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Medien „Stromberg“

Das Wunder von Bernd läuft nicht mehr

Stromberg, der Chef. „Stromberg – Der Film“ wurde mit Hilfe von Crowdfunding durch die Fans finanziert und soll im Februar 2014 ins Kino kommen. Danach ist Schluss, sagt Darsteller Christoph Maria Herbst Stromberg, der Chef. „Stromberg – Der Film“ wurde mit Hilfe von Crowdfunding durch die Fans finanziert und soll im Februar 2014 ins Kino kommen. Danach ist Schluss, sagt Darsteller Christoph Maria Herbst
Stromberg, der Chef. „Stromberg – Der Film“ wurde mit Hilfe von Crowdfunding durch die Fans finanziert und soll im Februar 2014 ins Kino kommen. Danach ist Schluss, sagt Darsteller... Christoph Maria Herbst
Quelle: picture alliance/ obs
Christoph Maria Herbst will nach dem Kinofilm seine Fernseh-Kultfigur Bernd Stromberg ausmustern. Einfach unmöglich: Seinen schrecklichsten Bürochef wird Deutschland doch nicht gehen lassen wollen.

Sie ist wie Seelen-Aids, diese Nachricht, hätte es Bernd Stromberg in seiner ihm eigenen Art am gestrigen Tag wohl formuliert. Dass Hauptdarsteller Christoph Maria Herbst nach fünf Staffeln im Fernsehen und dem im Februar 2014 im Kino startenden Film seine Figur nun endgültig ausmustern will, hat nicht nur den Autor dieses Textes hart getroffen. Wir alle, ja, ziehen jetzt ’ne Fresse wie ein Leichenwagen – hätte der Bernd gesagt.

Er habe nie vorgehabt, seine Figur zu melken, bis die Milch versiege, sagt Herbst über seine bekannteste Rolle. Und wir verstehen das. Auch wenn in uns selbst nach fünf Staffeln niemals das Gefühl aufkam, dass Bernd Stromberg die lockeren Sprüche ausgehen. Jetzt, in diesen schweren Stunden, erinnern wir uns stumm an all die Weisheiten, die der Mann mit Halbglatze uns in seiner unnachahmlichen Art näherbrachte.

„Man soll den Arsch nicht höher hängen, als man scheißen kann“, hat er, seines Zeichens Leiter der Abteilung Schadensregulierung bei der Capitol Versicherung, einmal gesagt. Eine Redewendung, die auch für den Zuschauer stets mehr war als vielseitig einsetzbar. Und: „Büro ist wie Achterbahn fahren, ein ständiges Auf und Ab. Wenn man das acht Stunden machen muss, täglich, dann kotzt man irgendwann.“

Der schwarze Hai unter den weißen

Sein Selbst charakterisierte Stromberg, dieses Steh-auf-Männchen, auf Nachfrage des ihn in seinem Büroalltag stets auf Schritt und Tritt verfolgenden Kamerateams am liebsten am Beispiel von Tieren: Ein bisschen sei er Katze: „Wenn man denkt, da ist Feierabend, dann hab ich immer noch so fünf, sechs Leben in der Hinterhand.“ Aber auch von einem Raubfisch hatte er etwas, gewiss: „Ich bin der schwarze Hai unter den ganzen weißen. Wie bei den Schafen – bloß umgekehrt“.

Bernd Stromberg, das ist und war der personifizierte Kampf ums Überleben im Büroalltag – und schon allein deshalb in Deutschland ein potenzieller Star. Gefühlte zwanzig Mal wurde der Leiter der Schadensregulierung von seinen immer wieder wechselnden Vorgesetzten degradiert, einmal sogar ins Archiv zwangsversetzt.

Doch sein Wille war auch da ungebrochen: Dieser Ort im Keller der Versicherung sei das Großhirn des Hauses, wandte sich Stromberg, seine neue Position legitimierend, direkt an den Fernsehzuschauer. Die Schadenregulierung sei hingegen so eine Art Milz: „Hat man, keiner weiß genau, was sie eigentlich macht –und zur Not geht's auch ohne!“ Wie wahr.

So logisch und konsequent wie ein Kind

Auch während des Bewerbungsgesprächs beim Konkurrenzunternehmen lief Stromberg zu Höchstform auf. Gefragt, warum er der passende Mann für die leitende Position sei, gab er zu bedenken: „Ich bin ja quasi die perfekte Mischung aus jung, aber sehr erfahren. Gibt's in der Form ja sonst nur auf dem Straßenstrich.“

Bernd Stromberg, dieses Musterexemplar eines Chefs, lässt sich nur anhand von Worten beschreiben, die aus seinem eigenen Repertoire stammen. Das macht ihn einzigartig. Wir haben viel gelernt von diesem Mann, der denkt und handelt wie ein großes Kind. Sein Tun war so logisch und konsequent, dass es wehtat – und wir lachen mussten.

Ein paar Jahre Pause für Herbst – das halten wir aus. Dann aber muss es wieder heißen: „Kinder, ich fühle mich wie Jesus am Ostersonntag. Den hatten auch schon alle abgeschrieben, und dann, so’n richtiges Comeback, mit dem keiner gerechnet hatte.“ Läuft.

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