Bergsturz

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Felssturz auf der Bischofsmütze im September 2007
Felsstürze in Hüttschlag im Jahr 2019, hier ein Bild nach dem vierten Felssturz in der Gemeinde Hüttschlag im Ortsteil Karteis mit dem größten, etwa 750 Tonnen schweren Block.

Ein Bergsturz ist eine Fels- und Schuttbewegung aus steilen Bergflanken. Immer wieder fanden solche Bergstürze auch in Stadt und Land Salzburg statt.

Stadt Salzburg

Es wird angenommen, dass die sogenannten Katakomben erst durch einen oder mehrere Bergstürze freigelegt wurden und ursprünglich nicht sichtbar waren. Auch ist bekannt, dass das Stift St. Peter anfangs seines Bestehens unter Bergstürzen gelitten hatte, da es ursprünglich an anderer Stelle dichter am Mönchsberg stand. So wird berichtet, dass im Jahr 1137 Balderich, Abt der Benediktiner-Erzabtei St. Peter, vom Erzbischof die Bauleitung für den Almkanal übertragen erhalten hatte, dessen Bau über vier Jahre zügig voran schritt, bevor Felsstürze im Inneren des Berges den Wasserstollen teilweise wieder zerstörten.

Am 5. April 1666 ereignete sich ein großer Bergsturz in der Gstötten, der das dortige "Schlosserhaus" zerschlug und sechs Menschen tötete.[1]

Der wohl folgenschwerste Bergsturz ereignete sich am 16. Juli 1669.[2] In den frühen Morgenstunden, wohl zwischen der zweiten und der dritten Stunde, bewegte sich die Erde und eine Felswand des Mönchsbergs stürzte auf die eng an ihn gebauten Gebäude der Gstättengasse. Die meisten Menschen wurden im Schlaf von dem Unglück überrascht – nur wenigen gelang die Flucht. Der Lärm weckte die Nachbarschaft, viele eilten den verzweifelten Opfern zu Hilfe. Plötzlich kam es zu einem Nachsturz – es löste sich ein weiterer Teil des Berges. Eine ungefähr 2 000 Zentner schwere Steinlast stürzte auf die Gstättengasse nieder und begrub auch die Rettenden.

Erst im Lauf der nächsten Tage war es möglich, das Ausmaß der Katastrophe vollständig zu erfassen – die Markus-Kirche, das Kirchlein zu "Unserer Lieben Frau am Bergl" (dieses gibt es heute nicht mehr), das Priesterseminar und an die 13 Häuser der Gstättengasse wurden zerstört. Es gab über 220 Tote zu beklagen. 1778 wurden der Berufsstand der Bergputzer ins Leben gerufen.

Etwa 80 Tonnen lockeres Material werden jedes Jahr von den Wänden der Salzburger Stadtbergen von den Bergputzern abgetragen.

Land Salzburg

In prähistorischer Zeit stürzte die Ostflanke des Hocharn ins Rauriser Hüttwinkltal, auf der gewaltigen Sturzmasse steht nun der Rauriser Urwald.

Der Pinzgauer Gebirgssee Hintersee war 1495 nach einem gewaltigen Felssturz entstanden.

1768 wurde der Kleine See im Lignitztal von einem Bergsturz vom Hundstein aufgestaut.

Die gewaltigen Felsstürze der Süd- und Ostwand in den 1990er-Jahren machten die Bischofsmütze bekannt. Am 22. September 1993 um 15:45 Uhr donnerte es gewaltig und von der Mütze brach an der Ostseite eine ca. 100 m breite Felswand ab. Am Sonntag, den 10. Oktober 1993 kam es zu einem zweiten Felssturz, bei dem mehr als 50 000 Kubikmeter Gesteinsmassen aus der Südwand und der Südostkante brachen und ins Tal stürzten.

Nach einem Bergsturz in Fusch an der Großglocknerstraße am 21. Jänner 2004 mussten zwei Familien evakuiert werden. Am Südwesthang des Kaserecks in Fusch gerieten rund 20 000 Tonnen Gestein in Bewegung. Autogroße Blöcke stürzten ins Tal und verfehlten nur knapp mehrere Häuser im Bereich Perleben. Der Pinzgauer Katastrophenreferent Kurt Reiter und der Landesgeologe Gerald Valentin sorgten nach einem Lokalaugenschein für die sofortige Evakuierung zweier Familien im Gefahrenbereich. Grund für den Felssturz waren vermutlich die heftigen Niederschläge im Jänner 2004. Es dauerte mehrere Wochen, bis die Familien in ihre Häuser zurückkehren konnten.

Am Kniepass in Unken wurde am 1. März 2008 ein Mann bei einem Felssturz in Folge des Orkans Emma getötet, als Felsbrocken ein Auto trafen. Oberhalb der Straße waren Bäume entwurzelt worden. Es handelte sich um einen 47-jährigen britischen Staatsangehörigen, der in einem stehenden Taxi saß. Im April des gleichen Jahres wurde die Dientener Straße L216 zwischen Dienten und Lend von bis zu zehn Meter hohen Geröllmassen verschüttet. Zwei Wochen dauerte es, bis dieser Straßenabschnitt wieder gefahrlos befahrbar war.

In Neukirchen am Großvenediger im Ortsteil Sulzau im Untersulzbachtal donnerte im Jänner 2010 ein 40 Tonnen schwerer Fels zu Tal und traf beinahe das Schaubergwerk Hochfeld.

Im September 2010 stürzten Felsbrocken zwischen Ofenauer- und Hiefler Tunnel auf die Tauernautobahn. Dabei wurde ein Auto beschädigt.

Im März 2011 brachen mehrere Felsbrocken oberhalb der Lammertal Straße B 162 ab und verfehlten ein Auto nur knapp.

Die Dientener Straße war ebenfalls im März 2011 abermals Schauplatz eines Felssturzes. Sie wurde auf einer Länge von zehn Meter verschüttet. In die Felsmassen prallte ein 22-jähriger PKW-Lenker mit seinem Fahrzeug, blieb aber unverletzt.

in der Nacht auf den 20. Oktober 2017 stürzen 150 000 Tonnen Gestein von einer Flanke des Großen Wiesbachhorns auf der Ferleitental-Seite mehr als 200 Meter im freien Fall ab und landeten auf einer Gletscherzunge.

In Grenzregionen

Die durch einen Felssturz 1914 entstandenen Schäden an der Wallfahrtskirche Maria Rast im Zillertal wurden erst 1923/1924 wieder behoben.

Literatur und Quellen

Einzelnachweise

  1. Vinzenz Maria Süß, Die Bürgermeister in Salzburg von 1433 bis 1840. Salzburg (Oberer'sche Buchhandlung) 1840. S. 82.
  2. Genaue Beschreibung dieses Felssturzes ANNO, Mitteilungen der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde, 1894, S 22ff