ÖFB Corner 1/22
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2,80<br />
01/20<strong>22</strong><br />
WM-PLAY-OFF<br />
Der Fußball im Schatten<br />
des Ukraine-Kriegs<br />
20<strong>22</strong><br />
UEFA WOMEN’S EURO<br />
Schnaderbeck & Co.<br />
starten in heiße Phase<br />
Dynamisches Duo<br />
DAVID ALABA<br />
„Kann Marko nachts um drei anrufen“<br />
MARKO ARNAUTOVIC<br />
„Mit David zur WM – ein Traum“<br />
Österreichische Post AG | MZ 11Z038912 M<br />
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<strong>ÖFB</strong>/CHRISTOPHER KELEMEN
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WÜNSCHEN DEM NATIONALTEAM VIEL ERFOLG BEI<br />
DEN KOMMENDEN SPIELEN.<br />
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Bildquelle: Oliver Gast, GEPA
VORWORT<br />
GERHARD MILLETICH<br />
Liebe Leserinnen und Leser!<br />
»Ich appelliere an<br />
Sie alle, die integrative<br />
und verbindende<br />
Kraft des Fußballs<br />
gerade in dieser Zeit<br />
zu nutzen.«<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
CORNER 01/<strong>22</strong><br />
Die Ausgabe des <strong>ÖFB</strong> CORNER<br />
01/20<strong>22</strong>, die Sie jetzt in Händen<br />
halten, hätte eigentlich bereits vor<br />
einer Woche den Weg zu Ihnen<br />
finden sollen. Doch durch die<br />
furchtbaren Ereignisse, die sich seit<br />
dem 24. Februar in der Ukraine zutragen,<br />
und die damit verbundene erneute<br />
Durch einanderwirbelung der Spielkalender<br />
im europäischen Fußball haben wir<br />
beschlossen, den Erscheinungstermin<br />
zu verschieben, um Ihnen die aktuellsten<br />
Informationen zu den bevorstehenden<br />
Länderspielen bereitstellen zu können,<br />
die lange in der Schwebe waren. Dafür<br />
bitten wir Sie um Verständnis.<br />
Alle zusammen hatten wir gehofft,<br />
endlich Licht am Ende des Pandemie-Tunnels<br />
zu sehen, und nun<br />
finden wir uns in der nächsten Krisensituation<br />
wieder. Ich appelliere<br />
an Sie alle, die integrative und verbindende<br />
Kraft des Fußballs auch und gerade in<br />
dieser Zeit zu nutzen und mit dem Saisonstart<br />
in allen Ligen in Österreich die Werte<br />
des Sports wie Solidarität, Gemeinschaft<br />
und Respekt zu leben, die unsere Gesellschaft<br />
so dringend braucht. So können wir<br />
uns gegenseitig unterstützen, wenn sich<br />
Unsicherheit und manchmal auch Angst in<br />
uns breitmachen.<br />
Der <strong>ÖFB</strong> verurteilt die kriegerischen<br />
Handlungen gegen die Ukraine auf<br />
das Schärfste. All unsere Gedanken<br />
gelten dem Leid und den menschlichen<br />
Tragödien, die durch die<br />
Invasion angerichtet wurden und werden.<br />
Das vollste Mitgefühl und die Solidarität<br />
der österreichischen Fußballfamilie gelten<br />
der ukrainischen Bevölkerung. Eine solche<br />
Invasion ist auch ein Angriff auf die Werte<br />
des Sports und der Menschlichkeit und<br />
erschüttert die Säulen des europäischen<br />
Zusammenlebens.<br />
Die operative Führung des <strong>ÖFB</strong> ist<br />
seit dem Bekanntwerden des Angriffs<br />
in engem Austausch mit FIFA<br />
und UEFA gestanden, um ein koordiniertes,<br />
sinnvolles und gemeinsames<br />
Vorgehen der Verbände abzustimmen.<br />
Es ist wichtig, dass man solidarisch<br />
und einheitlich vorgeht. Eine entsprechende<br />
Entscheidung über die gemeinsamen<br />
Maßnahmen des Fußballs hat stattgefunden<br />
und eine klare Richtung gebracht.<br />
FIFA und UEFA haben gemeinsam beschlossen,<br />
alle russischen Mannschaften<br />
bis auf Weiteres von der Teilnahme an<br />
Klub- und Nationalmannschaftswettbewerben<br />
auszuschließen.<br />
Der <strong>ÖFB</strong> begrüßt diese aufgrund des<br />
Angriffs auf die Ukraine verhängten<br />
Sanktionen und trägt diese vollinhaltlich<br />
mit. Wir haben ein gemeinsames<br />
Vorgehen mit UEFA und FIFA<br />
angestrebt, da dies aus unserer Sicht am<br />
nachhaltigsten und sinnvollsten ist. Eine<br />
gemeinsame Stimme ist am lautesten und<br />
hat die größte Signalwirkung. So wird die<br />
Position des Weltfußballs einheitlich vertreten.<br />
Der Fußball steht in dieser schweren<br />
Zeit zusammen und zeigt sich solidarisch<br />
mit der ukrainischen Bevölkerung. Der<br />
Krieg Russlands gegen die Ukraine verstößt<br />
gegen alles, wofür die Werte des<br />
Sports und der Menschlichkeit stehen.<br />
Auch die Entscheidung, Spiele des<br />
Play-offs – darunter ein mögliches<br />
Finale um ein WM-Ticket im Ernst-<br />
Happel-Stadion – auf Juni zu verschieben,<br />
tragen wir aus Solidarität<br />
mit der Ukraine selbstverständlich mit.<br />
Die unfassbare Lage erfordert Flexibilität<br />
und den Willen, eine gemeinsame Lösung<br />
zu finden – auch wenn diese nicht ideal<br />
ist. Der Fußball hat unter Beweis gestellt,<br />
dass er Seite an Seite Lösungen finden<br />
will und kann und dass Interessen einzelner<br />
Verbände hinter dem großen Ganzen<br />
zurückstehen müssen. Das ist ein Zeichen,<br />
das Mut macht und einmal mehr zeigt,<br />
dass Fußball mehr ist als Sport.<br />
Mit sportlichen Grüßen<br />
GERHARD MILLETICH<br />
<strong>ÖFB</strong>-Präsident<br />
IMPRESSUM Offizielles Organ des Österreichischen Fußball-Bundes, Ernst-Happel-Stadion / Meiereistraße 7, Sektor A/F, 1020 Wien, Tel.: 01/727 18-0<br />
➜ Heraus geber & Medieninhaber: Österreichischer Fußball-Bund / verantwortlich für den Inhalt: <strong>ÖFB</strong> Wirtschaftsbetriebe GmbH ➜ Chefredaktion: Iris Stöckelmayr,<br />
Markus Geisler ➜ Grafisches Konzept: José Coll / Studio B.A.C.K. ➜ Redaktion: Kevin Bell, Hans Huber, Michael Graswald, Andreas Terler, Simon-Peter Charamza,<br />
Christian Wiesmayr, Alexej Arnautovic ➜ Grafik & Pro duktion: Christoph Geretschlaeger ➜ Anzeigen: René Reinberger / <strong>ÖFB</strong> Wirtschaftsbetriebe GmbH,<br />
Tel.: 01/440 11 00-0 ➜ Lektorat: Rupert Höttinger ➜ Verlag: TOP TIMES Medien GmbH (SPORTaktiv), Gadollaplatz 1, 8010 Graz ➜ Herstellung:<br />
Druck Styria GmbH & Co KG ➜ Aboservice: corner@oefb.at
KOMMENTAR<br />
BERNHARD NEUHOLD<br />
Verworfene Konzepte<br />
und echte Probleme<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
»Im Zuge des<br />
Krieges in der<br />
Ukraine relativieren<br />
sich unsere<br />
‚Probleme‘<br />
gewaltig!«<br />
4<br />
Die Frage der Herausforderungen im<br />
Zusammenhang mit den WM-Play-off-<br />
Spielen Ende März wurde uns in den vergangenen<br />
Tagen, Wochen und Monaten<br />
wiederholt gestellt. Im Zuge des Krieges in der<br />
Ukraine relativieren sich unsere „Probleme“<br />
allerdings gewaltig und sind in Anbetracht der<br />
furchtbaren Bilder aus dem Krisengebiet mittlerweile<br />
tatsächlich nahezu zur Belanglosig keit<br />
mutiert.<br />
Eigentlich haben wir seit Feststehen der<br />
Qualifikation für die Play-offs im November<br />
2021 sehr viel Zeit in die Vorbereitung der<br />
Spiele investiert, war es doch notwendig,<br />
viele verschiedene Facetten zu betrachten und<br />
zu diskutieren.<br />
Zum einen galt es, Themen zu konkretisieren<br />
und Fragen zu stellen, die wir <strong>ÖFB</strong>intern<br />
klären können, so z. B.: Wie gehen<br />
wir mit der Tatsache um, dass wir nicht<br />
wissen, ob wir am 29.03. ein Play-off-Finale<br />
oder nur ein Freundschaftsspiel absolvieren?<br />
Wann sollen wir mit dem Vorverkauf für dieses<br />
Heimspiel beginnen? Wie sollen wir die Preispolitik<br />
gestalten, welche Anreize können wir<br />
setzen, um möglichst unabhängig vom Ausgang<br />
des Spiels in Wales dem Nationalteam<br />
einen würdigen Rahmen im Happel-Stadion<br />
bereiten zu können?<br />
Zum anderen galt es auch, aufgrund der<br />
unterschiedlichen Anzahl von Heim- und<br />
Auswärtsspielen der Teams und der Vereinbarung<br />
von möglichen Freundschaftsspielen<br />
im Falle des Ausscheidens wirtschaftliche<br />
und operative Vereinbarungen mit den<br />
drei anderen Verbänden des Play-off-Pfades zu<br />
definieren. Im Rückblick scheint es nahezu unwirklich,<br />
dass wir bis einschließlich 2. März mit<br />
den Kollegen – auch aus der Ukraine – über die<br />
verschiedenen Parameter verhandelt haben<br />
und im Begriff waren, eine tragfähige Lösung<br />
zu erzielen. Diese wurde aus den bekannten<br />
tragischen Gründen dann aber hinfällig.<br />
Viele gute Ideen und Konzepte mussten<br />
den Weg in den Papierkorb antreten.<br />
Die Bedeutung des Sports rückt in der<br />
aktuellen Situation in den Hintergrund.<br />
Und trotzdem verfolgen wir unverändert den<br />
Anspruch, uns für die WM in Katar zu qualifizieren<br />
bzw. Betreuern und Spielern die bestmöglichen<br />
Rahmenbedingungen für die Erreichung<br />
dieses Traumes zur Verfügung zu stellen. Die<br />
nächsten Wochen werden einen klareren Blick<br />
bringen (müssen), wenngleich im Moment<br />
noch viele weitere Fragen ungeklärt sind.<br />
Zunächst bedarf es einmal eines sportlichen<br />
Erfolges am 24.03. in Wales. Danach<br />
würde es zur Auslosung nach Katar gehen,<br />
die am 1. April in Doha über die Bühne<br />
geht. Gleichzeitig würden wir dort diverse<br />
Arrangements begutachten, um im Falle einer<br />
erfolgreichen Qualifikation ein adäquates Setup<br />
„Hotel / Trainingsplatz“ fixieren zu können.<br />
Spätestens im Laufe des Aprils wird es dann<br />
wohl auch Klarheit geben, inwieweit die<br />
Termine in der UEFA Nations League im Juni<br />
adaptiert werden müssen, um das Play-off-<br />
Finale gegen den Sieger aus Schottland gegen<br />
die Ukraine zur Austragung bringen zu können.<br />
Wird das Entscheidungsspiel vor den Nations-<br />
League-Partien ausgetragen? Kommt es<br />
zu Adaptierungen der Termine der Nations<br />
League? Können Spiele im Nachklang der vier<br />
Begegnungen noch hinzugefügt werden? Wäre<br />
dies im Sinne der körperlichen Belastung und<br />
Wertigkeit dieses Entscheidungsspiel überhaupt<br />
sinnvoll? Oder muss man sogar darüber<br />
nachdenken, den September-Lehrgang um ein<br />
zusätzliches Spiel zu erweitern?<br />
Wir hoffen im Sinne des österreichischen<br />
Fußballs auf eine Teilnahme an<br />
einem Finale im Juni, egal, gegen<br />
welchen Gegner es geht, und egal,<br />
wann letztlich gespielt wird. Noch viel mehr<br />
hoffen wir allerdings darauf, dass sich die Lage<br />
in der Ukraine bald stabilisiert, den Menschen<br />
wieder eine Perspektive geboten werden kann<br />
und Frieden einkehrt. So wichtig uns allen der<br />
Fußball ist, er ist nur die wichtigste Nebensache<br />
der Welt …<br />
MAG. BERNHARD<br />
NEUHOLD<br />
Geschäftsführer <strong>ÖFB</strong><br />
Wirtschaftsbetriebe GmbH
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INHALT<br />
<strong>ÖFB</strong> CORNER 01/20<strong>22</strong><br />
COVERSTORY<br />
10 „Ich kann Marko um<br />
drei Uhr nachts anrufen“<br />
Seit mehr als zehn Jahren prägen David Alaba<br />
und Marko Arnautovic das Nationalteam. Im<br />
großen Doppelinterview verraten sie ihre<br />
Träume und was sie aneinander schätzen.<br />
FEATURES<br />
16 Play-offs ums WM-Ticket<br />
Drama in der Ukraine: wenn der Fußball im<br />
Schatten des Krieges steht.<br />
20 Rückkehr über die<br />
Schmerzgrenze<br />
Rechtzeitig zur heißen Phase meldet sich<br />
Stuttgart-Stürmer Saša Kalajdžic wieder fit.<br />
<strong>22</strong> Jürgen Säumel<br />
Fodas Co-Trainer über Videoanalyse, Play-off-<br />
Gegner Wales und unverzeihliche Fehler.<br />
26 Vom Winde verweht<br />
History: Hans Huber über legendäre Duelle<br />
gegen die Waliser und Österreichs „Goldene<br />
Generation“.<br />
28 UEFA Women’s EURO 20<strong>22</strong><br />
Warum das Fuhrmann-Team auf den Spuren<br />
der „Three Lions“ wandelt.<br />
32 Rieder Cup-Spezialisten<br />
Die Innviertler stehen im Finale des UNIQA<br />
<strong>ÖFB</strong> Cups – und träumen vom großen Coup.<br />
34 „Alles ist möglich“<br />
Salzburgs U21-Shootingstar Junior Adamu über<br />
seinen steilen Karriereverlauf.<br />
40 Interview Martin Scherb<br />
Der Gesamtleiter der Talentförderung erklärt<br />
die Evaluierung bei den Akademien.<br />
46 Meilenstein im Futsal<br />
Torgarant Marco Meitz freut sich auf die<br />
erstmalige Teilnahme an der WM-Qualifikation.<br />
Comeback: Nach<br />
16 Monaten lief Viki<br />
Schnaderbeck wieder<br />
für die <strong>ÖFB</strong>-Frauen<br />
auf (Story S. 28).<br />
<strong>ÖFB</strong>/GLANZL<br />
STANDARDS 24 WhatsApp-Chat mit Stefan Lainer 43 ADMIRAL Bundesliga 52 Landesverbände<br />
56 Schiedsrichter 60 <strong>ÖFB</strong>-Mix & Seitenblicke 62 Was wurde aus … Željko Vukovic
SCHNAPPSCHUSS<br />
8<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
STOP WAR!<br />
Am 21. Juni vergangenen Jahres spielte Österreich in der Vorrunde der EURO<br />
gegen die Ukraine. Damals ahnte niemand, welch schreckliche Ereignisse<br />
nur acht Monate später auf unseren Gegner zukommen sollten. Der <strong>ÖFB</strong><br />
verurteilt die kriegerischen Handlungen Russlands gegen die Ukraine auf das<br />
Schärfste. Das volle Mitgefühl und die Solidarität gelten der ukrainischen<br />
Bevölkerung. Eine solche Invasion ist auch ein Angriff auf die Werte des<br />
Sports und der Menschlichkeit und erschüttert die Säulen des europäischen<br />
Zusammenlebens. All unsere Gedanken gelten dem Leid und den menschlichen<br />
Tragödien, die durch die Invasion angerichtet wurden. Wir wünschen<br />
unseren ukrainischen Kollegen und allen Menschen dort nur das Beste und<br />
dass dieser sinnlose Krieg schnellstmöglich beendet wird.<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 9<br />
<strong>ÖFB</strong>/CHRISTOPHER KELEMEN
COVERSTORY<br />
DAVID ALABA & MARKO ARNAUTOVIC<br />
Es sind bewegte und bewegende Zeiten.<br />
Am Tag, als wir uns mit David Alaba<br />
und Marko Arnautovic zum virtuellen<br />
Doppelinterview treffen, wurde gerade<br />
entschieden, dass das Play-off-Halbfinale<br />
der Ukraine gegen Schottland<br />
verlegt wird. Somit wissen die Österreicher<br />
– ein Sieg gegen Wales vorausgesetzt – frühestens<br />
im Juni, ob sie es zur WM nach Katar<br />
Ende des Jahres schaffen. Das Thema Krieg<br />
dominiert auch den Anfang des Gesprächs.<br />
<strong>ÖFB</strong> CORNER: Hättet ihr es jemals für<br />
möglich gehalten, dass wir über Spielverschiebungen<br />
sprechen müssen, weil<br />
es in Europa Krieg gibt?<br />
DAVID ALABA: Wann wir gegen wen spielen<br />
können, ist momentan zweitrangig. Der Krieg<br />
mag geografisch von Madrid fern sein – emotional<br />
ist er total nah. Man macht sich seine<br />
Gedanken, bekommt alle paar Stunden neue<br />
Nachrichten. Unfassbar!<br />
MARKO ARNAUTOVIC: Ich bin fast ohne<br />
Worte! Es tut weh, so etwas zu sehen. Mit<br />
dem Herzen bin ich bei allen Ukrainern und<br />
hoffe, dass der Krieg so schnell wie möglich<br />
gestoppt werden kann. Das haben die Menschen<br />
nicht verdient.<br />
Ihr habt in eurer Karriere immer wieder mit<br />
Spielern aus der Ukraine zu tun gehabt.<br />
MA: Ich habe Kontakt zu Andriy Yarmolenko,<br />
wir haben bei West Ham zusammengespielt.<br />
Er ist 24 Stunden mit seiner Familie in Kontakt,<br />
es tut weh, mit ihm über die Situation<br />
zu sprechen. Ich habe ihm geschrieben, dass<br />
ich immer für ihn da bin, egal, was er braucht.<br />
Auch meine Frau, die halbe Polin ist, engagiert<br />
sich sehr für die Flüchtlinge, die dort<br />
ankommen.<br />
DA: Unser zweiter Torwart bei Real, Andriy<br />
Lunin, kommt aus der Ukraine. Wir reden<br />
viel über den Krieg, er hat seine Familie dort.<br />
Man merkt, wie bedrückend die Situation ist.<br />
Lasst uns trotzdem über Fußball reden.<br />
Ihr seid die wohl prägendsten Figuren des<br />
Nationalteams der letzten<br />
zehn Jahre. Könnt<br />
ihr euch an euer erstes<br />
gemeinsames Länderspiel<br />
erinnern?<br />
„Mit David<br />
zur WM –<br />
ein Traum!“<br />
Marko Arnautovic und<br />
David Alaba sind DIE<br />
prägenden Figuren des<br />
Nationalteams der vergangenen<br />
zehn Jahre.<br />
Im Doppelinterview mit<br />
dem CORNER reden sie<br />
über gemeinsame Höhepunkte,<br />
das große Ziel<br />
Weltmeisterschaft und<br />
wie sehr sie der Krieg in<br />
der Ukraine mitnimmt.<br />
INTERVIEW MARKUS GEISLER<br />
Wollen es mit<br />
vereinter Power<br />
zur WM nach<br />
Katar schaffen:<br />
David Alaba<br />
und Marko<br />
Arnautovic<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN (2)<br />
10<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
11
COVERSTORY<br />
ALABA & ARNAUTOVIC<br />
David, von deinen 14 Toren – wie viele,<br />
glaubst du, hat Marko dir aufgelegt?<br />
DA: (lacht) Bestimmt keines.<br />
Doch, es waren zwei. Und umgekehrt,<br />
Marko, dein Tipp?<br />
MA: Zehn?<br />
Nein, 3 von 32. Gefühlt hätten es mehr<br />
sein müssen, da ihr einander auf dem<br />
Platz immer wieder sucht.<br />
DA: Nicht nur gefühlt, es hätten fix mehr sein<br />
müssen, aber ich kann ja nichts dafür, dass<br />
Marko die Chancen auslässt, die ich ihm<br />
auflege.<br />
MA: David sollte anfangen, sich einen neuen<br />
Freund zu suchen. Das ist ja eine richtig<br />
schlechte Statistik (lacht). Und die Ausrede,<br />
dass die Stürmer nicht treffen, ist viel zu billig.<br />
DA: Spaß beiseite! Marko ist ein Spieler, der<br />
Spiele entscheiden kann. Wir haben uns vom<br />
ersten Tag an sehr gut verstanden, privat und<br />
auf dem Platz. Wir haben auch schon oft<br />
bewiesen, dass die Chemie zwischen uns<br />
stimmt.<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
Heute ein geniales<br />
Routiniersduo, 2010<br />
erstmals gemeinsam im<br />
A-Nationalteam gegen<br />
Griechenland (unten)<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
DA: Das muss in der U21 gewesen sein,<br />
gegen Weißrussland? (Anm.: im August<br />
2010)<br />
MA: Das weiß ich auch noch, es ging 3:3<br />
aus. An den ersten gemeinsamen Auftritt im<br />
A-Nationalteam erinnere ich mich aber nicht<br />
mehr. (Anm.: nur drei Monate später gegen<br />
Griechenland, 1:2)<br />
Der damalige U21-Teamchef Andreas Herzog<br />
war sich damals schon sicher, dass<br />
Österreich an euch noch viel Freude haben<br />
wird.<br />
DA: Ich habe Andi viel zu verdanken. Er hat<br />
mich zur U21 geholt, als ich gerade mal 17<br />
war, mir viel Vertrauen geschenkt. Als ich<br />
später Profi in München war, hatten wir viel<br />
Kontakt, er hat mir wertvolle Tipps gegeben.<br />
Auch heute schreiben wir uns manchmal.<br />
MA: Ich war vorher schon im A-Team dabei<br />
und hab damals bei der U21 ausgeholfen.<br />
Bei David war sofort zu sehen, dass er schnell<br />
den Sprung ins A-Team schaffen wird. Rie sige<br />
Anlagen. Man sieht ja heute, was er für eine<br />
Karriere gemacht hat.<br />
Ihr habt 78 Länderspiele gemeinsam absolviert.<br />
Welches war das beste?<br />
DA: Puh … da gab es ein paar ganz gute.<br />
Was es für mich ausmacht, ist, dass wir zusammen<br />
viele Höhen und Tiefen durchlebt<br />
haben. Und dass wir gemeinsam gewachsen<br />
sind, von jungen Spielern hin zu Leadern auf<br />
dem Platz.<br />
MA: Eines sticht für mich schon heraus: das<br />
4:1 in Schweden, als wir uns für die EURO<br />
2016 qualifiziert haben. Das war groß.<br />
Welche Eigenschaften hättet ihr gern<br />
voneinander, als Fußballer und als<br />
Mensch?<br />
DA: (lacht) Okay, wenn ich ehrlich bin: Sein<br />
rechter Fuß ist besser als meiner. Ich finde<br />
aber nicht, dass man ihn fußballerisch auf<br />
eine Qualität reduzieren kann, er ist als Gesamtpaket<br />
klasse.<br />
MA: Davids Schuss, den würde ich schon<br />
nehmen. Von der Technik brauchen wir nicht<br />
zu reden, da mache ich ihn fertig (lacht).<br />
DA: Als Mensch kann ich sagen: Marko hat<br />
ein riesiges Herz, ist sehr großzügig, er denkt<br />
sehr an seine Mitmenschen. Das schätze ich<br />
an ihm. Ich weiß genau: Ich kann ihn nachts<br />
um drei Uhr anrufen, er hebt ab und steht<br />
mir zur Seite.<br />
12<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
MA: Ich könnte dasselbe über David sagen.<br />
Ich finde, dass wir menschlich sehr ähnlich<br />
ticken. Uns ist Familie wichtig, wir machen gern<br />
Witze. Der Unterschied ist: David ist ruhiger,<br />
das hätte ich gern von ihm. Hätte ich zu Beginn<br />
meiner Karriere seine Gelassenheit gehabt,<br />
wäre mehr aus meiner Laufbahn geworden.<br />
Heute ist es anders, da weiß ich: erst der Kopf,<br />
dann der Mund. Früher war es umgekehrt.<br />
Ihr habt in eurer Karriere irrsinnig viel<br />
erlebt. Jetzt steht gegen Wales die WM-<br />
Qualifikation auf dem Spiel. Wie groß ist<br />
eure Gier, es zur Weltmeisterschaft zu<br />
schaffen?<br />
MA: Die ist riesig! Wir telefonieren ab und<br />
zu, schreiben einander, da ist das Spiel ein<br />
Thema. Einmal mit David zu einer WM – das<br />
wäre ein Traum. Für mich ist es die letzte<br />
Chance in meiner Karriere, er hat danach<br />
vielleicht noch eine. Wir wollen das unbedingt<br />
schaffen.<br />
DA: Es ist schwierig, ein Wort dafür zu finden.<br />
Eine WM für sein Land zu spielen ist das,<br />
wonach wir alle streben. Dafür werden wir<br />
alles geben und uns optimal vorbereiten.<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
Szenen eines gemeinsamen Weges,<br />
der viele Höhen und auch ein paar<br />
Tiefen zu bieten hatte. Ob geglückte<br />
Qualifikation für die EURO oder als<br />
Gegenspieler in der deutschen Bundesliga<br />
– die letzte Dekade war geprägt<br />
von spannenden Momenten.<br />
GEPA-PICTURES.COM (5)<br />
Ist das Spiel in Cardiff das wichtigste in<br />
eurer Nationalteamkarriere?<br />
DA: Kann schon sein … Es gab schon ein<br />
paar wichtige, das gehört sicher dazu. Wir<br />
haben uns als Team dieses Ziel gesetzt, das<br />
hat oberste Priorität.<br />
MA: Wahrscheinlich ist es das wichtigste Match.<br />
Der Modus ist speziell, nur ein Spiel, ohne<br />
Chance, etwas gutzumachen.<br />
MA: Mir taugt das! Wer jetzt besser ist,<br />
kommt weiter, fertig. Wer verliert, hat es nicht<br />
verdient. Ist schon okay so.<br />
DA: Ich finde es auch gut. Beide Teams haben<br />
die gleiche Chance, außer dass Wales den<br />
Heimvorteil hat, den wir wiederum in einem<br />
möglichen Finale hätten.<br />
Wales war, wie Österreich, bei den letzten<br />
beiden Euros, einmal sogar im Halbfinale.<br />
Seit dem Turnier 2021 hat es kein Spiel<br />
