Walpurgisnacht – Hexenbrennen in der Nacht zum 1. Mai

In der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai reiten die Hexen zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg. Genauer gesagt auf den Brocken im Harz. Was es mit diesem Hexenbrennen bzw. Hexensabbat und seiner Verwandtschaft zum Tanz in den Mai im Detail auf sich hat, beleuchten die folgenden Zeilen des Kalenders der kuriosen Feiertage aus aller Welt.

Eine Brockenhexe reitet auf ihrem Besen zum Blocksberg durch die Nacht. Walpurgisnacht. Kuriose Feiertage - 30. April © 2023 Sven Giese – Bild 1
Eine Brockenhexe reitet auf ihrem Besen zum Blocksberg durch die Nacht. Walpurgisnacht. Kuriose Feiertage – 30. April © 2023 Sven Giese – Bild 1

Wann ist Walpurgisnacht?

Die Walpurgisnacht bezeichnet traditionell die Nacht vom 30. April auf den 1. Mai. Die Feierlichkeiten dieses nord- und mitteleuropäischen Festes erstrecken sich dabei bis weit über Mitternacht hinaus in den 1. Mai hinein. Sie findet somit immer auch parallel zum Tanz in den Mai statt. Das Hexenbrennen fällt damit in den kommenden Jahren auf die folgenden Wochentage:

JahrDatumWochentag
202430. AprilDienstag
202530. AprilMittwoch
202630. AprilDonnerstag
202730. AprilFreitag
202830. AprilSonntag
202930. AprilMontag
203030. AprilDienstag
203130. AprilMittwoch
203230. AprilFreitag
203330. AprilSamstag
203430. AprilSonntag

Praktisch für alle Feiernden: Der folgende 1. Mai ist als Tag der Arbeit auch in Deutschland ein gesetzlicher Feiertag und somit für alle Arbeitnehmer frei. Ein entspanntes Ausschlafen dürfte daher für die meisten Leute im Bereich des Möglichen liegen. Für Hexen ohnehin. ;)

Woher stammt der Name der Walpurgisnacht?

Der Name der Walpurgisnacht hat einen christlichen Bezug und leitet sich vom 1. Mai als Gedenktag der heiligen Walburga (auch: Walpurgis –wahrscheinlich um 710 bis 779/789), einer angelsächsischen Äbtissin des 900 Jahrhunderts, ab. Die eigentliche Entstehung der Walpurgisnacht selbst hat bei näherer Betrachtung jedoch kaum etwas mit diesem christlichen Hintergrund zu tun (siehe dazu auch den Beitrag zur italienischen Tradition des La befana oder die Nacht der Befana vom 5. auf den 6. Januar).

Wer war die heilige Walburga?

Die heilige Walburga war die Tochter des englischen Königs Richard und der Wunna. Sie ist die Schwester von Willibald und Wunibald. Nach dem frühen Tod ihres Vaters kam sie im Alter von zehn Jahren in das Kloster Wimborne, in Devonshire. Um 735 wurde sie von ihrem Onkel, dem heiligen Bonifatius als Missionarin nach Deutschland gerufen. Man geht heute davon aus, dass sie zunächst als Nonne im Kloster Lioba bei Tauberbischofsheim lebte, dann aber ihrem Bruder Wunibald in das von ihm gegründete und geleitete Männerkloster in Heidenheim folgte.

Nach Wunibalds Tod im Jahre 761 wandelte Walburga den wichtigen Missionsstützpunkt Heidenheim in ein Doppelkloster mit der Regel der Benediktiner um und wirkte hier bis zu ihrem Tod als Äbtissin des Frauenklosters. In ihrer knapp zwanzigjährigen Regentschaft wurde sie zu einer der mächtigsten Frauen des christlichen Europas (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Zwei Brockenhexen feiern auf dem Blocksberg. Walpurgisnacht. Kuriose Feiertage - 30. April © 2023 Sven Giese – Bild 2
Zwei Brockenhexen feiern auf dem Blocksberg. Walpurgisnacht. Kuriose Feiertage – 30. April © 2023 Sven Giese – Bild 2

Weshalb fällt die Walpurgisnacht auf den 30. April?

