ÖTK klubmagazin 3/2014

Page 7

reportage

nr.3/2014

nr.10/2010

Rax-Eishöhle

Holur(höhle)

Nahe der Seehütte auf der Raxalpe liegt mitten im Latschendschungel des Grünschachers – auf Wanderkarten lagerichtig eingezeichnet und dennoch nicht ganz leicht zu finden – der Eingang zur östlichsten Eishöhle der Alpen, deren Gesamtlänge bloß 65 m beträgt. Auf Grund ihrer Lage am tiefsten Punkt einer Doline, aber auch wegen ihres steil absinkenden Verlaufs bildet sich in ihr ein Kaltluftsee, der das eindringende Tropfwasser zu Eis erstarren lässt. Die Höhle befindet sich mitten im Quellschutzgebiet, weshalb eine Begehung von den Behörden nicht gern gesehen wird. Man sollte sie daher nur in ganz kleinen Gruppen besuchen, aber Vorsicht! Manchmal sind ein Halteseil, gelegentlich auch Steigeisen nötig. Dass es auch hier um 1934 einen touristischen Führungsbetrieb gegeben hat, ist anzunehmen, genauere Unterlagen fehlen jedoch.

Bei dem kleinen Weiler Steinhof – nur wenige Kilometer von Berndorf – beginnt der Große Geyergraben, durch den man den „Alten Brunnen“ erreicht. Hier zweigt rechts ein rot bezeichneter Weg in Richtung Waxeneck ab, der bald steil anzusteigen beginnt. Hier zweigte früher links ein bequemer Serpentinenweg ab, der den Wanderer zur Höhle brachte. Heute steigt man weglos durch teilweise dichten Wald den Hang empor und erreicht so den imposanten Höhleneingang. In dieser rund 90 m langen Höhle fanden sich früher an ihrem tiefsten Punkt schöne Kalzitkristalle, von denen aber heute nur mehr kaum nennenswerte Reste vorhanden sind.

Foto: G. Schirmer

Die Holur(höhle) im Waxeneck bei Berndorf

Foto: G. Schirmer

Die Rax-Eishöhle ist die östlichste Eishöhle der Alpen

Paulinenhöhle Die Paulinenhöhle lässt sich von Türnitz auf bezeichnetem Weg in etwa einer halben Stunde erreichen. Hier gab es ab 1927 gleichfalls einen Führungsbetrieb, doch nach dem Weltkrieg verfielen die Weganlagen, ehe sie 1958 wieder instand gesetzt wurden. Führungen gibt es heute keine mehr, doch ist ein Besuch dieser rund 200 m langen Höhle im Zuge einer Wanderung durchaus zu empfehlen. Man kann teilweise sehr schöne Wandversinterungen erkennen, und im „Kreuzdom“ steht man schließlich in der größten Halle dieser Höhle, deren Raumcharakter von hohen, relativ schmalen Klüften bestimmt wird. Am Ende des ausgebauten Teils wartet sogar ein kleiner See.

Literaturhinweise • Fritz Benesch und Josef Pruscha: Führer auf die Raxalpe, Wien 1949 • Helga und Wilhelm Hartmann: Die Höhlen Niederösterreichs, Bd. 1–5, Wien 1979–2000 • Karst und Höhlen in Niederösterreich und Wien, hrsg. vom Landesverein für Höhlenkunde in Wien und Niederösterreich, Wien 1954 • Michael Müllner: Die Einödhöhlen bei Pfaffstätten, Wien 1926 • Michael Müllner: Die Paulinenhöhle bei Türnitz, Wien 1927 • Michael Müllner: Höhlen in der Umgebung von Wien, Wien 1931 • Michael Müllner: Die Schauhöhlen des Reichsgaues Niederdonau, St. Pölten 1942 • Walter Wenzel: Schauhöhlen in Niederösterreich, Wien 2003 • Gerhard Schirmer: Die Hohe Wand und ihre nächste Umgebung, Wien 1991 • Walter Wenzel: Bibliographie für Karst- und Höhlenkunde aus ÖTK-Schriften, 3. Teil, Wien 2005

Der Eingang zur Paulinenhöhle bei Türnitz

Foto: G. Schirmer

Wanderkarten: • Freytag & Berndt, Wanderatlas Wienerwald, 1:50.000 • Freytag & Berndt, Wanderatlas Wiener Hausberge, 1:50.000

Wer mehr über unsere Höhlen, deren Entstehung, über einschlägige Literatur usw. wissen möchte oder selbst einmal an einer fachkundigen Höhlenbefahrung teilnehmen will, wende sich an den Landesverein für Höhlenkunde für Wien und Niederösterreich in 1020 Wien, Obere Donaustraße 97/1/8/61; Fax: 01/2144844, Sprechstunden an Donnerstagen ab etwa 18 Uhr.

7


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.