mehr verloren. Worauf kommt es auf der<br />
Insel an?<br />
DA: Also ich trau mich sagen: Es kommt nur<br />
auf uns an.<br />
MA: Genau! Mich interessiert Wales nicht,<br />
mich interessiert, wie wir auftreten. Nicht<br />
falsch verstehen, das ist eine gute Mann-<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 13
COVERSTORY<br />
ALABA & ARNAUTOVIC<br />
schaft, aber glaub mir: Sie haben Respekt<br />
vor uns, das wird ein harter Kampf über 90<br />
oder sogar 120 Minuten. Sie sollen sich auf<br />
uns einstellen, nicht umgekehrt.<br />
DA: Wenn wir unser Potenzial ausschöpfen,<br />
unsere Stärken auf den Platz bringen, als<br />
Einheit auftreten – dann können wir auch<br />
erfolgreich sein. Uns ist bewusst, dass wir<br />
diese Qualitäten haben, wir müssen sie aber<br />
auch abrufen.<br />
Hast du schon mit Gareth Bale über das<br />
Match gesprochen?<br />
DA: Ja, schon oft, klar. Wir flachsen viel<br />
darüber. Ich verstehe mich mit Gareth sehr<br />
gut, wir reden auch viel über die Situation in<br />
der Ukraine. Je näher das Match rückt, desto<br />
größer wird das Thema.<br />
Eine spannende Parallele zwischen euch:<br />
Ihr habt beide vergangenen Sommer entschieden,<br />
ein neues Abenteuer zu wagen,<br />
spielt jetzt bei Real bzw. in Bologna. Habt<br />
ihr euch gegenseitig vorher beraten?<br />
MA: In Davids Fall brauchte es keine Beratung.<br />
Wenn du zu Real gehen kannst, muss man<br />
sich von niemandem mehr beraten lassen.<br />
DA: Wir waren zu der Zeit, als die Entscheidung<br />
fiel, gemeinsam beim Nationalteam.<br />
Natürlich tauscht man sich darüber aus. Marko<br />
ist ein Spieler mit sehr viel Erfahrung, er<br />
weiß, was er will, und trifft seine Entscheidungen<br />
selbst. Bei mir ist es genauso. Aber<br />
klar haben wir darüber geredet.<br />
MA: Bei mir war es eine Entscheidung für<br />
die Familie, deswegen wollte ich unbedingt<br />
zurück nach Europa. Heute kann ich sagen:<br />
Fans, Mannschaft, Stadt – es passt alles.<br />
Aber es ist schon eine andere Liga als bei<br />
David. Er hat bei Real mehr Druck, muss<br />
mehr liefern. Ich bin extrem froh und stolz,<br />
dass er es dorthin geschafft hat. Ich habe<br />
ihm tausendmal gesagt: Du musst mal weg<br />
von Bayern, etwas anderes probieren. Jetzt<br />
hat er es gemacht und zeigt auch dort, dass<br />
er ein ganz Großer ist.<br />
DA: Es war keine leichte Entscheidung für<br />
mich, Bayern nach 13 Jahren zu verlassen,<br />
aber ich wollte raus aus der Komfortzone, eine<br />
neue Sprache und Kultur kennenlernen. Heute<br />
kann ich sagen, dass es aufgegangen ist.<br />
Sich anpassen, seine Position finden, mit<br />
seinem Spiel Verantwortung übernehmen, als<br />
Führungsspieler agieren – das muss man sich<br />
erst einmal erarbeiten, erst recht bei einem<br />
Neue Abenteuer seit<br />
vergangenem Sommer:<br />
Alaba wechselte zu<br />
Real Madrid, Arnautovic<br />
nach Bologna in die<br />
italienische Serie A.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
»Ich bin extrem<br />
froh und stolz, dass<br />
es David zu einem<br />
Klub wie Real<br />
geschafft hat.«<br />
Verein wie Real. Das hat mir sicher gutgetan.<br />
MA: Auch ich musste mich in Bologna umstellen.<br />
Das ist ja keine Mannschaft wie Real,<br />
die jedes Spiel in der Serie A dominiert. Wir<br />
legen viel Wert auf Verteidigung, die wenigen<br />
Chancen, die du dann bekommst, musst du<br />
machen. Ich hatte einmal eine Phase, da habe<br />
ich eineinhalb Monate kein Tor erzielt, da<br />
haben die Leute gleich wieder geredet.<br />
DA: Ich habe mir um Marko keine Sorgen<br />
gemacht. Ob in England, Holland oder Italien,<br />
er hat sich überall durchgesetzt. Dass er auf<br />
Anhieb der beste Torschütze von Bologna ist,<br />
ist ja auch kein Zufall.<br />
Zurück zum Nationalteam, wo es 2021 ja<br />
eine ziemliche Achterbahnfahrt gab. Warum<br />
konntet ihr die Euphorie nach der<br />
EURO nicht länger am Köcheln halten?<br />
MA: Das ist nun einmal der Fußball! Die Leute<br />
glauben bei Niederlagen immer, die Spieler<br />
machen das mit Absicht oder sie haben<br />
keine Lust. Nein, es ist wie in einem normalen<br />
Job, mal ist die Form super, mal läuft<br />
nichts zusammen. Jetzt müssen wir beweisen,<br />
dass wir unbedingt zur WM wollen.<br />
DA: Wenn ich meine Karriere im Nationalteam<br />
Revue passieren lasse, hatten wir immer<br />
Höhen und Tiefen. Wir haben ein Team<br />
mit großem Potenzial und Spielern, die in<br />
großen Klubs Leistungsträger sind. Dementsprechend<br />
hoch sind die Erwartungen von<br />
Fans und Medien. Diesem Anspruch wollen<br />
wir gerecht werden, aber es klappt eben<br />
nicht immer. Wir sind immer noch ein kleines<br />
Fußball-Land, das aber insgesamt auf einem<br />
sehr guten Weg ist.<br />
Hand aufs Herz: Verfolgt euch die VAR-<br />
Entscheidung, als das Tor von Marko gegen<br />
Italien im EURO-Achtelfinale zurückgenommen<br />
wurde, manchmal noch?<br />
DA: Man sieht gelegentlich Fotos oder<br />
Videos, dann kommt der bittere Moment<br />
noch einmal hoch. Manchmal verfolgt es mich<br />
schon, aber ich bin ein Typ, der dann lieber<br />
nach vorn blickt. Es war ein trauriger Tag, der<br />
uns zugleich stolz gemacht hat.<br />
MA: Mich eigentlich nicht mehr. Es schwirrte<br />
zwei Tage in meinem Kopf herum, dann<br />
habe ich es ausgelöscht. Ich will nicht leiden,<br />
weil mir ein Tor gegen Italien aberkannt wurde.<br />
Trotzdem erinnere ich mich gern daran,<br />
dass wir gegen den Europameister ein super<br />
Spiel gemacht haben. Alles okay!<br />
14<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Ehrlich<br />
alkoholfrei<br />
SOBERDRINKING<br />
BEI VOLLEM STIEGL-GESCHMACK
WM-QUALIFIKATION<br />
DIE GEGNER<br />
Heimstarke Drachen<br />
im Höhenflug<br />
Nach zwei erfolgreichen EURO-Teilnahmen hintereinander<br />
nimmt Wales jetzt auch die Qualifikation für die zweite<br />
WM-Endrunde ins Visier. Im Play-off bauen die Waliser vor<br />
allem auf ihre imposante Heimstärke. TEXT IRIS STÖCKELMAYR<br />
WALES<br />
• liegt im FIFA-Ranking<br />
auf Rang 20 (AUT 30.)<br />
• hat die WM-Quali-Gruppe<br />
als Zweiter hinter<br />
Belgien abgeschlossen<br />
• Schlüsselspieler sind<br />
Gareth Bale (Real Madrid)<br />
und Aaron Ramsey,<br />
der von Juventus<br />
an die Glasgow Rangers<br />
verliehen wurde<br />
• Österreich war gegen<br />
Wales in der Quali für<br />
die WM 2018 erfolglos:<br />
Einem 2:2 in Wien folgte<br />
ein 0:1 in Cardiff<br />
• Ryan Giggs ist eigentlich<br />
Teamchef, aufgrund<br />
eines Gerichtsprozesses<br />
vertritt ihn aber schon<br />
seit geraumer Zeit<br />
Rob Page<br />
Cliff Jones, Ivor Allchurch und John<br />
Charles mögen hierzulande nur ausgewiesenen<br />
Fußballexperten bzw.<br />
-historikern ein Begriff sein, in den<br />
1950ern spielte das Trio für den britischen<br />
Fußball im Allgemeinen und<br />
für den walisischen im Speziellen<br />
eine ganz besondere Rolle. Als Teil des<br />
walisischen Nationalteams gelang unter<br />
Trainer Jimmy Murphy die bisher einzige<br />
WM-Teilnahme der „Drachen“ von der britischen<br />
Insel. Die Endrunde 1958 in Schweden<br />
ist außerdem bis heute die einzige, für die<br />
sich alle vier Länder des Vereinigten Königreichs<br />
qualifizieren konnten. Dank dreier<br />
Unentschieden gegen Schweden, Ungarn<br />
und Mexiko schafften die Waliser damals<br />
sogar den Sprung ins Viertelfinale, wo man<br />
dem späteren Weltmeister Brasilien mit 0:1<br />
unterlag.<br />
Nach 15 gescheiterten Qualifikationsversuchen<br />
setzt Wales in diesem Jahr wieder<br />
zu einem Landeanflug auf eine Weltmeisterschaftsendrunde<br />
an. Aufwind verspürt das<br />
Team fußballerisch schon seit ein paar Jahren<br />
wieder. Das größte Rufzeichen im vergangenen<br />
Jahrzehnt setzte die damals von<br />
Chris Coleman betreute Mannschaft bei der<br />
EURO 2016, als man bei der ersten Teilnahme<br />
an einer Europameisterschaftsendrunde<br />
gleich bis ins Halbfinale vorstoßen und dort<br />
erst von Portugal gestoppt werden konnte.<br />
Auch bei der EURO 2020 überstand Wales<br />
die Gruppenphase, musste sich daraufhin<br />
aber Dänemark klar mit 0:4 geschlagen geben<br />
und damit wie Österreich im Achtel finale<br />
die Segel streichen.<br />
Im Gegensatz zum <strong>ÖFB</strong>-Team, das sich<br />
die Chance auf eine Reise nach Katar dank<br />
einer starken UEFA Nations League 2020<br />
sicherte, qualifizierte sich Wales für das<br />
WM-Play-off durch Platz zwei in der Qualifikationsgruppe<br />
mit nur einer Niederlage hinter<br />
Belgien und vor Tschechien, Estland und<br />
Belarus. Kampfgeist und Zusammenhalt<br />
zeichnet die Mannschaft, die derzeit interimistisch<br />
von Rob Page betreut wird, seit<br />
Jahren aus, dementsprechend liegt der<br />
Fokus auch auf einer kompakten Defensive,<br />
die zumeist auch in einer Grundformation<br />
mit Dreier- bzw. Fünferkette auftritt. Auch<br />
der derzeit wertvollste Akteur im walisischen<br />
Kader ist ein Defensivmann: Ben Davies von<br />
Tottenham Hotspur ist seit Längerem aus<br />
der Stammelf nicht wegzudenken und konnte<br />
vergangenen Herbst auch sein erstes Tor<br />
im Nationalteamtrikot erzielen.<br />
Im Mittelfeld ziehen zwei Routiniers die<br />
Fäden: Joe Allen, Kapitän von Championship-<br />
Klub Stoke City, ist nach einer Verletzung<br />
seit der vergangenen EURO wieder fit und<br />
verleiht der Defensive zusätzliche Stabilität.<br />
Eine Position vor ihm genießt Aaron Ramsey<br />
das Vertrauen von Coach Page. Auch wenn<br />
er derzeit bei seinem Verein Glasgow<br />
Rangers kaum zum Zug kommt, weiß er im<br />
Nationalteam zu überzeugen, wie drei Tore<br />
im vergangenen Herbst zum Abschluss der<br />
16<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Gareth Bale bejubelt<br />
den Sieg gegen die<br />
Türkei bei der EURO.<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 17<br />
GEPA-PICTURES.COM
WM-QUALIFIKATION<br />
DIE GEGNER<br />
Rob Page vertritt den<br />
eigentlichen Teamchef<br />
Ryan Giggs.<br />
WM-Qualifikation beweisen. Der klingendste<br />
Name in den Reihen der Waliser ist freilich<br />
Gareth Bale. Der einstmals teuerste Fußballer<br />
der Welt wurde wie Ramsey bei seinem<br />
Verein Real Madrid zuletzt kaum eingesetzt<br />
und plagte sich außerdem mit Verletzungen<br />
herum. Die Chance, sich mit seinem Land<br />
nach so langer Zeit wieder für eine WM zu<br />
qualifizieren, wird er sich aber kaum entgehen<br />
lassen.<br />
Definitiv nicht in der Offensive zur Verfügung<br />
stehen wird hingegen Kieffer Moore.<br />
Der 1,95 Meter große Sturmtank, der im<br />
Winter innerhalb der Championship von Cardiff<br />
zu Bournemouth wechselte, brach sich<br />
in seinem ersten Einsatz für seinen neuen<br />
Klub den Fuß und fällt mehrere Monate aus.<br />
Die Hoffnungen im Angriff werden daher vor<br />
allem auf dem schnellen und dribbelstarken<br />
Daniel James liegen, der vergangenen Sommer<br />
von Manchester United zu Leeds United<br />
gewechselt ist und dort zumeist als klassischer<br />
Mittelstürmer zum Einsatz kommt.<br />
Die jüngsten Aufeinandertreffen von<br />
Wales mit Österreich verliefen eng und ausgeglichen.<br />
Im Rahmen der Qualifikation für<br />
die WM 2018 gewann Wales zu Hause mit<br />
1:0, in Wien erreichte man ein 2:2. „Die beiden<br />
Spiele gegen Österreich verliefen gut für<br />
uns, aber jedes Team, das jetzt in den Play-offs<br />
steht, hat es aufgrund starker Leistungen<br />
geschafft“, meinte Trainer Page nach der Auslosung.<br />
Er baut vor allem auf die Heimstärke<br />
seines Teams, die sich in Zahlen beeindruckend<br />
liest. Die letzte Niederlage in Cardiff<br />
datiert vom November 2018 in der UEFA<br />
Nations League gegen Dänemark (1:2), danach<br />
folgten 16 Spiele ohne Niederlage im<br />
eigenen Stadion, in denen man nur fünf<br />
Gegentore kassierte und elf Partien gewann.<br />
„Wir wissen, dass wir zu Hause sehr stark<br />
sein können. Unsere Fans spielen dabei auf<br />
jeden Fall auch eine sehr große Rolle. Die<br />
Stimmung gegen Österreich wird großartig<br />
sein“, kündigte Page an. Das gut 33.000 Zuschauer<br />
fassende Cardiff City Stadium wird<br />
jedenfalls ausverkauft sein.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
LÄNDERSPIEL IM ZEICHEN<br />
DER UNTERSTÜTZUNG<br />
FÜR DIE UKRAINE<br />
50 Prozent jedes verkauften Tickets für die freundschaftliche Partie am<br />
29. März in Wien kommen Hilfsorganisationen zugute. Der Gegner wird<br />
aus dem Trio Schweden, Tschechien und Schottland ermittelt.<br />
Bange Tage in Fußball-Europa<br />
liegen hinter und vermutlich auch<br />
vor uns. Der Krieg in der Ukraine<br />
erschüttert das friedliche Zusammenleben<br />
auf unserem Kontinent<br />
in den Grundfesten. Aber der Fußball<br />
setzt bewusst ein Zeichen der<br />
Einigkeit und Solidarität. Russland<br />
wurde von allen Bewerben suspendiert,<br />
aufgrund der verheerenden<br />
Lage in der Ukraine werden Seite<br />
an Seite Spielpläne angepasst<br />
und Lösungen gesucht – in Videokonferenzen,<br />
die teilweise aus<br />
Luftschutzbunkern heraus geführt<br />
werden mussten.<br />
Nach Gesprächen zwischen FIFA,<br />
UEFA und den Verbänden des Playoff-Weges<br />
A (Ukraine, Schottland,<br />
Wales und Österreich) wurde die<br />
Entscheidung getroffen, das für<br />
24. März angesetzte WM-Play-off-<br />
Spiel zwischen Schottland und der<br />
Ukraine aufgrund des Krieges in<br />
der Ukraine zu verschieben. Die<br />
Beteiligten folgten einstimmig dem<br />
Antrag des ukrainischen Verbandes.<br />
Damit kann auch das Finale<br />
dieses Play-off-Pfades mit möglicher<br />
Beteiligung des Nationalteams<br />
nicht wie geplant am<br />
29. März zur Austragung kommen.<br />
Die verschobenen Play-off-Partien<br />
werden im Rahmen des Länderspieltermins<br />
im Juni ausgetragen,<br />
die genauen Spieltermine werden<br />
von der FIFA bekannt gegeben,<br />
sobald die Anpassung des Spielkalenders<br />
in diesem Länderspielfenster<br />
auf die neuen Gegebenheiten<br />
erfolgt ist.<br />
„In dieser Lage treten sportliche<br />
Interessen in den Hintergrund. Wir<br />
nehmen die Entscheidung so an<br />
und werden uns bestmöglich auf<br />
die neue Situation einstellen“,<br />
betont Teamchef Franco Foda.<br />
Als Folge der Verschiebungen in<br />
den WM-Play-offs aufgrund des<br />
Krieges in der Ukraine bestreitet<br />
das Nationalteam am Dienstag,<br />
dem 29. März um 20.45 Uhr, ein<br />
von Burgenland präsentiertes<br />
freundschaftliches Länderspiel im<br />
Wiener Ernst-Happel-Stadion.<br />
Der Gegner für diese Begegnung<br />
entscheidet sich abhängig vom<br />
Ausgang des WM-Play-off-Halbfinales<br />
der <strong>ÖFB</strong>-Auswahl gegen<br />
Wales am 24. März in Cardiff. Gelingt<br />
dem Nationalteam ein Sieg<br />
gegen Wales, geht es gegen das<br />
Verliererteam aus dem Halbfinale<br />
des Play-off-Weges B zwischen<br />
Schweden und Tschechien. Sollte<br />
Österreich in Cardiff nicht als<br />
Sieger vom Platz gehen, gastiert<br />
Schottland im Prater.<br />
Das Spiel wird ganz im Zeichen der<br />
Unterstützung für die Ukraine stehen.<br />
50 Prozent jedes verkauften<br />
Tickets gehen an Organisationen,<br />
die vor Ort dringend benötigte humanitäre<br />
Hilfe leisten. Gemeinsam<br />
mit dem engen Partner UNIQA, der<br />
sich selbst im Rahmen der neu<br />
gegründeten Spendeninitiative<br />
„UNIQA Helping Hands“ engagiert,<br />
soll so Anfang April ein weiterer<br />
Beitrag für die Menschen in der<br />
Ukraine getätigt werden.<br />
Ein Vollpreisticket der besten Kategorie<br />
kostet 29 €, bereits um 16 €<br />
können Fans in der Kurve live im<br />
Stadion dabei sein und damit aktiv<br />
ihre Unterstützung zum Ausdruck<br />
bringen. Tickets für das freundschaftliche<br />
Länderspiel sind auf<br />
www.oefb.at/tickets sowie unter<br />
der <strong>ÖFB</strong>-Tickethotline 01/960 96-<br />
555 erhältlich.<br />
18<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
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NATIONALTEAM<br />
SAŠA KALAJDŽIĆ<br />
Mit Verletzungen hat Saša<br />
Kalajdžić in den letzten<br />
Jahren genug Erfahrung<br />
gesammelt, kämpfte sich<br />
aber immer wieder unbeirrt<br />
zurück. Im so wichtigen<br />
WM-Play-off will er<br />
auch im Nationalteam sein<br />
Comeback geben.<br />
Rückkehr über<br />
die Schmerzgrenze<br />
TEXT ANDREAS TERLER<br />
Höhenflüge gehören genauso zum<br />
Fußball wie harte Landungen. Das<br />
mitunter brutale Wechselspiel zwischen<br />
Erfolgslauf und Tiefschlag<br />
kennt Saša Kalajdžić allzu gut, hat<br />
er es in seiner jungen Karriere doch<br />
bereits mehrmals durchlebt. 2019<br />
folgte auf einen Mittelfußbruch eine herausragende<br />
Halbsaison bei der Admira und der<br />
Wechsel zum VfB Stuttgart. Kaum dort angekommen,<br />
rissen in einem Testspiel Kreuzband,<br />
Innenband und Außenmeniskus im<br />
linken Knie. Kalajdžić’ Antwort nach fast<br />
einem Jahr Pause: 17 Tore und 6 Assists für<br />
den VfB, erste Einsätze und Tore im Nationalteam<br />
und die Teilnahme an der EURO, garniert<br />
mit einem spektakulären Treffer gegen den<br />
späteren Europameister Italien.<br />
Vergangenen August sollte das Pendel<br />
wieder in die Gegenrichtung ausschlagen. In<br />
der Schlussminute des Bundesligaspiels<br />
gegen RB Leipzig fällt der 2-Meter-<br />
Schlaks nach einem Zweikampf unglücklich<br />
auf die rechte Schulter. Mehrere<br />
Bänder sind beschädigt, eine Operation<br />
ist unumgänglich. Wieder vergehen vier<br />
Monate ohne Einsatz. „Die Reha war<br />
schon hart“, sagt Kalajdžić. Zermürbungserscheinungen<br />
zeigt er aber auch nach<br />
diesem längerfristigen Ausfall keine. Er<br />
nimmt die Pause hin, ohne dabei den<br />
Fokus zu verlieren. Sein Rehatrainer musste<br />
ihn sogar bremsen, um die Schulter<br />
nicht zu früh zu stark zu belasten. „Ich war<br />
gut drauf und hätte mir zugetraut, früher<br />
zurückzukehren. Jede Behandlung war<br />
zwar unangenehm, aber auch wichtig.<br />
Du musst Schmerzen aushalten, damit<br />
du weiterkommst“, steht für den<br />
24-Jährigen außer Frage.<br />
20
Jede Zwangspause habe ihm außerdem<br />
auch neue Möglichkeiten eröffnet. „Während<br />
meiner Knieverletzung habe ich zum Beispiel<br />
einen Spanischkurs angefangen, einfach um<br />
nicht zu verblöden“, lacht Kalajdžić. Auch den<br />
Blick für das Wesentliche verliert er in solchen<br />
Phasen nicht: „Ich habe versucht, die Zeit<br />
sinnvoll zu nutzen, mich mit meiner Zukunft<br />
beschäftigt und auch viel Zeit mit meiner Familie<br />
und meiner Freundin verbracht. Diese<br />
Zeit hat man ja auch nicht immer. Fußballer<br />
leben zwar teilweise in einer anderen Welt,<br />
weil sie jeden Tag zum Training gehen, nach<br />
Hause kommen und sich aufs Spiel konzentrieren,<br />
aber es gibt andere Sachen, die wichtiger<br />
sind im Leben.“ Im Jänner 20<strong>22</strong> gibt er<br />
schließlich sein nächstes Comeback. Im vierten<br />
Einsatz im Frühjahr gelingt ihm wieder<br />
ein Tor für den VfB Stuttgart: „Am Anfang<br />
versuchst du dich nach so einer Verletzung in<br />
unangenehmen Situationen natürlich noch zu<br />
schützen. Das ist aber von Spiel zu Spiel besser<br />
geworden. Mittlerweile habe ich keine<br />
Angst mehr wegen meiner Schulter.“<br />
Dafür ist die sportliche Situation in Stuttgart<br />
in Abwesenheit von Kalajdžić angespannter<br />
geworden. Dass es dadurch auch innerhalb<br />
des Vereins schon einmal lauter werden<br />
kann, ist für ihn nichts Ungewöhnliches:<br />
„Jeder lässt sich schon einmal aus der Ruhe<br />
bringen, aber das ist nur deshalb der Fall, weil<br />
wir diesen Sport lieben.“ Seine persönliche<br />
Herangehensweise ändert sich auch nach<br />
Niederlagen nicht: „Ich versuche weiterhin,<br />
mit meiner Persönlichkeit jeden Tag Freude<br />
Bei der EURO gelang<br />
Kalajdžic ein spektakuläres<br />
Kopfballtor.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
»Es gibt<br />
einfach kein<br />
größeres Turnier<br />
als eine WM!«<br />
ins Training zu bringen. Und natürlich Qualität.“<br />
Zwei Faktoren, mit denen er auch während<br />
seiner bisherigen Zeit beim Nationalteam<br />
einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.<br />
Bei den entscheidenden Spielen in der WM-<br />
Qualifikation vergangenen Herbst war er allerdings<br />
zum Zuschauen verdammt.<br />
„Die Erwartungen nach der EURO waren<br />
groß, sowohl von außen als auch innerhalb<br />
des Teams. Deshalb war es natürlich enttäuschend,<br />
wie die Spiele gelaufen sind.<br />
Keiner war damit zufrieden. Aber Gott sei<br />
Dank haben die Jungs in der Nations League<br />
die Gruppe gewonnen und sich dadurch eine<br />
zweite Chance erarbeitet“, sagt Kalajdžić. Die<br />
will auch er selbst nutzen: „Wenn ich spiele,<br />
werde ich mir den Arsch aufreißen, und ich<br />
denke, das werden auch alle anderen tun.“<br />
Zunächst trifft die <strong>ÖFB</strong>-Auswahl auswärts<br />
auf Wales. „Eine schwierige Herausforderung,<br />
immerhin waren sie zuletzt auch zweimal in<br />
Serie bei der EURO dabei. Insgesamt haben<br />
wir aber ein Los bekommen, das wir packen<br />
können. Allerdings nur, wenn wir alles abrufen“,<br />
ist für den Stürmer klar. Allein der Gedanke<br />
daran, sich mit den besten Teams der Welt<br />
messen zu dürfen, ist für ihn Antrieb genug:<br />
„Es gibt einfach kein größeres Turnier als eine<br />
Weltmeisterschaft, noch dazu, weil sie nur alle<br />
vier Jahre stattfindet. Es wäre ein Wahnsinn,<br />
dort dabei zu sein und für Furore zu sorgen.<br />
Dass wir dazu imstande sind, haben wir bei<br />
der EURO gezeigt.“ In diesem Turnier habe<br />
das Nationalteam schließlich auch bewiesen,<br />
in entscheidenden Momenten dazu in der<br />
Lage zu sein, Top-Leistungen abzurufen.<br />
Sinnbildlich für den Glauben daran, Unmögliches<br />
möglich zu machen, stand im heroischen<br />
Achtelfinalkampf gegen Italien Saša<br />
Kalajdžić selbst, als er mit seinem akrobatischen<br />
Kopfballtor zum 1:2 die rot-weiß-rote<br />
Fußballnation noch einmal hoffen ließ: „Auch<br />
wenn die Enttäuschung nach dem Spiel damals<br />
