Im Brotberuf war Andreas Hofer (1767–1810) Gastwirt, der im (Süd-)Tiroler Passeier-Tal eine florierende Schenke samt Pferdehandel betrieb. Doch Zeitläufte, Organisationstalent und Courage machten aus ihm einen charismatischen Kommandeur, der die Truppen Napoleons I. das Fürchten lehrte. Damit wurde er zum Prototypen eines Guerillaführers, wie sie das 20. Jahrhundert in größerer Zahl hervorbringen sollte.
Hofers kurze militärische Karriere begann am 9. April 1809. An diesem Tag begannen die Bayern, an die Österreich im Frieden von Pressburg 1805 Tirol hatte abtreten müssen, in Innsbruck mit der Zwangsaushebung neuer Rekruten. Das war ein weiterer Schlag gegen die alte Wehrverfassung des Landes, in der fast 400 Schützenkompanien die Militärmacht repräsentierten. Als Hauptmann der ersten Passeirer Landsturmkompanie bekleidete Hofer darin einen hervorragenden Rang.
Die Rekrutierung der Bayern brachte das Fass zum Überlaufen. Denn das junge Königreich von Napoleons Gnaden setzte auf radikale Modernisierung nach französischem Vorbild. Tirol bekam eine Verfassung, die Freiheits- und Gleichheitsrechte garantierte, Leibeigenschaft und ständische Privilegien wurden abgeschafft, Katholiken, Lutheraner und Reformierte gleichgestellt. Als erstes Land der Welt führte Bayern die Pockenimpfung ein.
Für die Tiroler war dies jedoch eine Missachtung alter Freiheiten und der Versuch, Gottes Werk zu durchkreuzen. Die Schützen griffen zu den Waffen und verschanzten sich am Bergisel im Süden von Innsbruck. Zuvor war Hofer auf Betreiben des habsburgischen Erzherzogs Johann von Wien zum Führer der Schützen ernannt worden; nicht ganz ohne Hintergedanken, denn Österreich erklärte ebenfalls am 9. April Napoleon den Krieg.
Als die Bayern mit klingendem Spiel gegen den Bergisel vorrückten, gerieten sie in das Feuer der erfahrenen Schützen und wurden zurückgeschlagen. Schnell gelang es Hofer, weite Teile des Landes unter seine Kontrolle zu bringen, denn seine wettergegerbten Männer kannten die Wege und Verstecke, während für Bayern und Franzosen die engen Täler zu Todesfallen wurden.
Auch in zwei weiteren Schlachten am Bergisel behielten die Schützen im Mai und im August die Oberhand. Derweil versuchte Hofer als neuer Landeshauptmann von Tirol, eine funktionierende Verwaltung auf die Beine zu stellen. Das nahm ihm zum einen die Beweglichkeit, zum anderen war das Verbot von Festen und unzüchtiger Kleidung wenig geeignet, die Verteidigungskraft zu stärken. Als die Ernte nahte, machten sich viele seiner Leute auf ihre Höfe davon.
Zudem musste Hofer die Erfahrung vieler Guerillakämpfer machen: Seine Erfolge hingen doch sehr von denen seines mächtigen Partners ab. Österreich aber musste nach der Niederlage von Wagram Frieden mit Napoleon schließen und erneut auf Tirol verzichten. Hofer aber machte den Fehler, die Kapitulation zu verweigern. Als am 14. Oktober erneut ein bayerisch-französisches Heer gegen den Bergisel anrückte, ging er mit 10.000 Schützen in Stellung. Die Gegner aber setzten diesmal auf ihre Artillerie und schossen die Tiroler zusammen.
Hofer konnte fliehen, aber der Prämie, die auf seinen Kopf ausgesetzt wurde, konnte ein Verräter nicht widerstehen. Am 28. Januar 1810 wurde Hofer auf der Pfandleralm in Passeier gefangen genommen und am 20. Februar auf Befehl Napoleons in Mantua, dem Hauptquartier des Vizekönigs von Italien, hingerichtet. Als Freiheitskämpfer ist er in die Geschichte eingegangen – aber auch als Beispiel dafür, dass Guerillakämpfer nicht unbedingt Bahnbrecher des politischen und sozialen Fortschritts sein müssen.
Sie finden „Weltgeschichte“ auch auf Facebook. Wir freuen uns über ein Like.