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Ungewöhnlicher Sommer in den Alpen Die fünf deutschen Gletscher schrumpfen im Rekordtempo

Das Eis in Deutschland geht zurück, immer schneller: Die Schmelze auf der Zugspitze ist besonders weit fortgeschritten. Einer der Gletscher könnte noch in diesem Jahr verloren gehen – was Wüstenstaub damit zu tun hat.
Nördlicher Schneeferner: Gletscher mit Sand bedeckt

Nördlicher Schneeferner: Gletscher mit Sand bedeckt

Foto: Angelika Warmuth / dpa

Der Anblick lässt nicht nur Alpinisten erschaudern: Innerhalb eines einzigen Jahres sind die fünf Gletscher in Deutschland stark geschrumpft. Einer ist nur noch ein kläglicher Rest. Wenig Schnee im Winter und große Hitze im Sommer sind aber nicht die einzigen Gründe.

Der Saharastaub aus dem Frühjahr (mehr dazu lesen Sie hier) setzt den fünf verbliebenen Gletschern in Deutschland in diesem Sommer mächtig zu. Die Schmelze auf der Zugspitze etwa sei rund sechs Wochen weiter fortgeschritten als um diese Jahreszeit üblich, berichteten Glaziologen.

Foto: Angelika Warmuth / dpa

Alpenweit zeichne sich ein ähnliches, teils sogar dramatischeres Bild ab. »2022 wird als ein Rekordjahr in die Geschichte eingehen, das ist sicher«, betonte Olaf Eisen vom Alfred-Wegener-Institut, dem Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung. »Die Frage ist nur: Wie viel schlimmer wird es als im bisherigen Rekordjahr 2003?«

50 Prozent stärkere Schmelze als im Durchschnitt

Fünf Gletscher gibt es noch in Deutschland, sie liegen allesamt in Bayern. Der letzte von ihnen wird den Prognosen zufolge in etwa zehn Jahren verschwunden sein. Aktuelle Bilder zeigen eindrücklich, dass die Eisflächen innerhalb nur eines Jahres deutlich zurückgegangen sind. Dem südlichen Schneeferner auf dem Zugspitzmassiv könnte schon dieser Sommer den Rest geben.

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Zwischen Blickfang und Gesundheitsgefahr

Foto: Carlos Gil / Getty Images

»So ein Sommer, der alpenweit außergewöhnlich ist, ist sicher seit den 1960ern nicht mehr vorgekommen«, erläuterte Wilfried Hagg von der Hochschule München. Nach Messungen von Christoph Mayer von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften ist die Schmelze in diesem Jahr wohl alpenweit rund 50 Prozent stärker als in einem Durchschnittsjahr.

Neben einem vielerorts schneearmen Winter und einem trockenen und heißen Sommer sehen die Experten die Ursache dafür vor allem in den Folgen des Saharastaubs, der sich besonders bei seinem Auftreten im März rotbraun auf den Gletschern ablegte. »Das führt dazu, dass der Schnee viel schneller wegschmilzt«, erklärte Mayer. Denn im Gegensatz zur hellen Schneeoberfläche absorbiert der dunklere Staub viel mehr Energie des Sonnenlichts und gibt diese in Form von Wärme an den Schnee ab.

jme/dpa