groß war, sehe ich mir das Tor bis heute<br />
noch gern an. Ich bin noch immer selbst<br />
davon fasziniert, wie der Ball überhaupt reingegangen<br />
ist.“ Die bisher letzte Teilnahme<br />
Österreichs an einer WM-Endrunde liegt 24<br />
Jahre zurück. Dementsprechend besonders<br />
wäre es für Kalajdžić, wenn er in einem möglichen<br />
Play-off-Finale, das nun erst im Juni<br />
stattfindet, sein Land nach Katar schießen<br />
könnte: „Das würde mir alles bedeuten, es<br />
wäre ein Traum.“ Auch, wenn derzeit andere<br />
im Vordergrund stehen.<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 21
NATIONALTEAM<br />
JÜRGEN SÄUMEL<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
Der Überzeugungstäter<br />
Seit zehn Monaten ist der 20-fache Nationalspieler Jürgen Säumel<br />
im Trainerteam von Franco Foda. Hier erklärt er, worauf es bei der<br />
Videoanalyse ankommt, was er sich nicht verzeihen würde und<br />
warum er keinen Karriereplan hat. TEXT MARKUS GEISLER<br />
Über diese Bestleistung kann Jürgen<br />
Säumel herzhaft lachen. „Ja, das<br />
stimmt wohl“, antwortet der 37-Jährige<br />
auf die Feststellung, dass er der<br />
einzige Österreicher ist, der eine<br />
EURO als Feldspieler und auf der<br />
Trainerbank erlebte. Ein Rekord, den er natürlich<br />
nicht geplant hat. So wie eigentlich keine<br />
Station in seiner bisherigen Co-Trainer-Karriere,<br />
in der er dennoch bereits erstaunlich viel<br />
erlebt hat. Er war drei Jahre lang Co-Trainer<br />
von Markus Schopp, als der TSV Hartberg die<br />
Bundesliga aufmischte und es bis in die<br />
Europa-League-Qualifikation schaffte. Und er<br />
ist aktuell einer der Assistenztrainer von Teamchef<br />
Franco Foda und hat in dieser Funktion<br />
ein knappes Jahr hinter sich, das eine rasante<br />
Achterbahnfahrt zu bieten hatte.<br />
Gemeinsame Geschichte<br />
„Genau wie damals, als Markus Schopp mir<br />
den Job angeboten hat, hätte ich auch diesmal<br />
überhaupt nicht mit einer Anfrage gerechnet“,<br />
sagt Säumel. Doch da Imre Szabics kurzfristig<br />
»Man steht<br />
nicht so im<br />
Rampenlicht,<br />
kann aber<br />
trotzdem viel<br />
aufsaugen.«<br />
<strong>22</strong> CORNER 01/<strong>22</strong>
Im Trainerteam von<br />
Franco Foda ist Säumel<br />
für Spieler beobachtung<br />
und Gegneranalyse<br />
zuständig.<br />
den <strong>ÖFB</strong> Richtung Fehervar verließ, entstand<br />
vor der EURO eine Vakanz im Trainerteam.<br />
Säumel musste nicht übertrieben lange nachdenken,<br />
als FF ihn in sein Team holen wollte.<br />
„Nach dem Dänemark-Spiel (Anm.: Ende März<br />
2021) haben wir uns unterhalten und über<br />
mein Aufgabengebiet ausgetauscht. Es ist<br />
eine Auszeichnung, von Hartberg direkt zum<br />
<strong>ÖFB</strong> zu kommen. Ich wusste bald: Diese<br />
Chance möchte ich nutzen.“<br />
Da die EURO unmittelbar vor der Tür<br />
stand, war es ein Start „von null auf hundert“,<br />
wie sich Säumel erinnert. Der aber augenscheinlich<br />
gut gelungen ist. Auftaktsieg gegen<br />
Nordmazedonien, Aufstieg gegen die Ukraine<br />
und viel hat nicht gefehlt und man hätte den<br />
späteren Titelträger Italien aus dem Turnier<br />
gekickt. „Eine ganz gute Leistung“, sagt der<br />
frühere Mittelfeldspieler betont zurückhaltend.<br />
Wissend, dass es im schnelllebigen Geschäft<br />
Fußball keine Erfolge gibt, auf denen man sich<br />
zu lange ausruhen darf.<br />
Daraus, dass die folgenden WM-Quali-<br />
Spiele gegen Schottland und Israel nicht den<br />
eigenen Ansprüchen genügten, macht er keinen<br />
Hehl. Genauso wenig wie aus dem Umstand,<br />
dass es in der zweiten Reihe leichter<br />
ist, den Sturm zu ertragen: „Man steht in<br />
meiner Position nicht so im Rampenlicht, kann<br />
ohne den ganz großen Druck aber viel aufsaugen.<br />
Über diese Gelegenheit bin ich froh.“<br />
Im Nationalteam ist Säumel, als Spieler<br />
bei der Heim-EURO 2008 in allen drei Vorrundenpartien<br />
eingesetzt, vor allem für zwei<br />
Bereiche zuständig: die Beobachtung der<br />
eigenen Spieler sowie die Videoanalyse der<br />
kommenden Gegner. Letzteres war schon in<br />
Hartberg sein Steckenpferd und ist ein Bereich,<br />
der ihn schon lange fasziniert und den er jetzt<br />
gemeinsam mit <strong>ÖFB</strong>-Spezialist Stefan Oesen<br />
beackert. Vom kommenden Play-off-Gegner<br />
Wales hat er die letzten acht Partien ausgewertet.<br />
„Dabei geht es darum, wiederkehren-<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
de Muster zu erkennen, Stärken und Schwächen<br />
zu analysieren, Charakteristika herauszufiltern“,<br />
erklärt er. Das entsprechende Material<br />
wird dann geschnitten und dem Teamchef<br />
präsentiert, gemeinsam wird dann entschieden,<br />
welche Sequenzen der Mannschaft in den<br />
Trainingseinheiten präsentiert werden. „Das<br />
ist von Lehrgang zu Lehrgang unterschiedlich,<br />
wir adaptieren jedes Mal. Es kommt ja auch<br />
drauf an, wie viel Zeit wir haben und worauf<br />
unser Fokus liegt.“<br />
Die Waliser, so viel kann er verraten, hält<br />
er für eine dynamische Mannschaft mit schnellem<br />
Umschaltspiel, „sehr unangenehm zu<br />
bespielen. Doch wir werden top vorbereitet<br />
sein.“ Die Aussicht, es über die Barrage zur<br />
WM nach Katar zu schaffen, lässt die Augen<br />
des früheren Mittelfeldspielers leuchten: „Ein<br />
ganz besonderes Spiel, gar keine Frage. Ob<br />
als Spieler oder Trainer – es gibt nichts Größeres,<br />
als zu einer WM zu fahren.“<br />
Kritischer Geist<br />
In Hartberg hat sich Säumel den Ruf erworben,<br />
ein durchaus kritischer Geist zu sein, der Dinge<br />
hinterfragt. Ein Ansatz, den er auch im Nationalteam<br />
an den Tag legt: „Das Schlimmste,<br />
was ich mir vorstellen kann, ist, eine Fehlentwicklung<br />
zu erkennen und nichts zu sagen.<br />
Wenn es dann negative Folgen hat, sitze ich<br />
ja mit im Boot.“ Ein Überzeugungstäter. Und<br />
einer, der genau weiß, was er will. Schon als<br />
er in Innsbruck seine aktive Karriere ausklingen<br />
ließ, arbeitete er im Jugendbereich als Co-<br />
Trainer. Mittlerweile ist er Inhaber der A-Lizenz,<br />
die UEFA-Pro-Lizenz soll demnächst folgen.<br />
Wer wie Säumel die Unwägbarkeiten des<br />
Geschäfts kennt, weiß auch, dass es keinen<br />
Sinn hat, zu weit in die Zukunft zu blicken:<br />
„Was ich sagen kann: Mir macht mein Job viel<br />
Spaß, ich kann mir vorstellen, noch ein paar<br />
Jahre als Assistenztrainer zu arbeiten.“<br />
Ob es ihn nicht abschreckt, in einem Berufsfeld<br />
zu agieren, in dem das Vagabundenleben<br />
systemimmanent ist und die Verweildauer<br />
eines Trainers im Schnitt weniger als<br />
zwei Jahre beträgt? Über diese Frage kann<br />
Säumel genauso herzhaft lachen wie über<br />
Rekorde, die ihm zufällig passiert sind. „Die<br />
Leidenschaft für den Fußball ist so riesig, dass<br />
ich über diesen Nachteil noch gar nicht nachgedacht<br />
habe“, sagt er. Und hat als echter<br />
Überzeugungstäter ohnehin nur im Kopf, die<br />
nächste Hürde zu meistern – und die lautet<br />
Play-off gegen Wales.<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 23
WHATSAPP-CHAT<br />
STEFAN LAINER<br />
Stefan Lainer<br />
online<br />
Hey, Stefan, lange nicht gehört, lange nicht gesehen.<br />
Wie geht’s dir? Deinen Knöchelbruch gut überstanden?<br />
Servas! Danke, mir geht’s gut so weit, habe<br />
den Knöchelbruch gut überstanden und freue<br />
mich jetzt auf das Nationalteam!<br />
Das freut uns natürlich zu hören! Somit stünde<br />
derzeit einem Comeback im Nationalteam nichts<br />
im Wege, richtig?<br />
Kann man so sagen. Von meiner Seite aus<br />
steht dem nichts im Wege und ich würde mich<br />
sehr über eine Einberufung freuen.<br />
Wie siehst du hier unsere Chancen, erst einmal in<br />
Wales zu bestehen, um dann im Juni das heiß<br />
ersehnte WM-Ticket fixieren zu können?<br />
Die Chancen sind durchaus vorhanden! Es<br />
werden keine leichten Spiele, vor allem jenes<br />
auswärts, aber wir haben schon öfter gezeigt,<br />
was für Qualität wir haben. Daher bin ich sehr<br />
zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit dem<br />
Trainierteam sehr gut auftreten werden. Das<br />
haben wir auch schon gezeigt, vor allem wenn<br />
es darauf ankommt.<br />
Bleiben wir mit dieser Frage noch beim<br />
Sportlichen: Wie geht’s dir in Gladbach? In dieser<br />
Saison ein reges Auf und Ab. Auf welcher Position<br />
werdet ihr deiner Meinung nach am Ende der<br />
Saison stehen?<br />
Die Saison hat leider nicht so perfekt begonnen<br />
und wir haben im Herbst sehr viele Punkte<br />
liegen lassen, denen wir jetzt natürlich<br />
hinterherlaufen. Dementsprechend groß ist der<br />
Druck, da es auch gegen den Abstieg geht.<br />
Dem müssen wir standhalten, um gemeinsam<br />
aus dieser Situation rauszukommen.<br />
Alles klar, wir drücken die Daumen und wünschen<br />
viel Erfolg! Aber jetzt zu dir. Unsere Fans wissen<br />
noch sehr wenig von dir über das Sportliche hinaus.<br />
Hobbys? Lieblingsessen? Lieblingsgetränk?<br />
Lieblingsmusik?<br />
Ich bin ein sehr einfacher Typ. Ich gehe sehr<br />
gern gut essen. Wenn ich in der Heimat bin,<br />
freue ich mich sehr über ein gutes Schnitzel<br />
oder Topfen- oder Marillenknödel oder<br />
Kaiserschmarren. All das, was man in<br />
Deutschland vielleicht nicht so oft bekommt.<br />
Bei Musik bin ich offen für alles. Aber da ich<br />
selbst etwas Gitarre spiele, höre ich gern<br />
chillige Musik mit Gitarrenbegleitung.<br />
Super. Das ist mal ein guter Anfang. Jetzt wissen<br />
wir ein bisschen mehr über dich. Und weiter:<br />
Welche Vorbilder hast du und wie haben dich diese<br />
in deiner bisherigen Karriere und in deinem<br />
bisherigen Leben geprägt?<br />
Vorbilder habe ich jetzt nicht so viele gehabt.<br />
Mein Vater gehört aber in jedem Fall dazu!<br />
Ansonsten habe ich sehr viele Spiele geschaut,<br />
mit Topspielern auf ähnlicher Position.<br />
Wie z. B. Philipp Lahm und Dani Alves, von<br />
denen ich mir sicher das eine oder andere<br />
abschauen konnte.<br />
Hast du auch schon einen Plan, wie es nach deiner<br />
aktiven Karriere weitergehen kann/soll/wird?<br />
Bleibst du dem Fußball erhalten? Machst du<br />
vielleicht nebenbei bereits eine Ausbildung?<br />
Einerseits würde ich schon sehr gern im<br />
Fußball bleiben, andererseits aber auch etwas<br />
mehr Kontinuität in mein Leben bringen.<br />
Dementsprechend bin ich grundsätzlich sehr<br />
offen für die Schritte danach, aber auch noch<br />
nicht ganz sicher, wohin es gehen soll. Bei<br />
Red Bull Salzburg habe ich während meiner<br />
Zeit die Ausbildung zum Bürokaufmann<br />
gemacht und nebenbei dann auch noch die<br />
Matura nachgeholt, um mich auch hier gut für<br />
die Zukunft aufzustellen. Ganz ohne Fußball<br />
kann ich sie mir zwar nicht vorstellen, aber man<br />
wird sehen.<br />
Eine Frage noch zum Nationalteam: Wie verbringst<br />
du beim Team, neben den Trainings- und<br />
Regenerationseinheiten, Besprechungen etc.,<br />
deine Freizeit?<br />
Nachdem sehr viele gute und langjährige<br />
Freunde (z. B. Koni & Xaver ) beim<br />
Nationalteam mit dabei sind, ist da immer eine<br />
sehr gute Stimmung und wir nutzen die Zeit<br />
neben den Trainingseinheiten, Besprechungen<br />
usw. mit Kartenspielen oder wir sitzen<br />
zusammen und quatschen. Wir freuen uns<br />
immer, wenn wir uns beim Team wiedersehen.<br />
Okay, das war’s, danke für deine Zeit! Bleib gesund<br />
und wir sehen uns im März beim Team!<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
24<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
HISTORY<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Vom Winde verweht<br />
Österreichs Gesamtbilanz gegen Wales ist positiv, aber auch<br />
trügerisch. Vor allem ein Auftritt vor 46 Jahren in Wrexham bleibt<br />
allen Beteiligten in lebendiger Erinnerung.<br />
D<br />
ie Bilanz ist erfreulich – aber auch<br />
eine, die ein wenig täuscht, bevor<br />
Österreichs Team am 24. März in<br />
Cardiff zum ersten großen Showdown<br />
gegen Wales aufläuft. Im ersten<br />
„All in“-Match im Play-off-Poker<br />
für die WM in Katar. Die nackten<br />
Zahlen: Von bisher zehn Begegnungen gewannen<br />
die Österreicher fünf, dreimal blieb Wales<br />
erfolgreich, zweimal trennte man sich unentschieden.<br />
Das trügerische Bild dieser Bilanz:<br />
Die in der Öffentlichkeit immer ein wenig<br />
unterschätzten Waliser feierten ihre drei Siege<br />
in den letzten vier Begegnungen, während<br />
Österreichs Team zuletzt 2005 über einen Erfolg<br />
gegen Wales jubeln durfte. Der Teamchef<br />
damals hieß noch Hans Krankl, der Torschütze<br />
René Aufhauser. Die Statistik erscheint also<br />
als windschiefe Angelegenheit, vor allem<br />
auch, weil österreichische Fußballhoffnungen<br />
schon einmal vom Sturm verweht wurden.<br />
Das war 1975 in Wrexham, in einem<br />
Match, das allen Beteiligten in unauslöschlicher<br />
Erinnerung geblieben ist. Gespielt wurde<br />
um die Qualifikation für die EM 1976 (Europameister<br />
wurde die CSSR mit dem unvergesslichen<br />
Panenka-Elfmeter im Finale gegen<br />
Deutschland). Die Österreicher unter dem<br />
Innsbrucker Erfolgscoach Branko Elsner fühlten<br />
sich nach einem 2:1-Sieg im Heimspiel<br />
(Tore: Kreuz und Krankl) und einem 6:2 über<br />
Luxemburg für diese entscheidende Begegnung<br />
gewappnet – noch dazu, als „Buffy“<br />
Ettmayer bei seinem Comeback im Team mit<br />
René Aufhauser erzielte<br />
2005 in Wien das entscheidende<br />
Tor gegen<br />
die Waliser.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
26<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Jungspund Herbert Prohaska hervorragend<br />
harmonierte. „Wir haben Rambazamba gespielt“,<br />
erinnert sich „Schneckerl“. Doch an<br />
diesem Tag war alles anders, nichts für<br />
Schönwetterkicker. Der Regen peitschte<br />
über den Platz, der Himmel öffnete seine<br />
Schleusen und harte Attacken der Waliser,<br />
angeführt von Terry Yorath, der gerade auch<br />
mit Leeds im Europacupfinale Bayern München<br />
knapp unterlegen war, hagelten auf<br />
die Österreicher ein. Die härteste traf Österreichs<br />
Kapitän Werner Kriess, der in der<br />
30. Minute mit einer niederschmetternden<br />
Diagnose vom Feld getragen wurde: Knöchelbruch,<br />
Wadenbeinbruch, alle Bänder<br />
gerissen. Die Österreicher kamen in keiner<br />
Phase dazu, um die letzte Chance zu stürmen,<br />
sie wurden ganz einfach vom Winde<br />
verweht. Nach der Pause, als sich schon<br />
jeder Abschlag vom eigenen Tor zu einem<br />
Abenteuer mit ungewissem Ausgang entwickelte,<br />
zog sich Ettmayer als Spieler mit<br />
dem schärfsten Schuss immer wieder neben<br />
Torhüter Friedl Koncilia zurück, um die<br />
Abstöße durchzuführen. „Vorn berührte ich<br />
ohnehin keinen Ball …“ Aber die Kugel kam<br />
bei aller Schusskraft, vom Wind getrieben,<br />
zum Strafraum der Österreicher zurück.<br />
Letztlich unterlag das <strong>ÖFB</strong>-Tean mit 0:1, die<br />
letzte Chance auf die EM war verspielt und<br />
Branko Elsner als Interimsteamchef schon<br />
wieder Geschichte.<br />
Aber auch die jüngsten Begegnungen<br />
gegen das stets mit Stars aus der Premier<br />
League oder aus anderen Top-Ligen gespickte<br />
Team der Waliser brachten wenig<br />
Erfreuliches. Die bei der EM 2016 als Sensation<br />
gefeierten Waliser, die nach einem<br />
Viertelfinalsieg über Belgien sogar bis ins<br />
Semifinale vorstießen und erst dort dem<br />
späteren Triumphator Portugal unterlagen,<br />
wiesen auch das Nationalteam in die<br />
Schranken. In der Qualifikation für die WM<br />
2018 in Russland mussten sich die Österreicher<br />
im Heimspiel in Wien mit einem 2:2<br />
(beide Tore durch Marko Arnautovic) begnügen<br />
und im Auswärtsmatch in Cardiff mit<br />
0:1 geschlagen geben. Erinnerungen, die<br />
neben Erkenntnissen auch die Lust auf eine<br />
Revanche für dieses so wichtige Match<br />
bringen …<br />
Dabei hatte die Länderspielserie durchaus<br />
erfreulich begonnen und bis zu diesem<br />
stürmischen Abend in Wrexham nur Erfolge<br />
gebracht. Die Premiere gab es 1954 in der<br />
Vorbereitung auf die WM-Endrunde in der<br />
Schweiz, als das österreichische Team die<br />
Bronzemedaille holte. Österreich siegte in<br />
Wien mit 2:0. Beim freundschaftlichen Rückspiel<br />
ein Jahr später gab es ein 2:1 für die<br />
großen Stars der 1950er-Jahre wie Ocwirk,<br />
Hanappi, Koller oder Alfred Körner. Die Treffer<br />
beim 2:1-Sieg erzielten Turl Wagner und Gerhard<br />
Hanappi. Ein 2:1 brachte auch das erste<br />
Match, wie schon erwähnt, in der EM-Qualifikation<br />
gegen die Briten 1974 in Wien, ehe<br />
in Wrexham alle Hoffnungen zerstört wurden.<br />
Nach einem 1:1 1992 in Wien durfte Teamchef<br />
Hans Krankl im Duell der großen Torjäger<br />
gegen den Waliser John Toshack (Liverpool),<br />
der als Trainer bei großen Vereinen und immerhin<br />
auch zweimal bei Real Madrid engagiert<br />
war, zwei große Erfolge feiern: Am<br />
26. März 2005 bescherten Ivo Vastic und<br />
Martin Stranzl mit zwei späten Treffern in<br />
Cardiff unserem Team einen 2:0-Erfolg. Vier<br />
Tage später sorgte Aufhauser in Wien dann<br />
mit dem einzigen Tor für den letzten Sieg<br />
Österreichs gegen die Waliser.<br />
Wie auch immer, in diesem Play-off ist<br />
Wales nur die erste Hürde, bei einem Erfolg<br />
würde es im Juni im Finale um das WM-Ticket<br />
gehen. Es ist übrigens der zweite Play-off-<br />
Auftritt des Nationalteams nach 2001. Auch<br />
da wäre eine Korrektur erfreulich, denn damals<br />
scheiterten die Österreicher nach der<br />
heroischen Leistung in Tel Aviv im Play-off an<br />
der Türkei …<br />
GOLDENE<br />
GENERATION<br />
Harte<br />
Attacken<br />
prasselten<br />
bei strömendem<br />
Regen<br />
auf die<br />
Österreicher<br />
ein.<br />
VON HANS HUBER<br />
Der Krieg in der Ukraine ließ den Gedanken<br />
an Schüsse mit dem Fußball in weite Ferne<br />
rücken. Russlands Team und die russischen Klubs wurden von FIFA und<br />
UEFA für alle Bewerbe gesperrt, für die Ukraine ist an Sportveranstaltungen<br />
nicht zu denken: daher wurde auch das Play-off-Spiel der Ukraine gegen<br />
Schottland -geplant für 24. März- zunächst einmal auf Juni verschoben.<br />
Das Einverständnis des schottischen, des walisischen Verbandes und<br />
des <strong>ÖFB</strong> bedeutete eine geradezu selbstverständliche Fairplay-Geste für<br />
die Ukraine in diesen schwierigen, herausfordernden Zeiten. Was aber<br />
auch bedeutet: sollte das österreichische Team die knifflige Aufgabe Wales<br />
in Cardiff lösen, so beginnt für die Mannschaft um David Alaba das lange<br />
Warten, wer dann voraussichtlich im Juni in Wien der Kontrahent bei der<br />
letzten Hürde zur heiß ersehnten WM in der Hitze von Katar sein wird.<br />
Immerhin bliebe für Teamchef Franco Foda dann am zweiten der Play-off-<br />
Termine (29. März in Wien) noch die Möglichkeit zu einem Test und einem<br />
längeren Lehrgang , nachdem die Vorbereitungszeiten für das Nationalteam<br />
vor dem Wales- Spiel mit drei Tagen ohnehin mehr als knapp bemessen<br />
ist. In diesen drei Tagen aber gilt es nicht nur die Kräfte zu bündeln,<br />
Taktik und Formation zu finden, sondern, trotz aller Herausforderungen<br />
auf Vereinsebene, die Bedeutung dieser Begegnung herauszuarbeiten.<br />
Denn nur mit einem Sieg in Cardiff kann ein Großteil dieses Teams<br />
mit der Teilnahme an einer EURO- und WM-Endrunde zu einer „goldenen<br />
Generation“ werden…<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 27
UEFA WOMEN’S EURO 20<strong>22</strong><br />
TEXT KEVIN BELL<br />
Pennyhill soll für Billa<br />
& Co. ein Plus sein<br />
Die lange Suche<br />
nach dem<br />
passenden Teambasecamp<br />
für die<br />
EM-Endrunde<br />
war erfolgreich.<br />
Das Frauen-<br />
Nationalteam<br />
begibt sich auf<br />
die Spuren der<br />
„Three Lions“<br />
und des „Geist<br />
von Wageningen“.<br />
Pennyhill Park versprüht Idylle<br />
und Charme, gepaart mit<br />
englischem Flair.<br />
PENNYHILL PARK<br />
Wer suchet, der findet! Für<br />
Teamchefin Irene Fuhrmann<br />
und die Frauenfußball-Verantwortlichen<br />
im <strong>ÖFB</strong> hat sich<br />
eine der ältesten aller Redewendungen<br />
bestätigt. Nach<br />
mehrmonatiger intensiver Suche – mit mehr<br />
als zehn Besichtigungen vor Ort – wurde<br />
Ende Jänner das Teamhotel für die UEFA<br />
Women’s EURO 20<strong>22</strong> in England fixiert.<br />
Rugby, Three Lions, <strong>ÖFB</strong>-Frauen<br />
Das Frauen-Nationalteam wird seine Zelte<br />
im Rahmen der zweiten Endrundenteilnahme<br />
seiner Geschichte am 30. Juni – und damit<br />
sieben Tage vor dem Eröffnungsspiel gegen<br />
England (6. Juli) – im Pennyhill Park aufschlagen.<br />
Das Hotel liegt inmitten einer 50 Hek tar<br />
großen Parklandschaft in der Grafschaft Surrey,<br />
etwa eine Autostunde südwestlich von<br />
London und unweit des Flughafens Heathrow.<br />
Für den Trainingsbetrieb stehen neben<br />
einem modernen Fitnesscenter unter anderem<br />
auch ein eigener Naturrasen- sowie ein<br />
Kunstrasenplatz zur Verfügung.<br />
Nach den positiven Erfahrungen aus<br />
Wageningen, wo die Österreicherinnen im<br />
Rahmen der EURO 2017 untergebracht waren,<br />
waren für Fuhrmann vor allem die kurzen<br />
Wege zwischen Hotel- und Trainingsanlagen<br />
das Kriterium Nummer eins. „Mit dem Pennyhill<br />
Park haben wir nach langer, intensiver<br />
Suche die perfekte Lösung gefunden. Ausschlaggebend<br />
für die Auswahl des Basecamps<br />
waren vor allem die fußläufig erreichbaren<br />
Sportanlagen inklusive eines Fitnesscenters<br />
mit modernster Ausstattung. Dieses<br />
attraktive Gesamtpaket bietet uns größtmögliche<br />
Flexibilität in unserer täglichen<br />
Arbeit bei geringstem organisatorischem<br />
und zeitlichem Aufwand“, so die Teamchefin.<br />
Die Crew im Pennyhill Park ist mit den<br />
Besonderheiten von Sportmannschaften<br />
bestens vertraut und betreute in den vergangenen<br />
Jahren regelmäßig die englische<br />
Rugby-Auswahl sowie im Rahmen der UEFA<br />
EURO 2020 auch die „Three Lions“.<br />
<strong>ÖFB</strong> setzte alle Hebel in Bewegung<br />
