienung werden Daten darüber erhoben, wie häufig die<br />
angebotenen Informationen nachgefragt werden. 43<br />
5.12 Scoutmonitore weisen den Weg<br />
Sechs drehbare, tropfenförmige Bildschirme des Unternehmens „ag4“ hängen an<br />
der Hallendecke und informierten kontinuierlich und aktuell über die EXPO und<br />
die Bahn, über abfahrende Züge oder Sonderveranstaltungen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 34: Scoutmonitore von ag4 stellen ein extravagantes Orientierungssystem dar. Mit ihrer ovalen Form<br />
wirken sie auffällig und erfüllen damit ihren Zweck: Dem Passanten omnipräsent den Weg zu weisen.<br />
43 http://www.kvb-koeln.de/german/news/press.htmlNID=887<br />
Abb. 34 http://www.ag4.de/uploads/pics/ag4_db_scoutmonitore_3.jpg<br />
70
Auf den Bildschirmen erscheinen die virtuellen Scouts, die ihre „Reisenden“ willkommen<br />
heißen und ihnen grafisch darstellen, wie es von Halle 13 aus weitergeht.<br />
44<br />
Auch im Anwendungsbeispiel dieser Arbeit wird ein Medium anskizziert, dass sich<br />
die schnelle Orientierung der Passanten zur Aufgabe stellt.<br />
5.13 „City-Guide“ – Multimediale Stadtinformationen<br />
Im Gespräch mit Sascha Burgahrdt, Manager Digital von Ströer, wird deutlich, dass<br />
der City-Guide, im Gegensatz zu fast allen anderen Aussenmedien, frei von jeglicher<br />
Werbung ist. Er diene lediglich der Repräsentation der Städte. Hamburg als<br />
Top-Standort im umkämpften Aussenwerbungsmarkt ist bereits mit diesen Geräten<br />
ausgestattet. Bundesweit sind 15 dieser Terminals aufgestellt.<br />
Der elektronische Stadtführer „City Guide“ von Ströer<br />
wird als Multimedia-Terminal vor touristischen<br />
Sehenswürdigkeiten installiert und liefert mittels<br />
eines TFT-Bildschirm Informationen zum aktuellen<br />
Standort, zu Kunst und Kultur sowie zu den nächsten<br />
ÖPNV-Verbindungen. Diese Inhalte werden mit<br />
einem so genannten „Content Aggregator“ via<br />
DSL gespeist. Jene Informationen können wahlweise<br />
ausgedruckt oder auf das Mobiltelefon geladen<br />
werden. 2006 wird der City Guide mit dem iF Award<br />
des International Forum Design Hannover ausgezeichnet.<br />
45<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 35: Der City Guide macht Fotos, die via DSL versendet werden. Im Bild der Autor mit Sascha Burghardt<br />
im Design- und Innovationspark von Ströer. Abb. 36: Der City Guide ist in Hamburg am stark vertreten.<br />
44 http://www.ag4.de/db_scoutmonitore.html<br />
45 http://www.presseportal.de/pm/51924/798094/stroeer_out_of_home_media_ag<br />
Abb. 35 Foto: City Guide im Design- und Innovationspark in Sürth<br />
Abb. 36 Rendering des City Guides per Mail von Margit von Kuhlmann, Ströer<br />
71
5.14 Zwischenfazit<br />
Die vorangegangenen Beispiele der Kapitel 4 und 5 spiegeln die Entwicklung der<br />
Aussenwerbung von der Litfaß-Säule bis zu den beleuchteten City-Light-Poster mit<br />
digitaler Schnittstelle wider. Dieser Trend der zunehmenden Verwendung digitaler<br />
Schnittstellen ist positiv zu bewerten, da er die Bandbreite an Content wesentlich<br />
erhöht und kreative Werbeformen auch mit Benefit für die Bevölkerung erlaubt.<br />
Ist die alte Anschlagsäule des Ernst Litfaß eine Mischung aus Informations- und<br />
Werbestelle, so legen die klassischen Aussenwerbeformen generell ihren Schwerpunkt<br />
eher in der Reklame.<br />
Hierbei ist festzustellen, dass es auch hier einen positiven Trend in Richtung Mehrwert<br />
durch den Mix an Information und Werbung angestrebt wird. Es gibt Bestrebungen<br />
seitens der Werbetreibenden, Kundenbindung durch interaktiven Informations-Mehrwert<br />
zu erzielen, so etwa durch Bluetooth in City-Light-Postern oder<br />
Touchscreen-Interfaces der KVB. Diesem Trend folgt nun auch ein Anwendungsbeispiel,<br />
welches die digitalen Vorzüge sinnvoll zu vereinen versucht.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
72
6 Anwendungsbeispiel digitaler<br />
Optionen: Der InfoMoover<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
73
Mit den im Rechercheteil zusammengetragenen Erkenntnisse und Faktoren, die die<br />
Trends der Aussenwerbung bestimmen, wird nun ein Anforderungsprofil für ein<br />
interaktives und mobiles Aussenmedium erstellt, welches digitale Vorteile nutzt,<br />
die nötig sind, um die Informationsbedürfnisse der Nutzer zu befriedigen. Hierzu<br />
werden die Mankos der vorangegangenen Beispiele herangezogen, um Möglichkeiten<br />
zur Verbesserung eines mobilen Aussenmediums zu erarbeiten. Dieser Katalog<br />
dient dazu, die erforderlichen Eigenschaften eines interaktiven und kontextbezogenen<br />
„InfoMoovers“ zu ermitteln.<br />
Es wird das Szenario „Flughafen“ und „Messe“ hinzugezogen, da deren Besucher<br />
ausgeprägte Informationsbedürfnisse aufweisen, die mit dem Anwendungsbeispiel<br />
„InfoMoover“ abgedeckt werden sollen.<br />
6.1 Die Szenarien „Flughafen“ und „Messe“<br />
Die Anwendungsgebiete für den InfoMoover sind nicht auf das <strong>Ein</strong>satzgebiet<br />
Flughafen oder Messe beschränkt, doch es bietet sich für die exemplarische Verwendung<br />
der Haupt-Applikation „Orientierungssystem-Modus“ Flughäfen oder<br />
Messen an, weniger Bahnhöfe: Dort ist die Sichtweite des InfoMoovers durch die<br />
hohe Fluktuation der Gäste in den schmalen Gängen stark eingeschränkt. In den<br />
<strong>Ein</strong>gangsbereichen eines Flughafens oder einer Messe kann der Moover aufgrund<br />
der dortigen Sichtkontaktchancen seine Vorteile ausspielen.<br />
In den Szenarien Flughafen und Messe ergeben sich höchste Anforderungen in<br />
Bezug auf die Akzeptanz, der Besucherfrequenz und des Behauptungskampfes<br />
der Medien.<br />
4,52 Millionen Deutsche nutzen laut Allensbacher Werbeträger Analyse mindestens<br />
viermal im Jahr das Flugzeug als Transportmittel. 680.000 Deutsche sind sogar<br />
mindestens zehnmal im Jahr hauptsächlich geschäftlich in der Luft „Da diese Zielgruppe<br />
aufgrund ihrer hohen Mobilität nur wenig fernsieht und ein sehr differenziertes<br />
Leseverhalten besitzt, sind sie nirgends besser werblich zu erreichen als am<br />
Flughafen“. 46<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
46 PLAKATIV 1-2008: S. 32<br />
74
Abb. 37: Szenario Flughafen: Das Bild der Kaffeepause unter Palmen trügt: Das Treiben im Airport Köln /<br />
Bonn wird oftmals von Hektik und fragenden Gesichtern dominiert.<br />
Hiernach ergibt sich die Zahl von etwa 3,9 Millionen Flughafengäste, die nicht zu<br />
