1. Fuldaer Zeitung
  2. Vogelsberg

Polizei kontrolliert am Hoherodskopf - gravierende Beanstandungen an einigen Motorrädern

Zu Beginn der Motorradsaison zeigte die Polizei bei einer Aktion am Hoherodskopf im Vogelsberg Präsenz. Prävention und Beratung standen im Vordergrund.
Zu Beginn der Motorradsaison zeigte die Polizei bei einer Aktion am Hoherodskopf im Vogelsberg Präsenz. Prävention und Beratung standen im Vordergrund. © Fuldamedia

Zu Beginn der Motorradsaison hat die Polizei bei einer Aktion im Bereich des Hoherodskopf im Vogelsberg Präsenz gezeigt. Prävention und Beratung durch die Beamten standen im Vordergrund. Ein Dekra-Experte gab Tipps zur lebensrettenden Schutzausrüstung.

Schotten - Mitte April war es allein an einem Wochenende zu mehreren Motorrad- oder Moped-Unfällen in der Region Fulda und in der Rhön gekommen. Ein 27-jähriger Motorradfahrer verlor bei einem Unfall sein Leben. Ein 16-Jähriger Motorradfahrer wurde bei einem weiteren Unfall schwerst verletzt.

Nun zeigte das Polizeipräsidium Osthessen am Sonntag (28. April) mit spezialisierten Kräften zum Start der Motorradsaison Präsenz rund um den Hoherodskopf bei Schotten im Vogelsberg. Dabei stand die Beratung der Motorradfahrer im Vordergrund. Mit den Kontrollmaßnahmen und mit der Aufklärung möchte die Polizei für mehr Sicherheit sorgen.

Motorradfahrer-Aktion der Polizei - Experte gibt Tipps zu Schutzausrüstung

Das touristische Ausflugsziel rund um den Hoherodskopf steht bei Bikern aufgrund der kurvenreichen und anspruchsvollen Strecken hoch im Kurs. Insgesamt kontrollierten die Polizisten an 28. April 158 Zweiradfahrer. Es ist schön zu sehen, dass die Anzahl an Beanstandungen im Vergleich zur Anzahl an Motorradfahrern sehr gering war“, sagte Polizeihauptkommissar Christian Hauf.

Viele Unfälle ereignen sich durch unangepasste Geschwindigkeit, zu geringe Sicherheitsabstände und Überholmanöver trotz unklarer Verkehrslage. Das Polizeipräsidium Osthessen, die Bergwacht, Dekra und die Verkehrswacht gaben nun den Bikern rund um den Hoherodskopf Tipps, um unfallfrei und schadlos durch die Saison zu kommen.

An praktischen Beispielen und bei Mitmach-Aktionen wurde gezeigt, was im Ernstfall getan werden sollte, um Schlimmeres zu verhindern. Wie wirkt sich das Fahren unter Alkohol- und Drogengenuss aus? Dies konnte man mit einer Simulationsbrille testen. Die Beamten waren auch selbst auf Motorrädern unterwegs.

Das würde den Vorteil bieten, die Motorradfahrer auf einer längeren Fahrtstrecke beobachten zu können, und nicht nur punktuell, erklärte Christian Hauf vom Polizeipräsidium Osthessen. „Der präventive Charakter stand bei dieser Auftaktveranstaltung im Vordergrund. Wir möchten für Gefahren im Straßenverkehr sensibilisieren.“

Nach Angaben von Christian Hauf reagierten die Motorradfahrer positiv auf die Kontrollen, die am Sonntag bis 16.30 Uhr stattfanden, und die Beratung durch die Polizei. Viele Biker nahmen Info-Material von den Ständen auf dem Hochplateau gerne mit. „Die Motorradfahrer nahmen die Hilfestellung an. Wir hoffen, dass jeder Einzelne etwas mitnehmen konnte und unfallfrei durch die Zweiradsaison kommt.“

Die Dekra aus Fulda war ebenfalls mit einem Info-Stand vertreten. Michael Katzer, zuständig für Unfallanalytik und Fahrzeugtechnik, wies besonders auf die Überprüfung der Schutzausrüstung der Motorradfahrer hin. „Als Motorradfahrer ist man bei der Verwicklung in Unfälle das schwächere Glied. Pkws haben Deformationszonen. Das hat ein Motorradfahrer nicht“, sagte er.

„Er hat nur seine Schutzausrüstung. Daher ist diese besonders zu prüfen. Gerade der Lebensretter Nummer eins beim Motorradfahrer - der Helm - sollte dringend überprüft werden“, betonte der Dekra-Experte. „Der Helm ist einer der wesentlichen Schutzteile. Er ist einer gewissen Alterung unterlegen.“

Spätestens nach sechs, sieben Jahren sollte man über einen neuen Helm nachdenken.

Michael Katzer, Dekra-Experte

„Spätestens nach sechs, sieben Jahren sollte man über einen neuen Helm nachdenken.“ Michael Katzer riet, „lieber einen Euro mehr für die Schutzausrüstung“ auszugeben, als am falschen Ende, an der eigenen Sicherheit, zu sparen. Empfehlenswert sei es auch, zu Beginn der Zweiradsaison das eigene Fahrkönnen zu überprüfen, beispielsweise mit einem Fahrsicherheitstraining. Auch die Technik sei in Augenschein zu nehmen. „Da geht es um das Motorrad, aber auch um die Bereifung.“

Auch zu den wichtigen Themen der medizinischen Erstversorgung nach einem Unfall gab die Polizei am Sonntag einen kleinen Auffrischungskurs. Die Beamten gingen unter anderem auf folgende Fragen ein: Ziehe ich nach einem Motorradunfall dem Verunfallten den Helm ab? Wenn ja, wie? Welche Erste-Hilfe-Maßnahmen sollte ich leisten?

Während sich ein Großteil der Biker an die Geschwindigkeitsbegrenzungen hielt, brachte ein trauriger Spitzenreiter hingegen 196 Stundenkilometer aufs Tacho - und das bei erlaubten 100. Ihm drohen nun nach Toleranzabzug ein Bußgeld im mittleren dreistelligen Bereich, zwei Punkte in Flensburg sowie ein einmonatiges Fahrverbot.

Video: Motorradunfälle verhindern - darauf sollten Biker achten

Acht Fahrzeuge wiesen technisch unzulässige Veränderungen auf, wodurch bei der Hälfte die Betriebserlaubnis erlosch. Besonders viel Aufmerksamkeit zog hierbei eine Harley Davidson V-Rod auf sich. Die Maschine hatte mehrere Teile montiert, die nicht in der Allgemeinen Betriebserlaubnis eingetragen waren. Beanstandungen gab es unter anderem bei den Fußrasten, den Rückspiegeln, dem Kennzeichen sowie der Reifengröße.

Zudem war das Zweirad deutlich zu laut, wie bei einer Schallpegelmessung festgestellt werden konnte. Der Fahrer zeigte sich einsichtig. Er muss seine Harley nun in einen betriebszulässigen Zustand zurückbauen und zeitnah einem Gutachter beziehungsweise der Polizei vorführen.

Auch interessant