Weil die Österreicherinnen als einziges Team<br />
(neben England) ihre Gruppenspiele in drei<br />
unterschiedlichen Städten bestreiten, spielte<br />
die geografische Lage bei der Basecamp-<br />
Suche eine eher untergeordnete Rolle. Laut<br />
UEFA-Regulativ müssen alle Teams die Nacht<br />
vor einem Spiel in einem Hotel in der Nähe<br />
des Spielortes verbringen. Demnach verlässt<br />
der <strong>ÖFB</strong>-Tross das Camp ohnehin jeweils<br />
kurzfristig. Die Nähe des Pennyhill Park zum<br />
Flughafen könnte also in Bezug auf die Reisestrapazen<br />
ein kleiner Vorteil sein.<br />
Die <strong>ÖFB</strong>-Verantwortlichen rund um die<br />
Geschäftsführer Bernhard Neuhold und<br />
Thomas Hollerer sowie Sportdirektor Peter<br />
Schöttel haben jedenfalls schon in dieser<br />
frühen Phase der organisatorischen Weichenstellungen<br />
nichts dem Zufall überlassen.<br />
„Die Teilnahme an der UEFA Women’s EURO<br />
stellt für den <strong>ÖFB</strong> ein absolutes Highlight<br />
dar. Entsprechend haben wir uns bereits<br />
bisher sehr intensiv mit der Schaffung bestmöglicher<br />
Rahmenbedingungen beschäftigt<br />
und werden weiterhin alles daransetzen,<br />
dem Frauen-Nationalteam ein hochprofessionelles<br />
Umfeld zur Verfügung zu stellen. Wir<br />
haben schon 2021 im Zuge der UEFA EURO<br />
2020 die Wichtigkeit einer intensiven Planung<br />
gesehen und sind überzeugt, dass<br />
sowohl bei unserem langjährigen Partner im<br />
Burgenland als auch in England selbst Top-<br />
Bedingungen auf die besten Spielerinnen<br />
Österreichs warten“, sagt Neuhold.<br />
28<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Teamchefin<br />
Irene Fuhrmann<br />
ist mehr denn<br />
je als „Managerin“<br />
gefragt.<br />
Sie trägt bei<br />
der EURO 20<strong>22</strong><br />
in England die<br />
Verantwortung<br />
für ein mehr als<br />
40-köpfiges<br />
Team.<br />
<strong>ÖFB</strong>/GLANZL (3)<br />
Vorbereitung im Südburgenland<br />
Zur Vorbereitung auf die EURO versammelt<br />
Fuhrmann ihr Team im Monat vor Beginn der<br />
EURO zu insgesamt zwei Lehrgängen. Trainiert<br />
wird dabei jeweils im AVITA Resort im<br />
südburgenländischen Bad Tatzmannsdorf,<br />
wo die Österreicherinnen seit Jahren regelmäßig<br />
vor Länderspielen zu Gast sind. Zunächst<br />
kommt der Kader vom 6. bis 12. Juni<br />
zusammen. Am Ende des Lehrgangs gastiert<br />
dann mit Vizeeuropameister Dänemark<br />
(12.6.) ein attraktiver Testspielgegner in<br />
Österreich. Das bisher letzte Aufeinandertreffen<br />
mit den Däninnen war das EM-Semifinale<br />
2017, bei dem sich die <strong>ÖFB</strong>-Auswahl<br />
nach einem 0:0 n. V. erst im Elferschießen<br />
(0:3) geschlagen geben musste.<br />
Im zweiten Teil der Vorbereitung (17. bis<br />
26. Juni) geht es dann in gleich zwei freundschaftlichen<br />
Länderspielen um den letzten<br />
Feinschliff für die Endrunde. Zunächst empfängt<br />
das Frauen-Nationalteam Schottland<br />
(<strong>22</strong>.6.), ehe zum Abschluss das Gastspiel<br />
bei EM-Teilnehmer Belgien (26.6.) auf dem<br />
Programm steht.<br />
„Dadurch, dass die Meisterschafts- und<br />
Cupbewerbe in den europäischen Ligen zu<br />
völlig unterschiedlichen Zeitpunkten enden,<br />
waren wir in den Planungen sehr gefordert.<br />
Es ist uns gelungen, einen individuell flexiblen<br />
und mehrstufigen Vorbereitungsplan<br />
zu entwerfen. Darüber hinaus freut es mich<br />
sehr, dass wir für diese Phase drei starke<br />
Testspielgegner gewinnen konnten. So können<br />
wir uns bestmöglich auf die Intensität<br />
und das Tempo, die uns bei der EM-End runde<br />
erwarten, vorbereiten“, sagt Teamchefin<br />
Fuhrmann.<br />
TESTSPIELE<br />
12.06.: AUT – Dänemark (h)<br />
<strong>22</strong>.06.: AUT – Schottland (h)<br />
26.06.: Belgien – AUT (a)<br />
UEFA WOMEN’S<br />
EURO 20<strong>22</strong><br />
06.07.: England – AUT<br />
(21.00, Old Trafford,<br />
Manchester)<br />
11.07.: AUT – Nordirland<br />
(18.00, Southampton)<br />
15.07.: AUT – Norwegen<br />
(21.00, Brighton & Hove)<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 29
Nicole Billa trifft<br />
und trifft. Mit 41<br />
Teamtoren ist sie<br />
Rekordschützin<br />
Nina Burger (53)<br />
auf den Fersen.<br />
Der erste Lehrgang eines Länderspieljahres<br />
hat für das Frauen-<br />
Nationalteam meist experimentellen<br />
Charakter. Bei den Zusammenkünften<br />
geht es in erster Linie um<br />
die Stärkung des Teamgefüges,<br />
das Einschleifen von Abläufen und<br />
die Vorbereitung auf bevorstehende Herausforderungen.<br />
Fans und Öffentlichkeit erinnern<br />
sich – ob fehlender TV-Übertragungen<br />
oder der Überlagerung durch die Wintersportsaison<br />
– oftmals kaum an Spiele, geschweige<br />
denn an die Ergebnisse.<br />
20<strong>22</strong> ist alles anders. Die Elf von <strong>ÖFB</strong>-<br />
Teamchefin Irene Fuhrmann steht am Beginn<br />
des zweiten EURO-Jahres seiner Geschichte.<br />
Ziemlich genau fünf Monate bevor im<br />
Old Trafford vor 75.000 Zuschauern das EM-<br />
Eröffnungsspiel gegen England steigt, schlugen<br />
die Österreicherinnen ihre Vorbereitungszelte<br />
zuletzt im spanischen Marbella auf. Das<br />
mediale Interesse war wegen des bevorstehenden<br />
Großereignisses entsprechend<br />
hoch, die Spiele gegen Rumänien und die<br />
Schweiz wurden vom ORF live übertragen,<br />
täglich trudelten Interviewanfragen ein.<br />
Anders als noch 2020, als schon einmal<br />
zwei Länderspiele in Marbella (1:1 und 1:2<br />
gegen die Schweiz) stattfanden, wird man<br />
<strong>ÖFB</strong>/GLANZL (2)<br />
Sixpack<br />
Die Frauen-Nationalteams zeigen sich<br />
am Beginn des Highlight-Jahres 20<strong>22</strong> in<br />
bestechender Form und verbuchen im<br />
Rahmen der Februar-Tests sechs Siege –<br />
fast ausschließlich gegen Topteams.<br />
Comeback! Viktoria<br />
Schnaderbeck verleiht<br />
dem Frauen-Nationalteam<br />
defensiv weitere<br />
Stabilität.<br />
30<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
FRAUEN<br />
TEXT KEVIN BELL<br />
sich diesmal wohl etwas länger an die Testspiele<br />
erinnern. Dass dafür aber weniger die<br />
genannten Vorzeichen als vielmehr zwei fulminante<br />
Leistungen der Österreicherinnen<br />
verantwortlich waren, ist umso erfreulicher.<br />
Schnaderbeck & Co. in Topform<br />
Zwei überzeugende Siege – ein 6:1 über<br />
Rumänien und ein 3:0 gegen die Schweiz<br />
– zeugen von der Frühform, in der sich das<br />
Frauen-Nationalteam im EURO-Jahr 20<strong>22</strong><br />
befindet. Der Kantersieg gegen den Weltranglisten-42.<br />
war durch einen Dunst-Treffer<br />
nach 65 Sekunden bereits geebnet und zur<br />
Pause (3:0) auf Schiene.<br />
Positiv hervorzuheben waren beispielsweise<br />
die ebenso erfolgreichen wie langersehnten<br />
Comebacks von Kapitänin Viktoria<br />
Schnaderbeck und Julia Hickelsberger-Füller<br />
sowie die Debüts von Torfrau Isabella Kresche<br />
und Julia Magerl, die auch gleich ein<br />
Tor erzielte.<br />
Drei Tage später bestanden die Österreicherinnen<br />
dann auch den ersten echten<br />
Härtetest mit Bravour. Am Ende einer über<br />
90 Minuten konstanten Leistung stand ein<br />
klarer Prestigeerfolg gegen die EM-Teilnehmerinnen<br />
und Weltranglisten-17. aus der<br />
Schweiz. Das 3:0 war gleichzeitig der erste<br />
Sieg gegen ein im FIFA-Ranking besser platziertes<br />
Team seit der EURO 2017.<br />
Die Teamchefin sah klare Fortschritte im<br />
Spiel mit dem Ball: „Wir haben in puncto<br />
Spielkontrolle deutliche Schritte nach vorn<br />
gemacht und mittlerweile auch gegen Topgegner<br />
sehr lange Ballbesitzphasen.“<br />
Anders als in früheren Jahren gelingt es<br />
der Fuhrmann-Elf derzeit, sich für den hohen<br />
Aufwand mit Toren zu belohnen. Gegen Rumänien<br />
und die Schweiz standen neun Treffer<br />
auf der Habenseite. Für drei davon zeichnete<br />
Nicole Billa (41 Tore) verantwortlich. Die<br />
Hoffenheim-Goalgetterin ist Rekordtorschützin<br />
Nina Burger (53) auf den Fersen. Insgesamt<br />
trugen sich in Marbella sieben verschiedene<br />
Akteurinnen in die Schützinnenliste ein,<br />
Lisa Kolb und Laura Wienroither trafen wie<br />
Magerl erstmals.<br />
„Wir brauchen natürlich eine Nicole Billa,<br />
die konstant ihre Tore macht, aber wir haben<br />
derzeit eine Supermischung“, sagt Fuhrmann,<br />
die in Abwesenheit von Größen wie<br />
Verena Hanshaw und Virginia Kirchberger<br />
diesmal 20 verschiedene Spielerinnen einsetzte.<br />
„Die Stammspielerinnen haben sich<br />
Linda Natter (Altach,<br />
rechts) steuerte zu den<br />
beiden Siegen der U17<br />
drei Treffer bei.<br />
Jubel bei den Nachwuchs-Nationalteams:<br />
Der U19 (Foto) und<br />
der U17 gelangen in<br />
Por tugal sensationell<br />
insgesamt vier Siege.<br />
FPF<br />
weiterentwickelt und die Jungen durch starke<br />
Leistungen Einsatzzeiten verdient. Alle<br />
stellen sich in den Dienst des großen Ganzen<br />
und versuchen, das Team jeden Tag auf und<br />
neben dem Platz besser zu machen. Das<br />
müssen wir beibehalten.“<br />
Im Hinblick auf das wichtige WM-Qualifikationsspiel<br />
gegen Nordirland (8. April,<br />
Wiener Neustadt) und die EM-Endrunde im<br />
Sommer tankten die Österreicherinnen viel<br />
Selbstvertrauen. „Wir arbeiten immer sehr<br />
prozessorientiert, schaffen es aber derzeit<br />
auch, unseren Weg mit Ergebnissen zu bestätigen“,<br />
sagt Fuhrmann.<br />
Nachwuchs überzeugt<br />
Ebenfalls für positive Ergebnisse sorgte der<br />
Nachwuchs. Sowohl die U17 von Teamchef<br />
Patrick Haidbauer als auch die U19 von Teamchef<br />
Hannes Spilka bestritt je zwei Testspiele<br />
in Portugal. Die <strong>ÖFB</strong>-Talente feierten dabei<br />
sensationell vier Siege und gehen mit einem<br />
positiven Gefühl in die jeweilige EM-Qualifikation<br />
im März bzw. April.<br />
„Wir haben bewiesen, dass wir die Qualität<br />
haben, solch einen Gegner zu besiegen.<br />
Wir dürfen mit viel Selbstvertrauen auf die<br />
kommenden Aufgaben blicken, aber auch<br />
nicht vergessen, dass auf diesem Niveau<br />
jedes Spiel eine Gratwanderung ist“, sagte<br />
beispielsweise Haidbauer nach dem 3:2 und<br />
dem 2:0 seiner U17. Spilka, der im großen<br />
CORNER-Interview (siehe Seite 38) ausführlich<br />
zu Wort kommt, lobt nach zwei engen<br />
Spielen (1:0, 2:1) vor allem die Einstellung<br />
der U19. Auf den Jahrgang wartet mit der<br />
Heim-Quali im April in Traiskirchen ein echtes<br />
Highlight: „Wir legen eine Mentalität an den<br />
Tag, die es auch Topteams schwer macht,<br />
uns zu schlagen.“ Das galt im Februar für<br />
alle weiblichen <strong>ÖFB</strong>-Nationalteams und darf<br />
gern noch einige Zeit so bleiben.<br />
<strong>ÖFB</strong><br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 31
UNIQA <strong>ÖFB</strong> CUP<br />
TEXT ANDREAS TERLER<br />
Die Rückkehr<br />
der Spezialisten<br />
Die SV Guntamatic Ried hat die Chance, ihren<br />
dritten Titel im UNIQA <strong>ÖFB</strong> Cup zu holen. Die<br />
Mischung aus Routiniers und Top-Talenten lässt<br />
die Innviertler vom großen Coup träumen.<br />
Zehn Jahre sind im Fußball eine lange<br />
Zeit. Für die SV Guntamatic Ried<br />
gehörte die zurückliegende Dekade<br />
mit Sicherheit zu den turbulenteren<br />
in der bald 110-jährigen Vereinsgeschichte.<br />
Nach zwölf Saisonen in<br />
der Bundesliga verabschiedete sich<br />
der Verein 2017 in die schmerzhafte Zweitklassigkeit,<br />
die man nach zwei gescheiterten<br />
Aufstiegsversuchen erst 2020 hinter sich<br />
lassen konnte. Seither sind die Innviertler<br />
dabei, sich wieder als fester Bestandteil der<br />
Bundesliga zu etablieren. Eine positive Entwicklung,<br />
die in dieser Saison auch in einem<br />
Bewerb Früchte trägt, zu dem die Rieder eine<br />
ganz besondere Beziehung pflegen – dem<br />
UNIQA <strong>ÖFB</strong> Cup. Zwemal konnte die Spielvereinigung<br />
aus der gut 12.000 Einwohner<br />
zählenden Stadt im Innkreis den Cup bereits<br />
gewinnen. In diesem Jahr steht man zum<br />
vierten Mal im Finale, genau zehn Jahre nach<br />
dem bisher letzten Einzug ins Endspiel.<br />
Aufgegangen ist der Rieder Cup-Stern<br />
in der Saison 1997/98, als man nicht nur<br />
bis ins Finale vorgestoßen ist, sondern dort<br />
auch als krasser Außenseiter den damaligen<br />
Bundesliga-Krösus Sturm Graz bezwang.<br />
Goran Stanisavljevic, Herwig Drechsel und<br />
Markus Scharrer schockten mit ihren Treffern<br />
die sich damals im Meistertaumel befindenden<br />
Steirer, bis heute zählt der 3:1-Sieg der<br />
„Wikinger“ zu den größten Finalüberraschungen<br />
in der österreichischen Cup-Geschichte.<br />
Die Grazer als Kontrahent spielten auch auf<br />
dem Weg zum zweiten Rieder Cup-Triumph<br />
eine wesentliche Rolle. 2010/11 warf man<br />
auf dem Weg ins Endspiel nicht nur die<br />
Kampfmannschaft, sondern auch die Amateure<br />
der Schwarz-Weißen aus dem Bewerb.<br />
Ins Finale ging man gegen Austria Lustenau<br />
daraufhin als Favorit und gewann durch zwei<br />
Tore von Markus Hammerer souverän mit<br />
2:0. Ein knappes Jahr später durften die<br />
Oberösterreicher, unter anderem nach Siegen<br />
über Rapid und Austria Wien, wieder<br />
ins Ernst-Happel-Stadion zum Finale einlaufen.<br />
Diesmal musste man sich allerdings<br />
dem FC Red Bull Salzburg klar mit 0:3 geschlagen<br />
geben.<br />
Mit Marcel Ziegl ist nur ein einziger<br />
Spieler vom bisher letzten Cup-Finale der<br />
Rieder auch heute noch mit von der Partie.<br />
Vom Prototyp der Rieder Nachwuchsarbeit<br />
ist der Defensivallrounder in den vergangenen<br />
Jahren zum Anführer und Kapitän gereift.<br />
Als dementsprechend besonders ordnet<br />
er den diesjährigen Weg ins Endspiel<br />
ein. Dieser führte nach klaren Erfolgen gegen<br />
Grödig und Vorwärts Steyr einmal mehr über<br />
Sturm und schließlich über Austria Klagenfurt<br />
und im Halbfinale zu einem 2:1-Sieg gegen<br />
den TSV Egger Glas Hartberg. „Das ist etwas<br />
ganz Großes für Ried“, schwärmt Ziegl, der<br />
nun von einer Innviertler Völkerwanderung<br />
träumt: „Ich hoffe, dass jetzt die gesamte<br />
Region nach Klagenfurt zum Finale pilgert.“<br />
UNIQA <strong>ÖFB</strong> CUP<br />
2021/<strong>22</strong><br />
Der Rieder Weg ins Finale<br />
1. Runde: SV Grödig (a):<br />
0:7 (0:4)<br />
2. Runde: Vorwärts Steyr (a):<br />
1:3 (0:1)<br />
Achtelfinale: SK Puntigamer<br />
Sturm Graz (a): 1:2 (1:0)<br />
Viertelfinale: SK Austria<br />
Klagenfurt (h): 2:0 (0:0)<br />
Halbfinale: TSV Egger Glas<br />
Hartberg (h): 2:1 (0:0)<br />
Finale: 1. Mai, 17 Uhr im<br />
Wörtherseestadion, Klagenfurt<br />
(2. HF nach Red.-Schluss)<br />
32<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
links: Die Rieder Mannschaft<br />
feiert mit den Fans.<br />
unten: Felix Seiwald bejubelt<br />
sein Cup-Tor gegen Hartberg.<br />
links unten: Ziegl und Ibertsberger<br />
umarmen sich nach dem<br />
Finaleinzug.<br />
GEPA-PICTURES.COM (3)<br />
Während Ziegl mittlerweile zu den<br />
Routiniers im Team gehört, machte mit Felix<br />
Seiwald im Halbfinale ein neues, vielversprechendes<br />
Talent auf sich aufmerksam. Mit<br />
einer sehenswerten Einzelaktion ließ der<br />
Absolvent der Rieder Akademie zunächst<br />
Hartberg-Verteidiger Thomas Rotter aussteigen<br />
und erzielte dann den so wichtigen<br />
Führungstreffer für sein Team. Es war noch<br />
dazu sein erstes Profitor für die SV Ried. „Das<br />
ist es, wovon jeder Spieler träumt. Dass man<br />
in einem so wichtigen Spiel mitspielen kann,<br />
dann sogar trifft und jetzt im Finale steht, ist<br />
einfach unglaublich“, strahlte der 21-Jährige<br />
nach seinem Premierentor.<br />
In Szene gesetzt wurde Seiwald von<br />
einem, der in dieser Saison einmal mehr der<br />
Offensive der Rieder seinen Stempel aufdrückt:<br />
Stefan Nutz. Neben beiden Assists<br />
im Halbfinale konnte er auch schon selbst<br />
in dieser Cup-Saison vier Treffer erzielen und<br />
ist damit vor dem Finale der Top-Torschütze<br />
im laufenden Bewerb. Der frühere U21-<br />
Nationalteamspieler entwickelte sich nach<br />
Stationen bei Grödig, Rapid und Altach in<br />
seiner zweiten Ära bei Ried zum Um und<br />
Auf im Angriffsspiel und hatte vor allem<br />
wesentlichen Anteil am Wiederaufstieg in<br />
die Bundesliga. Ein Cup-Titel fehlt dem<br />
30-jährigen Steirer allerdings noch.<br />
Das gilt auch für Robert Ibertsberger, den<br />
Trainer der Rieder, der sich als Spieler mit<br />
Austria Salzburg und dem FC Tirol zwar zwei<br />
Meistertitel sicherte, allerdings nie in einem<br />
Cup-Finale stand. Als Cheftrainer in Ried hat<br />
er nur wenige Monate gebraucht, um dieses<br />
Ziel zu erreichen. Obwohl Ibertsberger bereits<br />
der fünfte Trainer der Rieder binnen 13 Monaten<br />
ist, gelang es ihm schnell, Ruhe in die<br />
Mannschaft zu bringen – ein Verdienst, das<br />
allerdings auch auf neu geschaffene Strukturen<br />
innerhalb des Vereins rund um Geschäftsführer<br />
Rainer Wöllinger, Sportvorstand Wolfgang<br />
Fiala und den Ex-Spieler und nunmehrigen<br />
sportlichen Leiter für die Profis, Thomas<br />
Reifeltshammer, zurückzuführen ist.<br />
Dass der Cup-Erfolgslauf in dieser Saison<br />
nicht beim Einzug ins Finale zu Ende sein soll,<br />
steht für Ibertsberger außer Frage. „In einem<br />
Finale ist alles möglich, wir trauen uns schon<br />
etwas zu“, sagt er. Und angesprochen auf das<br />
letzte Rieder Endspiel von vor zehn Jahren<br />
antwortet er mit einem Lächeln: „Das ist eh<br />
schon wieder länger her. Es war wirklich<br />
schon an der Zeit.“<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 33
U21<br />
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
„Alles ist möglich“<br />
34<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Junior Adamu ist sowohl für<br />
die U21 als auch für das<br />
A-Team des <strong>ÖFB</strong> im Einsatz.<br />
<strong>ÖFB</strong>/VRANOVSKY<br />
U21-Goalgetter,<br />
Nationalteamdebüt,<br />
Tor in der Champions<br />
League gegen die<br />
Bayern: Sehr viel<br />
steiler hätte die<br />
Karrierekurve von<br />
Junior Adamu in den<br />
letzten Monaten nicht<br />
verlaufen können.<br />
Zwanzig Minuten gespielt, schneller<br />
Angriff, schöner Schlenzer mit dem<br />
rechten Fuß – und dann pure Ekstase.<br />
So lief es in kurzen Sätzen ab, das<br />
erste Tor von Serienmeister FC Red<br />
Bull Salzburg im Achtelfinale in der<br />
UEFA Champions League gegen den großen<br />
FC Bayern München. Es war der Moment für<br />
U21-Goalgetter Junior Adamu, dem gegen<br />
die Bayern sein erster Treffer in der Königsklasse<br />
gelang. Was einem als Spieler in so<br />
einem Augenblick durch den Kopf geht?<br />
Adamu: „Die genauen Gedanken weiß ich<br />
gar nicht mehr, aber es war ein unglaubliches<br />
Gefühl, als ich gesehen habe, dass der Ball<br />
ins Tor geht.“<br />
Für den U21-Teamstürmer, der im vergangenen<br />
November gegen Israel sein Debüt<br />
für das Nationalteam gab, sind es aufregende<br />
Wochen: Mittwoch Champions-League-<br />
Tordebüt, Sonntag Bundesliga, Montag<br />
Bundesheer. Unterschiedlicher könnte das<br />
Kontrastprogramm kaum sein. Aber Adamu<br />
nimmt es locker, im Gespräch mit dem <strong>ÖFB</strong><br />
CORNER sagt er lachend: „Das geht schon<br />
alles.“ Bodenständigkeit ist eine der Charaktereigenschaften<br />
des 20-jährigen Steirers. Als<br />
er im November zunächst im Nationalteam<br />
unter Teamchef Franco Foda debütierte und<br />
anschließend für das Heimspiel gegen Kroatien<br />
zur U21 abgestellt wurde, sagte Adamu<br />
im <strong>ÖFB</strong> TV-Interview: „Es war eine unglaubliche<br />
Erfahrung, erstmals beim Nationalteam<br />
dabei zu sein, aber jetzt freue ich mich sehr,<br />
dass ich bei der U21 sein kann.“<br />
Seine Treffsicherheit hat er im U21-<br />
Nationalteam bereits eindrucksvoll unter Beweis<br />
gestellt. Dort kennt Adamu das Gefühl,<br />
Tore am Fließband zu schießen. Neun Treffer<br />
bei zehn Einsätzen sprechen eine deutliche<br />
Sprache. Dabei musste U21-Teamchef Werner<br />
Gregoritsch in zwei Partien auf seine Torgarantie<br />
verzichten: In Finnland fehlte Adamu<br />
krankheitsbedingt, in Aserbaidschan wegen<br />
seines Nationalteamdebüts. Trotzdem ist er<br />
mit fünf Toren, gemeinsam mit Romano<br />
Schmid, der erfolgreichste <strong>ÖFB</strong>-Schütze in<br />
der laufenden Qualifikation für die UEFA U21-<br />
EURO 2023. Damit zeichnet das Duo Adamu/<br />
Schmid für 10 der insgesamt 18 U21-Tore in<br />
der Quali verantwortlich.<br />
Mit dem Rücken zur Wand<br />
Trotz der Offensivpower hat die Auswahl von<br />
Teamchef Gregoritsch eine mögliche EM-<br />
Teilnahme nicht mehr in der eigenen Hand.<br />
Mit drei Niederlagen aus sieben Spielen<br />
müssen die <strong>ÖFB</strong>-Talente auf Schützenhilfe<br />
anderer Teams hoffen, um zumindest noch<br />
den zweiten Platz und damit die Play-off-<br />
Teilnahme zu erreichen.<br />
Verlieren ist in den drei verbleibenden<br />
Partien im Frühjahr jedenfalls verboten. Dabei<br />
geht es in den Spielen in Kroatien (25. März)<br />
sowie gegen Norwegen (29. März) und Finnland<br />
(3. Juni) genau gegen jene drei Gegner,<br />
gegen die die U21 ihre Niederlagen kassierte.<br />
„Natürlich haben wir da noch Rechnungen<br />
offen. Wir wissen um die Stärke dieser Teams,<br />
aber wir werden kämpfen, um unser Ziel, die<br />
EM-Teilnahme, noch zu erreichen“, so Adamu.<br />
Die Ausrede, dass die U21 wegen der zahlreichen<br />
Ausfälle etwas ins Hintertreffen in<br />
dieser engen Gruppe geraten ist, will er nicht<br />
gelten lassen: „Ich glaube, dass es zu einfach<br />
ist, alles an den Ausfällen festzumachen. In<br />
Norwegen haben wir über weite Strecken<br />
ein gutes Spiel gemacht, hatten viel mehr<br />
Torchancen als der Gegner und haben trotzdem<br />
verloren. Daran müssen wir arbeiten.<br />
Aber natürlich hoffe ich, dass im Frühjahr alle<br />
fit sind und wir mit unseren stärksten Spielern<br />
in die restliche Quali gehen können.“<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 35
In der aktuellen EM-<br />
Quali steuerte Junior<br />
Adamu fünf Tore für<br />
Österreich bei.<br />
Pressing. Trotzdem hat er eine klare Vorstellung<br />
