Tarnungskünstler der Natur – Wandelnde Blätter und Stabheuschrecken

„Hat sich das Blatt gerade tatsächlich bewegt?“ – diese Äußerung wird derzeit im naturwissenschaftlichen Neubau (Bereich N) häufiger vernommen. Bei den beiden neu hinzugekommen Terrarien muss ganz genau hingesehen werden. In diesen befinden sich nicht nur Brombeerblätter als schlecht umgesetzte Dekoration der Biologen, sondern ebenso perfekt getarnte Insekten. Wandelnde Blätter der Art Phyllium philippinicum sowie Stabheuschrecken der Art Medauroidea extradentata (Annam-Stabschrecke) und Myronides spec. Peleng (Türkise Stabschrecke) können dort seit Dezember beobachtet werden.

Wandelnde Blätter und Stabheuschrecken lassen sich durch ihre perfekt an die Umgebung angepasste Färbung und ihren Körperbau kaum von Blättern oder Ästen unterscheiden. Zusätzlich zeigen insbesondere Wandelnde Blätter ein bestimmtes Tarnverhalten. Werden sie sanft angepustet, bewegen sie sich leicht hin und her wie ein Blatt im Wind. Diese als „Mimese“ bezeichnete Art der Tarnung ist jedoch nicht das einzig Spannende an diesen Insekten. Es lassen sich ebenso exemplarisch der Körperbau der Insekten, der unvollständige Entwicklungszyklus (Hemimetabolie), die Jungfernzeugung (Parthenogenese) sowie der Totstell-Reflex (Thanatose) und die Regenerierung von Gliedmaßen nachvollziehen. Bei Wandelnden Blättern unterscheiden sich zudem Männchen und Weibchen optisch sehr deutlich voneinander (Geschlechtsdimorphismus). Die flugunfähigen Weibchen sind größer und schwerer als die flugfähigen Männchen, die eine deutlich schmalere Gestalt aufweisen (siehe Bilder). Genau hinschauen und beobachten lohnt sich hier auf alle Fälle!

Text und Bilder: Monika Oster-Brandt

verfasst von R.Keil am