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Orte der nationalsozialistischen Gewalt in Klagenfurt - Erinnern

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Nadja Danglmaier<br />

Helge Stromberger<br />

<strong>Orte</strong> <strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong><br />

Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit<br />

Regionalgeschichte <strong>in</strong> Höherbildenden Schulen<br />

TEIL 2<br />

61


Inhaltsverzeichnis<br />

BROSCHÜRE 1<br />

Vorwort <strong>der</strong> AutorInnen S. 7<br />

TEIL 1 - E<strong>in</strong>leitung<br />

1. Lernen an historischen <strong>Orte</strong>n S. 8<br />

1.1 Zum vorliegenden Material S. 8<br />

1.2 Er<strong>in</strong>nerungsarbeit – aber wie? Zentrale pädagogische Überlegungen S. 9<br />

1.2.1 Regionalgeschichte - Lernen an historischen <strong>Orte</strong>n<br />

1.2.2 Über unterschiedliche Zugänge zur Vergangenheit<br />

1.2.3 Grundlegende H<strong>in</strong>weise zur Vermittlung des Nationalsozialismus<br />

2. Rahmenbed<strong>in</strong>gungen von Er<strong>in</strong>nerungsarbeit <strong>in</strong> Kärnten S. 16<br />

2.1 Bildungssoziologische Vorüberlegung und Thesen: Bra<strong>in</strong>dra<strong>in</strong> Effekte S. 16<br />

2.2 Die Krisenregion Kärnten – e<strong>in</strong>e partielle Bürgerkriegsgegend <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten<br />

Hälfte des 20.Jahrhun<strong>der</strong>ts S. 18<br />

2.3 Historiographische Probleme zur „Krisenregion Kärnten“ S. 20<br />

TEIL 2 - Texte und Materialien<br />

3. Der Anschluss 1938 <strong>in</strong> Kärnten S. 23<br />

4. Gestapo, Gefängnisse, NS-Sicherheitse<strong>in</strong>richtungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Innenstadt S. 27<br />

4.1 Die Gestapostelle <strong>Klagenfurt</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Alten Burg“ S. 27<br />

4.2 Das Gestapogefängnis und Gaugefängnis am St. Veiterr<strong>in</strong>g S. 31<br />

4.3 Der Sicherheitsdienst <strong>der</strong> SS, Polizeigefängnis,<br />

H<strong>in</strong>richtungsstätte Kreuzbergl S. 32<br />

5. Rassische Verfolgung S. 37<br />

5.1 <strong>Klagenfurt</strong>s jüdische Bevölkerung S. 39<br />

5.1.1 Historischer Abriss von 1887 bis zur Vernichtung<br />

5.1.2 Die Vernichtung von jüdischem Leben – die Zeit des<br />

Nationalsozialismus<br />

5.1.3 Jüdischer Friedhof <strong>Klagenfurt</strong><br />

5.1.4 Er<strong>in</strong>nerungen e<strong>in</strong>er Zeitzeug<strong>in</strong> – Esther Schuldmann<br />

5.2 Kärntner SlowenInnen im Nationalsozialismus S. 52<br />

5.2.1 ZeitzeugInnen berichten über ihre zwangsweise „Aussiedelung“<br />

62


BROSCHÜRE 2<br />

6. NS-Mediz<strong>in</strong> im Gaukrankenhaus <strong>Klagenfurt</strong> S. 64<br />

6.1 Die Todestransporte nach Hartheim <strong>in</strong> den Jahren 1940/41 S. 65<br />

6.2 Anstaltsmorde im Gaukrankenhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> St. Veiterstraße S. 68<br />

6.3 Zwangssterilisation und Zwangsabtreibung bei „rassisch M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigen“ S. 70<br />

7. Sammellager, Zwangsarbeitslager, Konzentrationslager S. 77<br />

7.1 Lager Waidmannsdorf S. 77<br />

7.2 Mauthausen Nebenlager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf S. 77<br />

7.2.1 Historischer Abriss Konzentrationslager <strong>Klagenfurt</strong> Lendorf<br />

7.2.2 Rajmund Pajer – e<strong>in</strong> ehemaliger Häftl<strong>in</strong>g im Konzentrationslager<br />

<strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf - Kurzbiografie<br />

7.2.3 Auszüge aus den Aufzeichnungen von Kaspar Bachl über se<strong>in</strong>e<br />

Flucht aus dem Konzentrationslager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf<br />

(Sammellager Ebenthal/Žrelec siehe Kapitel 5.2)<br />

8. Friedhöfe S. 83<br />

8.1 Die Bedeutung von Friedhöfen für die Er<strong>in</strong>nerungsarbeit S. 83<br />

8.2 Friedhof Annabichl S. 85<br />

8.2.1 Namen von begrabenen NS-Opfern<br />

8.3 Britischer Militärfriedhof Lilienthalstraße S. 93<br />

8.4 <strong>Klagenfurt</strong>er NS-Opfer <strong>in</strong> den Todes- und Vernichtungsstätten S. 94<br />

(jüdischer Friedhof siehe Kapitel 5.1.3)<br />

9. <strong>Orte</strong> <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung und Gedenkzeichen an NS-Opfer S. 98<br />

9.1 Kärntner Landesarchiv S. 98<br />

9.2 Gedenkzeichen für Opfer des Nationalsozialismus <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> S. 99<br />

9.2.1 Denkmal für ehemalige jüdische MitbürgerInnen<br />

9.2.2 Euthanasiemahnmal<br />

9.2.3 Stätte <strong>der</strong> Begegnung – Zweisprachiges Skulpturenensemble<br />

9.2.4 „1938“ Denkmal am Universitätsgelände<br />

9.2.5 Das Mahnmal <strong>der</strong> „Opfer für e<strong>in</strong> freies Österreich“<br />

10. Initiative zeigen für die Er<strong>in</strong>nerung S. 105<br />

10.1 Memorial Kärnten/Koroška S. 105<br />

10.2 Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška S. 105<br />

10.3 Vere<strong>in</strong> Er<strong>in</strong>nern-Villach S. 106<br />

10.4 Društvo/Vere<strong>in</strong> Peršman S. 107<br />

10.5 Vere<strong>in</strong> kuland – Oberes Drautal S. 107<br />

10.6 Projekt „Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis<br />

und Gegenwart“ des bm:bwk S. 107<br />

TEIL 3 - Anhang<br />

11. Ausgewählte Kurzrezensionen weiterführen<strong>der</strong> Literatur S. 110<br />

12. Quellenverzeichnis S. 114<br />

Die AutorInnen S. 118<br />

63


6. NS-Mediz<strong>in</strong> im Gaukrankenhaus <strong>Klagenfurt</strong><br />

Zwischen 1939 und 1945 wurden im „Dritten Reich“ zwischen zwei- und dreihun<strong>der</strong>tausend<br />

Menschen im Rahmen <strong>der</strong> so genannten „Euthanasie“ ermordet. 1 Die Opfer waren meist beh<strong>in</strong><strong>der</strong>t<br />

o<strong>der</strong> psychisch leidend, manchmal auch nur alt und gebrechlich o<strong>der</strong> mit TBC <strong>in</strong>fiziert. Ziel <strong>der</strong><br />

äußerst umfangreichen und vielfältigen Aktionen war die „Ausmerze <strong>der</strong> Erbkranken“ bzw. die<br />

„Beseitigung e<strong>in</strong>er Last, die auf dem Staate liegt“. Die Motive waren sowohl ökonomischer als auch<br />

ideologisch-wissenschaftlicher Natur. ‘Eugenik’ (griechisch für „schöne Gene“) war schon seit dem<br />

ausgehenden Neunzehnten Jahrhun<strong>der</strong>t e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>ternational anerkannte und voran getriebene<br />

Fachrichtung, die im deutschsprachigen Raum meist „Rassenhygiene“ genannt wurde. Im Konzept<br />

<strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> Rassenhygiene, die diverse eugenische Vorstellungen nur <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

brutalsten und radikalsten Form <strong>in</strong> die Tat umgesetzt hat, war “Euthanasie” aber nur e<strong>in</strong>er <strong>der</strong><br />

Angriffe auf PatientInnen mit angeblich schlechten Genen. E<strong>in</strong>e zweite gewalttätig-destruktive<br />

Behandlungsform waren massenhaft erzwungene Sterilisierungen. In denselben Zusammenhang<br />

gehören auch noch Zwangsabtreibungen bei schwangeren Ostarbeiter<strong>in</strong>nen, die aus „rassisch<br />

m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigen“ Nationen wie Polen o<strong>der</strong> Russland kamen, sowie e<strong>in</strong>e generelle Schlechterstellung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Versorgung <strong>der</strong> Zwangsarbeiter aus diesen Län<strong>der</strong>n.<br />

In allen angeführten Bereichen haben im <strong>Klagenfurt</strong>er Gaukrankenhaus Ärzte und weiteres<br />

mediz<strong>in</strong>isches Personal für umfangreiche und fatale Aktionen gesorgt, wobei über die Versorgung<br />

<strong>der</strong> ZwangsarbeiterInnen <strong>der</strong>zeit aber nur wenig bekannt. Die Kärntner „Euthanasie“ wurde bald<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg krim<strong>in</strong>alpolizeilich untersucht und juristisch aufgearbeitet. Dabei hat<br />

sich sehr rasch und noch vor den Nürnberger Ärzteprozessen gezeigt, dass sie im Wesentlichen <strong>in</strong><br />

drei Phasen durchgeführt wurde:<br />

- ab 1939 wurde im „Gausiechenhaus“ - <strong>der</strong> heutigen Geriatrie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krassnigstraße - etwa e<strong>in</strong>mal<br />

pro Woche praktiziert, was heute oft „aktive Sterbehilfe“ genannt wird: also die aktive Tötung von<br />

Sterbenden bzw. Schwerstkranken mit e<strong>in</strong>er nur noch ger<strong>in</strong>gen Lebenserwartung;<br />

- im Jahr 1940/41 s<strong>in</strong>d sodann Bahntransporte mit PatientInnen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Tötungsanstalt nach<br />

Oberösterreich abgegangen, welche vor allem aus <strong>der</strong> „Gau Heil- und Pflegeanstalt für<br />

Geisteskranke“ kamen, die damals im Allgeme<strong>in</strong>en noch „Irrenanstalt“ genannt wurde;<br />

- von 1942 bis 1945 wurden sodann regelmäßig Krankenmorde im Gaukrankenhaus selbst<br />

durchgeführt, wobei die Opfer vielfach noch über sehr beachtliche Vitalreserven verfügten und<br />

ke<strong>in</strong>eswegs morbid und/o<strong>der</strong> todkrank waren.<br />

Die EuthanasietäterInnen im Gaukrankenhaus wurden 1946 überwiegend ausgeforscht und schwer<br />

bestraft. Juristisch ungeschoren s<strong>in</strong>d die Verantwortlichen für die übrigen rassenhygienischen<br />

Maßnahmen <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> geblieben. Nach zwei von ihnen wurden sogar Straßen benannt: die Dr.<br />

Franz Palla Gasse, die vom Zentrum <strong>in</strong>s heutige LKH Gelände führt und die Hiessgasse im<br />

Stadtteil Welzenegg.<br />

1 vgl z.B. - http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/zeitreisen/573701/ aber auch allgeme<strong>in</strong> e<strong>in</strong>führende Arbeiten zur<br />

NS-Euthanasie.<br />

64


6.1 Die Todestransporte nach Hartheim <strong>in</strong> den Jahren 1940/41 2<br />

Im <strong>nationalsozialistischen</strong> „Kärntner Gaukrankenhaus“ am Areal des heutigen<br />

Landeskrankenhauses <strong>in</strong> <strong>der</strong> St. Veiterstraße waren folgende drei Institutionen zusammengefasst:<br />

die „Landesirrenanstalt“, die „Krankenanstalt <strong>Klagenfurt</strong>“ (mit den Abteilungen Chirurgie,<br />

Dermatologie etc.) sowie das „Siechenhaus“. Bezüglich Kostenaufwands war im Jahr 1939 die<br />

„Landesirrenanstalt“ nach <strong>der</strong> „Krankenanstalt <strong>Klagenfurt</strong>“ die bedeutendste<br />

Gesundheitse<strong>in</strong>richtung <strong>in</strong> Kärnten. Was die Anzahl <strong>der</strong> „Verpflegstage“ angeht war die<br />

„Landesirrenanstalt“ sogar die größte Gesundheitse<strong>in</strong>richtung des Landes, gefolgt von <strong>der</strong><br />

„Krankenanstalt <strong>Klagenfurt</strong>“, <strong>der</strong> „Siechenanstalt <strong>Klagenfurt</strong>“, den Krankenanstalten <strong>in</strong> Villach und<br />

Wolfsberg sowie <strong>der</strong> „Siechenanstalt Villach“. Im Jänner 1940 wurden <strong>in</strong> <strong>der</strong> Landesirrenanstalt<br />

864 Patienten von 4 Ärzten, 87 Pfleger<strong>in</strong>nen und Pflegern sowie 4 Angestellten im<br />

Verwaltungsdienst bewacht und psychiatrisch betreut. 3 Die Patienten wurden mit Essen versorgt,<br />

zum Arbeiten geschickt, zwischen den hermetisch abgeschlossenen und etwas weniger<br />

abgeschlossenen Abteilungen h<strong>in</strong> und her verlegt, sie wurden beobachtet, <strong>in</strong> Isolierzellen gesperrt,<br />

<strong>in</strong> Zwangsjacken gesteckt, bei Bedarf am Abend mit Schlafmitteln versorgt, mit narkotisierenden<br />

Injektionen kurzfristig beruhigt o<strong>der</strong> mit Elektroschocks behandelt. 4 Wie aus e<strong>in</strong>er<br />

Krankenanstaltstatistik für das Deutsche Reich 1940 hervorgeht beträgt im Monat Jänner die<br />

Anzahl <strong>der</strong> Verpflegstage <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Klagenfurt</strong>er „Irrenanstalt“ für die von <strong>der</strong> NS-Propaganda so<br />

genannten „unnützen Esser“ 27.163 Fälle. E<strong>in</strong> Stand <strong>der</strong> bis zum Monat Mai relativ konstant bleibt,<br />

jedoch schon im Juni 1940 leicht abnimmt. 5 Die Ursache dafür beschreibt <strong>der</strong> Irrenhaussprimar und<br />

nachmalige Direktor des gesamten Gaukrankenhauses Dr. Meusburger nach dem Krieg vor Gericht<br />

mit folgenden Worten:<br />

„[…] im Mai 1940 ist dann e<strong>in</strong> gewisser Professor Heyde aus Würzburg gekommen, <strong>der</strong> hat sich<br />

vorgestellt. Er sei hier im Auftrage <strong>der</strong> Reichsregierung, um den Pflegl<strong>in</strong>gsstand zu untersuchen. Es<br />

hat geheissen, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Irrenanstalt zuviel Menschen seien ... die Irrenanstalt sei überfüllt und es<br />

müsse e<strong>in</strong> Teil davon wegkommen. [Es sei] Platz zu schaffen, für allenfalls im luftgefährdeten<br />

Gebiet des Reiches gefährdete Anstalten. Und dieser Herr ist mit 3 o<strong>der</strong> 4 an<strong>der</strong>en Herren und 2<br />

Fräule<strong>in</strong>s ... gekommen und die haben dann die Patienten anhand <strong>der</strong> Krankengeschichte<br />

untersucht. Sie s<strong>in</strong>d wie<strong>der</strong> abgezogen ohne dass irgendwas verlautbart worden wäre. […] sehr<br />

bald darauf ... habe ich e<strong>in</strong> Schreiben bekommen […] Das war verfaßt von <strong>der</strong> Direktion <strong>der</strong> Heil-<br />

und Pflegeanstalt <strong>in</strong> Nie<strong>der</strong>nhardt bei L<strong>in</strong>z, adressiert an die Direktion des Krankenhauses, <strong>in</strong> dem<br />

stand, dass vere<strong>in</strong>barungsgemäß am so-und-sovielten […] 5 Pfleger herkommen, um […] e<strong>in</strong>e <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> beiliegenden Liste vermerkte Menge von Kranken zu übernehmen. Das soll vorbereitet werden<br />

für den betreffenden Tag. Es sollen die Kranken gekennzeichnet werden, ihre Habseligkeiten sollen<br />

hergerichtet werden, Wertgegenstände u.s.w. und es würden diese Pfleger sie übernehmen und<br />

wegführen. Ich habe das veranlaßt, habe das weitergegeben und habe gesagt, sie sollen die<br />

Kranken herrichten. Dann wurden die Kranken an dem betreffenden Tag auf den Frachtenbahnhof<br />

geführt und dort wurden sie <strong>in</strong> 2 o<strong>der</strong> 3 Waggons e<strong>in</strong>waggoniert und s<strong>in</strong>d mit dem Zuge<br />

weggekommen.“ 6<br />

2 Dieses Kapitel ist e<strong>in</strong>e gekürzte, bezüglich Anzahl <strong>der</strong> Transportopfer nach Durcharbeitung <strong>der</strong><br />

Krankenstandesprotokolle im Archiv des Zentrums für seelische Gesundheit aktualisierte bzw. korrigierte Version des<br />

Aufsatzes: Stromberger, Helge: E<strong>in</strong> Beispiel für „Rationalisieren” und „Sparen” im Nationalsozialismus - Die<br />

Todestransporte von <strong>Klagenfurt</strong> nach Hartheim im Jahr 1940/41. In: An<strong>der</strong>wald/Karpf/Valent<strong>in</strong> (Hg.): Kärntner<br />

Jahrbuch für Politik 2003, S.165-173.<br />

3 vgl. Haushaltsplan Kärnten für 1939; KLA, Slg. Posch, Sch 1, Mappe 2 Nr. DR-II.<br />

4 H<strong>in</strong>weise auf die Behandlungsformen <strong>der</strong> damaligen Psychiatrie f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Akte Nie<strong>der</strong>moser im KLA,<br />

Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafakten, 182-184, vor allem aber im historischen Archiv des „Zentrums für seelische<br />

Gesundheit“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> St. Veiterstraße 47.<br />

140 vgl. KLA, Sammlung Posch, Sch 2, Mappe 4, Nr. DR-IV-40.<br />

6 KLA, Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafakten 182 bis 184; stenographischen Protokoll des 7. Verhandlungstages. - Die<br />

Namensschreibung im Verhandlungsprotokoll lautet mehrmals auf „Heiden” und wurde im Zitat (beide Male)<br />

stillschweigend auf „Heyde” korrigiert, da es sich zweifellos um den bis 1941 amtierenden Leiter <strong>der</strong> med. Abt. <strong>der</strong><br />

65


Dieser betreffende Tag war <strong>der</strong> 29. Juni 1940, <strong>der</strong> Tag des ersten Todestransportes von <strong>Klagenfurt</strong><br />

nach Hartheim, bei dem das Kärntner Psychiatriepersonal aber noch nicht gewusst hat, woh<strong>in</strong> die<br />

Reise geht. Vom Ostbahnhof o<strong>der</strong> Frachtenbahnhof aus - hier gibt es bislang ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen<br />

Erkenntnisse und unterschiedliche Quellen machen verschiedene Angaben - wurden rund 230<br />

Männer <strong>in</strong> den Tod geschickt. 7 Im Juli 1940 war daher die Anzahl <strong>der</strong> „Verpflegstage“ <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Kärntner „Landesirrenanstalt“ bereits auf 20.198 reduziert. 8 Primarius Dr. Meusburger fuhr <strong>in</strong> den<br />

Wochen nach dem Transport auf Urlaub. In dieser Zeit kamen verschiedenste aufgebrachte, ratlose<br />

Angehörige <strong>in</strong> die „Landesirrensanstalt“, nachdem ihnen von irgendwelchen unbekannten<br />

Anstaltsadressen Todesbenachrichtigungen und Aschenurnen zugeschickt wurden. Angehörige von<br />

Euthanasieopfern, aber auch Kärntner Friedhofsverwalter, die ebenfalls wissen wollten, was da vor<br />

sich geht. Auf diese Weise kam auch das Personal <strong>der</strong> Psychiatrie allmählich zur Auffassung, dass<br />

es sich am 29. Juni 1940 um e<strong>in</strong>en Tötungstransport gehandelt haben musste, ohne vorerst aber<br />

noch etwas Def<strong>in</strong>itives zu wissen. Das sollte sich rasch än<strong>der</strong>n, denn Primarius Dr. Meusburger<br />

musste nach e<strong>in</strong>er „telefonischen Verständigung“ durch den <strong>Klagenfurt</strong>er Krankenhausdirektor<br />

noch „im Juli 1940 […] wo ich auf Sommerfrische war” den Urlaub unterbrechen und nach Berl<strong>in</strong><br />

fahren:<br />

„[…] zu e<strong>in</strong>er Sitzung. Es war sehr unangenehm. Ich habe die Sachen zusammengepackt und b<strong>in</strong><br />

nach Berl<strong>in</strong> gefahren. Dort war e<strong>in</strong>e Besprechung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Tiergartenstraße […] Später habe ich<br />

gehört, es sei <strong>der</strong> Sitz <strong>der</strong> Arbeitsgeme<strong>in</strong>schaft <strong>der</strong> Heil- und Pflegeanstalten. Dort war wie<strong>der</strong><br />

dieser Prof. Heyde. Der hat den Vorsitz geführt und dann waren ungefähr, soviel ich mich er<strong>in</strong>nern<br />

kann, 20 […] Irrenärzte, von verschiedenen Gegenden des Reiches. Und <strong>der</strong> Prof. Heyde hat<br />

Bericht gefor<strong>der</strong>t, wie <strong>der</strong> Transport vor sich gegangen ist, ob es Anstände gegeben hätte o<strong>der</strong><br />

nicht, wie die Organisation durchgeführt worden sei usw. Und dann wurde man <strong>in</strong> die<br />

Reichskanzlei o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Parteihaus geführt, dort war e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er Herr, e<strong>in</strong> Nicht-Arzt, e<strong>in</strong><br />

M<strong>in</strong>isterialrat, das kann ich nicht sagen. Der hat […] unumwunden zugegeben, das diese Kranken<br />

zum Zweck <strong>der</strong> Tötung fortgeführt worden seien und auch <strong>in</strong> Zukunft fortgeführt werden würden.“ 9<br />

E<strong>in</strong> zweiter Todestransport kam dann bereits am 25. August 1940 zustande. Da hat „die Direktion<br />

[...] <strong>in</strong> die Irrenanstalt e<strong>in</strong>e Liste herübergeschickt und mitgeteilt: An diesem Tag werden die<br />

Kranken abgeholt“. Der Todestransport vom 25. August war noch größer als <strong>der</strong> erste und umfasste<br />

knapp 260 Frauen. 217 Frauen kamen aus <strong>der</strong> Psychiatrie, <strong>der</strong> Rest aus <strong>der</strong> nach „Verpflegstagen“<br />

drittgrößten Kärntner Gesundheitse<strong>in</strong>richtung dieser Zeit, <strong>der</strong> “Siechenanstalt <strong>Klagenfurt</strong>”, aus <strong>der</strong><br />

von nun an ebenfalls PatientInnen <strong>in</strong>s Gas geschickt wurden. E<strong>in</strong>e Oberpfleger<strong>in</strong> schil<strong>der</strong>te den<br />

Abtransport von PatientInnen aus dem Siechenhaus mit folgenden (nicht durchwegs <strong>der</strong> Grammatik<br />

entsprechenden) Worten: „Zuerst mußten wir sie um 1 Uhr bei <strong>der</strong> Nacht aus dem Bett reissen und<br />

anziehen. Dann mußten wir warten bis die Autos <strong>in</strong> <strong>der</strong> Früh kamen. Die Leute haben angefangen<br />

[…] teilweise waren noch vernünftige darunter, dann s<strong>in</strong>d sie noch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nacht mit den Leuten<br />

heruntergefahren […] wie sie gesehen haben[…]. im Auto haben sie schon gespürt und geschrien:<br />

‘Oberschwester, bitte hier sterben, bitte nicht vergasen! Bitte! hier sterben!’ Das war ganz<br />

furchtbar, die an<strong>der</strong>en haben uns alles geheissen.“<br />

Die Autos mit denen die PatientInnen zum Ost- o<strong>der</strong> Frachtenbahnhof und von da <strong>in</strong> den Tod<br />

geführt wurden, stellte die <strong>Klagenfurt</strong>er Polizei zur Verfügung. Vom Spätsommer 1940 an war es <strong>in</strong><br />

den Krankenanstalten, <strong>der</strong> Irrenanstalt und im Siechenhaus e<strong>in</strong> offenes Geheimnis, dass<br />

PatientInnen massenweise ermordet werden. 10 Und auch außerhalb <strong>der</strong> Anstalten wussten zu diesem<br />

Zeitpunkt zum<strong>in</strong>dest jene, die es wissen wollten, bereits sehr genau was nun mit beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten und<br />

Zentraldienststelle T 4 Dr. Werner Heyde handelt. Primar Dr. Meusburger war 1946 im <strong>Klagenfurt</strong>er<br />

Euthanasieverfahren als Beitragstäter angeklagt, wurde aber freigesprochen.<br />

7<br />

vgl. KLA, Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafakten, 182-184, Krim<strong>in</strong>alpolizeiliche E<strong>in</strong>vernahme des<br />

Verwaltungspersonals <strong>der</strong> Psychiatrie.<br />

8<br />

vgl. KLA, Sammlung Posch, Mapp4, Nr. DR-IV-40.<br />

9<br />

KLA, Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafakten, 182.184. Stenographisches Protokoll des 7. Verhandlungstages.<br />

10<br />

vgl. KLA, Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafsachen, 182-184, krim<strong>in</strong>alpolizeiliche E<strong>in</strong>vernahmen,<br />

Verhandlungsprotokolle und an<strong>der</strong>e Verfahrensdokumente.<br />

66


psychisch leidenden Menschen geschieht. E<strong>in</strong>er, <strong>der</strong> we<strong>der</strong> neugierig zu- noch untätig zur Seite<br />

schauen konnte, war <strong>der</strong> Kapitularvikar <strong>der</strong> Diözese Gurk Dr. Rohracher. Er richtete am 30. August<br />

1940 an den „Regierungspräsidenten Wladimir v. Pawlovski“ e<strong>in</strong> umfangreicheres Schreiben, um<br />

ihn <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mischung aus höflich-diplomatischem Protest und theologisch-rechtswissenschaftlicher<br />

Argumentation „zu bitten, alles, was <strong>in</strong> Ihrer Macht steht, daranzusetzen, um die Tätigkeit dieser<br />

‘Sterbehilfe’ im Gau Kärnten zu verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n.“ 11 Pawlovsky konnte o<strong>der</strong> wollte freilich nichts tun.<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit mit <strong>der</strong> Dr. Rohracher eventuell schon gerechnet hat. Denn mit demselben Datum<br />

30. August 1940 sah er sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em weiteren Schreiben an die „Anstalt für Schwachs<strong>in</strong>nige” <strong>in</strong><br />

Ta<strong>in</strong>ach genötigt <strong>der</strong> „Ehrwürdigen Schwester Ober<strong>in</strong> […] das gemessene und strenge Verbot zu<br />

erteilen, ohne me<strong>in</strong>e ausdrückliche persönliche Zustimmung irgende<strong>in</strong>en Pflegl<strong>in</strong>g o<strong>der</strong> Zögl<strong>in</strong>g <strong>der</strong><br />

dortigen Anstalt <strong>in</strong> irgende<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Anstalt für Schwachs<strong>in</strong>nige abzugeben.” Zur Illustration des<br />

Ernstes <strong>der</strong> Lage fügte Rohracher noch h<strong>in</strong>zu: „Die Übertretung dieses Verbotes wird<br />

unnachsichtig mit dem Ausschluß aus <strong>der</strong> Kirche bestraft (Exkommunikation).“ 12<br />

Im September 1940 war an <strong>der</strong> „Landesirrensanstalt“ die Anzahl <strong>der</strong> PatientInnen gegenüber dem<br />

Jahresanfang bereits annähernd halbiert und die Anzahl <strong>der</strong> „Verpflegstage“ auf 13.076 gesunken.<br />

E<strong>in</strong> Wert an dem sich bis Jahresende nichts mehr Wesentliches än<strong>der</strong>te. Mit Stichtag 31. Dezember<br />

1940 gab es <strong>in</strong> <strong>der</strong> „Landesirrenanstalt“ noch 247 Frauen und 201 Männer, die man (vorerst) noch<br />

am Leben gelassen hat. Sie wurden zusätzlich zur „normalen“ psychiatrischen Behandlung und <strong>der</strong><br />

ständig über ihnen schwebenden, zum Teil auch bewusst erlebten Gefahr <strong>der</strong> Vergasung noch von<br />

weiteren „rassenhygienischen Maßnahmen“ nach dem „Gesetz zur Verhütung erbkranken<br />

Nachwuchses“ bedroht. Obwohl im Herbst und W<strong>in</strong>ter 1940/41 zunächst ke<strong>in</strong>e weiteren Transporte<br />

nach Hartheim g<strong>in</strong>gen, s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>schlägigen Stellen nicht untätig geblieben. Denn schon am 24.<br />

März 1941 g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> dritte Todestransport von <strong>Klagenfurt</strong> <strong>in</strong> die oberösterreichische<br />

Vernichtungsanstalt ab. Er umfasste 132 geriatrische und psychiatrische PatientInnen, von denen 94<br />

aus <strong>der</strong> „Landesirrenanstalt“ kamen. In e<strong>in</strong>em bestimmten Umfang wurden nun auch Amtsärzte und<br />

Gesundheitsbehörden <strong>in</strong> den Bezirksstädten <strong>in</strong> die Suche nach Opfern e<strong>in</strong>bezogen. Spätestens <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

ersten Jahreshälfte 1941 begann sich auch <strong>der</strong> 1946 h<strong>in</strong>gerichtete Irrenarzt, SA-Hauptsturmführer<br />

Dr. Nie<strong>der</strong>moser maßgeblich an <strong>der</strong> Durchführung <strong>der</strong> „Euthanasie“ zu beteiligen. Er gab dem<br />

Völkermarkter Amtsarzt Formulare zur Erfassung <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> “Anstalt für Schwachs<strong>in</strong>nige“<br />

<strong>in</strong> Ta<strong>in</strong>ach. Der Amtsarzt schickte die Meldebögen nach <strong>Klagenfurt</strong> zurück. Im Sommer 1941<br />

konnten dann die mit Exkommunikation bedrohten geistlichen Schwestern für die von ihnen<br />

betreuten K<strong>in</strong><strong>der</strong> nichts mehr tun. Am 4. Juli wurde <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> von Ta<strong>in</strong>ach nach<br />

<strong>Klagenfurt</strong> geschafft, hier son<strong>der</strong>te Dr. Nie<strong>der</strong>moser noch vier K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus und ließ sie am Leben,<br />

die übrigen fuhren am 7. Juli 1941 mit dem vierten Todestransport nach L<strong>in</strong>z <strong>in</strong> die Gaskammer<br />

und den Verbrennungsraum von Schloss Hartheim. 13 Dieser letzte Todestransport umfasste 111<br />

Personen: 25 K<strong>in</strong><strong>der</strong> aus Ta<strong>in</strong>ach, die bis 1939 im <strong>Klagenfurt</strong>er „Josef<strong>in</strong>um“ <strong>in</strong> St. Mart<strong>in</strong> gelebt<br />

hatten, e<strong>in</strong>e Institution die heute noch besteht nun aber bei Viktr<strong>in</strong>g angesiedelt ist, 54 Patienten und<br />

Patient<strong>in</strong>nen aus <strong>der</strong> <strong>Klagenfurt</strong>er „Irrenanstalt“ sowie 32 aus dem <strong>Klagenfurt</strong>er Siechenhaus.<br />

Insgesamt s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den Jahren 1940/41 aus Kärnten m<strong>in</strong>destens 733 Menschen <strong>in</strong> vier Transporten<br />

<strong>in</strong>s Gas geschickt worden. Bei <strong>in</strong>tensivierter Beforschung aller <strong>in</strong> Frage kommenden Kärntner<br />

Sozial- und Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>tene<strong>in</strong>richtungen dieser Zeit könnte sich all hier genannte Zahlen aber noch<br />

etwas erhöhen. Bei e<strong>in</strong>em <strong>der</strong> Opfer ist die zeitliche Zuordnung des Abtransportes <strong>der</strong>zeit noch<br />

unklar. Bei 729 Personen ist <strong>der</strong> Name bekannt, nachdem auch vier namentlich unbekannte Frauen<br />

aus dem Siechenhaus und <strong>der</strong> Irrenanstalt mit abgegangen s<strong>in</strong>d, die dort lediglich unter „N.N.<br />

weiblich“ aufsche<strong>in</strong>en. 70 Opfer hießen mit ihrem Vornamen Maria und 83 Johann o<strong>der</strong> Josef. Der<br />

allergrößte Teil <strong>der</strong> Ermordeten, nämlich 600 waren vor ihrer Tötung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kärntner<br />

„Landesirrenanstalt“ untergebracht, 108 <strong>in</strong> <strong>der</strong> „<strong>Klagenfurt</strong>er Siechenanstalt“. Vergast wurden<br />

11 Tropper, 1995, S. 97 f.<br />

12 Tropper, 1995, S. 98.<br />

13 vgl. KLA, Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafsachen, 182-184, krim<strong>in</strong>alpolizeiliche E<strong>in</strong>vernahmen,<br />

Verhandlungsprotokolle und an<strong>der</strong>e Verfahrensdokumente.<br />

67


Kärntner<strong>in</strong>nen und Kärntner jeglichen Alters. 377 waren Angehörige des männlichen und 355<br />

Angehörigen des weiblichen Geschlechts, bei e<strong>in</strong>em Transportopfer ist die diesbezügliche<br />

Zuordnung noch unklar. Nach ihrer sozialen Zugehörigkeit überwiegen die Angehörigen <strong>der</strong><br />

unteren respektive <strong>in</strong>s Elend geratenen Klassen bei weitem. In <strong>der</strong> „Landesirrenanstalt“ waren<br />

Ende <strong>der</strong> dreißiger Jahre die allermeisten PatientInnen auf <strong>der</strong> “dritten”, e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er Teil aber auch<br />

auf <strong>der</strong> „zweiten Klasse” untergebracht. Und so gibt es unter den Opfer von 1940/41 auch manche<br />

Angehörige aus mittleren Sozialschichten o<strong>der</strong> überhaupt besser gestellten Milieus, „Akademiker“,<br />

e<strong>in</strong> „vormaliger Großkaufmann“ und auch zwei <strong>in</strong>s psychiatrische Abseits geratene Kärntner<br />

Adelige wurde <strong>in</strong> Hartheim qualvoll erstickt. 14<br />

Nach jedem <strong>der</strong> vier Vergasungstransporte wurden die Angehörigen <strong>der</strong> Opfer von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>der</strong> Vernichtungsanstalt unter e<strong>in</strong>em Wust von pietätvollen Lügen über ihren Tod benachrichtigt:<br />

Am soundsovielten „völlig unerwartet an Lungenentzündung mit anschließen<strong>der</strong> Herzschwäche<br />

gestorben“ und ähnliche. Die Benachrichtigungen enthielten das obligate Angebot „die Urne mit<br />

den sterblichen Überresten“ des Opfers auf dem “Heimatfriedhof […] <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Familiengrabstätte<br />

beisetzen zu lassen”, sofern die Angehörigen „<strong>in</strong>nerhalb von 14 Tagen“ nachweisen konnten, dass<br />

sie über e<strong>in</strong>e solche verfügten. Zahlreiche H<strong>in</strong>terbliebene haben davon gebrauch gemacht. 15 Der<br />