davon, wie er mithelfen will, dass das<br />
U21-Team doch noch zum zweiten Mal an<br />
einer Europameisterschaft teilnimmt: „Ich will<br />
dem Team mit vielen Toren helfen“, sagt er.<br />
Auch auf die Stärken von Teamchef Werner<br />
Gregoritsch vertraut der gläubige Stürmer:<br />
„Er hat einen sehr guten Draht zu uns<br />
Spielern, redet sehr viel mit uns. Er hat eine<br />
genaue Vorstellung davon, welche Qualitäten<br />
eines Spielers in einem Spiel helfen können.“<br />
Das U21-Team würden der unbändige Wille<br />
und Ehrgeiz ausmachen, wie Adamu glaubt.<br />
Auch von den bisher erlittenen Rückschlägen<br />
wird sich das Team nicht aus der Bahn werfen<br />
lassen, ist er sich sicher. „Wir haben ein richtig<br />
starkes Team mit sehr guten Spielern. Die<br />
Niederlagen sind abgehakt, wir greifen wieder<br />
voll an“, sagt er.<br />
Zum Start in diese heiße Phase steht<br />
gleich das schwere Auswärtsspiel in Kroatien<br />
auf dem Programm. Die Kroaten stehen ohne<br />
Punkteverlust an der Spitze der Gruppe. Im<br />
November musste die U21 eine 1:3-Heimniederlage<br />
gegen die „Feurigen“ hinnehmen.<br />
„Ich glaube, dass es ein paar Sachen gibt,<br />
die wir in dieser Partie nicht so gut gemacht<br />
haben, wie wir sie sonst machen, aber ich<br />
bin mir sehr sicher, dass wir beim Auswärtsspiel<br />
ein anderes Gesicht präsentieren werden“,<br />
so der Angreifer.<br />
Glaube, Spaß und Ehrgeiz<br />
Niederlagen beschäftigen den 20-Jährigen,<br />
seine gute Laune verliert er trotzdem nie.<br />
Wer Adamu beobachtet, sieht ihn so gut wie<br />
immer mit einem Lächeln auf den Lippen.<br />
Seine Mitspieler schätzen den Spaßfaktor,<br />
den der Stürmer immer wieder einbringt und<br />
damit oftmals den Druck etwas aus dem Team<br />
nimmt.<br />
Auf dem Platz kennt der in Nigeria geborene<br />
Angreifer aber keinen Spaß – außer bei<br />
seinen Torjubeln. Egal, ob im Training oder im<br />
Match, sobald es um Fußball geht, kehrt<br />
Ernsthaftigkeit ein. Doch die Eigensinnigkeit,<br />
die Stürmern oft nachgesagt wird, findet sich<br />
kaum im Spiel des Grazers. Er stellt sich in<br />
den Dienst des Teams, spult Kilometer ab<br />
und agiert immer als erster Verteidiger im<br />
» Natürlich haben<br />
wir gegen unsere<br />
kommenden<br />
Gegner noch ein<br />
paar Rechnungen<br />
offen. «<br />
Für U21-Teamchef<br />
Werner Gregoritsch<br />
ist Adamu so etwas<br />
wie eine Torgarantie.<br />
<strong>ÖFB</strong>/VRANOVSKY (2)<br />
Klare Ziele<br />
U21-Teamchef Gregoritsch weiß ebenfalls<br />
um Adamus Qualitäten: „Junior ist für uns<br />
ein sehr wichtiger Spieler, nicht nur wegen<br />
seiner Tore. Auch wenn er in unserem System<br />
oft die einzige Spitze ist, sichert er Bälle sehr<br />
gut und leitet so viele Angriffe mit ein.“<br />
Der Druck auf Adamu und seine U21-<br />
Kollegen könnte größer kaum sein. Der Grazer<br />
ist überzeugt davon, dass das Team dem<br />
gewachsen ist: „Wir müssen und wir werden<br />
dem Druck standhalten. Unser Ziel ist es, uns<br />
für die EURO zu qualifizieren. Solange die<br />
Chance noch da ist, dürfen wir nicht aufgeben.<br />
Alles ist möglich, ich sehe keinen Grund,<br />
warum wir uns nicht qualifizieren sollten.“<br />
Die EURO-Teilnahme ist also ein erklärtes<br />
Ziel von Adamu. Er weiß, was er will: „Ich<br />
will einer der Top-Torschützen in Europa werden.“<br />
Wenn seine Entwicklung des letzten<br />
Jahres in diesem Tempo weitergeht, scheint<br />
das nicht unrealistisch zu sein: erstes Bundesligator<br />
im August, neun U21-Treffer im Jahr<br />
2021, Nationalteamdebüt im November, erstes<br />
Champions-League-Tor im Februar.<br />
Viele Eindrücke für einen jungen Fußballer.<br />
Auf die Frage, ob er denn all das schon<br />
begriffen hat, was da in den letzten Monaten<br />
passiert ist, kommen sie wieder heraus,<br />
seine Bodenständigkeit und sein Ehrgeiz:<br />
„Ja, schon, aber ich hoffe, dass noch viel<br />
mehr kommt. Ich werde weiter hart an mir<br />
arbeiten, wie ich das auch bisher gemacht<br />
habe, um all meine Träume wahr werden zu<br />
lassen.“<br />
36<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
200 EURO<br />
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FÜR ONLINE WETTEN<br />
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HANNES SPILKA<br />
INTERVIEW KEVIN BELL<br />
Hannes Spilka brennt für<br />
den Frauenfußball und die<br />
Arbeit mit jungen Talenten.<br />
„Es ist ein Privileg“<br />
<strong>ÖFB</strong> CORNER: Sie arbeiten jetzt seit fast<br />
zehn Jahren im Frauenfußball, haben<br />
mit dem SKN, Horn und der Austria große<br />
Erfolge gefeiert und sind nun <strong>ÖFB</strong>-<br />
Teamchef. Hat Sie der Frauenfußball in<br />
seinen Bann gezogen?<br />
HANNES SPILKA: Ja, vom ersten Tag an.<br />
Weil ich gesehen habe, wie die Spielerinnen<br />
die Liebe zum Fußball leben, wie sie<br />
täglich für ihren Sport brennen und mit<br />
großer Leidenschaft ihren Träumen hinterherjagen.<br />
Dabei möchte ich sie mit meiner<br />
Erfahrung und meinem Wissen unterstützen.<br />
Es macht noch immer großen Spaß.<br />
Neben Ihrer Tätigkeit als Teamchef sind<br />
Sie auch Akademie-Trainer. Eine sinnvolle<br />
Doppelrolle?<br />
Es ist fordernd und zeitintensiv, weil es<br />
natürlich zwei Jobs auf einmal sind. Da<br />
muss man bereit sein, sehr viel zu investieren.<br />
Aber ich habe in beiden Bereichen<br />
großartige Betreuerteams an meiner Seite,<br />
das erleichtert diese Aufgaben. Aus sportlicher<br />
Sicht ist es eine super Konstellation,<br />
mit vielen Teamspielerinnen im täglichen<br />
Trainingsbetrieb zusammenzuarbeiten.<br />
Dennoch braucht es viel Feingefühl, denn<br />
als Teamchef ist es notwendig, auch erfolgsorientiert<br />
zu denken, während in der<br />
Hannes Spilka<br />
(52) ist Coach in<br />
der <strong>ÖFB</strong> Frauen-<br />
Akademie und<br />
Teamchef des<br />
U19 Frauen-<br />
Nationalteams.<br />
Im Frühjahr hat<br />
er mit seiner<br />
Auswahl beim<br />
Quali-Turnier in<br />
Traiskirchen die<br />
Chance auf eine<br />
EM-Teilnahme.*<br />
Akademie die Ausbildung unserer Talente<br />
im Vordergrund steht.<br />
Wir würden Sie Ihre ersten Monate im<br />
Amt zusammenfassen?<br />
Die bisherige Zeit hat meine Erwartungen<br />
übertroffen. Jeder neue Arbeitstag macht<br />
mehr Spaß als der vorangegangene. Besonders<br />
taugt mir die tägliche Herausforderung<br />
mit den Talenten, weil man deren<br />
Entwicklung – auch in schwierigen Phasen<br />
– ständig beobachten und beeinflussen<br />
kann. Es fühlt sich nicht wie Arbeit an, es<br />
ist Freude, Emotion und Fußballspaß pur.<br />
Daher bin ich glücklich und dankbar, in einer<br />
der besten Fußball-Institutionen Österreichs<br />
und Europas arbeiten zu dürfen. Es ist ein<br />
Privileg und das versuche ich auch den<br />
Spielerinnen zu vermitteln.<br />
Im Frühjahr steht das erste Highlight auf<br />
dem Programm: Die entscheidende<br />
Quali-Runde mit Bulgarien, der Ukraine<br />
und Norwegen findet in Traiskirchen<br />
statt. Für Sie als Niederösterreicher ein<br />
Heimspiel.<br />
Es wird eine Riesenherausforderung für<br />
uns alle. Teammanager Michael Kemminger<br />
und ich haben uns die besten Optionen<br />
für Unterkunft, Spielorte und Trainingsmög-<br />
*Das Interview wurde vor der Verschiebung des Turniers aufgrund des Kriegs in der Ukraine geführt.<br />
38<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
lichkeiten angeschaut und bereits fixiert.<br />
Jetzt können wir es kaum noch erwarten.<br />
Die Zuschauer können in engen Spielen ein<br />
entscheidender Faktor sein. Wir hoffen auf<br />
zahlreiche Unterstützung.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Sie haben in Ihren ersten neun Länderspielen<br />
sieben Siege eingefahren und nur<br />
gegen Italien (3:4 und 1:2, Anm.) verloren.<br />
Was sind die Stärken Ihres Teams?<br />
Die Spiele gegen Italien haben gezeigt, dass<br />
auf absolutem Topniveau Kleinigkeiten entscheiden.<br />
Wir haben danach eine besondere<br />
Siegermentalität entwickelt, andere Sichtweisen<br />
zugelassen und uns gegen seitig<br />
versprochen, noch mehr dafür zu tun, solche<br />
engen Partien in Zukunft zu gewinnen. Bis<br />
jetzt klappt’s sehr gut. Es ist ein unglaublicher<br />
Teamgeist entstanden, Respekt, Akzeptanz,<br />
Mut und Vertrauen innerhalb des Teams<br />
sind sehr hoch. Diese innere Kraft, das Wir-<br />
Gefühl und das lachende Gesicht, das wir<br />
uns verpasst haben, sind vielleicht unsere<br />
größten Stärken. Wir haben einen ganz eigenen<br />
„Vogel“.<br />
Und sportlich?<br />
Da liegt unser Hauptaugenmerk sicher auf<br />
der Defensive. Die Mädels haben einen unbändigen<br />
Willen und große Freude, gegen<br />
den Ball zu arbeiten. Offensiv sind wir gut,<br />
haben jedoch noch Luft nach oben, das wissen<br />
wir.<br />
Wie gut sind die Quali-Gegner?<br />
Die Ukraine haben wir in<br />
der ersten Quali-Runde bereits<br />
bespielt und 1:0 geschlagen.<br />
Ein sehr unangenehmer,<br />
zweikampfstarker<br />
Gegner, der gut organisiert<br />
ist. Die Bulgarinnen sind<br />
ohne Punkteverlust in die<br />
zweite Runde aufgestiegen<br />
und spielfreudiger als<br />
die Ukrainerinnen. Ihre<br />
Stärken liegen im Umschaltspiel.<br />
Norwegen ist<br />
das Topteam der Gruppe<br />
und über uns zu stellen. Die<br />
Tagesverfassung und die<br />
ersten beiden Spiele werden<br />
in diesem Duell eine<br />
Rolle spielen.<br />
Selbst wenn alles bis<br />
dahin wie geplant läuft,<br />
muss das Team die Norwegerinnen im<br />
letzten Spiel womöglich schlagen …<br />
Wir haben im Herbst mit Holland die vielleicht<br />
beste Mannschaft Europas geschlagen<br />
und jetzt gegen Portugal zwei Siege eingefahren.<br />
Wir wissen, was wir können, müssen<br />
aber immer ans Limit gehen, dann haben<br />
wir realistische Chancen.<br />
Auch ohne die Stammkräfte D’Angelo,<br />
Sarac und Felber?<br />
Ja, weil wir auf jeder Position richtig gut besetzt<br />
sind. Im zurückliegenden Lehrgang hat<br />
sich noch die eine oder andere Spielerin<br />
aufgedrängt.<br />
Ihre Kollegen Martin Scherb (U19-Burschen)<br />
und Patrick Haidbauer (U17-Mädchen)<br />
kämpfen ebenfalls um die EM-Teilnahme.<br />
Haben sie Chancen?<br />
Martin hat mit Spanien und Dänemark brutal<br />
starke Gegner erwischt, aber die Burschen<br />
können richtig gut Fußball spielen. Ich habe<br />
das Gefühl, dass etwas Besonderes passieren<br />
könnte. Ähnliches gilt für die U17-Mädels.<br />
Sie wissen, was sie an einem guten<br />
Tag leisten können. Ich hoffe, dass es auf<br />
ein „Finale“ gegen Deutschland hinausläuft,<br />
dann traue ich ihnen viel zu.<br />
Dank guter Defensivarbeit<br />
stehen in neun Länderspielen<br />
sieben Siege zu<br />
Buche.<br />
UEFA WOMEN’S<br />
U19 EURO 20<strong>22</strong><br />
Qualifikation in Österreich<br />
Das Turnier wird aufgrund<br />
des Kriegs in der Ukraine<br />
neu terminisiert.<br />
UEFA WOMEN’S<br />
U17 EURO 20<strong>22</strong><br />
Qualifikation im Kosovo<br />
23.03.: Slowenien – AUT<br />
26.03.: AUT – Kosovo<br />
29.03.: Deutschland – AUT<br />
UEFA U19-<br />
EURO 20<strong>22</strong><br />
Eliterunde in Spanien*<br />
23.03.: Spanien – AUT<br />
26.03.: AUT – Dänemark<br />
Nur die Gruppensiegerinnen<br />
qualifizieren sich für die Endrunde.<br />
* Russland wurde von allen UEFA-<br />
Turnieren suspendiert<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 39
AKADEMIEN<br />
MARTIN SCHERB<br />
Evaluierung<br />
statt Revolution<br />
Der <strong>ÖFB</strong> unterzieht sein bestehendes AKA-System einer gründlichen<br />
Evaluierung und arbeitet an einer neuen Struktur dieser Talentfördereinrichtungen.<br />
Im Gespräch mit dem <strong>ÖFB</strong> CORNER erläutert<br />
Martin Scherb, der Gesamtleiter Talentförderung, den Prozess.<br />
INTERVIEW MICHAEL GRASWALD<br />
<strong>ÖFB</strong> CORNER: Herr Scherb, wieso ist plötzlich<br />
das Thema der Akademiestruktur aufgetaucht?<br />
MARTIN SCHERB: Im österreichischen Fußball<br />
hat in den letzten zehn Jahren erfreulicherweise<br />
ein Umdenken stattgefunden. Es wird<br />
viel mehr auf den eigenen Nachwuchs gesetzt.<br />
Spieler aus der eigenen Jugend werden<br />
zur Identifikationsfigur oder teuer verkauft,<br />
um den Verein wirtschaftlich weiterzubringen.<br />
Das eingenommene Geld wird wiederum in<br />
die Infrastruktur der Nachwuchsarbeit investiert.<br />
Es ist auch ein Qualitätsmerkmal, wenn<br />
man sieht, wo ehemalige Akademiespieler<br />
aktuell spielen. Sie sind wichtige Stützen bei<br />
Bundes ligisten, spielen eine starke Rolle im<br />
Ausland und sind Nationalteamspieler.<br />
Und von diesen Vorteilen einer eigenen<br />
Akademie wollen jetzt auch andere Ver eine<br />
profitieren.<br />
Es gibt Vereine mit Interesse. Unsere Auf gabe<br />
als <strong>ÖFB</strong> ist es, diese Interessenten so einzugliedern,<br />
dass aus den guten Absichten eine<br />
Win-win-Situation für alle entsteht. Das allerwichtigste<br />
Thema bleibt die bestmögliche<br />
Ausbildung für Spielerinnen und Spieler.<br />
Im Jänner verkündete der <strong>ÖFB</strong>, dass das<br />
AKA-System evaluiert wird. Wie läuft das ab?<br />
Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass<br />
»Die Ausbildung<br />
nur daran zu messen,<br />
wie viele es<br />
in die Bundesliga<br />
schaffen, ist zu<br />
kurz gedacht.«<br />
es wirklich um eine Evaluierung und keine<br />
Revolutionierung geht. Es gibt viele Themen,<br />
die wir unter die Lupe nehmen. Viele Aspekte<br />
des österreichischen Weges der Talentförderung<br />
laufen sehr gut, andere Dinge, die<br />
man optimieren kann, werden wir hinterfragen.<br />
Dafür wurde eine vierköpfige Kerngruppe<br />
ins Leben gerufen, der Sportdirektor<br />
Peter Schöttel, Günter Kreissl, Michael Gangoly<br />
und ich angehören. Daneben gibt es einen<br />
Expertenpool mit Vertretern der Landesverbände,<br />
Akademien, der Bundesliga und<br />
weiteren Kollegen des <strong>ÖFB</strong>.<br />
Welche Kriterien werden bei der Evaluierung<br />
angelegt?<br />
Die Qualität der Ausbildung allein daran zu<br />
messen, wie viele Akademiespieler es in die<br />
Bundesliga schaffen, ist viel zu kurz gedacht.<br />
Wir schauen uns beispielsweise die Durchlässigkeit<br />
vom LAZ zu den Akademien an. Wie<br />
bereits gesagt stehen für uns die Spielerinnen<br />
und Spieler im Vordergrund. Wir sind im<br />
Austausch mit Sportwissenschaftern, um uns<br />
anzusehen, welche Schwerpunkte in den unterschiedlichen<br />
Altersgruppen gesetzt werden<br />
müssen. Auch mit Medizinern sind wir im<br />
engen Kontakt, um ebenfalls die medizinische<br />
Betreuung der Akademiespieler weiter auszubauen.<br />
Unser Anliegen ist es natürlich<br />
schon, dass wir uns einen ganzheitlichen<br />
40 CORNER 01/<strong>22</strong>
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
CORNER 01/<strong>22</strong><br />
41
AKADEMIEN<br />
MARTIN SCHERB<br />
»Mein Gefühl<br />
sagt mir, dass in<br />
Fußball-Österreich<br />
eine Aufbruchsstimmung<br />
herrscht.«<br />
Spieler wie Austrias<br />
Matthias Braunöder zeigen,<br />
dass das komplett überarbeitete<br />
„Projekt 12“<br />
Früchte trägt.<br />
Überblick verschaffen, um notwendige Optimierungen<br />
zu setzen.<br />
Klingt nach viel Arbeit. Über welchen Evaluierungszeitraum<br />
sprechen wir?<br />
Es gibt natürlich einen klaren Projektplan. Der<br />
Arbeitsplan wurde mit allen Stakeholdern im<br />
Februar abgeschlossen. Die Prozesse haben<br />
im vergangenen Jahr begonnen. Bis Herbst<br />
wollen wir einen Vorschlag haben, der mit allen<br />
Beteiligten abgestimmt ist. Der nächste Schritt<br />
wäre dann ein Präsidiumsbeschluss im Dezember.<br />
Verläuft alles nach Plan, dann könnten wir<br />
zur Saison 2023/24 mit einer veränderten Form<br />
im Akademiebereich starten.<br />
Kommt das Interesse der Vereine eigentlich<br />
überraschend?<br />
Ich finde es sehr gut, wenn von Vereinen ein<br />
klares Bekenntnis zur qualitativen Nachwuchsarbeit<br />
kommt. Das kann uns allen nur gefallen.<br />
Es zeigt, dass Vereine erkennen, dass eine<br />
fundierte Nachwuchsarbeit das Fundament<br />
für Erfolg ist. Mein Gefühl sagt mir, dass in<br />
ganz Fußball-Österreich eine Aufbruchsstimmung<br />
herrscht. Diese gute Energie müssen<br />
wir mitnehmen. Aber – und das sage ich auch<br />
ganz deutlich – es wird wahrscheinlich auch<br />
nach der Evaluierung Leute geben, die nicht<br />
zufrieden sind. Diese gilt es von der Ganzheitlichkeit<br />
zu überzeugen. Dies soll über eine<br />
klare Kommunikationsstrategie durch die und<br />
mit der Kerngruppe und all ihren Stakeholdern<br />
erreicht werden.<br />
Hat die Pandemie eigentlich den Bedarf an<br />
Eigenbauspielern gesteigert?<br />
In der Saison 2019/20, die im Frühjahr aufgrund<br />
der Pandemie unterbrochen worden<br />
war, hat Corona sicher dazu beigetragen, dass<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
junge Spieler schneller zu ihrem Debüt kamen.<br />
Klar ist auch, dass die Klubs wirtschaftliche<br />
Einbußen hinnehmen mussten, deshalb eher<br />
auf Eigenbauspieler setzen. Für mich als Leiter<br />
der Talentförderung ist wichtig, dass wir<br />
diesen Trend unabhängig von wirtschaftlichen<br />
Aspekten beibehalten. Es zeigt sich aber auch,<br />
dass unser komplett überarbeitetes „Projekt<br />
12“ bereits erste Erfolge mit Spielern wie<br />
Junior Adamu, Matthias Braunöder, Yusuf<br />
Demir oder Ziad El Sheiwi feiert.<br />
War die mediale Berichterstattung zur<br />
AKA-Struktur nicht zu negativ?<br />
Ich sehe die Berichterstattung gar nicht negativ.<br />
Ich finde es sehr wichtig, dass sich die<br />
Medien im Detail mit der Struktur der Talentförderung<br />
beschäftigen. Mir sind viele Themen<br />
oft zu abhängig vom Nationalteam. Verliert<br />
das Nationalteam, macht der gesamte <strong>ÖFB</strong><br />
alles falsch. Ich wünsche mir da mehr Differenzierung.<br />
Themen wie die Talentförderung<br />
brauchen eine große Aufmerksamkeit, um sie<br />
einer größeren Öffentlichkeit darzulegen.<br />
Gibt es schon konkrete Beispiele, wie die<br />
Struktur künftig aussehen kann?<br />
Da möchte ich jetzt nicht vorgreifen. Wir<br />
schauen uns Beispiele aus Ländern an, die<br />
mit Österreich vergleichbar sind, beispielsweise<br />
Belgien, Dänemark und die Schweiz.<br />
Die dortigen Verbände sind mit ihrem 2-Ligen-<br />
System sehr zufrieden. Ob das schlussendlich<br />
eine Variante ist, die für uns passen könnte,<br />
wird sich zeigen.<br />
Provokant gefragt: Wie viele Akademien<br />
verträgt ein Land wie Österreich?<br />
Österreich verträgt alles, was als Investment<br />
in den Fußballnachwuchs hineingeht. Wir<br />
wollen die Kräfte bündeln, damit wir das hohe<br />
Niveau all unserer Nationalteams nicht zur<br />
beibehalten, sondern sogar noch steigern<br />
können.<br />
Zum Abschluss: Ist eine zweite Frauen-<br />
Akademie ein Thema?<br />
Grundsätzlich wollen wir noch mehr Mädchen<br />
für den Fußball begeistern und die Breite stärken.<br />
Daran arbeiten wir bereits mit verschiedenen<br />
Projekten. Natürlich spielt der Frauenund<br />
Mädchenfußball in unseren Überlegungen<br />
eine große Rolle, das Thema hat einen<br />
sehr hohen Stellenwert im <strong>ÖFB</strong>. Sind wir<br />
erfolgreich damit, für mehr Breite zu sorgen,<br />
wird es zwangsläufig auch mehr Frauen-<br />
Akademien brauchen.<br />
42<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
BUNDESLIGA<br />
Gesellschaftliche Verantwortung:<br />
der CSR-Report der Österreichischen<br />
Fußball-Bundesliga<br />
Seit Jahren ist die Österreichische<br />
Fußball-Bundesliga im Bereich „Gesellschaftliche<br />
Verantwortung“ sehr<br />
aktiv. Projekte wie „Bundesliga On<br />
Ear“, das Stadionradio für sehbehinderte<br />
Menschen, die alljährliche FARE-<br />
Aktionswoche oder auch die Homophobie-<br />
Ombudsstelle sind mittlerweile fixe Einrichtungen<br />
in der Arbeit der Liga geworden. Zur<br />
CSR-Arbeit der Liga gehören auch die Unterstützung<br />
externer Projekte wie des Homeless<br />
World Cups, das aktive Auftreten gegen<br />
Diskriminierung wie zuletzt bei der Unterzeichnung<br />
der IHRA-Arbeitsdefinition und<br />
beim Kampf gegen Antisemitismus oder<br />
eine Übersicht der infrastrukturellen Rahmenbedingungen<br />
für Stadionbesucher mit<br />
körperlichen Einschränkungen.<br />
Die gesellschaftliche Verantwortung der<br />
Liga hört aber nicht beim Verband auf, sondern<br />
umfasst alle Klubs. Deshalb veröffentlicht die<br />
Österreichische Fußball-Bundesliga erstmals<br />
einen gesammelten CSR-Report über die<br />
Aktivitäten sämtlicher Vereine – in einem ersten<br />
Schritt von jenen der ADMIRAL Bundesliga,<br />
aber auch die Aktivitäten der Klubs der<br />
ADMIRAL 2. Liga wurden nun veröffentlicht.<br />
Von Inklusion über Nachhaltigkeit, Bildungsprojekte,<br />
Spendenaktionen, Krankenhausbesuche<br />
bis hin zu Liga-weiten Aktionswochen<br />
reichen die Projekte der Klubs.<br />
Der CSR-Report zeigt, wie umfassend<br />
und vielfältig das gesellschaftliche Engagement<br />
der Bundesligaklubs ist – und wie sich<br />
diese oft für Projekte in ihrer direkten Umgebung<br />
engagieren.<br />
In einem eigenen Website-Bereich werden<br />
die Aktivitäten der Klubs und der Liga<br />
gesammelt auf https://www.oefbl.at/oefbl/<br />
csr/ übersichtlich dargestellt. Neue Aktivitäten<br />
und Projekte im Bereich CSR werden<br />
zudem dort laufend ergänzt.<br />
„Der Fußball hat eine immense Strahlkraft<br />
und damit verbunden auch eine große<br />
gesellschaftliche Verantwortung. Als Bundesliga<br />
selbst sind wir seit Jahren in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen aktiv – noch viel<br />
mehr kommt aber natürlich zusammen, wenn<br />
man sich das Engagement aller Klubs ansieht.<br />
Deshalb freuen wir uns, erstmals einen gesammelten<br />
CSR-Report zu veröffentlichen,<br />
um die gemeinsame verbindende Kraft des<br />
Fußballs sichtbar zu machen, und wünschen<br />
uns, dass noch viele weitere Projekte dazukommen“,<br />
sagt der Bundesliga-Vorstandsvorsitzende<br />
Christian Ebenbauer.<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 43