den Vielfliegern gehören. Somit gehören sie einer Gruppe an, die eher auf Informationen<br />
als auf Werbung angewiesen sind, sind ihnen die Örtlichkeiten doch<br />
nicht bekannt und sind darauf angewiesen, sich schnell orientieren zu müssen.<br />
Aus Interviews mit Bediensteten des Airports Köln / Bonn resultieren folgende Angaben<br />
über die Informations-Bedürfnisse der Flughafen-Besucher.<br />
Infostand: Im Flughafen Köln/Bonn gibt es zwei Info-Stände. Der erste befindet<br />
sich im Terminal I auf der Ankunftsebene, also recht prominent verortet in der<br />
ersten Etage. Im Terminal II findet man den zweiten Infostand im „Starwalk“, also<br />
dem Durchgang der beiden Gebäudeteile „Stars“ in der obersten Abflugebene.<br />
Der Standort ist theoretisch gut gewählt, liegt er doch im <strong>Ein</strong>gang zu den beiden<br />
„Starwalks“. Die Kenntlichmachung des Infostandes allerdings geht im überladenen<br />
Lichterdschungel des Flughafens unter.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 37 http://www.airport-cgn.de/data/files/image_high/DSC_5181_126_0_3.jpg<br />
75
Dies ist aufgrund der Größenverhältnisse des Flughafengeländes zu bemängeln:<br />
Zum einen sind zwei Informationsstände zu wenig für die tausendfachen Informationsanfragen<br />
der zahlreichen Besucher. <strong>Ein</strong> Informations-Ikon auf den Hinweisschildern,<br />
welches sprechblasenartig in der von Ruedi Baur entwickelten C.I. dargestellt<br />
wird, leitet die Besucher mehr oder weniger gut zum Ziel: Etwa die Hälfte<br />
der Befragten Flughafen-Besucher findet sich mit dem Orientierungs-System nicht<br />
zurecht. Dieses liegt nicht an der Qualität der Icons, sondern eher an der Anordnung<br />
der Schilder. So weisen einige Beschilderungen dorthin, wo kein Weg ist.<br />
<strong>Ein</strong>e weitere Kritik am Orientierungs-System des Flughafen Köln/Bonn zielt ebenso<br />
auf die Anbringung der Hinweisschilder. Die Beschilderungen an den Decken der<br />
Messe wie auch des Flughafens sind nicht ergonomisch: Der Betrachter muss sich<br />
förmlich den Hals verrenken, um die Information lesen zu können. Hat er den Plan<br />
gelesen, wird sich sein Blick wieder senken und muss die gelesene Information mit<br />
seiner Wahrnehmung verknüpfen. Der InfoMoover bieten durch seinen „Transparent<br />
Modus“ (siehe Abschnitt 6.4) die Möglichkeit, diese zwei Ecken zu ersparen.<br />
Die Angestellten am Infostand sind langjährige Mitarbeiterinnen und kennen das<br />
Gebäude somit sehr gut. So werden fast alle Fragen von ihnen beantwortet, was<br />
eben auch dem Kerngebiet dieser Dienstleistung entspricht. Fragen nach Flugzeiten<br />
und nach der Toilette sind die Top-Anfragen. Wo welche Halle ist – ob Flügel<br />
West oder Flügel Ost, und wo das Terminal I oder Terminal II ist, sind die Haupt-<br />
Orientierungsanfragen. Auch Flugzeiten haben die Bediensteten auf dem Schirm<br />
und geben diese Information auf Anfrage gerne weiter.<br />
Obwohl die Infostände also die Haupt-Informationsgeber sind, sind sich die Kunden<br />
nicht sicher, ob hier auch Flugdaten abzufragen sind. Fragen nach Mietwagen-<br />
Stationen tauchen neben Anfragen nach dem Standort der Parkhäuser ebenso auf<br />
wie auch die Frage nach der Höhe der Parkgebühren. Auch stellen sich Fragen nach<br />
„gutem Essen“, Beate-Uhse-Aufführungen, <strong>Ein</strong>kaufsmöglichkeiten oder der Gepäckermittlung.<br />
Fragen nach den Kosten für Hotels oder den Fahrkosten via Taxi,<br />
Bahn oder Bus nach Köln oder Bonn können nicht immer beantwortet werden,<br />
zu variabel ist die Preisgestaltung der Hotels, der Taxen und der öffentlichen Verkehrsmittel.<br />
<strong>Ein</strong> gerne genutzter Zusatzservice ist das Ausrufen nach bestimmten<br />
Personen, derlei Anfragen kommen im normalen Verkehr circa alle fünf Minuten.<br />
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76
<strong>Ein</strong>e Sonderrolle übernimmt die Service-Kraft der DB in der untersten Ebene. Ähnlich<br />
wie in den Bahnhöfen die Automaten-Guides, die den Besuchern die Fahrkarten-Automaten<br />
erklären und „Bedienungshilfen“ geben, ist auch der Mitarbeiter<br />
im Flughafen ein Erklärer für das Informationssystem der DB. Direkt neben den<br />
gelben Fahrplänen steht ein digitales Display, was ebenso die Abfahrtszeiten bekannt<br />
gibt, wie auch das Service-Personal, welches direkt hinter dem Display am<br />
Laptop versteckt Solitär spielt. Die Zuhilfenahme von Personal spricht nicht für die<br />
Informationssysteme der DB.<br />
Abb. 38: „Tausendmal pro Tag“ werden beispielsweise Kellner, Putzkräfte oder Zollbeamte nach dem Weg<br />
gefragt. Das schlägt sich auch wirtschaftlich nieder, beanspruchen tausend Antworten doch Arbeitszeit.<br />
Auch andere Angestellte, die innerhalb des Airports arbeiten, werden von den<br />
Besuchern als vermeintliches Service-Personal betrachtet, welches auf Informationsanfragen<br />
zu Antworten verpflichtet sei. Diese angenommene Selbstverständlichkeit<br />
macht den Ton der Anfrage aus. Viele befragte Angestellte wie etwa<br />
Zoll-Beamte, Polizisten, Kellnerinnen, Putzkräfte oder auch Promotion-Arbeiter,<br />
reagieren höchst wechselhaft und individuell. Der Ton macht die Musik, und fragt<br />
der Besucher gar zu einsilbig und dabei harsch: „Toilette“, so steht dem Angestellten<br />
– dieses ja ohnehin – frei, die Besucher an einen der beiden Informationsstände<br />
zu verweisen, anstatt den sicher kürzeren Weg zur nächsten Toilette<br />
bekanntzugeben. Es gilt festzuhalten, dass die Angestellten generell gerne und<br />
freiwillig die Informationsanfragen der Besucher bedienen. Auf der anderen Seite<br />
ist unfreundliches Verhalten der Besucher der Grund für eine Verweigerung der<br />
Information.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 38 http://www.airport-cgn.de/data/files/image_high/Bar-Red_126_0_3.JPG<br />
77
Die Anfragen der Besucher sind besonders in den hohen Fluktations-Zeiten ein<br />
Problem bei der Abwicklung des laufenden Geschäfts, sind fragende Kunden doch<br />
i.d.R. keine zahlenden, sondern zeitraubende „Kunden“. So wird Informationsvermittlung<br />
zu einem wirtschaftlichen Faktor. Nur wenigen Angestellten, wie etwa<br />
den Mitarbeitern eines Kreditkarten-Promotionstandes, nutzt der entstandene<br />
Kontakt. Hier wirkt die Verzahnung von Werbung und Information auch hinsichtlich<br />
des Werbe- und Informationsmediums InfoMoover.<br />
