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Natur & Umwelt Garten Gethsemane

Diese Olivenbäume könnte schon Jesus gesehen haben

Gepflanzt für die Ewigkeit: Olivenbäume am Jerusalemer Ölberg Gepflanzt für die Ewigkeit: Olivenbäume am Jerusalemer Ölberg
Gepflanzt für die Ewigkeit: Olivenbäume am Jerusalemer Ölberg
Quelle: pa/Bildagentur H/Bildagentur Huber/Bildagentur Huber / Schmid Reinh
Sie sind vielleicht die wichtigsten Ölbäume der Welt: die Olivenbäume am Jerusalemer Ölberg. Ein Forschungsteam hat nun erstaunliche Erkenntnisse über ihr sagenhaftes Alter zutage gefördert.

„Diese Bäume können in 20 Jahren sterben oder bis in alle Ewigkeit leben!“ Die Leidenschaft für Olivenbäume hat Giovanni Gianfrate dorthin gebracht, wo er heute steht: im Garten Gethsemane am Fuße des Jerusalemer Ölbergs.

Das Fachwissen über die Ölbäume der Region steckt nach Angaben des Forschers, der am Institut für Agrartechnik in Florenz tätig ist, noch in den Kinderschuhen. „Die Bäume im Garten Gethsemane gehören zu den wichtigsten überhaupt, und dennoch wissen wir fast nichts über sie“, sagt er.

Eine erste Studie durch ein italienisches Forschungsteam unter der Ägide Gianfrates hat jedoch erstaunliche Erkenntnisse zutage gefördert – etwa das vermutlich äußerst hohe Alter der Bäume. Einige von ihnen könnten aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert stammen.

40 Labore und 15 Forscher an Studie beteiligt

An der ersten Untersuchung der acht Bäume neben der „Kirche der Nationen“ waren 40 Labore und 15 Forscher aus fünf verschiedenen Universitätseinrichtungen und drei nationalen Forschungsinstituten beteiligt. Drei Jahre lang nahmen die Wissenschaftler sowohl das Alter der Bäume, ihr genetisches Profil, den Gesundheits- und Ernährungsstatus als auch die Mikro-Morphologie von Baum, Blatt und Frucht unter die Lupe.

Etwa 1000 Jahre alt könnten drei der acht Bäume sein, so das Ergebnis der Analyse. Möglichweise sind sie jedoch auch deutlich älter. „Die Lebenskraft von Olivenbäumen ist unglaublich stark, sie verfügen über die Fähigkeit zur Autoregeneration“, sagt Gianfrate. „Selbst wenn der Stamm und der obere Teil des Baums einige hundert Jahre alt sind, kann der untere Teil wesentlich älter sein.“

Acht Bäume mit der gleichen DNA

Ziehe man archäologische Funde wie etwa das Alter der auf dem Gelände gefundenen Ölverarbeitungsplätze hinzu, so der Forscher, sei es wahrscheinlich, dass die Bäume aus der hellenistischen Zeit stammen. Mit anderen Worten: aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert.

Nicht nur das Alter der Bäume hat die Wissenschaftler überrascht. Alle acht untersuchten Bäume weisen die gleiche DNA auf. Für die Italiener eindeutig ein Zeichen, dass die Bäume als Stecklinge aus derselben Pflanze gezogen wurden. „Damit stellt sich die Frage, warum gerade dieser besondere Baum als Mutterpflanze gewählt wurde“, sagt Gianfrate.

Genau Bestimmung nicht möglich

Diese und viele weitere Fragen rund um die vielleicht wichtigsten Ölbäume der Welt sind derzeit noch offen. Während Olivenbäume anderer Mittelmeerländer in einer Datenbank erfasst seien, kenne man bezüglich der südlichen Levante heute nicht mal die Zahl der vertretenen Arten, sagt Raffaele Testolin von der Universität Udine. Ihre genaue Bestimmung sei unmöglich, da es vor 1000 Jahren noch ganz andere Arten gegeben habe als heute.

Geht es nach den Initiatoren der Studie, soll ein zweites Forschungsprojekt weitere Antworten liefern. Die DNA der Bäume soll mit Proben anderer Bäume weltweit verglichen werden; vor allem aber soll die Untersuchung auf Bäume rund um den Garten Gethsemane ausgeweitet werden.

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Konkret, so Giovanni Gianfrate, sei die Erstellung einer Karte für den Ölberg und das angrenzte Kidrontal geplant. Gelingt es dem Forscherteam, die benötigten etwa 300.000 Euro für weitere Untersuchungen zu sichern, könnten in wenigen Monaten weitere Erkenntnisse vorliegen.

Für Giovanni Gianfrate geht es bei den Studien nicht in erster Linie um Fachwissen – sondern um den Schutz der alten und berühmten Bäume. „Wenn wir die Bedürfnisse der Bäume ermitteln, dann können wir Maßnahmen zur Regeneration und zur Stärkung einleiten.“

KNA/oc

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