ANNABEL SCHASCHING<br />
INTERVIEW KEVIN BELL<br />
Mit Effizienz<br />
und Frechheit<br />
… will der SK Sturm Graz dem<br />
SKN St. Pölten weiterhin Paroli bieten.<br />
Kapitänin Annabel Schasching hofft<br />
auf einen Showdown im Mai.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Der Startschuss zu einer der spannendsten<br />
Halbsaisonen in der Geschichte<br />
der Planet Pure Frauen<br />
Bundesliga steht unmittelbar bevor.<br />
Einerseits kommt es am Tabellenende<br />
zwischen dem FC SKINY Südburgenland<br />
(4 Punkte), FC Bergheim und<br />
FC Wacker Innsbruck (3) zum Dreikampf um<br />
den Abstieg, andererseits gehen an der<br />
Tabellenspitze erstmals seit zehn Jahren<br />
zwei Teams punktegleich ins Frühjahr. Ganz<br />
oben steht der Serienmeister spusu SKN<br />
St. Pölten. Nur durch die Tordifferenz getrennt<br />
lauert der SK Sturm Graz auf einen<br />
Ausrutscher der „Wölfinnen“. Doch wie lange<br />
können die blutjungen „Blackies“ ihrerseits<br />
dem Druck standhalten? Wir haben vor<br />
dem Frühjahrsauftakt mit Annabel Schasching<br />
gesprochen. Die erst 19-Jährige wechselte<br />
2020 vom SKN zu Sturm und ist nicht nur<br />
dank ihrer sieben Saisontore längst zur Führungsspielerin<br />
und Kapitänin aufgestiegen.<br />
<strong>ÖFB</strong> CORNER: Am 12./13. März startet<br />
die Planet Pure Frauen Bundesliga nach<br />
vier Monaten wieder durch. Ist dir die<br />
Winterpause eigentlich zu lang?<br />
ANNABEL SCHASCHING: Ich bin es nicht<br />
anders gewohnt, weil ich keinen Vergleich<br />
habe. Die Zeit zuhause in Sankt Aegidi bei<br />
meiner Familie hat mir gutgetan, aber jetzt<br />
kann ich es kaum noch erwarten, dass es<br />
wieder losgeht.<br />
„Respekt, Diversität<br />
und Akzeptanz sind<br />
Werte, die in der Gesellschaft<br />
noch immer<br />
nicht selbstverständlich<br />
sind“, sagt Annabel<br />
Schasching.<br />
Musstet ihr eigentlich eure Saisonziele<br />
neu definieren, nachdem es in der Hinrunde<br />
so gut gelaufen war?<br />
Nein, wir jagen weiterhin dem Ziel hinterher,<br />
in jedem Spiel punkten zu wollen. Wir wissen,<br />
dass mit dieser Ausgangslage viel möglich<br />
ist, aber es kann auch sehr schnell in die<br />
andere Richtung gehen, wenn wir an unsere<br />
Leistungen nicht anknüpfen können.<br />
Zum Auftakt wartet die Austria, die im<br />
Kampf um den zweiten Champions-<br />
League-Platz sechs Punkte hinter euch<br />
liegt. Danach mit der Vienna und Altach<br />
ebenfalls keine Laufkundschaft.<br />
Ein Auftaktsieg wäre sehr wichtig, um uns<br />
absetzen zu können. Generell ist unser Anfangsprogramm<br />
mit drei Auswärtsspielen<br />
richtig schwer. Vor allem die Vienna, aber auch<br />
Altach haben sich verstärkt und ihrerseits<br />
»Langfristig ist es<br />
das Ziel, den SKN<br />
zu fordern und die<br />
Lücke weiter zu<br />
schließen.«<br />
44<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Zeit gehabt, sich weiterzuentwickeln. In der<br />
Hinrunde haben Kleinigkeiten entschieden,<br />
dass wir diese neun Punkte geholt haben.<br />
In der 16. Runde könnte es zum Showdown<br />
mit dem SKN St. Pölten kommen.<br />
In der Hinrunde habt ihr ein 1:1 erkämpft.<br />
Als eine, die bereits beim SKN gespielt<br />
hat: Wie schlägt man die „Wölfinnen“?<br />
Wir sind ein Team aus vielen jungen Spielerinnen,<br />
die sich durch ihre freche Spielweise,<br />
Dynamik und Unberechenbarkeit auszeichnen.<br />
Gleichzeitig fehlt es uns aber im Vergleich<br />
zum SKN an Abgeklärtheit, Erfahrung<br />
und der Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor. Es<br />
braucht einen perfekten Tag und die richtige<br />
Mischung aus Effizienz und Frechheit.<br />
Du bist dieses Jahr zur Goalgetterin aufgestiegen,<br />
bist mit sieben Treffern die<br />
Hält bereits bei sieben<br />
Saisontreffern: Annabel<br />
Schasching ist schwer<br />
zu stoppen.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
viertbeste Torschützin in der Liga. Was hat<br />
sich verändert?<br />
Es hat mich selbst ein wenig überrascht.<br />
Woran es liegt, kann ich nicht genau sagen.<br />
Nach meinem erfolgreichen Abschluss an<br />
der <strong>ÖFB</strong> Frauen-Akademie kann ich jetzt<br />
befreit aufspielen, mich auf den Fußball konzentrieren.<br />
Auch die Mitspielerinnen machen<br />
es mir einfach, bringen mir viel Vertrauen<br />
entgegen. Ich habe einfach Spaß am Fußball.<br />
Du bist in deiner zweiten Saison als 19-Jährige<br />
zur Kapitänin des SK Sturm Graz aufgestiegen.<br />
Wie siehst du deine Rolle?<br />
Ich war schon in meinem ersten Jahr eine<br />
Führungsspielerin und fühle mich sehr wohl,<br />
wenn ich Verantwortung übernehmen darf.<br />
Ich bin jetzt die primäre Ansprech partnerin<br />
für Trainer und Spielerinnen, aber ansonsten<br />
war es keine große Umstellung. Es ist eine<br />
Ehre, dass ich die Mädels und den Verein<br />
anführen darf.<br />
Wir haben beobachtet, dass du zwei<br />
Kapitänsschleifen trägst. Warum?<br />
Die eine ist die schwarze Schleife von Sturm.<br />
Ich trage sie, um den Verein zu repräsentieren.<br />
Die andere ist die Regen bogenschleife,<br />
die für Respekt, Diversität und Akzeptanz<br />
steht. Das sind für mich extrem wichtige<br />
Werte, die in unserer Gesellschaft noch immer<br />
nicht selbstverständlich sind. Ich will<br />
ein Statement setzen, auch wenn es nur ein<br />
kleines ist, aber es ist mir sehr wichtig.<br />
Was sind die kurz- und langfristigen Ziele<br />
des SK Sturm Graz?<br />
Wir wollen den Champions-League-Platz<br />
verteidigen und in jedem Spiel punkten. Daran<br />
halten wir fest. Langfristig ist es das<br />
klare Ziel des Vereins, den SKN zu fordern<br />
und die Lücke Schritt für Schritt zu schließen.<br />
Das tut auch der Attraktivität der Liga gut.<br />
Und wie sieht es mit deinen Zielen aus?<br />
Der Showdown gegen St. Pölten wäre eine<br />
coole Sache. Das würde dann wohl auch<br />
bedeuten, dass wir es in die Champions<br />
League geschafft haben. Darüber hinaus<br />
möchte ich mich stetig weiterentwickeln und<br />
persönlich und fußballerisch reifen, um als<br />
Kapitänin und Nationalspielerin noch besser<br />
zu werden. Wenn ich mich bereit fühle, kann<br />
ich mir auch einmal einen Wechsel ins Ausland<br />
vorstellen.<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 45
Torgarant bereit für<br />
den nächsten Schritt<br />
Im noch jungen Futsal-Nationalteam<br />
zählt Marco Meitz zu den<br />
Urgesteinen. Anfang April wartet<br />
mit der erstmaligen Teilnahme<br />
an einer WM-Qualifikation der<br />
nächste Meilenstein.<br />
Einen Ball, zwei Tore und Spaß am<br />
Spiel. Mehr braucht es oft nicht für<br />
einen gelungenen Nachmittag unter<br />
fußballbegeisterten Freunden. Deren<br />
viele verbrachte Marco Meitz in<br />
seiner Jugend auf einem Funcourt<br />
in seiner Heimat in der Nähe von<br />
Wiener Neustadt. Nur eine Sache nervte.<br />
„Wir haben damals mit einem normalen<br />
Fußball gespielt und zirka alle sieben Sekunden<br />
ist der Ball hinausgeflogen, weil<br />
einer an die Bande geschossen hat“, erinnert<br />
er sich. Also wechselte man das Spielgerät<br />
46<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
FUTSAL<br />
TEXT ANDREAS TERLER<br />
und griff zum kleineren und mit weniger<br />
Luftdruck ausgestatteten Futsalball: „Das<br />
war gleich viel leiwander. Es gibt keine Unterbrechungen,<br />
du spielst durchgehend und<br />
der Ball bleibt viel besser am Fuß.“<br />
Ein Erlebnis, das Eindruck hinterlassen<br />
hat. Und so wurde aus Spaß am Spiel ein<br />
Verein, der sich als Fortuna Wiener Neustadt<br />
erst bei Hobbyturnieren und dann in der <strong>ÖFB</strong><br />
Futsal Liga einen Namen machen sollte.<br />
„Wir waren damals nur eine Truppe von<br />
Freunden, haben gleich in der ersten Saison<br />
in der 2. Liga den Meistertitel geholt und<br />
sind in die 1. Liga aufgestiegen. Als dann<br />
ein paar von uns in die Jahre gekommen<br />
sind, Verletzungen oder andere Prioritäten<br />
im Leben hatten, haben wir uns gefragt,<br />
wie es weitergehen soll. Die Fortuna lag<br />
uns aber zu sehr am Herzen, also haben wir<br />
den Verein professionell aufgestellt“, erzählt<br />
Meitz. Mittlerweile gehört der Klub zu den<br />
festen Größen im österreichischen Futsal.<br />
Zu einer solchen zählt auch Meitz<br />
selbst, wenn es um das österreichische<br />
Futsal-Nationalteam geht. Seit dessen Gründung<br />
2018 war der 29-Jährige bei allen Lehrgängen<br />
dabei und verpasste verletzungsbedingt<br />
bisher nur ein einziges Spiel.<br />
„Natürlich ist der österreichische Futsal<br />
im Gegensatz zu anderen Ländern sehr vom<br />
Fußball geprägt. Die Rotationen und das<br />
Ballhalten werden noch nicht überall in der<br />
Liga so praktiziert, wie man es aus dem<br />
professionellen Futsal kennt. Im Nationalteam<br />
sind wir diesbezüglich aber auf einem<br />
sehr guten Weg“, meint Meitz, der selbst<br />
nicht nur Futsal im Nationalteam und im<br />
Verein, sondern auch Fußball beim SC Ortmann<br />
in der niederösterreichischen Landesliga<br />
spielt. Dort profitiert er vom intensiven<br />
Futsaltraining auf engem Raum in der Halle:<br />
„Man erkennt dadurch Situationen ganz<br />
anders und arbeitet permanent an seiner<br />
Handlungsschnelligkeit. Im Futsal hast du<br />
durchgehend Gegnerdruck, den habe ich in<br />
meinem Fußballverein auf der Zehnerposition<br />
genauso. Da hilft mir Futsal also sehr.<br />
Auch für jüngere Spieler kann das sehr fördernd<br />
sein.“<br />
Die nächste Herausforderung steht dem<br />
Futsal-Nationalteam Anfang April bevor, wenn<br />
die <strong>ÖFB</strong>-Auswahl erstmals in einer WM-<br />
Qualifikation antritt. „Es macht mich und das<br />
ganze Team unheimlich stolz, für Österreich<br />
dabei sein zu können. Auch beim vergange-<br />
Marco Meitz ist ein<br />
Dauerbrenner im<br />
Futsal-Nationalteam.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
»Im Futsal<br />
hast du immer<br />
Gegnerdruck,<br />
das ist für jüngere<br />
Spieler<br />
fördernd.«<br />
nen Lehrgang hat man<br />
gemerkt, wie heiß schon<br />
alle auf die WM-Quali<br />
sind“, brennt der Vizekapitän<br />
auf die Qualifikationsvorrunde,<br />
die in<br />
Form eines Mini turniers<br />
ausgetragen wird.<br />
Die drei Gegner Österreichs<br />
lauten Albanien,<br />
Andorra und Gastgeber<br />
Schweden. „Durch<br />
die jüngsten beiden<br />
Länderspiele kennen<br />
wir die Schweden, sie<br />
uns aber auch. Wir wissen<br />
auf jeden Fall, wie<br />
wir sie packen können,<br />
und sind definitiv in der<br />
Lage, sie erneut zu<br />
schlagen“, glaubt Meitz.<br />
„Albanien ist mit Sicherheit<br />
der Favorit in der<br />
Gruppe, es steht in der Weltrangliste klar<br />
über den anderen Teams. Aber auch gegen<br />
so ein Team ist im Futsal alles möglich. Die<br />
Andorraner sind in etwa auf oder etwas unter<br />
unserem Niveau anzusiedeln. Gegen sie<br />
wollen wir auf jeden Fall gewinnen. Wenn<br />
wir dann auch noch eines der beiden weiteren<br />
Spiele gewinnen können, bin ich zuversichtlich,<br />
dass wir in die nächste Phase der<br />
Qualifikation aufsteigen können.“ Die Gruppensieger<br />
und Gruppenzweiten der Miniturniere<br />
steigen in die Hauptrunde der Qualifikation<br />
auf, in der auch die derzeit stärksten<br />
24 UEFA-Nationen einsteigen.<br />
Entscheidender Faktor für den Aufstieg<br />
wird neben einer geschlossenen Mannschaftsleistung<br />
auch die Treffsicherheit von<br />
Meitz sein. Mit 9 Toren in 13 Einsätzen für<br />
das Futsal-Nationalteam ist er in der Auswahl<br />
von Teamchef Barbic so etwas wie der Torschütze<br />
vom Dienst: „Ich freue mich immer,<br />
wenn ich der Mannschaft mit meinen Toren<br />
helfen kann. Momentan klappt es im Nationalteam<br />
sehr gut.“ Auf heimischem Boden<br />
lässt seine Ausbeute aber noch zu wünschen<br />
übrig. „Ich freue mich auf die Auswärtspartien<br />
mehr als auf die Heim spiele. In der<br />
Südstadt habe ich in den vier bisherigen<br />
Länderspielen noch kein Tor gemacht, dafür<br />
treffe ich auswärts bekanntlich sehr gern“,<br />
grinst Meitz. Für die WM-Qualifikation kann<br />
das ja nur ein gutes Omen sein …<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 47
<strong>ÖFB</strong> TV<br />
<strong>ÖFB</strong> TV 2021 mit Steigerung<br />
der Zugriffe und neuen Inhalten<br />
Mit dem Launch der eigenen Streaming-Plattform<br />
<strong>ÖFB</strong> TV brach der<br />
Österreichische Fußball-Bund im<br />
August 2020 in ein neues, digitales<br />
Zeitalter auf. Seitdem können die<br />
Fans kostenlos nicht nur einen detaillierten<br />
Blick hinter die Kulissen des Nationalteams,<br />
des Frauen-Nationalteams und der U21 werfen,<br />
sondern auch in den unterschiedlichsten<br />
Bereichen des organisierten Fußballs Live-<br />
Content und On-Demand-Inhalte abrufen.<br />
Interviews, Livestreams, eigenständige<br />
Formate, Pressekonferenzen, Highlights –<br />
für jeden Geschmack ist etwas dabei. Doch<br />
das Angebot von <strong>ÖFB</strong> TV beschränkt sich<br />
nicht nur auf die Nationalteams, auch der<br />
UNIQA <strong>ÖFB</strong> Cup, die Planet Pure Frauen<br />
Bundesliga, die 1. <strong>ÖFB</strong> Futsal Liga und ausgewählte<br />
Top-Spiele aus dem Breitenfußball<br />
finden sich auf der Plattform.<br />
Erfreuliche Entwicklung<br />
Der Erfolg der Plattform zeigt sich an den<br />
Zahlen des Jahres 2021. Insgesamt verzeichnete<br />
<strong>ÖFB</strong> TV 277.495 Aufrufe bzw. 779 Besuche<br />
pro Tag. In beiden Fällen eine Steigerung<br />
von zehn Prozent im Vergleich zum<br />
Vorjahr.<br />
Die Zahl an neuen Besuchern (159.140)<br />
erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr<br />
(74.390) ebenfalls deutlich. Erreicht wurden<br />
141 verschiedene Länder (2020: 71). Besonders<br />
die Nutzung auf dem Smartphone führte<br />
zu dieser positiven Entwicklung. 168.789<br />
User nutzen <strong>ÖFB</strong> TV auf ihrem Smartphone<br />
(2020: 74.626).<br />
Insgesamt wurden im Jahr 2021 167<br />
Livestreams (2020: 114 Livestreams) produziert,<br />
die insgesamt 108.004 Viewer erreicht<br />
haben. Im Schnitt wird fast jeden zweiten<br />
Tag ein Fußballspiel live gestreamt.<br />
Optimierung soll<br />
vorangetrieben werden<br />
Die beiden reichweitenstärksten Streams<br />
waren dabei Partien aus dem UNIQA <strong>ÖFB</strong><br />
Der <strong>ÖFB</strong> blickt auf<br />
eine erfreuliche<br />
<strong>ÖFB</strong> TV-Bilanz im<br />
vergangenen Jahr<br />
zurück. Das Highlight-<br />
und Live-Angebot<br />
erfreuen sich<br />
immer größerer<br />
Beliebtheit.<br />
Cup. Mit 9533 Usern war das Duell zwischen<br />
World of Jobs Hohenems und dem SK Puntigamer<br />
Sturm Graz der unangefochtene<br />
Spitzenreiter, gefolgt von der Begegnung<br />
spusu SKN St. Pölten gegen Seriencupsieger<br />
FC Red Bull Salzburg (7277 Views).<br />
Das erfolgreichste Länderspiel auf <strong>ÖFB</strong><br />
TV war jenes des U17-Frauen-Nationalteams<br />
gegen die Schweiz (2049 Views). Von den<br />
gestreamten Breitenfußballpartien war jene<br />
zwischen DSV Leoben und ASK Sparkasse<br />
Stadtwerke Voitsberg (2049 Views) die<br />
meistgesehene. In der Planet Pure Frauen<br />
Bundesliga erzielte die Begegnung zwischen<br />
den Serienmeisterinnen des SKN St. Pölten<br />
und dem FC Wacker Innsbruck die größte<br />
Reichweite (1586 Views).<br />
726 Zuschauer – und damit die meisten<br />
in der 1. <strong>ÖFB</strong> Futsal Liga – sahen die Partie<br />
zwischen Stella Rossa tipp3 und PFC Liberta<br />
Legion. Die Übertragungen der 1. <strong>ÖFB</strong><br />
Futsal Liga erfreuen sich einer beständigen<br />
Community. Im Schnitt sehen 650 Zuschauer<br />
die Partien der höchsten Futsal-Liga des<br />
Landes.<br />
48<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Der neue<br />
Ab sofort bestellbar<br />
Die elegante Form der Effizienz: Der ID.5 ist das neue langstreckentaugliche Spitzenmodell der<br />
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BREITENFUSSBALL<br />
Revolution im<br />
Kinder- und<br />
Jugendfußball<br />
Der <strong>ÖFB</strong> hat im Bereich Breitenfußball<br />
eine grundlegende Reform im Kinderfußball<br />
vorgestellt, die mit der Saison<br />
20<strong>22</strong>/23 in Kraft treten wird.<br />
<strong>ÖFB</strong><br />
Nicht erst seit Corona hat sich das<br />
Freizeitverhalten der Menschen<br />
verändert. Diesen Umstand hat<br />
man zum Anlass genommen, um<br />
die Wettbewerbsformen auf völlig<br />
neue Beine zu stellen. Um Mädchen<br />
und Burschen nachhaltig für<br />
Fußball zu begeistern, sieht das neue Konzept<br />
bis zur U13 unter anderem eine Verkleinerung<br />
der Spielfelder und der Teams vor,<br />
was zu mehr Ballaktionen, mehr Dribblings,<br />
mehr Toren und damit auch mehr Erfolgserlebnissen,<br />
Lernerfolgen und letztlich mehr<br />
Motivation bei den Kindern führen soll. Weiters<br />
enthält die Reform eine Neuaufteilung<br />
der Spieldauer in Drittel bzw. Viertel, um<br />
allen Kindern Einsatzdauer zu garantieren<br />
bzw. die Abschaffung einer Tabelle bis inklusive<br />
der U12, um die individuelle Entwicklung<br />
in den Fokus zu rücken.<br />
„Das Ziel ist es, dass die Kinder mehr<br />
in die Spiele involviert sind, mehr Ballaktionen<br />
und dadurch mehr Erfolgserlebnisse<br />
haben. Durch die hohe Drop-out-Rate verlieren<br />
wir nicht nur Talente, sondern auch<br />
Menschen, die längerfristig als Trainer oder<br />
Funktionäre im Fußball tätig sind“, sagt Stefan<br />
Gogg, Leiter der Abteilung Breitenfußball<br />
in der <strong>ÖFB</strong>-Direktion Sport.<br />
Ausgangslage – warum brauchen<br />
wir eine Veränderung?<br />
Derzeit spielen rund 110.000 Kinder und Jugendliche<br />
in Österreich Fußball, doch eine<br />
aktuelle UEFA Studie zeigt: Die Drop-out-<br />
Rate ist hoch. Mehr als die Hälfte aller NachwuchsfußballerInnen<br />
bestreitet ihr letztes<br />
Spiel vor ihrem 18. Geburtstag. Jeder und<br />
jede Vierte hört sogar nach weniger als<br />
einem Jahr im Verein wieder auf. Und nur<br />
knapp 7 Prozent unserer NachwuchsspielerInnen<br />
sind Mädchen. So bleiben viele Talente<br />
unentdeckt, aber auch SpielerInnen für<br />
den Amateurfußball sowie zukünftige TrainerInnen,<br />
FunktionärInnen und Fans gehen<br />
dem Fußball verloren.<br />
Daher braucht es jetzt Mut zur Veränderung,<br />
um unseren KickerInnen von morgen<br />
alters- und zeitgemäße Spielmöglichkeiten<br />
bieten zu können. Spaß und Freude<br />
am Fußball sollen noch mehr in den Mittelpunkt<br />
rücken. Die Weiterentwicklung des<br />
bestehenden Wettbewerbssystems auf<br />
Basis aktuellster sportwissenschaftlicher<br />
Erkenntnisse wird uns dabei helfen.<br />
50<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
NEUE WETTBEWERBSFORMEN AB DER SAISON 20<strong>22</strong>/23<br />
Altersgruppe U6 „Neu“ (2:2) U7 „Neu“ (3:3) U8 „Neu“(3:3) U9 „Neu“ (5:5) U10 „Neu“ (5:5) U11 „Neu“ (7:7) U12 „Neu“ (7:7) U13 „Neu“ (9:9) U14 (11:11)<br />
Ballgröße 3 (Empfehlung<br />
4 Light bis 290 g)<br />
3 (Empfehlung<br />
4 Light bis 290 g)<br />
3 (Empfehlung<br />
4 Light bis 290 g)<br />
4 (Empfehlung<br />
5 Light bis 350 g)<br />
4 (Empfehlung<br />
5 Light bis 350 g)<br />
4 (Empfehlung<br />
5 Light bis 350 g)<br />
4 (Empfehlung<br />
5 Light bis 350 g)<br />
4 (Empfehlung<br />
5 Light bis 350 g)<br />
4 (Empfehlung<br />
5 Light bis 350 g)<br />
Feldgröße in m 16 x 15 25 x 20 29 x <strong>22</strong> 40 x 25 40 x 25 55 x 40 55 x 40 75 x 55<br />
Torgröße in cm 120 x 75 –<br />
200 x 107*<br />
120 x 75 –<br />
200 x 107*<br />
120 x 75 –<br />
200 x 107*<br />
300 x 160 –<br />
500 x 200<br />
500 x 200 500 x 200 500 x 200 500 x 200 732 x 244<br />
Toranzahl 2/4 4 4 2 2 2 2 2 2<br />
Spieleranzahl 2 3 3 5 5 7 7 9 11<br />
Rotation Empfehlung:<br />
mind. 1 pro<br />
Team alle 2 min<br />
nach gemeinsamem<br />
Signal/Pfiff<br />
(max. 3 Rotationsspieler)<br />
Empfehlung:<br />
mind. 1 pro<br />
Team alle 2 min<br />
nach gemeinsamem<br />
Signal/Pfiff<br />
(max. 3 Rotationsspieler)<br />
Empfehlung:<br />
mind. 1 pro<br />
Team alle 2 min<br />
nach gemeinsamem<br />
Signal/Pfiff<br />
(max. 3 Rotationsspieler)<br />
Empfehlung:<br />
Rotation nach<br />
Viertel; jede/-r<br />
Spieler/-in soll<br />
zumindest ein<br />
Viertel spielen<br />
(max. 4 Rotationsspieler)<br />
Empfehlung:<br />
Rotation nach<br />
Viertel; jede/-r<br />
Spieler/-in soll<br />
zumindest ein<br />
Viertel spielen<br />
(max. 4 Rotationsspieler)<br />
Rotation nach<br />
Drittel; jede/-r<br />
Spieler/-in muss<br />
zumindest ein<br />
Drittel gespielt<br />
haben<br />
Rotation nach<br />
Drittel; jede/-r<br />
Spieler/-in muss<br />
zumindest ein<br />
Drittel gespielt<br />
haben<br />
– –<br />
Spieldauer<br />
Regelsystem<br />
Organisation<br />
6 min bei max.<br />
7 Spielen<br />
Eindribbeln/<br />
Pass, Verteidigungszone/<br />
Schusszone 6 m<br />
Empfehlung:<br />
Spielstärkenprogression,<br />
ähnlich starke<br />
Teams gegeneinander<br />
keine Tabellen,<br />
kein Schiedsrichter,<br />
Turniere<br />
* jeweils 2 m von der Ecke eingerückt<br />
8 min bei max.<br />
7 Spielen<br />
Eindribbeln/<br />
Pass, Verteidigungszone/<br />
Schusszone 6 m<br />
Empfehlung:<br />
Spielstärkenprogression,<br />
ähnlich starke<br />
Teams gegeneinander<br />
keine Tabellen,<br />
kein Schiedsrichter,<br />
Turniere<br />
8 min bei max.<br />
7 Spielen<br />
Eindribbeln/<br />
Pass, Verteidigungszone/<br />
Schusszone 6 m<br />
Empfehlung:<br />
Spielstärkenprogression,<br />
ähnlich starke<br />
Teams gegeneinander<br />
keine Tabellen,<br />
kein Schiedsrichter,<br />
Turniere<br />
4 x 12 min 4 x 12 min 3 x 20 min 3 x 20 min 3 x 25 min 2 x 40 min<br />
Eindribbeln/<br />
Pass, Tore ab der<br />
Mittellinie, kein<br />
Ausschuss über<br />
die Mittellinie<br />
(Spielfortsetzung<br />
„neu“),<br />
Strafraum 6 m/<br />
Verteidigungszone;<br />
Empfehlung:<br />
Spielstärkenprogression,<br />
ähnlich starke<br />
Teams gegeneinander<br />
keine Tabellen,<br />
kein Schiedsrichter,<br />
Turniere<br />
oder Einzelspiele<br />
Eindribbeln/<br />
Pass, Tore ab der<br />
Mittellinie, kein<br />
Ausschuss über<br />
die Mittellinie<br />
(Spielfortsetzung<br />