Im Anwendungsbeispiel zielt das Konzept des InfoMoovers dahin, diese in den<br />
Umfragen festgestellten Anfragen schnell beantworten zu können. Die Erfahrungswerte<br />
der in diesem Abschnitt erläuterten Anfragen ergeben die meisten<br />
bzw. durchschnittlichen Anfrageziele, die daher prominent als Favoriten in dem<br />
Menü des InfoMoovers dargestellt werden.<br />
Die Anfragen im <strong>Ein</strong>zelnen:<br />
• Wo ist das Terminal I oder II<br />
• Wo sind die Toiletten<br />
• Wo muss ich einchecken<br />
• Wie komme ich zur Abflugebene<br />
• Wo ist die Bahn<br />
• Wo ist ein Geldautomat<br />
• Wann geht der nächste Zug nach Köln oder Bonn<br />
• Wie komme ich zu Germanwings / andere Airlines<br />
• Wo ist das Parkhaus<br />
• Wo ist die Sicherheitskontrolle<br />
• Wann fliegt meine Maschine<br />
• Wo ist die Polizei<br />
• Wo finde ich einen Briefkasten<br />
• Was kostet eine Bahnfahrt / Taxifahrt nach Köln / Bonn<br />
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78
6.2 Anforderungen<br />
Herkömmliche Aussenmedien wie ein City-Light-Poster sind per se nicht in der Lage,<br />
mit dem Betrachter zu kommunizieren und die Anfragen der Besucher zu beantworten.<br />
Die Anforderungen für ein Aussenmedium, welches Informationsterminal<br />
und Werbung in einem ist, resultieren aus den Beobachtungen und Umfragen<br />
der Zielgruppe „Flughafenbesucher“ wie auch aus den Recherche-Ergebnissen der<br />
Prinzipien der Aussenwerbemedien des Kapitel 4 und 5.<br />
Mix aus Werbung und Informationsservice<br />
Der „InfoMoover“ ist als ein Werbemedium angelegt. Mehrwert entsteht durch<br />
Informationen: Informationsbedürfnisse, wie sie im Flughafen oder auf der Messe<br />
dominant sind, werden durch die fahrende Reklame bedient. Der Werbetreibende<br />
wird also, vom Besucher unbewusst, mit einer Hilfestellung in Verbindung gebracht,<br />
welches eine direkte vertrauensbildende und somit kundenbindende Maßnahme<br />
ist. Das Publikum soll den Moover als Infoterminal erkennen und nutzen.<br />
In Erinnerung soll der <strong>Ein</strong>druck bleiben, dass etwa der „Canon-Moover“ den Weg<br />
gewiesen hat.<br />
„Barrierefrei“ und dennoch interaktiv<br />
Der InfoMoover soll interaktiv sein und dabei möglichst barrierefrei gestaltet<br />
sein. Die Bildsprache und das Interface sollen auf der einen Seite intuitiv zu bedienen<br />
sein. Das beeinhaltet eine <strong>Ein</strong>haltung von Standards in der Gestaltung der<br />
Icons, hier gilt also: Form follows function. Auf der anderen Seite muss also eine<br />
„herkömmliche“ Touchscreen-Bedienung mit leicht zu erkenn- und bedienbaren<br />
Schaltflächen ermöglicht werden. Ansprüche auf eine „auf Biegen und Brechen<br />
individuell gestaltete Erscheinung“ entfällt zugunsten von einer standardisierten<br />
Formsprache, die von möglichst allen Usern gelesen werden kann.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Multi-User Bedienbarkeit<br />
Wie aus den Umfragen im Kölner Hauptbahnhof hervorgeht, ist es die nicht gegebene<br />
Möglichkeit der Multi-User Nutzung des digitalen Fahrplan-Terminals, die<br />
Kritik hervorruft. Der klassische Fahrplan hingegen bietet Platz für mehrere Fahr-<br />
79
gäste gleichzeitig. Das Konzept des Anwendungsbeispiels soll das Kriterium der<br />
Multi-User Nutzbarkeit erfüllen.<br />
Soll am PoS bzw. „Point of Interest“ agieren<br />
Der CityLight-Moover-Aspekt: Im <strong>Ein</strong>gangsbereich der Messe oder des Airports<br />
ist der Default-Standort. Hier greift die Haupt-Applikation des InfoMoovers: Der<br />
Orientierungssystem-Modus. Da der Point of Interest sich aber spontan ergeben<br />
kann, etwa, wenn ein Event die Messebesucher zu einem bestimmten Ort zieht,<br />
ist ein Aussenmedium im Vorteil, welches seinen Standort ändern kann. Auch als<br />
Hilfemaßnahme für ein etwaiges Evakuierungsprogramm soll das Medium fungieren<br />
können.<br />
6.3 Eigenschaften und Vorteile<br />
In diesem Unterkapitel werden die sowohl technischen als auch inhaltlichen Eigenschaften<br />
des InfoMoovers erklärt. Diese Arbeit stellt nun anskizzierterweise<br />
ein szenarisches Konzept dar, welches somit nicht den Anspruch hat, dass die technischen<br />
Voraussetzungen schon heutzutage gegeben sein müssen. Eher wird ein<br />
Ausblick in die Möglichkeiten der näheren Zukunft dargestellt. Die unbedingte<br />
Nutzung moderner Technologien steht jedoch nicht im Vordergrund dieser Studie,<br />
sondern ist nur das geeignete Mittel, den inhaltlichen Zweck zu erfüllen.<br />
Kontextbezogene Informationen<br />
Informationsbedürfnisse, wie sie sich in den Interviews im Flughafen Köln/Bonn<br />
und in der KölnMesse im Abschnitt 06.1 (Die Szenarien „Flughafen“ und „Messe“)<br />
feststellen lassen, fließen in das Konzept des InfoMoovers ein. In beiden Situationen<br />
wird hauptsächlich ein schnelle Orientierung gefordert.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Mobiles Multi-Funktions-Info-Terminal<br />
Im Sinne des Ernst Litfaß verfügt der InfoMoover über die Möglichkeit, Werbung<br />
verknüpft mit Informationen für das Publikum bereitzustellen. Zwar ist die Werbung<br />
die treibende Kraft, die die Verwendung des InfoMoovers erst initialisiert.<br />
80
Wie aus den Recherchen hervorgeht, ist es aber nunmehr das Ziel der Werbenden,<br />
auch die Wünsche der Kunden zu erkennen und zu befriedigen – denn eine innovative<br />
Werbemaßnahme, die dem Betrachter zu einer Interaktion verleitet, kann<br />
aus einem Betrachter schnell einen Kunden machen. Die Kundenbindung und der<br />
Mehrwert, den der Betrachter aus der Maßnahme zieht, ist als höheres Ziel als die<br />
reine Verbesserung der Sichtkontaktchancen zu werten. So bieten die Szenarien<br />
Messe und Flughafen potenzielle Anforderungen, die den InfoMoover zu einem<br />
mobilen Multi-Funktions-Info-Terminal transformieren. Der Nutzwert der Info-<br />
Moover wird zum Mehrwert: Bedürfnisse rund um die Orientierung sowohl die<br />
Bereitstellung des Internets oder der Wetterservice werden befriedigt und, subtil,<br />
aber präsent, mit dem Stempel des Werbetreibenden versehen.<br />
GPS: Positionsbestimmung zum Abgleich mit den Orientierungssystem-Modus<br />
Um die Positionierung des InfoMoovers zu bestimmen, ist er mit einem Chip versehen<br />
und kann so durch das GPS (Global Positioning System) geortet werden. Dieses<br />
ist für den Orientierungssystem-Modus des InfoMoovers vonnöten.<br />
Interface: Multi-User Bedienbarkeit<br />
