Das außergewöhnliche Terroir von Klöch

Ein Artikel von Gabriele Bichlbauer und José Pérez-Ubeda | 09.09.2013 - 00:21
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© Klöcher Traminer Verein

Der Charakter eines Weines wird besonders durch die geologische Zusammensetzung des Bodens entscheidend beeinflusst. Durch die Versorgung des Weinstocks mit den Nährstoffen entsteht jenes unnachahmliche „schmeckbare“ Terroir, das klar und deutlich einer Region und im Idealfall sogar einer bestimmten Lage zuzuordnen ist. Die Klöcher Weine haben im Allgemeinen immer viel Terroir und präsentieren sich nicht unbedingt nur über die Primärfrucht. Sie besitzen viel Pikanz und orientalische Würze (Kreuzkümmel, Galgant, Ingwer, grüner Pfeffer…).



Weiters salzige, prickelnde Mineralik und teilweise metallische Noten, die an Blut erinnern können, welche auf die mineralreichen, eisenhaltigen Basaltböden zurückzuführen sind. Wegen des großen Sortenspektrums, welches die Klöcher Winzer anbauen, haben wir uns diesmal auf nur fünf weiße Rebsorten bei der Verkostung beschränkt. Wir versuchten in unserer Verkostung, gemeinsam mit den Winzern, einerseits die Unterschiede von den Paradelagen Hochwarth und Klöchberg herauszuarbeiten und andererseits das Gemeinsame dieser beiden Lagen zu finden, die das Klöcher Terroir widerspiegelt und sich auch in allen anderen Lagen in Klöch zeigt. Verkostet wurden Weine der Rebsorten Traminer, Weißburgunder, Chardonnay (Morillon), Sauvignon blanc und Scheurebe (Sämling 88). Die Jahrgänge reichten von 1992 bis 2012. Es kristallisierte sich heraus, dass sich die außergewöhnlichen geologischen und klimatischen Gegebenheiten in den Klöcher Weinen dieser beiden Lagen äußerst gut widerspiegeln. Die spannende Spurensuche im südoststeirischen Vulkanland hat folgendes Ergebnis gebracht:

Klöcher Hochwarth

Liegt östlich der Ruine Klöch mit einer Ausrichtung von Süd bis Südost auf 300 bis 400 m Seehöhe. Die Basaltböden vulkanischen Ursprungs sind gemischt mit eisenhaltigem Ton, der reich an Mineralien ist. Weine vom Klöcher Hochwarth sind geprägt durch jodig-salzige Terroir-Noten und besitzen besonders in der Jugend eine pikante metallische Würze. Bei fast allen Weinen finden sich deutliche Nuancen nach orientalischen Gewürzen, Kreuzkümmel, grünem Pfeffer, Kresse und Waldboden. Hochwarth-Weine zeichnen sich durch frische Säure aus, sie sind verspielt, lebendig und straff.

Klöchberg, Lage Seindl

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Idyllischer "Seindl", ein Teil der Großlage Klöchberg © Klöcher Traminer Verein

Die Weine vom Klöchberg, besonders die des oberen Teils, der Seindl heißt, präsentierten sich rauchig, breiter, voluminös, wärmer und tiefgründiger als die Weine vom Hochwarth. Dies vermittelte oft den Eindruck von Holzeinsatz, obwohl die Weine klassisch ausgebaut  waren.Weine der Lage „Seindl“ entwickeln, sofern man ihnen ein wenig Zeit zum Reifen lässt, wunderschöne schmelzige, vollmundige Ergebnisse bei allen Rebsorten. Besonders schön gedeihen die berühmten Klöcher Traminer auf diesen Böden.

Terroir – Ursprung in Frankreich

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Der eisenhaltige Vulkanboden ist für dasKlöcher Terroir verantwortlich © Klöcher Traminer Verein

Der Begriff „Terroir“ stammt aus dem Französischen und ist am ehesten mit dem deutschen Wort  „regionstypisch, lokalspezifisch“ zu übersetzen. Ursprünglich wurde das Wort  „Terroir“ für landwirtschaftliche, regionaltypische Spezialitäten verwendet. Dazu zählten Kräuter, Öle, Fleisch, Wurstwaren und Molkereierzeugnisse. Mit dem Beginn der Klassifizierung der Weinberglagen wurde nach und nach der Begriff auch in der Weinwelt verwendet.