Walburgas Gedenktag fiel im liturgischen Kalender des Mittelalters auf den 1. Mai, wobei verschiedene deutsche Regionalkalender ihren (vermeintlichen) Todestag am 25. Februar hier den Vorzug geben. Als Heilige ist sie u. a. die Schutzheilige gegen Krankheiten wie die Pest und Tollwut. Sie hilft aber auch bei Sturm und Unwetter, Missernten und ist weiterhin die Schutzpatronin der Wöchnerinnen und Hebammen (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Die Genese des 1. Mai zur Walpurgisnacht als Hexentanz hat sich wahrscheinlich durch eine Verbindung der Heiligenverehrung und verschiedener heidnischer Überlieferungen und Bräuche zum Frühlingsbeginn des neunten Jahrhunderts entwickelt. Siehe dazu auch die Beiträge zum Tag der Frau Holle als Ende der Rauhnächte am 6. Januar und den britischen Traditionen anlässlich des Michaelstag am 29. September.

So galten die neun Tage vor dem 1. Mai auch als Walpurgistage und die Walpurgisnacht galt als Vigilfeier, also Gebetswache dieses Festes. Aus dieser Gemengelage entstand die Auffassung, dass dies auch das Datum darstelle, an dem sich Hexen und Zauberer alljährlich zum nächtlichen Tanz treffen. Nicht umsonst bezeichnen einige regionale Traditionen das Läuten der Kirchglocken zur Abwehr von Teufelswerk und Hexenumtrieben in Anlehnung an die Äbtissin auch als Walpern.

Interessante Randnotiz: Diese doppelte Ausrichtung findet sich auch in den Schutzpatronaten der heiligen Walburga. Denn der Gang zwischen zwei Walpurgisfeuern soll reinigen und Seuchen fernhalten. Also im Prinzip gegen alles schützen, für das Frauen während der 300-jährigen Hexenverfolgung angeklagt und verbrannt wurden (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten sowie den Beitrag zum Johannistag am 24. Juni).

Was hat Johann Wolfgang von Goethe mit der Walpurgisnacht zu tun?

Das moderne Verständnis der Walpurgisnacht und seine Verbreitung verdanken wir hauptsächlich dem guten alten Johann Wolfgang von Goethe. So findet sich diese Bezeichnung des Hexensabbats u. a. im Faust, vor allem aber in der Ballade „Die erste Walpurgisnacht“ von 1799. Hierin beschreibt der Dichterfürst die nächtliche Konfrontation zwischen heidnischen Druiden und christlichen Priestern, wobei sich die Tonalität des Werkes eher auf die Seite der heidnischen Naturreligion anstatt der „abergläubischen Pfaffenchristen“ schlägt.

Für das 20. Jahrhundert ist in diesem Zusammenhang aber definitiv auch noch Otfried Preußlers Kinderbuch „Die kleine Hexe“ von 1957 zu nennen. Preußlers Geschichte über die 127-jährige kleine Hexe und ihren Raben Abraxas hat die moderne Vorstellung des wilden Treibens in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg wesentlich geprägt. So dürfte heute jedes Kind das alte Hexenlied Heia Walpurgisnacht kennen (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Ursprung und Bedeutung: Was passiert in der Walpurgisnacht?

Traditionell sollen der Legende nach alle Hexen und Zauberer aus Deutschland in der Walpurgisnacht auf dem Blocksberg im Harz zu einem großen rituellen Fest, dem Hexensabbat, zusammenkommen, um ihren Pakt mit dem Teufel zu erneuern. Siehe dazu auch die anderen Beiträge aus dem Kalender der Grusel-Feiertage.

Wo tanzen die Hexen in der Walpurgisnacht?