Durch die rundliche Form des InfoMoovers ergibt sich eine Sichtbegrenzung auf<br />
den eigenen Interface-Bereich des jeweiligen Users. Somit wird dem Respekt der<br />
Privatsphäre des Nutzers durch die Krümmung des Moover-Displays Rechnung getragen.<br />
Die nach Aussen gewölbte Form des InfoMoovers bietet auch mehr physikalischen<br />
Platz als eine ungewölbte Fläche, so dass mehrere User gleichzeitig den<br />
Moover nutzen können.<br />
Es gibt, je nach Kontext, besser: der Kundefrequenz, für mehrere User partitionierbare<br />
Interface Bereiche, die auf Touchscreen-Basis navigiert werden. Mit den Zeigefingern<br />
größer ziehbare Interface-Bereiche in Form von Rechtecken simulieren<br />
einen Monitor – etwa mit einer beispielsweisen Darstellung eines Browsers.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Darstellung: OLED-Monitor<br />
Der OLED-Monitor gewährleistet, neben der Darstellung jeglichen Contents in allen<br />
RGB-Farben, die rundliche Bauform, die wiederum eine Sichtbarkeit des Info-<br />
81
Moovers schon aus der Ferne möglich macht. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser<br />
Arbeit ist die großflächige Realisierbarkeit der OLED-Technologie noch in den<br />
Kinderschuhen. <strong>Ein</strong>e Verwendung aber in ferner Zukunft ist durchaus denkbar. So<br />
werden die Bauteile immer günstiger und die Skalierung in die Größe, wie sie für<br />
den InfoMoover angedacht ist, dadurch ermöglicht.<br />
Die technische Entwicklung macht derzeit enorme Fortschritte. Die einfachste<br />
Bauform der OLEDs besteht aus drei Schichten. <strong>Ein</strong>e Glasplatte oder Folie wird<br />
mit stromleitendem Indium-Zinn-Oxid als Elektrode beschichtet. Darauf wird eine<br />
Zehntausendstel Millimeter dicke organische Schicht aufgebracht, die anschließend<br />
von einer zweiten Elektrodenschicht aus Metall bedeckt wird. Über die Elektroden<br />
werden Ladungsträger wie Elektronen in die dünne Schicht des Kunststoffs eingebracht.<br />
Dadurch werden in den Molekülen des Kunststoffs Elektronen in einen<br />
energiereichen Zustand versetzt. Zerfällt dieser angeregte Zustand, wird unter bestimmten<br />
Voraussetzungen die zugeführte Energie wieder als Licht abgestrahlt.<br />
Der Kunststoff leuchtet.<br />
Darstellung: LED- oder Laser-Beamer<br />
Die Verwendung des seitlich am Moover integrierten Beamers dient im Wesentlichen<br />
zwei Applikationen: Dem Cinema-Modus und dem Orientierungssystem-Modus.<br />
Der Cinema-Modus ist auf einen Beamer angewiesen, der die Eigenschaften<br />
herkömmlicher Projektor erfüllen muss. Der Orientierungssystem-Modus benötigt<br />
eine möglichst leuchtstarke Wegkennzeichnung auf dem Boden. Durch das einfallende<br />
Tageslicht wird das Lichtsignal geschwächt und bedarf daher einer hohen<br />
Intensität des Beamers. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Arbeit ist die Entwicklung<br />
hochwertiger Projektoren, die diese Zwecke erfüllen können, noch in einer<br />
breitbandigen Experimentierphase. Die Wahl muss derzeit zwischen der LED- und<br />
der Laser-Technik getroffen werden.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
BenQ setzt auf LED-Technik: Das taiwanische Unternehmen arbeitet an einem sehr<br />
hellen Präsentationsprojektor mit Leuchtdioden als Lichtquelle. „Wir peilen einen<br />
Lichtstrom von über 1000 Lumen an“, erklärt Produktmanager Alexander Kahl –<br />
für LED-Geräte ist das extrem hell. Der große Vorteil von Leuchtdioden: Sie sollen<br />
zwei bis zehnmal so lange halten wie konventionelle Projektionslampen. 47<br />
47 http://www.heise.de/newsticker/LED-Beamer-Noch-100-bald/meldung/133906<br />
82
Der Nachteil von LED-Beamers ist zur Zeit die Leuchtstärke, die mit 1000 Lumen<br />
nicht einmal den Lichtstrom von üblichen Beamern, deren Wert bei 2000 Lumen<br />
liegt, erreicht. Abhilfe verschafft eine andere Technik: Der Laser-Beamer.<br />
Laser-Beamer können kleiner gebaut werden, sie benötigen keinen teuren Multispiegel-Chip<br />
(Digital Micromirror Device, DMD). Das senkt ebenso wie das fehlende<br />
Objektiv die Kosten. Zur Bilderzeugung dient ein einziger Spiegel, der elektrostatisch<br />
in zwei Richtungen bewegt werden kann. Über diesen Spiegel wird der<br />
zusammengeführte Strahl der drei Laser Punkt für Punkt über die Projektionsfläche<br />
geführt. Das Ganze geschieht mit einer Frequenz von 50 Megahertz. Um<br />
Helligkeitsunterschiede darzustellen, wird die Intensität der Laser moduliert. Die<br />
Stromaufnahme der Laser-Beamer liegt noch im Bereich der LED-Beamer, aber die<br />
Fortschritte in der Entwicklung sind vielversprechender als die LED-Variante. 48<br />
Mobilität: Elektromotor und Räder<br />
Die Mobilität des InfoMoovers unterliegt auch in Zukunft den hiesigen Bestimmungen<br />
des TÜV und verfolgt daher die selben Ziele wie der CityLight-Moover, dessen<br />
Zielgruppe Fußgänger sind. Daher ist es ratsam, auf eine vollautomatisierte Steuerung<br />
zugunsten eines ausgebildeten Piloten zu verzichten. Dem Piloten obliegt es,<br />
wie auch schon beim CityLight-Moover Usus, die von Interesse scheinenden Lokalitäten<br />
anzusteuern – ohne dabei den Gehweg der Menschen zu beinträchtigen.<br />
WiTricity: Ladestation für elektrische Geräte<br />
<strong>Ein</strong> Feature für die mobile Bevölkerung ist die Ladestation für mobile Geräte. Dieser<br />
Zusatzservice ermöglicht dem Werbenden einen weiteren, klassischen Vorteil:<br />
Durch den Mehrwert für den Kunden, in diesem Falle also dem Aufladen seines<br />
Gerätes, verweilt er in direkter Reichweite des Werbeträgers und wird so an die<br />
Marke gebunden.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Das Szenario dieses Anwendungsbeispiels geht von einer zukünftigen Standardisierung<br />
der Stromzufuhr mobiler Geräte aus: Eben der kabellosen Versorgung mit<br />
Strom durch Induktion.<br />
48 http://www.heise.de/tr/Beamer-fuer-die-Westentasche--/artikel/73646<br />
83
Diese Ladung erfolgt über Induktionsstrom. Intel nennt seine dahingehende Entwicklung<br />
WREL (Wireless Resonant Energy Link). Die MIT-Forscher erfinden für ihr<br />
Verfahren das Kunstwort WiTricity (von Wireless Electricity). Sie erreichen laut Medienberichten<br />
inzwischen zum Teil Effizienzgrade von bis zu 90 Prozent. Marin Soljacic<br />
vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) spricht in der Pressemittleilung<br />
„WIRELESS ENERGY TRANSFER CAN POTENTIALLY RECHARGE LAPTOPS, CELL<br />