Massenbetrieb <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Vernichtungsanstalt ließ e<strong>in</strong>e Urnenzusendung mit Asche e<strong>in</strong>es<br />

bestimmten Verstorbenen freilich nicht zu und so kam von dort irgende<strong>in</strong>e Asche. In <strong>der</strong> Stadt<br />

<strong>Klagenfurt</strong> wurden 1940/41 <strong>in</strong> 23 Fällen Aschenurnen an H<strong>in</strong>terbliebene von Euthanasieopfern<br />

zugestellt. Der Großteil davon wurde im Friedhof Annabichl beigesetzt, wo noch heute e<strong>in</strong>ige<br />

Grabstätten die Namen von Euthanasieopfer tragen, und wo noch <strong>in</strong> den neunziger Jahren zwei<br />

Urnen aus Hartheim bei Grabübersiedlungen „überhoben“ wurden, wie es <strong>in</strong> den Aufzeichnungen<br />

<strong>der</strong> Friedhofsverwaltung heißt. E<strong>in</strong>e dieser Urnen wird jetzt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Annabichler Familiengruft<br />

aufbewahrt. 16 Die letzten Urnen mit Aschen von Opfern aus Vernichtungstransporten trafen bei<br />

<strong>Klagenfurt</strong>er Angehörigen im Herbst 1941 e<strong>in</strong>. In dieser Zeit war die Durchführung <strong>der</strong> NS-<br />

Euthanasie bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Phase des Umbaus von zentralen Massenvernichtungsanstalten h<strong>in</strong> zum<br />

dezentralen Anstaltsmord.<br />

6.2 Anstaltsmorde im Gaukrankenhaus <strong>in</strong> <strong>der</strong> St. Veiterstraße<br />

Im Kärntner GKH, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache e<strong>in</strong>es Überlebenden „<strong>in</strong> <strong>der</strong> Mör<strong>der</strong>kl<strong>in</strong>ik“, haben die Tötungen<br />

im großem Ausmaß mit dem Zeitpunkt begonnen, als ke<strong>in</strong>e Tötungstransporte mehr <strong>in</strong> die<br />

oberösterreichische Landespsychiatrie bzw. nach Schloss Hartheim gesandt wurden. Der<br />

Psychiatrieprimarius Dr. Franz Nie<strong>der</strong>moser, er stammte aus Tirol, hat <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Zeit die<br />

PatientInnen noch <strong>in</strong> den Räumen <strong>der</strong> Psychiatrie mit Injektionen töten lassen. Da diese Todesfälle<br />

unter den verbliebenen PatientInnen zu merklicher Beunruhigung führten, g<strong>in</strong>g <strong>der</strong> Primar dazu<br />

über, zuerst e<strong>in</strong>zelne Fälle, später ganze Gruppen <strong>in</strong> das am äußersten Rand des<br />

Krankenhausgeländes gelegene H<strong>in</strong>terhaus des „Siechenhauses“ zu überstellen. Dort im<br />

„H<strong>in</strong>terhaus“ konnten die Kranken wesentlich unauffälliger getötet werden, außerdem fand <strong>der</strong><br />

Primar <strong>in</strong> <strong>der</strong> Siechenhausleiter<strong>in</strong> Oberschwester Antonia Pacher und <strong>der</strong> Oberpfleger<strong>in</strong> Ottilie<br />

Schellan<strong>der</strong> beson<strong>der</strong>s willige Mitarbeiter<strong>in</strong>nen. Schwester Otti, wie letztere auch genannt wurde,<br />

gab vor <strong>der</strong> Krim<strong>in</strong>alpolizei 1945 zu Protokoll: „Wenn ich gefragt werde, wie viele Tötungen ich<br />

<strong>in</strong>sgesamt […] durchgeführt habe, so erkläre ich, daß ich dies zu sagen nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage b<strong>in</strong>. Es<br />

waren viele Tötungen.“ Nach e<strong>in</strong>dr<strong>in</strong>glicher Befragung durch die Polizei riskierte die<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich furchtbarste Serienmör<strong>der</strong><strong>in</strong> aus Kärnten jedoch e<strong>in</strong>e Schätzung und vermutete, <strong>in</strong><br />

den Jahren bis 1945 „wöchentlich zwei bis drei beför<strong>der</strong>t zu haben“. Nach den Angaben <strong>der</strong><br />

14 vgl. KLA, Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafsachen, 182-184, krim<strong>in</strong>alpolizeiliche E<strong>in</strong>vernahmen,<br />

Verhandlungsprotokolle und an<strong>der</strong>e Verfahrensdokumente.<br />

15 vgl. KLA, Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafsachen, 182-184, krim<strong>in</strong>alpolizeiliche E<strong>in</strong>vernahmen,<br />

Verhandlungsprotokolle und an<strong>der</strong>e Verfahrensdokumente.<br />

16 Quelle: Leichenbücher 1940 und 1941. Aufbewahrt beim Magistrat <strong>Klagenfurt</strong>, Friedhofsverwaltung.<br />

68


Siechenhausleiter<strong>in</strong> Pacher hat die Zahl <strong>der</strong> im „H<strong>in</strong>terhaus“ ermordeten psychiatrischen, aber auch<br />

geriatrischen Patienten „<strong>in</strong> den Jahren 1941 bis 1945 durchschnittlich drei bis vier Pflegl<strong>in</strong>ge“ pro<br />

Woche betragen. In den Räumlichkeiten <strong>der</strong> an <strong>der</strong> St. Veiterstraße gelegenen Psychiatrie selbst<br />

dürften zirka 150 weitere Menschen ermordet worden se<strong>in</strong>.<br />

Bei <strong>der</strong> Anklageerhebung im März 1946 musste <strong>der</strong> Staatsanwalt auf Basis <strong>der</strong><br />

krim<strong>in</strong>alpolizeilichen Vorerhebungen von 700 bis 900 im GKH <strong>Klagenfurt</strong> Ermordeten ausgehen,<br />

welche anschließend meist <strong>in</strong> Armengräbern des Friedhofs Annabichl beigesetzt wurden. Der später<br />

h<strong>in</strong>gerichtete Primar spricht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Geständnis von 400 Tötungen. Bei <strong>der</strong> Hauptverhandlung<br />

konnte die Diskrepanz bezüglich <strong>der</strong> Zahl <strong>der</strong> Ermordeten nicht restlos beseitigt werden, sodass das<br />

Gericht bei <strong>der</strong> Urteilsbegründung von „400 erwiesenen Morden“ sprach, aber gleichzeitig<br />

h<strong>in</strong>zufügte, dass die wirkliche Zahl <strong>der</strong> im <strong>Klagenfurt</strong>er Gaukrankenhaus Ermordeten wesentlich<br />

höher gewesen ist.<br />

Die Gesamtzahl aller Euthanasie-Opfer <strong>in</strong> und aus Kärnten lässt sich daher nicht exakt angeben<br />

wohl aber relativ gut schätzen. Zusammen mit den 1940 und 1941 durch Vergasung ermordeten<br />

KärntnerInnen s<strong>in</strong>d es um die 1500 Tote. In dieser Zahl s<strong>in</strong>d Kärntner Opfer, die <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en<br />

österreichischen Psychiatrien ermordet o<strong>der</strong> von dort nach Hartheim geschafft wurden, die Opfer<br />

<strong>der</strong> 1939/40 <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> durchgeführten „wilden Euthanasie” an Sterbenden sowie die Opfer <strong>der</strong><br />

systematischen Unterversorgung mit lebensnotwendigen Gütern und Dienstleistungen (Stichwort:<br />

„Hungerkost”) freilich nicht enthalten.<br />

Bei <strong>der</strong> gerichtlichen Wahrheitsf<strong>in</strong>dung steht die Beantwortung <strong>der</strong> Frage <strong>der</strong> Schuld <strong>der</strong><br />

Angeklagten an oberster Stelle. Das unterscheidet gerichtliche etwa von wissenschaftlichen Formen<br />

<strong>der</strong> Wahrheitsf<strong>in</strong>dung, wo auch an<strong>der</strong>e zentrale Fragestellungen zulässig s<strong>in</strong>d. Im<br />

krim<strong>in</strong>alpolizeilichen und gerichtlichen Vorverfahren sowie <strong>in</strong> den Hauptverhandlungen gegen<br />

<strong>in</strong>sgesamt fünfzehn Kärntner EuthanasietäterInnen wurden alles <strong>in</strong> allem hun<strong>der</strong>te E<strong>in</strong>vernahmen<br />

von Beschuldigten, Zeugen, darüber h<strong>in</strong>aus von Sachverständigen zur Aufhellung des zentralen<br />

gerichtlichen Interesses geführt. E<strong>in</strong>vernahmen, die auf vielen tausenden Seiten protokolliert<br />

wurden. E<strong>in</strong> archivarisches Material, das die Rekonstruktion <strong>der</strong> Vorgänge im Gaukrankenhaus und<br />

die Durchführung <strong>der</strong> Kärntner Euthanasie <strong>in</strong> zahllosen, wenn auch nicht <strong>in</strong> allen E<strong>in</strong>zelheiten,<br />

ermöglicht. Die Beantwortung <strong>der</strong> Frage nach <strong>der</strong> Anzahl <strong>der</strong> Morde war für das untersuchende<br />

Gericht von großer Bedeutung. Weniger bedeutsam war etwa die Frage wer ermordet wurde und<br />

fast nebensächlich war es beispielsweise für die Richter zu wissen, aus welcher Kärntner Region die<br />

Opfer stammen. Gleichwohl haben Krim<strong>in</strong>alpolizei und <strong>der</strong> „Senat <strong>Klagenfurt</strong> des Volksgericht<br />

Graz“ bis zum April 1946 bei rund zwei Drittel <strong>der</strong> Kärntner Euthanasieopfer mit Sicherheit o<strong>der</strong><br />

weitgehen<strong>der</strong> Sicherheit die persönliche Identität <strong>der</strong> Opfer feststellen können und darüber h<strong>in</strong>aus<br />

ist das bei rund 350 weiteren mit mehr o<strong>der</strong> weniger großer Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit gelungen.<br />

Die im März und April 1946 geführte Hauptverhandlung gegen 13 Ärzte, Schwestern, PflegerInnen<br />

und Bediener<strong>in</strong>nen bildete den Auftakt <strong>der</strong> Entnazifizierungsprozesse <strong>in</strong> Kärnten. Über e<strong>in</strong>e<br />

umfangreiche Presseberichterstattung kamen auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiteren Öffentlichkeit grässliche<br />

Details zum Vorsche<strong>in</strong>. Den Todeskandidaten wurde im <strong>Klagenfurt</strong>er Siechenhaus vergifteter<br />

Kaffee serviert; e<strong>in</strong>er von ihnen geahnte etwas und ließ ihn stehen, e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>er trank den Kaffee<br />

nichts ahnend aus und starb. E<strong>in</strong> weiterer Patient war wie<strong>der</strong>um mit dem Sterben noch nicht ganz<br />

fertig, er wurde zu früh <strong>in</strong> die Prosektur gerollt. Der Prosektor bemerkte, dass <strong>der</strong> „Tote“ noch lebt,<br />

und ließ ihn auf die Station zurückschicken. Um nicht den Fußzettel umschreiben zu müssen,<br />

bekam <strong>der</strong> Sterbende von <strong>der</strong> Oberschwester e<strong>in</strong>e sofort wirkende tödliche Spritze. Im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

wurden die PatientInnen aber mit Somnifen, e<strong>in</strong>em Schlafmittel, vergiftet. Die Dosis wurde so<br />

gewählt, dass e<strong>in</strong> Patient nicht sofort verstarb, son<strong>der</strong>n sich noch e<strong>in</strong>ige Tage <strong>in</strong> tiefer<br />

Bewusstlosigkeit befand. Diese Tötungsart war bewusst gewählt. Bei langer und tiefer<br />

Bewusstlosigkeit bildet sich durch die mangelnde Durchlüftung <strong>der</strong> Lungen häufig e<strong>in</strong>e<br />

Lungenentzündung. Mit dieser Lungenentzündung hatte das Krankenhaus e<strong>in</strong>e schwere Krankheit,<br />

die <strong>in</strong> den Obduktionsbefund e<strong>in</strong>getragen und gegenüber den Angehörigen als Todesursache<br />

69


angegeben werden konnte. In <strong>Klagenfurt</strong> waren die TäterInnen nur <strong>in</strong> den gehobeneren<br />

Diensträngen Nationalsozialisten (Prim Dr. Nie<strong>der</strong>moser, Sichenhausleiter<strong>in</strong> Oberschwester Pacher<br />

u.a..), weiter unten f<strong>in</strong>den sich nicht nur Personen ohne parteipolitische Präferenzen, son<strong>der</strong>n auch<br />

Angehörige <strong>der</strong> christlich-sozialen Vaterländischen Front und <strong>der</strong> österreichischen<br />

Gewerkschaftsbewegung. Solche, aber auch viele weitere Aspekte, haben die <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong><br />

beson<strong>der</strong>s früh e<strong>in</strong>setzenden und darum beson<strong>der</strong>s ergiebigen polizeilichen-gerichtlichen<br />

Untersuchungen genauer beleuchtet: Fragen des Wi<strong>der</strong>standes, des Maßes an Freiwilligkeit und<br />

Unfreiwilligkeit auf Seiten <strong>der</strong> Täter o<strong>der</strong> welchen sozialen Gruppen die Opfer zu zuordnen s<strong>in</strong>d<br />

u.v.a.m.. 17<br />

In den Jahrzehnten nach dem Krieg wurden diese Opfer des Nationalsozialismus fast völlig<br />

vergessen. Seit den achtziger Jahre gibt es jedoch historiographische Bemühungen, sie wie<strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerung zu rufen. Den Anfang machte <strong>der</strong> deutsche NS-Euthanasieforscher Ernst Klee 1983 mit<br />

se<strong>in</strong>er die gesamte NS-Euthanasieforschung <strong>in</strong> vielfältiger Weise <strong>in</strong>spirierenden Arbeit „Euthanasie<br />

im NS-Staat”, <strong>in</strong> <strong>der</strong> sich e<strong>in</strong>ige kürzere Passagen auch den Geschehnissen <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> widmen.<br />

Seit Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre gibt es auch <strong>in</strong> Kärnten Veröffentlichungen mit zunächst sehr<br />

knappen H<strong>in</strong>weisen auf die hiesige NS-Euthanasie, die von ihrem Informationsgehalt jedoch über<br />

das bei Klee Festgehaltene kaum h<strong>in</strong>ausgehen. 1988 konnte e<strong>in</strong>e zwei Jahre davor abgeschlossene<br />

Arbeit publiziert werden, <strong>in</strong> <strong>der</strong> das <strong>Klagenfurt</strong>er NS-Euthanasiegeschehen erstmals <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en<br />

grundlegenden Zügen nachgezeichnet und auf mehr als dreißig Seiten ausführlicher dargestellt<br />

wurde: Die Ärzte, die Schwestern, die SS und <strong>der</strong> Tod. Von dieser Arbeit gibt es mittlerweile e<strong>in</strong>e 3.<br />

erweiterte Auflage. Die Erweiterung betrifft vor allem Informationen zu den Grabstellen zahlreicher<br />

Opfer <strong>der</strong> Anstaltsmorde am Friedhof Annabichl. E<strong>in</strong>ige weitere H<strong>in</strong>weise f<strong>in</strong>den sich noch bei den<br />

Literaturh<strong>in</strong>weisen.<br />

6.3 Zwangssterilisation und Zwangsabtreibung bei „rassisch M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigen“<br />

Um e<strong>in</strong>iges spärlicher als bei <strong>der</strong> Kärntner NS-Euthanasie erweist sich die Quellenlage im Bereich<br />

<strong>der</strong> gewaltsamen Unfruchtbarmachung bei den von den NS-Rassenhygienikern so genannten<br />

Erbkranken. Dies lässt sich vor allem darauf zurückführen, dass die Zwangssterilisationen nach Mai<br />

1945 juristisch nicht verfolgt wurden. Die bislang e<strong>in</strong>gesehenen Dokumente zur zwangsweisen<br />

Sterilisierung <strong>in</strong> Kärnten <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>schlägigen Beständen des Landesarchives und <strong>der</strong> Archive des<br />

LKH <strong>Klagenfurt</strong> erlauben bestenfalls e<strong>in</strong>e umriss- bzw. skizzenhafte Darstellung <strong>der</strong> Situation, die<br />

noch zahlreiche Unklarheiten und weitreichende Lücken und Leerstellen aufweist. 18<br />

Bezüglich <strong>der</strong> Zwangsabtreibungen bei Ostarbeiter<strong>in</strong>nen und an<strong>der</strong>en „M<strong>in</strong><strong>der</strong>wertigen“, die von<br />

e<strong>in</strong>schlägigen SS-Kommanden speziell forciert wurden, müssten noch viel größere Anstrengungen<br />

unternommen werden, um e<strong>in</strong>e breitere Quellenbasis und damit e<strong>in</strong> klareres Bild zu gew<strong>in</strong>nen.<br />

Bislang steht freilich bereits fest, dass auch <strong>in</strong> Kärnten spätestens ab Anfang 1944<br />

Zwangsabtreibungen bei Ukra<strong>in</strong>er<strong>in</strong>nen, Russ<strong>in</strong>nen usw. durchgeführt wurden. Weiters ist bekannt,<br />

dass Abtreibungen bei schwanger gewordenen Zwangsarbeiter<strong>in</strong>nen, welche von den NS-<br />

Gesundheitsbehörden als „rasssich m<strong>in</strong><strong>der</strong>wertig“ angesehen wurden, an <strong>der</strong> Gynäkologie des<br />

Gaukrankenhauses <strong>Klagenfurt</strong> und se<strong>in</strong>er bombenkriegsbed<strong>in</strong>gten „Ausweichstelle<br />

Karawankenhof“ <strong>in</strong> Ferlach bis unmittelbar vor Kriegsende rout<strong>in</strong>emäßig vorgenommen wurden. 19<br />

Der für die E<strong>in</strong>griffe hauptsächlich verantwortliche Operateur war Primarius Dr. Viktor Hiess<br />

(weiter oben im Zusammenhang mit e<strong>in</strong>er unrühmlichen Straßenbenennung bereits erwähnt: die<br />

17 Datengrundlage für die Ausführungen und Zitate auf den vorangegangen Seiten ist <strong>der</strong> Nie<strong>der</strong>moserprozess. KLA,<br />

Landesgericht <strong>Klagenfurt</strong> Strafakten, 182-184, Vr 907/45.<br />

18 Im KLA die Bestände Sammlung Posch, Reichsstatthalterei Sanitätsabteilung. - In den LKH-Archiven<br />

E<strong>in</strong>laufprotokolle 1944 und 1945, Krankenakten. Für das bereitwillige Entgegenkommen bei <strong>der</strong> E<strong>in</strong>sichtnahme <strong>in</strong><br />

Archive des Landeskrankenhauses <strong>Klagenfurt</strong> sei an dieser Stelle <strong>der</strong> Verwaltungsdirektion des LKH , dem Leiter <strong>der</strong><br />

Personalabteilung Gerhard Hofer sowie Primarius Dr. Platz vom „Zentrum für seelische Gesundheit“ gedankt.<br />

19 KLA, Sammlung Posch, Reichsstatthalterei Sanitätsabteilung. LKH-Archiv E<strong>in</strong>laufprotokolle.<br />

70


„Hiessgasse“.). In den ersten Kriegsjahren wurden Ostarbeiter<strong>in</strong>nen, Pol<strong>in</strong>nen im Fall e<strong>in</strong>er<br />

Schwangerschaft häufig nach Hause geschickt. Um den Ausfall von Arbeitsleistung für die<br />

Deutsche Kriegswirtschaft zu m<strong>in</strong>imieren, war es damit ab Anfang 1944 vorbei: E<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

zahlreichen unmenschlichen Facetten <strong>der</strong> Arbeitspolitik des Dritten Reichs setzte e<strong>in</strong>.<br />

Zwangsabtreibungen blieben freilich nicht auf Osteuropäer<strong>in</strong>nen beschränkt: Sie betrafen ebenso<br />

„deutsche“ Frauen, sofern sie „erbkrank“ waren o<strong>der</strong> von ihnen aus an<strong>der</strong>en Gründen ke<strong>in</strong>e K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

erwünscht waren, z.B. bei gewerbsmäßigen Prostituierten. So manche Frauen hatten gleich <strong>in</strong><br />

doppelter H<strong>in</strong>sicht zu leiden: Die von den rassenhygienischen Vorstellungen beherrschten<br />

Gesundheitsämter hatten die „Gefahr“ von unerwünschtem Nachwuchs mitunter erst entdeckt,<br />

wenn e<strong>in</strong>e „Erbkranke“ schwanger geworden war. In dem Fall wurde zwangsweise abgetrieben und<br />

sterilisiert.<br />

Mitte <strong>der</strong> achtziger Jahre stellte e<strong>in</strong> Regionalhistoriker fest, dass es während des Dritten Reichs <strong>in</strong><br />

Kärnten zu „m<strong>in</strong>destens sieben Fällen von zwangsweiser Sterilisation, darunter e<strong>in</strong> Fall mit<br />

Todesfolge“ gekommen ist. 20 Die Bemerkung ist nicht falsch und hat sogar den Vorzug, daran zu<br />

er<strong>in</strong>nern, dass solche E<strong>in</strong>griffe <strong>in</strong> den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhun<strong>der</strong>ts durchaus<br />

gefährlich waren. Die tatsächliche Zahlendimension <strong>der</strong> <strong>in</strong> Kärnten durchgeführten<br />

Verstümmelungen <strong>der</strong> Fortpflanzungsorgane bei „Erbkranken“ ist damit aber nicht annähernd<br />

bestimmt. Das bislang e<strong>in</strong>gesehene Dokumentenmaterial lässt für Kärnten wie schon erwähnt noch<br />

ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong> verschiedene Details gehende Gesamtdarstellung dieses Aspekts <strong>der</strong> „Verh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung<br />

erbkranken Nachwuchses“ zu. Derzeit lässt sich aber doch sagen, dass <strong>in</strong> Kärnten spätestens ab<br />

1940 m<strong>in</strong>dest 568 Männer und Frauen zwangsweise an den Genitalien operiert wurden bzw. dass<br />

sie gegebenenfalls auch starken Röntgen- o<strong>der</strong> Radiumstrahlen ausgesetzt wurden, um ihre<br />

Zeugungs- und Geburtsfähigkeit zu zerstören. 21 Alle<strong>in</strong> im Jahr 1942 gab es <strong>in</strong> Kärnten „264<br />

Anfälle” von „Erbgesundheitssachen“. Knapp die Hälfte davon, nämlich „128 Fälle“, entfielen auf<br />

die Sprengel „Gau Krankenhaus <strong>Klagenfurt</strong>“, „Gesundheitsamt <strong>Klagenfurt</strong>/Stadt”,<br />

„Gesundheitsamt <strong>Klagenfurt</strong>/Land”. Der Rest verteilt sich auf die übrigen Kärntner Bezirke<br />

e<strong>in</strong>schließlich Osttirol. Geht man davon aus, dass die <strong>in</strong> „<strong>Klagenfurt</strong> Stadt/Land“ und „GKH“<br />

anfallenden „Erbgesundheitssachen“ des Jahres 1942 durchwegs am GKH erledigt wurden und<br />

darüber h<strong>in</strong>aus auch noch verschiedene Zwangsterilisationen aus den angrenzenden Bezirken dazu<br />

kamen, so ergibt sich e<strong>in</strong> Bild, wonach diese E<strong>in</strong>griffe am GKH völlig rout<strong>in</strong>emäßig 130, 150 mal<br />

im Jahr o<strong>der</strong> noch öfter durchgeführt wurden. Operiert haben auf <strong>der</strong> Chirurgie Primar Dr. Franz<br />

Palla, auf <strong>der</strong> Gynäkologie Primar Dr. Viktor Hiess, beide zu ihrer Zeit angesehene Lokalgrößen. In<br />

e<strong>in</strong>em Teil <strong>der</strong> Fälle s<strong>in</strong>d sie mit weitgehen<strong>der</strong> Sicherheit von ihren Oberärzten vertreten worden.<br />

Es spricht e<strong>in</strong>iges dafür, dass die Zahl <strong>der</strong> Zwangsterilisationen im Jahr 1940 merklich niedriger<br />

war als 1942, da <strong>in</strong> diesem Jahr das Programm erst angelaufen ist, dasselbe gilt für das Jahr 1945.<br />

Auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> bislang e<strong>in</strong>gesehen Dokumente lassen sich noch ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s fundierte<br />

Zahlenangaben für den gesamten Zeitraum machen, <strong>in</strong> dem <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> zwangssterilisiert wurde.<br />

Wenn man jedoch die Zahl <strong>der</strong> Zwangssterilisierungen <strong>in</strong> Kärnten bei e<strong>in</strong>er großzügigeren<br />

Fehlerbandbreite mit um die Tausend angibt, wird man sich damit von den tatsächlichen<br />

Gegebenheiten auf diesem Gebiet jedoch nicht allzu weit entfernt haben. 22<br />

20 Walzl, 1985; S. 55. - Der Autor sche<strong>in</strong>t bei se<strong>in</strong>en Recherchen auf den Bericht des Gendarmerieposten Maria Saal<br />

über die Zeit von 1933 bis 1945 für das von <strong>der</strong> Bundesregierung herausgegebenen Rotbuch 1946 gestoßen zu se<strong>in</strong>; dort<br />

heißt es: „E<strong>in</strong>en kaum mehr zu überbietenden Terror von Seite <strong>der</strong> politischen Machthaber ist [sic!] die beschämende<br />

Tatsache, dass aus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>de Maria Saal 7 Personen sterilisiert [wurden], wobei e<strong>in</strong>e Person gestorben ist…“<br />

Dokumentationsarchiv des österreichischen Wi<strong>der</strong>stands, DOEW 8350.<br />

21 Es gibt H<strong>in</strong>weise, aber bis dato ke<strong>in</strong>en sicheren Nachweis, dass Kärntner Ärzte den “Erbkranken” auch durch<br />

diffuse Verstrahlung <strong>der</strong> Genitalien die Fortpflanzungsfähigkeit genommen haben. So wollte beispielsweise im Sommer<br />

1940 die Sanitätsabteilung <strong>der</strong> Reichsstatthalterei wissen welche Krankenhäuser, Abteilungen und Ärzte für e<strong>in</strong>e so<br />

genannte „Röntgen-Kastration” <strong>in</strong> Frage kommen. E<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Antworten an die Sanitätsabteilung, datiert mit „8.7.40“,<br />

lautete so: „Zur Ausführung <strong>der</strong> Rö-Kastration bei Frauen aus eugenischen Gründen ist Herr Dr. Fritz Jarisch, <strong>der</strong>zeit<br />

Röntgenologe am Krankenhaus Villach zu nennen.“ Dass dieser Arzt dann auch tatsächlich solche Verstrahlungen<br />

durchgeführt hat, ist damit freilich noch nicht gesagt.<br />

22 vgl. KLA, Reichsstatthalterei Sanitätsabteilung 18. Verhütung erbkranken Nachwuchses.<br />

71


Es f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Statistikunterlagen <strong>der</strong> Sanitätsabteilung <strong>der</strong> Reichsstatthalterei auch<br />

H<strong>in</strong>weise, dass e<strong>in</strong>ige Operierte die Operation selbst beantragt haben. Das darf nicht unbesehen als<br />

„Freiwilligkeit“ <strong>in</strong>terpretiert werden. Die Operation war etwa für <strong>in</strong>ternierte psychisch Leidende <strong>in</strong><br />

vielen Fällen die e<strong>in</strong>zige Möglichkeit wie<strong>der</strong> außerhalb <strong>der</strong> Anstalt leben zu können. Welche<br />

Traumen mit diesem E<strong>in</strong>griff e<strong>in</strong>hergehen, beson<strong>der</strong>s wenn er gegen den Willen e<strong>in</strong>es Betroffenen<br />

erfolgte, wäre e<strong>in</strong>er eigenen Darstellung wert, die beispielsweise auf <strong>der</strong> Basis <strong>der</strong> Durchsicht von<br />

Krankengeschichten im historischen Archiv des „Zentrums für seelische Gesundheit“ durchaus<br />

erbracht werden könnte.<br />

Beim technisch-adm<strong>in</strong>istrativen Ablauf des Verfahrens spielte zunächst <strong>der</strong> Antragsteller e<strong>in</strong>e<br />

Rolle: vor allem Amtsärzte, praktische Ärzte, Psychiater, beson<strong>der</strong>s oft Dr. Nie<strong>der</strong>moser, aber auch<br />

an<strong>der</strong>e. Als nächstes folgte das Verfahren beim „Erbgesundheitsgericht <strong>Klagenfurt</strong>“, meist mit<br />

e<strong>in</strong>em Jurist und zwei ärztlichen Beisitzern: am 3.9.1941 waren es z. B. <strong>der</strong> „Vorsitzende LGR. Dr.<br />

Feldner und die Beisitzer Prim. Dr. Meusburger und Amstarzt Dr. Mulley auf Antrag des<br />

Irrenarztes Dr. Nie<strong>der</strong>moser“. Dabei psychiatrische Gutachten, häufig mit <strong>der</strong> so genannten<br />

„Sippentafel” angefor<strong>der</strong>t, <strong>der</strong>en Erstellung, wie man annehmen darf, angemessen besoldet war.<br />

Darauf erfolgte <strong>der</strong> „Beschluss“, anschließend <strong>der</strong> “Bescheid” mit Datum und <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung an<br />

den Sterilisationskanditaten „die Unfruchtbarmachung b<strong>in</strong>nen 14 Tagen vornehmen zu lassen“. 23<br />

Wenn sich letzterer noch außerhalb von Anstaltmauern befand und <strong>der</strong> Auffor<strong>der</strong>ung nicht<br />

term<strong>in</strong>gerecht nachkam, kam die Polizei.<br />

Allgeme<strong>in</strong>e Literaturh<strong>in</strong>weise zur NS-Mediz<strong>in</strong><br />

Keppl<strong>in</strong>ger, Brigitte (Red.): Wer des Lebens – Gedenken – Lernen – Begreifen. Trauner<br />

Verlag, L<strong>in</strong>z, 2003.<br />

Begleitpublikation zur gleichnamigen Ausstellung des Landes Oberösterreich im Schloss<br />

Hartheim 2003. Darstellung <strong>der</strong> „Euthanasie” <strong>in</strong> Österreich <strong>in</strong> den Jahren 1940/41, d.h. <strong>der</strong><br />

Massenvernichtung <strong>in</strong> Schloss Hartheim. Enthält auch umfangreiche Beiträge zur Ideologie<br />

<strong>der</strong> Eugenik bzw. Vorgeschichte <strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> Maßnahmen, sowie zu den<br />

aktuellen Fragen <strong>der</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Bioethik und den heutigen Problemen bei <strong>der</strong><br />

psychosozialen Betreuung und Unterstützung.<br />

Klee, Ernst: “Euthanasie” im NS-Staat - Die “Vernichtung lebensunwerten Lebens”. S.<br />

Fischer Verlag, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 1983.<br />

Seit se<strong>in</strong>em Ersche<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> viel beachtetes und bald auch <strong>in</strong>ternationales Standardwerk zur<br />

deutschen und österreichischen NS-Euthanasie. Materialgesättigte Gesamtdarstellung; <strong>in</strong><br />

zahlreichen Neuauflagen erschienen.<br />

Klee, Ernst (Hg.): Dokumente zur “Euthanasie”. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am<br />

Ma<strong>in</strong>, 1992.<br />

Dokumenten- und Ergänzungsband zu Klee 1983.<br />

Lifton, Robert Jay: Ärzte im Dritten Reich. Klett Cotta Verlag, Stuttgart, 1988.<br />

Diese Darstellung befasst sich unter an<strong>der</strong>em mit jenen Ärzten, die <strong>in</strong> Konzentrationslagern<br />

tätig waren.<br />

23 Archiv des <strong>Klagenfurt</strong>er „Zentrums für seelische Gesundheit“ Krankenakte 13.114.<br />

72


Literaturh<strong>in</strong>weise zur NS-Mediz<strong>in</strong> <strong>in</strong> Kärnten<br />

Stromberger Helge: Die Ärzte, die Schwestern, die SS und <strong>der</strong> Tod. - Kärnten und das<br />

produzierte Sterben im NS-Staat. Drava Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 3. erweit. Auflage<br />

2002. Enthält u.a. e<strong>in</strong>e Darstellung des Kärntner NS-Euthanasiegeschehens und se<strong>in</strong>er Folgen<br />

im Umfang von rund 40 Seiten. Die Arbeit ist aus e<strong>in</strong>er Magisterarbeit am Institut für<br />

Philosophie an <strong>der</strong> Universität <strong>Klagenfurt</strong> hervorgegangen. Sie besteht aus drei <strong>in</strong>haltlich<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verschränkten Teilen, die nicht durchwegs historisch s<strong>in</strong>d und sich auch nicht<br />

durchgehend auf Kärnten alle<strong>in</strong> beziehen, obwohl es e<strong>in</strong>e im wesentlichen historische und auf<br />

Kärnten bezogene Arbeit ist.<br />

Teil 1: Kurzer Aufriss <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> psychiatrischen <strong>Gewalt</strong> unter den Aspekten:<br />

Partiallösungen - Endlösungen<br />

Teil 2: Psychiatrisch und <strong>in</strong>dustriell produziertes Sterben am Beispiel e<strong>in</strong>er österreichischen<br />

Stadt: <strong>der</strong> Tötungsbetrieb im <strong>Klagenfurt</strong>er Gaukrankenhaus, das Umfeld, die Kärntner <strong>in</strong><br />

Lubl<strong>in</strong><br />

Teil 3: NS-Aufarbeitung und Legalität: abgeschlossene und e<strong>in</strong>gestellte Gerichtsverfahren,<br />

nationalsozialistisch konnotierte Kriegsdenkmäler, die ant<strong>in</strong>azistische Zielsetzung <strong>der</strong><br />

österreichischen Verfassung, die Grabstellen <strong>der</strong> Getöteten, <strong>der</strong> selektive Vollzug <strong>der</strong><br />

Kriegsgräberfürsorgegesetze.<br />

Stromberger Helge: E<strong>in</strong> Beispiel für “Rationalisieren” und “Sparen” im Nationalsozialismus -<br />

Die Todestransporte von <strong>Klagenfurt</strong> nach Hartheim im Jahr 1940/41. In: An<strong>der</strong>wald,<br />

Karl/Karpf, Peter/Valent<strong>in</strong>, Hellwig (Hg.): Kärntner Jahrbuch für Politik 2003. <strong>Klagenfurt</strong>,<br />

2003; S. 165 – 173.<br />

Der Aufsatz enthält über das im Kapitel “Die Todestransporte nach Hartheim im Jahr<br />

1940/41" bereits Dargestellte h<strong>in</strong>aus vor allem auch noch nähere Angaben über die<br />

Baumaßnahmen und Weiterverwendung <strong>der</strong> “frei gewordenen” (= leer gemordeten) Teile <strong>der</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong>er Psychiatrie.<br />