Unter dem Begriff  „Terroir“ werden alle naturgegebenen Voraussetzungen erfasst, die auf die Entwicklung der Reben einwirken. Darunter fallen viele Parameter, wie Bodenbeschaffenheit und Landschaft, klimatische Gegebenheiten mit Niederschlagsmengen, Anzahl der Sonnenstunden, Auswahl der Rebsorte und letztlich auch die Art der Bewirtschaftung und der Ausbauim Weinkeller durch den Winzer. All das trägt zum Terroir-Effekt im Wein bei. Terroir bedeutet somit, identifizierbare Produkte erzeugen zu können, weil die physikalischen und chemischen Naturbedingungen sowie die geografische Situation und das Klima es möglich machen. Dem Winzer kommt dabei eine besondere Rolle zu, da er durch die Art und Weise der Bearbeitung im Weinberg und im Keller wesentlich auf den Charakter des Weines einwirkt und den Ausdruck des Terroirs eines Weines betont oder eben verdrängt.

Auf den Spuren des Vulkans

Um die spezielle Bodenbeschaffenheit von Klöch und seinen Weinberglagen zu verstehen, müssen wir weit in die Vergangenheit reisen. Unser Zeitsprung beträgt rund 15 Millionen Jahre. Die Südoststeiermark liegt zum größten Teil unter dem Meeresspiegel. Das Urmeer  Paratethys wird überragt von einem riesigen Vulkan. Millionen Jahre später erlischt der Vulkan und auch das Urmeer zieht sich zurück. Übrig bleiben Meeresablagerungen, Schotterbänke, mediterrane Kalkriffe (der heutige Leitha-Kalk) und jede Menge erstarrte Lava. Gewaltige Flüsse führen viel Schotter und Sand und anderes Erosionsmaterial mit sich und tragen somit zum heutigen Boden bei. Vor zwei Millionen Jahren kam es allerdings erneut zu gewaltigen Vulkanausbrüchen. Mächtige Lavamassen ergossen sich auf das heutige Gebiet um Klöch und die umliegenden Orte Tieschen und Kapfenstein. 

Aus der erstarrten Basaltlava entstand im Zuge der Verwitterung ein sehr fruchtbarer Boden, der reich an Mineralien und Eisen ist. Basaltgestein ist ein basisches Gestein und besteht unter anderem aus einer Mischung von Eisen und Magnesiumsilikaten und kalziumreichem Feldspat. Dieses mineralreiche Basaltgestein wird weltweit abgebaut. Auch Klöch hat einen Basaltsteinbruch, dessen Abbauprodukte in der Hauptsache beim Bau von Bahntrassen Verwendung finden. Zusätzlich gibt es kalkreiche Schotterböden aus dem Tertiär. Alle Rebsorten spiegeln die Besonderheiten des Bodens deutlich wider. Besonders dann, wenn die Winzer darauf achten, nur wenig manipulativ bei der Weinbereitung im Keller einzugreifen. Das vulkanische Verwitterungsgestein ist besonders ideal für die verschiedenen Spielarten des Traminers, der Hauptrebsorte der Klöcher Winzer.

Wärmster Ort der Steiermark …

Ein weiterer Hauptpunkt in Bezug für die Ausprägung des einzigartigen Terroirs ist das Klima von Klöch. Dieses ist kontinental geprägt. Laut langjährigen Messungen gibt es nur ca. 80 Frosttage und 2.000 Sonnenstunden jährlich. Die Durchschnittstemperatur bewegt sich bei 10 °C im Jahr und somit ist Klöch der „wärmste“ Weinort in der Steiermark. Der warme Föhn bewirkt besonders im Frühjahr einen deutlichen Vegetationsvorsprung für die Klöcher Reben. Gebirge im Norden und Westen schirmen die Südoststeiermark gegen raue Witterung aus dem Norden ab. Nach Osten hin ist das Gebiet offen und von den eher trockenen Luftmassen der pannonischen Tiefebene beeinflusst. Im Sommer dominieren Strömungen aus dem Süden und Westen, die auch zu längeren Trockenperioden führen.