„neu“),<br />
Strafraum 6 m/<br />
Verteidigungszone;<br />
Empfehlung:<br />
Spielstärkenprogression,<br />
ähnlich starke<br />
Teams gegeneinander<br />
keine Tabellen,<br />
kein Schiedsrichter,<br />
Turniere<br />
oder Einzelspiele<br />
Einwurf etc.,<br />
Abseits, kein<br />
Ausschuss über<br />
die Mittellinie,<br />
11 m Verteidigungszone;<br />
Empfehlung:<br />
ähnlich starke<br />
Teams gegeneinander<br />
keine Tabellen,<br />
mit Schiedsrichter<br />
Einwurf etc.,<br />
Abseits, kein<br />
Ausschuss über<br />
die Mittellinie,<br />
11 m Verteidigungszone;<br />
Empfehlung:<br />
ähnlich starke<br />
Teams gegeneinander<br />
keine Tabellen,<br />
mit Schiedsrichter<br />
Einwurf etc.,<br />
Abseits, kein<br />
Ausschuss über<br />
die Mittellinie,<br />
11 m Strafraum<br />
Tabellen, mit<br />
Schiedsrichter<br />
Tabellen, mit<br />
Schiedsrichter<br />
Weiterentwicklung<br />
des Wettbewerbssystems –<br />
kleine Wettbewerbsformen<br />
Ob bis jetzt alles schlecht war? Natürlich<br />
nicht, aber wir haben erkannt, dass wir es<br />
(noch) besser machen können. Folgende<br />
zielgerichteten Maßnahmen wurden vom<br />
<strong>ÖFB</strong> gemeinsam mit seinen Landesverbänden<br />
mit der Saison 20<strong>22</strong>/23 beschlossen:<br />
Kleinere Teams auf kleineren Spielfeldern<br />
führen zu mehr Ballaktionen, mehr Dribblings,<br />
mehr Toren und insgesamt zu mehr<br />
Erfolgserlebnissen für jede Spielerin und<br />
jeden Spieler. Mehrere Spielfelder bis zur<br />
U10 schaffen die Möglichkeit, SpielerInnen<br />
ähnlicher Leistungsstärke parallel miteinander<br />
spielen zu lassen. Das schafft Motivation<br />
und mehr Lernerfolge.<br />
Die kleineren Spielfelder und Eindribbeln<br />
statt Einwurf oder Abstoß sorgen außerdem<br />
dafür, dass es praktisch keine Kopfbälle<br />
mehr gibt. So achten wir auf die Gesundheit<br />
und die Entwicklung der Jüngeren.<br />
Mehr Spielzeit für alle durch Rotationen<br />
fördert den Entwicklungsprozess und steigert<br />
die Motivation. Bis zur U12 werden<br />
keine Tabellen mehr geführt. Wir stellen die<br />
individuelle Entwicklung anstatt der Tabellenplatzierung<br />
in den Mittelpunkt. Durch diese<br />
Maßnahmen werden sich die Freude am<br />
Fußball und auch die Qualität der Ausbildung<br />
unserer Youngsters verbessern. So reduzieren<br />
wir die Drop-out-Rate und fördern die<br />
nachhaltige Entstehung von mehr Nachwuchsteams<br />
in Österreich.<br />
Gehen wir den Weg gemeinsam …<br />
Jetzt liegt es an uns, die Maßnahmen im<br />
Sinne unserer SpielerInnen gemeinsam in<br />
ganz Österreich umzusetzen und Vertrauen<br />
in den neuen Weg zu haben. Gehen wir den<br />
Weg gemeinsam – auf die Plätze, Fußball,<br />
los!<br />
Alle Informationen und ein Video zu<br />
den neuen Wettbewerbsformen sind auf<br />
www.wirliebenleder.at abrufbar.<br />
»Das Ziel ist,<br />
dass die Kinder<br />
am Ende mehr<br />
Erfolgserlebnisse<br />
haben.«<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 51
Die Landesverbände des <strong>ÖFB</strong><br />
STEIERMARK<br />
Mit steirischer Power<br />
Bereits seit 1911 erbringt der Steirische<br />
Fußballverband als Servicecenter eine<br />
Vielzahl an Dienstleistungen, organisiert<br />
und gewährleistet einen optimalen Meisterschaftsbetrieb<br />
für die steirischen Fußballvereine<br />
und bietet eine gezielte Förderung<br />
für fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche<br />
sowie eine qualitativ wertvolle Trainer- und<br />
Schiedsrichteraus- und -fortbildung.<br />
Seit 2011 fungiert Dr. Wolfgang Bartosch<br />
als Präsident des StFV. Die Geschäftsstelle, die<br />
in der Grazer Herrgottwiesgasse angesiedelt<br />
ist, wird seit Oktober 1987 von Direktor Thomas<br />
Nußgruber geleitet.<br />
Wofür steht der StFV?<br />
S steht für die Aktiven am Spielfeld, das heißt,<br />
das S symbolisiert die Spieler und Schiedsrichter.<br />
T kann als Sinnbild für die Trainer am Spielfeldrand<br />
gesehen werden, die mehr oder weniger<br />
ruhig auf die Spieler einwirken, manchmal vielleicht<br />
aber auch auf die Schiedsrichter.<br />
F kann für die Funktionäre in den Vereinen angesehen<br />
werden, und die Basis, den Grundstock,<br />
stellt das<br />
V dar, V wie Vereine, und alle Vereine bilden<br />
den Verband – StFV. So schließt sich der Kreis.<br />
Das Leitbild<br />
Der StFV garantiert und organisiert für die<br />
Mitgliedsvereine aller Klassen einen optimalen<br />
Meisterschaftsbetrieb.<br />
Der StFV stellt für die Vereine ein Kompetenzzentrum<br />
dar, an das sie sich in allen Fußballbelangen<br />
(von der Rasenpflege bis hin zur<br />
rechtlichen Beratung) wenden können und<br />
fachkundige Auskünfte erhalten.<br />
Den (zukünftigen) Trainern wird eine qualitätsvolle<br />
Traineraus- und -fortbildung angeboten,<br />
damit in den steirischen Vereinen ein Arbeiten<br />
auf höchstem Niveau möglich ist.<br />
Im Nachwuchsbereich werden gezielt<br />
Talente gefördert: Eine Ausbildung in den LZ<br />
und LAZ sowie der regelmäßige Einsatz in<br />
Auswahlmannschaften fördert die sportliche<br />
Entwicklung der Nachwuchsfußballer.<br />
Neben der Talentförderung wird eine generelle<br />
Nachwuchsförderung verfolgt, deren<br />
Ziel es ist, Fußball als Breitensport zu forcieren.<br />
Präsident Dr. Wolfgang<br />
Bartosch führt den StFV<br />
gemeinsam mit Direktor<br />
Thomas Nußgruber und<br />
seinem Team.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Der gesellschaftspolitische Wert des Fußballs<br />
mit seiner Charakter- und Persönlichkeitsbildung<br />
(Teamfähigkeit, Pünktlichkeit, Fair Play<br />
usw.) wird betont.<br />
Dem Schiedsrichterkollegium bietet der<br />
StFV eine qualitativ hochwertige Aus- und Weiterbildung.<br />
Mit seiner Innovationsbereitschaft geht<br />
der StFV aktiv auf neue Anforderungen seiner<br />
Mitglieder sowie der Fußballbegeisterten und<br />
des Umfeldes ein, um die eigene Qualität und<br />
Leistungsfähigkeit zu erhalten und weiterzuentwickeln.<br />
Der zunehmenden Bedeutung des Mädchen-<br />
und Frauenfußballs wird durch gezielte<br />
Basisarbeit, z. B. Mädchenstützpunkttrainings,<br />
Kooperationen mit Schulen, Trainerinnenausbildung<br />
usw. Rechnung getragen.<br />
Der StFV bietet Prävention im Gesundheitswesen,<br />
indem er Bewegung ermöglicht und<br />
so allfälligen Erkrankungen vorbeugt.<br />
Der StFV fördert und öffnet sich der Eingliederung<br />
von Trend- und Randsportarten.<br />
52<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Du auch?<br />
Auf die Plätze!<br />
Fußball, los:<br />
wirliebenleder.at
Die Landesverbände des <strong>ÖFB</strong><br />
TIROL<br />
GEWISS wird Premium-<br />
Sponsor des TFV<br />
Mit Beginn der Fußballsaison 2021/<strong>22</strong> wird GEWISS zum<br />
Partner des TFV und sponsert auch die Trikots der U16-Mannschaft.<br />
GEWISS ist eines der international führenden Unternehmen<br />
in der elektrotechnischen Industrie mit Niederlassungen,<br />
Zweigstellen und Produktionsstätten in mehr als 80 Ländern<br />
und hat unter anderem auch eine Plattform geschaffen,<br />
die auf die Errichtung und Renovierung von Indoor- und Outdoor-Sportanlagen<br />
(Flutlicht) in allen<br />
wichtigen Sportdisziplinen<br />
ausgerichtet<br />
ist. „Der TFV konnte<br />
mit GEWISS ein international<br />
agierendes<br />
Unternehmen als<br />
neuen Partner begrüßen,<br />
das sich im heimischen<br />
Fußballwesen<br />
engagieren will.<br />
Wir freuen uns über diese Kooperation, laden unsere Vereine,<br />
die eine Flutlichtanlage neu errichten oder adaptieren wollen,<br />
ein, sich mit den Angeboten von GEWISS vertraut zu machen,<br />
und versichern, dass im Falle einer Auftragserteilung auch heimische<br />
bzw. ortsansässige Wirtschaftsbetriebe mit eingebunden<br />
werden“, sagt TVF-Präsident Dr. Josef Geisler. Gerade in<br />
Tirol spricht wegen der geografischen Situation sehr viel für<br />
die Errichtung einer Flutlichtanlage. Eine optimale Ausleuchtung<br />
des Fußballplatzes sorgt außerdem für eine geeignete<br />
Verletzungsprävention.<br />
TFV<br />
NIEDERÖSTERREICH<br />
Frauenpower –<br />
der Fußball braucht dich!<br />
Das Projekt „Frauenpower“ möchte dazu beitragen, noch mehr<br />
Mädchen und Frauen für den Fußball zu begeistern. Die Interessen<br />
sportlich ambitionierter Mädchen und engagierter Frauen<br />
sollen im Verein besser vertreten werden. Im Zuge des Projekts<br />
werden Möglichkeiten und Rahmenbedingungen speziell für<br />
Mädchen und Frauen in diesem Sport geschaffen. Mit gezielten<br />
Initiativen soll der Anteil von Mädchen und Frauen in allen relevanten<br />
Bereichen des Fußballsports nachhaltig erhöht werden.<br />
Daher konzentriert sich das Projekt nicht ausschließlich darauf,<br />
Mädchen und Frauen als Spielerinnen zu gewinnen, sondern<br />
deckt auch die Bereiche Trainerinnen, Funktionärinnen und<br />
Schiedsrichterinnen ab. „Als erster Meilenstein wurde in der<br />
Sportschule Lindabrunn ein eigener Nachwuchstrainerinnenkurs<br />
ausschließlich für Frauen abgehalten. Dieser Kurs bot den perfekten<br />
Einstieg – ohne Besserwisser und Nebengeräusche“,<br />
resümiert Trainerin Maria Wolf. Als Projektpartner möchte<br />
der blau-gelbe Fußballverband rasch weitere Angebote<br />
folgen lassen. Über diese kann man sich in den kommenden<br />
Wochen und Monaten auf der neu gestalteten Website unter<br />
www.frauenpower-noe.at auf dem Laufenden halten.<br />
NÖFV<br />
OBERÖSTERREICH<br />
Vereinscoaching-<br />
Tagung 20<strong>22</strong><br />
Die Vereinscoaching-Tagung vom OÖ FUSSBALLVERBAND und<br />
der Österreichischen Gesundheitskasse haben 318 Personen<br />
von 162 Vereinen verfolgt. Zukunftsfähige Vereine brauchen<br />
Akteure; Menschen, die engagiert Aufgaben übernehmen, die<br />
Organisation mitgestalten, die Lust haben, mitzumachen. Doch<br />
wie gelingt es, Menschen zum „lustvollen“ Mitmachen zu<br />
bewegen? Diese Frage wurde gemeinsam mit Vortragenden<br />
wie Johnny Ertl und Britta Redmann erörtert. Fazit: Wollen<br />
Vereine zukunftsfähig werden oder bleiben, setzt dies eine<br />
genaue Kenntnis der Wünsche und Ansprüche der Engagierten<br />
voraus, um diese für sich zu überzeugen und nachhaltig zu<br />
gewinnen. Gerade in unserer zunehmend digitalen und agilen<br />
Welt bedarf es auch für Vereine einer Gestaltung insbesondere<br />
von persönlichen Beziehungen, um zu erkennen und zu wissen,<br />
was „mein Gegenüber“ zu einem dann wahrhaft verbindlichen<br />
Engagement aus seinem Herzen heraus bewegen kann.<br />
OÖFV/LUI<br />
BURGENLAND<br />
TRYOUT LIGA für<br />
Mädchenteams<br />
Da es immer mehr fußballspielende Mädchen, aber noch nicht<br />
so viele Mädchenteams gibt, die am Ligabetrieb teilnehmen,<br />
hat der Burgenländische Fußballverband beschlossen, die<br />
TRYOUT LIGA ins Leben zu rufen. Dies ist eine „wilde Liga“,<br />
an der jedes Mädchenteam, das möchte, teilnehmen kann.<br />
Es müssen keine Vorgaben erfüllt werden. Vereine können<br />
einander kontaktieren<br />
und Freundschaftsspiele<br />
ausmachen.<br />
Die Spielregeln und<br />
Rahmenbedingungen<br />
können selbst geschaffen<br />
werden (wie<br />
viele Spielerinnen,<br />
welche Altersklasse,<br />
Spielort und -zeit,<br />
andere Bestimmungen<br />
…). Somit gibt es<br />
eine Möglichkeit für<br />
Mädchenteams, die<br />
vielleicht gerade dabei sind, sich aufzubauen oder zu gründen,<br />
bereits Spiele zu bestreiten. Dies ohne Notwendigkeit einer<br />
Mannschaftsnennung und ohne fixe Spieltermine. So<br />
funktioniert’s: Schickt ein Mail mit allen wichtigen Daten<br />
(Ansprechperson, Kontaktdaten, Altersgruppe, Spielort …) an<br />
office@bfv.at und/oder realgirlsplaysoccer_bgld@gmx.at.<br />
54<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
KÄRNTEN<br />
18 neue Kärntner<br />
<strong>ÖFB</strong>-D-Diplom-TrainerInnen<br />
SFV<br />
VFV<br />
VORARLBERG<br />
Projekt „Mädchen<br />
an den Ball“<br />
Der Vorarlberger Fußballverband ist in die Offensive gegangen<br />
und hat das Förderprojekt „Mädchen an den Ball“ gestartet.<br />
Dadurch wurden bereits viele neue junge Kickerinnen<br />
gewonnen. Mittlerweile ist das Projekt an elf Stützpunkten<br />
vertreten. Schirmherrin ist die ehemalige Italien<br />
Legionärin Elke Scheubmayr. 700 Frauen spielen zurzeit im<br />
Ländle Fußball. Den jungen Nachwuchs gezielt fördern lautet<br />
das Motto dieses Förderprojekts. Eine eigene U13- und<br />
U14-Mädchenmeisterschaft soll in den nächsten Jahren<br />
entstehen. Im oberen Bereich ist Frauenfußball (Planet Pure<br />
Frauen Bundesliga, Frauen 2. Liga Mitte/West, Vorarlberg<br />
Liga, Landesliga) bereits gut entwickelt, nur der Unterbau<br />
fehlt über weite Strecken. Mit Stützpunkt-Trainingseinheiten<br />
sollen die Mädchen zum Fußball kommen und dort auch<br />
bleiben. Die Zielsetzung lautet, mehr Mädchen zum Fußball<br />
zu bringen; die Mädchen beim Fußball halten; Kompetenzen<br />
entwickeln; den Mädchen und Frauenfußball noch salonfähiger<br />
als bisher machen; eine bessere Spitze durch mehr<br />
Breite schaffen. Alle Infos gibt es unter www.vfv.at oder<br />
https://www.facebook.com/MaedchenandenBall.<br />
SALZBURG<br />
Spezieller C-Diplom-Kurs<br />
für Trainerinnen<br />
Vom 14. bis 21. August 20<strong>22</strong> findet im<br />
BSFZ Faaker See ein Trainerinnenkurs<br />
zum UEFA-C-Diplom statt. Ein Ziel muss<br />
es sein, mehr Frauen für die Trainerinnenausbildung<br />
zu gewinnen. Gewinnt man Frauen als Trainerinnen,<br />
gewinnt man auch eine Vielfalt an Kompetenzen,<br />
die für Vereine/Verbände von großer Bedeutung sein können.<br />
Die Diversität in Vereinen/Verbänden kann eine große<br />
Chance für die Zukunft bieten. Damit sich weiter eine<br />
positive Entwicklung einstellt, veranstalten die drei Landesverbände<br />
Salzburg, Steiermark und Kärnten einen<br />
UEFA-C-Diplom-Kurs nur für Frauen. Die Anmeldefrist ist<br />
bis Sonntag, 1. Mai 20<strong>22</strong>, angesetzt und entweder über<br />
Fußball Online oder per Mail an michael.salbrechter@kfvfussball.at<br />
möglich. Der Kursbeitrag von 250 Euro (Normalpreis:<br />
650 Euro) kann deshalb so niedrig gehalten werden,<br />
da der Kurs sowohl vom <strong>ÖFB</strong> als auch von den beteiligten<br />
Landesverbänden (KFV, StFV, SFV) zur Förderung<br />
des Frauenfußballs 20<strong>22</strong> gestützt wird.<br />
Am 16. und 20. Februar 20<strong>22</strong> fanden in der Geschäftsstelle<br />
des Kärntner Fußballverbandes unter Einhaltung<br />
der aktuell geltenden COVID-Bestimmungen wieder<br />
Trainerprüfungen für das <strong>ÖFB</strong>-D-Diplom statt. Die insgesamt<br />
18 Prüfungen wurden von KFV-Sportdirektor<br />
Wolfgang Robatsch und Martin Kaiser abgenommen. Im Anschluss<br />
überreichten die beiden die neuen Diplome und Trainercards als<br />
Abschluss der Ausbildung. Die Ausbildung zum <strong>ÖFB</strong>-D-Diplom richtet<br />
sich an Männer und Frauen, die gern im Fußball mit Kindern<br />
arbeiten, sich persönlich und fachlich weiterentwickeln wollen und<br />
einen ersten Schritt in der Ausbildung als TrainerIn zum Ziel haben.<br />
Wir gratulieren allen Teilnehmenden zur positiv absolvierten Prüfung<br />
und hoffen, dass die Trainerausbildung in den kommenden Wochen<br />
und Monaten weitergeführt wird.<br />
<strong>ÖFB</strong>-D-Diplom: Sebastian BALLA, Michael BRUGGER, Ivan<br />
DRMAC, Günter FRAUNHOFER, Johannes HABERL, Raffael<br />
KÄFER, Hansjürgen KNAUDER, Sven LOVRIC, Mario MIHAJLOVIC,<br />
Harald NINDL, Jasmin ORTNER, Mario RITSCHER, Bernhard<br />
RÖSSLHUBER, Berit ROTTENSTEINER, Aleksandar SIMIC, Patrick<br />
UGGOWITZER, Selina WEISSNEGGER, John Alan WINCHESTER<br />
WIEN<br />
Optimistisch in den Frühling<br />
Zwar hat uns die Pandemie noch immer im Griff, jedoch<br />
wurden zuletzt zum Thema Fußball Verordnungen verkündet,<br />
die berechtigten Grund zum Optimismus geben. Fußballspiele<br />
dürfen wieder frequentiert werden. Auch im Amateurbereich<br />
können Zuseher auf die Plätze kommen. Eine „Öffnung“,<br />
die natürlich bei WFV-Präsident Robert Sedlacek, dem höchsten<br />
Fußballfunktionär der Bundeshauptstadt, Freude auslöst: „Ich<br />
habe stets alle Beteiligten gebeten, in dieser schwierigen Zeit<br />
nicht aufzugeben, kühlen Kopf zu bewahren und weiterzukämpfen.<br />
Und das hat sich ausgezahlt, wenn ich nur an die letzte Spielsaison<br />
denke. Da konnte unser Verband im Gegensatz zu anderen<br />
Bundesländern die jeweiligen Meister und Aufsteiger in den einzelnen<br />
Fußballleistungsklassen ermitteln. Ich habe damals der<br />
Hoffnung Ausdruck verliehen, dass es uns im jetzigen Spieljahr<br />
gelingen wird, die reguläre Meisterschaft – mit Titelträger und<br />
Aufsteiger – durchzuführen.“ Wiens Verbandschef im Nachsatz:<br />
„Das ist uns allerdings nur mithilfe unserer Funktionäre gelungen,<br />
die aufgrund ihres unermüdlichen Einsatzes für die Einhaltung<br />
der permanenten Auflagen gesorgt haben. Und aktuell<br />
schaut es ja sehr vielversprechend aus, es gibt erfreulicherweise<br />
Erleichterungen. Trotzdem dürfen wir nicht leichtsinnig werden.<br />
So können wir es auch weiterhin schaffen, bis endlich die<br />
Pandemie zur Gänze überwunden ist.“<br />
KFV<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 55
TEXT MICHAEL GRASWALD<br />
Internationaler Aufstieg<br />
Österreichs Schiedsrichterinnen<br />
und Schiedsrichter<br />
rücken im FIFA-<br />
Ranking auf. Dadurch<br />
ergeben sich für die Aktiven<br />
neue Möglichkeiten.<br />
Für die Verantwortlichen<br />
ist es ein Zeichen<br />
von Wertschätzung.<br />
Die UEFA hat das neue Ranking für<br />
Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter<br />
festgelegt, die künftig internationale<br />
Spiele leiten werden. Dabei<br />
dürfen sich einige <strong>ÖFB</strong>-Referees<br />
über einen Aufstieg in die nächsthöhere<br />
Kategorie freuen.<br />
Eine strukturelle Veränderung nahm der<br />
Kontinentalverband dabei bei der Einteilung<br />
der Männer vor. Die Spitze bildet weiterhin<br />
die sogenannte Elite-Kategorie, in der aktuell<br />
kein <strong>ÖFB</strong>-Schiedsrichter aufscheint. Darunter<br />
reihen sich nun noch die Kategorien<br />
eins und zwei. Die zuvor noch bestehende<br />
Kategorie drei wurde mit der zweiten zusammengelegt.<br />
Weinberger neu in Kategorie eins<br />
Mit Julian Weinberger schaffte ein weiterer<br />
<strong>ÖFB</strong>-Schiedsrichter den Sprung in die zweithöchste<br />
Stufe, die Kategorie eins, in der mit<br />
Harald Lechner und Manuel Schüttengruber<br />
bereits zwei Österreicher vertreten sind.<br />
Der 37-jährige Wiener Polizist, der seit<br />
2018 als FIFA-Schiedsrichter amtiert, leitete<br />
in dieser Saison Spiele der Bundesliga, der<br />
2. Liga und im UNIQA <strong>ÖFB</strong> Cup. Zudem pfiff<br />
er bis zum Redaktionsschluss ein Spiel in<br />
der UEFA Conference League und eines in<br />
der U21-EM-Quali. Somit verfügt Österreich<br />
seit langer Zeit wieder über drei Unparteiische<br />
in Kategorie eins.<br />
„Es war ein langer Weg bis hierher, darum<br />
bedeutet mir dieser Aufstieg natürlich<br />
extrem viel“, freut sich Weinberger. Und weiter:<br />
„Ich muss sagen, dass der Aufstieg in<br />
die First Category nun doch recht schnell<br />
gegangen ist, ich habe gar nicht damit ge-<br />
Julian Weinberger<br />
schaffte den<br />
Aufstieg in die<br />
Kategorie eins.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
56<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
echnet, darum freut es mich umso mehr.<br />
Es ist eine schöne Auszeichnung für meine<br />
gezeigten Leistungen, weil die UEFA natürlich<br />
niemanden in eine höhere Kategorie<br />
einstuft, wenn die Leistungen nicht passen.<br />
Man muss also seinen Teil dazu beitragen<br />
und das ist mir gelungen, darauf bin ich<br />
schon stolz. Als Schiedsrichter in der First<br />
Category ergeben sich für mich nun ganz<br />
neue Möglichkeiten, wie beispielsweise ein<br />
Spiel in der Europa League zu leiten.“<br />
Auch Robert Sedlacek, der Vorsitzende<br />
der <strong>ÖFB</strong>-Schiedsrichterkommission, freut<br />
sich mit Weinberger: „Es ist für das österreichische<br />
Schiedsrichterwesen eine schöne<br />
Auszeichnung, dass es durch das Aufrücken<br />
von Julian Weinberger nun drei Österreicher<br />
in der Kategorie eins gibt. Julian hat sich das<br />
durch seine souveränen Leistungen wirklich<br />
verdient. Dass wir nun einen dritten Platz in<br />
der ersten Kategorie dazubekommen haben,<br />
zeigt auch die Leistungssteigerung unserer<br />
<strong>ÖFB</strong>-Referees.“<br />
Dem pflichtet auch Weinberger bei:<br />
„Meiner Meinung nach war in dieser Hinsicht<br />
die Einführung des VAR in der heimischen<br />
Liga ganz entscheidend. Es ist ein<br />
deutliches Signal an die UEFA, dass sich an<br />
den Rahmenbedingungen für Schiedsrichter<br />
in Österreich etwas tut. Es ist schon eine<br />
Anerkennung, dass wir nun drei Referees<br />
in der First Category haben.“<br />
Ein weiteres Zeichen der Wertschätzung<br />
gegenüber den <strong>ÖFB</strong>-Schiedsrichtern ist,<br />
dass mit Harald Lechner nach längerer Pause<br />
wieder ein <strong>ÖFB</strong>-Referee zum Schiedsrichterkurs<br />
der UEFA-Elite-Referees, der vom<br />
31. Jänner bis 3. Februar auf Zypern stattfand,<br />
eingeladen wurde.<br />
Durch die Zusammenlegung der Kategorien<br />
rücken Christopher Jäger, Sebastian<br />
Gishamer und Christian-Petru Ciochirca in<br />
die Kategorie zwei auf, in der auch weiterhin<br />
Walter Altmann geführt wird.<br />
Österreich bekommt wieder<br />
dritte FIFA-Schiedsrichterin<br />
Neben Marina Aufschnaiter und Olivia<br />
Tschon wird es künftig mit Maria Ennsgraber<br />
wieder eine dritte österreichische FIFA-<br />
Schiedsrichterin geben. Die Oberösterreicherin<br />
absolvierte im vergangenen Jahr<br />
das UEFA-CORE-Programm, das junge<br />
SchiedsrichterInnen auf internationale Einsätze<br />
vorbereitet.<br />
Aufsteigerinnen: Maria<br />
Ennsgraber (rechts) und<br />
Lena Hirtl rücken auf.<br />
UEFA<br />
OHNE BREITE<br />
KEINE SPITZE<br />
VON ROBERT SEDLACEK<br />
Vorsitzender der <strong>ÖFB</strong>-Schiedsrichterkommission<br />
Bis zu ihrem Karriereende war Barbara<br />