Stromberger Helge: Villacher Opfer <strong>der</strong> NS-Mediz<strong>in</strong>. In: Hai<strong>der</strong> Hans: Nationalsozialismus <strong>in</strong><br />

Villach; Edition kärnöl; 2. erw. Auflage, Villach, 2005, S. 123 - 136.<br />

Komprimierte Darstellung von NS-Euthanasie und Zwangsterilisation <strong>in</strong> Kärnten, mit dem<br />

Schwerpunkt auf die Villacher Opfer.<br />

73


7. Sammellager, Zwangsarbeitsslager, Konzentrationslager<br />

7.1 Lager Waidmannsdorf<br />

Das ausgedehnte Lagerareal, auf dem ZwangsarbeiterInnen sowie „ausländische ZivilarbeiterInnen“<br />

und Kriegsgefangene untergebracht waren, befand sich im <strong>Klagenfurt</strong>er Stadtteil Waidmannsdorf.<br />

E<strong>in</strong>e genaue Lokalisierung war uns bisher nicht möglich, ebenso mussten wir im Rahmen dieser<br />

Arbeit auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>gehen<strong>der</strong>e Beforschung dieses komplexen Lagersystems verzichten. Dennoch<br />

wollten wir diesen zentralen Punkt auf dem Stadtplan <strong>der</strong> <strong>Orte</strong> <strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> <strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong> nicht weglassen, son<strong>der</strong>n explizit auf die Existenz dieses großen, vielfältig verwendeten<br />

Lagers h<strong>in</strong>weisen. In <strong>der</strong> regionalhistorischen Literatur wird das Lagersystem Waidmannsdorf zwar<br />

öfters erwähnt, <strong>in</strong> den von uns e<strong>in</strong>gesehen Teilen jedoch nirgendwo näher behandelt. Auch <strong>in</strong><br />

August Walzls 160 Seiten starker Publikation "Zwangsarbeit <strong>in</strong> Kärnten im Zweiten Weltkrieg" ist<br />

von dem h<strong>in</strong>sichtlic NS-<strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> sehr relevanten Ort nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> Form die Rede: „das<br />

riesige Lager Waidmannsdorf“. 24<br />

In <strong>der</strong> Opferdatenbank von Memorial Kärnten-Koroška gibt es (Stand Dezember 2006) <strong>in</strong>sgesamt<br />

68 als ZwangsarbeiterInnen klassifizierte Menschen, die <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> ums Leben gekommen s<strong>in</strong>d.<br />

Bei rund <strong>der</strong> Hälfte von ihnen muss beim aktuellen Recherchestand davon ausgegangen werden,<br />

dass es sich bei ihnen lediglich „wahrsche<strong>in</strong>lich“ bzw. „sehr wahrsche<strong>in</strong>lich“ um<br />

ZwangsarbeitInnen gehandelt hat. E<strong>in</strong> recht erheblicher Teil all dieser Menschen dürfte vor bzw.<br />

bei ihrem Tod im Lager Waidmannsdorf untergebracht gewesen se<strong>in</strong>. Zehn von ihnen waren<br />

frühverstorbene ZwangsarbeiterInnen-Babies 25 . Erhebliche Opfer unter den ZwangarbeiterInnen<br />

haben auch die Bombenangriffe gefor<strong>der</strong>t, da sich die Insassen/Bewohner des Lager<br />

Waidmannsdorf <strong>in</strong> vielen Fällen entwe<strong>der</strong> nicht o<strong>der</strong> nur <strong>in</strong> sogenannten „Splittergräber“ schützen<br />

konnten, die nach oben h<strong>in</strong> offen waren. Zu e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> Katastrophen dieser Art ist es beim Angriff<br />

vom 19. Februar 1945 gekommen, bei dem auch sechs ArbeiterInnen aus dem Waidmansdorfer<br />

Lager (davon fünf Männer) erschlagen wurden. Sie wurden zuerst am Friedhof Annabichl<br />

beigesetzt, Mitte <strong>der</strong> siebziger Jahre aber exhumiert und <strong>in</strong> den so genannten „Soldatenfriedhof St.<br />

Veit an <strong>der</strong> Glan“ überführt, wo sie nun als gefallene Soldaten ruhen, was sie nie gewesen s<strong>in</strong>d. 26<br />

Ihre Namen, Alter, Tätigkeit und Wohnort:<br />

Butranow Iwan, 32 Jahre, Arbeiter, Waidmannsdorfer Lager<br />

Choladowitsch Tarja, 21 Jahre, Waidmannsdorfer Lager<br />

Cuk Wladimir, 20 Jahre, Arbeiter Waidmannsdorfer Lager<br />

Jessernig Mart<strong>in</strong>; 59 Jahre, Arbeiter Waidmannsdorfer Lager<br />

Sacharultka Pascha, 35 Jahre, Bauarbeiter Waidmannsdorfer Lager<br />

Skantar Josef, 35 Jahre, Arbeiter Waidmannsdorfer Lager<br />

7.2 Mauthausen Nebenlager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf<br />

Das NS-Regime erzwang die Arbeit von Millionen Menschen, e<strong>in</strong> großer Teil davon waren<br />

Konzentrationslagerhäftl<strong>in</strong>ge. Benz schreibt „das Deutsche Reich wurde im Zweiten Weltkrieg zum<br />

Sklavenhalterstaat“ 27 . Die Arbeit diente vorerst <strong>der</strong> Erniedrigung, Unterdrückung, Demütigung und<br />

Misshandlung, doch mit dem Verlauf des Krieges wurde die Arbeitskraft <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge zunehmend<br />

ökonomisch notwendig. Arbeitssklaven wurden sowohl <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rüstungs<strong>in</strong>dustrie verwendet als<br />

auch an zahlreiche Großbetriebe vermietet. Sie konnten bis zu ihrem völligen Zusammenbruch<br />

24 Walzl, 2001, S. 48.<br />

25 Quelle: NS-Opferdatenbank Memorial Kärnten-Koroška, Abfrage:30. 12.2006<br />

26 Quelle: Magistrat <strong>Klagenfurt</strong>, Unterlagen <strong>der</strong> Friedhofsverwatung, Leichenbücher.<br />

27 Benz, 2000, S. 3.<br />

77


geschunden und danach kurzerhand ausgetauscht werden. Zur Abwehr von<br />

Entschädigungsfor<strong>der</strong>ungen wird heute oft von Unternehmen, welche KZ-Häftl<strong>in</strong>ge e<strong>in</strong>setzten,<br />

argumentiert, dies sei gegen den Willen <strong>der</strong> Unternehmensführung geschehen. 28 Neuere<br />

Untersuchungen zeigen jedoch, dass dies nicht <strong>der</strong> Fall war. Zahlreiche Unternehmen haben sich<br />

aktiv um Häftl<strong>in</strong>ge bemüht und zwar <strong>in</strong> Kenntnis <strong>der</strong> Bed<strong>in</strong>gungen für Zwangsarbeiter, es gab aber<br />

auch Firmen, die den E<strong>in</strong>satz von KZ-Häftl<strong>in</strong>gen ablehnten. 29<br />

Ab 1942 wurde die Arbeitskraft von immer mehr Häftl<strong>in</strong>gen ausgebeutet, das KZ-System<br />

verbreiterte sich <strong>in</strong> den darauf folgenden Jahren durch die Errichtung von Nebenlagern über das<br />

gesamte Reichsgebiet, wodurch e<strong>in</strong> flächendeckendes Netz entstand. 30 Im Zuge dieser Entwicklung<br />

wurden auch auf österreichischem Gebiet zahlreiche Nebenlager errichtet.<br />

In Österreich wurden ausgehend von Mauthausen als Hauptlager Außenlager errichtet. Auch <strong>in</strong><br />

Kärnten existierten Nebenlager des KZ-Mauthausen, am Loibl-Pass und <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf. Die<br />

Außenlager hatten unterschiedlichste Zwecke zu erfüllen: Sie waren Baulager, Produktionslager,<br />

Auffanglager o<strong>der</strong> Aufräumlager. Es ergaben sich auch zunehmend Mischformen dieser Typen. 31<br />

Beson<strong>der</strong>s für die Er<strong>in</strong>nerungsarbeit spielen die Außenlager e<strong>in</strong>e bedeutende Rolle. Hier können <strong>der</strong><br />

Terror und die <strong>Gewalt</strong> gegen die Häftl<strong>in</strong>ge lokal dargestellt werden und <strong>in</strong> Bezug zur Lebenswelt<br />

und Umwelt <strong>der</strong> Menschen gesetzt werden. 32 So bieten uns die zahlreichen Nebenlagern die<br />

Möglichkeit, sich mit dem <strong>nationalsozialistischen</strong> Regime <strong>in</strong> unserer Stadt, <strong>in</strong> unserer Region zu<br />

beschäftigen. Es kann viel leichter e<strong>in</strong> persönlicher Bezug zur Geschichte hergestellt und somit e<strong>in</strong>e<br />

wirkliche Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Thematik erreicht werden. Doch dafür muss das ehemalige<br />

Konzentrationslager zuerst <strong>in</strong>s öffentliche Bewusstse<strong>in</strong> gerückt werden, was <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf<br />

bis heute nicht <strong>der</strong> Fall ist. Verleugnen und sche<strong>in</strong>bare Ahnungslosigkeit prägen den Diskurs <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

unmittelbaren Umgebung.<br />

Wie mit diesem Teil <strong>der</strong> Kärntner Vergangenheit umgegangen wird, lässt sich zum Beispiel an<br />

Publikationen feststellen. So schreibt etwa Burz, dass während des Zweiten Weltkrieges <strong>in</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong> Lendorf e<strong>in</strong>e neue Kaserne samt Wohnanlage für das Personal gebaut wurde. Außerdem<br />

führt er an, dass diese dann von 1942 bis 1945 e<strong>in</strong>e „Junkerschule“ beherbergte und dieses „Areal<br />

mit dunkler Geschichte“ heute den Namen Khevenhüllerkaserne trägt. 33 Er erwähnt mit ke<strong>in</strong>em<br />

Wort die Konzentrationslager-Häftl<strong>in</strong>ge, welche diese Kaserne bauen mussten o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e<br />

„Details“ dieser „dunklen Geschichte“.<br />

Den Berichten ehemaliger Häftl<strong>in</strong>ge über das Konzentrationslager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf, die als<br />

Zwangsarbeiter ausgebeutet wurden, stehen nur vere<strong>in</strong>zelt Erwähnungen <strong>der</strong> Zivilbevölkerung<br />

gegenüber. Obwohl e<strong>in</strong> Großteil <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge ke<strong>in</strong>eswegs im Verborgenen schuften musste, hört<br />

man von <strong>der</strong> Bevölkerung nur wenig über ihre Beobachtungen. Verdrängung und Abwehr sche<strong>in</strong>en<br />

hier bestens zu funktionieren. Benz schreibt, e<strong>in</strong>e oft zu hörende Argumentation zu ehemaligen<br />

Konzentrationslagern seitens <strong>der</strong> ansässigen Bevölkerung sei etwa, dass es sich im örtlichen Fall<br />

„nur“ um e<strong>in</strong> „Arbeitslager“ gehandelt habe, nicht aber um e<strong>in</strong> Konzentrationslager. 34 Diese<br />

abwehrende Umgangsweise mit e<strong>in</strong>em ehemaligen Konzentrationslager und <strong>der</strong> damit verbundenen<br />

Er<strong>in</strong>nerung an die Vergangenheit ist auch <strong>in</strong> Zusammenhang mit dem ehemaligen Mauthausen-<br />

Nebenlager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf erkennbar.<br />

28 vgl. Benz, 2000, S. 3 ff.<br />

29 vgl. Spoerer, Mark: Profitierten Unternehmen von <strong>der</strong> KZ-Arbeit? E<strong>in</strong>e kritische Analyse <strong>der</strong> Literatur. In:<br />

Historische Zeitschrift 268, 1999, S.88, zit. nach Benz, 2000, S. 13 f.<br />

30 vgl. Benz, 1999, S. 5 f.<br />

31 vgl. Freund, 1999, S. 255.<br />

32 vgl. Benz, 1999, S. 16.<br />

33 vgl. Burz, 1999, S.175.<br />

34 vgl. Benz, 1999, S. 10 ff.<br />

78


7.2.1 Historischer Abriss Konzentrationslager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf<br />

Kärntens erster Gauleiter war Hubert Klausner. Er wollte wie alle an<strong>der</strong>en Gauleiter se<strong>in</strong>e<br />

Hauptstadt mo<strong>der</strong>nisieren und vergrößern. Die Position <strong>Klagenfurt</strong>s war ke<strong>in</strong>e schlechte, da sie als<br />

„Bollwerk gegen den Süden“ galt und ihr somit e<strong>in</strong>e wichtige Stellung zukam.<br />

E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> NS-Projekte wurde bald nach dem Anschluss gestartet, nämlich <strong>der</strong> Bau e<strong>in</strong>er SS-Kaserne<br />

<strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf. Für ihn wurden französische Kriegsgefangene e<strong>in</strong>gesetzt. Bereits Anfang<br />

1940 zogen die ersten SS-E<strong>in</strong>heiten <strong>in</strong> die neuen Gebäude e<strong>in</strong>, die dazugehörige SS-Junkerschule,<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> SS-Leute ausgebildet werden sollten, war zu diesem Zeitpunkt noch <strong>in</strong> Bau. 1943, zeitgleich<br />

mit <strong>der</strong> Eröffnung <strong>der</strong> SS-Junkerschule, wurde die Kaserne zu e<strong>in</strong>em Außenlager von Mauthausen.<br />

Der Häftl<strong>in</strong>gsstand schwankte zwischen 80 und 130 Personen die unterschiedlichen Nationalitäten<br />

angehörten (Tschechen, Polen, Deutsche, Österreicher, Italiener, Spanier, Russen, Franzosen und<br />

Jugoslawen). Die Aufgabe <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge bestand dar<strong>in</strong>, Gebäude für die SS-Junkerschule zu bauen,<br />

sowie Luftschutzstollen, e<strong>in</strong>en Feuerlöschteich und e<strong>in</strong> Schwimmbad auszuheben. Kommandant<br />

des Konzentrationslagers war SS-Hauptsturmführer Konradi, <strong>der</strong> sich se<strong>in</strong>er Verantwortung kurz<br />

vor <strong>der</strong> Befreiung des Lagers 1945 durch Selbstmord entzog. 35<br />

Rajmund Pajer, e<strong>in</strong> italienischer Überleben<strong>der</strong> des Konzentrationslagers <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf <strong>der</strong><br />

heute <strong>in</strong> Kanada lebt, er<strong>in</strong>nert sich an die Arbeiten, zu welchen die Häftl<strong>in</strong>ge gezwungen wurden:<br />

gab es <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> Bombenalarm, so mussten sie Feuer löschen, während die e<strong>in</strong>heimische<br />

Bevölkerung und die KZ-Aufseher <strong>in</strong> den Luftschutzbunkern warteten bis die Gefahr vorüber war.<br />

Aufräumarbeiten nach Bombardements gehörten ebenso wie Bauarbeiten und Küchenarbeit zum<br />

Alltag <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge, wobei die Arbeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Küche sehr beliebt war, da sich beizeiten die<br />

Möglichkeiten bot, das e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e essbare Stück zu stehlen und den Hunger zu stillen. 36<br />

Die Baracke <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge stand direkt am Kasernenhof und sowohl die Schreibstube als auch das<br />

Krankenrevier waren <strong>in</strong> sie <strong>in</strong>tegriert. E<strong>in</strong> Stacheldrahtzaun und zwei Wachtürme sollten dafür<br />

sorgen, dass niemandem die Flucht gelang. Doch zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> geglückter Fluchtversuch ist<br />

bekannt: E<strong>in</strong> Häftl<strong>in</strong>g konnte am 15. November 1944 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er SS-Uniform fliehen und überlebte<br />

nach e<strong>in</strong>er langen und gefährlichen Flucht, e<strong>in</strong> zweiter wurde erwischt und <strong>in</strong> die Kaserne<br />

zurückgebracht, wo er schwer misshandelt und nach Mauthausen zurück transportiert wurde, was<br />

e<strong>in</strong>em Todesurteil gleichkam. Die Rückführung <strong>in</strong>s Hauptlager war gefürchtet, da die Häftl<strong>in</strong>ge<br />

wussten, dass sie die sofortige Exekution erwartete.<br />

Die Baracke <strong>der</strong> SS-Wachen befand sich, wie generell üblich, außerhalb des Lagergeländes. 37<br />

Als sich das baldige Kriegsende abzeichnete, wurde im April 1945 e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>ge nach<br />

Dachau transportiert. Die restlichen Häftl<strong>in</strong>ge wurden zwecks „Evakuierung“ auf den Loibl-Pass<br />

getrieben, zuvor mussten sie ihre Baracken und an<strong>der</strong>e Spuren restlos beseitigen. E<strong>in</strong> Transport<br />

zurück nach Mauthausen war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich und <strong>der</strong> Kommandant <strong>der</strong><br />

Junkerschule hatte sich angeblich geweigert, sämtliche Häftl<strong>in</strong>ge zu exekutieren. Auf dem Marsch<br />

vom Loibl durch das Loibltal Richtung <strong>Klagenfurt</strong>, wo die SS die Häftl<strong>in</strong>ge als lebende<br />

Schutzschil<strong>der</strong> gegen die PartisanInnen verwendete, gelang es den PartisanInnen sie zu befreien. 38<br />

Am Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf, welches heute die so<br />

genannte Khevenhüllerkaserne des österreichischen Bundesheeres ist, gibt es ke<strong>in</strong>erlei H<strong>in</strong>weise auf<br />

die Geschichte dieses Areals. Bis heute wurde ke<strong>in</strong>e Gedenktafel angebracht um sowohl die dort<br />

stationierten Soldaten als auch Anra<strong>in</strong>er und Besucher über den Bau <strong>der</strong> Kaserne durch<br />

Konzentrationslagerhäftl<strong>in</strong>ge und Kriegsgefangene zu <strong>in</strong>formieren.<br />

35 vgl. Gstettner, 2001, S. 224 ff.<br />

36 Aus Briefen von Rajmund Pajer an Nadja Danglmaier, 2005/2006, nicht veröffentlicht.<br />

37 vgl. Gstettner, 2001, S. 224 ff.<br />

38 vgl. Gstettner, 2001, S. 224 ff.<br />

79


7.2.2 Rajmund Pajer – e<strong>in</strong> ehemaliger Häftl<strong>in</strong>g im Konzentrationslager<br />

<strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf - Kurzbiografie<br />

Rajmund Pajer wurde am 24. Jänner 1930 <strong>in</strong> Triest geboren. Anfang des Jahres 1944 war er<br />

geme<strong>in</strong>sam mit e<strong>in</strong>em zwei Jahre älteren Freund auf <strong>der</strong> Suche nach Essen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Umgebung von<br />

Triest, da die Ernährungssituation <strong>der</strong> Zivilbevölkerung bereits sehr schlecht war. Dabei trafen die<br />

beiden Burschen e<strong>in</strong>en Onkel des Freundes, <strong>der</strong> sie mitnahm und zu den Partisanen rekrutierte. Bei<br />

e<strong>in</strong>em Gefecht mit den Deutschen wurde er am 20.April 1944 verwundet und gefangen genommen.<br />

Die Deutschen brachten ihn zuerst <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Spital <strong>in</strong> Ljubljana, später <strong>in</strong>s Foltergefängnis nach<br />

Begunje, damals Vigaun, wo er und zahlreiche an<strong>der</strong>e Häftl<strong>in</strong>ge gezwungen wurden, Gräber für die<br />

dort ermordeten Geiseln zu schaufeln. Für jeden von den PartisanInnen getöteten Deutschen richtete<br />

man 100 Geiseln h<strong>in</strong>, für jeden verletzten 50. Die Geiseln wurden völlig willkürlich verhaftet, viele<br />

von ihnen weil sie die PartisanInnen unterstützt hatten o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest <strong>in</strong> diesem Verdacht standen.<br />

Von Begunje wurde <strong>der</strong> erst 14jährige Rajmund Pajer nach Mauthausen deportiert, um dort<br />

Zwangsarbeit zu leisten. 39<br />

Ab 03. Juni 1944 war er schließlich im Konzentrationslager Mauthausen <strong>in</strong>haftiert. Doch<br />

Mauthausen war nicht se<strong>in</strong>e letzte Station: Bis zu se<strong>in</strong>er Befreiung wurde er noch vier Mal <strong>in</strong><br />

jeweils an<strong>der</strong>e Konzentrationslager verlegt:<br />

26.10.1944 bis 20.01.1945 Zwangsarbeit im KZ <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf<br />

20.01.1945 bis 21.02.1945 Zwangsarbeit im KZ Mauthausen<br />

21.02.1945 bis 04.04.1945 Zwangsarbeit im Konzentrationslager St. Aegyd<br />

04.04.1945 bis zur Befreiung am 5. Mai zur Zwangsarbeit im KZ Mauthausen 40<br />

Nach se<strong>in</strong>er Befreiung <strong>in</strong> Mauthausen kehrte Rajmund Pajer, nachdem er sich gesundheitlich<br />

e<strong>in</strong>igermaßen von <strong>der</strong> Konzentrationslagerhaft erholt hatte, nach Triest zurück und diente bei <strong>der</strong><br />

jugoslawischen Armee. E<strong>in</strong>ige Jahre später emigrierte er nach Kanada und lebt heute mit se<strong>in</strong>er<br />

Familie <strong>in</strong> Montreal. Se<strong>in</strong> Vater wurde im Konzentrationslager Dachau ermordet.<br />

Im Jahr 2005 reiste Rajmund Pajer nach Österreich und nahm an <strong>der</strong> Befreiungsfeier <strong>in</strong><br />

Mauthausen, anlässlich des 60jährigen Jahrestages <strong>der</strong> Befreiung des Lagers durch die Alliierten,<br />

teil. 41<br />

7.2.3 Auszüge aus den Aufzeichnungen von Kaspar Bachl über se<strong>in</strong>e Flucht aus<br />

dem Konzentrationslager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf<br />

„Endlich war <strong>der</strong> Tag gekommen wo die Flucht von sich g<strong>in</strong>g. Wie üblich g<strong>in</strong>g unser<br />

Arbeitskommando zum Arbeiten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en bewaldeten Hügel, genannt ‘Führerberg’. Da ich dort<br />

Werkzeuge, Zement und sonstige Baugegenstände verwahrte, hat man mir Vertrauen geschenkt und<br />

so konnte ich unbemerkt die Flucht vorbereiten. Unter dem Vorwand austreten zu müssen g<strong>in</strong>g ich<br />

zur Latr<strong>in</strong>e bei <strong>der</strong> ich schon Rucksack mit Inhalt me<strong>in</strong>er Zivilklei<strong>der</strong> und Esswaren, Pistole und<br />

Munition versteckt hatte. Dort zog ich mich gleich um und schaute mir genau den Weg an dass<br />

beim Verlassen des Waldes ke<strong>in</strong> SS Mann mich sehen konnte.<br />

Nach ungefähr 15-20 M<strong>in</strong>uten hörte ich 3 Schüsse zum Zeichen, dass e<strong>in</strong>er geflohen ist. Ich habe<br />

gemerkt, dass ich den Strapazen nicht gewachsen b<strong>in</strong> durch den tiefen Schnee zu laufen, so<br />

entschloss ich mich, auf <strong>der</strong> Strasse zu gehen, um schneller vorwärts zu kommen. Ich musste an <strong>der</strong><br />

SS Kaserne vorbeigehen und erreichte dann nach e<strong>in</strong>er halben Stunde e<strong>in</strong>en bewaldeten Berg und<br />

es gelang mir, e<strong>in</strong> paar Tage und Nächte unbemerkt zu bleiben. Tagsüber vergrub ich mich im<br />

Schnee und nachts marschierte ich weiter. Es war bitter kalt und viel Schnee lag <strong>in</strong> den Bergen.<br />

39 Aus Briefen von Rajmund Pajer an Nadja Danglmaier, 2005/2006, nicht veröffentlicht.<br />

40 Bundesm<strong>in</strong>isterium für Inneres, Archiv <strong>der</strong> KZ-Gedenkstätte Mauthausen, 21.01.2006.<br />

41 Aus Briefen von Rajmund Pajer an Nadja Danglmaier, 2005/2006, nicht veröffentlicht.<br />

80


Kurz vor Millstatt hielt mich e<strong>in</strong>e Wache an, ich sprach ke<strong>in</strong> Wort Deutsch, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>ige Worte<br />

Russisch, die ich im Lager gelernt hatte, um nicht den Verdacht zu erwecken, dass ich e<strong>in</strong><br />

geflohener Häftl<strong>in</strong>g b<strong>in</strong>. […] Vor <strong>der</strong> Polizeiwache konnte ich nicht mehr an<strong>der</strong>s aus und schoss<br />

den Polizeiwachtmeister nie<strong>der</strong> und floh. […] Von weitem sah ich schon mehrere Laternen und<br />

hörte Männerstimmen. Ich war so erschöpft, dass ich fast nicht mehr gehen konnte. Ich zog me<strong>in</strong>e<br />

Schuhe aus und erstieg nochmals diesen Hügel [<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe von Millstadt, Anm.d.Verfass.]. Auf<br />

diesem Hügel war e<strong>in</strong> Tannenwald. Ich kam bis zu den ersten Bäumen und fand ke<strong>in</strong>en an<strong>der</strong>en<br />

Ausweg mehr, als irgend e<strong>in</strong>en Baum zu erklettern. Ich trug e<strong>in</strong>en Rucksack bei mir. Diesen<br />

Rucksack machte ich ab, daran knüpfte ich e<strong>in</strong>e Schnur und mit me<strong>in</strong>en letzten Kräften kletterte ich<br />

auf diesen Baum. Den Rucksack zog ich herauf und stieg fast bis zur Baumkrone. Dort stellte ich<br />

den Rucksack vor me<strong>in</strong>e Füsse und tarnte ihn mit Astzweigen. Bei Tagesanbruch konnte ich alles<br />

gut übersehen. Ungefähr 100 m von mir stand e<strong>in</strong> Bauernhaus, dort musste irgende<strong>in</strong> Beamter<br />

wohnen weil ich e<strong>in</strong>en mit e<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>enpistole sah. Auf <strong>der</strong> Strasse sah ich mehrmals<br />

Gendarmen und Gestapo patroullieren. Im Laufe des Nachmittags hörte ich vom Baum aus mehrere<br />

Männerstimmen. Ich sah mich um und sah mehrere Volkssturmmänner mit dem Gewehr im<br />

Anschlag durch den Wald streifen. Ungefähr 5 Uhr abends g<strong>in</strong>g von dem Bauernhaus e<strong>in</strong> junger<br />

Bursche heraus, zog die Ski an und fuhr auf me<strong>in</strong>en Baum zu. Ich konnte fast nicht mehr sitzen und<br />

machte e<strong>in</strong>e ungeschickte Bewegung und <strong>der</strong> Rucksack fiel mir vom Baum. Der Rucksack sprang<br />

auf und verf<strong>in</strong>g sich im Gebüsch. Der junge Bursche kehrte um und fuhr wie<strong>der</strong> dem Hause zu. Ich<br />

weiß nicht, ob er etwas gemerkt hat. Auf alle Fälle war es mir nicht mehr gut und ich stieg vom<br />

Baum herunter, wollte <strong>in</strong> me<strong>in</strong>e Schuhe h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> konnte aber nicht, da sie steif gefroren waren. […]<br />

dann kroch ich auf Umwegen <strong>in</strong>s Dorf h<strong>in</strong>unter, dort suchte ich e<strong>in</strong>en [!] Versteck, es war alles<br />

abgesperrt. So blieb mir nichts an<strong>der</strong>es übrig, wie bei e<strong>in</strong>em Bauern im Misthaufen zu bleiben. Ich<br />

kroch zwischen Mauer und Mist h<strong>in</strong>unter, sodass man es nicht merkte und blieb e<strong>in</strong>ige Tage dar<strong>in</strong><br />

versteckt. […]“ 42<br />

Kaspar Bachl gelang die Flucht aus dem Konzentrationslager <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf da ihm se<strong>in</strong>e Frau<br />

e<strong>in</strong>en Rucksack mit Lebensmitteln, Kleidung und e<strong>in</strong>e Pistole nahe <strong>der</strong> Latr<strong>in</strong>e versteckt hatte. Über<br />

die Organisation <strong>der</strong> Flucht schreibt Frau Bachl:<br />

„Ich habe oft viele Stunden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Graben bei Regen und größter Kälte auf me<strong>in</strong>en Mann<br />

gewartet, bis es ihm möglich war, für e<strong>in</strong>ige M<strong>in</strong>uten h<strong>in</strong>ter die Latr<strong>in</strong>e zu kommen, um alle<br />

E<strong>in</strong>zelheiten für die Flucht zu besprechen.“ 43<br />

Literaturh<strong>in</strong>weise<br />

Benz, Wolfgang: Die Allgegenwart des Konzentrationslagers. Außenlager im<br />

<strong>nationalsozialistischen</strong> KZ-System. Dachauer Hefte. KZ-Außenlager – Geschichte und<br />

Er<strong>in</strong>nerung. 15/1999, Heft 15, S. 3-16.<br />

Benz, Wolfgang: Zwangsarbeit im <strong>nationalsozialistischen</strong> Staat. Dimensionen – Strukturen –<br />

Perspektiven. In: Dachauer Hefte. Zwangsarbeit. 16/2000, S. 3-17.<br />

Gstettner, Peter: Der Gauleiter, die SS und das vergessene KZ <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf. E<strong>in</strong>e<br />

mahnende Er<strong>in</strong>nerung an die Nazizeit <strong>in</strong> Kärnten. In: An<strong>der</strong>wald, Karl/ Karpf, Peter/<br />

Valent<strong>in</strong>, Helwig (Hg.): Kärntner Jahrbuch für Politik 2001. <strong>Klagenfurt</strong>, 2001, S. 224-252.<br />

Historische Informationen über das ehemalige KZ-Mauthausen Nebenlager <strong>Klagenfurt</strong>-<br />

Lendorf.<br />

42<br />

Kaspar Bachl, Berl<strong>in</strong>, 20.September 1950, unveröffentlichte Aufzeichnungen, Kopie <strong>in</strong> Besitz von Nadja<br />

Danglmaier.<br />

43<br />

Balb<strong>in</strong>a Bachl <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Brief an Hans Maršalek, Dresden, 21.04.1972, unveröffentlicht, Kopie <strong>in</strong> Besitz von Nadja<br />

Danglmaier.<br />

81


Maršalek, Hans: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation.<br />

Österreichische Lagergeme<strong>in</strong>schaft Mauthausen, Wien, 1974.<br />

Tišler, Janko: Mauthausen na Ljubelju: koncentracijsko taborišce na slovenisko-avstrijski<br />

meji. Založba Drave/Drava Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1995.<br />

Slowenischsprachige Publikation zur Geschichte <strong>der</strong> beiden ehemaligen Konzentrationslager<br />

am Loibl-Pass.<br />

Zausnig, Josef: Der Loibl-Tunnel: das vergessene KZ an <strong>der</strong> Südgrenze Österreichs; e<strong>in</strong>e<br />

Spurensicherung. Založba Drave/Drava Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1995.<br />

Ausführliche Beschreibung <strong>der</strong> ehemaligen Konzentrationslager Loibl-Nord und Loibl-Süd.<br />

Sammellager Ebenthal/Žrelec<br />

E<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> historischen Vorgänge <strong>in</strong> und um das Sammellager Ebenthal/Žrelec f<strong>in</strong>den Sie<br />

im Kapitel 5.2, <strong>in</strong> dem auf die Situation <strong>der</strong> Kärntner SlowenInnen während des<br />

Nationalsozialismus e<strong>in</strong>gegangen wird.<br />

82


8. Friedhöfe<br />

8.1 Die Bedeutung von Friedhöfen für die Er<strong>in</strong>nerungsarbeit<br />

Friedhöfe s<strong>in</strong>d Teil unserer Alltagswelt, <strong>in</strong> jedem größeren Ort f<strong>in</strong>det man sie, meist nehmen wir sie<br />

gar nicht bewusst wahr. Kommt man an e<strong>in</strong>em Friedhof vorbei, so denkt man normalerweise nicht<br />

weiter über dessen Funktion und die dort bestatteten Verstorbenen nach, wozu es e<strong>in</strong>en Friedhof<br />

gibt und wer dort begraben liegt sche<strong>in</strong>t klar zu se<strong>in</strong>. Doch ganz so e<strong>in</strong>fach ist es nicht: Am Beispiel<br />

von <strong>Klagenfurt</strong> lässt sich aufzeigen, dass es unterschiedliche Arten von Friedhöfen gibt, auf denen<br />

ganz bestimmte Gruppen von Verstorbenen beerdigt wurden. Der britische Soldatenfriedhof <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lilienthalstraße, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> Universität, hat wenig geme<strong>in</strong>sam mit dem zentralen Friedhof <strong>in</strong><br />

Annabichl, ebenso mit dem Jüdischen Friedhof <strong>in</strong> St. Ruprecht.<br />

Friedhöfe s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>erseits <strong>Orte</strong> des privaten Gedenkens, <strong>Orte</strong> an jenen Menschen um ihre<br />

verstorbenen Angehörigen trauern, ihnen (im christlichen Kontext) Kerzen anzünden und ihr Grab<br />

als Zeichen <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung und des Respekts pflegen. Doch an<strong>der</strong>erseits erfüllen Friedhöfe nicht<br />

nur für e<strong>in</strong>zelne Personen e<strong>in</strong>e zentrale Funktion, sie s<strong>in</strong>d auch für die Gesellschaft bedeutend,<br />

<strong>in</strong>dem sie Spuren <strong>der</strong> Vergangenheit enthalten. Auf Friedhöfen lässt sich e<strong>in</strong>iges über die<br />

Geschichte e<strong>in</strong>es <strong>Orte</strong>s o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>er Region herausf<strong>in</strong>den.<br />

Die Gestaltung e<strong>in</strong>es Friedhofs sagt viel über die Kultur <strong>der</strong> jeweils dom<strong>in</strong>ierenden säkularen bzw.<br />

religiösen Geme<strong>in</strong>schaften aus. Die Rituale bei <strong>der</strong> Bestattung <strong>der</strong> Toten, die verwendete Symbole<br />

auf den Grabste<strong>in</strong>en und das Aussehen <strong>der</strong> Gräber lassen Rückschlüsse auf e<strong>in</strong>en bestimmten<br />

Umgang mit dem Tod und den Toten <strong>in</strong> <strong>der</strong> jeweiligen Gruppe zu. Was wir, aufgewachsenen <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em von Christentum und <strong>der</strong> Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit antiken Hochkulturen geprägtem<br />

Kulturkreis, als selbstverständlich ansehen, ist <strong>in</strong> Wahrheit e<strong>in</strong>e von vielen kulturellen<br />

Umgangsformen mit den Toten. Der Term<strong>in</strong>us technicus dafür: die Sepulkralkultur. Diese kann<br />

h<strong>in</strong>terfragt werden, Vergleiche können angestellt, Reflexionen über den Zweck e<strong>in</strong>zelner Akte o<strong>der</strong><br />

Gestaltungselemente können ermuntert werden. Zugleich sollten wir uns bewusst se<strong>in</strong>, dass es auch<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er sche<strong>in</strong>bar homogenen Kultur ganz em<strong>in</strong>ente Unterschiede geben kann.<br />