PHONES WITHOUT CORDS“ (2006) von seinem Versuch, Anwendungsbeispiele für<br />
das induzierte Laden zu finden. So führt er neben Laptops und Handys auch den<br />
Gebrauch einer Ladestation für einen automatisierten Staubsauger an. 49<br />
Induktionsstrom Definition: In der Elektrotechnik stellt induktive Kopplung eine<br />
Übertragung von Energie durch ein gemeinsames Magnetfeld dar. <strong>Ein</strong>e Änderung<br />
der Stromstärke in einem Leiter erzeugt ein Magnetfeld, und dieses induziert eine<br />
Spannung im zweiten. http://de.wikipedia.org/wiki/Induktive_Kopplung<br />
6.4 Content und Applikationen<br />
Neben den technischen Merkmalen sind es die Inhalte, die das Konzept des Info-<br />
Moovers ausmachen. In diesem Unterkapitel nun wird deutlich, weswegen der<br />
InfoMoover als audiovisuelles Medium kategorisiert wird. Neben dem eigentlichen<br />
Content Werbung eignen sich viele weitere Features, Modi und Anwendungen zur<br />
weiteren Kundenbindung durch Informationsservice.<br />
Default-Modus: Werbung<br />
Der Anteil der Reklame im Mix aus Information und Werbung sollte generell ein<br />
bestimmtes Maß an Zumutbarkeit nicht überschreiten. Auch soll der Anwender<br />
von etwaigen Werbe-<strong>Ein</strong>blendungen nicht in seiner Sitzung beeinträchtigt werden.<br />
Erst wenn der User keinen Gebrauch von den Info-Interfaces mehr macht,<br />
erscheint im prominenten Vollbildmodus die Werbung. Geht man von einer enorm<br />
hohen durchschnittlichen Besucherfrequenz aus, wird der Moover zu 80 % des<br />
<strong>Ein</strong>satztages von Usern umstellt sein. Die restliche Zeit, ausreichende 20 %, ist auf<br />
dem OLED-Monitor ein Mix aus aus animierter Werbung und Informationen wie<br />
etwa Nachrichten zu sehen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
49 www.mit.edu<br />
84
Neben der zeitlichen ist es auch die räumliche Aufteilung, die mit der 80/20-Regel<br />
beschrieben werden kann. Erfahrungen aus dem TV, in denen Split Screens und Inserts<br />
die Werbung um Informationen bereichern, zeigen eine Aufteilung von etwa<br />
dieser Proportion auf. So kann auch der InfoMoover mit einer grafischen Aufteilung<br />
von Info und Werbung dargestellt werden, indem über der Augenhöhe und<br />
somit im prominenten Bereich das Logo des Werbetreibenden steht.<br />
Check-In-Modus<br />
Der Check-In Modus weist den Besuchers den Weg, sobald sie ihre Bordkarte oder<br />
ihren Messeausweis an den Moover halten. Dieser Modus hat eine feste Stelle im<br />
Favoritenmenü, da auch der QR-Reader des InfoMoovers zum Lesen des Codes eine<br />
mechanisch bedingt feste Stelle benötigt. Hinter dem Icon – aus ergonomischen<br />
Gründen – auf Türgriffhöhe ist ein Scanner angebracht, der die Karte oder den<br />
Messeausweis liest. Folgende Informationen werden aus dem darauf gedrucktem<br />
QR-Code gelesen: Abflugzeit und Abflugort bzw. Messestand und Veranstaltungszeit.<br />
Im Falle des „Airport-InfoMoovers“ wird zusätzlich ein Countdown in visueller<br />
Form dargestellt. Der Weg zum Ziel wird auf Basis der Applikation Orientierungssystem-Modus,<br />
in den sich der InfoMoover sofort nach dem Lesen des QR-Codes<br />
schaltet, gewiesen.<br />
Das Unternehmen Jaxo-Systems bietet schon heute kostenlose Programme an, die<br />
die kodierten Bordkarten direkt auf das Handy übertragen. So ist es also auch<br />
möglich, den QR-Code im Mobiltelefon abzuspeichern, um ihn dann vom Info-<br />
Moover auslesen zu lassen. 50<br />
Orientierungssystem-Modus<br />
Darstellung des Orientierungssystem-Modus: Der Modus wird entweder direkt<br />
nach dem Check-In Modus oder durch die Touchscreen-Steuerung mit Betätigung<br />
des prominenten Buttons „Orientierungssystem-Modus“ gestartet. Das Display<br />
wird erscheint „durchsichtig“ (Display vorne, Kamera zur Rückseite, siehe Transparent<br />
Modus im nächsten Abschnitt), so dass der Besucher „freie Sicht“ durch den<br />
Moover hat. Links oben wird eine Übersichtskarte des gesamten Gebäudekomplexes<br />
dargestellt, wobei der derzeitige Standort (festgestellt durch das GPS) des<br />
InfoMoovers und somit des Benutzers rot markiert ist. So hat der User bereits den<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
50 http://www.jaxo-systems.com/download/index.phplang=en_US<br />
85
eigenen Standort auf der eingeblendeten Übersichtskarte gefunden.<br />
Im zweiten Schritt erscheint ein Flyout-Menü rechts aus dem ikonografischen Button.<br />
In diesem Menü kann der User weitere Buttons aktivieren, die weitere Submenüs<br />
bzw. das Ziel zeigen: WC, Logos von Airlines oder Messeständen. Wird der<br />
Button mit der gewünschten Destination aktiviert, zeigen auf dem Monitor eingeblendete,<br />
rote Linien „am Boden“ durch die Gänge hindurch bis zum Ziel.<br />
Der dritte Schritt gibt dem Orientierungssystem-Modus Unterstützung durch den<br />
Laser-Beamer: Zusätzlich zur Monitoranzeige wird dem User der zu gehende Weg<br />
auf dem physikalischen Boden mit einem Laserpointer angezeigt. Zusätzlich kann<br />
im InfoMoover ein kleiner Drucker installiert sein, der dem Nutzer seinen aktuellen<br />
Weg mittels eines Lageplans auf Papier ausdruckt.<br />
Im Folgenden wird ein exemplarischer Ablauf des „Check-In-Modus“ und des „Orientierungssystem-Modus“<br />
veranschaulicht.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
86
BOARDING CARD<br />
LogoA<br />
FLIGHT Nr / N° Vuelo<br />
DEST.<br />
BOARDING CARD<br />
FLIGHT Nr / N° Vuelo<br />
SEQ Nr / N° Sec.<br />
DEST.<br />
FR 8626<br />
FR 8626<br />
KOLN / BONN<br />
DATE / Fecha<br />
57<br />
BOARDING CARD<br />
FLIGHT Nr / N° Vuelo<br />
KOLN / BONN<br />
DEST.<br />
FR 8626<br />
02 DIC<br />
SEQ Nr / N° Sec.<br />
LogoAirs<br />
DATE / Fecha<br />
SEQ Nr / N° Sec.<br />
DATE / Fecha<br />
57<br />
KOLN / BONN 02 DIC<br />
LogoAirs<br />
57<br />
02 DIC<br />
Abb. 39: Die Bordkarte wird aus dem Internet heruntergeladen. Auf ihr ist neben den üblichen Daten auch<br />
ein QR-Code gedruckt. Dieser beinhaltet Abflugort und Abflugzeit – z.B. „Terminal 2“ und „16:45h“.<br />
Abb. 40: Im Airport angekommen wird man vom InfoMoover begrüßt, der an seinem Default-Ort, dem<br />
<strong>Ein</strong>gangsbereich, wartet. Der InfoMoover ist im Werbungs-Modus und auf Stand-By für Ankömmlinge.<br />
BOARDING CARD<br />
FLIGHT Nr / N° Vuelo<br />
DEST.<br />
FR 8626<br />
SEQ Nr / N° Sec.<br />
DATE / Fecha<br />
KOLN / BONN 02 DIC<br />
LogoAirs<br />