All diese klimatischen Gegebenheiten bewirken, dass Klöch oft schon im Frühjahr einen deutlichen Vegetationsvorsprung gegenüber anderen steirischen Weinbaugebieten aufzuweisen hat. Die physiologische Reife der Trauben wird schnell ererreicht und die Säurewerte sinken, wohingegen der Zuckergehalt in den Trauben steigt. Somit liegen auch die Alkoholwerte der Klöcher Weine oft über den Durchschnittswerten der Steiermark. Dies kommt den Traminern sehr zugute, denn oft bringt gerade der Ausbau mit einem leichten Anteil an Restzucker das Aroma dieser Sorte besonders gut zur Geltung.

Ist frische Primärfrucht bei anderen Rebsorten gefragt, so müssen die Winzer den Lesezeitpunkt etwas früher ansetzen, um die Säurewerte und die Frische zu erhalten. Weiß wie Rot – der Vulkan mischt kräftig mit. Wir können bestätigen, dass die Weine aus Klöch die Mineralik des vulkanischen Bodens hervorragend widergeben. Sie sind, wie die Landschaft, in der sie gedeihen, eine Besonderheit in Österreich. Unsere jahrelange Erfahrung mit diesem Weingebiet hat aber gezeigt, dass auch die Rotweine das typische Klöcher Terroir ganz besonders gut zum Ausdruck bringen.

Auch wenn der Schwerpunkt im Weinbau beiden Weißweinsorten liegt, sollte der Weinliebhaber von terroirbetonten Weinen die Rotweine keinesfalls außer Acht lassen. Das typische Klöcher Terroir ist mit seinen würzigen und mineralischen Noten auch in den Rotweinen deutlich zu erkennen. Der Weinliebhaber, der ausdrucksstarke und vielschichtige Weine sucht, ist mit den Klöcher Weinen sehr gut beraten. Dies gilt für jung zu trinkende Weine ebenso wie für die gereiften.Hier sollte man aber beizeiten die eine oder andere Flasche zurücklegen, denn die Klöcher Weine sind leider immer viel zu schnell ausverkauft und ausgetrunken.

Essen & Schlafen

Hotel Schöne Aussichten
Gruisla 10 8493 Klöch, Hochwarth
Tel. & Fax 03475/7545
www.schoeneaussichten.at

Klöcherhof-Hotel Domittner
8493 Klöch 4
Tel. 03475/2206
www.kloecherhof.at

Gasthof und Weingut Palz

Klöchberg 45 8493 Klöch
Tel. 03475/23110
www.gasthof-palz.at

Klöcher Weine.pur

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Klöcher Winzer: Günther Domittner, Fritz Frühwirth, Stefan Müller, Christian Gschaar, Bettina Tomaschitz und Rudolf Schuster (v. l.) © Klöcher Traminer Verein

Verkostet wurden die Weine im Zuge der Recherchen für den Weinguide „Best of Austria 2013“ von den wein.pur-Redakteuren Gabriele Bichlbauer und José Pérez-Ubeda in der Ortsvinothek Klöch. Die Mitverkoster waren die Winzer Stefan und Angelika Müller, Josef und Katia Nell, Christof Winkler-Hermaden, Klaus Fischer und Christian Gschaar. Es wurde verdeckt verkostet und nur lagenreine Weine vom Klöchberg und Hochwart. Die Weine vom Klöchberg werden mit (K) und die vom Hochwarth mit (H) gekennzeichnet.





Die Ergebnisse der Verkostung finden Sie in unserer Weindatenbank

Fotos: Klöcher Traminer Verein, Weingüter