Unterschiede, die nicht nur aber auch mit <strong>der</strong> Ökonomie, dem sozialen Rang <strong>der</strong> Verstorbenen bzw.<br />

<strong>der</strong> H<strong>in</strong>terbliebenen <strong>in</strong> Zusammenhang stehen. Warum werden die e<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Gruft <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Hauptallee, die an<strong>der</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Grab gelegt, das oft schon nach zehn Jahren aufgelöst wird? Wie viel<br />

kostet das e<strong>in</strong>e und warum will beim an<strong>der</strong>en niemand mehr die Grabmiete zahlen? Welche<br />

gesetzlichen Bestimmungen müssen rund um den Tod beachtet werden? Wie wirken sich<br />

Familienformen, ihre Verän<strong>der</strong>ung auf die Gestaltung von Gräbern aus? Warum werden manche<br />

Gräber alt, an<strong>der</strong>e nicht? Erfahren wir etwas aus <strong>der</strong> Tatsache, dass die Angehörigen <strong>der</strong> e<strong>in</strong>stigen<br />

Herrscherfamilie im alten Österreich Jahrhun<strong>der</strong>te lang <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Gruft bei den Wiener Kapuz<strong>in</strong>ern<br />

<strong>der</strong>art luxuriös beigesetzt wurden, dass diese Gruft jetzt touristisch genutzt werden kann? Nicht<br />

jedes Grab wird zur Trauerarbeit genutzt. Gräber sagen etwas über die e<strong>in</strong>stige Bedeutung und<br />

Rolle <strong>der</strong> Bestatteten <strong>in</strong> <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft. Diese Bedeutung kann übertrieben dargestellt werden –<br />

„protzige“ Gräber - aber auch das Gegenteil ist möglich. Man f<strong>in</strong>det namenlose Gräber, ke<strong>in</strong><br />

H<strong>in</strong>weis darauf, wer an dieser Stelle begraben wurde. Wir müssen uns die Frage nach dem Warum<br />

stellen: Warum bleibt <strong>der</strong> Name e<strong>in</strong>er Person unerwähnt? Warum gibt es vernachlässigte Gräber,<br />

die den E<strong>in</strong>druck erwecken, niemand würde sich um die hier Bestatteten kümmern?<br />

Erhalten von <strong>der</strong> öffentlichen Hand anstelle von H<strong>in</strong>terbliebenen und teilweise namenlos s<strong>in</strong>d auch<br />

Soldatenfriedhöfe bzw. Soldatengräber. Sie reklamieren häufig folgende Aufgabe für das Kollektiv:<br />

„Friedhöfe s<strong>in</strong>d <strong>Orte</strong> des Gedenkens an die Toten. Soldatenfriedhöfe erfüllen noch e<strong>in</strong>e<br />

beson<strong>der</strong>e Funktion: Dem Tod wird <strong>in</strong> rechtfertigen<strong>der</strong> Absicht e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>n für die Geme<strong>in</strong>schaft<br />

83


unterstellt; <strong>in</strong> <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung an die Vergangenheit werden für die jeweilige Gegenwart und<br />

Zukunft Lehren gezogen.“ 44<br />

Inwiefern diese Argumentation auch auf die britischen Militärfriedhöfe <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e<br />

kle<strong>in</strong>e sowjetische Kriegsgräbergedächtnisstätte <strong>in</strong> Annabichl zutrifft, könnte diskutiert werden.<br />

Nachdem die dort bestatteten Soldaten und Offiziere nicht Teil des österreichischen Kollektives<br />

waren, stellt sich die Frage, <strong>in</strong>wiefern sie heute <strong>in</strong> die Gesellschaft und ihre Er<strong>in</strong>nerungsrituale<br />

e<strong>in</strong>gebunden s<strong>in</strong>d. Vergleiche zwischen britischen, sowjetischen und österreichischen<br />

Militärgräbern bieten sich an. Daraus können Rückschüsse auf gesellschaftliche Umgangsweisen<br />

mit „eigenen“ und „fremden“ Toten gezogen werden; auch darauf, dass nicht alle „Fremden“ gleich<br />

„fremd“ s<strong>in</strong>d.<br />

E<strong>in</strong> österreichischer Überleben<strong>der</strong> von Konzentrationslagern, Jean Amery, hat e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> Facetten des<br />

Unterschieds zwischen dem Tod von Soldaten und dem Tod <strong>der</strong> Ermordeten <strong>in</strong><br />

Konzentrationslagern <strong>in</strong> folgende Worte gefasst:<br />

„Der Soldat starb den Helden- o<strong>der</strong> Opfertod; <strong>der</strong> Häftl<strong>in</strong>g den des Schlachtviehs.“ 45<br />

E<strong>in</strong>e unserer Aufgaben heute ist es, den während des Nationalsozialismus Verfolgten und<br />

Ermordeten ihre Würde wie<strong>der</strong>zugeben. Den aus <strong>der</strong> Geme<strong>in</strong>schaft von damals Elim<strong>in</strong>ierten<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong> bleibendes, würdiges Andenken zu bewahren, was <strong>in</strong> dauerhafter Form nur mittels<br />

e<strong>in</strong>er Gedenkkultur möglich ist, die im Kollektiv entsprechend verankert ist. „Im Tod s<strong>in</strong>d alle<br />

Menschen gleich“ lautet e<strong>in</strong>e Redeweise. Stimmt das <strong>in</strong> Bezug auf das kollektive Er<strong>in</strong>nern des<br />

Zweiten Weltkriegs <strong>in</strong> Kärnten? Werden sämtliche Gruppen von Verstorbenen, seien es gefallene<br />

Wehrmachts-Soldaten, Euthanasie-Opfer o<strong>der</strong> Ermordete <strong>in</strong> Konzentrationslagern <strong>in</strong> ähnlicher<br />

Weise öffentlich er<strong>in</strong>nert? Kommt ihnen dasselbe Gedenkritual zu, dieselbe öffentliche<br />

Aufmerksamkeit? 46 Sich mit diesen Fragen zu beschäftigen kann zu e<strong>in</strong>er kritischen Reflexion <strong>der</strong><br />

Gedenkkultur anregen. Hier bietet sich die Möglichkeit, mit SchülerInnen Denkmäler und<br />

Gedenkveranstaltungen zu vergleichen, um daraus Rückschlüsse auf das kollektive Er<strong>in</strong>nern zu<br />

ziehen.<br />

Friedhöfe mit Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern bewusst zu erkunden, sich über die dort bestatteten<br />

Menschen Gedanken zu machen und die Gestaltung zu h<strong>in</strong>terfragen, kann e<strong>in</strong>en explorativen<br />

Zugang zur Vergangenheit schaffen. Kulturell verankerte Prägungen des Gedenkens <strong>in</strong> Form von<br />

Riten und Gedenkveranstaltungen können dabei ebenso bearbeitet werden, wie die beim<br />

Totengedenken verwendeten Symbole und sprachlichen Eigenheiten. E<strong>in</strong>ige Vorschläge für die<br />

Arbeit mit SchülerInnen auf Friedhöfen möchten wir an dieser Stelle anführen:<br />

• Material vor Ort sammeln: Skizzen anfertigen, Fotos machen, Inschriften abzeichnen (und<br />

dabei bedenken, dass Friedhöfe nicht nur öffentliche, son<strong>der</strong>n die Gräber für die<br />

H<strong>in</strong>terbliebenen auch private <strong>Orte</strong> s<strong>in</strong>d).<br />

• Welche Geschichte erzählt <strong>der</strong> Friedhof?<br />

• Die vor Ort gefundenen Symbole analysieren. Welche Bedeutung haben diese?<br />

• Vergleich von Grabsymbolik und Grabkunst (beispielsweise christlicher und jüdischer<br />

Friedhof)<br />

• Beschäftigung mit den Unterschieden bei den Sterberiten und <strong>der</strong> Bedeutung <strong>der</strong> Totenruhe<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> christlichen und jüdischen Kultur<br />

• Beschreibung e<strong>in</strong>es Denkmals: Wer hat es zu welchem Zweck errichten lassen? Was soll es<br />

ausdrücken? Wen soll es ansprechen?<br />

• Kritische Reflexion <strong>der</strong> ideologischen Sprache wie „Held“, „Kamerad“, „Ehre“,<br />

„Gefallene“. Es bietet sich die Gelegenheit, mit den Schüler<strong>in</strong>nen und Schülern zu<br />

versuchen, an<strong>der</strong>e Begriffe zu f<strong>in</strong>den. Die Kriegser<strong>in</strong>nerungen lassen sich mit <strong>der</strong><br />

Kriegsrealität vergleichen, so kann etwa thematisiert werden, <strong>in</strong>wieweit das Massensterben,<br />

44 Kühn, 2005, S. 60.<br />

45 Amery, 1977, S. 46.<br />

46 vgl. Gstettner, S. 15.<br />

84


die S<strong>in</strong>nlosigkeit, die grausamen Verletzungen usw. <strong>in</strong> <strong>der</strong> Sprache <strong>der</strong> Kriegerdenkmäler<br />

Ausdruck f<strong>in</strong>den. 47<br />

• Erstellen e<strong>in</strong>es Friedhofsführers.<br />

• Personen- und Familienforschung, evt. Kontaktaufnahme mit lebenden Angehörigen.<br />

In unterschiedlichen Kulturen werden verschiedene Symbole verwendet. Auf jüdischen Friedhöfen<br />

f<strong>in</strong>det man beispielsweise häufig das Symbol des Kruges o<strong>der</strong> <strong>der</strong> betenden Hände, welche auf die<br />

Abstammung des Verstorbenen h<strong>in</strong>weisen. Nachkommen <strong>der</strong> Leviten, die am Tempel von<br />

Jerusalem dem Priester die Hände wuschen, s<strong>in</strong>d durch e<strong>in</strong>en Krug gekennzeichnet (häufig heißen<br />

sie Levi, Lev<strong>in</strong>son, Löw, Löwenthal,…), Nachfahren des Priestergeschlechts durch die betenden<br />

Hände (sie heißen häufig Cohen, Cahn, Kahn, Kohn,…). E<strong>in</strong>e abgebrochene Säule, e<strong>in</strong>e geknickte<br />

Blume o<strong>der</strong> auch e<strong>in</strong> gebrochener Baumstamm weisen darauf h<strong>in</strong>, dass <strong>der</strong> dort begrabene Mensch<br />

aus <strong>der</strong> Blüte se<strong>in</strong>es Lebens gerissen wurde. Traditionellerweise legen Besucher auf jüdischen<br />

Friedhöfen Ste<strong>in</strong>e auf die Gräber. Diese s<strong>in</strong>d Zeichen <strong>der</strong> ewigen Er<strong>in</strong>nerung und drücken aus, dass<br />

jemand da war, <strong>der</strong> an den jeweiligen Verstorbenen gedacht hat und er unvergessen ist. 48 Blumen<br />

h<strong>in</strong>gegen f<strong>in</strong>det man auf jüdischen Friedhöfen selten, denn sie gelten im Judentum als Zeichen <strong>der</strong><br />

Vergänglichkeit, die Er<strong>in</strong>nerung h<strong>in</strong>gegen soll unvergänglich se<strong>in</strong>. Außerdem besagt e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Grundlage <strong>der</strong> jüdischen Religion, <strong>der</strong> Verstorbene bedürfe ke<strong>in</strong>es Schmuckes, was sich <strong>in</strong> allen<br />

jüdischen Bestattungsriten nie<strong>der</strong>schlägt.<br />

Auf Soldatengräbern f<strong>in</strong>det man völlig an<strong>der</strong>e Symbole, meist s<strong>in</strong>d sie Zeichen für Ruhm und Ehre<br />

<strong>der</strong> Verstorbenen, wie etwa das Lorbeerblatt. Eichenlaub symbolisiert den Sieg, genauso <strong>der</strong> Adler,<br />

<strong>der</strong> zusätzlich für Macht, Wachsamkeit und Stärke steht und e<strong>in</strong> beliebtes Wappentier ist. Weiters<br />

f<strong>in</strong>det man oft das Symbol des Schwertes, welches Kraft, Macht, Würde und strafende<br />

Gerechtigkeit verkörpert. Die Heilige Barbara als Schutzpatron<strong>in</strong> <strong>der</strong> Artillerie wird häufig mit<br />

e<strong>in</strong>em Turm o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Schwert dargestellt. 49<br />

Beim jüdischen Umgang mit den Toten besagt e<strong>in</strong>e zentrale und folgenreiche Regelung, „dass<br />

Grabmäler und Friedhöfe für ewige Zeiten den <strong>in</strong> ihnen Bestatteten gehören und daher nie mehr<br />

angetastet werden dürfen […]. Umbettungen die den Toten Pe<strong>in</strong> bereiten werden vermieden […].<br />

Unantastbar für immer […]. Man tritt auch nicht auf die Toten. Wenn <strong>in</strong> Israel bei e<strong>in</strong>em<br />

Straßenbau e<strong>in</strong> Grab gefunden wird, spannt man e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Betondecke darüber, so dass e<strong>in</strong><br />

Hohlraum entsteht.“ 50 E<strong>in</strong>e Sitte, die <strong>in</strong> vielfältiger Weise motiviert ist: E<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Motive hat mit<br />

e<strong>in</strong>er beson<strong>der</strong>en Achtung des Leibes zu tun. Die große Bedeutung von Er<strong>in</strong>nerung,<br />

Totengedächtnis sowie <strong>der</strong> Unantastbarkeit <strong>der</strong> Gräber braucht freilich ke<strong>in</strong>eswegs als nekrophiler<br />

Zug <strong>in</strong> <strong>der</strong> jüdischen Kultur <strong>in</strong>terpretiert werden. Im Gegenteil: „Leichen und Friedhöfe gelten“,<br />

zum<strong>in</strong>dest nach <strong>der</strong> orthodoxen Auffassung sogar „als unre<strong>in</strong>; Menschen und alle Gegenstände, die<br />

mit ihnen <strong>in</strong> Berührung gekommen s<strong>in</strong>d, müssen gere<strong>in</strong>igt werden. Darum nimmt man nach <strong>der</strong><br />

Versorgung e<strong>in</strong>es Verstorbenen e<strong>in</strong> Tauchbad, wäscht sich nach dem Friedhofsbesuch die<br />

Hände.“ 51 Das unmittelbar Lebendige wird somit bei aller Achtung und Aufmerksamkeit, die den<br />

Toten entgegengebracht wird, gleichzeitig <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ebenfalls rituellen Form <strong>in</strong> Schutz genommen.<br />

8.2 Friedhof Annabichl<br />

„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“, so die <strong>in</strong>sistierende Formel mit <strong>der</strong>en Hilfe<br />

jahrzehntelang im gesamten deutschen Sprachraum immer wie<strong>der</strong> versucht wurde, das Schweigen<br />

speziell über die Untaten <strong>der</strong> Nazis zu durchbrechen. Wahr ist auch, dass die Erf<strong>in</strong><strong>der</strong><strong>in</strong> des<br />

berühmten Plädoyers, Ingeborg Bachmann, seit 1973 am Friedhof Annabichl begraben ist. Auf<br />

47 vgl. Kühn, 2005, S. 62.<br />

48 vgl. Krabbe, 1995, S. 152.<br />

49 vgl. Kühn, 2005, S. 61.<br />

50 Veran, 2001, S. 16.<br />

51 Veran, 2002, S. 20.<br />

85


jenem Friedhof, wo <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> im <strong>nationalsozialistischen</strong> <strong>Klagenfurt</strong> ermordeten und<br />

zugrunde gerichteten Menschen beigesetzt wurde. Beson<strong>der</strong>s viele <strong>in</strong> den Fel<strong>der</strong>n I und XV, da hier<br />

während des Zweiten Weltkriegs die Armengräber angelegt wurden, die nicht weit von Ingeborg<br />

Bachmanns Grab entfernt liegen. Und wahr ist auch noch, dass schon seit dem Jahr 1948 im wie<strong>der</strong><br />

demokratischen Österreich zwei Gesetze bestehen, die sicherstellen sollten, dass die Gräber<br />

sämtlicher Opfer <strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> Verbrechen dauerhaft und <strong>in</strong> würdiger Form erhalten<br />

werden müssen; (dasselbe gilt für die Gräber <strong>der</strong> <strong>in</strong> Österreich umgekommenen Militärangehörigen<br />

des Ersten und Zweiten Weltkriegs unabhängig auf welcher Seite sie gekämpft haben). 52 Da diese<br />

beiden Gesetze nun e<strong>in</strong>en sehr langen Namen haben, werden sie hier <strong>der</strong> E<strong>in</strong>fachheit halber<br />

„Kriegsgräberfürsorgegesetze“ genannt. 53 Der E<strong>in</strong>wand „Kriegsgräber“ wären nur Gräber von<br />

Militärangehörigen, Soldaten und Offizieren, ist zum Teil schon <strong>der</strong> Reflex auf ihren selektiven<br />

Vollzug <strong>in</strong> den Nachkriegsjahrzehnten. E<strong>in</strong>e Selektivität, die am Beispiel Annabichl anschaulich<br />

illustriert werden kann.<br />

In diesen österreichischen „Kriegsgräberfürsorgegesetzen“ wird u.a. folgendes festgelegt: Die Sorge<br />

für e<strong>in</strong>e „würdige“ Erhaltung dieser Gräber „obliegt <strong>in</strong> Ergänzung e<strong>in</strong>er Pflege von an<strong>der</strong>er Seite<br />

dem Bund“, wobei das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Inneres mit <strong>der</strong> Vollziehung betraut ist. E<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e<br />

Vorgabe des Gesetzgebers lautet: „Der Eigentümer e<strong>in</strong>es Grundstücks, <strong>in</strong> dem solche Gräber<br />

liegen, ist verpflichtet, die Gräber dauernd zu belassen, sie zugänglich zu erhalten und alle<br />

Vorkehrungen zu dulden die <strong>der</strong> Instandhaltung dieser Gräber dienen.“ 54 Eigentümer des Friedhofs<br />

Annabichl ist die Stadt <strong>Klagenfurt</strong>. Der Friedhof wurde am Beg<strong>in</strong>n des Zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>ts<br />

neu angelegt und „im Jahre 1902 <strong>der</strong> Benützung übergeben“. 55 Er ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zwischenzeit erweitert<br />

worden und <strong>in</strong> durchnummerierte Sektoren von ziemlich e<strong>in</strong>heitlicher Größe unterteilt, die von<br />

"Feld I" bis "Feld XXXI" reichen. Die Gräber von 2.739 Militärangehörigen auf den Fel<strong>der</strong>n XVII<br />

und XVIII hat die Stadt wie im Gesetz vorgesehen sodann auch nicht angerührt und dauernd<br />

belassen. 56 Die Gräber <strong>der</strong> NS-Verfolgten h<strong>in</strong>gegen wurden, von ganz wenigen Ausnahmen<br />

abgesehen, <strong>in</strong> den Jahrzehnten nach dem Krieg aufgelassen, neu belegt und von <strong>der</strong> Stadt weiter<br />

vermietet. Auf Basis <strong>der</strong> aktuellen Grabmieten und Friedhofsbenützungskosten lässt sich auch e<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>nahmenschätzung durchführen, die e<strong>in</strong>en sechsstelligen Euro-Betrag im unteren Bereich ergibt,<br />

<strong>der</strong> <strong>der</strong> Stadt <strong>Klagenfurt</strong> aus diesem Grund bis zum heutigen Tag zugeflossen ist. 57 E<strong>in</strong> Geld, das<br />

<strong>der</strong> Stadt übrigens auch noch <strong>in</strong> Zukunft <strong>in</strong> <strong>der</strong> Höhe von mehreren tausend Euro jährlich zufließen<br />

wird, vorausgesetzt, die Annabichler NS-Opfergräber werden auch <strong>in</strong> Zukunft von <strong>der</strong> Stadt weiter<br />

vermietet (und nicht etwa mitsamt dem ganzen übrigen Friedhof an irgendwelche „Investoren“<br />

verkauft).<br />

In <strong>Klagenfurt</strong> dürften <strong>in</strong>sgesamt um die 1000 nationalsozialistisch verfolgte Menschen ermordet<br />

und zugrunde gerichtet worden se<strong>in</strong>; Fehlerschätzung etwa +/- 15 % also relativ hoch. Es waren vor<br />

allem Euthanasieopfer, Ost- und ZwangsarbeitInnen, Wi<strong>der</strong>standskämpferInnen, Opfer <strong>der</strong><br />

Wehrmachtsgerichtsbarkeit, PartisanInnen u.a. Der Großteil von ihnen wurde <strong>in</strong> Annabichler<br />

Reihengräbern bestattet. Aktuell gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Datenbank <strong>der</strong> Opferforschung von „Memorial<br />

52 vgl. Stromberger, 2002, S. 120 ff.<br />

53 Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich: 176. Bundesgesetz: vom 7. Juli 1948 über die Fürsorge für<br />

Kriegsgräber aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg. Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich: 175. Bundesgesetz<br />

vom 7. Juli 1948 über die Fürsorge und Schutz <strong>der</strong> Kriegsgräber und Kriegsdenkmäler aus dem Zweiten Weltkrieg für<br />

Angehörige <strong>der</strong> Alliierten, Vere<strong>in</strong>ten Nationen und für Opfer des Kampfes für e<strong>in</strong> freies, demokratisches Österreich und<br />

Opfer politischer Verfolgung.<br />

54 Bundesgesetzblatt: <strong>in</strong> beiden Kriegsgräberfürsorgegesetzten gleichlautend <strong>der</strong> § 2.<br />

55 Amtliche Unterlagen, Friedhofsverwaltung <strong>Klagenfurt</strong>.<br />

56 vgl. Amtliche Unterlagen, Friedhofsverwaltung <strong>Klagenfurt</strong>.<br />

57 Die wichtigsten Schätz-Parameter: <strong>der</strong>zeitige Grabgebühren für e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelgrab jährlich 7,943 Euro,<br />

Friedhofsbenützungsentgelt (für Müll, Wasser, Schneeräumung) jährlich: 7 Euro; rund 1000 Bestattungen von NS-<br />

Opfern überwiegend <strong>in</strong> Reihengräber (=E<strong>in</strong>zelgräber), die meist doppelt belegt wurden; Weitervermietung <strong>der</strong> NS-<br />

Opfergräber beg<strong>in</strong>nend <strong>in</strong> den fünfziger, sechziger Jahren. Alle Parameter bergen teils erhebliche Unsicherheiten <strong>in</strong><br />

sich, weshalb e<strong>in</strong> Schätzungsergebnis nur <strong>in</strong> <strong>der</strong> gebotenen Unschärfe ausgedrückt werden kann.<br />

86


Kärnten-Koroška“ mehr als 700 Namen von NS-Opfern mit „Sterbeort: <strong>Klagenfurt</strong>“. Bei knapp 300<br />

von den Quellen her beson<strong>der</strong>s gut erschlossenen NS-Opfern konnte bislang auch die exakte<br />

Grablage recherchiert werden. 58 Die <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> Getöteten wurden nicht <strong>in</strong> Massengräbern,<br />

son<strong>der</strong>n sogenannten Reihengräbern beigesetzt, das s<strong>in</strong>d E<strong>in</strong>zelgräber, die jedoch zum Teil. doppelt,<br />

gegen Kriegsende auch dreifach mit Särgen bestückt wurden.<br />

Von allen Bestatteten, die seit Beg<strong>in</strong>n des Zwanzigsten Jahrhun<strong>der</strong>ts <strong>in</strong> Annabichl beerdigt wurden<br />

- das s<strong>in</strong>d rund 100.000 Tote - gibt es <strong>in</strong> <strong>der</strong> städtischen Friedhofsverwaltung genaue<br />

Aufzeichnungen. 59 Der Friedhof Annabichl wurde von Anfang an planmäßig angelegt. Die<br />

Gesamtfläche wurde zunächst <strong>in</strong> Sektoren (=Fel<strong>der</strong>) geglie<strong>der</strong>t. Die Sektoren (=Fel<strong>der</strong>) wurden<br />

ihrerseits nach Grabklassen und Reihen unterteilt. Innerhalb <strong>der</strong> Grabklassen und Reihen wird jedes<br />

Grab noch e<strong>in</strong>mal nummeriert. So lässt sich für jedes Grab e<strong>in</strong> vierteiliger Code erzeugen, <strong>der</strong> das<br />

jeweilige Feld, die jeweilige Grabklasse, die Reihe, die Grabnummer und damit die genaue Lage<br />

des Grabes am Friedhofsareal e<strong>in</strong>deutig bezeichnet. Die Wahrheit über die NS-Opfer <strong>in</strong> Annabichl,<br />

die nach <strong>der</strong> <strong>in</strong> ihrer Mitte bestatteten Dichter<strong>in</strong> bekanntlich zumutbar ist, verdankt sich nicht<br />

zuletzt e<strong>in</strong>er sorgfältig geführten staatlichen Friedhofsadm<strong>in</strong>istration. Freilich ist nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>erer<br />

Teil <strong>der</strong> Annabichler NS-Opfer schon alle<strong>in</strong> aus den Aufzeichnungen <strong>der</strong> Friedhofsadm<strong>in</strong>istration<br />

als solche zu erkennen. Es gibt zwar so manche E<strong>in</strong>tragungen <strong>in</strong> den so genannten Leichenbüchern,<br />

die z.B. so lauten: „Sterbeort: Gestapogefängnis“, „Beruf: Ostarbeiter<strong>in</strong>“ o<strong>der</strong> „Beruf: Bandit“ wie<br />

bis zum Mai 1945 die amtliche Bezeichnung für PartisanInnen gelautet hat. In den überwiegenden<br />

Fällen können die Opfer von NS-Verfolgung, die am Friedhof Annabichl beigesetzt wurden, nur<br />

durch e<strong>in</strong>en arbeitsaufwendigen Datenabgleich mit den Ergebnissen e<strong>in</strong>schlägiger Recherchen <strong>in</strong><br />

an<strong>der</strong>en Quellen ermittelt werden: Landesarchiv, historische Literatur, Krankenhausarchiv usw..<br />

E<strong>in</strong> Datenabgleich, <strong>der</strong> <strong>in</strong> den ersten Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg von niemandem<br />

durchgeführt wurde.<br />

In den 1950er, 60er und 70er Jahren wurden viele von den Friedhofsfel<strong>der</strong>n e<strong>in</strong>geebnet und<br />

anschließend neu belegt. Bei Neubelegungen werden <strong>in</strong> Annabichl die freigelegten Gebe<strong>in</strong>e aus<br />

vorangegangenen Bestattungen generell an <strong>der</strong>selben Stelle, jedoch <strong>in</strong> größerer Tiefe, wie<strong>der</strong><br />

bestattet. In den bislang eruierten knapp 300 Grablagen von NS-Opfern <strong>in</strong> und aus <strong>Klagenfurt</strong> s<strong>in</strong>d<br />

auch 40 Bestattungen von Urnen enthalten, die <strong>Klagenfurt</strong>er H<strong>in</strong>terbliebene aus verschiedenen KZ<br />

und Vernichtungszentren per Post zugeschickt bekamen, nachdem man dort ihre Angehörige<br />

umgebracht hat. In den „Leichenbüchern“ hat das z.B. folgenden Nie<strong>der</strong>schlag gefunden:<br />

„Sterbeort: Auschwitz […] (Urnenbeisetzung)“. Im anschließenden Kapitel s<strong>in</strong>d die Namen dieser<br />

knapp dreihun<strong>der</strong>t Ermordeten angeführt. Ihre Gräber streuen über den ganzen Friedhof. In<br />

bestimmten Fel<strong>der</strong>n häufen sich die e<strong>in</strong>schlägigen Fälle: Feld I mit m<strong>in</strong>destens 99 NS-Opfern, Feld<br />

XV mit m<strong>in</strong>destens 67 NS-Opfern, auch <strong>in</strong> Feld XXI gibt es noch 20 NS-Opfer. Sollte die Namens-<br />

und Opferforschung von „Memorial Kärnten-Koroška“ <strong>in</strong> den nächsten Jahren im selben Umfang<br />

weiter geführt werden können, ist damit zu rechnen, dass noch zahlreiche weitere Grablagen verteilt<br />

über den gesamten Friedhof Annabichl ermittelt werden können. Es ist zwar nicht zu erwarten, dass<br />

sich noch alle Grabstellen <strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> umgekommenen Verfolgten eruieren lassen, bei<br />

<strong>in</strong>sgesamt zum<strong>in</strong>dest 500 NS-Verfolgten und Wi<strong>der</strong>stehenden sollte das schließlich aber <strong>der</strong> Fall<br />

se<strong>in</strong>.<br />

58 Die bisherige Aufarbeitung zum Thema ist unvollständig bzw. noch <strong>in</strong> Gang. Die genauesten Angaben zur Zahl <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> Umgekommenen lassen sich <strong>der</strong>zeit auf Basis <strong>der</strong> NS-Opferforschung <strong>der</strong> Plattform Memorial Kärnten-<br />

Koroška machen, die freilich noch unabgeschlossen bzw. als noch vorläufig anzusehen ist. Die Durcharbeitung<br />

wichtiger Quellenbestände steht noch aus; so dürften es etwa bei ZwangsarbeiterInnen, evt. auch bei Todesopfern <strong>in</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong>er Gefängnissen noch größere unerfasste Opferkont<strong>in</strong>gente geben. Bezüglich <strong>der</strong> puren Zahl <strong>der</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong> Umgekommenen s<strong>in</strong>d immer auch jene zahlreichen Euthanasieopfer im GKH zu berücksichtigen, die nach<br />

dem Krieg von <strong>der</strong> Justiz namentlich nicht erfasst werden konnten.<br />

59 An dieser Stelle möchte ich mich sehr herzlich bei <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Friedhofsverwaltung Frau Irmgard Albrecht und<br />

ihre Vorgesetzten für die E<strong>in</strong>sichtnahme <strong>in</strong> die Friedhofsarchive und die Erläuterungen zur Adm<strong>in</strong>istration bei nun<br />

schon oftmals wie<strong>der</strong>holten Archivbesuchen bedanken (H.S.).<br />

87


Die Wahrheit über die hier erörterten Gräber haben die <strong>in</strong> demokratischen Wahlen ermittelten<br />

Spitzen <strong>der</strong> <strong>Klagenfurt</strong>er Stadtverwaltung den Besuchern des Friedhofs bislang nicht wirklich<br />

zugemutet. In den ersten Nachkriegjahrzehnten überwiegend darum, weil sie es nicht wollten. Seit<br />

den siebziger Jahren immer mehr aus dem Grund, weil sie davon selbst nichts gewusst haben. Es<br />

war alles <strong>in</strong> allem die österreichische Nachkriegsgesellschaft, die sich Wahrheiten dieser Art nicht<br />

wirklich zumuten wollte; z.B. die meistens etwas zu laut gerühmte „Wie<strong>der</strong>aufbaugeneration“, von<br />

<strong>der</strong> e<strong>in</strong> Teil auch schon davor beim Abriss begeistert mit Hand angelegt hat. Über die aktuellen<br />

Bemühungen wie nun heute den NS Opfergräbern <strong>in</strong> Annabichl er<strong>in</strong>nerungskulturell entsprochen<br />

werden könnte siehe das Kapitel über das „Denkmal für die Opfer für e<strong>in</strong> freies Österreich am<br />

Friedhof Annabichl“ und das Kapitel über die Initiative „Memorial Kärnten/Koroška“.<br />

Neben <strong>der</strong> Problematik <strong>der</strong> Verfolgten und ihrer Gräber sowie dem Mahnmal <strong>der</strong> „Opfer für e<strong>in</strong><br />

Freies Österreich“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Friedhofshauptallee gibt es <strong>in</strong> Annabichl freilich noch weitere Bezüge, die<br />

im Zusammenhang mit nationalsozialistischer <strong>Gewalt</strong> von Bedeutung s<strong>in</strong>d. Bezüge von recht<br />

unterschiedlicher Art, die hier nicht durchwegs behandelt werden können. H<strong>in</strong>gewiesen sei auf die<br />

Gräber von „Janez Županc“ und „Ravnik Jurji“. Die e<strong>in</strong>zigen Kärntner Partisanen, die <strong>in</strong> Annabichl<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em „Familiengrab 1. Klasse“ bestattet s<strong>in</strong>d. Man f<strong>in</strong>det ihre Gräber im Feld XII <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Grabreihe 8.<br />

Von durchaus nennenswerter Bedeutung <strong>in</strong> Bezug auf die nationalsozialistische <strong>Gewalt</strong> s<strong>in</strong>d auch<br />

die bereits erwähnten Grabfel<strong>der</strong> XVII und XVIII, <strong>der</strong> so genannte „Soldatenfriedhof <strong>Klagenfurt</strong>-<br />

Annabichl“. Aus e<strong>in</strong>iger Entfernung sieht die Anlage aus wie e<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>s großes „Kärntner<br />

Abwehrkämpferdenkmal“, weil sie mit den entsprechenden Emblemen geschmückt ist. Land<br />

Kärnten und Bundesheer <strong>in</strong>szenieren hier jedes Jahr aufwendige Gedenkveranstaltungen für die<br />

1919 getöteten „Abwehrkämpfer“, die an zentraler Stelle <strong>der</strong> Anlage auch allesamt namentlich<br />

aufsche<strong>in</strong>en aber nur <strong>in</strong> ganz wenigen Fällen hier begraben se<strong>in</strong> dürften. Die Fel<strong>der</strong> XVII und XVIII<br />

s<strong>in</strong>d bereits im Ersten Weltkrieg für Militärangehörige reserviert worden. Sie wurden Reihe für<br />

Reihe mit den <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> und Umgebung anfallenden toten Soldaten und Offizieren belegt. Aus<br />

den Unterlagen <strong>der</strong> Friedhofsverwaltung geht hervor, dass <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> hier beigesetzten toten<br />

Männer bereits im Ersten Weltkrieg umgekommen ist, viele von ihnen als Kriegsgefangene bzw. als<br />

Angehörige <strong>der</strong> <strong>in</strong> dieser Zeit fe<strong>in</strong>dlichen Armeen. E<strong>in</strong>e Aufstellung über ihre Zusammensetzung<br />

nach Herkunftslän<strong>der</strong>n nennt: „1435 Österreicher“ aus allen Teilen <strong>der</strong> Monarchie, „472 Russen,<br />

265 Italiener, 64 Serben, 21 Reichsdeutsche, u. 1 Rumäne“ 60 . Im zweiten Weltkrieg s<strong>in</strong>d noch<br />

e<strong>in</strong>mal rund 450 tote Militärangehörige dazu gekommen, e<strong>in</strong> großer Teil von ihnen hat auf<br />

deutscher Seite gekämpft, unter ihnen SS-Leute. Und auch während des Zweiten Weltkriegs wurde<br />

hier e<strong>in</strong>e größere Zahl von toten Gegnern des Dritten Reiches bestattet, unter ihnen wie<strong>der</strong>um <strong>in</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong> und Umgebung umgekommene Kriegsgefangene. Der „Soldatenfriedhof“ erweist sich<br />

also bei näherer Betrachtung <strong>der</strong> Friedhofsunterlagen als e<strong>in</strong> militärisches Vielvölkergrab. E<strong>in</strong><br />