57<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Abb. 41: Der „Check-In-Modus“ wird mittels des QR-Icons aktiviert. Die Bordkarte wird an das Icon gehalten<br />
und der Code wird gelesen. Daraufhin gibt es ein akustisches und optisches Feedback …<br />
14m 52s<br />
Abb. 39 bis 41: Alexander Sin Fei Essen<br />
87
o<br />
CARD<br />
FR 8626<br />
SEQ Nr / N° Sec.<br />
DATE / Fecha<br />
/ BONN 02 DIC<br />
LogoAirs<br />
57<br />
Abb. 42: … und der InfoMoover springt in den „Orientierungs-System-Modus“. Die Werbung verblasst und<br />
eine Übersichstkarte des Gebäudes erscheint. Hier ist der aktuelle Standort mit einem Punkt markiert.<br />
14m 52s<br />
Abb. 43: Vom aktuellen Standort wird der Weg zum Ziel mit einer roten Linie angezeigt. Zugleich offenbaren<br />
ein Countdown und ein Fortschrittsbalken die noch verbleibende Zeit bis zum Abflug.<br />
13m 48s<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
14m 52s<br />
Abb. 44: Der Laser-Beamer gibt dem Reisenden die Route auf den Weg. So fällt es dem User leicht, eine<br />
Verbindung des Lageplans mit der physikalischen Welt herzustellen. Optional wird diese Linie durch die<br />
Medienfassade weitergeführt.<br />
Abb. 42 bis 44: Alexander Sin Fei Essen<br />
88
Transparent-Modus<br />
Die transparente Darstellung des InfoMoovers ist eine Standard-<strong>Ein</strong>stellung, die<br />
mit fast allen anderen Applikationen verbunden werden kann. Hierbei wird eine<br />
Transparenz nur simuliert: <strong>Ein</strong>e Kamera fängt das Bild jenseits des InfoMoovers<br />
ein, und der OLED-Bildschirm spiegelt das Bild diesseits wider.<br />
Fahrplan-Modus<br />
Wie in den Umfragen im Kölner Hauptbahnhof deutlich wird, besteht ein dringender<br />
Bedarf an der Information der Anschlusszüge ab Hauptbahnhof, Messe oder<br />
Flughafen. Dank der angedachten Konnektivität des InfoMoovers zu den bestimmten<br />
Online-Systemen ist es lediglich eine zu beantwortende Frage der Programmierung,<br />
die Datensätze der Anschlussverkehrsmittel mit denen der abfahrenden<br />
Verkehrsmittel abzugleichen. Auch tagesaktuelle Änderungen des Fahrplans werden<br />
im System erfasst und dargestellt.<br />
Notfall-Plan-Modus<br />
Hier wird der höchste Nutzwert eines InfoMoovers deutlich. Durch seine Mobilität<br />
erreicht der Moover den besten Blickwinkel in einem etwaigen Menschenauflauf.<br />
Durch seine Positionierung vermag das leuchtende Vehikel akute Notsituationen<br />
zu lindern und ordnen: Denn bei so genannten Flaschenhälsen, also engen Türen<br />
oder Durchgängen, unterstützt ein Obstakel in der Mitte die Kanalisation der<br />
Menschenströme in zwei Laufwege. Durch diese Ordnung kommt es zu schnelleren<br />
Evakuierungen.<br />
Deutliche Handlungsanweisungen und eindeutige, animierte Richtungsanzeigen<br />
machen den InfoMoover zu einem prominenten Hinweisschild für Situationen, in<br />
denen der schnellste Weg für und von den Menschen gefunden werden soll.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Internet-Modus<br />
Der Bedarf an online-Aktivitäten lässt auch die Aussenwerbebranche nicht kalt:<br />
„Die Auswirkung von Etatverschiebungen aus anderen Gattungen hin zu online<br />
befürchten wir für die Aussenwerbung derzeit jedoch nicht, denn wir halten den<br />
89
Mediamix von Aussenwerbung in Kombination mit online für eine besonders wirksame<br />
Maßnahme.“ Der InfoMoover stellt die Schnittstelle zwischen dem klassischen<br />
Plakat und dem Bedürfnis nach online-Applikationen dar. Die Applikationen<br />
Email und das kostenlose „googlen“ ist selbstverständlich geworden – bzw. sollte<br />
selbstverständlich sein. Auch die Nutzung expliziter Web 2.0-Anwendungen wie<br />
derzeit beispielsweise facebook oder YouTube bekommen ob ihres Beliebtheitswertes<br />
eine favorisierte Darstellung im Display des InfoMoovers. 51<br />
Wie auch der CityGuide von Ströer ist der InfoMoover mit einer Kamera ausgerüstet.<br />
Ansichtskarten, die via E-Mail verschickt werden können, sind somit möglich.<br />
Wetteransage-Modus<br />
Abgestimmt mit dem GPS ist eine örtlich und zeitlich exakte (aus dem Internet gewonnene)<br />
Wettervorhersage möglich, die den Messe- oder Flughafenbesucher Gewissheit<br />
über das Wetter auf den Weg gibt. Der Bedarf an Wettervorhersagen ist<br />
in den „gemässigten Zonen“ hoch, da das dominierende Regenwetter auch einen<br />
kurzen Weg vom Messegebäude oder vom Flughafenausgang hin zur Bahn unangenehm<br />
machen kann. Interessant bei dieser Applikation ist der steigende Wert<br />
der Genauigkeit in Bezug auf den Ort und die Zeit. Die meteorologische Fakultät<br />
der Universität zu Bonn verfügt über das geeignete „Niederschlagsradar Bonn“,<br />
mit dessen Daten auch der InfoMoover gespeist werden kann. Bereits jetzt sind<br />
genaue Regenvorhersagen mit einer Messfrequenz von 5 Minuten erreichbar. 52<br />
Ambient Intelligence<br />
Die Applikation „Wettersituation“ wird über die Bedienung der Schaltfläche aktiviert<br />
– oder über RFID-Chips. Nähert der Pilot den InfoMoover Richtung Ausgang,<br />
meldet der dort angebrachte RFID-Chip dem InfoMoover ein Signal und öffnet die<br />
Applikation „Wetteransage Modus“ für eben diesen Standort. Die Anwendung ist<br />
für jene Gäste sichtbar, die das Gebäude verlassen wollen. Den Ankommenden auf<br />
der anderen Seite wird eine <strong>Ein</strong>gangskontextbezogene Information wie z.B. der<br />
Lageplan dargestellt.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
Die jungen Technologien (von deren Verwendung also auch der InfoMoover profitiert)<br />
hinter dem Begriff Ambient Intelligence (kurz AmI, deutsch Umgebungsintel-<br />
51 http://www.openpr.de/news/237005/Marktperspektiven-Out-of-Home-2009.html<br />
52 http://www.meteo.uni-bonn.de/forschung/gruppen/radar/technik.htm<br />
90
ligenz) stellen ein technologisches Paradigma dar, das vor allem im Zusammenhang<br />
mit dem europäischen Forschungsprogramm Information Society Technologies<br />
steht. Ziel der Forschungsanstrengungen soll es sein, Sensoren, Funkmodule und<br />
Computerprozessoren massiv zu vernetzen, um so den Alltag zu verbessern. Erste<br />
Anwendungsgebiete sind z.B. das intelligente Haus, dessen sämtliche <strong>Ein</strong>richtungen<br />
(Wärme, Küchenmaschinen, Rollläden, etc.) sich mit (mobilen) Computern<br />
(PDAs) von überall her bedienen lassen und sich adaptiv auf die Bedürfnisse der<br />
Bewohner einstellen, sowie die effizientere Nutzung der Verkehrsinfrastruktur. 53<br />