Poxhofer Österreichs dritte FIFA-Schiedsrichterin.<br />
Ennsgraber rückt nun auf den frei<br />
gewordenen Platz nach. Lena Hirtl steigt zur<br />
FIFA-Schiedsrichterassistentin auf. Sie absolvierte<br />
im vergangenen Jahr gemeinsam<br />
mit Ennsgraber das UEFA-CORE-Programm<br />
und überzeugte mit exzellenten Noten in<br />
allen Bereichen.<br />
Im Bereich Futsal gab es hingegen keine<br />
Änderung. Dort gibt es mit Daniel Stauber<br />
und Manuel Wolf weiterhin zwei österreichische<br />
FIFA-Referees.<br />
„Ich möchte allen unseren Schiedsrichterinnen<br />
und Schiedsrichtern zu ihren Leistungen<br />
und speziell zu ihrem Aufstieg gratulieren.<br />
Sie alle sind ein Vorbild für junge<br />
Referees, die sehen, dass das österreichische<br />
Schiedsrichterwesen internationale<br />
Anerkennung erfährt“, so Sedlacek.<br />
FIFA-Schiedsrichter Harald Lechner ist eine große Ehre zuteilgeworden:<br />
Erstmals seit zehn Jahren durfte ein <strong>ÖFB</strong>-Vertreter ein K.-o.-Spiel in<br />
einem europäischen Bewerb leiten. Er kam mit seinem Team beim Duell<br />
zwischen Maccabi Tel Aviv und PSV Eindhoven in der Zwischenrunde<br />
der UEFA Conference League zum Einsatz. Der letzte Österreicher, der<br />
ein Spiel in einem K.-o.-Bewerb leitete, war Robert Schörgenhofer im<br />
Februar 2012. Wir hoffen und sind sehr zuversichtlich, dass es künftig<br />
wieder vermehrt Einsätze auf diesem Niveau für unsere Schiedsrichterinnen<br />
und Schiedsrichter geben wird. Die Einführung des VAR in Österreich<br />
ist da nur ein Schritt, den es auf diesem Weg benötigt hat.<br />
Ein großer Fokus des <strong>ÖFB</strong> wird auch auf der Gewinnung und Mobilisierung<br />
von Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern im Breitenfußballbereich<br />
gelegt. Hier gibt es gemeinsam mit den Landesverbänden Initiativen,<br />
um junge Talente zum Schiedsrichtern zu bringen und ihnen auch<br />
Entwicklungsperspektiven aufzuzeigen und anzubieten. Wir haben alle<br />
erlebt, wie sich die Gesellschaft und das Freizeitverhalten in den letzten<br />
Jahren verändert haben. Das hat der Fußball auf allen Ebenen gespürt,<br />
viele Aktive und Funktionäre sind uns verloren gegangen. Hier müssen<br />
wir Angebote schaffen, um sie zurückzuholen und auch frische Kräfte zu<br />
mobilisieren. Jedes Spiel braucht schließlich Regeln – und Menschen,<br />
die dafür sorgen, dass diese Regeln eingehalten werden. Die Rolle als<br />
Schiedsrichter oder Schiedsrichterin ist auch eine hervorragende Lebens-<br />
und Charakterschule. Das wollen wir noch mehr verdeutlichen.<br />
Mehr Infos gibt es unter www.wirliebenleder.at.<br />
CH. HOFER<br />
KOMMENTAR<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 57
TEXT GERHARD GERSTENMAYER,<br />
JOHANN HECHTL<br />
Strafbares Handspiel:<br />
Wann folgt Gelb<br />
oder Rot?<br />
Wann wird ein strafbares Handspiel zur<br />
Unsportlichkeit?<br />
Grundsätzlich ist bei einem strafbaren Handspiel<br />
keine Disziplinarmaßnahme zu ergreifen. Hat der<br />
Schiedsrichter nun einen Ballkontakt mit der<br />
Hand / dem Arm als Vergehen bewertet, ist von<br />
ihm aufgrund der Gesamtsituation sofort zu beurteilen,<br />
ob zusätzlich zur Spielstrafe (Freistoß /<br />
Strafstoß) dennoch eine „persönliche Strafe“<br />
(Disziplinarmaßnahme) auszusprechen ist.<br />
Spielfeldverweis<br />
(Ausschluss – Rote Karte):<br />
Diese Disziplinarmaßnahme ist bei zwei Situationen<br />
zu ergreifen:<br />
Verhindern eines Tores: Ein Spieler verhindert<br />
durch ein strafbares Handspiel das unmittelbare<br />
Eindringen des Balles ins Tor, wodurch ein reguläres<br />
Tor verhindert wird.<br />
Beispiel: Ein Angreifer schießt den Ball bei<br />
laufendem Spiel auf das gegnerische Tor, ein Verteidiger<br />
steht zwischen den Torpfosten auf der<br />
Torlinie und schlägt den Ball auf Kopfhöhe mit<br />
der Hand weg. Durch dieses Handvergehen wurde<br />
ein Tor verhindert und der Verteidiger ist mittels<br />
der Roter Karte auszuschließen. Das Spiel wird<br />
mit Strafstoß fortgesetzt.<br />
Verhindern einer offensichtlichen Torchance: Der<br />
Unterschied zu obigem Beispiel ist, dass in diesem<br />
Fall nicht unmittelbar ein Tor verhindert wird,<br />
jedoch eine „offensichtliche Torchance“ vorliegt,<br />
d. h., dass ohne das angeführte Handvergehen<br />
die angreifende Mannschaft sozusagen den Ball<br />
Spieler, Trainer und Fans liegen<br />
mit dem Aufschrei „Hand“ meistens<br />
richtig, jedoch sind zur Bewertung<br />
einer Straf barkeit und<br />
zu einem möglichen Ergreifen<br />
einer Disziplinarmaßnahme<br />
doch einige Parameter zu berücksichtigen,<br />
die der Schiedsrichter<br />
in Sekundenbruchteilen<br />
richtig einschätzen muss.<br />
nur noch ins Tor schießen muss, wobei der Torhüter<br />
(oder statt ihm auch ein anderer Verteidiger)<br />
noch näher an der Torlinie sein könnte.<br />
Beispiel: Ein Spieler läuft mit dem Ball Richtung<br />
Tor, er spielt den Ball knapp vor dem Strafraum<br />
(könnte auch im Strafraum sein) zu einem<br />
auf gleicher Höhe mitlaufenden weiteren Angreifer.<br />
Ein zwischen diesen beiden Spielern stehender<br />
Verteidiger schlägt den Ball mit der Hand weg,<br />
wodurch der mitlaufende Angreifer nicht in Ballbesitz<br />
kommt. Dieser hätte von seiner Position<br />
etwa beim Strafraum-Teilkreis eine offensichtliche<br />
Torchance vorgefunden, da nur noch der Torhüter<br />
in seinem Tor stand und kein weiterer Verteidiger<br />
hätte eingreifen können. Dieser Verteidiger ist<br />
wegen der „Verhinderung einer offensichtlichen<br />
Torchance“ (DOGSO) auszuschließen, unabhängig<br />
davon, ob das Handspiel innerhalb oder außerhalb<br />
des Strafraums erfolgt ist.<br />
Verwarnung (Gelbe Karte):<br />
Ein Spieler ist zu verwarnen, wenn er durch ein<br />
strafbares Handspiel einen aussichtsreichen Angriff<br />
verhindert oder unterbindet. Neuerdings wird<br />
für diese Situation bereits sehr oft der englische<br />
58<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Begriff „Stop a Promising Attack“ (SPA) verwendet.<br />
Als „aussichtsreichen Angriff“ wertet der<br />
Schiedsrichter eine Positionierung der Spieler,<br />
bei der die angreifende Mannschaft einen entsprechenden<br />
freien Raum für den Spielaufbau<br />
bzw. den Angriff vorfindet, dazu gut anspielbare<br />
Positionen von Mitspielern, nach Möglichkeit zumindest<br />
ein „Spieler-Gleichstand“ mit den Verteidigern<br />
vorliegt und dieser Spielzug durch ein<br />
strafbares Handspiel eines Gegners unterbrochen<br />
wird. Oft ist dies bei einem „Doppelpass“ der<br />
Fall, sodass der Ball nicht zum Mitspieler oder<br />
wieder zurück zum Passgeber gelangen kann.<br />
Als verwarnungswürdige „SPA-Situation“<br />
gilt auch das strafbare Handspiel bei einem<br />
„Schuss auf das Tor“, wenn also ein Verteidiger<br />
den Ball, der aus zentraler Position Richtung Tor<br />
geschossen wird, durch ein Handspielvergehen<br />
abwehrt, aber noch keine Torchancenverhinderung<br />
vorliegt. Dies kann sowohl bei einem Freistoß,<br />
z. B. durch einen Spieler in der Mauer, erfolgen,<br />
als auch aus dem laufenden Spiel heraus.<br />
Eine Flanke von der Seite (z. B. von der Torlinie)<br />
in den Strafraum kann daher nicht als „Schuss<br />
auf das Tor“ gewertet werden.<br />
Wird per Handspiel<br />
eine „offensichtliche<br />
Torchance“<br />
verhindert, gibt<br />
es Rot.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
Vorteil:<br />
Wird vom Schiedsrichter nach einem strafbaren<br />
Handspiel der Vorteil angewendet, ist die jeweilige<br />
Disziplinarmaßnahme, die sonst zu verhängen<br />
wäre, um eine Stufe zu reduzieren, unabhängig<br />
davon, ob ein Tor erzielt wird oder nicht.<br />
Gelangt der Ball also bei einer „Torverhinderung“<br />
trotzdem ins Tor, da er von der Hand des<br />
Verteidigers ins Tor prallt, oder es kann ein Angreifer<br />
den abprallenden Ball unmittelbar danach<br />
ins Tor (oder daneben) schießen, wird der Verteidiger<br />
nur verwarnt (Gelbe Karte). Das Gleiche<br />
gilt, wenn bei der „Verhinderung einer offensichtlichen<br />
Torchance“ der Schiedsrichter den Vorteil<br />
anwendet, auch da wird Rot zu Gelb – unabhängig<br />
vom Ausgang des Spielzugs.<br />
Wendet der Schiedsrichter nach einem Handvergehen<br />
bei einem „aussichtsreichen Angriff“<br />
den Vorteil an, entfällt die nachträgliche Verwarnung<br />
wegen dieser Unsportlichkeit.<br />
Die Rolle des Torhüters<br />
Für den Torhüter gelten bezüglich des Handspiels<br />
nur innerhalb seines Strafraums besondere Regelungen.<br />
Relativ neu ist (seit der Saison 2020/21):<br />
Berührt der Torhüter im Strafraum den Ball nach<br />
einer Spielfortsetzung (Abstoß, Freistoß, theoretisch<br />
auch Einwurf) ein zweites Mal (auch mit der<br />
Hand / dem Arm), ist er entsprechend dem Vergehen<br />
zu sanktionieren: Also mit Rot, wenn er<br />
durch diese „Doppelberührung“ eine „offensichtliche<br />
Torchance“ verhindert, bzw. mit Gelb, wenn<br />
ein aussichtsreicher Angriff unterbunden wird. In<br />
diesem Fall wäre jedoch die Spielfortsetzung ein<br />
indirekter Freistoß.<br />
Unsportlichkeit durch den Angreifer:<br />
Ein Angreifer ist nach einem strafbaren Handspiel<br />
zu verwarnen, wenn er dieses Handspiel begeht,<br />
um ein Tor zu erzielen. Dabei hat der Schiedsrichter<br />
die Gesamtbewegung des Spielers zu berücksichtigen,<br />
ob diese einschließlich des beabsichtigten<br />
Handspiels darauf abzielt, den Ball gleich<br />
direkt mit der Hand ins Tor zu befördern oder sich<br />
den Ball mit der Hand / dem Arm so herzurichten,<br />
dass er ihn anschließend etwa mit dem Fuß ins<br />
Tor oder Richtung Tor schießen kann.<br />
Erkennt der Schiedsrichter diese Absicht<br />
beim Angreifer, hat er diesen zu verwarnen, unabhängig<br />
davon, ob dadurch ein Tor erzielt wird<br />
oder nicht.<br />
Die gesamten Spielregeln sind auf der IFAB-Homepage<br />
abrufbar: https://www.theifab.com<br />
CORNER 01/<strong>22</strong> 59
Mixed Zone<br />
VON AKTUELL BIS ZEITLOS<br />
TRAUER<br />
UM HANS<br />
MENASSE<br />
Der <strong>ÖFB</strong> trauert um den<br />
zweifachen Nationalteamspieler<br />
Hans Menasse, der<br />
kurz vor seinem 92. Geburtstag<br />
verstorben ist. Menasse<br />
wurde 1930 in Wien als Sohn<br />
geboren und wuchs in Döbling<br />
auf, wo er von seinem<br />
Vater, einem begeisterten Vienna-Anhänger,<br />
erstmals zu<br />
Fußballspielen auf die Hohe<br />
Warte mitgenommen wurde.<br />
Im Alter von acht Jahren<br />
kam Menasse 1938 im Rahmen<br />
einer britischen Rettungsaktion<br />
für jüdische Kinder<br />
mit einem Kindertransport<br />
nach England, wo er<br />
aufwuchs und im Nachwuchs<br />
von Luton Town spielte.<br />
Nach Kriegsende kehrte<br />
er nach Österreich zurück<br />
und trat 1947 der Vienna bei.<br />
Nach seiner Rückkehr aus<br />
Großbritannien lief der<br />
Rechtsaußen in 113 Spielen<br />
für die Blau-Gelben auf und<br />
erzielte dabei 55 Tore. Im April<br />
1953 debütierte Hans Menasse<br />
bei einem 1:1 gegen<br />
Ungarn in Budapest im Nationalteam.<br />
Seinen zweiten<br />
Einsatz im Nationalteam absolvierte<br />
er nach der WM<br />
1954 bei einem 2:2 gegen<br />
Jugoslawien.<br />
Der <strong>ÖFB</strong> wird Hans Menasse<br />
stets in ehrenvoller Erinnerung<br />
behalten.<br />
GEPA-PICTURES.COM<br />
<strong>ÖFB</strong> startet eigene NFT-Kollektion<br />
it dem Launch einer eigenen<br />
NFT-Kollektion hat der<br />
M<strong>ÖFB</strong> eine völlig neue Möglichkeit<br />
für Fans geschaffen, die Stars<br />
der österreichischen Nationalteams<br />
noch näher kennenzulernen und exklusive<br />
Goodies zu erhalten. Gemeinsam<br />
mit dem österreichischen Startup<br />
„AhoiKapptn!“ hat der <strong>ÖFB</strong> NFTs,<br />
sogenannte „Non-Fungible Tokens“<br />
mit Motiven der Spielerinnen und<br />
Spieler der <strong>ÖFB</strong>-Nationalteams herausgebracht.<br />
Die mithilfe der Blockchain-Technologie<br />
erwerb- und handelbaren<br />
NFTs bieten die Chance auf<br />
einzigartige Erlebnisse und Belohnungen<br />
wie Meet & Greets, signierte<br />
Matchworn-Trikots oder ein Training<br />
mit <strong>ÖFB</strong>-TrainerInnen. Der <strong>ÖFB</strong> ist<br />
einer der ersten internationalen Fußballverbände,<br />
die eine eigene NFT-<br />
Kollektion herausbringen, und nimmt<br />
damit eine Vorreiterrolle im Bereich<br />
der Digitalisierung ein. Ziel dieses<br />
innovativen digitalen Angebots ist es,<br />
im Bereich der Interaktion mit Fans<br />
neue Möglichkeiten zu schaffen.<br />
Gerade die Nähe zu den Spielerinnen<br />
und Spielern ist pandemiebedingt<br />
in den vergangenen beiden Jahren<br />
oftmals zu kurz gekommen. Ausführliche<br />
Informationen zur <strong>ÖFB</strong>-NFT-<br />
Kollektion gibt es auf nft.oefb.at.<br />
Was ist ein NFT?<br />
Als NFT wird ein Non-Fungible Token bezeichnet. Ein<br />
NFT wird auf einem Block in der Blockchain gespeichert<br />
und ist immer rückverfolgbar. Die technische Revolution<br />
liegt darin, dass dieser Token einzigartig und<br />
demnach nicht austauschbar ist. Nach viel beachteten<br />
Aktionen der Kunstszene steigen nun auch die ersten<br />
großen Player der Sportbranche in den NFT-Markt ein.<br />
Wie können Fans <strong>ÖFB</strong> NFTs erwerben?<br />
1. Wallet aufsetzen<br />
Unter Wallet versteht man eine digitale Geldbörse.<br />
Eines der bekanntesten Wallets heißt MetaMask und<br />
kann als mobile App oder Erweiterung im Chrome-<br />
Browser heruntergeladen werden.<br />
2. Ethereum (ETH) erwerben<br />
Ethereum (ETH) zählt zu den gängigsten Kryptowährungen<br />
und hat sich am NFT-Markt als beliebtestes<br />
Zahlungsmittel bewährt. Wer noch kein ETH besitzt,<br />
kann es auf der Kryptobörse seines bzw. ihres Vertrauens<br />
kaufen.<br />
3. ETH auf Wallet transferieren<br />
Das ETH muss auf das digitale Wallet (z. B. MetaMask)<br />
transferiert werden. Man benötigt ausreichend ETHs,<br />
um den Kaufpreis des NFTs und die Netzwerkgebühren<br />
(Gas Fee) zu bezahlen.<br />
4. NFT erwerben<br />
Fans und Fußball-LiebhaberInnen können unter<br />
nft.oefb.at bis zu zehn NFTs pro Transaktion erwerben<br />
(„minten“).<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
60<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
GEPA-PICTURES.COM<br />
Nicole Billa ist erneut<br />
Österreichs Fußballerin<br />
des Jahres!<br />
ie 25-jährige Tirolerin setzt sich bei der von der<br />
Austria Presse Agentur (APA) unter den sportlich<br />
D Verantwortlichen der zehn Frauen-Bundesliga-Klubs<br />
durchgeführten Wahl zur österreichischen Fußballerin des<br />
Jahres zum zweiten Mal nach 2019 durch. Die Legionärin<br />
von der TSG 1899 Hoffenheim kommt auf die Rekordanzahl<br />
von 25 Abstimmungspunkten und ist zudem die erste Zweifachsiegerin<br />
des prestigeträchtigen Preises, der seit 2018<br />
vergeben wird. Hinter Billa landen in diesem Jahr Bayern<br />
Münchens Sarah Zadrazil und Barbara Dunst (Eintracht Frankfurt)<br />
mit jeweils 9 Zählern. Die Hoffenheim-Stürmerin sicherte<br />
sich mit 23 Treffern – 9 davon in der Rückrunde – in der<br />
abgelaufenen Saison in der deutschen Frauen-Bundesliga<br />
erstmals überhaupt die Torjägerinnen-Krone und wurde vom<br />
deutsche Fachmagazin „kicker“ zudem als erste Österreicherin<br />
zu „Deutschlands Fußballerin des Jahres“ gewählt.<br />
SCHULBANK STATT WINTERPAUSE FÜR<br />
ZADRAZIL, WENNINGER & CO.<br />
DAVID ALABA ZUM 8. MAL<br />
FUSSBALLER DES JAHRES<br />
Österreichs Fußballer des Jahres 2021 heißt David Alaba.<br />
Der <strong>ÖFB</strong>-Teamspieler in Diensten von Real Madrid setzte sich<br />
in der von der Austria Presse Agentur unter den zwölf Bundesligatrainern<br />
durchgeführten Wahl mit 44 Punkten klar vor<br />
Karim Adeyemi (FC Red Bull Salzburg/25) und Christoph<br />
Baumgartner (TSG 1899 Hoffenheim/8) durch. Für Alaba ist es<br />
die achte Auszeichnung als Fußballer des Jahres, er ist damit<br />
Rekordhalter. „Es ist eine unglaublich schöne Auszeichnung,<br />
ich bin sehr dankbar dafür. Mein Dank geht an alle, die mich<br />
gewählt haben, aber auch an meine Mitspieler und Trainer, die<br />
dazu beigetragen haben, dass ich diese Auszeichnung entgegennehmen<br />
darf. Das hat einen hohen Stellenwert für mich“,<br />
sagt David Alaba.<br />
Von wegen Winterpause! In der eigentlich fußballfreien Zeit versammelten sich zu Jahresbeginn 20<strong>22</strong> zahlreiche Top-Fußballerinnen<br />
wie Sarah Zadrazil und Carina Wenninger im burgenländischen Steinbrunn, um das dritte von insgesamt vier Modulen zum Erwerb<br />
des UEFA-B-Diploms, der dritthöchsten europäischen Trainerlizenz, zu absolvieren. Nach dem erfolgreichen Pilotprojekt in der Saison<br />
2019/20, in der der Kurs erstmals exklusiv für Berufsspielerinnen angeboten wurde, steuert die vom <strong>ÖFB</strong> und der Bundessportakademie<br />
(BSPA) organisierte zweite Auflage nun ebenfalls bereits auf die Zielgerade zu. „Der Kurs ist unter anderem deshalb interessant, weil er<br />
aktiven Spielerinnen eine Einstiegsmöglichkeit ins Trainerinnenwesen bietet“, sagt <strong>ÖFB</strong>-Kursleiter Alexander Diridl. „Es ist wichtig für<br />
jede Fußballerin, sich Gedanken für die Zeit nach der Karriere zu machen“, pflichtet Bayern-Legionärin Sarah Zadrazil bei. Der Startschuss<br />
zum aktuell laufenden Kurs fiel im Sommer 2021. Der vierte und letzte Block soll im kommenden Sommer abgehalten werden.<br />
Die Prüfungen werden im nächsten Winter abgenommen.<br />
<strong>ÖFB</strong>/KELEMEN (2) <strong>ÖFB</strong>/KELEMEN<br />
CORNER 01/<strong>22</strong><br />
61
WASWURDEAUS …<br />
… ZELJKO VUKOVIC?<br />
TEXT HANS HUBER<br />
Ein Held, aus Zufall geboren<br />
F<br />
ußball-Österreich<br />
fiebert dem ersten<br />
Teil des WM Play-offs entgegen. Wie<br />
schon vor zwanzig Jahren, als mit dem<br />
sensa tionellen 1:1 in Tel Aviv gegen<br />
Israel die Barrage gegen die Türkei erreicht<br />
wurde. Diese ging zwar glatt verloren,<br />
aber Österreichs Fußball hatte neue Helden<br />
gewonnen. Der markanteste von ihnen: Zeljko<br />
Vukovic – ein Star, aus Zufall geboren.<br />
Denn damals, in der Quali<br />
für die WM 2002 in Japan<br />
und Südkorea, musste Österreich<br />
beim abschließenden<br />
Gruppenspiel in Tel Aviv<br />
ein Unentschieden erkämpfen,<br />
um eine neue Chance<br />
zu erhalten. Aufgrund der<br />
brisanten poli tischen Lage<br />
in Israel weigerten sich zahlreiche<br />
Teamspieler, dort anzutreten.<br />
Teamchef Otto<br />
Baric musste dennoch an<br />
einem Team basteln. In dem<br />
Puzzle fehlte aber noch ein<br />
Libero. Baric wollte dem<br />
Stürmer Ivica Vastic diese<br />
Position, die er auch schon<br />
bei Sturm Graz gespielt hatte,<br />
anvertrauen. Dieser aber<br />
riet ihm, doch den ebenfalls<br />
in Kroatien geborenen Zeljko<br />
Vukovic, der seit Jahren<br />
bei Vorwärts Steyr, GAK und<br />
Klagenfurt überzeugte, zu<br />
ho len. Der erstaunte Baric<br />
wusste gar nicht, dass „Vuko“<br />
Österreicher und daher<br />
einsatzberechtigt war, obwohl<br />
er schon freundschaftliche<br />
Spiele für Kroatien absolviert hatte. Ein<br />
Teambaby wurde geboren – mit über 39<br />
Jahren!<br />
Vukovic dankte in Tel Aviv mit einer starken<br />
Partie und hatte auch bei der entscheidenden<br />
Szene seine Beine im Spiel. Nach<br />
einem Doppelpass mit Freund Vastic wurde<br />
dieser gefoult, Herzog verwandelte den Freistoß<br />
zum entscheidenden Ausgleich. „Ich<br />
habe mir die Szene schon hunderte Male<br />
angesehen und wundere mich immer<br />
wieder, weil der Andi eigentlich schon zu<br />
schwach zum Stehen war und dennoch traf“,<br />
erinnert sich Vukovic.<br />
2001 war Vukovic (unten<br />
2018 als Hobbykicker)<br />
gegen die Türkei dabei.<br />
GEPA-PICTURES.COM (2)<br />
Ein Heldenepos, das im Play-off keine<br />
Fortsetzung fand: klare Niederlagen gegen<br />
die Türkei (0:1, 0:5). „Die Türken holten dann<br />
bei der WM Platz 3, da waren wir chancenlos!“,<br />
fasst Vukovic seinen Abschied aus dem<br />
Team zusammen. „Ich bin dankbar, dass ich<br />
die Spiele im Nationalteam erleben durfte!“<br />
Überraschende Wendungen gehörten aber<br />
immer wieder zur Karriere des Zeljko Vukovic.<br />
Der Dipl.-Ing. für Maschinenbau<br />
hatte eigentlich<br />
nie vor, Fußballprofi zu werden.<br />
Bei Lok Zagreb schaffte<br />
er es bald in die Notizbücher<br />
und Kader der großen<br />
Klubs, ohne sein Studium<br />
zu vernachlässigen. Der<br />
sich anbahnende Krieg in<br />
seiner Heimat ließ ihn nach<br />
Österreich wechseln, wo er<br />
sich mit überzeugenden<br />
Leistungen ins Herz der<br />
Fans spielte: Bei Steyr und<br />
beim GAK wurde er ins<br />
Jahrhundert-Team gewählt,<br />
mit Klagenfurt jubelte er<br />
über Aufstieg, Cup und Supercup.<br />
Danach verstärkte<br />
er noch unterklassige<br />
Teams, weil ihn der Fußball<br />
einfach nicht losließ. Als<br />
Profitrainer wollte er freilich<br />
nie arbeiten, obwohl er die<br />
UEFA-Pro-Lizenz besitzt.<br />
„Ich könnte also auch Real<br />
Madrid trainieren. Ich wundere<br />
mich eigentlich immer,<br />
warum die nicht anrufen“,<br />
witzelt er. Doch er widmet<br />
sich ohnehin lieber seiner Familie. Seine Begeisterung<br />
für IT sowie seine 2002 abgegebene<br />
Diplomarbeit (Programmiersprachen)<br />
kam ihm auch bei seinem Beruf, stellvertretender<br />
Abteilungsleiter IT Service im Landeskrankenhaus<br />
Weststeiermark in<br />
Deutschlandsberg, entgegen: „Da bin ich<br />
schon seit 13 Jahren.“ Ganz aber kann er<br />
den Fußball doch nicht lassen. Im Herbst<br />
noch Trainer bei SC Bad Gams, beschränkt<br />
er sich jetzt auf Seniorenkickerl. Und die vier<br />
Enkelkinder halten Vukovic, der kürzlich seinen<br />
60er gefeiert hat, ohnehin mehr auf Trab<br />
als jedes Training …<br />
62<br />
CORNER 01/<strong>22</strong>
Zum 4. Mal in Folge Testsieger mit der Bestnote “überragend“<br />
als bestes Mobilfunknetz Österreichs – sowie erneut Testsieger<br />
als bestes Festnetzinternet für zu Hause und im Büro.*<br />
*Bestes Mobilfunknetz bestätigt von connect (Ausgaben: 1/20<strong>22</strong>, 1/2021, 1/2020, 1/2019).<br />
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