Umstand, <strong>der</strong> sich wenigstens <strong>in</strong> Ansätzen auch schon nicht-vor<strong>in</strong>formierten BesucherInnen des<br />

Friedhofs erschließen kann, vorausgesetzt sie schauen genau h<strong>in</strong>. In <strong>der</strong> Mitte <strong>der</strong> Grabanlage<br />

bef<strong>in</strong>det sich seit Oktober 1987 e<strong>in</strong>e unübersehbare Gedenkkonstruktion mit e<strong>in</strong>em<br />

„pagodenartigen Holzdach, das auf überdimensionierten ste<strong>in</strong>ernen Artilleriegranaten steht“. 61<br />

Unter dem Holzdach, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Mitte offen ist, bef<strong>in</strong>den sich Bronzeplatten auf denen alle<br />

Namen <strong>der</strong> hier begrabenen Militärangehörigen aufsche<strong>in</strong>en. Die toten Männer selbst liegen noch<br />

immer so, wie sie während des Ersten und Zweiten Weltkriegs bestattet wurden, also <strong>in</strong> eng<br />

nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> liegenden Reihengräbern, verteilt über das gesamte Areal von Feld XVII und XVIII..<br />

Sieht man sich ihre Namen an ist bald zu erkennen, dass hier die deutschsprachigen e<strong>in</strong>e, wenn auch<br />

ke<strong>in</strong>eswegs marg<strong>in</strong>ale M<strong>in</strong><strong>der</strong>heit darstellen. Es gibt starke ostlawische, italienische und an<strong>der</strong>e<br />

Kont<strong>in</strong>gente. Wer diejenigen Militärangehörigen s<strong>in</strong>d, die im zweiten Weltkrieg gegen das „Dritte<br />

Reich“ gekämpft haben, wo sie auf dem Areal bestattet wurden, geht aus <strong>der</strong> Anlage nicht hervor<br />

60 Amtliche Unterlagen, Friedhofsverwaltung <strong>Klagenfurt</strong>.<br />

61 E<strong>in</strong>e Assoziation zur Anlage, die ich Dr. Jutta Ste<strong>in</strong><strong>in</strong>ger bei e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Besichtigung verdanke.<br />

88


(um das zu erfahren müsste erst e<strong>in</strong>e aufwendigere Recherche bei <strong>der</strong> Friedhofsverwaltung gemacht<br />

werden). 62<br />

H<strong>in</strong>ter dem „pagodenartigen Holzdach“ und den Bronzeplatten mit den Namen geht <strong>der</strong><br />

„Soldatenfriedhof“ noch weiter. Die Anlage macht <strong>in</strong> diesem Teil e<strong>in</strong>en etwas vernachlässigten<br />

E<strong>in</strong>druck, wird aber nicht zuletzt dadurch, was die Vermittlung von historischer Information angeht<br />

etwas bunter und reichhaltiger. Zunächst fällt e<strong>in</strong> großer umfriedeter Ste<strong>in</strong> mit blass gewordenem<br />

Roten Stern und kyrillischen Buchstaben <strong>in</strong>s Auge. Die Übersetzung <strong>der</strong> Kyrilliza lautet: „Hier<br />

ruhen Soldaten <strong>der</strong> sowjetischen Armee, die während des Vaterlandskrieges 1941 - 1945 gefallen<br />

s<strong>in</strong>d. Ruhet <strong>in</strong> ewigem Frieden“. Ob die toten Sowjetsoldaten genau unter dem umfriedeten Areal<br />

bestattet s<strong>in</strong>d, ob sie an e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Stelle von Feld XVII und XVIII beigesetzt wurden ist nach<br />

den Angaben <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong> <strong>der</strong> Friedhofsverwaltung fraglich und müsste erst untersucht werden. Das<br />

sowjetische Grabdenkmal wird ab und zu von russischen Delegationen besucht, die zum Teil <strong>in</strong><br />

Uniform kommen. Bereits seit e<strong>in</strong>iger Zeit bemüht sich auch e<strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>er Geme<strong>in</strong><strong>der</strong>at, um für<br />

das vernachlässigte Areal e<strong>in</strong>e Sanierung zu erwirken.<br />

Noch weiter h<strong>in</strong>ten <strong>in</strong> Richtung Friedhofsmauer f<strong>in</strong>det man e<strong>in</strong>zelne Gräber mit verschiedenen<br />

militärischen Toten, auch solche von politischen <strong>Gewalt</strong>aktionen, die im Zuge des Juliputsches von<br />

1934 umgekommen s<strong>in</strong>d. Der Text auf dem Grabste<strong>in</strong> für drei dieser Opfer: „Adam [Nachname<br />

unleserlich] Alpenjäger […] [unleserliche Buchstaben] 1913 geboren gefallen am 26.7.1934<br />

Wolfsberg […] Alpenjäger.[…]“. Und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe dieser halb bis ganz verlassenen Gräber bef<strong>in</strong>det<br />

sich auch noch e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>er englischer Armeefriedhof, auf dem vornehmlich britisches<br />

Armeepersonal beigesetzt wurde, das <strong>in</strong> <strong>der</strong> Besatzungszeit gestorben ist. Insgesamt um die fünfzig<br />

Leute, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> britischen Besatzungszone bei Verkehrsunfällen und ähnlichen Anlässen u.a.<br />

darum gestorben s<strong>in</strong>d, weil die 1945 wie<strong>der</strong> errichtete österreichische Demokratie noch e<strong>in</strong>e Zeit<br />

lang durch den „alliierten Kontrollrat“ beaufsichtig werden sollte und wohl auch beaufsichtigt<br />

werden musste. Die etwas grobe Wiese als die sich <strong>der</strong> „Soldatenfriedhof <strong>Klagenfurt</strong>-Annabichl“ <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em nicht-englischen Teil überwiegend darstellt, wird hier plötzlich zum englischen Rasen. Und<br />

auch sonst lassen sich noch verschiedenste Unterschiede feststellen.<br />

Wo immer man sich am „Soldatenfriedhof <strong>Klagenfurt</strong>-Annabichl“ aufhält, es ist sehr<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich, dass man gerade auf e<strong>in</strong>em Grab steht. „Man tritt […] nicht auf die Toten“, so<br />

wurde weiter oben e<strong>in</strong>e kulturelle Übere<strong>in</strong>kunft des jüdischen Lebens zitiert. Ob die auch gilt wo<br />

e<strong>in</strong>e größere Zahl von Wehrmachtsangehörigen und SS-Leuten begraben ist? Die Frage soll/kann<br />

hier nicht beantwortet werden, - wenn es überhaupt e<strong>in</strong>e ist. Denn im Allgeme<strong>in</strong>en stellt sich auch<br />

im christlich geprägten Kontext niemand auf e<strong>in</strong> Grab drauf; (Ausnahme: Grabpflege bzw. es wird<br />

neu ausgehoben). Auch <strong>in</strong> christlich zivilisierten Zusammenhängen wird vor dem Grab gestanden<br />

und wenn dort nicht genug Platz ist rund um das Grab herum.<br />

An<strong>der</strong>s ist es nur beim Militär, zum<strong>in</strong>dest bei dem <strong>in</strong> Kärnten. Die tausenden Gräber am<br />

„Soldatenfriedhof <strong>Klagenfurt</strong>-Annabichl“ werden schon seit <strong>der</strong> Ersten Republik als<br />

Aufmarschplatz für groß <strong>in</strong>szenierte militärische Gedenkkundgebungen geschätzt. Insbeson<strong>der</strong>e für<br />

die jährliche „Heldenehrung“ <strong>der</strong> „Abwehrkämpfer“. am 10. Oktober. E<strong>in</strong>e Tradition, die bis heute<br />

nicht abgerissen ist, obwohl es von den Kämpfern selbst ke<strong>in</strong>en mehr gibt. Noch <strong>in</strong> den achtziger<br />

Jahren for<strong>der</strong>te bei e<strong>in</strong>er Vorbesprechung zur Neugestaltung <strong>der</strong> Grabaufbauten am Feld XVII und<br />

XVIII e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> maßgebenden Herrn <strong>in</strong> großer Unbefangenheit, „dass die Neugestaltung bis 10.<br />

Oktober 1986 bzw. ca. 2 Wochen davor beendet se<strong>in</strong> muss, ansonsten man damit rechnen muss, das<br />

ganze um e<strong>in</strong> Jahr verschieben zu müssen“. Und e<strong>in</strong> zweiter Herr, <strong>der</strong> ihm assistierte: „Man muss<br />

Platz schaffen für ca. 170 Soldaten und die Militärmusik. Derzeit kann <strong>der</strong> Landeshauptmann kaum<br />

die Ehrenformation abschreiten aus Platzmangel“. Dieser Platz wurde geschaffen <strong>in</strong>dem man viele<br />

hun<strong>der</strong>te Gräber von Soldaten aus halb Europa mit Ste<strong>in</strong>platten übermauert hat. Auf diesen<br />

62 Alle hier gemachten Angaben zur Friedhofsorganisation und Friedhofsgeschichte basieren auf Amtlichen<br />

Unterlagen <strong>der</strong> Friedhofsverwaltung und Angaben <strong>der</strong> Leiter<strong>in</strong> Frau Albrecht.<br />

89


Ste<strong>in</strong>platten werden jetzt auch die Stuhlreihen für die älteren Leute und die Ehrengäste aufgestellt;<br />

(die jedes Jahr auf den Toten sitzen). In den 1980er Jahren g<strong>in</strong>gen die Herren im<br />

Vorbereitungskomitee noch davon aus, „dass ca. 2000 Leute pro Feierlichkeit zu erwarten s<strong>in</strong>d“.<br />

Das war nicht unrealistisch gedacht. Mittlerweile s<strong>in</strong>d es nicht mehr ganz so viele die jedes Jahr<br />

kommen, um die militarisierte Slawenabwehr <strong>der</strong> Jahre 1918-1920 zu zelebrieren: auf den Gräbern<br />

von 472 toten Russen, 64 toten Serben, ungezählten toten Sowjetsoldaten aus dem Zweiten<br />

Weltkrieg und hun<strong>der</strong>ten toten Slawen aus <strong>der</strong> Monarchie.<br />

8.2.1 Namen von begrabenen NS-Opfern<br />

(Recherchestand: April 2006)<br />

Die nachfolgende Aufstellung enthält die Namen von knapp 300 NS-Opfern <strong>der</strong>en Grablagen im<br />

Friedhof Annabichl bislang eruiert werden konnten. In dieser Zahl s<strong>in</strong>d auch 40 Bestattungen von<br />

Urnen enthalten, die <strong>Klagenfurt</strong>er Familien und H<strong>in</strong>terbliebene aus verschiedensten KZ- und<br />

Vernichtungszentren zugeschickt bekamen, nachdem dort ihre Angehörige umgebracht wurden. Am<br />

Ende f<strong>in</strong>det man noch e<strong>in</strong>ige Grabanlagen von Verfolgten <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en <strong>Klagenfurt</strong>er Friedhöfen.<br />

Ahrer Kathar<strong>in</strong>a 1882-1944<br />

Aich<strong>in</strong>ger Wilfried 1939-1944<br />

Andrä Karl ?-1943<br />

Anikeewa Ludmilla 1942-1944<br />

Apel Werner 1937-1944<br />

Augst Friedrich 1928-1944<br />

Back Jakob 1897-1942<br />

Bauer Adam 1913-1934<br />

Beer Erich 1905-1941<br />

Bendig Günther Friedrich 1925-1943<br />

Benedikt August 1907-1941<br />

Bergheim Kathar<strong>in</strong>a 1895-1943<br />

Berndt Gerhard 1926-1944<br />

Berwat Anna 1884-1944<br />

Beyna Harro Friedrich 1928-1944<br />

Bie<strong>der</strong>mann Anna 1927-1944<br />

Bier Agnes 1931-1944<br />

B<strong>in</strong><strong>der</strong> Richard 1894 ?-1940<br />

Birditsch Maria 1878-1945<br />

Birnbaumer Valent<strong>in</strong> 1915-1934<br />

Blum Gertrude 1929-1944<br />

Bodbeuschek Franziska 1931-1944<br />

Busch Margarethe 1922-1944<br />

Buschjeb Anton 1908-1943<br />

Carstens Johannes 1923-1942<br />

Cidej Franz 1897-1945<br />

Ciesiensky Günther 1936-1944<br />

Collignon Anna 1900-1943<br />

Dantz Therese 1935-1944<br />

Dendel Martha 1908-1943<br />

Denissenko Michael 1925-1943<br />

Dietz Guido 1893-1944<br />

Donnersbacher Anna 1908-1942<br />

Egger Anna 1890-1941<br />

90<br />

Ei<strong>der</strong> Maria 1894-1942<br />

Emilianova Ludmilla 1926-1943<br />

Falkenste<strong>in</strong> Maria 1930-1944<br />

Farm<strong>in</strong> Wladimir 1908-1944<br />

Feld Walter 1936-1943<br />

Fercher Mathilde 1888-1944<br />

Ferner Olaf 1941-1944<br />

Fert<strong>in</strong> Hermann 1894-1941<br />

Fickar Leopold 1863-1944<br />

Fillafer Maria 1879-1940<br />

F<strong>in</strong>dl<strong>in</strong>g Franz 1888-1944<br />

Fliess Maria 1901-1945<br />

Flock Getrude 1907-1943<br />

Florian Friedrich 1936-1941<br />

Friedrich Wolfgang 1936-1944<br />

Fritsch Johanna 1900-1943<br />

Fritz Josef 1913-1945<br />

Fulkier Maria 1891-1943<br />

Furm Ferd<strong>in</strong>and 1912-1934<br />

Galli Anton ?-1945<br />

Gastl Anna 1944-1944<br />

Gelbmann Maria 1883-1944<br />

Genick Anna 1926-1943<br />

Giggacher Jakob 1865-1944<br />

Glatz Jakob 1862-1942<br />

Gollner Anton 1865-1944<br />

Golob Jože 1891-1945<br />

Gönitzer Josef 1862-1945<br />

Granig Helmut 1940-1944<br />

Gregori Ursula 1922-1943<br />

Grepp Ges<strong>in</strong>us 1912-1942<br />

Greschicka Mirna 1925-1945<br />

Grietsch Rudolf 1939-1944<br />

Gross Günther Rudolf Alfred 1919-1943


Groutars Gerold 1936-1944<br />

Guntermann Elise 1913-1943<br />

Güss Margarethe 1904-1943<br />

Harrant Gudrun 1937-1944<br />

Harth Mathilde 1902-1944<br />

Hasl<strong>in</strong>ger Hermann 1880-1944<br />

Havliczek Karl 1891-1943<br />

Heck Martha 1924-1943<br />

Heilig Christ<strong>in</strong>e 1914-1943<br />

Heimann Kathar<strong>in</strong>a 1909-1944<br />

Heisters Karl He<strong>in</strong>z 1929-1944<br />

Held Johanna 1886-1943<br />

Heritz August<strong>in</strong> 1920-1944<br />

Hillen Gertrude 1918-1943<br />

Hohenwarter Hermann 1904-1941<br />

Hölbl<strong>in</strong>g Emma 1913-1942<br />

Holzer Franz 1870-1945<br />

Holz<strong>in</strong>ger Rudolf 1894-1943<br />

Hopfgartner Maria 1903-1943<br />

Huber Karl 1896-1941<br />

Huschbeck Karl He<strong>in</strong>z 1928-1944<br />

Isola Luzia ?-1943<br />

Jakowenko Anna 1912-1945<br />

Kaiser Ludwig 1903-1942<br />

Kaiser Max 1923-1941<br />

Kaltschmid Geza ?-1940<br />

Kanzian Valent<strong>in</strong> 1909-1945<br />

Karlbauer Helene 1905-1943<br />

Karnaus Christian 1877-1943<br />

Katolnig Aloisia 1935-1941<br />

Kempel Willi 1934-1944<br />

Kiefer Irmgard 1926-1944<br />

Kienberger Kathar<strong>in</strong>a 1904-1942<br />

Klaus Wolfgang 1937-1944<br />

Klee Reg<strong>in</strong>a ?-1944<br />

Kle<strong>in</strong> Helene 1898-1943<br />

Kle<strong>in</strong> Alexan<strong>der</strong><br />

Klimann Roger 1908-1941<br />

Klophaus Helmut 1939-1943<br />

Klusa Josefa 1939-1941<br />

Kober Agathe 1855-1942<br />

Kogler Karol<strong>in</strong>e 1922-1944<br />

Kölich Margarethe 1885-1943<br />

Koratkowa Vera 1925-1943<br />

Kornev Viktor 1923-1944<br />

Koschat Peter 1869-1945<br />

Köster Agnes 1921-1944<br />

Kovačič Sonja 1944-1944<br />

Kowalyk Maria 1907-1945<br />

Kowatsch Maria 1862-1940<br />

Kra<strong>in</strong>er Manfred 1940-1942<br />

Krämer Kather<strong>in</strong>a 1900-1943<br />

91<br />

Kravcik Stefan 1944-1944<br />

Krnč Lojzka 1919-1943<br />

Kronlechner V<strong>in</strong>zenzia 1907-1944<br />

Kühn Irmgard 1934-1944<br />

Kühnel Robert 1869-1941<br />

Kummerer Josef 1873-1943<br />

Lang Anna 1878-1944 Feld 22<br />

Leiber Ewald 1935-1943<br />

Lennefer Wilhelm<strong>in</strong>e 1924-1943<br />

Lerch Anna 1922-1944<br />

Lercher Aloisia 1924-1944<br />

Lerchster Therese 1897-1942<br />

Licen Sofie 1883-1943<br />

Lilg Maria 1881-1944<br />

L<strong>in</strong>gitz Lorenz 1868-1944<br />

List Anna 1879-1944<br />

Loschar Andreas 1912-1944<br />

Magele Johann 1875-1944<br />

Maier Aloisia ?-1944<br />

Markitz Margarethe 1878-1943<br />

Mayer Anton 1904-1940<br />

Messner Maria 1905-1940<br />

Metternich Adele 1935-1944<br />

Michalak Barbara 1919-1941<br />

Mickl Johann 1876-1940<br />

Mischkulnig Maria 1885-1942<br />

Mlatej Helena 1884-1945<br />

Model Maria 1896-1942<br />

Mößlacher Rosa 1896-1940<br />

Motschnig Johann 1867-1944<br />

Müller Elise 1908-1943<br />

Münzer Anna 1908-1942<br />

Münzer Antonia 1894-1943<br />

Nedwed Franz 1882-1943<br />

Neschgorodska Valent<strong>in</strong>e ?-1944<br />

Nest Zita 1913-1940<br />

Oberrauter Julia 1907-1942<br />

Oertel Margarethe 1892-1943<br />

Olezak Hedwig 1931-1944<br />

Omann Theodora 1918-1941 Feld 22<br />

Oppenau Hermann 1935-1944<br />

Ostermann Maria 1906-1943<br />

Otto Paul 1935-1943<br />

Paikler Sophie 1913-1943<br />

Panomarowa N<strong>in</strong>a 1925-1944<br />

Paulus Adele 1926-1943<br />

Pauly Paula 1931-1943<br />

Pavlovsky Kathar<strong>in</strong>a 1925-1944<br />

Pawlowski Phillip 1900-1944<br />

Petel<strong>in</strong> Maria 1856-1942<br />

Pflug Elise 1923-1943<br />

Picker He<strong>in</strong>rich Wilhelm Friedrich 1932-1943


Pirker Johanna 1913-1944<br />

Polzer Renate 1944-1944<br />

Poppitsch Emmi 1918-1943<br />

Potisk Gregor 1865-1942<br />

Pototschnig Hiltraud 1944-1944<br />

Preissl Ros<strong>in</strong>a 1904-1944<br />

Prettner Erich 1894-1943<br />

Prettner Kathar<strong>in</strong>a 1941-1944<br />

Primus Ferd<strong>in</strong>and 1895-1942<br />

Pristou Valent<strong>in</strong> 1912-1934<br />

Pugelsheim Maria 1911-1942<br />

Pyatak Nastja 1925-1944<br />

Rabenste<strong>in</strong>er Valent<strong>in</strong> 1924-1942<br />

Rappelnig Christ<strong>in</strong>e 1896-1943<br />

Ravnik Jurij 1922-1943<br />

Reile Karl 1891-1943<br />

Reimelt Ernst Karl 1925-1943<br />

Re<strong>in</strong>le<strong>in</strong> Irmgard 1908-1940<br />

Retzer Elise 1920-1944<br />

Richtig Fridol<strong>in</strong> 1865-1943<br />

Rilk Eberhart 1931-1943<br />

R<strong>in</strong>ner Arm<strong>in</strong> ?-1934<br />

Ritsch Alb<strong>in</strong>e 1879-1940<br />

Rosche V<strong>in</strong>zenz 1909-1945<br />

Rothleitner Christ<strong>in</strong>e 1866-1943<br />

Russheim Josef 1908-1940<br />

Russ<strong>in</strong>ek Richard 1921-1940<br />

Salokar Christ<strong>in</strong>e 1869-1944<br />

Sandrisser Bibiana 1864-1942<br />

Sarres Mart<strong>in</strong> 1935-1944<br />

Scharschl Anna 1858-1942<br />

Schellian Karol<strong>in</strong>e 1939-1944<br />

Schessek Hugo 1920-1945<br />

Schick Gunda 1925-1944<br />

Schlatte Agnes 1872-1944<br />

Schmidt Karl Wilhelm 1928-1943<br />

Schmitt Horst 1930-1943<br />

Schmitz Christ<strong>in</strong>e 1942-1944<br />

Schmölzer Franz 1923-1944<br />

Schoass Adelheid 1893-1943<br />

Schreiber Rolf 1939-1944<br />

Schre<strong>in</strong>er Margarethe 1929-1943<br />

Schroer Harald 1939-1944<br />

Schronen Maria 1904-1943<br />

Schuhmach Magdalena 1907-1945<br />

Schuller Elise 1896-1943<br />

Schuller Elise 1877-1944<br />

Schumann Manfred 1934-1943<br />

Sebastian Anton 1910-1940<br />

Sellbach Hans Rudolf 1930-1944<br />

Semsch Erika 1931-1944<br />

Siebigterot Maria 1868-1943<br />

92<br />

Sieper Kurt Achim 1937-1944<br />

Siesenop Gerhard 1936-1944<br />

Simoniss Kathar<strong>in</strong>a 1916-1944<br />

Slanavetz Leopold 1913-1944<br />

Slugatz Elise 1907-1944<br />

Smolle Rudolf 1896-1934<br />

Solosowskaja Antonia 1925-1943<br />

Sorgo Maria 1909-1943<br />

Spann Christ<strong>in</strong>e 1890-1945<br />

Speiser Ottilie 1896-1943<br />

Spickers Edmund 1933-1944<br />

Stare Rudolf 1913-1944<br />

Ste<strong>in</strong>bach Kathar<strong>in</strong>a 1922-1944<br />

Ste<strong>in</strong>er August 1904-1942<br />

Ste<strong>in</strong>kellner Rosa 1901-1943<br />

Ste<strong>in</strong>wen<strong>der</strong> Johann 1921-1945<br />

Sterl<strong>in</strong>i Cölest<strong>in</strong>e 1859-1944<br />

Stutz<strong>in</strong> Leopold<strong>in</strong>e 1853-1942<br />

Suchritschuk Josef 1945-1945<br />

Sunitsch Christ<strong>in</strong>e 1910-1943<br />

Sušnik Maria 1893-1944<br />

Svetetič Anton 1894-1942<br />

Swetlich Josef ?-1942<br />

Szafraniak Wolfgang 1929-1944<br />

Taferner Walburga ?-1942<br />

Taferner Ferd<strong>in</strong>and 1909-1944<br />

Taubach Alfred 1933-1943<br />

Terbonscheg Afra 1901-1944<br />

Theißen Horst Walter 1936-1943<br />

Thome Anna 1907-1943<br />

Toniutti Maria 1891-1943<br />

Tschauko Olga 1911-1944<br />

Tschernitz Josef 1886-1945<br />

Tutowa Praskora 1910-1943<br />

Unterweger Wilhelm<strong>in</strong>e 1883-1944<br />

Urbančič Matija 1870-1944<br />

Valent<strong>in</strong>itsch Auguste 1891-1941<br />

Vendt Egon 1929-1943<br />

Volk Eva 1942-1944<br />

Wans Maria 1924-1944<br />

Wascher Theresia 1867-1942<br />

Wedenig Maria 1888-1943<br />

Weibler Hedwig 1902-1943<br />

Weitschacher Barbara 1862-1942<br />

Weixler Therese 1863-1942<br />

Werdanz Anton 1886-1940<br />

Werner Karl-He<strong>in</strong>z 1931-1943<br />

Werschitz Josef 1919-1944<br />

Wersel He<strong>in</strong>z Otto 1934-1943<br />

Weyhen Kathar<strong>in</strong>a 1925-1944<br />

Wildl<strong>in</strong>g Kathar<strong>in</strong>a 1897-1943<br />

Wiltsch Mathias 1907-1944


Wiltschek Franz 1874-1944<br />

W<strong>in</strong>terhoff Horst 1934-1944<br />

Wollmann Annemarie 1888-1944<br />

Worounig Walter 1897-1940<br />

Zarenko Semen 1903-1944<br />

Zechner Susi 1916-1943<br />

Zimmerl Sophie 1894-1941<br />

Zulka Ignaz 1873-1945<br />

Županc Janez 1915-1943<br />

Friedhof St. Mart<strong>in</strong><br />

Lexer Ottilie 1893-1944<br />

Lexer Georg 1888-1941<br />

8.3 Britischer Militärfriedhof Lilienthalstraße<br />

93<br />

Matyja Christ<strong>in</strong>e 1945-1945<br />

Wieser Adolf<br />

Friedhof St. Ruprecht<br />

Klauß Anna 1874-1940<br />

Oremus Paul ?-1944<br />

Wastian Stefan 1903-1944<br />

Friedhof St. Georgen<br />

Oberbucher Johann 1897-1942<br />

Friedhof St. Peter<br />

Termoth Franz 1889-1941<br />

Der englische Militärfriedhof <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lilienthalstraße ist e<strong>in</strong>e sehr sorgfältig und - bei aller<br />

militärischen Rationalisierung und Geometrisierung - auch aufwendig gestaltete Anlage von<br />

flächenmäßig beachtlichem Umfang. Trotzdem dürfte <strong>der</strong> „englische Friedhof“, wie er manchmal<br />

gesprächsweise genannt wird, für viele Leute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt e<strong>in</strong>e nicht sehr starke, und <strong>in</strong> nicht so<br />

wenigen Fällen auch gar ke<strong>in</strong>e Bedeutung haben. Viele kennen <strong>in</strong> gar nicht. Es wird <strong>in</strong> den lokalen<br />

Zeitungen kaum e<strong>in</strong>mal über diesen Friedhof - und sei es auch nur <strong>in</strong> wenigen Zeilen - geschrieben.<br />

Die lokale Prom<strong>in</strong>enz aus Kärntner Politik, Wirtschaft und Karnevalstreiben geht auch nicht <strong>in</strong> die<br />

Lilienthalstraße, um sich vorm H<strong>in</strong>tergrund <strong>der</strong> Grabaufbauten photographieren zu lassen. Und es<br />

wird auch kaum <strong>Klagenfurt</strong>erInnen geben, die <strong>in</strong> diesem Friedhof e<strong>in</strong>en, und sei es nur entfernt<br />

verwandten Angehörigen haben.<br />

Menschen, denen <strong>der</strong> „<strong>Klagenfurt</strong> war cemetery“ mehr bedeutet, leben meist an<strong>der</strong>swo, nämlich <strong>in</strong><br />

England. Ihre Spuren lassen sich entwe<strong>der</strong> im Besucherbuch verfolgen, das <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Schre<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Gedenkkapelle am englischen Friedhof aufbewahrt wird. O<strong>der</strong> man f<strong>in</strong>det sie im Internet. Dort lässt<br />

sich auch e<strong>in</strong>iges über den Friedhof selbst recherchieren und <strong>in</strong> bestimmten Fällen auch etwas über<br />

jene Menschen, die im „war cemetery“ begraben s<strong>in</strong>d. Im Folgenden zwei Textproben aus e<strong>in</strong>er<br />

unsystematisch betriebenen Netzrecherche:<br />

„<strong>Klagenfurt</strong>, the only Commonwealth war cemetery <strong>in</strong> Austria, was begun <strong>in</strong> June 1945 by the<br />

British occupy<strong>in</strong>g forces, who moved graves <strong>in</strong>to it from all over the country. Austria was annexed<br />

by Germany <strong>in</strong> March 1938, and many labour, prisoner-of-war and concentration camps were<br />

established there by the Germans. The pr<strong>in</strong>cipal POW camps were at Dollerscheim, Gneizendorf,<br />

Kaiserste<strong>in</strong>bruch, Le<strong>in</strong>z Drau, Spittal Drau, and Wolfsburg Gratz. Commonwealth war dead buried<br />

<strong>in</strong> Austria were ma<strong>in</strong>ly servicemen who died <strong>in</strong> these camps <strong>in</strong> captivity, airmen who were shot<br />

down or crashed while fly<strong>in</strong>g over the country and those who died while serv<strong>in</strong>g with the army of<br />

occupation after the war. <strong>Klagenfurt</strong> now conta<strong>in</strong>s 589 Commonwealth burials of the Second World<br />

War. Between 1950 and 1954, eight First World War graves (three of them unidentified) were<br />

moved <strong>in</strong>to the cemetery from small cemeteries at Innsbruck, Mauthausen, Muhldorf and Vienna.” 63<br />

Es gibt im englischsprachigen Netz virtuelle Kriegerdenkmäler: roll of honour. Unter <strong>der</strong> Adresse<br />

www.roll-of-honour.com/Dorset/BournemouthPokesdown.html stößt man beispielsweise auf:<br />

„ROGERS Mark Hubbard“, e<strong>in</strong> toter „Pilot“ und „Fly<strong>in</strong>g Officer“. Er o<strong>der</strong> auch se<strong>in</strong> bereits im<br />

Ersten Weltkrieg umgekommener Vater „Harold Sidney Rogers“ - das geht aus <strong>der</strong> E<strong>in</strong>tragung<br />

nicht klar hervor - wurde „buried <strong>in</strong> KLAGENFURT WAR CEMETERY, Austria. Collective grave<br />

Plot 5 Row d Graves 3-7“.<br />

63 Quelle: www.f<strong>in</strong>dagrave.com - "Le<strong>in</strong>z Drau" ist Lienz <strong>in</strong> Osttirol, "Wolfsburg" ist Wolfsberg <strong>in</strong> Kärnten.


E<strong>in</strong> weiterer Zugang um übers Netz an Informationen zum britischen Militärfriedhof <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Lilienthalstraße zu gelangen, eröffnet sich über englische Sites, die sich mit<br />

Kriegsgefangenenlagern im Zweiten Weltkrieg beschäftigen: prisoner of war camp, Kurzform<br />

POW-camp. E<strong>in</strong>e erhebliche Anzahl von den <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lilienthalstraße beigesetzten Englän<strong>der</strong>n ist im<br />

„Stammlager XVIII A“ <strong>in</strong> Wolfsberg umgekommen, das nach dem Krieg als Entnazifizierungslager<br />

weiter verwendet wurde. Unter <strong>der</strong> Adresse www.bt<strong>in</strong>ternet.com/~stalag18a/graves.html gibt es<br />

weitere Informationen, auch Photomaterial darüber.<br />

Da die Briten alle <strong>in</strong> Österreich umgekommenen englischen Soldaten nach <strong>Klagenfurt</strong> überführt<br />

haben, eröffnet sich von daher, zum<strong>in</strong>dest im Pr<strong>in</strong>zip, e<strong>in</strong> lokaler und vor Ort gelegener Bezug zu<br />

allen Formen <strong>der</strong> britischen Präsenz während und nach dem Zweiten Weltkrieg <strong>in</strong> Österreich: im<br />

Luftkrieg, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kriegsgefangenschaft, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Besatzungszeit. Lokale und vor Ort gelegene Bezüge,<br />

die <strong>in</strong> Schulen im gegebenen Fall aufgegriffen werden können, wenn es gilt die genannten Themen<br />

durchzuarbeiten und zu vertiefen. Der englische Militärfriedhof bietet zusammen mit<br />

entsprechenden Erkundungen im Netz darüber h<strong>in</strong>aus auch noch e<strong>in</strong>e gute E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeit zur<br />

vergleichenden Betrachtung von verschiedenen nationalen Er<strong>in</strong>nerungstraditionen und -kulturen<br />

<strong>in</strong>nerhalb von Europa.<br />

8.4 <strong>Klagenfurt</strong>er NS-Opfer <strong>in</strong> den Todes- und Vernichtungsstätten<br />

(Recherchestand April 2006)<br />

Die nachfolgende Aufstellung enthält die Namen jener <strong>Klagenfurt</strong>erInnen, die <strong>in</strong> den<br />

verschiedensten, außerhalb <strong>Klagenfurt</strong>s gelegenen Todesstätten des Dritten Reichs ermordet und<br />

zugrunde gerichtet wurden. Die zugrunde liegende Namensrecherche stellt nur e<strong>in</strong>en vorläufigen<br />

Ermittlungsstand dar. 64 Die tatsächliche Gesamtzahl <strong>der</strong> <strong>Klagenfurt</strong>er Opfer von NS-Verfolgung<br />

und Wi<strong>der</strong>stand ist erheblich höher. Angeführt s<strong>in</strong>d Opfer des Nationalsozialismus, die <strong>in</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong> geboren wurden o<strong>der</strong> hier wohnhaft gewesen s<strong>in</strong>d. Sie s<strong>in</strong>d aus den unterschiedlichsten<br />

Gründen <strong>in</strong> die Fänge ihrer Verfolger geraten. Was ihre Gräber anlangt, gilt für die meisten von<br />

ihnen, was Paul Celan <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er „Todesfuge“ gesagt hat.<br />

Aichwal<strong>der</strong> Simon 1870-1940<br />

Aschmalz Rosa 1909-1940<br />

Auer Elise 1869-1940<br />

Azmann Johann<br />

Bergbrenner Kaspar 1886-1941<br />

Bernthaler Franz ?-1945<br />

Brenner Elisabeth 1902-1941<br />

Cijan Franz<br />

Egartner Karl 1891-1940<br />

Erian Josef 1900-?<br />

Falle Anton 1886-1945<br />

Fekonja Alois<br />

Fercher Herta 1903-1940<br />

Gebhard Susanna 1911-1940<br />

Graf Martha 1890-1941<br />

Granig Anton 1905-1945<br />

Herzele-Beer Helene 1882-1940<br />

Hiessberger Michel 1907-1941<br />

64 Quelle: Namensforschung Memorial Kärnten-Koroška, Bearbeitung Helge Stromberger.<br />

94<br />

Hojniker Josef 1907-1945<br />

Humele Helene 1886-1940<br />

Inz<strong>in</strong>ger Leopold<br />

Ja<strong>in</strong>schigg Stefanie 1889-1940<br />

Jankovič Auguste 1909-1940<br />

Jelly Edith 1902-1941<br />

Jessenik Karl 1896-1940<br />

Johne Hilde 1898-1940<br />

Kalt Gabriele 1895-1940<br />

Karulle Martha 1910-1941<br />

Kavran Elise 1906-1940<br />

Kersche Gregor<br />

Knafl Stefanie (Just<strong>in</strong>e) 1925-1941<br />

Knes Hubert ?-1945<br />

Ko<strong>in</strong>ig Rosa 1900-1940<br />

Kolle Maria 1899-1940<br />

Kopitsch Johann 1888-1941<br />

Koppitsch Theresia 1875-1940


Kosmitsch Magdalena 1886-1940<br />

Kovačič Frieda 1910-1940<br />

Kra<strong>in</strong>er Anna 1874-1940<br />

Krassnitzer Raimund 1910-1941<br />

Kraxner Anton<br />

Krismanik Rudolf 1900-1940<br />

Kropfitsch Johann 1873-1940<br />

Krumpl Karl 1909-1945<br />

Lackner Alois 1913-1941<br />

Laimgruber Stefanie 1912-1940<br />

Lassnig Alb<strong>in</strong><br />

Leskovetz Johann 1905-1940<br />

Lissiak Alois 1881-1941<br />

Logar Josef ?-1945<br />

Maier Hildegard 1917-1940<br />

Mairz Karl 1907-1940<br />

Mart<strong>in</strong>z Ludmilla 1929-1941<br />

Maurer Josef 1896-1940<br />

Merk Otto 1903-1940<br />

Mickl Johann 1887-1941<br />

Motschiunig Johanna 1883-1940<br />

Müller Stefan 1922-1941<br />

Neumann Robert 1885-1941<br />

Nischelwitzer Johanna 1898-1940<br />

Norre Ignaz 1875-1940<br />

Orasch Gisela ?-1945<br />

Orischnig Valent<strong>in</strong> ?-1940<br />

Ortner Ernst 1914-1945<br />

Ottitsch Anton 1911-1940<br />

Pasterk Matthias ?-1934<br />

Perz Rudolf 1906-1940<br />

Peternelj Karl 1917-1943<br />

Petritsch Mart<strong>in</strong> 1888-1941<br />

Pograth Therese 1889-1940<br />

Primosch Wenzel 1897-1945<br />

Pumm Anna 1883-1940<br />

Puschnig Alfred 1905-1940<br />

Rassler Maria 1878-1940<br />

Literaturh<strong>in</strong>weise<br />

95<br />

Raunegger Maria 1877-1940<br />

Ribitsch Josef 1908-1944<br />

Saliter Josef 1924-1941<br />

Sallagar Otmar 1904-1940<br />

Schartl Anna 1881-1940<br />

Schaschl Klement 1916-1945<br />

Schauss Kilian 1909-1942<br />

Schifferer Thomas ?-1944<br />

Schlotnig Josef 1925-1940<br />

Schmied Johann 1910-1941<br />

Schorn Josef<strong>in</strong>e 1900-1940<br />

Schorsch Franz 1913-1941<br />

Schorsch Karl 1914-1941<br />

Schulz Herbert 1911-1940<br />

Schuschnig Josef ?-1945<br />

Schweiger Franz 1899-1940<br />

Schwendner August<br />

Sleik Josef<strong>in</strong>e 1910-1940<br />

Spitzer Alois 1878-?<br />

Stangl Josef 1903-1940<br />

Ste<strong>in</strong>hauser Ernst 1917-1941<br />

Stelzer Amalie 1915-1940<br />

Strauss Karl ?-1945<br />

Stultschnig Michael 1902-1940<br />

Swoboda Franz<br />

Tatzi He<strong>in</strong>rich 1877-1940<br />

Terschek Rudolf 1891-1940<br />

Toll<strong>in</strong>ger Walter 1901-1944<br />

Unteregger Josef<br />

Vallant Franz 1928-1941<br />

Wedam Emil ?-1943<br />

Weiss Stefanie 1903-1941<br />

Weiss Helene<br />

Woisetschläger Josef<br />

Wrissenegger Alfred ?-1945<br />

Wuriak Josef 1910-1940<br />

Wutte Raimund 1889-1941<br />

Kühn, Sebastian: Geschichte auf dem Friedhof. Kriegerdenkmäler als historisch-politisches<br />

Dokument. In: Geschichte Lernen. Pädagogische Zeitschrift. Heft 106, 19.Jahrgang, Juli<br />

2005, S. 60-66.<br />

Vorschläge für die Bearbeitung von Kriegerdenkmälern mit SchülerInnen.<br />

Krabbe, Dieter: Freuet euch mit Jerusalem. Jüdisches Leben, Denken und Gedenken. E<strong>in</strong>e<br />

E<strong>in</strong>führung. Claudius Verlag, München, 1995.<br />

Informationen zu jüdischen Bestattungsriten, zur Bedeutung von Totenruhe und <strong>der</strong><br />

Gestaltung von Gottesdiensten im Judentum.