Telescope-Modus<br />
Auf dem „Transparent Modus“ basierend erscheint das Display nach Betätigung<br />
des Telescope Modus scheinbar durchsichtig. Durch eine gestische Zoombewegung<br />
per Touchscreen wird die Nutzer-Partition näher heran gezoomt. Die Technologie<br />
hierzu liefert Apple bereits mit dem Multi Touch Pad. Der Pilot ist in der Lage,<br />
etwaige unangebrachten Vergrößerungen von Personen per Remote zu unterbinden<br />
oder auch den InfoMoover zu rotieren, so dass die Privatsphäre geschützt ist.<br />
Cinema-Modus<br />
Die Nacht ist die <strong>Ein</strong>satz-Zeit für dieses Feature. In „Design ist unsichtbar“ stellt<br />
Lucius heraus, dass die Nacht den zeitlichen Raum bietet, den jüngere Menschen<br />
gerne einnehmen. Diese Gruppe ist für Werbende besonders interessant. Der InfoMoover<br />
kann seinen <strong>Ein</strong>satzort dahingehend modifizieren und von einem Infoterminal<br />
zu einem fahrbaren Kino werden – er ist dann sozusagen ein CityNight-<br />
Moover, der kontextbezogenes Infotainment bieten kann wie kaum ein anderes<br />
Aussenmedium.<br />
Living Surface-Modus<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
<strong>Ein</strong>e spielerische Anwendung, die die Bewegung der Besucher interaktiv interpretiert<br />
und mit einer „lebendigen“ Grafik versehen ist. Die Kölner Firma „vertigo<br />
systems GmbH“ bietet die Software wie auch Hardware (Kamera und Beamer) für<br />
ihr Produkt: „living surface“ sind interaktive Flächen mit lebendigen Inhalten zum<br />
„Anfassen“, Mitmachen und Spielen. Ob auf dem Fußboden, auf dem Tisch, an<br />
der Wand oder an der Decke, die „digitalen Lebewesen“ schwimmen, hüpfen oder<br />
53 http://cordis.europa.eu/ist<br />
91
fliegen und reagieren dabei stets auf die Bewegungen der handelnden Personen.<br />
Im Falle des InfoMoovers fungiert die „living surface“ sozusagen als interaktiver<br />
Bildschirmschoner des OLED-Monitors. Auch die Konnektivität zum „Mediamesh“<br />
(siehe Ausblick) erlaubt eine großflächige und interaktive Animation, die, durch<br />
Nutzer des InfoMoovers gesteuert, die Fassade des Flughafens belebt. Die Erlebnisse<br />
sind beispielsweise interaktive Fische, Wolken, flüsternde Blumen, magische<br />
Fußspuren oder eigene Effekte, nach Kunden-Vorgaben angefertigt. 54<br />
Spiele<br />
Pong im InfoMoover: Bewege mit einer Geste den vertikal bewegbaren Strich auf<br />
der Seite. Treffe den Ball und spiele so entweder den Gegner Computer oder einen<br />
Mitspieler aus. Dieser kann auch auf der anderen Seite des InfoMoovers stehen.<br />
Ebenfalls, wie im nächsten Abschnitt angedeutet, kann das Spiel auf den Mediameshes<br />
dargestellt werden.<br />
6.5 Ausblick: Konnektivitätsbeispiel InfoMoover / Mediamesh<br />
Die Vorteile der Konnektivität sollen sich nicht auf QR-Code-to-Moover beschränken.<br />
Vielmehr können die QR-Codes der Messekarte der der Bordkarte dafür verwendet<br />
werden, um an so genannten Check-Points, jeweils an Knotenpunkten der<br />
Gänge verteilt, gelesen werden zu können. Daraufhin, sozusagen als verlängerter<br />
Arm des Orientierungssystems des InfoMoovers, zeigen an der Wand oder Fassade<br />
angebrachte, Linien- oder Pfeil-förmige Mediameshs dem Betrachter, in welche<br />
Richtung er gehen muss.<br />
<strong>Ein</strong> weiterer Ausblick automatisiert dieses Leitsystem: Durch im InfoMoover erzeugten<br />
RFID-Etiketten, die der Besucher nach dem Check-In erhält, wird ihm bei<br />
jedem Knotenpunkt bzw. Weg-Gabelung der Weg angezeigt, ohne dass er seine<br />
Karte an die Check-Points halten muss.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
54 http://www.living-surface.com<br />
92
7 Resümee<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
93
Der Mix aus Werbung und Information dient beiden Seiten: Den Werbern wie<br />
auch den Leuten. Dieses Kalkül berechnet schon Ernst Litfaß, als er sowohl etwa<br />
das Inserat-System in seiner Zeitung einführt, wie auch als kulturelle Informationen<br />
wie Theater-Kalender in seinen Medien integriert werden. Auf diese Weise ist<br />
sich Litfaß sicher, dass die Reklame von der Bevölkerung wohlwollend aufgenommen<br />
wird.<br />
Um diesem Prinzip noch mehr Kraft zu verleihen, erdenkt er weitere Medienformen<br />
wie die „Anschlagsäule“, die später nach ihm benannt wird. Auch damit inszeniert<br />
er eine Win-Win-Situation: Um das Wildplakatieren zu unterbinden, geht<br />
der damalige Polizeipräsident auf den Deal ein, Litfaß als einzigen Betreiber der<br />
Reklamesäulen zu beauftragen. Dieser vermietet so die Werbeflächen. Auch der<br />
Bau von Straßenmöbeln wie etwa öffentliche Pissoirs wird von der Bevölkerung<br />
gutgeheißen. Zwar gibt Litfaß für den Bau der Straßenmöbel Geld aus, spielt es<br />
aber durch die vermietete Reklamefläche wieder gewinnbringend ein.<br />
Das selbe Prinzip funktioniert auch 150 Jahre später: So buhlen Ströer, Wall und<br />
JCDecaux alle Jahre um die städtische Auftragsvergabe von Straßenmöbeln, die sie<br />
alsdann verpachten. Um Kunden zu gewinnen, die sich gerne mit Werbeformen<br />
wie einer vollverglasten Ganzstelle bis hin zu CityLight-Postern mit Bluetooth und<br />
interaktivem Stadtinformationssystem präsentieren wollen, ist der Kampf um die<br />
innovativste Werbung im vollen Gange. Und auch, um der wirtschaftlichen Misslage<br />
Herr zu werden, sind Innovationen gefragt.<br />
Der stetige Wandel ist ein generelles Problem, das sich bei der Werbeformen-Analyse<br />
und Erfassung der Trends beim Verfassen dieser Arbeit bemerkbar macht,<br />
denn nur was neu ist, ist werbewirksam. Die schnellen Innovationszyklen machen<br />
eine Beurteilung der Erfolge somit schwer.<br />
Auf der anderen Seite ist gerade der Output an Neuigkeiten in der Aussenwerbung<br />
und der Aussenmedien interessant, steht die Printbranche durch die Digitalität<br />
doch vor ungeahnten Möglichkeiten: Es öffnen sich Schnittstellen zur modernen<br />
Internetwelt auf, besonders in Hinsicht auf das mobile Internet. Unsere<br />
Gesellschaft wird immer mobiler und verbringt mehr Zeit in der Öffentlichkeit.<br />
Dieses kann die Printbranche mit der Verwendung von etwa QR-Codes, Bluetooth<br />
und Visual Tagging nutzen.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
94
Hierbei tauchen aber Schwierigkeiten im Feld der Mobile Devices auf. Die Handy-<br />
Betreiber verlangen für Flatrates zu hohe Kosten und die Handy-Hersteller versämen<br />
