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Energie Lohnt sich der Kauf einer Photovoltaik-Anlage oder ist Mieten besser?

Balkonkraftwerk an einem Haus in Düsseldorf
Balkonkraftwerk an einem Haus in Düsseldorf
© IMAGO / Robert Poorten
Die Nachfrage nach Solarstrom boomt. Wer mit einer Photovoltaik-Anlage liebäugelt, steht vor der Alternative: kaufen oder mieten? Das sind die Vor- und Nachteile der beiden Varianten

Im Zuge der Energiewende steigt hierzulande die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen. Immer mehr Verbraucher wollen sich die grüne Energie auch ins eigene Zuhause holen. Möglich ist mittlerweile einiges: Von kleinen Balkonanlagen mit Stecker bis hin zu Modulen, Kollektoren oder Solar-Paneelen auf dem Dach. Entsprechend groß ist auch die Preis-Palette: sie reicht von unter 500 Euro für Minikraftwerke bis zu Beträgen von 30.000 Euro und mehr für große und leistungsstarke Dach-Solaranlagen. Anbieter sind Unternehmen wie Zolar, DZ4, Eon, Klarsolar, Wegatech, 1Komma5, Otovo und Enpal.

Die günstigen Produkte lassen sich finanziell gut stemmen, erzeugen im Gegenzug aber auch entsprechend wenig Solarstrom. Wer diesen in größerem Stil produzieren will, muss eine kostspielige Variante wählen. Auch wenn es hierfür staatliche Förderung gibt und seit dem 1. Januar 2023 beim Kauf einer Solaranlage keine Mehrwertsteuer mehr fällig wird, ist die hohe Summe für etliche Verbraucher trotzdem eine große finanzielle Hürde, die sie vom Kauf abhält. Dazu kommt bürokratischer Planungs- und Verwaltungsaufwand, da sich der Käufer selbstständig um eine fachgerechte Installation, Inbetriebnahme und Wartung der Anlage kümmern muss und die Verantwortung für die Anlage trägt.

Die gute Nachricht: Mittlerweile gibt es immer mehr Anbieter, die Miet-Modelle offerieren (Enpal, Otovo). In den USA ist das schon weit verbreitet. Die beworbenen Vorteile: null Prozent Anschaffungskosten, Komfort – weil die Verantwortung für die Anlage andere haben – gute Planbarkeit dank einer fixen monatlichen Miet-Rate und langfristige Kostenersparnis gegenüber gekauftem Strom vom Energieversorger. Am Ende der Vertragslaufzeit geht die Anlage zudem in den Besitz des Vertragsnehmers über.

Mietverträge haben eine lange Laufzeit

Doch ein günstiges Rundum-Sorglos-Paket ist das Miet-Modell trotzdem nicht. Zwar lassen sich die hohen Kosten, die beim Kauf und der Installation einer Photovoltaikanlage anfallen, durch das Mieten über einen längeren Zeitraum strecken. Und auch um die Wartung, Reparaturen und Versicherung müssen sich die Kunden in der Regel nicht kümmern. Doch natürlich lassen sich die Anbieter sämtlichen Mehrwert bezahlen und holen sich dies über einen entsprechenden Aufpreis wieder rein. Gegenüber einem Kauf ist das für Kunden ein finanzieller Nachteil.

Dazu kommt, dass die Verträge meist über eine lange Zeit laufen: mitunter bis zu 20 Jahre und mehr. „Das schränkt die Flexibilität deutlich ein“, sagt Sören Demandt, Referent im Bereich Energie bei der Verbraucherzentrale NRW. Ein Aspekt, der bei einem Immobilien-Verkauf eine Rolle spielen könnte. Denn nicht alle Anbieter räumen die Option ein, die Photovoltaikanlage vorzeitig aus dem Vertrag rauszukaufen. Heißt: Die Konditionen und ergo auch die Zahlpflichten bleiben bis zum offiziellen Vertragsende bestehen, selbst wenn der Kunde umzieht.

Wie so oft, liegt der Teufel im Detail: Die Miet-Modelle der Anbieter sind sehr unterschiedlich ausgestaltet. Daher rät Demandt dazu, die Preise, Konditionen, Service-Dienstleistungen und technische Ausstattung unterschiedlicher Angebote genau zu vergleichen und auf bestimmte Punkte besonders zu achten. Dazu gehören etwa sogenannte Selbstbehaltklauseln, die regeln, dass Mieter bei kleineren Schäden an der Anlage selbst für die Reparaturkosten aufkommen. Diese können sich schnell summieren und die ursprünglich eingeplanten Kosten unerwartet erhöhen. Es sollten auch keine unnötigen Sonderfunktionen enthalten sein, die an den tatsächlichen Bedürfnissen des Einzelnen vorbeigehen. Dazu gehören etwa zu groß ausgelegte Batteriespeicher, nicht notwendige Lade- oder Wallboxen, oder Notstrompakete. All das sind versteckte Kosten, die das Miet-Angebot verteuern. Eine unabhängige Energieberatung vorab kann Eigentümern dabei helfen herauszufinden, was sie tatsächlich benötigen.

Ein weiterer wichtiger Punkt sei zudem die vereinbarte Gewährleistung während der Vertragslaufzeit – etwa ob ein Batteriespeicher, der oft nur eine Lebensdauer von 10 bis 15 Jahren hat, im Schadenfall ausgetauscht wird. Ist das nicht der Fall, bedeutet das zusätzliche Kosten für den Anlagen-Mieter.

Zudem sollten Interessenten im Hinterkopf haben, dass die Anbieter in der Regel mit geschönten Beispielen – etwa zu hohen Strompreissteigerungen oder zu langen Zeiträumen – rechnen, um eine möglichst große Ersparnis aufzuzeigen. Oft tritt die versprochene Kostenersparnis aber erst gegen Ende des Mietvertrags ein, oder sogar noch später. „Die Wirtschaftlichkeit muss über den Mietzeitraum betrachtet werden“, betonen die Experten der Verbraucherzentrale Energieberatung auf ihrer Homepage.

Fach-Expertise einholen

Ob die Kauf- oder Miet-Variante bei einer Photovoltaik-Anlage vorteilhafter ist, muss jeder selbst abwägen und langfristig durchkalkulieren, da dies von einer Reihe unterschiedlicher Faktoren abhängt, wie der Lage des Hauses, der Größe des Dachs, der finanziellen Ausgangssituation und der zugrunde liegenden Motivation des Käufers. Umso wichtiger ist es, dass man nichts überstürzt und sich professionelle Beratung holt, um das jeweilige Optimum für sich auszuloten. Klar ist: In beiden Fällen dauert es viele Jahre, bis sich die finanziellen Kosten amortisieren. Den ökologischen Gewinn gibt es dafür umso schneller.

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