Veran, Traude: Das ste<strong>in</strong>erne Archiv - Der alte Judenfriedhof <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rossau, Mandelbaum<br />

Verlag, Wien, 2002.<br />

Weit <strong>in</strong>s Detail reichende Beschreibung des im Titel genannten Wiener Friedhofs mit e<strong>in</strong>er<br />

Geschichte <strong>der</strong> Juden <strong>in</strong> Wien und allgeme<strong>in</strong>en Angaben zu jüdischer Kultur, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zu<br />

Friedhofs- und Begräbniswesen.<br />

Britischer Militärfriedhof Lilienthalstraße<br />

Fotos: Nadja Danglmaier<br />

96


9. <strong>Orte</strong> <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung und Gedenkzeichen an NS-Opfer<br />

9.1 Kärntner Landesarchiv<br />

St. Ruprechter Straße 7, 9020 <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec<br />

Telefon: 0463/56234/14<br />

e-mail: post.landesarchiv@ktn.gv.at<br />

Beschäftigt man sich mit <strong>der</strong> Geschichte des Landes Kärntens, ganz gleich mit welcher Epoche, so<br />

ist das Landesarchiv e<strong>in</strong>e zentrale Stelle zur Informationsbeschaffung. Dort wurden <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahrzehnten unterschiedliche Bestände aus <strong>der</strong> Zeit des Nationalsozialismus archiviert und<br />

Interessierten zugänglich gemacht. Insbeson<strong>der</strong>e über schriftliche Zeugnisse wie<br />

Zeitungsausschnitte, Dokumente o<strong>der</strong> Protokolle, aber auch über bildliche Zeugnisse wie<br />

Fotografien o<strong>der</strong> Propagandamaterial, lässt sich e<strong>in</strong> Zugang zu den Geschehnissen <strong>in</strong> Kärnten zur<br />

damaligen Zeit herstellen. Diese Bestände können von Lehrer<strong>in</strong>nen und Lehrern als Hilfsmittel für<br />

die Thematisierung des Nationalsozialismus e<strong>in</strong>gesetzt werden und dazu beitragen, Jugendliche zu<br />

e<strong>in</strong>er Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit <strong>der</strong> Vergangenheit anzuregen.<br />

Die Bestände des Landesarchivs umfassen u.a.:<br />

- Justizakten aus <strong>der</strong> NS-Zeit<br />

- Zeitungsbestände aus <strong>der</strong> NS-Presse für den Gau Kärnten<br />

- Fotobestände<br />

- Akten zur Restitution<br />

- Akten <strong>der</strong> Rückstellungskommission<br />

- Dokumentation <strong>der</strong> „Slowenenaussiedlung und Wie<strong>der</strong>gutmachung“<br />

- Bestände aus <strong>der</strong> NS-Zeit aus Bezirksarchiven, Geme<strong>in</strong>dearchiven,…<br />

Sämtliches Material ist zugänglich und e<strong>in</strong>sehbar, Voraussetzung ist die Angabe des jeweiligen<br />

Interesses. Kommt man mit e<strong>in</strong>em themenspezifischen Interesse <strong>in</strong>s Landesarchiv, wird man von<br />

den MitarbeiterInnen bei <strong>der</strong> Suche nach Material unterstützt. Es ist nicht erlaubt Bestände<br />

auszuborgen, jedoch besteht im Haus die Möglichkeit gegen Bezahlung zu kopieren, die<br />

Kopierkosten s<strong>in</strong>d aber relativ hoch.<br />

Für die Ansicht und Bearbeitung des Materials steht e<strong>in</strong> Lesesaal zur Verfügung, <strong>in</strong> dem um Ruhe<br />

gebeten wird. Für Arbeit <strong>in</strong> Kle<strong>in</strong>gruppen s<strong>in</strong>d Kab<strong>in</strong>en vorhanden, <strong>in</strong> welchen bis zu vier Personen<br />

Platz f<strong>in</strong>den. Für Gruppenarbeit <strong>in</strong> größeren Gruppen s<strong>in</strong>d ke<strong>in</strong>e Räumlichkeiten vorhanden. Diese<br />

räumlichen Gegebenheiten muss man beachten, wenn man das Archiv mit Schüler<strong>in</strong>nen und<br />

Schülern besuchen und für den Unterricht nützen will.<br />

Vor allem Zeitungen o<strong>der</strong> Plakate aus <strong>der</strong> Zeit des Nationalsozialismus eignen sich sehr gut dazu,<br />

die Propaganda <strong>der</strong> Nationalsozialisten zu thematisieren und zu analysieren. Die Herausfor<strong>der</strong>ung<br />

für LehrerInnen besteht hierbei dar<strong>in</strong>, die SchülerInnen zu e<strong>in</strong>er kritischen Betrachtung und<br />

Quellenkritik anzuregen. Mittels Protokollen von ZeitzeugInnenaussagen von Opfern<br />

beispielsweise, lässt sich die an<strong>der</strong>e Perspektive, nämlich jene <strong>der</strong> Verfolgten, mit <strong>der</strong> Propaganda<br />

<strong>in</strong> Beziehung stellen. Dadurch ergibt sich die Möglichkeit, die Unterschiede zwischen Propaganda<br />

und <strong>der</strong> Realität für e<strong>in</strong>zelne Gruppen <strong>der</strong> Bevölkerung, herauszuarbeiten.<br />

Arbeit <strong>in</strong> Archiven ermöglicht e<strong>in</strong>en explorativen Zugang zur Geschichte und dadurch e<strong>in</strong> aktiv<br />

werden <strong>der</strong> SchülerInnen über die Beschäftigung mit historischen Zeugnissen. Vor allem im<br />

Rahmen von Projektarbeit können diese pädagogischen Möglichkeiten <strong>der</strong> Vermittlungsarbeit<br />

genützt werden.<br />

98


Auch das Gelände des Landesarchivs selbst ist nicht frei von nationalsozialistisch belasteter<br />

Geschichte: An jenem Platz, an dem wir heute den mo<strong>der</strong>nen Bau des Landesarchivs vorf<strong>in</strong>den,<br />

befand sich nach Angaben des Archivdirektors während des Nationalsozialismus e<strong>in</strong> Holzbau, <strong>der</strong><br />

von <strong>der</strong> Geheimen Staatspolizei als Garage genutzt wurde: „die Gestapogarage“. Überhaupt würde<br />

sich das Kärntner Landesarchiv laut se<strong>in</strong>em <strong>der</strong>zeitigen Direktor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er „anrüchigen Umgebung“<br />

bef<strong>in</strong>den. 65 In e<strong>in</strong>em Gebäude gleich h<strong>in</strong>ter dem heutigen Archivbau war <strong>der</strong> Sicherheitsdienst <strong>der</strong><br />

SS untergebracht. Vom oberen Stock des Archivs aus hat man e<strong>in</strong>en freien Blick auf das ebenfalls<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe liegende Gelände, auf dem während <strong>der</strong> NS-Zeit die Wiener Neustädter Flugzeugwerke<br />

Zwangsarbeiter beschäftigten. Und zum Polizeigefängnis <strong>in</strong> <strong>der</strong> St. Ruprechterstraße ist es auch<br />

nicht weit (zu Polizeigefängnis und Sicherheitsdienst siehe die e<strong>in</strong>schlägigen Kapitel). Die noch<br />

relativ nahe an <strong>der</strong> Innenstadt gelegenen Wiener Neustädter Flugzeugwerke waren e<strong>in</strong>es <strong>der</strong><br />

vorrangigen Ziele <strong>der</strong> strategischen Bomberangriffe auf <strong>Klagenfurt</strong> und wurden zerstört. Sie<br />

befanden sich ungefähr auf dem Areal, wo sich heute die Kärntner Gebietskrankenkasse bef<strong>in</strong>det.<br />

Literaturh<strong>in</strong>weis<br />

Lange, Thomas (Hg.): Geschichte – selbst erforschen. Schülerarbeit im Archiv. Beltz Verlag,<br />

We<strong>in</strong>heim/Basel, 1993.<br />

9.2 Gedenkzeichen für Opfer des Nationalsozialismus <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong><br />

Denkmäler wollen e<strong>in</strong>e bleibende Er<strong>in</strong>nerung, e<strong>in</strong> konstantes <strong>in</strong> Gedanken rufen e<strong>in</strong>es Ereignisses<br />

o<strong>der</strong> bestimmter Personen, erreichen. Doch schaffen sie das wirklich? Doron Rab<strong>in</strong>ovici schreibt <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Roman „Ohneh<strong>in</strong>“:<br />

„Denkmäler seien ja eher die Wegmarken des Vergessens. Achtlos würde daran<br />

vorbeigegangen.“ 66<br />

Diese Frage kann anhand <strong>der</strong> im folgenden Kapitel kurz vorgestellten Denkmäler für Opfer des<br />

Nationalsozialismus <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> diskutiert werden.<br />

In Zusammenhang mit Denkmälern für Opfer des Nationalsozialismus ergeben sich zahlreiche<br />

Fragestellungen, die mit Jugendlichen bearbeitet werden können:<br />

• Überlegenswert wäre auf alle Fälle, von wem diese <strong>in</strong>itiiert wurden, wo sie positioniert s<strong>in</strong>d<br />

und warum o<strong>der</strong> auch welchen Text o<strong>der</strong> welche Symbole sie enthalten und was sie damit<br />

ausdrücken.<br />

• Die Frage nach <strong>der</strong> öffentlichen Aufmerksamkeit, die ihnen zukommt, ihre Bekanntheit und<br />

wie weit sie im öffentlichen Bewusstse<strong>in</strong> verankert s<strong>in</strong>d, kann mit Jugendlichen diskutiert<br />

werden.<br />

• Welche Gestaltungsmöglichkeiten für e<strong>in</strong> alternatives Denkmal wären vorstellbar? Welche<br />

Information, welche Symbolik sollte es enthalten und an welchem Ort sollte es angebracht<br />

werden? Hier könnten mittels kreativer Methoden Skizzen o<strong>der</strong> Modelle vorstellbarer<br />

alternativer Denkmäler angefertigt werden.<br />

• Diskussion des oben stehenden Zitats von Rab<strong>in</strong>ovici, Denkmäler seien „Wegmarken des<br />

Vergessens“, denen ke<strong>in</strong>e Beachtung geschenkt wird.<br />

65 Dr. Wilhelm Wadl bei e<strong>in</strong>er Archivführung für TeilnehmerInnen an e<strong>in</strong>em gedenkpädagogischen Sem<strong>in</strong>ar am 23.<br />

Oktober 2005.<br />

66 vgl. Rab<strong>in</strong>ovici, 2004, S. 92.<br />

99


9.2.1 Denkmal für ehemalige jüdische MitbürgerInnen<br />

Von 1903 bis 1938 befand sich das jüdische Bethaus <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Gebäude <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Platzgasse 3. (näheres zum Bethaus siehe Kapitel 5.1)<br />

1987 setzte sich e<strong>in</strong>e Initiative für die Errichtung e<strong>in</strong>er Gedenktafel an <strong>der</strong> Stelle des ehemaligen<br />

jüdischen Bethauses e<strong>in</strong>. Nach zahlreichen Problemen und Verän<strong>der</strong>ungen des ursprünglichen Plans<br />

konnte das Denkmal am 9. November 1988, also 50 Jahre nach dem Novemberpogrom, enthüllt<br />

werden. 67<br />

Über den Text, welcher am Ste<strong>in</strong> e<strong>in</strong>graviert werden sollte, wurde viel diskutiert. Heute ist dort<br />

folgende Inschrift auf Hebräisch und Deutsch zu lesen:<br />

„Zum Gedenken an den Leidensweg unserer ehemaligen jüdischen Mitbürger. Hier stand ihr<br />

Bethaus. Es wurde durch die Nationalsozialisten 1938 zerstört.“<br />

Jene Personen, <strong>der</strong>en Initiative zur Errichtung des Denkmals geführt hatte, waren bei <strong>der</strong><br />

Enthüllung nicht anwesend. Sie waren mit <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> Veranstaltung seitens <strong>der</strong> Politiker<br />

nicht e<strong>in</strong>verstanden, da diese nicht ihren Vorstellungen e<strong>in</strong>er würdevollen Trauer- und Gedenkfeier<br />

entsprach. Als Alternativveranstaltung wurde an <strong>der</strong> Universität <strong>Klagenfurt</strong> e<strong>in</strong>e Gedenkfeier mit<br />

Schweigemarsch zum Gedenkste<strong>in</strong> abgehalten. 68<br />

Das Denkmal für die jüdische Geme<strong>in</strong>de von <strong>Klagenfurt</strong> ist heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Bevölkerung wenig<br />

bekannt. E<strong>in</strong>erseits steht es <strong>in</strong> <strong>der</strong> Platzgasse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er wenig frequentierten Straße, an<strong>der</strong>erseits ist es<br />

h<strong>in</strong>ter e<strong>in</strong>em Zaun und umgeben von Sträuchern schlecht sichtbar. Geme<strong>in</strong>sam mit dem jüdischen<br />

Friedhof <strong>in</strong> St. Ruprecht ist <strong>der</strong> Gedenkste<strong>in</strong> heute <strong>der</strong> letzte H<strong>in</strong>weis auf das Bestehen e<strong>in</strong>er<br />

jüdischen Geme<strong>in</strong>de <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kärntner Landeshauptstadt.<br />

9.2.2 Euthanasiemahnmal<br />

Die Politikwissenschaftler<strong>in</strong> Dr. Brigitte Keppl<strong>in</strong>ger (Univerität L<strong>in</strong>z) stellt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beschreibung<br />

und Analyse <strong>der</strong> „Gedenkstätten für die Opfer <strong>der</strong> NS-Euthanasie <strong>in</strong> Österreich“ auch das<br />

<strong>Klagenfurt</strong>er Denkmal vor:<br />

„Das Mahnmal im Park <strong>der</strong> psychiatrischen Abteilung des Landeskrankenhauses <strong>Klagenfurt</strong><br />

entstand aufgrund e<strong>in</strong>er Initiative aus <strong>der</strong> Ärzteschaft des Krankenhauses. Im Oktober 1986 trat<br />

Primar Thomas Platz se<strong>in</strong>en Dienst <strong>in</strong> <strong>der</strong> psychiatrischen Abteilung an. Konfrontiert mit <strong>der</strong><br />

Geschichte <strong>der</strong> Psychiatrie im Nationalsozialismus, musste er feststellen, dass die Geschehnisse <strong>der</strong><br />

Jahre 1940 bis 1945 noch immer e<strong>in</strong> nicht aufgearbeitetes Kapitel <strong>der</strong> Lokalgeschichte darstellen.<br />

In <strong>der</strong> Folge <strong>in</strong>itiierte Platz e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe an <strong>der</strong> Kl<strong>in</strong>ik, die sich vorbereitend mit <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>haltlichen Gestaltung des Mahnmals ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setze. Auch <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> konnte sich die<br />

Initiative zur Errichtung e<strong>in</strong>es Mahnmals für die Euthanasieopfer auf e<strong>in</strong>e zeitgleich entstandene<br />

Arbeit zur Geschichte <strong>der</strong> NS-Euthanasie <strong>in</strong> Kärnten stützen 69 , e<strong>in</strong> Umstand <strong>der</strong> sich als sehr<br />

hilfreich erwies. Die Arbeitsgruppe setzte sich zum Ziel das Mahnmal bis zum 'Bedenkjahr 1988' zu<br />

realisieren und wandte sich an alle Gremien und Stellen, die damals im Zusammenhang mit <strong>der</strong><br />

Euthanasie neben den <strong>nationalsozialistischen</strong> Stellen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verantwortung waren. Also Stadt,<br />

Land, die Kirche und natürlich auch e<strong>in</strong>e Reihe von privaten Institutionen und E<strong>in</strong>richtungen Die<br />

F<strong>in</strong>anzierung erfolgte durch Subventionen öffentlicher Stellen und privater Spenden. Der Kärntner<br />

67 mit den H<strong>in</strong><strong>der</strong>nissen, welche bis zur Denkmalsenthüllung überwunden werden mussten, beschäftige sich Larissa<br />

Kra<strong>in</strong>er im Rahmen e<strong>in</strong>er unveröffentlichten Sem<strong>in</strong>ararbeit an <strong>der</strong> Universität <strong>Klagenfurt</strong>, Kopie <strong>in</strong> Besitz von Nadja<br />

Danglmaier.<br />

68 vgl. Kra<strong>in</strong>er, Sem<strong>in</strong>ararbeit Universität <strong>Klagenfurt</strong>.<br />

69 E<strong>in</strong>e Diplomarbeit, die 1986 am Institut für Philosophie und Gruppendynamik, Universität <strong>Klagenfurt</strong> e<strong>in</strong>gereicht<br />

wurde und danach <strong>in</strong> Auszügen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er zweisprachigen Kärntner Zeitschrift ersche<strong>in</strong>en ist. E<strong>in</strong>e überarbeitete Version<br />

wurde 1988 vom slowenischen Drava Verlag publiziert, die mittlerweile <strong>in</strong> dritter erweiterter Auflage erschienen ist.<br />

Siehe: Stromberger, 2002.<br />

100


Bildhauer Max Gangl wurde mit <strong>der</strong> Gestaltung des Mahnmals betraut; er schuf e<strong>in</strong>e stilisierte<br />

Figur aus Krastalel Marmor: 'Die Trauernde'. Im Oktober 1988 wurde das Mahnmal im Rahmen<br />

e<strong>in</strong>er feierlichen Gedenkveranstaltung e<strong>in</strong>geweiht, an <strong>der</strong> Vertreter des Landes, <strong>der</strong> Stadt, <strong>der</strong><br />

Ärztekammer und <strong>der</strong> Kirche teilnahmen. Auch die PatientInnen waren e<strong>in</strong>bezogen - die<br />

Patientenband spielte, Celans 'Todesfuge' wurde vorgetragen. E<strong>in</strong>e Inschrift wurde allerd<strong>in</strong>gs erst<br />

1989 angebracht. Sie lautet: 'Zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Psychiatrie <strong>Klagenfurt</strong>'. Dem gegenüber stand <strong>der</strong> Textvorschlag <strong>der</strong> Gruppe um Helge<br />

Stromberger, dem Verfasser <strong>der</strong> erwähnten Studie über Euthanasie <strong>in</strong> Kärnten, die <strong>in</strong> den Prozess<br />

<strong>der</strong> Realisierung des Euthanasie-Mahnmals von Beg<strong>in</strong>n an e<strong>in</strong>gebunden war: 'Zum Gedenken an<br />

die mehr als 1000 Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ten, psychisch Kranken und alten Kärntner, die zwischen 1940 und<br />

1945 zu Opfern e<strong>in</strong>er entmenschten Politik und Mediz<strong>in</strong> geworden s<strong>in</strong>d und als sogenanntes<br />

unwertes Leben ermordet wurden'. Letztlich aber fiel die Entscheidung zugunsten <strong>der</strong><br />

unverb<strong>in</strong>dlicheren Variante, die die konkrete Benennung von Opfern und Tätern vermeidet“. 70<br />

Die Darstellung Keppl<strong>in</strong>gers gibt die Entstehungsgeschichte des Mahnmals <strong>in</strong> ihren wesentlichen<br />

Zügen und so wie<strong>der</strong>, dass <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>em Punkt e<strong>in</strong>e Korrektur erfor<strong>der</strong>lich wäre, sieht man von dem<br />

für die Errichtung des Mahnmals belanglosen Umstand ab, dass <strong>der</strong> Primarius des nunmehrigen<br />

„Zentrum für seelische Gesundheit“ se<strong>in</strong>en Dienst <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> nicht im „Oktober 1986“ son<strong>der</strong>n<br />

im Frühjahr 1986 angetreten hat. Ergänzend sei festgestellt, das es beim Mahnmal respektive. <strong>in</strong><br />

den Räumlichkeiten <strong>der</strong> e<strong>in</strong>st <strong>nationalsozialistischen</strong> Psychiatrie <strong>in</strong> sehr losen Intervallen<br />

Gedenkveranstaltungen gibt. Auch gibt es am Gelände des Landeskrankenhauses <strong>Klagenfurt</strong> noch<br />

e<strong>in</strong> zweites Gedenkzeichen, das an die Opfer <strong>der</strong> Anstaltsmorde er<strong>in</strong>nert. Es bef<strong>in</strong>det sich an <strong>der</strong><br />

Stelle, wo das „H<strong>in</strong>terhaus des Siechenhauses“ <strong>in</strong> <strong>der</strong> Krassnigstrasse stand, <strong>in</strong> dem <strong>der</strong><br />

überwiegende Teil <strong>der</strong> <strong>Klagenfurt</strong>er Anstaltsmorde verübt wurde. Das alte „H<strong>in</strong>terhaus“ wurde vor<br />

e<strong>in</strong>igen Jahren abgerissen. An se<strong>in</strong>e Stelle wurde e<strong>in</strong> Neubau h<strong>in</strong>gestellt, <strong>der</strong> ebenfalls Teil <strong>der</strong><br />

geriatrischen Abteilung ist. Hier werden „chronisch Kranke“ beherbergt und vor allem palliativmediz<strong>in</strong>isch<br />

betreut. Viele von ihnen bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> ihrer letzten Lebensphase. Dieses zweite<br />

Gedenkzeichen ist betont schlicht gestaltet. Bei se<strong>in</strong>er Beurteilung sollte auch bedacht werden, mit<br />

welch schwierigen existenziellen und mediz<strong>in</strong>ischen Problemen jene Leute konfrontiert s<strong>in</strong>d, die<br />

Tag für Tag an diesem Gedenkzeichen vorbeikommen und hier arbeiten und leben müssen<br />

9.2.3 Stätte <strong>der</strong> Begegnung - Zweisprachiges Skulpturenensemble<br />

Nach fünfjähriger Planung, Bemühungen um f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung, Bürokratie und ständiger<br />

Verän<strong>der</strong>ung des ursprünglichen Plans, wurde das „zweisprachige Denkmal“ am Viktr<strong>in</strong>ger R<strong>in</strong>g 26<br />

schließlich am 7. Oktober 1995, zur 75. Jahrfeier <strong>der</strong> Kärntner Volksabstimmung, enthüllt. Initiiert<br />

wurde die so genannte „Stätte <strong>der</strong> Begegnung“ vom Direktor Dr. Anton Koren des<br />

Hermagoras/Mohorjeva Verlagshauses, vor dem es steht und mit dem es <strong>in</strong> direkter Verb<strong>in</strong>dung<br />

steht. Gestaltet wurde es vom Architekten Günther Domenig, jener Teil <strong>der</strong> sich im Inneren des<br />

Hauses bef<strong>in</strong>det vom Künstler Valent<strong>in</strong> Oman. Das zweisprachige Denkmal soll an e<strong>in</strong>er zentralen<br />

Stelle <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong> darauf h<strong>in</strong>weisen, dass hier zwei gleichberechtigte Volksgruppen leben und<br />

auch zwei Sprachen gelebt werden. Es soll e<strong>in</strong> Symbol für e<strong>in</strong> friedliches Zusammenleben und e<strong>in</strong>e<br />

gegenseitige Bereicherung se<strong>in</strong> und die Hoffnung auf e<strong>in</strong>e neue Qualität <strong>der</strong> Begegnung<br />

ausdrücken. Die Skulptur besteht aus zwei Stahlw<strong>in</strong>keln, die Kärnten als harmonische E<strong>in</strong>heit<br />

zeigen, bestehend aus zwei Teilen, die sich ähnlich und doch eigenständig s<strong>in</strong>d. An e<strong>in</strong>er Seite<br />

treffen sich die beiden Teile, an <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en steht je<strong>der</strong> für sich. Im Inneren <strong>der</strong> W<strong>in</strong>kel stehen über<br />

100 Wörter auf Slowenisch und Deutsch, die sich <strong>in</strong>e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> verflechten und Heimat thematisieren,<br />

als Element, welches die beiden Volksgruppen verb<strong>in</strong>det. Die Stahlplatten verweisen auch auf das<br />

Innere des Hauses, zum e<strong>in</strong>en auf e<strong>in</strong>e kle<strong>in</strong>e Auslage <strong>der</strong> zweisprachigen Buchhandlung im<br />

E<strong>in</strong>gangsbereich und dorth<strong>in</strong> wo sich die Skulptur durch drei Stelen von Valent<strong>in</strong> Oman fortsetzt.<br />

70 Keppl<strong>in</strong>ger, 2005, S 277 f.<br />

101


Diese er<strong>in</strong>nern an alle Opfer des Nationalsozialismus, ohne direkt auf sie h<strong>in</strong>zuweisen, so ist das<br />

Denkmal auch Mahnmal. Die e<strong>in</strong>zelnen Buchstaben bilden ke<strong>in</strong>e Worte, ke<strong>in</strong>e Namen, sie sollen<br />

ermöglichen, dass je<strong>der</strong> Betrachter die für sich wichtigen Namen daraus formuliert. Niemand soll<br />

aus <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung ausgeschlossen werden. 71<br />

9.2.4 „1938“ Denkmal am Universitätsgelände<br />

Zum 50jährigen Gedenken an den „Anschluss“ Österreichs an Hitler-Deutschland im März 1988<br />

wurde rechts neben dem Haupte<strong>in</strong>gang <strong>der</strong> Alpen-Adria-Universität <strong>Klagenfurt</strong> e<strong>in</strong> Denkmal<br />

enthüllt. Dieses wurde vom Künstler Rudolf Peyker gestaltet und stellt e<strong>in</strong> bronzenes Paar dar,<br />

welches von e<strong>in</strong>em Marmorblock mit <strong>der</strong> verkehrten Aufschrift „1938“ erdrückt wird. Das<br />

Denkmal weist auf das Jahr 1938 als Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er siebenjährigen Zeit <strong>der</strong> Unterdrückung,<br />

Demütigung, Verfolgung und Vernichtung zahlreicher Opfergruppen, Jüd<strong>in</strong>nen und Juden, S<strong>in</strong>ti<br />

und Roma, Wi<strong>der</strong>standskämpferInnen, politisch Verfolgten, SlowenInnen, Menschen mit<br />

Beh<strong>in</strong><strong>der</strong>ung und an<strong>der</strong>en, h<strong>in</strong>. In se<strong>in</strong>er Rede anlässlich <strong>der</strong> Gedenkstunde <strong>der</strong> Universität an das<br />

Jahr 1938 bezeichnete <strong>der</strong> damalige Rektor Günther Hödl diese siebenjährige Periode als<br />

„welthistorischer Gipfel <strong>der</strong> Menschenverachtung“ 72 und wies darauf h<strong>in</strong>, wie wichtig es sei, trotz<br />

Kritik und Wi<strong>der</strong>spruch die Augen nicht vor <strong>der</strong> Vergangenheit zu verschließen und sich zur<br />

Geschichte des Landes zu bekennen. Er plädierte für e<strong>in</strong> Annehmen <strong>der</strong> Vergangenheit als die<br />

unsere, denn nur dann sei es möglich daraus lernen, so Hödl. 73<br />

9.2.5 Das Mahnmal <strong>der</strong> „Opfer für e<strong>in</strong> freies Österreich“<br />

Das Mahnmal bef<strong>in</strong>det sich im Friedhof Annabichl an repräsentativer Stelle <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptallee <strong>in</strong><br />

Feld III. Es wurde Mitte <strong>der</strong> sechziger Jahre unter Fe<strong>der</strong>führung des 1945 aus Dachau<br />

heimgekehrten Landeshauptmannes Ferd<strong>in</strong>and Wedenig errichtet und vom damals noch sehr jungen<br />

slowenischen Kärntner Künstler Valent<strong>in</strong> Oman mit Bronzereliefs versehen. Seit den 60-er Jahren<br />

gibt es hier regelmäßig Gedenkveranstaltungen. Das Mahnmal wird seit se<strong>in</strong>er Errichtung von<br />

e<strong>in</strong>em Mahnmalkomitee betreut, das u.a. die jährliche Gedenkfeiern am 26. Oktober organisiert, bei<br />

<strong>der</strong> immer auch Vertreter <strong>der</strong> slowenischen Volksgruppe zu Wort kommen. Das Komitee setzt(e)<br />

sich aus VertreterInnen <strong>der</strong> NS-Opferverbände, <strong>der</strong> Parteien SPÖ, ÖVP und des KZ-Verbands (KPnahe)<br />

zusammen. Beim Mahnmal selbst handelt es sich um e<strong>in</strong>e Totengedenkstätte <strong>in</strong> <strong>der</strong> Art e<strong>in</strong>es<br />

leeren Grabes, e<strong>in</strong> Kenotaph, mit <strong>der</strong> Inschrift: „Den Opfern für e<strong>in</strong> freies Österreich 1938 – 1945“<br />

Im Herbst 1999 wurde die ProponentInnen des Mahnmalkomitees mit den für die Gedenkarbeit <strong>in</strong><br />

Annabichl relevanten Ergebnissen e<strong>in</strong>er im Jahr davor fertig gestellten Studie konfrontiert. 74 In<br />

dieser Studie wurde erstmals und gestützt auf entsprechende Archivrecherche darauf h<strong>in</strong>gewiesen,<br />

dass es <strong>in</strong> Annabichl auch viele hun<strong>der</strong>te nicht symbolische, mit NS-Opfern aus <strong>Klagenfurt</strong> belegte<br />

Gräber gibt, die nach dem Krieg neu belegt wurden. (siehe Kapitel: Friedhof Annabichl). Darauf<br />

setzte im Mahnmalkomitee e<strong>in</strong>e Diskussion e<strong>in</strong>, wie diesem Umstand Rechnung zu tragen wäre. Da<br />

es bereits unabhängig davon Überlegungen gab, das mittlerweile etwas baufällig gewordene<br />

Mahnmal <strong>in</strong> gründlicherer Form zu renovieren, führte diese Diskussion bald zu Ergebnissen, die für<br />

das Mahnmal recht weitreichende Folgen haben sollte; (siehe auch Kapitel: Memorial Kärnten-<br />

Koroška).<br />

2003 wurde am Mahnmahlsareal 1000 Namen von Kärntner NS-Opfern auf e<strong>in</strong>er Glas-<br />

Stahlkonstruktion angebracht. Sie stehen stellvertretend auch noch für tausende weitere NS-Opfer<br />

71<br />

vgl. Reden <strong>der</strong> Künstler und Ehrengäste bei <strong>der</strong> Eröffnungsfeier am 07.10.1995, sowie diverse Presseberichte <strong>in</strong><br />

Kärntner Zeitungen.<br />

72<br />

Hödl, 1988, S. 7.<br />

73<br />

vgl. Hödl, 1988, S. 13 f.<br />

74<br />

Stromberger, 1998. - veröffentlicht unter: www.kdu.at<br />

102


<strong>in</strong> und aus Kärnten. Diese Erweiterung des Mahnmals wurde als bewusst temporäres Projekt <strong>in</strong><br />