In der Vorstellung des Volksglaubens fliegen Hexen in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai auf ihren Besen vom Hexentanzplatz in Thale (Sachsen-Anhalt) auf den nahe gelegenen Blocksberg, der eigentlich der Brocken im Harz ist. Auf dem Berggipfel findet dann der sogenannte Hexensabbat, ein ausschweifendes Fest mit dem Teufel, statt. Ziel dieses Rituals mit dem Tanz um das Feuer: die alljährliche Erneuerung des Paktes zwischen Beelzebub und seinen Anhängerinnen (siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten).

Die Felsformation Teufelskanzel auf der Kuppe des Brockens im Harz. Walpurgisnacht. Kuriose Feiertage - 30. April © 2023 Sven Giese – Bild 3
Die Felsformation Teufelskanzel auf der Kuppe des Brockens im Harz. Walpurgisnacht. Kuriose Feiertage – 30. April © 2023 Sven Giese – Bild 3

Wo befindet sich der Blocksberg?

Die Bezeichnung Blocksberg bezieht sich heute primär auf den Brocken im Harz, findet sich aber auch für andere Erhebungen auf dem europäischen Kontinent. Ihnen allen gemeinsam ist die Verbindung mit den Hexen bzw. der Hexenverfolgung, die hauptsächlich durch die Literatur des 15. und 16. Jahrhunderts diese Orte und die dort vermuteten Rituale mit dem Hexensabbat in Verbindung brachten. Wesentlich geprägt wurde diese Vorstellung durch Johannes Praetorius und sein Werk „Blockes-Berges Verrichtung“ (1668), auf den auch Goethes Faust explizit Bezug nimmt. Siehe dazu auch die Liste der weiterführenden Links unten sowie den Beitrag zum US-amerikanischen Freidenker-Tag (engl. Freethought Day) am 12. Oktober.

Was ist von der Walpurgisnacht geblieben?

Spätestens mit Beginn der Aufklärung rückte die Vorstellung der Walpurgisnacht als satanischer Hexensabbat in den Hintergrund. Die Feierlichkeiten am 30. April stehen seitdem primär im Zeichen der Begrüßung des beginnenden Frühlings (siehe dazu auch den Beitrag zum US-amerikanischen Tag der Fruchtbarkeitsgöttin (engl. Goddess of Fertility Day) am 18. März).

Dementsprechend finden sich auch noch heute noch viele Hexenfeuer in der letzten Aprilnacht, die auf diese Tradition zurückgehen, inzwischen aber primär unter dem Motto Tanz in den Mai stehen. Immerhin wussten aber schon die Hexen, die zum Brocken flogen, dass ein solches Fest mit Tanz und Geselligkeit am besten vor einem arbeitsfreien Feiertag liegt. ;)

Wer von Euch nichts mit dem Hexensabbat bzw. dem Tanz in den Mai am Hut hat, für den/die bietet der 30. April eine ganze Reihe kalendarischer Alternativen. In Deutschland steht dieses Datum für den bundesweiten Tag des Wolfes. Die Niederlande feierten bis 2012 den 30. April als Koninginnedag (dt. Königinnentag bzw. Tag der Königin). Auch in den USA finden sich einige Anlässe. Exemplarisch sei hier auf den US-amerikanischen Tag der Rosine (engl. National Raisin Day), dem Tag der Haferflockenkekse (engl. National Oatmeal Cookie Day), dem Ehrentag der Friseure (engl. National Hairstylist Appreciation Day), dem Tag der Ehrlichkeit (engl. National Honesty Day) verwiesen. Nicht zu vergessen, auch der Welttag des Jazz (engl. International Jazz Day)  fällt auf den 30. April.

In diesem Sinne und mit den Worten von Otfried Preußlers kleiner Hexe: Heija Walpurgis und Euch allen eine entspannte und fröhliche Walpurgisnacht.

Egal, ob in Deutschland oder sonst wo auf der Welt. :)

Weitere Informationen und Quellen zur Walpurgisnacht am 30. April