es, ihre Produkte etwa mit QR-Readern auszurüsten. Dieser Fehler wird kaum<br />
bemerkt, denn man vermisst nicht, was man nicht kennt. Allerdings, schaut man<br />
nach Japan, kann man sicher von einer auch wirtschaftlich verpassten Chance sprechen,<br />
wenn sich die Industrie weiterhin gegen kreative Ideen und ihrer Bedingungen<br />
stellt.<br />
Technisch sind – theoretisch – also bereits alle Weichen gestellt, um in eine interessante,<br />
crossmediale Zukunft zu steuern. Wenn allerdings die Hersteller und Provider<br />
bei der Unterstützung von beispielsweise QR-Readern und kostengünstigeren<br />
Flatrates nicht mitziehen, gerät die kreative Entwicklung der Medien und somit<br />
auch die Innovationskraft in Europa ins Stocken.<br />
Der am Ende dieser Arbeit vorgestellte InfoMoover ist ein anskizziertes Konzept,<br />
das bestehende und wohl kommende Systeme verwendet, verbindet, neu arrangiert.<br />
Die Idee hinter diesem fahrenden Aussenmedium ist es, zu zeigen, dass diese<br />
Technologien bereits vielseitig und für sowohl die Betreiber, die Werber wie auch<br />
die Bevölkerung gewinnbringend zu nutzen sein kann.<br />
Na, Litfaß, ist es das, was Du wolltest<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
95
8 Quellen<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
96
Bücher, Magazine und Broschüren:<br />
Reichwein, Sabine: „Die Litfaßsäule“, Berlin: Schriftenreihe Berliner Forum, Presseund<br />
Informationsdienst (1980)<br />
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Berlin: Verlag edition ZAW (2008).<br />
FAW (Fachverband Aussenwerbung e.V.): „Mediaplanung Out-of-Home“, Frankfurt<br />
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Ebel, Horst: „PLAKATIV – Daten & Fakten 2008“, Ausgabe 1/2008, Hochheim/M.:<br />
EuBuCo Verlag GmbH (2008)<br />
Ebel, Horst: „PLAKATIV – Ausgabe 2/2008“, Hochheim/M.: EuBuCo Verlag GmbH<br />
(2008)<br />
Ebel, Horst: „PLAKATIV – Ausgabe 3/2008“, Hochheim/M.: EuBuCo Verlag GmbH<br />
(2008)<br />
Ebel, Horst: „PLAKATIV – Ausgabe 4/2008“, Hochheim/M.: EuBuCo Verlag GmbH<br />
(2008)<br />
Ebel, Horst: „PLAKATIV – Ausgabe 5/2008“, Hochheim/M.: EuBuCo Verlag GmbH<br />
(2008)<br />
FAW: „Kurzportrait 2009“, Frankfurt am Main: (2009)<br />
FAW: „Transportmedien – Leistungsstudie 2006“, Frankfurt am Main: PROMART<br />
(01/2007)<br />
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FAW: „Transportmedien – Werbung on the move“, Frankfurt am Main: PROMART<br />
(01/2007)<br />
FAW: „Allgemeinstelle – Rundum gelungene Werbung“, Frankfurt am Main: PRO-<br />
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97
FAW: „Aussenwerbung – Medien mitten im Leben“, Frankfurt am Main: PROMART<br />
(04/2007)<br />
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Fraunhofer Institut: „Zukunftsthemen – Chancen für morgen“, München: Fraunhofer<br />
Gesellschaft (2008)<br />
Uebele, Andreas: „Orientierungssysteme und Signaletik“, Mainz: Verlag Hermann<br />
Schmidt (2006)<br />
Plener, Michael: „Praktisches ABC Werberecht“, 2. erweiterte Auflage, Freiburg:<br />
creativ collection Verlag GmbH (2000)<br />
Ströer: „Kundennutzen im Fokus“ – Geschäftsbericht 2007, Köln: Ströer Out-of-<br />
Home Media AG (2008)<br />
Ströer: „Mobile Zielgruppen erreichen“, Köln: Ströer Out-of-Home Media AG<br />
Niemela, Bernhard: „Deutscher Drucker“, Ostfildern: Ausgabe 11 (26.03.2009)<br />
SRT: „Ausbildungshandbuch audiovisuelle Medienberufe – Band 1“, Heidelberg:<br />
Hüthig Verlag (2002)<br />
Lidwell, Holden, Butler: „Die 100 Prinzipien für erfolgreiche Gestaltung“, München:<br />
Stiebner Verlag GmbH (2004)<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
98
Internetquellen:<br />
(Stand aller hier verwendeten URL´s: März 2009)<br />
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http://www.stroeer.de/pressebild.phpfile=Grossflaeche_beleuchtet.jpg<br />
http://www.stroeer.de/pressebild.phpfile=wartehalle_xenon.jpg<br />
http://www.stroeer.de/popup_stadtmoebl.phppid=1784<br />
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http://www.stroeer.de/popup_stadtmoebl.phppid=1774<br />
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http://ssbxfab.org/wp-content/uploads/2008/03/61641894_b988ecd864.jpg<br />
http://www.i-nigma.com/personal/Create.asp<br />
http://farm4.static.flickr.com/3173/2595337510_3d1e259a93.jpgv=0<br />
http://www.stroeer.de/index.phpeID=tx_cms_showpic/ma_Muenchen_02..jpg<br />
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PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
http://www.infoscreen.de/fileadmin/download/Bonn_hbf_Download.jpg<br />
http://www.amberled.lv/upload/LED%20wall.JPG<br />
http://www.medienfassade.com/uploads/pics/mediamesh_05.jpg<br />
101
http://www.kvb-koeln.de/newsfiles/20080820170703_Touch.jpg<br />
http://www.ag4.de/uploads/pics/ag4_db_scoutmonitore_3.jpg<br />
http://www.airport-cgn.de/data/files/image_high/DSC_5181_126_0_3.jpg<br />
http://www.airport-cgn.de/data/files/image_high/Bar-Red_126_0_3.JPG<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
102
Interviews und Gespräche<br />
Martina Zipter (xSelect)<br />
Hans Usinger (xSelect)<br />
Dr. Marc Bieling (DIE DRAUSSENWERBER)<br />
Christian Vogel (DIE DRAUSSENWERBER)<br />
Sascha Burghardt (Ströer)<br />
Cord Grothe (Head of Design von ag4)<br />
Friederike C. Walter (Zentrum fuer Kunst und Medientechnologie)<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
103
Versicherung<br />
Hiermit versichere ich, Alexander Sin Fei Essen, dass ich die Arbeit selbstständig angefertigt<br />
habe und keine anderen als die angegebenen und bei Zitaten kenntlich<br />
gemachten Quellen und Hilfsmittel benutzt habe.<br />
Köln, 7. April 2009<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
104
Danksagung<br />
Für die Interviews via Telefon und E-Mail danke ich:<br />
Martina Zipter und Hans Usinger (xSelect), Dr. Marc Bieling und Christian Vogel<br />
(DIE DRAUSSENWERBER) und Sascha Burghardt (Ströer), Cord Grothe (Head of Design<br />
von ag4), Friederike C. Walter (Zentrum fuer Kunst und Medientechnologie).<br />
Für die Unterstützung sowie für Rat und Material danke ich:<br />
Prof. Bartholdy, meinem Bruder Andreas Essen, Nadine Wessler (für das Titelfoto),<br />
Margit von Kuhlamm (Ströer), Pina Meisel (Nokia), Janine Kuypers (Ströer), Helen<br />
Stalter (FAW) und dem Fraunhofer Institut.<br />
PLAKATIEREN VERBOTEN – EIN KRITISCHER VERGLEICH AKTUELLER AUSSENWERBETECHNOLOGIEN<br />
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