Angriff genommen, das nur solange bestehen soll, bis e<strong>in</strong>e würdige und angemessene Form <strong>der</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerung für alle Todesopfer von NS-<strong>Gewalt</strong> <strong>in</strong> Kärnten gefunden. 75 . Am 9. Oktober 2004 wurde<br />

das gläserne Namensdenkmal mit schwerem Werkzeug o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>em Schuss stark beschädigt. Die Tat<br />

fiel bezeichnen<strong>der</strong>weise mit den offiziellen Kärntner Landesfeierlichkeiten zur Volksabstimmung<br />

am 10. Oktober 1920 zusammen.<br />

Im Sommer und Herbst 2006 haben sodann <strong>der</strong> bildenden Künstler Valent<strong>in</strong> Oman, <strong>der</strong><br />

<strong>Klagenfurt</strong>er Architekt Klaus Holler und Mag. Helge Stromberger e<strong>in</strong> Konzept ausgearbeitet, das<br />

für den Fall se<strong>in</strong>er Umsetzung e<strong>in</strong>e künstlerisch und zeithistorisch fundierte er<strong>in</strong>nerungskulturelle<br />

Repräsentanz, sowohl <strong>der</strong> am Friedhof Annabichl beigesetzten NS-Opfer, als auch <strong>der</strong> übrigen NS-<br />

Opfer <strong>in</strong> und aus Kärnten, zu gewährleisten vermag. Das sehr komplexe Vorhaben sieht e<strong>in</strong>e weit<br />

reichende künstlerische und bauliche Umgestaltung des Mahnmal vor sowie weitere über den<br />

Friedhof verstreute Gedenkzeichen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Nähe <strong>der</strong> NS-Opfergräber positioniert werden sollen.<br />

Im Kern ist das Konzept von Oman, Holler und Stromberger e<strong>in</strong> künstlerisch und<br />

bauarchitektonisch durchgearbeitetes, erweiterbares Namensdenkmal; (siehe auch Kapitel: 10.1<br />

über Memorial Kärnten-Koroška).<br />

Literaturh<strong>in</strong>weis<br />

Memorial Kärnten/Koroška (Hg.): 1000 Namen. E<strong>in</strong> Beitrag zur Er<strong>in</strong>nerungsarbeit und<br />

Gedenkkultur im Bundesland Kärnten. Eigenverlag <strong>der</strong> Plattform Memorial<br />

Kärnten/Koroška, <strong>Klagenfurt</strong>, 2003.<br />

75 vgl. Jobst, 2003, S. 22 ff.<br />

103


10. Initiative zeigen für die Er<strong>in</strong>nerung<br />

In Kärnten f<strong>in</strong>det man verschiedene Initiativen und Vere<strong>in</strong>e, die sich für die Er<strong>in</strong>nerung an die NS-<br />

Vergangenheit und e<strong>in</strong>e Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung mit dem Geschehenen e<strong>in</strong>setzen. Diese s<strong>in</strong>d auch für<br />

e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit mit SchülerInnengruppen, z.B. <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit diversen Schulprojekten<br />

o<strong>der</strong> bezüglich <strong>der</strong> Gestaltung von Gedenkfeiern, offen. E<strong>in</strong>er Auswahl <strong>der</strong> Initiativen soll hier die<br />

Möglichkeit geboten werden, ihre Aktivitäten und Ziele vorzustellen:<br />

10.1 Memorial Kärnten/Koroška<br />

Plattform gegen das Wie<strong>der</strong>aufleben von Faschismus, Rassismus und<br />

Antisemitismus/Platforma proti oživljanju fašizma, razisma <strong>in</strong> antisemitizma<br />

Die Plattform „Memorial Kärnten-Koroška“ ist aus dem Komittee zur Erhaltung des Mahnmals <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Annabichler Friedhofshauptallee hervorgegangen (siehe Kapitel: Das Mahnmal <strong>der</strong> „Opfer für<br />

e<strong>in</strong> freies Österreich“). Um die seit dem Herbst 1999 neu <strong>in</strong>s Auge gefassten Aufgaben besser<br />

bewältigen zu können, erfolgte im Jahr 2000 die Neukonstituierung des Mahnmalkomitees als<br />

angemeldeter Vere<strong>in</strong>. Zu den wesentlichen Zielstellungen gehören die er<strong>in</strong>nerungskulturelle<br />

Betreuung und dauerhafte Erhaltung des Mahnmals <strong>in</strong> <strong>der</strong> Hauptallee im Friedhof Annabichl; die<br />

Gewährleistung e<strong>in</strong>er würdigen Er<strong>in</strong>nerung an die Opfer <strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> Gräueltaten von<br />

1938 bis 1945 <strong>in</strong> Kärnten, o<strong>der</strong> auch die Unterstützung aller Bemühungen zur Beseitigung<br />

großdeutscher, nazistischer und militaristischer Propaganda und Tätigkeiten im S<strong>in</strong>ne <strong>der</strong><br />

Bestimmungen des Österreichischen Staatsvertrages von 1955 <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Artikeln 4 und 9.<br />

In <strong>der</strong> Plattform „Memorial Kärnten-Koroška“ s<strong>in</strong>d zahlreiche E<strong>in</strong>zelpersonen und e<strong>in</strong> größere Teil<br />

<strong>der</strong> Kärntner NS-Opferverbände und Er<strong>in</strong>nerungs<strong>in</strong>itiativen versammelt. In praktischer H<strong>in</strong>sicht<br />

standen <strong>in</strong> den letzten Jahren folgende Arbeitsschwerpunkte im Vor<strong>der</strong>grund:<br />

- Durchführung <strong>der</strong> Gedenkfeier beim Mahnmal <strong>in</strong> Annabichl am österreichischen<br />

Nationalfeiertag;<br />

- Unterstützung beim Aufbau e<strong>in</strong>er NS-Opferdatenbak und bei <strong>der</strong> Durchführung des<br />

Namensforschungsprojekts »Die Todesopfer von NS-Verfolgung und Wi<strong>der</strong>stand <strong>in</strong> und aus<br />

Kärnten“; 76<br />

- Die Errichtung des temporären Mahnmals <strong>der</strong> Tausend Namen <strong>in</strong> Annabichl;<br />

- Vorbereitung und Unterstüzung <strong>der</strong> Realisierung des Mahnmalkonzepts von Oman, Holler,<br />

Stromberger.<br />

Kontakt: Prof. V<strong>in</strong>zenz Jobst, Tel.: 0463/5870-231 (Vere<strong>in</strong>svorstand)<br />

Reg<strong>in</strong>a Taupe: Tel, 0463/511414<br />

helge.stromberger@utanet.at<br />

L<strong>in</strong>k: www.memorial.at (im Aufbau).<br />

10.2 Mauthausen Komitee Kärnten/Koroška<br />

Die Gruppe wurde unter dem Namen „Mauthausen Aktiv Kärnten/Koroška. Initiative Gedenkstätte<br />

Loibl KZ Nord” 1995 von engagierten Wissenschaftern <strong>der</strong> Universität <strong>Klagenfurt</strong> unter <strong>der</strong><br />

Leitung von Univ. Prof. Dr. Peter Gstettner <strong>in</strong>s Leben gerufen. Die Hauptaufgabe besteht dar<strong>in</strong>,<br />

e<strong>in</strong>e würdige Gedenkstätte beim Loibl KZ Nord zu errichten, <strong>in</strong>klusive e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>formativen<br />

Ausschil<strong>der</strong>ung und Kennzeichnung des Areals. Im KZ Loibl Nord wurden zwischen Juni 1943<br />

und Mai 1945 Häftl<strong>in</strong>ge aus unterschiedlichen Nationen gezwungen, unter extremen klimatischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen und bewacht von brutalen Aufsehern, e<strong>in</strong>en Straßentunnel zu graben. Dabei fanden 34<br />

76 - Stromberger, 2004.<br />

105


namentlich bekannte Deportierte den Tod. Die Leichen wurden auf e<strong>in</strong>em improvisierten<br />

Krematorium verbrannt. Mehr als 300 geschwächte und kranke Häftl<strong>in</strong>ge wurden nach Mauthausen<br />

zurücktransportiert und dort umgebracht.<br />

Er<strong>in</strong>nerungsarbeit wird <strong>in</strong> Form von Gedenkveranstaltungen, Exkursionen und öffentlichen<br />

Vorträgen geleistet. Auch die Internationalisierung <strong>der</strong> Bildungsarbeit zeigt Erfolge, die über die<br />

Region h<strong>in</strong>aus reichen. Die freundschaftlichen Kontakte zu den KZ-Verbänden <strong>in</strong> Slowenien,<br />

Italien, Deutschland, Polen und Frankreich machten das Mauthausen Komitee zu e<strong>in</strong>er<br />

nachahmenswerten grenzüberschreitenden Gedenk<strong>in</strong>itiative.<br />

Zu den Projekten und Tätigkeiten <strong>der</strong> Initiative zählen unter an<strong>der</strong>em:<br />

• Rekonstruktion <strong>der</strong> Lagergeschichte anhand von Interviews mit Zeitzeugen; vgl. Zausnig,<br />

Josef: Der Loibl-Tunnel. Drava Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1995.<br />

• Erforschung <strong>der</strong> Verb<strong>in</strong>dungen zu an<strong>der</strong>en Lagern, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e zu dem zweiten<br />

Mauthausen Nebenlager <strong>in</strong> Kärnten, dem KZ <strong>in</strong> <strong>der</strong> ehem. SS-Kaserne <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf;<br />

vgl. Gstettner, Peter: Das „vergessene" KZ vor den Toren <strong>der</strong> Stadt <strong>Klagenfurt</strong>. In:<br />

Zeitgeschichte 28, Heft 3, 2001, S. 160-172.<br />

• Vernetzung von Er<strong>in</strong>nerungsarbeit an NS- Gedenkorten <strong>in</strong> Kärnten<br />

• Durchführung <strong>der</strong> jährlichen Gedenkveranstaltung <strong>in</strong> enger Kooperation mit den<br />

slowenischen KZ-Verbänden jeweils am ersten Samstag im Juni.<br />

• Führungen durch das ehemalige Nebenlager nach Voranmeldung.<br />

Kontakt: Univ.Prof.Dr. Peter Gstettner, peter.gstettner@aon.at<br />

Mag.Dr. Josef Zausnig, jzausnig@gmx.at<br />

L<strong>in</strong>k: http://loibl-memorial.uni-klu.ac.at<br />

www.mkoe.at<br />

10.3 Vere<strong>in</strong> „Er<strong>in</strong>nern-Villach“<br />

Den Vere<strong>in</strong> „Er<strong>in</strong>nern-Villach“ gibt es seit dem Jahre 1994. Die Er<strong>in</strong>nerung an den Holocaust und<br />

die Aufklärung darüber ist e<strong>in</strong>e Hauptaufgabe des Vere<strong>in</strong>s. In diesem S<strong>in</strong>ne hat <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Reihe von verschiedenen Veranstaltungen organisiert und durchgeführt und e<strong>in</strong>e öffentliche<br />

Diskussion zu diesem Thema <strong>in</strong>itiiert. E<strong>in</strong> beson<strong>der</strong>es Anliegen ist die Erforschung <strong>der</strong> Lebensdaten<br />

jener Menschen aus Villach und Umgebung, die Opfer <strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> <strong>Gewalt</strong>herrschaft<br />

wurden. Bis jetzt konnten die Lebensdaten von 124 Personen recherchiert und die Ergebnisse auf<br />

<strong>der</strong> Website dokumentiert werden.<br />

Nach e<strong>in</strong>er längeren öffentlichen Diskussion ist es dem Vere<strong>in</strong> gelungen, e<strong>in</strong> „Denkmal <strong>der</strong> Namen“<br />

auf e<strong>in</strong>em Platz <strong>in</strong> Villach zu errichten. Auf diesem Denkmal s<strong>in</strong>d die Namen, Geburtsdaten,<br />

Todesdaten und Todesorte jener K<strong>in</strong><strong>der</strong>, Frauen und Männer aus dem Villacher Bezirk vermerkt,<br />

die von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Es ist das e<strong>in</strong>zige öffentliche Er<strong>in</strong>nerungszeichen<br />

<strong>in</strong> Villach, das an die Gräueltaten <strong>der</strong> <strong>nationalsozialistischen</strong> <strong>Gewalt</strong>herrschaft er<strong>in</strong>nert. Seit <strong>der</strong><br />

Errichtung des Denkmals wird jedes Jahr im Oktober vor diesem Mahnmal e<strong>in</strong>e öffentliche<br />

Gedenkveranstaltung organisiert. Das Denkmal wurde als lebendiges Denkmal konzipiert, das heißt<br />

es ist möglich weitere Namen beizufügen, wenn die Forschung neue Namen zutage för<strong>der</strong>t. Bis jetzt<br />

hat es vier Erweiterungen gegeben. Derzeit bef<strong>in</strong>den sich 124 Namen auf dem Denkmal.<br />

Im April 2003 und im Mai 2004 wurde das Denkmal <strong>der</strong> Namen von unbekannten Tätern verwüstet<br />

und ist unter großem Kostenaufwand mit Unterstützung von Spendengel<strong>der</strong>n aus <strong>der</strong> Villacher<br />

Bevölkerung wie<strong>der</strong> errichtet worden.<br />

Anlässlich des Judenpogroms vom November 1938 organisiert <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong> „Er<strong>in</strong>nern-Villach“ seit<br />

1996 jedes Jahr im November e<strong>in</strong>e Gedenkveranstaltung.<br />

Kontakt: Mag. Hans Hai<strong>der</strong>, h.g.hai<strong>der</strong>@net4you.at, Ritterweg 3, 9500 Villach<br />

L<strong>in</strong>k: www.er<strong>in</strong>nern-villach.at<br />

106


10.4 Društvo/Vere<strong>in</strong> Peršman<br />

Seit Beg<strong>in</strong>n <strong>der</strong> 1980er Jahre gibt es am Peršmanhof neben den alljährlichen Gedenkfeiern e<strong>in</strong><br />

kle<strong>in</strong>es Museum, das die Geschichte des antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standskampfes, ebenso wie das<br />

Massaker am Peršmanhof dokumentiert. Die Gedenkstätte wird vom Verband <strong>der</strong> Kärntner<br />

Partisanen/Zveza koroških patizanov betrieben.<br />

Im Jahr 2001 konstituierte sich aus e<strong>in</strong>er kle<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>ären ForscherInnengruppe <strong>der</strong><br />

Društvo/Vere<strong>in</strong> Peršman, <strong>der</strong> an <strong>der</strong> Neugestaltung <strong>der</strong> Gedenkstätte und des Museums arbeitet.<br />

Arbeitsschwerpunkte s<strong>in</strong>d:<br />

• wissenschaftliche Forschung mit dem Ziel <strong>der</strong> Neugestaltung des Museums, orientiert an<br />

zeitgemäßen geschichtswissenschaftlichen und methodisch-didaktischen Konzepten.<br />

• Öffentlichkeits- und Vermittlungsarbeit: Etablierung <strong>der</strong> Gedenkstätte Peršmanhof als Lern-<br />

und Erfahrungsort (<strong>in</strong>dividuelle Programme für Schulklassen).<br />

• Kulturelle Vermittlungsarbeit: z.B. mit dem Theaterstück Elf Seelen für e<strong>in</strong>en Ochsen/Enajst<br />

duš za enega vola (Text und Regie: T<strong>in</strong>a Leisch) – e<strong>in</strong> auf das Massaker am Peršmanhof und<br />

dessen justitiellen Aufarbeitung bezogenes Theaterstück.<br />

• Mitorganisation <strong>der</strong> jährlichen Gedenkfeier (immer am letzten Sonntag im Juni)<br />

• Führungen durch das Museum am Peršmanhof (nach Voranmeldung).<br />

Kontakt: Mag.ª Gudrun Blohberger, <strong>in</strong>fo@persman.at<br />

L<strong>in</strong>k: www.persman.at<br />

10.5 Vere<strong>in</strong> kuland – Oberes Drautal<br />

Der Vere<strong>in</strong> kuland hat sich im Jahr 2004 entschlossen, „vor <strong>der</strong> eigenen Haustür“, im Oberen<br />

Drautal, an die NS-Opfer zu er<strong>in</strong>nern. Das bedeutet, die Namen <strong>der</strong> Opfer zu eruieren, ihre<br />

Verfolgung zu dokumentieren, öffentlich zu vermitteln und zu thematisieren und dauerhafte<br />

Er<strong>in</strong>nerungszeichen zu schaffen. Das Ziel davon ist, an die Opfer und ihre Verfolgung zu er<strong>in</strong>nern<br />

sowie die Strukturen und Mechanismen dieser Verfolgung aufzuzeigen. Die Vere<strong>in</strong>sgrün<strong>der</strong>Innen<br />

sehen e<strong>in</strong>en solchen Umgang mit <strong>der</strong> NS-Vergangenheit als Chance dafür an, das Bewusstse<strong>in</strong> für<br />

die Achtung des Individuums vor Ansprüchen jeglicher „Geme<strong>in</strong>schaften“ heute zu schärfen.<br />

Bisher konnten 34 Todesopfer eruiert werden, die aus dem Oberen Drautal stammten o<strong>der</strong> dort<br />

verfolgt wurden. Es waren Personen, die von E<strong>in</strong>heimischen aus politischen Gründen <strong>der</strong> Gestapo<br />

ausgeliefert wurden, die nicht (mehr) <strong>in</strong> <strong>der</strong> Wehrmacht dienen wollten, die Wi<strong>der</strong>stand leisteten,<br />

die sich negativ über das Regime äußerten o<strong>der</strong> gegen NS-Gesetze verstießen. Die meisten Opfer<br />

wurden ermordet, weil ihr Leben als "unwert" galt. Im Gedächtnis s<strong>in</strong>d diese Menschen bisher<br />

verborgen, ihr Leben und ihr Leid aus <strong>der</strong> Er<strong>in</strong>nerung verbannt. Bis heute gibt es vor Ort ke<strong>in</strong>e<br />

öffentlichen Zeichen, welche die Namen <strong>der</strong> Opfer und das Unrecht e<strong>in</strong>schreiben: <strong>in</strong> die<br />

Er<strong>in</strong>nerung.<br />

Kontakt: Mag. Peter Pirker, peter.pirker@univie.ac.at , Telefon: 0676 327 28 33<br />

L<strong>in</strong>k: http://nsopfer.kuland.org<br />

10.6 Projekt „Nationalsozialismus und Holocaust: Gedächtnis und Gegenwart“<br />

des bm:bwk<br />

Das Projekt ist e<strong>in</strong> Vermittlungsprojekt des Bundesm<strong>in</strong>isteriums für Bildung, Wissenschaft und<br />

Kultur mit Netzwerken <strong>in</strong> allen österreichischen Bundeslän<strong>der</strong>n, so auch <strong>in</strong> Kärnten. Es richtet sich<br />

vor allem an LehrerInnen, PädagogenInnen und an<strong>der</strong>e MultiplikatorInnen und versucht am Thema<br />

Nationalsozialismus und Holocaust <strong>in</strong>teressierte Personen zu vernetzen und sie über die Homepage<br />

www.er<strong>in</strong>nern.at, unter „Dezentrale Netzwerke“, über Veranstaltungen im eigenen Bundesland zu<br />

107


<strong>in</strong>formieren. Weiters werden Weiterbildungsveranstaltungen über das Pädagogische Institut<br />

angeboten.<br />

Außerdem entsendet das Bundesm<strong>in</strong>isterium für Bildung, Wissenschaft und Kultur jährlich zwei<br />

LehrerInnen-Gruppen zu e<strong>in</strong>em dreizehntägigen Fortbildungssem<strong>in</strong>ar an die "International School<br />

for Holocaust Studies" <strong>in</strong> <strong>der</strong> zentralen israelischen Holocaust-Gedenk- und Forschungsstätte Yad<br />

Vashem (Jerusalem). Teilnehmen können österreichische LehrerInnen aller Schultypen und<br />

Unterrichtsfächer, sowie ErwachsenenbildnerInnen als potentielle MultiplikatorInnen. Ziel ist es,<br />

den Transfer von historischem und methodisch-didaktischem Wissen zu för<strong>der</strong>n und LehrerInnen<br />

dabei zu unterstützen, e<strong>in</strong>erseits Wissen über den Nationalsozialismus zu vermitteln und<br />

an<strong>der</strong>erseits die SchülerInnen ethisch zu sensibilisieren. Neben dem 13-tägigen Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Yad<br />

Vashem, Israel, gibt es jeweils e<strong>in</strong> Wochenende zur Vor- und Nachbereitung <strong>in</strong> Österreich.<br />

Sämtliche Kosten werden vom Bundesm<strong>in</strong>isterium übernommen.<br />

Sollten Sie als LehrerIn o<strong>der</strong> potentielle/r MultiplikatorIn an e<strong>in</strong>er Teilnahme am Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Yad<br />

Vashem o<strong>der</strong> an den Aktivitäten des Dezentralen Netzwerkes <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>, können Sie nähere<br />

Informationen <strong>der</strong> Homepage entnehmen: www.er<strong>in</strong>nern.at bzw. die Netzwerkkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> des<br />

Projektes für Kärnten kontaktieren.<br />

Kontakt: MMag.ª Nadja Danglmaier, Tel.: 0650/3242364<br />

ndanglma@edu.uni-klu.ac.at<br />

L<strong>in</strong>k: www.er<strong>in</strong>nern.at<br />

108


109


TEIL 3<br />

Anhang<br />

11. Ausgewählte Kurzrezensionen weiterführen<strong>der</strong> Literatur<br />

E<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> hier kurz-rezensierten Titel s<strong>in</strong>d vergriffen o<strong>der</strong> aus an<strong>der</strong>en Gründen schwer<br />

zugänglich. Über die Universitätsbibliothek <strong>Klagenfurt</strong> o<strong>der</strong> zum<strong>in</strong>dest das Fernleihsystem sollten<br />

jedoch alle erhältlich se<strong>in</strong>. Bezüglich <strong>der</strong> Kärntner Regionalgeschichte s<strong>in</strong>d vielfach auch die<br />

Slowenische Studienbibliothek / Slovenska Študijska Knj<strong>in</strong>ica <strong>in</strong> <strong>der</strong> Mikschalle 4, 9020<br />

<strong>Klagenfurt</strong>, die Bibliothek des Landesmuseums für Kärnten, Museumsgasse 2, 9020 <strong>Klagenfurt</strong><br />

sowie die Bibliothek <strong>der</strong> Arbeiterkammer, Bahnhofsplatz 3, 9020 <strong>Klagenfurt</strong> von Nutzen.<br />

Busch Thomas/W<strong>in</strong>dhab Brigitte nach Tonbandaufzeichnungen von Helena Kuchar; Jelka - aus<br />

dem Leben e<strong>in</strong>er Kärntner Partisan<strong>in</strong>. A.P.I. Verlag, Basel, 1984. (im slowenischen Orig<strong>in</strong>al<br />

„Jelka. Pričevanja koroške partizanke“, Založba Drava, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1984)<br />

In dem Buch wird nicht nur aber vor allem auch die „weibliche Seite des Wi<strong>der</strong>stands“ erörtert,<br />

wobei sich die Kärntner Partisan<strong>in</strong> Helene Kuchar u.a. auch als po<strong>in</strong>tierte und gewandte Erzähler<strong>in</strong><br />

entpuppt. Sie wurde als Tochter e<strong>in</strong>er Magd bei Bad Eisenkappel/Železna Kapla geboren, konnte <strong>in</strong><br />

ihrer K<strong>in</strong>dheit ke<strong>in</strong>e Schule besuchen, lernte aber von und zusammen mit ihren Brü<strong>der</strong>n lesen und<br />

schreiben. 1944 war sie auf <strong>der</strong> Südseite <strong>der</strong> Karawanken im befreiten Gebiet des oberen Sav<strong>in</strong>ja<br />

Tales im Alter von 38 Jahren erstmals <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Schule, e<strong>in</strong>er Partei- und „Partisanenschule“ und<br />

wurde dort als Funktionär<strong>in</strong> ausgebildet.<br />

Car<strong>in</strong>thia I - Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. Geleitet von Alfred Ogris,<br />

Verlag des Geschichtsvere<strong>in</strong>s für Kärnten, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec.<br />

Jahresheft von recht stattlichem Umfang, ersche<strong>in</strong>t mittlerweile im 196. Jahrgang, Heft 2006 hat<br />

beispielsweise 719 Seiten. Seit den 1920er Jahren starke Politisierung im deutschnationalen S<strong>in</strong>n,<br />

die <strong>in</strong> modifizierter, teils durchaus polemischer Form bis heute anhält. Die Zeitschrift wird vom<br />

Land Kärnten subventioniert. Ihre <strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte liegen a) bei <strong>der</strong> regionalen<br />

Altertumskunde und Mediavistik, b) bei <strong>der</strong> Mikrogeschichte von Kärntner Herrschaftssitzen und<br />

Sakralbauten und c) <strong>in</strong> Beiträgen, die von ihrer Intention her „Kärntner Identität“ (vulgo<br />

„kärntenbewusstse<strong>in</strong>“) festigen, respektive stiften sollen. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es <strong>in</strong> den meisten<br />

neueren Heften den e<strong>in</strong>en und den an<strong>der</strong>en Beitrag zur Alltagsgeschichte <strong>in</strong> Kärnten, zur Sozial-<br />

Wirtschafts- o<strong>der</strong> Militärgeschichte und ähnliche Themen. Seit e<strong>in</strong>igen Jahren werden auch<br />

vere<strong>in</strong>zelt Artikel über den Nationalsozialismus <strong>in</strong> Kärnten publiziert.<br />

Etschmann, Wolfgang: Die Kämpfe <strong>in</strong> Österreich im Juli 1934. In: Heeresgeschichtliches<br />

Museum/Militärwissenschaftliches Institut Wien (Hg.): Hf. 50; Bundesverlag, Wien, 1984.<br />

E<strong>in</strong>e militärhistorische Darstellung des NS-Putsches von 1934 mit e<strong>in</strong>er ausführlichen Darstellung<br />

<strong>der</strong> Ereignisse nach den e<strong>in</strong>zelnen Bundeslän<strong>der</strong>n.<br />

Gstettner, Peter: Der Kärntner Ortstafelsturm vor 30 Jahren. E<strong>in</strong>e sozialpsychologische<br />

Analyse... Quelle: www.klahrgesellschaft.at - abgerufen am 2.12.2006.<br />

Gstettner bietet hier e<strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong>e Beschreibung und Chronologie <strong>der</strong> Ereignisse, die zahlreiche<br />

Momente des Faktischen enthält, die <strong>in</strong> den damals durchaus nicht unparteiischen Kärntner Medien<br />

nirgendwo aufsche<strong>in</strong>en. Zu se<strong>in</strong>en Quellen gehören auch solche Stimmen, die ansonsten aus recht<br />

unterschiedlich motivierten Ängsten nicht bereit waren öffentlich über das von ihnen während des<br />

“Ortstafelsturms” Erfahrene zu sprechen.<br />

110


Kolenik, Lipej: Für das Leben gegen den Tod - Me<strong>in</strong> Weg <strong>in</strong> den Wi<strong>der</strong>stand. Übersetzung Drava<br />

Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2001. (im slowenischen Orig<strong>in</strong>al „Mali ljudje na veliki poti“ Založba<br />

Drava, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1997)<br />

Die Lebenser<strong>in</strong>nerungen von Gospod Lipej Kolenik reflektieren <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sehr <strong>in</strong>dividuellen Weise<br />

speziell die Südkärntner Verhältnisse rund um die Kle<strong>in</strong>stadt Bleiburg/Pliperk vor, während und<br />

nach dem Zweiten Weltkrieg. Gospod Kolenik wurde 1925 im ländlich-slowenischen Umfeld <strong>der</strong><br />

damals noch isolierten, kle<strong>in</strong>en deutschen Sprach<strong>in</strong>sel Bleiburg geboren. Die Sprache und <strong>der</strong><br />

Sprachkonflikt bestimmte se<strong>in</strong> gesamtes Leben.<br />

Messner, Janko: H<strong>in</strong>richtungsstätte Dravograd. Drava Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1997. (im<br />

slowenischen Orig<strong>in</strong>al “Morišče Dravogad; Knji ni zavod.“ Ljubljana, 1946.)<br />

E<strong>in</strong>e beklemmende Schil<strong>der</strong>ung über e<strong>in</strong>e knapp h<strong>in</strong>ter <strong>der</strong> österreichischen Staatsgrenze im heute<br />

slowenischen Koroška liegende Folter- und Gestapo-Todesstätte, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> NS-Zeit zu Kärnten<br />

gehörte und sicherheitspolizeilich von <strong>Klagenfurt</strong> aus geleitet bzw. politisch adm<strong>in</strong>istriert wurde.<br />

Prušnik-Gašper, Karel: Gemsen auf <strong>der</strong> Law<strong>in</strong>e - Der Kärntner Partisanenkampf. Drava Verlag,<br />

<strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1980. (slowenischer Orig<strong>in</strong>altitel “Gamsi na plazu“ 1. Aufl. Ljubljana, 1958.)<br />

Das Memoirenwerk von Prušnik-Gašper schil<strong>der</strong>t die Geschehnisse aus <strong>der</strong> Perspektive e<strong>in</strong>es<br />

entschlossenen Kärntner Kommunisten und Partisanenführers. Das Buch ermöglicht e<strong>in</strong>en<br />

differenzierten E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das von Prušnik-Gašper persönlich Erlebte und auch <strong>in</strong> das von ihm<br />

Recherchierte. Dadurch eröffnet sich gleichzeitig e<strong>in</strong> Blick auf den (Kärntner) Partisanenkampf als<br />

Ganzem, speziell freilich <strong>in</strong> jenen Bereich <strong>in</strong> dem Prušnik-Gašper als kommunistischer Funktionär<br />

mit diversen Leitungsfunktionen häufig zu tun hatte: Motivation <strong>der</strong> KämpferInnen, strategische<br />

Unterweisung, ideelle Unterstützung, ideologische Schulung. Aspekte des Wi<strong>der</strong>stands, die beim<br />

ersten (und naiven) H<strong>in</strong>schauen als nicht sehr wichtig ersche<strong>in</strong>en mögen, sich jedoch bei genauerer<br />

Betrachtung aber als unverzichtbare Beiträge zum Funktionieren des Ganzen darstellen.<br />

Speckner, Hubert: In <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> des Fe<strong>in</strong>des - Kriegsgefangenenlager <strong>in</strong> <strong>der</strong> “Ostmark” 1939<br />

bis 1945. Oldenbourg Verlag, Wien, 2003.<br />

Die osterreichweit angelegte Untersuchung geht u.a. auch auf die Situation <strong>in</strong> Kärnten näher e<strong>in</strong>, wo<br />

mit den beiden „Stammlagern“ Wolfsberg (Stalag XVIII A) und Spittal an <strong>der</strong> Drau (Stalag XVIII<br />

B) große Kriegsgefangenenlager e<strong>in</strong>gerichtet waren. E<strong>in</strong>ige wichtige Fragen bleiben dabei aber<br />

noch unbeantwortet. Hubert Speckner nennt etwa für das Stalag XVIII B 6000 sowjetische Tote auf<br />

Basis offizieller Angaben des Schwarzen Kreuzes bzw. des Innenm<strong>in</strong>isteriums; für das Stalag<br />

XVIII A <strong>in</strong> Wolfsberg aber nur 46 sowjetische Tote. Für den Autor „e<strong>in</strong> Rätsel […] da die<br />

Bestandszahlen des OKW e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Sprache sprechen“. E<strong>in</strong>e gewisse Unklarheit bleibt freilich<br />

auch bezüglich <strong>der</strong> Situation bei den Massengräbern <strong>in</strong> Spittal. E<strong>in</strong>erseits sche<strong>in</strong>t Speckner die<br />

Zahlenangeben vom Schwarzem Kreuz als plausibel anzusehen, schreibt auch, dass es sich bei <strong>der</strong><br />

Zahl von 6046 toten sowjetischen Kriegsgefangenen <strong>in</strong> Kärnten „um M<strong>in</strong>destangaben durch das<br />

Fehlen vieler Angaben, vor allem <strong>der</strong> Arbeitskommandos handelt“; daneben führt er aber auch e<strong>in</strong>e<br />

„Schätzung“ e<strong>in</strong>es Spittaler Lokalhistorikers an, wonach „nur“ 1900 Russen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gefangenschaft<br />

<strong>der</strong>art unmenschlich behandelt wurden, dass sie <strong>in</strong> Spital an <strong>der</strong> Drau zugrunde g<strong>in</strong>gen und <strong>in</strong> den<br />

dortigen Massengräbern beigesetzt wurden, ohne diese Schätzung weiter zu kommentieren.<br />

Solidaritätskomitee für die Rechte <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten (Hg.): Die Kärntner Presse und die<br />

Bomben. - E<strong>in</strong>e Dokumentation. <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1978.<br />

Die Dokumentation ist nur noch antiquarisch, gegebenenfalls <strong>in</strong> den <strong>Klagenfurt</strong>er Bibliotheken,<br />

erhältlich. Zusammengestellt und kommentiert wurde sie von Dr. Helmut Stockhammer (Uni<br />

<strong>Klagenfurt</strong>) und Dr. Thomas Macho (Humboldt Universität Berl<strong>in</strong>), welche beim Ersche<strong>in</strong>en <strong>der</strong><br />

Schrift wegen <strong>der</strong> angespannten Lage <strong>in</strong> Kärnten und <strong>der</strong> wie<strong>der</strong>holt gegen <strong>Klagenfurt</strong>er<br />

Universitätsangehörige e<strong>in</strong>geleiteten Prozesse ihre Namen nicht preisgeben wollten. Thematisiert<br />

wird zusammen mit verschiedensten <strong>Gewalt</strong>akten <strong>der</strong> 70er Jahre zugleich das Agieren und<br />

Reagieren <strong>der</strong> Kärntner Presse <strong>in</strong> diesem Zusammenhang.<br />

111


Ste<strong>in</strong>böck, Erw<strong>in</strong>: Die Kämpfe im Raum Völkermarkt 1918/19. In: Heeresgeschichtliches<br />

Museum/Militärwissenschaftliches Institut Wien (Hg.): Militärhistorische Schriftenreihe. Hf. 13;<br />

Bundesverlag, Wien 1969.<br />

Die <strong>in</strong> zahllose Details reichende Beschreibung bezieht sich überwiegend auf den Bezirk<br />

Völkermarkt, nicht nur aufs unmittelbare Umfeld <strong>der</strong> Stadt. Breiteren Raum widmet Ste<strong>in</strong>böck auch<br />

dem höchst seltsamen slowenischen Vorstoß vom 29. April 1919, <strong>der</strong> die zwei blutigsten Wochen<br />

des militärischen Konflikts von 1919 e<strong>in</strong>leitet. Im Gefolge des NS-Historikers Dr. Mart<strong>in</strong> Wutte<br />

wird dieser Vorstoß auch von Ste<strong>in</strong>böck „<strong>der</strong> slowenische Großangriff am 29. April 1919“ genannt.<br />

E<strong>in</strong> „slowenischer Großangriff“ von dem das „Kommando <strong>der</strong> Draudivision <strong>in</strong> Laibach“ allerd<strong>in</strong>gs<br />

gar nichts weiß; e<strong>in</strong> „Großangriff“ auf <strong>Klagenfurt</strong>, bei dem e<strong>in</strong>e ganze Reihe slowenischer<br />

