Die Menschheit hat ein Problem, das sich nicht mehr nur in Industrienationen ausbreitet: Übergewicht. Die Zahl der beleibten Menschen weltweit hat sich in den vergangenen dreißig Jahren nahezu verdoppelt. Im Jahr 2008 seien geschätzte 205 Millionen Männer und 297 Millionen Frauen auf der Welt zu dick gewesen, heißt es in einer groß angelegten Langzeitstudie zu Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Cholesterin-Werten. Wissenschaftler haben die Daten nun in der britischen Medizinzeitschrift Lancet veröffentlicht. Ausgewertet wurden Daten aus 199 Ländern und Regionen.

Übergewicht habe sich demnach auch in Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen ausgebreitet, sagte Majid Ezzati, einer der Autoren der Studie. Etwa die Nationen der Pazifikinseln weisen den höchsten Durchschnittswert des sogenannten Body-Mass-Index (BMI). Diese Messgröße soll anzeigen, wie fettleibig eine Person ist. Der BMI setzt dabei die Körpergröße in Relation zum Gewicht. 2008 überschritten 13,8 Prozent der Frauen und 9,8 Prozent der Männer die Grenze zum Übergewicht. Diese liegt bei einem BMI-Wert von mehr als 25 Prozent, Fettleibigkeit beginnt bei einem Wert von 30. 1980 war der Wert noch bei nur 7,9 Prozent der Frauen und 4,8 Prozent der Männer erhöht.

In den Ländern mit hohen Einkommen lagen die USA und Neuseeland an der Spitze der übergewichtigen Bevölkerungen. Den niedrigsten Durchschnittswert und damit das geringste Problem mit Fettleibigkeit hat Japan. Deutschland schlägt sich bei den Daten zur Fettleibigkeit vergleichsweise gut, Deutschlands Frauen liegen mit einem durchschnittlichen BMI von 25,7 im Jahr 2008 über dem globalen Mittel, die Männer mit 27,2 sogar allerdings deutlich darüber. Zählt man die Gesamtbevölkerung zusammen, hatten Frauen weltweit im Durchschnitt einen BMI von 23,8 und Männer einen von 24,1. In reichen Regionen waren Männer stärker übergewichtig als Frauen. In ärmeren Staaten war es umgekehrt.

"Wir wissen, dass Veränderungen der Ernährung und körperlichen Aktivitäten zur weltweiten Ausbreitung von Fettleibigkeit beigetragen haben", sagte Gretchen Stevens von der Weltgesundheitsorganisation über die Ergebnisse. Zwar könne man nun sehr genau und je nach Region das Adipositasproblem verfolgen. "Doch es bleibt unklar, welche Maßnahmen Fettleibigkeit effektiv verringern können. Daher müsse alles getan werden, um den derzeitigen Trend umzukehren oder die krankhaften Folgen von Übergewicht zu begrenzen.

Übergewicht und Fettleibigkeit können schon im Kindesalter zu Krankheiten führen. Die häufigsten Folgen sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schäden an den Blutgefäßen und verkalkte Arterien. Letzteres erhöht das Risiko von Infarkten und Durchblutungsstörungen. Zudem haben adipöse Menschen ein höheres Diabetes-Risiko.