Kompanien aus ihrem Brückenkopf Völkermarkt <strong>in</strong> Richtung Osten und Norden losgezogen s<strong>in</strong>d,<br />

also <strong>in</strong> die falsche Himmelsrichtung; e<strong>in</strong> „Großangriff“ <strong>der</strong> mitten <strong>in</strong> die am selben Tag angesetzte<br />

Verhandlung zwischen Kärntner Landesbefehlshaber und <strong>der</strong> Regierung Renner <strong>in</strong> Wien<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>platzt, wo <strong>der</strong> Landesbefehlshaber die Zwangsrekrutierung weiterer Jahrgänge erreichen<br />

möchte und wegen des telefonisch nach Wien gemeldeten „Großangriffs“ auch bewilligt bekommt.<br />

E<strong>in</strong> „slowenischer Großangriff“ vor allem, <strong>der</strong> sehr rasch <strong>in</strong>s Stocken kommt und noch am selben<br />

Tag <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Gegenangriff <strong>der</strong> „Deutschkärntner“ und ihren Verbündeten übergeht, <strong>der</strong> sich<br />

daraufh<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em tatsächlichen, mit vorbereitendem Geschützfeuer, Luftangriffen und<br />

Panzerzügen geführten Kärntner Großangriff entwickelt.<br />

Stritzl, He<strong>in</strong>z: Als Kärnten <strong>der</strong> Bürgerkrieg drohte. In: Car<strong>in</strong>thia I. 1999 <strong>Klagenfurt</strong>, S. 487-503.<br />

He<strong>in</strong>z Stritzl, aus <strong>der</strong> ehemals deutschen Sprach<strong>in</strong>sel Gottschee <strong>in</strong> Slowenien stammend, kam 1953<br />

über die Steiermark nach Kärnten, war ab 1956 Leiter <strong>der</strong> Kärnten Redaktion <strong>der</strong> kirchennahen<br />

„Kle<strong>in</strong>en Zeitung“ bzw. jahrzehntelang Chefredakteur <strong>der</strong> politisch e<strong>in</strong>flussreichsten Tageszeitung<br />

<strong>in</strong> Kärnten. „Solange <strong>in</strong> Jugoslawien Tito-Kommunistisches Regime herrschte, b<strong>in</strong> ich e<strong>in</strong><br />

entschiedener Gegner <strong>der</strong> zweisprachigen Ortstafeln gewesen“, räumte freimütig vor e<strong>in</strong>iger Zeit<br />

<strong>der</strong> nunmehrige Chefredakteur i. R. e<strong>in</strong> und outete sich damit auch als e<strong>in</strong>er jener medialen<br />

Dunkelmänner, welche die öffentliche Präsenz des Slowenischen <strong>in</strong> Kärnten jahrzehntelang h<strong>in</strong>tan<br />

gehalten haben. Der deutschnationale Antikommunist Stritzl versucht <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Beitrag „Als<br />

Kärnten <strong>der</strong> Bürgerkrieg drohte“ die Sprengstoffanschläge <strong>der</strong> 70er Jahre als Werk von<br />

jugoslawischen resp. slowenischen Geheimdienstleuten h<strong>in</strong>zustellen und verfolgt dabei mit mehr<br />

o<strong>der</strong> weniger überzeugenden H<strong>in</strong>weisen Spuren, die <strong>in</strong> diese Richtung deuten. (Infos zu Stritzls<br />

Person: www.styria.com und kaernten.orf.at/stories Abruf 02.12.06).<br />

Šturm, Borut Marjan (Hg,.): Padlim za Svobodo - Pomniki protifašisti nega boja na<br />

Koroškem/Den Gefallenen für die Freiheit - Gedenkstätten des antifaschistischen Kampfes <strong>in</strong><br />

Kärnten. Celovec-Trst / <strong>Klagenfurt</strong>-Triest; 1987.<br />

Die sehr umfangreiche, zweisprachig abgefasste Arbeit er<strong>in</strong>nert an all jene <strong>in</strong> Kärnten operierenden<br />

PartisanInnen und MitarbeiterInnen <strong>der</strong> OF (osvoboldilna fronta/Befreiungsfront), die nach dem<br />

Krieg ke<strong>in</strong>e Memoiren mehr schreiben konnten, für ke<strong>in</strong>e Tonbandaufzeichnungen, für ke<strong>in</strong>e oral<br />

history Projekte mehr zur Verfügung standen. Ihre Grabdenkmäler und Gräber, die gegebenenfalls<br />

e<strong>in</strong> durchaus beredtes Schweigen vermitteln, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser Dokumentation zum allergrößten Teil<br />

erfasst.<br />

Valent<strong>in</strong>, Hellwig: Der Son<strong>der</strong>fall - Kärntner Zeitgeschichte 1918-2004. Verlag<br />

Hermagoras/Mohorjeva založba, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2005.<br />

Hellwig Valent<strong>in</strong> war mehr als 20 Jahre lang <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kärntner Publizistik <strong>in</strong> führenden Positionen<br />

tätig und hat sich 1998 als gelernter Historiker darüber h<strong>in</strong>aus habilitiert. Se<strong>in</strong> regionalhistorischer<br />

Überblick ist flüssig geschrieben, enthält e<strong>in</strong>e Fülle von <strong>in</strong>teressantem Material, wobei <strong>der</strong><br />

Fachhistoriker mit dem Publizisten aber nur an vere<strong>in</strong>zelten Stellen e<strong>in</strong>en Kompromiss e<strong>in</strong>gegangen<br />

und sich die e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Unschärfe gestattet haben dürfte. Zu den Stärken se<strong>in</strong>er Darstellung<br />

gehört die beson<strong>der</strong>e Berücksichtigung <strong>der</strong> Geschichte <strong>der</strong> Kärntner Sozialdemokratie und die<br />

breite Thematisierung sozialdemokratischer Politikfel<strong>der</strong>, die sich von <strong>der</strong> nun schon seit vielen<br />

112


Jahren dom<strong>in</strong>ierenden Ma<strong>in</strong>stream-Publizistik neoliberalen und -konservativen Zuschnitts<br />

wohltuend unterscheidet.<br />

Walzl, August: Kärnten 1945 - Vom NS-Regime zur Besatzungsherrschaft im Alpen-Adria-<br />

Raum. Universitätsverlag Car<strong>in</strong>thia, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1985.<br />

Walzl ist von Beruf Mittelschullehrer und seit den späten 1980er Jahren wahrsche<strong>in</strong>lich für die<br />

regionale Historiographie des Nationalsozialismus <strong>in</strong> Kärnten <strong>der</strong> wichtigste Autor. Se<strong>in</strong><br />

umfangreiches publizistisches Werk zeigt an verschiedenen Stellen revisionistische Tendenzen.<br />

Walzl konstruiert auch se<strong>in</strong>en Text über „Kärnten 1945“ so, dass viele se<strong>in</strong>er LeserInnen an <strong>der</strong><br />

unheilvollen Kärntner Überlieferung festhalten dürfen: die allerbösesten s<strong>in</strong>d eben doch die<br />

slowenischen PartisanInnen! Selbst wenn sie unterm Risiko von Folter und Tod gegen Odilo<br />

Globočnik und se<strong>in</strong>e SS-Führer aus <strong>der</strong> „Aktion Re<strong>in</strong>hard“ vorgehen, mit denen er sich im Herbst<br />

1943 <strong>in</strong> den Raum Triest zurückgezogen hat, von wo sie auch immer wie<strong>der</strong> mal nach Kärnten<br />

heraufkommen, zumal so manche von ihnen auch hier zu Hause s<strong>in</strong>d. - Dennoch gibt es auch <strong>in</strong><br />

dieser Arbeit von August Walzl die verschiedensten Stellen, Kapiteln und Passagen, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> e<strong>in</strong>en<br />

und <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong>teressantes Material enthalten. Dabei wird man im Detail aber öfters<br />

auch daran zu denken haben, dass die Recherchequalität des vielschreibenden, angesichts se<strong>in</strong>es<br />

Brotberufs jedoch <strong>in</strong>sgesamt ungeme<strong>in</strong> fleißigen Autors, nicht immer die beste ist. Bei den<br />

<strong>in</strong>sgesamt 17 Zeilen, die Walzl beispielsweise „<strong>der</strong> furchtbaren Euthanasieaktion im damaligen<br />

Gaukrankenhaus <strong>Klagenfurt</strong>“ widmet, entdeckt man bei akribischer Betrachtung so viele<br />

Ungenauigkeiten und Fehler, dass von Walzls Aussagen über die NS-Euthanasie <strong>in</strong> Kärnten<br />

letztlich nur die e<strong>in</strong>e unangefochtene Gültigkeit beanspruchen darf, nämlich dass sie „furchtbar“<br />

gewesen ist.<br />

Walzl, August: Zwangsarbeit <strong>in</strong> Kärnten im Zweiten Weltkrieg - Die H<strong>in</strong>tergründe e<strong>in</strong>es<br />

politischen Phänomens im Alpen-Adria-Raum. Verlag des Kärntner Landesarchivs,<br />

<strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2001.<br />

Die Arbeit ist e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> verschiedener H<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong>teressante Lektüre, da sie auf zahlreiche Faktizitäten<br />

zur erzwungenen Arbeit im <strong>nationalsozialistischen</strong> Kärnten verweist. Wieweit den von Walzl<br />

massenhaft angebotenen Zahlen- und Statistikwerten zu trauen ist, bleibe allerd<strong>in</strong>gs dah<strong>in</strong>gestellt.<br />

Thematisiert wird nicht nur Zwangsarbeit von Zivilisten aus eroberten Territorien, son<strong>der</strong>n auch die<br />

<strong>der</strong> zahlreichen Kriegsgefangenen <strong>in</strong> Kärnten. Walzls Interesse an den Kriegsgefangenen reicht<br />

jedoch nicht so weit, dass er auch die beiden größten Massengräber auf Kärntner Boden, die mit<br />

tausenden toten Kriegsgefangenen aus <strong>der</strong> Sowjet Union gefüllt s<strong>in</strong>d, ansprechen würde.<br />

Wutte, Mart<strong>in</strong>: Kärntens Freiheitskampf. Böhlau Verlag, Weimar, 2. umgearbeitete und vermehrte<br />

Aufl. 1943.<br />

Dr. Mart<strong>in</strong> Wutte war e<strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>er Gymnasialprofessor von ungewöhnlicher Produktivität:<br />

Erf<strong>in</strong><strong>der</strong> und wichtigster Proponent des „geistigen Abwehrkampfes“ mit e<strong>in</strong>er Wirkungsgeschichte,<br />

die noch da und dort anhält. Während <strong>der</strong> militärisch-politischen Wirren <strong>der</strong> Jahre 1918 bis 1920<br />

gehörte Wutte zu den maßgebenden Propagandaleuten auf deutsch-kärntner Seite. 1922 erschien<br />

se<strong>in</strong>e Darstellung <strong>der</strong> Ereignisse erstmals <strong>in</strong> Buchform. Er avanciert vom Geschichtelehrer zum<br />

Direktor des Kärntner Landesarchivs. 1943 legte er als Parteimitglied und <strong>in</strong> Bewun<strong>der</strong>ung für das<br />

„staatsmännische Genie Adolf Hitler“ e<strong>in</strong>e 2. wesentlich erweiterte Fassung von „Kärntens<br />

Freiheitskampf“ vor (vgl. S 415). Wer sich <strong>in</strong>tensiv <strong>in</strong> die Ereignisse <strong>der</strong> Jahre 1918-20 e<strong>in</strong>lassen<br />

möchte und auf deutsch geschriebene Literatur angewiesen ist, sollte sich an Wutte 2. Auflage aus<br />

eigener Hand halten (es gibt auch e<strong>in</strong>e posthum heraus gegebene dritte). Das 480 Seiten starke Buch<br />

ist außerordentlich materialreich, <strong>in</strong> vieler H<strong>in</strong>sicht wissenschaftsförmig und zugleich e<strong>in</strong><br />

Musterbeispiel für e<strong>in</strong>en bis <strong>in</strong> die stilistischen Details durch-ideologisierten Text. Dass man an<br />

Wuttes deutschnationaler bis nationalsozialistischer Interpretation <strong>der</strong> Ereignisse von 1918 - 1920<br />

noch immer nicht so recht vorbei kann verweist auf e<strong>in</strong>e Schwäche, ja Hilflosigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Kärntner<br />

Regionalhistoriographie.<br />

113


12. Quellenverzeichnis<br />

Amann, Klaus: Der Wort-Führer Kärntens. Josef Friedrich Perkonig und <strong>der</strong> „Anschluß“. In:<br />

Rumpler, Helmut (Hg.): März 1938 <strong>in</strong> Kärnten. Fallstudien und Dokumente zum Weg <strong>in</strong> den<br />

„Anschluß“. Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, <strong>Klagenfurt</strong>, 1989, S. 32-55.<br />

Amery, Jean: Jenseits von Schuld und Sühne. Bewältigungsversuche e<strong>in</strong>es Überwältigten. Klett<br />

Cotta, Stuttgart, 1977.<br />

Alpe-Adria-Friedensbewegung (Hg.): Wo ist de<strong>in</strong> Bru<strong>der</strong>? Novemberpogrom 1938 <strong>in</strong> Kärnten.<br />

Dokumente und Berichte. Broschüre Alpe Adria, 4/1998.<br />

Baumgärtner, Ulrich: Historische <strong>Orte</strong>. In: Geschichte Lernen. Pädagogische Zeitschrift. Heft 106,<br />

19.Jahrgang, Juli 2005, S. 12-18.<br />

Benz, Wolfgang: Die Allgegenwart des Konzentrationslagers. Außenlager im<br />

<strong>nationalsozialistischen</strong> KZ-System. Dachauer Hefte. KZ-Außenlager – Geschichte und<br />

Er<strong>in</strong>nerung. 15/1999, S. 3-16.<br />

Benz, Wolfgang: Zwangsarbeit im <strong>nationalsozialistischen</strong> Staat. Dimensionen – Strukturen –<br />

Perspektiven. In: Dachauer Hefte. Zwangsarbeit. 16/2000, Heft 16, S. 3-17.<br />

Bundesgesetzblatt für die Republik Österreich: 175. Bundesgesetz vom 7. Juli 1948 über die<br />

Fürsorge und Schutz <strong>der</strong> Kriegsgräber und Kriegsdenkmäler aus dem Zweiten Weltkrieg für<br />

Angehörige <strong>der</strong> Alliierten, Vere<strong>in</strong>ten Nationen und für Opfer des Kampfes für e<strong>in</strong> freies,<br />

demokratisches Österreich und Opfer politischer Verfolgung. - 176 Bundesgesetz: vom 7.Juli<br />

1948 über die Fürsorge für Kriegsgräber aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.<br />

Burz, Ulfried: Vom Zauber <strong>der</strong> militärischen Montur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Grenzland – <strong>der</strong> tiefe Strom <strong>der</strong><br />

Er<strong>in</strong>nerung. In: Fräss-Ehrfeld, Claudia (Hg.): Lebenschancen <strong>in</strong> Kärnten 1900-2000. E<strong>in</strong><br />

Vergleich. Verlag des Geschichtsvere<strong>in</strong>es für Kärnten, <strong>Klagenfurt</strong>, 1999, S. 165-183.<br />

Busch, Thomas/W<strong>in</strong>dhab, Brigitte nach Tonbandaufzeichnungen von Helena Kuchar: Jelka - aus<br />

dem Leben e<strong>in</strong>er Kärntner Partisan<strong>in</strong>. A.P.I., Basel, 1984.<br />

Car<strong>in</strong>thia I - Zeitschrift für geschichtliche Landeskunde von Kärnten. Geleitet von Alfred Ogris,<br />

Verlag des Geschichtsvere<strong>in</strong>s für Kärnten, <strong>Klagenfurt</strong>-Celovec.<br />

Eggert, He<strong>in</strong>z-Friedrich: Neugierig machen auf Geschichte. Zur Motivation und Betreuung von<br />

Jungendlichen bei <strong>der</strong> historischen Projektarbeit. In: Dittmer, Lothar/Siegfried, Detlef (Hg.):<br />

Spurensucher. E<strong>in</strong> Praxisbuch für historische Projektarbeit. Beltz Verlag, We<strong>in</strong>heim/Basel,<br />

1997, S. 220-232.<br />

Entner, Brigitte: Deportation. In: Malle, August<strong>in</strong> (Hg.:): Pregon koroških Slovencev. Die<br />

Vertreibung <strong>der</strong> Kärntner Slowenen. Drava Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2002, S. 173-196.<br />

Entner, Brigitte: Die Deportation slowenischer Familien aus Kärnten II. In: Österreichische Liga<br />

für Menschenrechte (Hg.): Die Deportation slowenischer Familien aus Kärnten 1942. E<strong>in</strong>e<br />

Dokumentation. Mohorjeva Založba/Hermagoras Verlag, Wien, 2.Auflage 2004, S. 69-75.<br />

Etschmann, Wolfgang; Die Kämpfe <strong>in</strong> Österreich im Juli 1934. In: Heeresgeschichtliches<br />

Museum/Militärwissenschaftliches Institut Wien (Hg.): Militärhistorische Schriftenreihe. Hf.<br />

50; Bundesverlag, Wien, 1984.<br />

Freund, Florian: Mauthausen: Zu Strukturen von Haupt- und Außenlagern. Dachauer Hefte. KZ-<br />

Außenlager – Geschichte und Er<strong>in</strong>nerung. 15/1999, S. 254-272.<br />

Gies, Horst: Geschichtsunterricht. E<strong>in</strong> Handbuch zur Unterrichtsplanung. Böhlau Verlag,<br />

Köln/Weimar/Wien, 2004.<br />

Gstettner, Peter: Aus gegebenen Anlass: Gegen das Verwaschen und Verschwimmen von Täter-<br />

und Opferperspektive. In: Memorial Kärnten Koroška (Hg.): 1000 Namen. E<strong>in</strong> Beitrag zur<br />

Er<strong>in</strong>nerungsarbeit und Gedenkkultur im Bundesland Kärnten. Eigenverlag Plattform<br />

Memorial Kärnten Koroška, <strong>Klagenfurt</strong>, 2003, S. 15-19.<br />

Gstettner, Peter: Der Gauleiter, die SS und das vergessene KZ <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>-Lendorf. E<strong>in</strong>e<br />

mahnende Er<strong>in</strong>nerung an die Nazizeit <strong>in</strong> Kärnten. In: An<strong>der</strong>wald, Karl/ Karpf, Peter/ Valent<strong>in</strong>,<br />

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Gstettner, Peter: Der Kärntner Ortstafelsturm vor 30 Jahren. E<strong>in</strong>e sozialpsychologische Analyse<br />

..... Quelle: www.klahrgesellschaft.at - abgerufen am 02.12.2006.<br />

Gstettner, Peter: Er<strong>in</strong>nerungsarbeit entlang flüchtiger Spuren: Der Todesmarsch über den Präbichl<br />

1945. In: Halbre<strong>in</strong>er, Heimo/Ehetreiber, Christian (Hg.): Todesmarsch Eisenstraße 1945.<br />

Terror, Handlungsspielräume, Er<strong>in</strong>nerung: Menschliches Handeln unter Zwangsbed<strong>in</strong>gungen.<br />

Clio Verlag, Graz, 2005, S. 171-184.<br />

Gstettner, Peter: Verkehrte Welt. Er<strong>in</strong>nerungsarbeit im Land <strong>der</strong> NS-„Wohltäter“. In: Dachauer<br />

Hefte. Öffentlichkeit und KZ. Was wusste die Bevölkerung? 17/2001, S. 124-140.<br />

Haas, Hans: Kärntner Abwehrkampf - e<strong>in</strong>e Geschichtsfälschung. In: Neues Forum.<br />

Dezember/1972.<br />

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1938. Universitätsreden Band 22, Universitätsverlag Car<strong>in</strong>thia, <strong>Klagenfurt</strong>, 1988, S. 7-14.<br />

Interviewtranskription Esther Schuldmann, Interview geführt und transkribiert von Nadja<br />

Danglmaier, 2006, nicht veröffentlicht.<br />

Kolenik, Lipej: Für das Leben gegen den Tod - Me<strong>in</strong> Weg <strong>in</strong> den Wi<strong>der</strong>stand. Drava Verlag;<br />

<strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2001.<br />

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Knigge, Volkhard: Er<strong>in</strong>nern o<strong>der</strong> ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong> setzen? Kritische Anmerkungen zur<br />

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Krabbe, Dieter: Freuet euch mit Jerusalem. Jüdisches Leben, Denken und Gedenken. E<strong>in</strong>e<br />

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Kra<strong>in</strong>er, Larissa: E<strong>in</strong>e Kampfgeschichte. Zur Geschichte e<strong>in</strong>es Gedenkste<strong>in</strong>s <strong>in</strong> <strong>Klagenfurt</strong>.<br />

Sem<strong>in</strong>ararbeit an <strong>der</strong> Universität <strong>Klagenfurt</strong>, e<strong>in</strong>e Kopie <strong>der</strong> Arbeit ist <strong>in</strong> Besitz von Nadja<br />

Danglmaier.<br />

Kühn, Sebastian: Geschichte auf dem Friedhof. Kriegerdenkmäler als historisch-politisches<br />

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Lauritsch, Andrea: Jüdischer Friedhof. www.kdu.at, abgerufen am 15.11.2006.<br />

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Maršalek, Hans: Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen. Dokumentation.<br />

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<strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1980. Titel <strong>der</strong> slowenische Orig<strong>in</strong>alausgabe: Gamsi na plazu. Ljubljana,<br />

1. Auflage 1958.<br />

Rab<strong>in</strong>ovici, Doron: Ohneh<strong>in</strong>. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Ma<strong>in</strong>, 2004.<br />

Rausch, Josef: Der Partisanenkampf <strong>in</strong> Kärnten im Zweiten Weltkrieg. In: Heeresgeschichtliches<br />

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39/40, Bundesverlag, Wien, 1979.<br />

Rieber, Angelika: „Ich konnte viele D<strong>in</strong>ge aus eigener Erfahrung nachvollziehen“ Das Thema<br />

Holocaust im Unterricht <strong>in</strong> multikulturellen Klassen. In: Fuchs, Eduard/ P<strong>in</strong>gel, Falk/ Radkau,<br />

Verena (Hg.): Holocaust und Nationalsozialismus. Studien Verlag, Wien, 2002, S. 58-73.<br />

Rumpler, Helmut (Hg.): März 1938 <strong>in</strong> Kärnten. Fallstudien und Dokumente zum Weg <strong>in</strong> den<br />

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Rumpler, Helmut (Hg): Kärntens Volksabstimmung 1920 - Wissenschaftliche Kontroversen und<br />

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Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, <strong>Klagenfurt</strong>, 1981.<br />

Schnei<strong>der</strong>, Gerhard: Sachzeugnisse. Ste<strong>in</strong>e zum Reden br<strong>in</strong>gen. In: Dittmer, Lothar/Siegfried,<br />

Detlef (Hg.): Spurensucher. E<strong>in</strong> Praxisbuch für historische Projektarbeit. Beltz Verlag,<br />

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Schuldmann, Esther. Mnemosyne. Zeit-Schrift für Geisteswissenschaften. Heft Nr. 20, Mai 1996.<br />

Schwann<strong>in</strong>ger, Florian: Im Heimatkreis des Führers - Nationalsozialismus, Wi<strong>der</strong>stand und<br />

Verfolgung im Bezirk Braunau 1938 – 1945. Grünbach, 2005.<br />

Sima, Valent<strong>in</strong>: Die Deportation slowenischer Familien aus Kärnten I. In: Österreichische Liga für<br />

Menschenrechte (Hg.): Die Deportation slowenischer Familien aus Kärnten 1942. E<strong>in</strong>e<br />

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Sima, Valent<strong>in</strong>: Die Vertreibung slowenischer Familien als Höhepunkt deutschnationaler Politik <strong>in</strong><br />

Kärnten. In: Malle, August<strong>in</strong> (Hg.:): Pregon koroških Slovencev. Die Vertreibung <strong>der</strong><br />

Kärntner Slowenen. Drava Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2002, S. 133-171.<br />

Sima, Valent<strong>in</strong>: Zwischen Mythen und Realität. Er<strong>in</strong>nerungspolitik <strong>in</strong> Kärnten nach 1945. - E<strong>in</strong><br />

Referat von Valent<strong>in</strong> Sima gehalten im Jänner 2005 im österreichischen Parlament im<br />

Rahmen e<strong>in</strong>er Tagung zum „Wi<strong>der</strong>stand <strong>in</strong> Österreich 1938–1945“. - publiziert auf:<br />

www.klahrgesellschaft.at/Mitteilungen/Sima_2_06.html; abgerufen am 02.12.2006.<br />

Solidaritätskomitee für die Rechte <strong>der</strong> M<strong>in</strong><strong>der</strong>heiten (Hg.): Die Kärntner Presse und die Bomben -<br />

E<strong>in</strong>e Dokumentation. <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 1978.<br />

Speckner, Hubert; In <strong>der</strong> <strong>Gewalt</strong> des Fe<strong>in</strong>des - Kriegsgefangenenlager <strong>in</strong> <strong>der</strong> “Ostmark” 1939 bis<br />

1945. Oldenburg Verlag, Wien. 2003<br />

Ste<strong>in</strong>böck, Erw<strong>in</strong>: Die Kämpfe im Raum Völkermarkt 1918/19. In: Heeresgeschichtliches<br />

Museum/Militärhistorisches Institut (Hg.): Militärhistorische Schriftenreihe. Hf. 13;<br />

Bundesverlag, Wien 1969.<br />

Stritzl, He<strong>in</strong>z: Als Kärnten <strong>der</strong> Bürgerkrieg drohte. In: Car<strong>in</strong>thia I; 1999 <strong>Klagenfurt</strong>; S. 487-503<br />

Stromberger, Helge: Die militärisch-politische <strong>Gewalt</strong> <strong>der</strong> Jahre 1914 - 1945 <strong>in</strong> den<br />

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www.kdu.at<br />

116


Stromberger, Helge: Namen <strong>der</strong> Todesopfer von Wi<strong>der</strong>stand und NS-Verfolgung <strong>in</strong> Kärnten -<br />

Zweiter Bericht zum Namensarchiv <strong>der</strong> Plattform <strong>der</strong> NS-Opferverbände. <strong>Klagenfurt</strong>, 2004.<br />

Nicht veröffentlicht. - (E<strong>in</strong>sehbar nach Kontaktaufnahme bei Memorial Kärnten-Koroška).<br />

Stuhlpfarrer, Karl: E<strong>in</strong>leitung. In: Österreichische Liga für Menschenrechte (Hg.): Die<br />

Deportation slowenischer Familien aus Kärnten 1942. E<strong>in</strong>e Dokumentation. Mohorjeva<br />

Založba/Hermagoras Verlag, Wien, 2.Auflage 2004, S. 11-15.<br />

Stuhlpfarrer, Karl: Umsiedlungen und Deportationen während des zweiten Weltkriegs. In: Malle,<br />

Augušt<strong>in</strong> (Hg.:): Pregon koroških Slovencev. Die Vertreibung <strong>der</strong> Kärntner Slowenen. Drava<br />

Verlag, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2002, S. 119-131.<br />

Tropper, Peter (Hg.): Kirche im Gau - Dokumente zur Situation <strong>der</strong> katholischen Kirche <strong>in</strong><br />

Kärnten von 1938 bis 1945. Universitätsverlag Car<strong>in</strong>thia, <strong>Klagenfurt</strong>, 1995.<br />

Valent<strong>in</strong>, Hellwig: Der Son<strong>der</strong>fall - Kärntner Zeitgeschichte 1918-2004. Verlag<br />

Hermagoras/Mohorjeva založba, <strong>Klagenfurt</strong>/Celovec, 2005.<br />

Veran, Traude: Das ste<strong>in</strong>erne Archiv - Der alte Judenfriedhof <strong>in</strong> <strong>der</strong> Rossau. Mandelbaum Verlag,<br />

Wien 2002.<br />

Verdel, Helena: Die Vertreibung <strong>der</strong> Kärntner Slowenen. In: Pittler, Andreas/Verdel, Helena<br />

(Bearb.): Spurensuche. Erzählte Geschichte <strong>der</strong> Kärntner Slowenen. Herausgegeben vom<br />

Dokumentationsarchiv des österreichischen Wi<strong>der</strong>standes u.a. Österreichischer Bundesverlag,<br />

Wien, 1990, S. 143-152.<br />

Vere<strong>in</strong> „Schalom“ (Hg.): Wegweiser für Besucher jüdischer Friedhöfe und Gedenkstätten. Jänner<br />

1999.<br />

Wadl, Wilhelm: Die „Volksabstimmung“ vom April 1938 <strong>in</strong> Kärnten. In: . In: Rumpler, Helmut<br />

(Hg.): März 1938 <strong>in</strong> Kärnten. Fallstudien und Dokumente zum Weg <strong>in</strong> den „Anschluß“.<br />

Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, <strong>Klagenfurt</strong>, 1989, S. 171-180.<br />

Wadl, Wilhelm: Spuren jüdischen Lebens <strong>in</strong> Kärnten vom Mittelalter bis zur Gegenwart.<br />

Ausstellungskatalog. <strong>Klagenfurt</strong>, 2003.<br />

Wallas, Arm<strong>in</strong> A.: Großdeutsche Hoffnungen – Die Berichterstattung durch die „Freien Stimmen“<br />

1938. In: Rumpler, Helmut (Hg.): März 1938 <strong>in</strong> Kärnten. Fallstudien und Dokumente zum<br />

Weg <strong>in</strong> den „Anschluß“. Kärntner Druck- und Verlagsgesellschaft, <strong>Klagenfurt</strong>, 1989, S. 56-<br />

80.<br />

Walzl, August: „Als erster Gau...“ Entwicklungen und Strukturen des Nationalsozialismus <strong>in</strong><br />

Kärnten. Universitätsverlag Car<strong>in</strong>thia, <strong>Klagenfurt</strong>, 1992.<br />

Walzl, August: „Bis Jahresende ist Kärnten judenfrei“. Antisemitische Agitation und<br />

Judenverfolgung vor und nach dem März 1938. In: Rumpler, Helmut (Hg.): März 1938 <strong>in</strong><br />

Kärnten. Fallstudien und Dokumente zum Weg <strong>in</strong> den „Anschluß“. Kärntner Druck- und<br />

Verlagsgesellschaft, <strong>Klagenfurt</strong>, 1989, S. 152-170.<br />

Walzl, August: Die Juden <strong>in</strong> Kärnten und das Dritte Reich. Universitätsverlag Car<strong>in</strong>thia,<br />

<strong>Klagenfurt</strong>, 1987.<br />

Walzl, August: Gegen den Nationalsozialismus - Wi<strong>der</strong>stand gegen die NS-Herrschaft <strong>in</strong> Kärnten,<br />

Slowenien und Friaul. Universitätsverlag Car<strong>in</strong>thia; <strong>Klagenfurt</strong>, 1994.<br />

Walzl, August: Kärnten 1945 - Vom NS-Regime zur Besatzungsherrschaft im Alpen-Adria-Raum.<br />

Universitätsverlag Car<strong>in</strong>thia, <strong>Klagenfurt</strong>, 1985.<br />

Walzl, August: Zwangsarbeit <strong>in</strong> Kärnten im Zweiten Weltkrieg. Verlag des Kärntner<br />

Landesarchivs, <strong>Klagenfurt</strong>, 2001.<br />

Wilscher, Heidi: Die politische Verfolgung <strong>der</strong> Kärntner Slowenen durch das NS-Regime: In:<br />

Österreichische Liga für Menschenrechte (Hg.): Die Deportation slowenischer Familien aus<br />

Kärnten 1942. E<strong>in</strong>e Dokumentation. Mohorjeva Založba/Hermagoras Verlag, Wien,<br />

2.Auflage 2004, S. 49-58.<br />

Wutte, Mart<strong>in</strong>: Kärntens Freiheitskampf. Böhlau Verlag, Weimar, 2. umgearbeitete und vermehrte<br />

Aufl. 1943.<br />

117


Zeichner, Erna: „Von 1200 s<strong>in</strong>d nur 150 angekommen…“ In: Wimmer, Adi (Hg.): Die Heimat<br />

wurde ihnen fremd, die Fremde nicht zur Heimat. Er<strong>in</strong>nerungen österreichischer Juden aus<br />

dem Exil. Verlag für Gesellschaftskritik, 1993, S. 65-70.<br />

Die AutorInnen<br />

MMag.ª Nadja Danglmaier, geboren 1982, studierte Pädagogik und Publizistik an <strong>der</strong> Alpen-<br />

Adria-Universität <strong>Klagenfurt</strong> und ist Absolvent<strong>in</strong> des Akademielehrgangs „Pädagogik an<br />

Gedächtnisorten“. Sie ist Netzwerkkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong> für Kärnten des Projektes<br />

„Nationalsozialismus und Holocaust – Gedächtnis und Gegenwart“ und stellte soeben ihre<br />

Dissertationsschrift zum Stellenwert von Österreich im Leben jüdischer Vertriebener<br />

österreichischer Herkunft fertig. Ihre Forschungsschwerpunkte umfassen Formen von<br />

Vergangenheitsbewältigung und Er<strong>in</strong>nerungskultur, <strong>in</strong>tergenerative Kommunikation <strong>in</strong><br />

Familien von Holocaust-Überlebenden sowie Möglichkeiten <strong>der</strong> pädagogischen Vermittlung<br />

des Nationalsozialismus.<br />

e-mail Kontakt: ndanglma@edu.uni-klu.ac.at<br />

Mag. Helge Stromberger, geboren 1954, seit 1988 freiberuflicher Sozial- und<br />

Kulturwissenschafter: Randgruppen, Arbeitsmarkt, Geschichte <strong>der</strong> NS-Euthanasie und NS-<br />

Opferforschung. Monographien und diverse. Zeitschriftenpublikationen, Lektorate an <strong>der</strong><br />

Alpen-Adria Universität <strong>Klagenfurt</strong>.<br />

Projekte und Projektbeteiligungen <strong>in</strong> jüngster Zeit: Mitarbeit beim „Gedenkbuch Hartheim“;<br />

„Namen <strong>der</strong> Todesopfer von Wi<strong>der</strong>stand und NS-Verfolgung <strong>in</strong> und aus Kärnten“;<br />

Künstlerisch-zeithistorisches Projekt „Tatort Kärnten 1938-1945“ geme<strong>in</strong>sam mit Bella Ban<br />

und Werner Überbacher.<br />

e-mail Kontakt: helge.stromberger@utanet.at<br />

Bei Zitierungen im gegebenen Fall bitte beachten:<br />

Die Kapitel 1, 3, 5, 7, 11 wurden von Nadja Danglmaier verfasst.<br />

Die Kapitel 2, 4, 6, 12, 13 wurden von Helge Stromberger verfasst.<br />

Die Kapitel 8, 9, 10 wurde geme<strong>in</strong>sam verfasst, wobei <strong>in</strong> den Kapitel 9 und 10 die Beiträge von<br />

Nadja Danglmaier und <strong>in</strong> Kapitel 8 jener von Helge Stromberger überwiegt.<br />

© alle Rechte bei den AutorInnen.<br />

Vervielfältigung, Druck, Publikation, Übersetzung nur mit Zustimmung <strong>der</strong> AutorInnen.<br />

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